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Weltuntergang 2019
Weltuntergang 2019
Weltuntergang 2019
eBook336 Seiten4 Stunden

Weltuntergang 2019

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Über dieses E-Book

Der große französische Visionär Nostradamus hinterließ der Nachwelt ein aus 942 vierzeiligen Versen und zwei Prosatexten bestehendes Werk, das Vorhersagen zum Schicksal Europas enthalten soll, die mit dem Jahr 1555 beginnen. Ein Großteil dieser Vorhersagen ist bereits eingetroffen.
Dieses Buch stellt noch nicht eingetroffene Vorhersagen anderen Prophezeiungen aus dem europäischen Raum gegenüber und zeigt die teilweise verblüffende Ähnlichkeit auf. Es enthält außerdem einen Vorschlag, wie man die 942 Vierzeiler in eine sinnvolle Reihenfolge bringen kann und erklärt, wie Nostradamus Zeitangaben verschlüsselte.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum9. Sept. 2012
ISBN9783844231335
Weltuntergang 2019
Autor

Heinrich Becher

Seit über 30 Jahren beschäftige ich mich mit den Prophezeiungen von Nostradamus und anderen Vorhersagen zum Schicksal Europas.

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    Buchvorschau

    Weltuntergang 2019 - Heinrich Becher

    Impressum

    Weltuntergang 2019

    Heinrich Becher

    Published by epubli GmbH, Berlin,

    www.epubli.de

    Copyright: © 2012 Heinrich Becher

    ISBN 978-3-8442-3133-5

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    Der Mann aus Salon

    Das Leben des Michael Nostradamus

    Die „Propheties"

    Das Vorwort an César

    Übersetzung

    Anmerkungen zum Vorwort an César

    Der Brief an König Heinrich

    Übersetzung

    Anmerkungen zum Brief an König Heinrich

    Das Geheimnis der Propheties

    Die Adlerländer

    Der Osten

    Finsternis

    Die Finsternis in anderen Quellen

    Feuer vom Himmel

    Der Komet

    Ein kosmischer Treffer?

    Überschwemmungen

    Die grausame Partei

    Das Jahr 1999

    Attila und Xerxes

    Das große Abräumen

    Die Sonnenfinsternis

    Die Völkerwanderung

    Der Antechrist

    Versuch einer Datierung

    Friede auf Erden – für wie lange?

    Quellennachweis

    Vorwort

    „Den kannst Du vergessen, sagte kürzlich ein guter Bekannter zu mir, als ich mit ihm über meine Absicht sprach, ein Buch über die Prophezeiungen von Nostradamus zu veröffentlichen. „Was der geschrieben hat, ist doch alles Humbug. Der hat doch für 1999 den Weltuntergang prophezeit und lag gründlich daneben. Das sagt doch schon alles, fuhr mein Bekannter fort, der eigentlich ein heller Kopf ist. „Hast Du Dich denn überhaupt richtig mit Nostradamus auseinandergesetzt, fragte ich ihm, woraufhin er einräumen musste, dass dies nicht der Fall sei. Er fügte hinzu, dass doch sowieso jeder wisse, dass die so genannten Prophezeiungen dieses merkwürdigen Franzosen nichts als hohle Phrasen seien. „Da bist Du aber gewaltig im Irrtum, mein Freund, entgegnete ich, „was kann der arme Nostradamus dafür, dass man seine Verse so zurechtbog, dass sie zu der damaligen Milleniums-Hysterie passten und die Sensationsgier der Menschen befriedigten."

     Dass der merkwürdige Visionär aus Salon-de-Provence den Untergang der Sowjetunion vorhergesehen hatte und dass zwei deutsche Nostradamus-Exegeten die entsprechenden Vorhersagen bereits Jahre vor dem Zerfall des Ostblocks richtig gedeutet hatten, spielte schon keine Rolle mehr.

    Als dann am 11. September 2001 in New York die Zwillingstürme des Word Trade Center zusammenbrachen, machte sich niemand die Mühe, bei Nostradamus nachzusehen. Genauso wenig will man wahrhaben, dass die aktuelle Währungskrise nicht beherrschbar ist und geradewegs in den Abgrund führt. Nostradamus erwähnte dies allerdings nur am Rande in einer Zeile des Vierzeilers II.14: „Das öffentliche Vermögen zu Land und Meer verflüchtigt."

    Vergleicht man Nostradamus‘ Vorhersagen mit anderen Prophezeiungen aus Europa und über das Schicksal Europas, dann wird man verblüffende Übereinstimmungen feststellen, die kaum zufällig sein können. Schon gar nicht wird man sie damit erklären können, dass sich die Visionäre bei Nostradamus bedient haben, handelte es sich doch häufig genug um schlichte Menschen, die aus ihrer Gabe keinerlei Nutzen zogen, sondern sich häufig auch noch Anfeindungen ausgesetzt sahen. Selbstverständlich gab es zu allen Zeiten Scharlatane, die die Gutgläubigkeit ihrer Mitmenschen schamlos ausnutzten, doch sollte man sich davor hüten, alles über den Kamm unserer sensationslüsternen, materiell ausgerichteten Zeit zu scheren.

    Man muss auch berücksichtigen, dass die Prophezeiungen von Nostradamus Jahrhunderte lang eher einer gebildeten Oberschicht zugänglich waren, weil sich das einfache Volk Bücher nicht leisten konnten. Diejenigen, die Geld und Muße hatten, sich mit Nostradamus‘ Prophezeiungen zu beschäftigen, suchten zuallererst nach einem „Schlüssel", mit dem sie die 942 scheinbar willkürlich angeordneten Verse in die richtige Reihenfolge bringen konnten. Dann würde sich das Geheimnis der Prophezeiungen schon lüften.

    Natürlich tat es das nicht. Ich habe mich über 30 Jahre lang mit Nostradamus‘ Prophezeiungen beschäftigt, und dabei blieb es nicht aus, dass mir der eine oder andere Vorschlag für einen „Schlüssel" untergekommen ist. Dass alle diese Versuche zum Scheitern verurteilt waren, lag bei logischer Überlegung eigentlich auf der Hand.

    Diejenigen Autoren, die mit einem empirischen Ansatz an die Prophezeiungen herangingen, konnten zahlreiche Vorhersagen richtig deuten, auch ohne einen „Schlüssel". Zu Ihnen gehören Erika Cheetham, Kurt Allgeier, N. Alexander Centurio, Jean-Charles de Fontbrune sowie dessen von mir besonders geschätzter Vater Dr. Max de Fontbrune. Letzterer hatte richtig erkannt, dass der Brief an König Heinrich mehrere prophetische Abschnitte enthält und einen Vergleich mit dem Mehrfarbendruck gezogen. Damit war er auf dem richtigen Weg, den er nur nicht konsequent zu Ende verfolgte.

    Von Dr. de Fontbrunes Ansatz, bis zu der Lösung, die ich in diesem Buch vorstellen werde, war es nur ein kleiner Schritt; er musste nur gewagt werden.

    Das Gesamtbild, das sich aus den beiden von Nostradamus verfassten Prosatexten und den 942 vierzeiligen Versen ergibt, zeigt deutlich, dass die Zukunft von zwei großen apokalyptischen Ereignissen bestimmt wird. Das erste ist der Einschlag eines Himmelskörpers auf der Erde, wahrscheinlich eines Kometen. Diesem folgt nach einiger Zeit eine Völkerwanderung, die wie die historische Völkerwanderung am Ende der Antike vom Vordringen zentralasiatischer Horden nach Westen ausgelöst wird.

    Zwar sind konkrete Zeitangaben in Nostradamus‘ Werk selten und dort wo sie vorkommen, meist mit Hilfe von Planetenkonstellationen verschlüsselt, doch reichen selbst diese spärlichen Angaben aus, um festzustellen, dass die apokalyptischen Ereignisse in nicht allzu ferner Zukunft zu erwarten sind, d.h., dass sie viele von uns noch miterleben werden.

    Auch wenn es mancher Leser als Zumutung empfinden mag, dass in wenigen Jahren ein Komet unserer Zivilisation den Garaus machen soll, so bitte ich zu bedenken, dass aus kosmischer Sicht ein solches Ereignis längst überfällig ist. Und schließlich ist es „nur" ein relativ kleiner Komet, so dass die Erde nicht vernichtet wird.

    Doch dass die Menschen die Ereignisse als Chance für einen echten Neuanfang begreifen, wäre wohl doch zu viel verlangt. Auch Nostradamus blieb in dieser Hinsicht Pessimist, denn im Vers I.63 schrieb er:

    Les fleaux passes diminue le monde

    Long temps la paix terres inhabitées

    Seur marchera par ciel, terre, mer et onde:

    Puis de nouveau les guerres suscitées.

    Die Plagen vorbei, verkleinert die Welt.

    Lange Zeit bewohnt der Frieden die Erde.

    Sicheres Reisen zu Himmel, Erde, Meer und Welle,

    dann entstehen von neuem die Kriege.

    Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

    Sollten einige Passagen dieses Buches nicht dem entsprechen, was man heute allgemein als „politisch korrekt zu bezeichnen pflegt, so ist dies durchaus beabsichtigt, denn von „political correctness, diesem Terrorinstrument selbsternannter Gutmenschen und Tugendtaliban, habe ich die Nase schon lange voll. Ihnen aber, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich eine anregende und – hoffentlich – gewinnbringende Lektüre.

     Schwandorf, im September 2012

    Heinrich Becher

    Der Mann aus Salon

    Im Jahre 1555 erschien bei einem Verleger in Lyon ein Buch, das neben einem längeren Prosatext insgesamt 353 vierzeilige Verse (französisch: quatrains) enthielt, die in einer merkwürdigen Mischung aus Französisch und Latein verfasst waren. Der Autor behauptete, dass seine Verse Prophezeiungen seien, die bis zum Jahr 3797 reichen würden. Der Erstauflage folgten schon bald erweiterte Auflagen. Trotz der schwer verständlichen Verse blieb das Interesse an dem Buch über mehr als 400 Jahre hinweg ungebrochen. Die Erstauflage trug den Titel: „Les propheties de M. Michel Nostradamus" (Die Prophezeiungen des Herrn Michael Nostradamus).

    Das Leben des Michael Nostradamus

    Am 14. Dezember 1503 wurde dem in Saint-Rémy-en-Provence ansässigen Kaufmann und Notar Jaume (Jakob) de Nostredame und seiner Gattin Renée (eine geborene de Saint-Rémy) das erste Kind geboren, ein Knabe, dem sie den Namen Michael (französisch Michel) gaben.

    Es war eine Welt im Umbruch, deren Licht Michael erblickte. Elf Jahre zuvor hatte Kolumbus Amerika entdeckt und im Jahr vor Michaels Geburt beendete der Florentiner Amerigo Vespucci seine Fahrten entlang den Küsten Südamerikas. Seine Reiseberichte machten den neuen Kontinent in der alten Welt populär. Im selben Jahr, in dem Kolumbus die Neue Welt betrat, endete mit der Eroberung des Emirats von Granada die maurische Herrschaft in Spanien. Bereits am 29. Mai 1453 hatten die türkischen Osmanen Konstantinopel erobert, das sie in Istanbul umbenannten und zur Hauptstadt ihres Reiches machten. Bis weit ins 17. Jahrhundert hinein bedrohte das Osmanische Reich das christliche Abendland. In Europa entstanden frühkapitalistische Handelsgesellschaften (Fugger in Augsburg, Medici in Florenz). Künste und Wissenschaften erlebten einen ungeahnten Aufschwung; Leonardo da Vinci und Michelangelo schufen ihre Meisterwerke.

    Entscheidend geprägt wurde Michael de Nostredame aber durch seine Herkunft, denn seine Vorfahren waren Juden, die seit Generationen in der Provence lebten. Um zu verstehen, was dies bedeutet, ist eine kleine Exkursion über die Geschichte der Juden in Europa notwendig.

    Nach einem Aufstand zerschlugen die Römer im 2. Jahrhundert n.Chr. den jüdischen Nationalstaat und die Juden wurden von Palästina über das ganze römische Reich zerstreut. Zwar erhielten sie unter Caracalla das römische Bürgerrecht, doch schon bald keimte Hass auf die Juden auf, den römische Schriftsteller auf die religiöse Absonderung, den Ausschließlichkeitsanspruch Jahwes und andere Besonderheiten der jüdischen Religion zurückführten. Eine Folge dieses Judenhasses waren die Judengesetze der Kaiser Konstantin, Theodosius und Justinian, die zu einer Entrechtung der Juden als Bürger zweiter Klasse führten. Die christliche Staatskirche verfolgte in den Konzilen des 4. bis 7. Jahrhunderts dieselben Ziele. Im Mittelalter galten die Juden als schutzlose Fremde und mussten sich unter den persönlichen Schutz des jeweiligen Herrschers stellen („Schutzjuden").

    Während der Kreuzzüge kam es zu ersten großen Pogromen. Als Vorwand diente der Vorwurf des Hostienfrevels und des Ritualmordes.[1] Die Kirche unternahm in der Regel nichts, um die Juden zu schützen, sondern stachelte den Hass des Volkes oft noch an. Ab 1391 nahm die katholische Kirche in Spanien den Kampf gegen die Juden auf, der mit ihrer Ausweisung im Jahre 1492 endete; treibende Kraft war der Großinquisitor Torquemada.

    Aus Frankreich wurden die Juden endgültig 1394 vertrieben, mit Ausnahme von Avignon, der Dauphiné und der Provence. Landesherr der Provence war im 15. Jahrhundert René I. von Anjou, der „gute König René. Ein Edikt Renés garantierte den Juden der Provence Religionsfreiheit. Nach dem Tode Renés im Jahre 1480 fiel die Provence an die französische Krone. Schon acht Jahre später verlangte Karl VIII. von den Juden, sich dem „wahren katholischen Glauben anzuschließen. Sein Nachfolger Ludwig XII. erließ am 26. September 1501 ein Edikt, das alle Juden zwang, sich binnen dreier Monate taufen zu lassen oder Heimat und Eigentum aufzugeben.

    Michaels Großvater Pierre de Nostredame, der früher Guy Gassonet hieß, war allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum katholischen Glauben übergetreten, so dass ihn und seine Familie das königliche Edikt nicht berührte. Auch Michaels Urgroßvater mütterlicherseits, Jean de Saint-Rémy, scheint ein konvertierter Jude gewesen zu sein. Doch die katholischen Juden blieben Bürger zweiter Klasse, nur ihr Geld war gerne gesehen. Als Ludwig XII. in Geldschwierigkeiten geriet, beschloss er, den katholischen Juden eine Sondersteuer von 50.000 Livres (Pfund) aufzuerlegen. Jaume de Nostredame „durfte 25 Livres aufbringen. Im Steuerregister ist vermerkt, dass die Familie de Nostredame zur „neuen christlichen Gemeinde gehörte.

    Die Familie de Nostredame zählte nicht zu den Armen und konnte es sich leisten, Michael eine solide Ausbildung angedeihen zu lassen. 1518 schickte ihn sein Vater zur Universität nach Avignon, um dort die sieben „freien Künste" (Grammatik, Rhetorik, Dialektik/Logik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiktheorie) zu studieren. Michael erging es damit besser als dem Großteil seiner Altersgenossen, denn Historiker veranschlagen für das 16. Jahrhundert eine Analphabetenrate von nahezu 75 %.

    1522 begann Michael ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität von Montpellier, damals eines der renommiertesten Institute. Nach einer Studienzeit von drei Jahren erhielt er zwar die Approbation als Arzt, nicht jedoch den Doktortitel. Er war damit nur wenig mehr als ein Bader, einer jener Heilkundigen, die eine handwerkliche Ausbildung genossen hatten und nach dem Erwerb des Meistertitels chirurgische Eingriffe vornehmen durften.

    Michael hatte sein Studium eben erst beendet, da brach in Südfrankreich eine Pestepidemie aus, bei der der angehende Arzt sein neu erworbenes Wissen anwenden konnte. Von Montpellier aus begab er sich auf Wanderschaft, die ihn in verschiedene Städte führte, darunter Narbonne, Carcassonne, Toulouse und Avignon.

    Am 23. Oktober 1529 schrieb sich Michael erneut an der Universität von Montpellier ein. Älteren Quellen zufolge soll Michael 1530 die Doktorwürde erworben haben und bis 1532 als Assistent an der Universität tätig gewesen sein. Neuere Quellen gehen dagegen davon aus, dass Michael de Nostredame nicht promovierte, sondern nach kurzer Zeit exmatrikuliert wurde. Für diese Annahme spricht, dass sich Michael de Nostredame nie selbst als „Doktor" bezeichnet hatte. Fest steht jedoch, dass er zwischen 1530 und 1534 der Mode der Zeit entsprechend seinen Namen latinisierte – aus Michael de Nostredame wurde Michael Nostradamus.

    1532 verließ Nostradamus Montpellier und zog nach Bordeaux, dann nach La Rochelle und schließlich nach Toulouse. Dort erhielt er eine Einladung zu Julius Cäsar Scaliger nach Agen.

    Für den jungen Nostradamus muss dies eine besondere Ehre gewesen sein, denn Scaliger[2] gehörte zu den bedeutendsten Humanisten jener Zeit, aber auch zu den streitbarsten.

    In Agen heiratete Nostradamus und gründete eine Familie. Doch dann brach eine neue Pestepidemie aus, der auch seine Frau und seine beiden Kinder zum Opfer fielen. Zu allem Überfluss kam es auch noch zum Zerwürfnis mit Scaliger, der Grund dafür ist nicht bekannt. Jedenfalls begab sich Nostradamus um 1538 erneut auf Wanderschaft. Diese Zeit liegt weitgehend im Dunkeln und gab Anlass zur Bildung einiger Legenden.

    1544 tauchte Nostradamus dann in Marseille auf, das unter einer Pestepidemie litt. Ende Mai 1546 rief man ihn in das etwa 30 km nördlich von Marseille gelegene Aix-en-Provence, wo er ebenfalls als Pestarzt tätig war. Nicht gesichert ist ein Aufenthalt in Lyon, weil sich für die fragliche Zeit (1546/1547) dort keine Pestepidemie belegen lässt.

    Sicher ist dagegen, dass Nostradamus 1547 einem Ruf nach Salon-de-Provence folgte, wo sein Bruder Bertrand de Nostredame das Amt des Stadthauptmannes bekleidete. Salon-de-Provence liegt verkehrsgünstig zwischen Marseille und Avignon sowie zwischen Arles und Aix-en-Provence. Umgeben ist es von der wasserarmen Großen Crau, einer Steinsteppe, nach der Salon früher Salon-de-Crau hieß.

    In Salon schloss Nostradamus am 11. November 1547 vor dem Notar einen Ehevertrag mit der reichen Kaufmannswitwe Anne Ponsarde. Die beiden bezogen ein Wohnhaus, das bis heute erhalten ist, wenn auch nicht im Originalzustand. Nachdem die Ehe zunächst kinderlos geblieben war, kamen ab 1551 sechs Kinder (drei Mädchen und drei Knaben) zur Welt, das letzte 1561.

    Mit dem Vermögen seiner Frau im Hintergrund konnte es sich Nostradamus leisten, seinen Neigungen nachzugehen, oder wie man heute sagen würde, seinen Hobbys zu frönen. Er begann zu schreiben, u.a. eine Abhandlung über Kosmetika und Konfitüren („Traicté des fardemens et confitures") sowie seine berühmten Almanache[3]. Nostradamus beteiligte sich auch finanziell am Bau eines Kanals, den der Baumeister Adam de Craponne im August 1554 in Angriff nahm. Dieser Kanal, den es noch heute gibt und der Rhone und Durance verbindet, sollte neben einer besseren Verkehrserschließung der Großen Crau das dringend benötigte Wasser zuführen.

    Zu Adel und Prominenz der Stadt Salon hatte Nostradamus anscheinend gute Kontakte, während ihm das einfache Volk eher ablehnend gegenüberstand. Jedenfalls beklagte sich Nostradamus im „Traicté des fardemens et confitures", dass er unter „stumpfsinnigen Tieren, rohen Menschen, Todfeinden der Gelehrsamkeit und des Schrifttums" leben müsse. Diese wiederum verdächtigten Nostradamus als Hexenmeister und heimlichen Hugenotten[4]. Dies mag auf seine Verbindungen zum Landadel zurückzuführen gewesen sein, dem die Ideen der Reformation zupass kamen, um sich vom katholischen Königtum abzugrenzen und seine Selbständigkeit zu betonen. Mit seinem Verdacht, Nostradamus sei ein heimlicher Hugenotte, hatte das einfache Volk so Unrecht nicht, denn in zwei seiner Verse zeigte er recht deutlich Sympathie für die Reformation.

    VI.15

    Dessoubz la tombe sera trouvé le prince,

    Qu’aura le pris par dessus Nuremberg:

    L’Espaignol Roy en Capricorne mince,

    Fainct et trahy par le grand Vvitemberg.

    Im Grab wird der Fürst gefunden,

    der den Preis über Nürnberg bekommt.

    Der spanische König im Steinbock klein,

    getäuscht und verraten von dem großen Vvitemberg.

    Ein interessantes Wort ist Vvitemberg am Ende des Verses. Wenn man ein W als doppeltes V ansieht, dann wird Vvitemberg zu Witemberg, was Wittenberg sehr nahe kommt. In Wittenberg lehrte Martin Luther an der Universität und dort verfasste er auch seine berühmten Thesen. Dass Nostradamus Luther le grand Vvitemberg nennt, zeigt, dass er insgeheim mit Luther sympathisierte.

    Luther wurde von Karl V., dem 1516 im Wege der Erbfolge Spanien zugefallen war (daher spanischer König), in dem beim Reichstag zu Worms 1521 verfassten so genannten „Wormser Edikt" geächtet. Dennoch wurde Wittenberg zum Zentrum der Reformation, die sich weiter ausbreitete, nicht zuletzt mit Unterstützung verschiedener Landesherren, die dem neuen Bekenntnis aufgeschlossen gegenüberstanden. Karl V. musste schließlich 1532 den Nürnberger Religionsfrieden gewähren, damit er von den evangelischen Reichsständen Hilfe gegen die Türken bekam.[5] Die dritte und vierte Zeile wären in diesem Fall keine Vorhersage, sondern eine Rückschau, die allerdings notwendig ist, um die ersten beiden Zeilen zu verstehen.

    Capricorne in der dritten Zeile ist eine verschlüsselte Zeitangabe, die auf den Zeitraum zwischen dem 19. Januar und dem 16. Februar hinweist. Luther verbrannte im Dezember 1520 die Bulle „Exsurge Domini, die Papst Leo X. am 15. Juni 1520 gegen ihn erlassen hatte. Da Luther nicht widerrief, exkommunizierte ihn der Papst durch eine weitere Bulle („Decet Romanum Pontificem). Durch persönlichen Einfluss erreichte Kurfürst Friedrich der Weise, dass Luther seine Position vor dem nächsten Reichstag noch einmal erläutern und verteidigen durfte. Diese Vorgänge fielen in den Zeitraum zwischen 19. Januar und 16. Februar 1521.

    Bei Nürnberg bezog 1632 das schwedische Heer unter dem Kommando von König Gustav Adolf II. Stellung. Nicht weit entfernt, rund um die „Alte Veste" bei Zirndorf westlich von Fürth, befand sich das Feldlager von Wallensteins Heer. Es kam jedoch nicht zum Treffen, sondern beide Heere zogen auf getrennten Wegen nach Nordosten und erst bei Lützen kam es zur Schlacht, in der Gustav Adolf fiel. Die beiden ersten Zeilen prophezeien Gustav Adolfs Tod, wobei die zweite Zeile folgendermaßen zu lesen ist: „der Nürnberg einnimmt", denn pris(e) bedeutet unter anderem Einnahme, Eroberung.

    II.64

    Seicher de faim, de soif gent Genevoise

    Espoir prochain viendra au defaillir,

    Sur point tremblant sera loy Gebenoise.

    Classe au grand port ne se peult acuilir.

    Ausgetrocknet vom Hunger, vom Durst Genfer[6] Leute.

    Nahende Hoffnung schwindet.

    Dabei erbebt der Cevennen Gesetz.

    Flotte kann im großen Hafen nicht aufgenommen werden.

    Die Genfer Leute sind die Calvinisten, da Genf ein Zentrum der Reformation war. Dort wirkte der aus Noyon in Nordfrankreich stammende Jean Cauvin, besser bekannt als Johann Calvin. 1541 entstand die Genfer Kirchenordnung. Genf wurde schließlich zum führenden Zentrum der protestantischen Welt.

    Die erste Zeile hat mit tatsächlichem Hunger und Durst nichts zu tun, sondern ist eine Anspielung auf die Bergpredigt: „Selig sind, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden." [7]

    Gebenoise in der dritten Zeile ist vom lateinischen Gebenna abgeleitet, das auch Cebenna geschrieben wird. Gemeint sind die Cevennen in Südfrankreich, die in den von Hugenotten dominierten Gebieten lagen. Sie stehen hier stellvertretend für alle hugenottischen Gebiete Frankreichs. Mit dem Edikt von Nantes gewährte Heinrich IV. im Jahre 1598 den Hugenotten Gewissensfreiheit, beschränkte Kultausübung, politische Gleichberechtigung und Sicherheitsplätze. Nicht einmal hundert Jahre später strebte Ludwig XIV. die Aufhebung des Edikts von Nantes an. Um 1680 begann die gewaltsame Konvertierung mit der Einquartierung von Soldaten in die Häuser der Hugenotten. Als Ludwig XIV. am 18. Oktober 1685 in Fontainebleau das Edikt von Nantes widerrief, waren bereits viele Hugenotten zum katholischen Glauben übergetreten. Trotz des im Revokationsedikt ausgesprochenen Verbotes verließ etwa eine halbe Million Hugenotten Frankreich, unter ihnen befanden sich viele Spezialisten aus technischen, kaufmännischen und handwerklichen Berufen. Dieser Aderlass hatte verheerende Folgen für die Wirtschaftskraft des Landes. Ungeachtet der Diskriminierung hielten sich auch in Frankreich weiter Hugenotten, wie die in den Cevennen lebenden Camisarden, die 1702 einen Aufstand gegen Ludwigs Regime wagten.

    Nachdem sich die dritte Zeile eindeutig auf den Camisardenaufstand von 1702 bezieht, könnte auch die vierte Zeile in dieser Zeit handeln. Seit 1701 tobte der Spanische Erbfolgekrieg, bei dem es auch zu zahlreichen Aktionen zur See kam. Eine der bedeutenderen Aktionen war im Jahre 1702 der gescheiterte Versuch des englischen Admirals Sir George Rooke, den Hafen von Cadiz in Spanien einzunehmen.

    Am 4. Mai 1555 erschien bei Macé Bonhomme in Lyon der erste Teil der Schrift, die Nostradamus weit über die Grenzen der Provence und Frankreichs hinaus bekannt (und berühmt) machen sollte. Die Erstausgabe trug den Titel „Les propheties de M. Michel Nostradamus" und enthielt neben dem an Nostradamus’ Sohn César gerichteten Vorwort 353 vierzeilige Verse mit Prophezeiungen.

    Offenbar hatten die „Propheties" das Interesse Katharinas von Medici geweckt, die ihren Gemahl, König Heinrich II. überredete, Nostradamus an den Hof einzubestellen. Die Vorladung übermittelte der Gouverneur der Provence, Claudius von Savoyen, Graf von Tende.

    Am 14. Juli 1556 verließ Nostradamus Salon, vermutlich mit gemischten Gefühlen, denn der Chronist von Lyon berichtete über Nostradamus’ Durchreise und dessen Befürchtung, dass man ihm am Königshof übel mitzuspielen könnte und er in großer Gefahr sei, „dass man ihm dort noch vor dem 25. August den Kopf abschlagen würde, wegen Dingen, die er gesagt hätte." [8]

    Nostradamus erreichte Paris am 15. August 1556. Eine Reise, die mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV heute nur wenige Stunden dauert, beanspruchte im 16. Jahrhundert vier Wochen! Da die königliche Post (poste royale), die seit 1507 auch Privatleute mitnahm, für die Strecke von der Provence nach Paris nur etwa zwei Wochen benötigte, muss Nostradamus unterwegs öfter pausiert haben, um sich von den Strapazen zu erholen. Immerhin reiste man in schlecht gefederten Wagen auf Straßen, die schlechten Feldwegen glichen.

    Über den Besuch bei Hofe ist viel geschrieben worden, darunter auch vieles, das wahrscheinlich vollkommen aus der Luft gegriffen ist. Die hauptsächliche Quelle ist Nostradamus’ Sohn César, der 1553 oder 1554 geboren wurde und die Ereignisse lange nach dem Tode seines Vaters niederschrieb, wobei er entsprechend schöngefärbt haben dürfte. Tatsache ist, dass Details über den Besuch bei Hofe nicht bekannt sind.

    Im Gegensatz zu seiner Gemahlin zeigte König Heinrich II. wenig Interesse an Wahrsagerei und dergleichen. Als ihn der Astrologe Luca Gaurico[9], mit dem Katharina von Medici in Verbindung stand, in einem Brief vom Februar 1556[10] davor warnte, um das 41. Lebensjahr an einem Zweikampf teilzunehmen,[11] soll der König nur gleichgültig abgewinkt haben. Es ist deshalb anzunehmen, dass er auch mit Nostradamus nur wenige Worte wechselte.

    Anders wahrscheinlich Katharina von Medici, die ein Faible für Astrologie hatte, was nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen war, dass Luca Gaurico mehrere zutreffende Vorhersagen über Katharinas Verwandte gemacht hatte.

    Anscheinend hatte Nostradamus seine Reisekasse klein gehalten, denn er musste sich in Paris von dem Gelehrten Jean Morel einen größeren Betrag leihen. Monsieur Morel wartete lange auf sein Geld. Am 30. November 1561 entschuldigte sich Nostradamus in einem Brief für seine Säumigkeit. Er sei der Meinung gewesen, der Hof habe die Schulden längst beglichen. Dabei hatte es Nostradamus nicht nötig, Monsieur Morel zu prellen. In seinem Testament

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