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7000 und 1 Nacht: Vom Tod zum Leben
7000 und 1 Nacht: Vom Tod zum Leben
7000 und 1 Nacht: Vom Tod zum Leben
eBook241 Seiten3 Stunden

7000 und 1 Nacht: Vom Tod zum Leben

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Über dieses E-Book

"Kaum zu glauben", was der Autor über sein Leben zu berichten hat. Er erzählt von 19 Jahren Haft, Ausbruch, Irrenhaus und am tiefsten Punkt angelangt von seinem Experiment, sein Leben zu verschenken. 7000 und 1 Nacht endet mit der Entlassung im November 2011.

Auf Jamuworld.com wird das Experiment "Neues Leben" weiterzählt.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. Juni 2012
ISBN9783844223040
7000 und 1 Nacht: Vom Tod zum Leben

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    Buchvorschau

    7000 und 1 Nacht - Johann Maurer

    7000 und 1 Nacht – Vom Tod Zum Leben

    Johann Martin Maurer

    Copyright 2011 Johann Martin Maurer

    published at epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-2304-0

    Helles, warmes Licht und eine harmonische Ruhe umgaben mich.

    Als hätte ich meinen inneren Frieden gefunden, konnte ich frei schwebend diese sterbliche Hül e, welche einige Meter unter mir versehrt und an verschiedenen Gerätschaften angeschlossen am Krankenbett lag, erkennen.

    Die monotonen Geräusche der Lungenmaschine zeigten der Krankenschwester an, dass sich der Patient im künstlichen Tiefschlaf befand.

    Ich wol te nicht mehr dorthin zurück, ich fühlte mich so unbeschreiblich sicher - von allen Ängsten und Zwängen losgelöst, befreit und entbunden. Umsorgt, einfach wohl und rundherum zufrieden hegte ich keine Wünsche mehr - ich war einfach nur glücklich!

    Es muss wohl das gedankliche Loslösen von meinem gesamten Körper gewesen sein, welches die Apparaturen plötzlich Alarm schlagen und ein Ärzteteam herbeieilen ließ.

    Mein Herz hatte seine Tätigkeit eingestellt.

    Genau in diesem Augenblick sah ich die ganze Schöpfung und wie diese litt - fernab von jeglichem Licht in geistiger Finsternis.

    Allerdings hatte ich bruchstückhaft eine Vision, ehe ich mich in meinem Körper wiederfand.

    Ein Arzt befreite mich von den Apparaturen und meine Atemwege von Sekreten. Es war, als würde man mir Teile meiner Lunge absaugen.

    Das alles geschah im Winter 1976.

    Heute, da ich diese Erlebnisse niederschreibe, haben wir Juli 2011.

    Ich sitze am Fensterbrett eines Zimmers einer Strafanstalt. Von hier aus ist es mir möglich, die Flugzeuge zu beobachten, die im 3-Minuten-Takt zur Landung am Flughafen Wien ansetzend ihre Fahrwerke ausfahren.

    Dieser Moment bringt mich immer etwas zum Träumen. Denn Sehnsucht nach dieser anderen Welt, in der ich mich damals für kurze Zeit befunden habe, macht sich dabei in mir breit. Der Wunsch danach, wieder in die Bilder der Vision einzutauchen, welche viel genialer sind, als sie mir diese, unsere Welt jemals

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    zeigen könnte.

    Seit 2008 arbeite ich nun an der Umsetzung dieses Zukunftstraumes.

    Aus dem Projekt ist mittlerweile ein Programm geworden mit dem Namen „JAMU - a reality life program with a vil age of splendid life".

    In dieser Zeit durfte ich erkennen, dass al es, was im Namen

    „JAMU" gedacht wird, auch tatsächlich getan werden kann. Denn es kommt letztlich immer darauf an, welche Macht man der Bedeutung dieses Namens einräumt.

    Ich möchte einen Einblick in mein chaotisches Leben bieten und von der Tatsache berichten, weshalb ich nicht sterben durfte, trotz mehrerer 'Nah-Tod-Erlebnisse'.

    Es ist kaum zu glauben, wie dieses Leben verlaufen ist und wie es dazu kam, dass ich es selbst auslöschen wollte. Warum ich mich selbst nicht mehr ertragen konnte, bis ich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens auf unseren „Schöpfer" stieß, zu ihm schrie und ihn herausforderte.

    Ich kam am 17. 06. 1951, einem Sonntag, in einer Schiregion in Österreich zur Welt.

    Meiner Mutter zufolge fiel bei meiner Entbindung der erste Sonnenstrahl eines neuen Tages auf mich. Ein Umstand, welchen ich zeitlich gerne genauer erfahren hätte. Leider war es damals noch nicht üblich, auch exakte Zeitangaben in die Geburtsurkunden einzutragen.

    Als Jüngster nach fünf Schwestern war ich vor al em verspielt und verträumt. Meine Wünsche und Gedanken drehten sich in meiner Kindheit meistens darum, in einer heilen Welt, einer einzigen großen Familie zu leben, in der es niemanden an Liebe und Geborgenheit mangelte. Je älter ich wurde, desto enttäuschender wurde allerdings die Erkenntnis, dass ich all das nicht vorfinden konnte, was ich mir erträumt und so sehr gewünscht hatte.

    Meine Mutter führte eine kleine Frühstückspension, mein Vater war selbständiger Unternehmer. Wir betrieben einen Holz- und Kohlehandel, den ich später einmal übernehmen sol te.

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    Ich liebte es mit den Gästen, die sich übers Jahr verteilt in unserem Haus einquartierten, zu plaudern. Viele Fragen brannten auf meinen Lippen und so versuchte ich, al es Interessante, was um mich herum geschah aufzunehmen und zu verstehen. Noch dazu fand ich es imponierend, wie meine Mutter mit diesen Leuten umging.

    Mit der Arbeit meines Vaters hingegen konnte ich nichts anfangen.

    Deswegen begann ich zu gegebener Zeit mit einer Lehre in der Gastronomie.

    Auch beschäftigten mich bereits in jungen Jahren Fragen nach dem Sinn des Lebens, wo man herkomme und wohin man gehe. Aber für solch tiefgründige Gedanken fand ich keine Ansprechpartner.

    So war ich immer auf der Suche nach Antworten, ohne jemals wirklich welche zu erhalten.

    Als man in einer Diskussionsrunde wissen wol te, wie die Zukunft der Erde in 50 Jahren denn aussähe, konnte jeder, abgesehen von mir selber, etwas dazu beitragen. Ich fühlte mich während diesem Gespräch lediglich bedrückt und leer. So sehr ich mich auch bemühte - mir wollte es nicht gelingen, meine Vorstel ungskraft von diesem finsteren und trüben, schwarzen Loch zu lösen. Diese Situation stimmte mich damals im Alter von 14 Jahren sehr nachdenklich. Hätte ich auch nur im Ansatz geahnt, was mir in den nächsten Jahrzehnten bevorstehen sol te, wäre ich wohl vor Schreck erstarrt.

    Bereits im Juli 1969, kurze Zeit nach meinem 18. Geburtstag, bestätigten sich meine schlimmsten Befürchtungen. Von der einen Sekunde auf die andere verwandelte sich mein Leben in ein tiefes Tal der Tränen und des Leids, woraus es kein Zurück mehr zu geben schien.

    Eben hatte ich meine Lehre in der Gastronomie abgeschlossen. Mir bereitete diese Arbeit dermaßen Spaß, dass ich so schnel wie möglich in diesem Bereich selbständig werden wollte. Meine Berufslaufbahn schien daher für mich vorherbestimmt.

    Mein Vater war mittlerweile im Ruhestand und hatte sich längst damit abgefunden, dass sein einziger Sohn sein Unternehmen nicht weiterführen werde.

    So traurig es klingen mag - er war eher erfüllt von Stolz. Stolz,

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    dass er mir bereits im zarten Alter von elf Jahren das Autofahren am Steuer seines Lastkraftwagens beigebracht hatte. Es war nämlich Brauchtum, dass an Wochenenden an den Stammtischen der Wirtshäuser, welche mein Vater häufig aufzusuchen pflegte, meist zu viel getrunken wurde.

    Hierbei verhielt es sich immer so, dass er meine Mutter anrief, die mich ausschicken sol te, um ihn und seine Zechkumpanen abzuholen und anschließend nach Hause zu fahren. Seine Stammtischfreunde bewunderten ihn für solch einen anständigen Jungen, der sich so liebevol um seinen Vater kümmerte.

    Es blieb aber auch nicht aus, dass ich mir für eigene Fahrten mit Freunden oftmals das Auto des Vaters ausborgte. Auch wenn dieser nichts von dieser Leihgabe wusste, schien es mir dennoch ein stil es Abkommen zwischen uns zu geben, welches dies erlaubte, so wie das Kutschieren von einem Gasthaus zum anderen für ihn selbstverständlich zu sein schien. Und auch wenn ich mir dies in solchen Situationen nur eingebildet haben mochte, war es für mich immerhin eine Entschädigung für all die Stunden, welche mich das nächtliche Ausrücken damals an Kraft, Nerven und vor allem Zeit kostete.

    Als ich einmal im Winter ins Schleudern geriet und in der Ortsmitte gleich drei Autos beschädigte, brachte mir dieser jugendliche Leichtsinn die erste Anzeige ein.

    Eine weitere ließ nicht lange auf sich warten, nachdem bei einer großen Gartenparty zur mitternächtlichen Stunde das Gril fleisch ausgegangen war und man auf die glorreiche Idee kam, Fische aus dem Forel enteich des Nachbarn zu stehlen. Diese Tat blieb letztendlich al ein an mir hängen.

    Aber ich übte mich während meiner Jugendzeit nicht nur in Übermut und Lebensfreude. Durch positive Eigenschaften wie meiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft war ich allgemein beliebt.

    Am 5. Juli 1969 brachten mich meine berüchtigten Ausfahrten schließlich in Teufels Küche. Obgleich ich immer noch nicht im Besitz eines Führerscheines war, ließ ich mich trotzdem dazu breitschlagen, mit meinem Freund Rudi ein 50 Kilometer entferntes

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    Dorffest zu besuchen. Bei dieser Distanz und aufgrund des Schlechtwetters kamen wir nicht darum herum, wieder das Auto meines Vaters für die Anfahrt zu verwenden. Obwohl ich mich bei der Sache nicht ganz wohl fühlte, sagte ich zu.

    Ausschlaggebend für meine Zusage war damals eigentlich die Vorfreude darauf, endlich wieder meine erste große Liebe treffen zu dürfen.

    Einst hatte sie im Sandkasten begonnen und uns später so verzaubert, dass sie schließlich aus Neugierde und sexuellem Verlangen in eine einmalig leidenschaftliche Beziehung mündete.

    Diese Liebe erfuhr und teilte ich mit einem lieben, blonden und aufgeweckten Mädchen aus der Nachbarschaft namens Christl.

    Leider hatten wir uns während der Lehrzeit aus den Augen verloren.

    Deshalb freute ich mich umso mehr über die Nachricht von Rudi, dass Christl mit uns gemeinsam das besagte Fest besuchen wol e.

    Auch ihre Schwester und eine Freundin hatten sich für diese Fahrt angemeldet.

    Das Wiedersehen mit diesem besonderen Mädchen nahm mich wie erwartet gefangen. Doch sol te es nur bei einer kurzen innigen Begrüßung bleiben.

    Als ich ihr bei strömenden Regen die hintere Tür meines Autos öffnete, trafen sich unsere Blicke tief und zärtlich. Niemals werde ich diesen Moment vergessen können. Wie sol te ich auch - wenige Minuten später war sie tot!

    Sie nahm damals hinter dem Fahrersitz Platz, daher konnte ich sie im Innenspiegel des Wagens beobachten. Sie war reifer geworden.

    Wie sie sich gab, wie sie redete – all das ließ sie wirken wie ein Engel. Ja, ich liebte sie.

    Der Regen peitschte gegen die Windschutzscheibe, als wir kurze Zeit später talabwärts fuhren. Nur mit Mühe konnten die Scheibenwischer die Mengen an Regenwasser zur Seite schieben, um mir freie Sicht zu verschaffen. Gerade deswegen fuhr ich vorsichtig und nicht zu schnel . Hinter einem Waldstück in einer kleinen Rechtskurve stand al erdings besonders viel Wasser auf der Fahrbahn. An dem linken Rand grenzte eine hohe Hangschutzmauer und rechts fiel das Gelände unmittelbar neben der Straße etwa 200

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    Meter tief ins Tal hinab.

    Aufgrund des Aquaplanings verlor der Wagen plötzlich Bodenhaftung und ich dadurch die Kontrolle über das Fahrzeug.

    ‚Oh, Gott! ‘, war mein letzter Gedanke, bevor wir langsam nach rechts gezogen wurden. Ich sah nur noch, wie die Scheinwerfer die dunkle, verregnete Nacht durchleuchteten hinein ins Nichts.

    Im Radio trällerte ein Schlager.

    Wir rutschten geradewegs auf den Straßenrand Richtung Abgrund zu. Mit vol er Inbrunst schrie ich:„Haltet euch fest!"

    Im nächsten Moment geriet die rechte Autoseite unter das Eisengelände.

    Unter gewaltigem Tosen und Lärmen deformierten sich Kühler und Motorhaube vor meinen Augen.

    Ein Absturz war nicht mehr zu vermeiden. Dem Schicksal völ ig ausgeliefert und nur mehr abwartend, was in den nächsten Sekunden geschehen würde, starrten wir im blanken Entsetzen auf den freien Fal .

    Der Motorblock wurde durch den Aufpral ein Stück weit ins Führerhaus gedrückt. Ich fühlte, wie meine Füße dem Widerstand entgegenwirkten und ich hielt meine Hände am Lenkrad, meine Arme durchgestreckt. So konnte ich mich mit ganzer Kraft in die Rückenlehne drücken, so lange bis diese brach.

    Im Bruchteil von Sekunden erfasste ich die derzeitige Situation: Hinter mir lagen die Mädchen fast übereinander.

    Zu jener Zeit gab es ja noch keine Sicherheitsgurte.

    Rudi umklammerte am Beifahrersitz den Schalthebel, als wir nach rechts weg kippten und uns über eine vier Meter hohe Mauer und einen Steilhang hinab stürzend überschlugen.

    Währenddessen sah ich mein Leben wie in einem Zeitraffer an mir vorüberziehen.

    Das Licht des linken Scheinwerfers leuchtete wie ein Fingerzeig Gottes in die Nebel verhangene Nacht hinein...dann schlugen wir auf.

    Ein Mark erschütterndes Krachen und Verformen von Blech. Füße, Hände - ganze Körper flogen durch das Auto, trafen und streiften mich.

    Immer wieder ein Aufschlag, eine oder mehrere Drehungen des

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    zertrümmerten Wagens. Dann wieder ein Aufprall, bis ich schließlich kopfüber in nasser, warmer Erde zu liegen kam.

    Es hatte mich nach 80 Metern aus dem Auto geschleudert und ich musste hören, wie das Auto, sich weiter überschlagend, ins Tal krachte, bis schließlich Stil e einkehrte.

    Absolute Stil e.

    Totenstil e.

    Jetzt sind wir wohl al e tot.

    Das war mein erster Impuls. Ich fühlte keine Schmerzen mehr. Ich richtete mich auf und schrie die Namen der anderen.

    Und tatsächlich: Rudi meldete sich dort unten. Obwohl ich nicht einmal die Hand vor meinen Augen erkennen konnte, nahm ich ihn wahr.

    Ich versuchte dorthin zu gelangen und stürzte, mich überschlagend, völ ig orientierungslos in die Tiefe.

    Nach langem Zurufen stießen wir trotz der Dunkelheit aufeinander.

    Euphorie packte mich, als ich bemerkte, dass drei meiner Freunde wohlauf und allem Anschein nach auch nur leicht verletzt waren.

    Hoffnung gab mir den Ansporn, eines der Mädchen langsam den steilen Hang hinauf zu schleppen. Nun, zumindest versuchte ich es.

    Kurze Zeit später musste ich al erdings einsehen, dass das Gelände für dieses Vorhaben viel zu steil war. So sehr ich mich auch bemühte, es wol te mir einfach nicht gelingen.

    Irgendjemand musste den Unfal bemerkt und Rettung sowie Feuerwehr alarmiert haben. Ich konnte deutlich Lichter von Fahrzeugen hoch oben auf der Straße erkennen, sodass plötzlich der ganze Hang ausgeleuchtet wurde.

    Die ganze Zeit über rief ich nach Christl. Ich schrie mir regelrecht die Seele aus dem Leib nach ihr. Aber eine Antwort blieb aus.

    Geblendet vom Scheinwerferlicht musste ich letztendlich erkennen, dass sie unmittelbar unter der Mauer lag. In diesem Moment ließ ich al es stehen und liegen, übergab Rudi das Mädchen, das ich zuvor den Hang hinauf tragen hatte wollen und kämpfte mich auf allen Vieren nach oben.

    Gleichzeitig mit dem ersten Helfer der Rettung traf ich bei Christl ein. Sie war al em Anschein nach bereits beim ersten Überschlag

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    aus dem Auto geschleudert und dabei schwer am Kopf verletzt worden. Dieser grauenhafte Anblick war für mich ein solcher Schock, dass ich dieses Bild sofort aus meinem Bewusstsein strich.

    Bis zum heutigen Tag ist es mir nicht mehr gelungen, dieses Szenario vor meinem inneren Auge abzurufen.

    Genauso wenig ist es mir möglich nachzuvol ziehen, wie die restlichen drei Personen die hohe Mauer bis zu den Rettungsautos überwinden konnten.

    Erst am Operationstisch, als mich der behandelnde Chirurg wegen des Unfal herganges befragte, setzte ein vager Teil meiner Erinnerung wieder ein. Ich erfuhr aus dem Gespräch mit dem Arzt, dass er ebenfal s einen geliebten Menschen bei einem Unfall verloren hatte.

    Irgendwo entdeckte ich währenddessen einen Spiegel und erkannte mich darin nicht mehr wieder.

    Blutverschmiert und mit abwesendem Blick lag ich da. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen - weder mit der Schuld, noch dem Verlust dieser einen Nacht umgehen.

    Mein Freund Rudi und ich fanden uns nach der Operation im gleichen Krankenzimmer wieder. Mit ihm sprach ich über die Ängste, welche ich davor empfand, den Eltern von Christl erklären zu müssen, dass ich für den Tod ihres Kindes verantwortlich sei.

    Als ich am Höhepunkt meiner Verzweiflung angelangt war, erlöste mich ein tiefer, erholsamer Schlaf.

    Die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages fielen auf mein Krankenbett und mein Vater holte mich in die Gegenwart zurück, indem er meine Hand berührte.

    Behutsam versuchte er mir zu erklären, dass Christl nicht mehr lebe. Alle anderen seien den Umständen entsprechend wohlauf. Es gelang mir nicht ein Wort über die Lippen zu bringen - als wäre ich für immer verstummt.

    Er stel te keine zusätzlichen Fragen. Ich gab nur mit meinen Augen und durch den Druck der Hände zu erkennen, dass ich alles verstanden hatte.

    So erging es mir auch, als die Mutter von Christl an meinem

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    Krankenbett saß. Man kann nicht einmal behaupten, dass mir nicht zum Reden zumute war - ich schaffte es einfach nicht, irgendeinen Laut von mir zu geben. Ich könnte mich auch nicht erinnern, was und wie diese, meine Nachbarin damals zu mir sprach. Jedenfal s kam von ihrer Seite kein einziges schlechtes Wort, kein Vorwurf. Sie war einfach nur erfül t von tiefer Trauer.

    Die Schwester von Christl hatte schlimme Fleischwunden an den Beinen erlitten, ansonsten hatten al e anderen wie durch ein Wunder nur mit Verletzungen leichten Grades überlebt. So konnten wir uns bald gegenseitig besuchen und jeder aus seiner Sicht beschreiben, wie und was

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