Hatschepsut: Rückkehr einer Königin
Von Heike Rüster
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Hatschepsut - Heike Rüster
Hatschepsut - Rückkehr einer Königin
Titel Seite
Danksagung und Impressum
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
34. Kapitel
35. Kapitel
36. Kapitel
37. Kapitel
38. Kapitel
39. Kapitel
40. Kapitel
41. Kapitel
42. Kapitel
43. Kapitel
44. Kapitel
45. Kapitel
46. Kapitel
47. Kapitel
48. Kapitel
49. Kapitel
50. Kapitel
51. Kapitel
52. Kapitel
53. Kapitel
54. Kapitel
Epilog
Weiterführende Literatur/Quellen
Titel Seite
Hatschepsut
Rückkehr einer Königin
von Heike Rüster
Danksagung und Impressum
Großer Dank geht an meine Eltern, die mich immer unterstützen und mir zur Seite stehen bei allem, was ich tue. Ihr seid einfach großartig! Ich hab euch lieb!
Und an meinen Traumschatz, ich bin so froh, dich endlich gefunden zu haben. Ich liebe dich!
Und zu guter Letzt an Sherlock Holmes und Dr. Watson, die beiden geilsten Kater der Welt. Danke, dass ihr euch immer gerade dann auf die Tastatur gelegt habt, wenn ich gerade mal eine Schreibpause brauchte!
Text: © Copyright Heike Rüster
Umschlaggestaltung: © Copyright Heike Rüster
Verlag:
Heike Rüster
c/o AutorenServices.de
Birkenallee 24
36037 Fulda
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Prolog
Die drei Wächter warten hochkonzentriert auf den einen Moment, für den ihre Familien seit vielen Generationen schon durch die Wüste ziehen. Wie gebannt starren sie auf die kleine Öffnung der unscheinbaren Steinhütte. Niemand weiß, wer sie einst erbaute. Niemand weiß, welchen Zweck sie ursprünglich einmal hatte. Doch das ist für die drei Männer im Moment auch nicht wichtig. Es geht einzig und allein um das, was sich nun darin befindet. Dann hören sie es endlich, scharrende Schritte, die allmählich lauter werden. Sie kommen näher, mühen sich den langen unterirdischen Gang hinauf zurück an die kühle und klare Nachtluft. Doch in den sechs Männeraugen spiegelt sich nicht die geringste Spur von Angst wider. Viel zu lange haben ihre Väter und Großväter sie darauf vorbereitet.
Als sich der vierte Wächter durch die enge Tür ins Freie zwängt und seinen drei Gefährten mit einem kurzen aber klaren Nicken entgegentritt, ist allen klar, dass nun die wohl schwerste Zeit ihres Lebens anbricht. Doch das ist ihre Bestimmung und keiner von ihnen wird den Schwur brechen, den ihre Vorfahren einst leisteten.
Es hat begonnen.
1. Kapitel
Obwohl ich vor lauter Dunkelheit kaum die eigene Hand vor Augen sehen kann, spüre ich, wie ein eisiger Schauer durch meinen gesamten Körper fährt und wie die Gänsehaut sogar von meiner Kopfhaut Besitz zu ergreifen scheint. Es ist nicht kalt, und doch lässt mich meine Angst am ganzen Leib zittern.
Dann höre ich es, das Knirschen vorsichtiger Pfoten auf heißem Wüstensand. Es ist ganz nah. Ich will weglaufen, flüchten, doch es gelingt mir nicht. Wie gelähmt stehe ich in der Schwärze. Das Knirschen wird lauter. Was auch immer dort bei mir ist, es bewegt sich. Und noch schlimmer ist, dass es näher kommt.
Ich atme tief ein. All das habe ich schon erlebt.
Allmählich glaube ich, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ich strenge meine Augen so sehr an, dass ich bereits beginne, Kopfschmerzen zu bekommen. Doch es gelingt mir nicht, Gegenstände zu erkennen, geschweige denn herauszufinden, wo ich bin.
Unerwartet spüre ich etwas Warmes an meiner linken Hand. Mit einem Schlag beginnt mein Herz zu rasen. Die Angst, die für einen kurzen Moment weniger zu sein schien, ist sofort wieder da.
Es ist der Atem eines Tieres, vielleicht der eines Hundes? Mir bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken. Denn als sei damit endlich der Bann gebrochen, laufe ich los.
Zunächst habe ich das Gefühl, nicht ganz vorwärts zu kommen, weil der weiche Wüstensand unter meinen Füßen immer wieder stark nachgibt. Immer wieder falle ich hin, stehe aber gleich wieder auf. Ich blicke mich nicht einmal um. Als ich schon nicht mehr daran glaube, diesem Ungeheuer zu entkommen, beginne ich an Tempo zu gewinnen. Meine Füße tragen mich weiter hinein in die Dunkelheit. Noch immer kann ich nicht erkennen, wohin mich meine Flucht führt. Doch das ist mir im Moment reichlich egal. Hauptsache in Sicherheit!
Das Hecheln und Knurren hinter mir scheint leiser zu werden. Sollte ich tatsächlich schneller sein, als mein Verfolger?
Dann ist es ganz still um mich herum. Allmählich bleibe ich stehen. Das einzige Geräusch ist mein eigener Atem.
Es ist weg. Ich bin wieder allein. Mein Atem normalisiert sich und mein Herzschlag wird langsamer.
Habe ich es geschafft?
Wie aus heiterem Himmel verliere ich mit einem Mal den Boden unter den Füßen und falle. Ich möchte schreien, mich irgendwo festhalten, doch es gelingt mir nicht.
2. Kapitel
Schlagartig ist das schreckliche Gefühl des Fallens vorüber. Stoff hüllt sich um meinen Körper und langsam erkenne ich Umrisse um mich herum. Diese erdrückende Finsternis, die mir bis vor wenigen Sekunden noch beinahe den Atem geraubt hat, ist verschwunden. Nach einigen tiefen Atemzügen erkenne ich meinen Schrank, daneben die kleine Kommode, die ich bei dem Händler unter meiner Wohnung erst letzte Woche gekauft hatte. Darüber hängt, wie immer ein bisschen schief, das Foto von meinen Eltern und mir bei ihrem letzten Besuch hier in Ägypten. Seit ich im letzten Sommer hierher ausgewandert bin, besuchen sie mich, so oft sie nur können.
Ich richte mich langsam auf und setze mich im Schneidersitz auf meinem Bett hin. Wieder einmal dieser schreckliche Traum, der mich schon seit einigen Wochen verfolgt. Genauer gesagt leide ich seit ziemlich genau zwei Monaten unter ihm, seit ich mit meiner Freundin Annabel auf diesem Basar war. Mit ihr zusammen habe ich den Schritt der Auswanderung nach Ägypten gewagt. Allein wäre ich dazu niemals in der Lage gewesen. Doch gemeinsam mit meiner Studienfreundin hatte ich diesen Traum verwirklichen können. Nachdem wir beide Ägyptologie studiert hatten, wollten wir nicht zu jenen hochstudierten und doch arbeitslosen Menschen gehören, wie es sie in Deutschland leider zu Hauf gibt. Als wir dann ein Job-Angebot als Reiseleiterinnen in Ägypten bekamen, zögerten wir nicht lange. Schon während unserer Studienzeit lernten wir Arabisch und waren damit sprachtechnisch bestens vorbereitet. So brachen wir in dieses große Abenteuer auf.
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen: mein erster Besuch des großen Karnak-Tempels bei Luxor. Dieser war noch während meines Studiums. Ich war sofort fasziniert von dem etwa 3 km nordöstlich von Luxor gelegenen Tempel. Sein Eindruck, den er auf die Menschen gemacht haben muss, als er noch nicht von den Häusern der Stadt umgeben und somit vom Nil aus gut sichtbar war, muss gewaltig gewesen sein. Wie er dort am rechten Nilufer ruht und mit den jahrhundertelangen Erweiterungen an ihm doch lange nicht zum Stillstand kam.
Meine erste Führung: die Erfüllung meiner Träume. Als ich mit meiner ersten Touristen-Gruppe durch die drei von Mauern umgebenen Bereiche des Tempels schritt, um im zentralen Teil, dem Amun-Bezirk, eine kleine Pause zu machen, genoss ich die beeindruckten Gesichter der Besucher.
Meine Leidenschaft für diese prächtige Kultur mit anderen zu teilen, ist noch heute eines der größten Dinge für mich, die es auf der Welt gibt.
Nun führen wir fast täglich viele tausend Touristen durch das Land der Pharaonen und doch ist es für mich noch immer jedes Mal etwas Besonderes. Da jetzt im Sommer jedoch die Zahlen der Touristen auf Grund der hohen Temperaturen eher gering sind, haben wir ab und an ein wenig Zeit für uns.
Im Juni dieses Jahres drängelte dann Annabel: „Joanna, komm endlich. Wir leben nun schon fast ein ganzes Jahr hier und waren bisher kaum auf einem richtigen Basar. Ich meine nicht diese langweiligen Touristenbasare, auf die wir unsere Reisegruppen führen. Ich möchte endlich einmal mit dir über einen echten ägyptischen Markt schlendern. Lass uns nach all der Arbeit der letzten Monate ein wenig Spaß haben!"
Natürlich hatte sie Recht. Annabel hat eigentlich fast immer Recht, wenn es darum geht, die richtige Mischung aus Arbeit und Vergnügen zu finden. Deshalb überwand ich mich und traute mich mit ihr in die vollen Straßen. Bisher hatte ich solche Basare eher gemieden. Sie waren mir in der Regel zu voll und chaotisch. Da bin ich immer sehr dankbar, dass Annabel in diesem Fall ganz anders tickt und somit meine Einkäufe gemeinsam mit unserer englischen Freundin und Kollegin Cloe erledigt.
Wir zogen also durch die vollen Straßen Luxors und ich muss doch zugeben, dass ich es wider jede Erwartung genoss. Von allen Seiten strömten eifrige Händler auf uns zu und versprachen uns die schönsten Dinge zu den niedrigsten Preisen. Sobald man nicht wie ein typischer Einheimischer aussieht, wird man von allen und jedem für völlig dumm und steinreich gehalten.
Da wir das aber natürlich kannten, störte es uns kein bisschen. Aufdringliche Händler wurden ignoriert und damit schnell wieder vertrieben. Vor allem ich war wieder beeindruckt von dem Stimmengewirr, den vielen Farben und Gerüchen, die von den unterschiedlichsten Ständen auf uns hereinbrachen. Plötzlich fiel uns ein kleines Geschäft ins Auge. Es handelte sich nicht um einen mobilen Stand, sondern einen Laden. Annabel machte mich auf ihn aufmerksam. Er ging hinter den aufgebauten Ständen eigentlich fast gänzlich unter. Er wäre mir normalerweise gar nicht aufgefallen. Doch in diesem Moment fühlten wir beide uns von dem Lädchen regelrecht angezogen.
Offensichtlich verkaufte man dort Antiquitäten. Vor dem Geschäft wurden einige Holzstühle, kleine Tischchen und andere Einrichtungsgegenstände zum Verkauf angeboten. Als wir nähertraten wurde sogar unseren ungeschulten Augen schnell deutlich, dass es sich zwar um alte aber doch ziemlich wertlose Möbelstücke handelte.
Trotz der unscheinbaren Erscheinung waren wir beide auf eine Art und Weise von dem Lädchen fasziniert, die ich bis heute nicht genau erklären kann. Ohne auch nur noch ein Wort zu wechseln, steuerten wir beide gleichzeitig schnurstracks darauf zu. Im Inneren stießen wir auf weitere noch ältere Möbel, die lieblos übereinandergestapelt waren und mindestens ebenso wenig wert waren, wie die vor dem Laden. Sie strömten einen Geruch von Moder und altem staubigen Holz aus, der uns beinahe zu überwältigen schien.
„Hallo? Is-salamu aleikum! , rief Annabel. Die einzige Antwort war völlige Stille. Der Lärm und Trubel des Basares war hier absolut nicht zu hören. „Ist da jemand?
, fragte ich auf Arabisch in den dunklen hinteren Teil des Verkaufsraumes. Daraufhin schien sich dort dann tatsächlich etwas zu regen. Ein leises Rascheln kam aus der Richtung, in der ich so eine Art Tresen zu erkennen meinte. Ich glaubte sogar eine Art Schatten auszumachen, der sich allmählich aufrichtete.
Ich starrte eine ganze Weile in die Dunkelheit des Ladens. Es fühlte sich an, wie in diesen Träumen, die mich nun verfolgen. Dieses Geräusch war… unheimlich.
„Is-salamu aleikum. Bikam? Wie viel?", wiederholte Annabel die Begrüßung und zeigte dabei auf eines der Möbelstücke. Zweifellos tat sie das nicht, um es dann wirklich zu kaufen, sondern um überhaupt etwas zu sagen.
„Sie wollen es doch nicht kaufen. Das sehe ich von hier. Seit Sie in meinen Laden getreten sind, haben Sie es nicht ein einziges Mal angeschaut", ertönte plötzlich eine tiefe Männerstimme in einem verständlichen Deutsch aber mit unüberhörbarem arabischen Akzent.
Sie kam allerdings nicht aus derselben Richtung, wie das Rascheln, sondern vielmehr aus Richtung des Einganges. Wir wandten uns erschrocken um. Neben dem Eingang saß ein großer Mann mit fast nubischem Aussehen. Er war von auffallender Körpergröße und hatte mit seiner schlanken Nase und den vollen Lippen beinahe europäische Gesichtszüge. Dabei war seine Haut fast schwarz und damit bei Weitem dunkler, als die eines durchschnittlichen Ägypters. Doch all das hätte mich nicht so verängstigt, wären seine Augen nicht strahlend blau gewesen. Dadurch schienen sie regelrecht zu leuchten und uns mit einem einzigen Blick zu durchbohren.
Ich hätte geschworen, dass er vor einer Sekunde noch nicht dort gesessen hatte. Wo war der hergekommen?
Während Annabel fast panisch nach der passenden Antwort suchte, drehte ich mich wieder zu der Stelle um, an der ich eben die Bewegung wahrgenommen hatte. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, aber hatte plötzlich das Gefühl, sogar ein leises Atemgeräusch zu hören. Doch es war nicht der Atem eines Menschen, sondern der eines Tieres. Könnte es ein Hund gewesen sein? Wenn dem so war, musste es allerdings ein ziemlich großer sein.
Und mit einem Mal spürte ich ihn, den Blick aus zwei riesigen Augen. Ich konnte nichts erkennen, aber ich spürte etwas. Es durchdrang mich und kroch langsam tief in mich