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eBook148 Seiten1 Stunde

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Über dieses E-Book

Roy Beach ist Künstler und wird regelmäßig von der Kunstakademie abgelehnt. Da trifft er eine Werbemanagerin, die sein Talent erkennt und dieses für die Werbebranche einsetzt. Roy wird reich. Doch eines Tages bemerkt er, dass Zeit gestohlen worden ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. März 2014
ISBN9783847677581
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    Buchvorschau

    Sprung - Jörg Röske

    1

    Das Telefon klingelte mich aus meinem wohlverdienten Schlaf. Aber dieser erste Satz stimmt schon mal nicht. Es war nicht das Telefon, sondern mein Handy. Und dieses klingelte, nicht weil mich jemand anrief, sondern weil ich die Weckerfunktion meines Handys auf sieben Uhr gestellt hatte. Jeden Morgen um 7 Uhr fluchte ich, denn ich empfand diese Zeit zum Aufstehen als unmenschlich. Ich hatte mir sagen lassen, dass es Leute gibt, die stehen schon um 6 Uhr auf und sind putzmunter. Mir war es schleierhaft, mit welchen Genen diese Leute ausgestattet waren. Mein Körper war mit irgendetwas anderem als 6 Uhr-Genen gefüllt, und ich musste mit dieser meiner Füllung leben. Aber dafür war der Job, den ich um 9 Uhr antrat, ein sehr lukrativer, und er machte mir sogar noch Spaß. Denn ich war Werbedesigner und ein erfolgreicher noch dazu. Also drehte ich dem Klingeln meines Handyweckers per Knopfruck den Hals um und stand sofort auf. Denn der Schrecken des Klingelns bedeutete für mich ausreichend Adrenalin. Ich ging ins Bad, verrichtete flüssige Körpermüllentsorgung, wusch meine Künstlerhände und schaute in den Spiegel. Wie jeden Morgen bekam ich einen Schrecken, wegen dem, was ich erblickte. Dabei war ich erst 29 Jahre alt. Ich nahm an, dass ich mich in den Wechseljahren befand, das war ich mit Sicherheit. Doch niemand glaubte mir, schon gar nicht die Frauen, die mir auf der Straße und in der U-Bahn immer nach stierten. Irgendjemand sagte mal, wenn man sich gut fühlt, kann man auch gute Werke erschaffen. Ich dagegen fühlte mich immer schlecht, und ich erschuf immer gute Werke. Jedenfalls sagten das die anderen, ich eigentlich auch und auch mein Erfolg. Meine Chefin sagte, ich mache die besten Entwürfe, wenn ich depressiv bin. Ich war immer depressiv. Und ich wollte eigentlich gar nicht wissen, was ich zeichnen würde, wäre ich mal seelisch gesund. Und nochmal eigentlich wollte ich Kunst studieren. Aber die in der Kunstakademie hatten mich abgelehnt. Ich bewarb mich danach noch neunmal, und irgendwann wollte der Dekan des Hauses mir die Polizei wegen Belästigung auf den Hals schicken. Also ließ ich von da an die Akademie in Ruhe.

    Eigentlich war es nur Zufall. Meine jetzige Chefin traf ich in meiner Kneipe, in der ich mir den Hals mit irgendwelchen Getränken zuschüttete. Ich hatte meine Kunstmappe dabei, frisch abgeholt von der Akademie, die mich zum zehnten Mal nicht wollte. Und eine Polizeidrohung in meiner Seele.

    „Was trinken Sie da?", fragte sie mich.

    „Weiß nicht, was trinke ich?", fragte ich den Barkeeper.

    „Wodka-Lemon, den zwölften!", auskunftete John, das war der Barkeeper.

    Er hatte mich all' die Jahre nach der regelmäßigen Abholung meiner Kunstmappe von der Akademie seelisch begleitet.

    „Für mich auch einen bitte!", sagte sie.

    Dann saßen wir nebeneinander an der Theke, sagten kein Wort. Ich gab mich meinem Rausch hin, und sie bekam bald ihren Drink.

    „Es scheint, dass Sie was vertragen können!", sprach sie auf einmal zu mir.

    „Ich kann 'ne Menge vertragen, aber nicht, dass ich zum zehnten Mal von der Akademie abgelehnt worden bin!"

    „Was für eine Akademie?"

    „Kunstakademie!"

    „Sie sind Künstler?"

    „Nein! Das haben ich ja gerade versucht, Ihnen zu erklären! Die haben mich abgelehnt, die haben mir sogar mit Polizei gedroht!"

    „Mit Polizei? Mannomann, Sie wissen, wie man den öffentlichen Arm in Bewegung bringt!"

    „Den öffentlichen was?"

    „Arm, ich sagte Arm!"

    „Arm? Was für 'n Arm?"

    „Vergessen Sie 's!"

    „Ich muss nach Hause!", sagte ich und verließ den Barhocker.

    Was dann geschah, war recht peinlich. Ich fiel hin, aber ich kotzte nicht. John eilte zu mir, denn er kannte das schon. Er half mir auf.

    „Findest du den Weg nach Hause, Roy?", fragte John.

    „Das hast du mich vor einem halben Jahr auch schon gefragt, John!"

    „Aber damals waren es nur zehn Wodka-Lemon gewesen!"

    „Zehn? Soviel verträgt doch kein Mensch!"

    „Du hattest sie vertragen, Roy!"

    „Nein, ich hatte sie nicht vertragen, ich hatte dir deinen ganzen Boden vollgekotzt!"

    „Heute hast du aber nicht gekotzt!"

    Kaum hatte John das gesagt, kotzte ich ihm den Boden seiner Kneipe voll.

    2

    Ich erwachte in meiner Wohnung und in meinem Bett, und ich dachte sofort, dass ich irgendetwas Unangemessenes getan hatte.

    „Sie sind engagiert!", hörte ich eine Stimme.

    Ich erschrak, denn ich war nicht allein.

    „Wer sind Sie?!"

    „Wir haben uns gestern Abend kennengelernt, schon vergessen?", sagte die Stimme, es war eine weibliche.

    Da erinnerte ich mich. Und ich bemerkte, dass ich mich in einem meiner Schlafanzüge befand. Die trug ich nie.

    „Haben Sie mich ins Bett gebracht und mir meinen Schlafanzug...?"

    „Jemand muss sich ja um Sie kümmern! Und keine Angst, ich habe nichts gesehen, was ich nicht schon kenne!"

    Dann stand diese Frau auf einmal neben meinem Bett. Durch meine Wodka verblinzelten Augen konnte ich erkennen, dass es ich um eine Art Göttin handelte.

    „Hier, trinken Sie!"

    Sie reichte mir ein großes Glas mit irgendeinem Zeug drin. Ich setzte mich auf und nahm das Glas.

    „Was ist das?"

    „Proteine, Vitamine, alles, was Sie brauchen!"

    „Kaffee wäre mir lieber!"

    Dann reichte sie mir eine Visitenkarte.

    „Um 16 Uhr haben Sie einen Termin bei mir!", sagte die Göttin und ging.

    Da saß ich nun in meinem Bett. In der einen Hand ein komisches Getränk, in der anderen eine Visitenkarte. Ich las: Anika Schwarz, Werbemanagerin. Mit meinen Füssen schob ich meine Bettdecke zum Fußende, stand auf und warf die Karte in meinen Papierkorb. Das ominöse Getränk schüttete ich ins Klo. Dann machte ich mir einen Kaffee, das war weitaus besser. Mit dem setzte ich mich an meinen PC und schrieb Tagebuch: unbekannte Göttin hat mich engagiert für so einen Werbejob. Inakzeptabel. Ich war Künstler und kein Werbedesigner. Ich schaute auf mein Handy, es war 15 Uhr. Um 18 Uhr begann mein Job als Nachtfahrer, mit dem ich mir meine kleine Einzimmerwohnung finanzierte. Auf meinem Tisch entdeckte ich meine geöffnete Mappe. Die Dame musste sich meine Bilder angeschaut haben, während ich meinen Rausch ausgeschlafen hatte. Den Termin um 16 Uhr ließ ich sausen und machte mich um 17.30 Uhr auf den Weg.

    3

    Am nächsten Morgen um 10 Uhr klingelte es. Jäh fuhr ich hoch, ich hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. Um sieben Uhr war ich heimgekehrt, hatte dann Kaffee getrunken und eine Stunde gezeichnet. Es war die Göttin. Ich stand an der Tür in Boxershorts und T-Shirt.

    „Darf ich reinkommen?"

    „Nein!"

    „Wo waren Sie gestern?"

    „Ich mache keine Werbejobs, ich bin Künstler!"

    „In der Kneipe hatten Sie aber war anderes gesagt!"

    „Interessiert mich nicht!"

    „Haben Sie schon wieder getrunken?"

    „Das geht Sie nichts an!", sagte ich und schloss meine Wohnungstür.

    „Sie werden Millionen verdienen!", hörte ich es durch meine Wohnungstür.

    Ich wollte ins Bett, aber ich hielt inne. Ich öffnete wieder meine Wohnungstür.

    „Sind Sie sicher?", fragte ich.

    „Absolut! Ich habe bei niemand weiterem ein so gutes Farbempfinden festgestellt als bei Ihnen!"

    „Und wieso hat mich dann die Kunstakademie abgelehnt?"

    „Weil plakative Kunst heutzutage nicht gefragt ist!"

    „Dann habe ich wohl Pech gehabt!"

    „Nein!

    „Sie wollen mich kaufen!", bemerkte ich.

    „Man kann sich von Kunst nicht ernähren!"

    „Das ist richtig! Und ich soll mich jetzt von angewandter Kunst ernähren?"

    „Sie wären eine Bombe, eine Rakete!"

    Ich dachte kurz nach.

    „Wann soll ich anfangen?"

    „Morgen um 9 Uhr! Und seien Sie pünktlich!", sagte die Werbemanagerin und wandte sich zum Gehen.

    „Und wohin soll ich kommen?", rief ich hinterher.

    „Steht auf der Karte!"

    Ich erinnerte mich und schloss die Tür. Dann wühlte ich in meinem Papierkorb und fand die Visitenkarte. Ich legte mich wieder hin und schlief bis zum Mittag. In der folgenden Nacht hatte ich keinen Fahrdienst, also stand ich am nächsten Morgen um 9 Uhr pünktlich vor dem Büro der Werbemanagerin.

    4

    So war es gekommen, dass ich einen neuen Job bekam, der sich wirklich als lukrativ zeigte. Frau Schwarz gab mir sogar einen Vorschuss, so dass ich den Fahrerjob sofort kündigen konnte. Ich bekam ein eigenes Büro und

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