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DOPE SEX ROCK: Ungeratener Ablass
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eBook320 Seiten3 Stunden

DOPE SEX ROCK: Ungeratener Ablass

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Über dieses E-Book

Mitte der 80-er Jahre in einem Ostseedorf der DDR. Erik ist Mitte 30 und während der Sommerferien Leiter eines Betriebsferienlagers. In der Zeit treibt er Volkssport Nr. 1: Fremdgehen. Zunächst geht er mit der Speerwerferin Carla ins Bett, die im Ostseedorf ihr Trainingslager für die Weltmeisterschaft absolviert, danach schläft er mit einer Urlauberin aus dem Westen.\
Carlas Trainer sorgt dafür, dass die Westgeliebte abreist, damit Carla ihr anabol entfesseltes Verlangen mit Erik befriedigt. Es kommt wiederholt zum Streit zwischen den beiden, weil Carla aggressiv ist. Erik lässt sich das gefallen, weil er fürchtet seine Privilegien zu verlieren.\
Doch die Teilnahme an der Weltmeisterschaft wird Carla versagt, sie fühlt sich betrogen. Als sie Trost bei Erik sucht, stellt der fest, dass er nur benutzt wurde.\
20 Jahre später erfährt Erik von Carlas Tod, die ihr Millionenerbe der Sportförderung stiftet.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Dez. 2012
ISBN9783844235265
DOPE SEX ROCK: Ungeratener Ablass

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    Buchvorschau

    DOPE SEX ROCK - Titte Radikalski

    Imprint

    DOPE SEX ROCK, Ungeratener Ablass

    Titte Radikalski

    published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright: © 2012 Titte Radikalski ISBN 978-3-8442-3526-5

    An Rechtfertigung des Autors Statt

    „Durch Erfahrungen am eignen Leib und durch sonstige Beobachtungen unterrichtet, sah er [der Autor] ein, dass die Erotik in seinem Buch beträchtlichen Raum beanspruchen musste. Nicht, weil er das Leben fotografieren wollte, denn das wollte und tat er nicht. Aber ihm lag außerordentlich daran, die Proportionen des Lebens zu wahren, das er darstellte."

    Erich Kästner in der Weltbühne über seinen Roman „Fabian"(1931)

    Vorspann

    UngeheuerTraum

    Durchs Fenster fiel das Licht des frühen Nachmittags auf Eriks leere Schreibtischplatte.

    Im Flachbildschirm legte ein dunkelhäutiger Kraftathlet eine gebräunte Frauenfälschung flach und aus den Boxen quoll Ostrock. Gegenseitig zogen sich die Profificker im Plasmaclip die Teleskope raus und Erik streifte seinen weißen Schlüpper an dem Bauch herunter und richtete seinen glattgezogenen Lauf auf und piepelte die beiden eingesackten Nüsse vor und spannte den gedehnten Hosengummi unter den Nüssekranz.

    Kolbenknebelndknetend schlug er sich noch auf die Schalen drauf. Raufundrunter rutschte seine Faust am Edelstahl und strich an seinem glatten Unterleib entlang. Ein Tröpfchen träufelte aus seiner Kappe, so wie ein Tropfen Tau an Blüten klebte

    (Später dann, wenn wir den Schlaf verjagt, bring ich dir einen Kaffee. Oder was Heißeres noch: Spiel zwischen Nase und Zeh. Du wirst sehn, wie Regen schwebt und wie sich Berg und Tal verwebt. Ein Tropfen Tau an Blüten klebt. Sonah.), so nahm er 2 Tempotücher aus der Knisterpackung, um seinen Ständer zu umwickeln.

    Vergrauter Pelzbewuchs über muskulösen Schultern, fleischigen Brusthügeln und kugeliger Bauchtrommel gewuchert, war abgestochen an der Südgrenzfurche, die sich vom linken zum rechten Beckenrand pflügte, vonwoab abwärts die Haut kahlglatt geschabt war. Dortwo Keinhalm weitundbreit den strammen Lilienstamm umstand, strich ihm frische Brise zwischen die Charlotten, alsob Schluck Sekt auf seiner Zunge prickelte.

    Rittlings verstöpselten sich die Profianalisten im Pornoclip. Kunstbrustimplantate reckte das Frauenimitat alswie weitvorstehende Schultütentitten, beiwo Kunstbrustwarzenpflaster schräg nach außen äugten. Bikinis Umrisse

    (Ich im Bikini und ich am FKK, Ich frech im Mini, Landschaft ist auch da ja.) loderten auf der solariumgebrannten Haut: Zweiweiße Dreiecke auf zweistraffen Silikongipfeln täuschten Körbchen vor unds Höschen war als weißes Tangadreieck auf die Vorderseite aufgemalt. Mittendurchschnitten ragten die ZweiPobacker und die Blass&BraunBruchlinie entsprang in bodenloser Backenklammtiefe.

    Praktisch alle Haare der umoperierten Imitantenwalküre auf den Hüften und auf den Brüsten und auf den Schultern und auf dem Kinn und auf den Wangen wie Oberschenkeln und im Nacken und unter den Achseln und in der Nase und

    auf dem linken Ohre wie dem Schienbeine und auf den Armen und auf dem Bauche und auf dem rechten Ohre und ober der Oberlippe wie auf der Wadele und auf dem Hals und auf der Pobacke und unter der Unterlippe und

    auf der linken Mamilla wie dem Kniele und auf den Rippen und am Sacke und an der Taille und auf dem Rückengraben und auf der Klamm und

    auf dem LowerSixPack wie den Fesseln und auf dem MiddelSixPack wie den Fußspannen und auf dem UpperSixPack wie den Zehnzehen

    waren auf das Reinlichste zernichtet —

    und nur ein schmalschwarzer Schambüschelstümmelrest war quasiwie ein Hitlerbärtchen als HaubitzenSchutzSchild über der Stelle gestanden, vonwo der aufgerichtete HaubitzenKanonenLauf ins Ferne zielte.

    Hochpoliert glänzte die Lackhaut der Gefälschten und unwaschbar geölt das FlachBauchBrett. Der Siemann schüttelte die blonde Mähne wie der grüne Esel einst sein grünes Fell herzeigte

    (Welch Wunder! rief die ganze Stadt. Ein Esel zeigt sich grün, der rote Füße hat. Das muss die Chronik einst den Enkeln noch erzähln, was es zu unsrer Zeit für Wunderdinge gab.).

    Ununterschieden verhübscht zur IlluSuperTitelmodelVisage: die Augenbrauen verzogen und die Augenlider verschwärzt und die Augenwimpern verlängert und die Wangen verfüllt und verpudert und das Kinn verrundet und die Lippen verspritzt und verrötet.

    Grasgrüner Sprinterhose entwuchs Eriks blankgewetzter Handlaufholm.

    Hautbespannte Gummibälle des apokalyptischen Reiters, des fünften, prellten raufrunter, ihrseine Silikonhüften schwappten hoch und sanken unter im Tikke-Takke, zu dem möchtegernganzsteifes ÖstroSchwert Synkopen wippte. Vom UnterhinterSportsmann waren EisenSchenkel und OstereierAdventskranz übrig und der AstAbzweig eines mächtigen Stahlgemächtes, beringt mit einem Präserlatex, der verlockte: Geh und fang dir den Vogel!

    (Und die Mutter, die drängte, geh und fang dir den Vogel. Aber ich fing ihn nicht. Dass er erst noch ergründe alle zehntausend Winde! Darum fang ich ihn nicht.) Glühend schliffen Erik und der falsche Fuffziger mit ihren Hülsenhänden die Knüppelwände bis sie abschossen und die amberglänzende WeibsBlüte kleckste auf die schwarzen SchweißSchenkel des übrigen Kraftschenkelpaares und Erik spritzte elfenbein durchs weiße

    (White - / the sort of tears is white / and black’s my lonely night, / when you will go away / someday. / Let me sing that song / of the golden girls / and the men so strong - / sad old song.)

    Zellstoffhäutchen. Einkrampfend kosteten seine eingerollten Fußsohlen den AusstoßAusflussAustriebAusschuss bis zum gleichstromartigen Summen aus.

    (An den Stegen, den Stegen der Einsamkeit, dort am blutwarmen Ufer der Gier; nach der Liebe und nach der Geborgenheit, im Flüstern der Strudel, im Strom, als fänden wir da Ruhe schon.)

    Als Erik eines Morgens aus unzüchtigem Traume erwachte, fand er sich in seinem Bett mit einem ungeheueren Samenfleck bedeckt.

    Zug Bier schluckte er durch Dosenschlitz, als das Haus taukalt im Frühgrau dämmerte.

    Jugendklubhaus

    Als Erik Brenner und Siggi Dürkopp im Jugendklubhaus von Kieserow ankamen, lief die Musik bereits auf vollen Touren. Sie winkten Jimmi Kägebeen hinter dem Mischpult zu, das auf der Bühne unter einem verbleichendabblätternden Spruchband mit Marxbart und Leninkinn aufgestellt war.

    [Vwäs zm 0. Jhrag dr Rpik! oder: Wffnbrer - Klsbder - Gmeim sicrn wr Frden und Szliss. oder: S we wr hut arbten, wrdn wr mrgn lbn. oder: Usr Ja dr szlistschn Verfsng dr DR oder: Min Arbplz - Men Kpfplz fü dn Frdn! oder: Abit mt, ple mt, rgre mt! oder: De Dtsch Dmosche Rpbk - Rttr ds Frdns. oder: Dr Soisus sgt! —

    Da knst d ml rtn!]

    Vierfünf Mädchen schafften sich im Kreis auf der sonstlautleeren Tanzfläche. Eine Muskelbepackte mit ärmelloser, weißer Bluse wiegte sich in der sommerheißen Saalluft. Ein dünner HaarStummelschwanz wippte im Takt ihrer Kopfbewegungen. Auf den Oberarmen hatten die Sonnenstrahlen Stöße zwischen ebony+ivory eingebrannt, als ob die Arme nicht am Ellbogen geteilt wären, sondern in der Mitte des Oberarms. Kragenlos trat ihr wulstiger Schultergürtel hervor. Steilaufgestellt wie eine am Hals angelehnte Metallkapuze stieg ihr NackendreieckGebirgsmassiv auf. Rund und prall wälzten sich die Schulterstahlkappen weit über die Oberarme hinunter.

    Invollerprachtstehend schob sich der BizepsKolben seitlich aus der Kappe heraus, auf der Innenseite prangte verschlungen ein VenenSchlangenornament. Armstreckend klappten die beiden weißen Ecken des Trizeps aus und armbeugend wieder ein. Armhebend lockten SchwarzBüschel in ihren ParabolAchseln, künstliche Kuhlen wie in hellem Beton gegossen, dem Beton der hoch und flächig vorstehenden Klein- und Großbrustmuskeln und dem Beton des GlattabschließendenLatt. Zuleitungen für einen RiesenSchaltkasten aus BlutGefäßdrähten waren auf der Innenseite des Unterarms verkabelt. Seitlich trieb das InnenhandFleisch am Handrücken vorbei und der Handballen türmte hornige Schwielen vom Hantelanpacken auf.

    Platt hingen ihre Titten von der Brustwand, zwei glattgelutschte Sauerkirschkerne kugelten sich durch den Blusenstoff. Wie ein angewachsener Schutzschildpanzer vor den Blicken von hinten spannte sich ein aufgeblähtes Muskelsegel hinter den Achseln abwärts bis zur Taille. Wenn sie Erik die Rückseite zuwandte, ahnte er unter ihrer Bluse die beiden FeuerwehrSchläuche des Rückenmuskels mit einer Hohlkehle dazwischen, die er am liebsten schon jetzt mit jedem seiner Finger, seinem Mund, seinen Lippen, seiner Zunge hinabrutschen wollte.

    Den Rockstoff strafften 2 knallrunde Pobacker, die von 2 braven SlipnahtAbdrücken gekreuzt wurden. 2 fleischige Oberschenkelballen packten die Kniescheiben ein. Die Absätze ihrer Sandalen sorgten dafür, dass die Wadenkonturen sich im Rhythmus ihrer Bewegung abwechselnd einkerbten und wieder glätteten. Kribbelig meldete sich seine Eichel und Blut strömte in sein Rohr.

    Balkanfolklore ahmte die Musik nach nach der Pause. Die AuftaktFensterGeige von City schwebte durch die heiße Luft in die Höh und Erik nickte die Muskulöse mit einem Lächeln zur Tanzfläche.

    Beide Hände legte er an ihre Hüften und sie ihre auf seine Oberarme. Sie begannen zu tanzen. Langsam zog er die Jünglingin zu sich heran und lehnte seine Wange gegen ihr Haar. Wie zufällig strichen seine Lippen an ihren oberen Ohrrand.

    Nicht die Stirne noch am Fenster kühlen grummelte der Möchtegernbarde die Verse der verlassenen Frau, die keine Ruhe fand, Eriks Bemühungen anfachend, ihn weiter vorandrängend durch den Rockbeat unter der Lyrik.

    Wieder kündete der Lautsprecher trotzigtraurigunverfänglich: Flieg ich durch die Welt, flieg ich durch die Welt! Erik bewegte seinen Mund an ihrem Ohr entlang, unmerklich ganzwenig und sie neigte ihr Ohr seinen Lippen zu. Keineworte mehr brachte der Wortlosbarde heraus, nur noch waberquacksilbendes aah babababababa, bubibubi bubuduweiduwei.

    Mutiger schob er seine Lippen an ihr Ohrläppchen und drückte einen sanften Kuss darauf. Als er den Mund vom Ohrrand löste, drehte er sein Gesicht zu ihr und ihre Lippen tasteten auf seine drauf und ihr kratziges Kinn blieb an seinem KinnBart hängen.

    Stahlhart fühlte er ihre Taille und seine Hand strich die Rückengebirgsrücken entlang und fuhr ab ins Tal dazwischen. An seinem Bauch klebte ihr Sixpacksattel.

    Das Geigenspiel verebbte und sie blieben stehen ohne sich anzusehen. Zwischen ihrem Sixpack und seinem Bauch quälte sich sein Ständer. Es war dunkel, sie hielten sich fest, er hatte seine Hände unschuldig an ihren Hüften, die keinen Millimeter Luft preisgaben für seinen Aufrichter und ihre Arme lagen harmlos entspannt auf seinen Schultern, schon bereit seinen Hals zu umschlingen.

    Als alle Pärchen um sie herum wieder aneinandergeschmiegt ohne Raumgewinn mit den Hüften schaukelten (Tanzen konnte man das nicht nennen), da zog er ihren Kopf leicht zu sich heran und küsste sie wieder auf den Mund. Sachte, Lippe auf Lippe und wartete, wie sie antwortete: Weichweichweichempfänglich, ihre Lippen verlangten nach seinen und er strich mit all seinen Seiten auf ihren herum und auf alldem, was vielzuviel drumherum war. Seine gierige Zunge ließ er noch nicht frei.

    Der Text aus den Boxen strömte in den schummrigvernebelten Saal und trieb seinen Trieb voran: An den Stegen, den Stegen der Einsamkeit, dort am blutwarmen Ufer der Gier, genauso, dachte er, ich steh am Ufer der Gier mit ihr zwei am Ufer der Gier am Ufer auf dem Steg dem Steg ins Meer der Gier.

    Die Stimme der gertigen, gerstenkornnippligen Sängerin mit den langblonden Haaren, die längst schon im Westen mit plattgebügelter Schlagerstimme Liedchen trällerte, die Stimme konnte so rockig und lasziv alle, aber auch alle ♂♂Phantasien wecken. Wie konnte man nur expressiven Rock gegen biederes Trällern eintauschen.

    Nach der Liebe und nach der Geborgenheit sind wir längst schon wieder hier. Nach der Gier dann, die Geborgenheit der Befriedigung spüren, den unbekümmerthaltlosen Ausbruch noch erinnernd, das hungrige Übereinanderherfallen in sich aufbewahren und verstecken. Vorausträumte Erik.

    Er zog Carla zu sich heran, Brust an Brust, Nippel an Nippel, Haut an Haut tasteten sich ihre Leiber. Er streckte seinen Kopf vor und näherte seine Wange an ihre Haarspitzen. Er drängte in ihre dünnen Haare hinein bis sich ihre durchschimmernde Kopfhaut an seine Wange schmiegte. Sein harter Schieber rieb an ihrem harten Sixpack.

    Als Jimmi Kägebeen die Pause ansagte, nahm er ihre hartgummiharte Hand und zog sie vor die Saaltür, um der stickigen Luft zu entkommen. Hinter der Hausecke hielt Erik an und seine Lippen federten in der Dunkelheit auf ihren schaumgummiweichen Mund.

    Plötzlich quietschten Autobremsen vor dem Saaleingang. Erik hörte Rufe. Die Hartkautschukhand presste Erik im Genick zum Weiterküssen. Der aber wich zurück. Sie reckte ihren Kopf zum Nachthimmel und fluchte laut mit Bassstimme: „Scheiße."

    Sie federte ihn sich mit ihrem Sixpack vom Leibe, drehte sich um und dröhnte zu ihrem Trainer:

    „Wat willste hier? Hatman nichtmalhier seine Ruhe? Ich binhier priiwaat. Haste gehört: priiwaahat! Wennde rumspionieren willst, dennmachdat woanders."

    Der Trainer zog sie wortlos am Arm und schob sie in den Lada. Kurz trafen sich die Blicke von Erik und Trainer Piotrowski. Erik bedeutete mit hochgezogenen Brauen: Muss das sein!

    Piotrowski legte den Kopf schräg und zog den Mund in die Breite: Geht nicht anders.

    Der Trainer stieg ein und der Lada fuhr ab in Richtung Sportschule.

    Erik schaute verunsichert hinterdrein. Verdammt, wie meinte sie das – Scheiße? Na, wird schon kommen, das geile Muckibiest, glaubte er felsenfest, dass sie in seiner Spätkantine auftauchte.

    Küchenklub

    „Товариш Trainer? Paket für dich vom Kurierdienst."

    Piotrowski drehte sich um und erkannte Tiedke, den früheren Küchenchef seines Sportclubs.

    Товариш Trainer nannte man Piotrowski nicht nur, weil sein Name wie ein russischer Vorname klang. Piotrowski sprach aus ungeklärten Gründen ein eigenartiges Deutsch. Einige meinten, es wäre ein schlesischer oder ostpreußischer Dialekt und andere ein Dialekt der Russlanddeutschen, Wolga Kaukasus Schwarzmeer oder Bessaraber,

    [Frappante 94 Prozente der 93 Tausend Bessarabiendeutschen bestanden 1940 die Gesundheitsprüfung zur Einbürgerung „Heim ins Reich". Für eine inzuchtgezeichnete, weil aus einer Ausgangspopulation von 9 Tausend bereits untereinander verwandter Individuen und über einen Zeitraum von 125 Jahren nicht gemischten Diaspora mit Ahnenverlust und drohender Inzuchtdepression hervorgegangenen Volksgruppe war dieses Ergebnis ein populationsgenetisch sensationelles, tief unterschätztes Phänomen, auch wenn hie und da dem äußeren Anschein nach gehäuft Krummbeinigkeit und Krummfingrichkeit in Kombination mit Hypermobilität und Minderwuchs (offensichtlich mit Tendenz zu Chondromalazie), obgleich streng anthropometrisch genommen keineswegs Kleinwüchsigkeit, auffielen. Es ist eben nicht evident, dass die Fortpflanzung und Vermehrung (hier: Verzehnfachung) innerhalb einer geschlossenen Gruppe und damit eines engen Allelbestandes Verblödung und Verkränkung nach sich ziehen oder sogar versiegende Fortpflanzungslust. Es kommt hingegen viel mehr darauf an, welche Ausprägungsarten der Gene in dem Bestand existieren. Sind keine defekten Ausprägungsarten vorhanden, so können diese gar nicht phänotypisch auftreten, mit Ausnahme der durch Mutation entstandenen. Unter Einbeziehung der ausschließlich von menschlichen Gesellschaften hervorgebrachten und nicht nur tolerierten, sondern sogar akzeptierten Nicht-oder-doch-Zusammenlebensformen wie der Homosexuellen-Ehe oder des kinderlosen Single-Daseins, darf auch ein wissenschaftlich unverstellter Blick auf die Legitimität des Inzesttabus und der Kriminalisierung der Geschwisterehe gewagt werden. Verallgemeinernd sind diese Moraldogmen aus humanwissenschaftsbiologischer Sicht nicht zuverlässig stützbar. Sie bedeuten vielmehr das Eingeständnis einer weitfortgeschrittenen, alarmierenden Degeneration der dem Tabu unterliegenden oder sich fügenden Population und keineswegs moralische, kulturelle, soziale oder im weitesten Sinne zivilisatorische Progressivität.—

    Sieh da! Sieh da! TomatenTheo! Wie gewagnert und vermutigt, zuENDEvergeSCHLUSSfolgert für einen imausdemNICHTStätigen WissenschaftlerForscherKleinGeist!

    Entroll du mal ein würdig Pergamèn, und lass den ganzen Himmel bei dir niederkommen, haha.]

    niemand wusste es so genau und er selbst reagierte ausweichend, wenn man ihn danach fragte. Bei offiziellen Anlässen bediente er sich kurz angebundener, unauffälliger Allgemeinplätze. Wenn Piotrowski aber ganz privat war, so hatte man den Eindruck, er hätte sein Deutsch am Leipziger Herder-Institut aufgeschnappt, gemeinsam mit dunkelhäutigen Stipendiaten aus befreundeten Ländern, die Deutsch fürs Studium eingepaukt bekamen.

    Küchenchef Tiedke winkte Товариш Trainer heran und lud ihn ein

    (Neulich wahh

    ichmalwiederinAmerikahh

    und da traf ich einen Herrn

    von der Mafiahh

    er lud mich ein

    in ein MakkaroniRestaurant -

    und ich dachte: O.k.,

    gehst mal mit

    vielleicht wird das ganze

    inteRessa-ant.)

    in den Personalraum. Tiedke stellte zwei PIC limogläser neben das Päckchen auf die nackte Sprelacardtischplatte, goss MargonTonic ein und füllte die mit einem doppelten Gin auf.

    Товариш Trainer besah sich das fremdländische Etikett der Ginflasche:

    Wie alte Zeiten./ Auf die alten Zeiten. Was machst du mit der lieben, kleinen Carla hier, die kenn ich noch aus den alten Zeiten. Überhaupt mitten im Sommer, habt ihr nicht im August WM? Da ist die erste Reihe doch in Kienbaum und für die anderen ist Urlaub?/ Weißschon nachnominierte Carla für WM und nach Kienbaum brauchtse nich. Schippe drauflegen alswie andere damit Vorbereitung anders. Durchbox für ohne andere hier trainieren. Zuerst kein Ersatz, nu immer nachnominiert. Weißschon Sonderweg wie Schippe auflegen./ Jaja drauflegen, aber sag mal: Carla zur WM? Da war sie aber noch nie, oder?/ Weißschon: Dieses Jahr WM, nächste Olympia. Immer bei WM vorn, Olympiastart sicher und fährt. Chance ein Mal./ Wie lange ist Carla eigentlich schon dabei?/ 6zwanzig und Klubkader, weißschon: Essenempfang aus Kübel von achte Klasse. Weißschon wärse weg aus Fenster, aber nu Nachnominierung kann immer ins Gute kommen. Weißschon volle Risiko angehen mit Belastung hoch, intensiv und Umfang, immer untypisch, weißschon sechzig5 in Training nicht absetzen, weißschon Minimum sechzig8 bestes siebzig. Proster auf gehtgut, weißschon./

    Der Trainer starrte in sein PIC glas: „Letzte Gin-Reserven von damals?"

    Der Koch nickte süßsauer über die Bemerkung zum Gin. Tiedke war aus seinem Sportclub zwangsversetzt in die Sportschule Kieserow. Offiziell hieß es, weil er privat Westschnaps abgezweigt hätte. Aber inoffiziell wusste jeder, dass er was mit der Tochter vom Klubchef angefangen hatte. Der Klubchef war ein alter Klassenkämpfer aus der Arbeitersportbewegung. Für die privaten Belange im Klassenkampf hatte er nicht viel übrig und witterte überall Einflüsse des Klassenfeindes, die er bekämpfen müsste. Nur, dass er in der eigenen Familie längst schon den Kampf verloren hatte, ohne es zu merken. Der Koch war nicht der erste Seitensprung seiner Tochter, die sich gern bei feierlichen Anlässen im Sportclub herumtrieb und dabei munter fremdging. Volkssport Nummer 1 eben. Ihr Mann, ein kleines Licht bei der Bezirksleitung, hatte nichts zu melden. Nur der Alte wollte das alles nicht wahrhaben und ließ den Koch per Parteiverfahren nach Kieserow strafversetzen.

    Besser man hat als man hätte. Apropos alte Geschichten, Товариш Trainer: Seit wann hast du Carla wieder in der Trainingsgruppe? War da nicht was mit Carla und dir? Ich habe da was im Hinterkopf. Kam zwar nicht an die große Glocke, sie war über 18, aber irgendwas war da./

    Товариш Trainer traten lila Flecken auf den Hals, seine Miene versteinerte:

    Weißschon, nix, durcheinander, alteOsuppekalte./ Nee, nee, ihr seid nachts über die Hintertreppe zu ihrem Internatszimmer, nach der Feier zum Irgendwas Ichweißnichmehr./ Bin nie, ach./ Ihr hattet nicht bedacht, was jeder im Internat wusste: Auf der Hintertreppe standen die heimlichen Raucher und die Pärchen, die ungestört sein wollten. Die hielten sich möglichst unsichtbar und verzogen sich bei Gefahr. Eines Tages hieß die Gefahr Товариш Trainer, ihr wart noch nicht oben, da hat das der ganze Klub gewusst./ Immer falsch wasde hast. Ich wars nicht, weißschon. Schon so schwer. Vor Jahren Carla trainiert, aber jetzt Scheiße gelaufen. Mein 3 A-Kader: Sabine mit Abriss Arm bei Sehne, Gesine mit gelb Leber in Klinik, Liane immer gezerrt Rücken und Seite. Keine Qualli, ausgefallen alle. Wer Schuld? Товариш! Kannste etwa für? Scheiße! Cheftrainer Befehl Parteiauftrag: Товариш Fitmachen Carla auf WM. Mach Dreck weg mal! Товариш mach! Was anderen haben bei Training, Medizin weißschon, für Medaille kommt. Aber Carla? Nie bei WM und Sache blöde damals, immer stocksauer./

    Der Koch ließ das Thema fallen und erkundigte sich:

    Ich habe mir Carla aus der Nähe angeschaut: Ich weiß noch, wie sie vierzehn war und auf die Sportschule kam. Sie ist kaum wiederzuerkennen, so hohle Wangen über dem breiten Gesicht, gar nicht fraulich ohne Bäckchen. Und Knollennase und tiefe Grübchen, ganz schön herb. Und sie spricht auch so tief. Ich glaube nicht, dass da noch mal einer anbeißt./ Se soll nich singen, aber Speer werfen./ Der Spruch ist aber nicht von dir, sondern vom Schwimmpräsidenten. Hat der beim Interview im Westfernsehen gesagt und dabei gelacht. Aber wenn die Schwimmerinnen zum WM-Lehrgang kommen, da mischen die hier die Männer auf, Freudenhaus ist gar nix. Wer da bei 3 nicht auf den Bäumen ist, der wird ohne Gnade abgeschleppt, auch Verwundete und Verletzte. Frag mal den Lagerleiter von nebenan, der könnte eine Fickliste führen, welche Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen er schon flachgelegt hat./ Gut kennste? Carla braucht in Freizeit wie abschleppen, weißschon./ Ich soll die wohl verkuppeln? He, Товариш Trainer, ich bin doch keine Puffmutter. Warum machst du es nicht wie einige deiner Kollegen, die ihre Schützlinge selber begatten. Hier auf Lehrgang, da gibt man sich keine Mühe, das zu verbergen. Da hättste doch alles unter Kontrolle./ Weißschon Sache dumme damals. Reine Zwang jetzt Carla. Kennste Lagermann aus nebenan?/

    Der Koch schmunzelte über die Hartnäckigkeit, mit der Piotrowski seine

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