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Youtasia: Die Quelle der Macht
Youtasia: Die Quelle der Macht
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eBook321 Seiten4 Stunden

Youtasia: Die Quelle der Macht

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Über dieses E-Book

"Youtasia – Die Quelle der Macht" ist ein Fantasy - Endzeit Epos, das für die Altersstufe ab 16 geeignet ist. Die Geschichte beginnt in ferner Zukunft, nach dem dritten Weltkrieg, welcher die Welt so sehr verwüstet hat, dass nur noch ein kleiner Teil der Erde bewohnbar ist. Es gibt kaum Überlebende. Auf dem ehemaligen Kontinent Afrika, den die Menschen nun Youtasia nennen, finden sich jedoch noch ein paar lebende Individuen, die sich vorallem dem Spirituismus und teilweise dem Reisen und Kommunizieren zwischen verschiedenen Astralebenen verschrieben haben. Die Menschen werden als Seelen von Dämonen und ähnlichen schaurigen Kreaturen versklavt. Aber auch einige der Oberhäupter der Menschen spielen nicht fair. Zudem zeigt sich eine neue Quelle der Macht, die sich selbst noch identifizieren und finden muss. Diese Quelle wird entscheidend dafür sein, wie der letzte Kampf der Menschheit endet. Dies ist der Einstieg in eine faszinierende Geschichte mit vielen Plottwists und starken Charakteren, die noch einige weitere Bände entstehen lassen wird. Die vielen verschiedenen Haupthandlungen die parallel zueinander laufen und doch ein großes Ganzes ergeben, werden für Spannung und große Lesefreude sorgen und euch auf eine unfassbare Reise in die dunkelsten Ecken von Youtasia und dessen übersinnliche Kräfte mitnehmen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. März 2017
ISBN9783742794611
Youtasia: Die Quelle der Macht

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    Buchvorschau

    Youtasia - Nicola Strekow

    ~ Prolog ~

    „Marek, ich verspreche, ich komm‘ zurück und hol’ dich hier raus!" 

    Das ist das Letzte, was ich zu meinem Weggefährten sage. Mein Körper fühlt sich gespalten an - wörtlich meine ich. In diesem Moment bin ich gefangen zwischen den beiden Welten. Ich entschwebe meinem Körper und sehe Marek dort sitzen, wie er versucht mich zu erreichen - vergebens. Ich habe keine Kontrolle mehr über mich, ich werde förmlich aus der Welt gesogen. Doch ich spüre keine Angst, tatsächlich bin ich euphorisch, denn ich kenne mein Ziel.

    Meine Mutter ist ein Genie, wenn es um das Brauen aller möglichen Zaubertränke und Beschwörungen geht. Sie hat es geschafft, einen so starken Beschwörungszauber zu finden, dass sie mich aus dieser Hölle befreien kann. Ich schließe meine Augen, koste jede Sekunde dieser sonst so befremdlichen Prozedur aus und spüre, wie jede Zelle meines Körpers sich auflöst und davon schwebt. Es ist wie eine kribbelnde Explosion, die mich komplett umhüllt. Ich genieße diese Reise, denn sie bringt mich nach Hause. Endlich wird mein Leid ein Ende haben. Meine Peiniger werden mich nicht mehr erreichen können. Nur fort aus dieser buchstäblichen Hölle mit all ihren bösartigen Kreaturen. Dort wo ich hingehe, wird mich Niemand mehr quälen können. Nur noch wenige Minuten trennen mich von meiner Familie. Bevor ich mich in diesen Gedanken komplett verlieren kann, lässt das Kribbeln in meinen Gliedern nach und ich spüre, wie das Leben in mich zurückströmt. Bin ich zurück? Ich wage kaum, die Augen zu öffnen. Ich habe mein Ziel erreicht - zumindest ein Teil von mir.

    Nervös öffne ich dann doch meine Augen und sehe meine Mutter, diese einst so starke Frau, und meinen Bruder, dem ich meine „Wiederauferstehung" zu verdanken habe. Doch dann zieht der Mann neben Branko meine Aufmerksamkeit auf sich. Auch er lacht und freut sich offensichtlich, dass ich es zurückgeschafft habe. Ist das Keeth? Dieses offene Lachen, die strahlenden grauen Augen. Er muss es sein! Ich würde diese Augen überall erkennen. Schon immer habe ich eine tiefe Verbundenheit zu diesem Chaoten gefühlt. Er fokussiert mich mit seinem Blick, der voller Hoffnung ist. Dieser Blick gibt mir ein zusätzliches, warmes Gefühl im Inneren. Meine Seele freut sich, ihn zu sehen …

    Meine Mutter stockt kurz in ihrer Beschwörung als sie mich sieht. Ihr laufen Tränen der Erleichterung über die Wange. Wie gerne würde ich sie sofort in meine Arme schließen, doch noch kann ich mich nicht frei bewegen. Bisher hat nur ein Teil von mir die Materialisierung geschafft – und zwar der Mentale. Die Blicke all der Freunde und Bekannten sind auf mich gerichtet. Und mir wird mit einem Mal bewusst, dass sie in mir nicht nur die Tochter eines Clanmitglieds sehen. Sie schauen alle so hoffnungsvoll zu mir. Sie alle halten mich für … ja, für was eigentlich? Ihre Retterin? Aber ich spüre, dass ich diese Hoffnung wahrscheinlich noch enttäuschen werde.

    Nun bin ich wieder in unserer Welt, die Erlösung aus der Pein ist zum Greifen nah und Mutter fängt an, die nächste Beschwörung zu sprechen. Mit jedem ihrer Worte spüre ich, dass sich mein realer Körper wieder aufbaut. Ich schließe meine Augen noch einmal, um mich besser konzentrieren zu können, damit mich die andere Welt nicht wieder zurückholen kann.

    „Argh!"

    Was war das? Wer schreit da? Ein Mann! Aber wer? Wo?

    Ich reiße meine Augen auf und sehe in die schockierten und panischen Gesichter meiner Familie und meines Clans. Ich weiß nicht, was passiert. Wieso springen alle auf, schreien panisch durcheinander und versuchen zu fliehen? Ein Ruck reißt mich zurück, zerrt an meinen Zellkörpern und will mich anscheinend in die andere Welt zurückziehen. Panik ergreift mich und ich suche mit Blicken ängstlich nach meiner Mutter, denn der Energiefluss droht abzureißen und mich in diese Hölle zurückzuziehen.

    Auf der Suche nach meiner Mutter, bleibt mein Blick an einer grauenvollen Szene hängen: Nein, das kann nicht sein! Wie haben sie mich gefunden?

    Ich sehe das Unglaubliche: Eines der Wesen, die mir bereits in der anderen Welt so viel Leid zugefügt haben, hat mit seiner Klaue den Körper unseres Clanoberhauptes durchbohrt! Plötzlich sehe ich Branko und Keeth im Augenwinkel auf das Wesen zu stürmen. Was haben sie vor? Ich kann nichts tun, außer zu schreien und tatenlos zuzusehen, wie es mir alles nimmt, was mir wichtig ist. Unser aller Ende ist gekommen! Meine Angst vermischt sich mit Hass und ich habe das Gefühl, dass ich alles dafür tun muss, um meinen Clan - meine Familie - zu retten! Aber ich kann mich nicht bewegen!

    Ich schließe die Augen wieder, schreie, so laut ich kann und verfluche meine Unbeholfenheit. Meine Wut und Verzweiflung steigen ins Unermessliche. Ich kann nur hören, wie die Anwesenheit des Wesens alles mit sich reißt. Plötzlich spüre ich, wie sich eine seltsame Macht in mir entfaltet. Sie lässt mich meinen Körper so intensiv spüren, dass ich das Gefühl habe, gerade neu zu entstehen. Es scheint eine Art Urknall zu sein, der mich plötzlich neu erschafft. Innerhalb von Sekunden breitet sich dieses Gefühl in jeden Winkel meines Körpers aus. Diese unglaubliche, reine Energie füllt mich aus, bis sie mich zu zerbersten droht. Ich spüre, wie mein altes Ich wie ein sterbender Stern implodiert und sich die Energie in einem reinen, grellen Lichtstrahl entlädt … Ich bin mir sicher, dass dies nun auch mein Ende ist. Seltsamer Weise ist mir das völlig egal. Nur bitte, bitte hilf Keeth und Branko!

    Zögerlich öffne ich meine Augen und hoffe, dass alles nun vorbei ist, dass ich Ruhe habe und meine Familie doch in meine Arme schließen kann. Aber ich bin noch immer in diesem Albtraum gefangen. Doch etwas ist anders. Ich fühle mich anders. Ich schaue an mir herunter, damit ich begreifen kann, was mit mir in den letzten Sekunden passiert ist. Ich traue meinen Augen nicht. Ich bin wieder da, als Mensch. Mein Körper hat sich von selbst wieder materialisiert.

    Aber es bleibt mir keine Zeit, mich lange darüber zu freuen. Rücksichtslos werde ich durch die Schreie der kämpfenden Menschen und dem Brummen des Wesens aus meinen Gedanken gerissen. Ich blicke nach vorn und sehe sie sterben - alle nacheinander. Jeden den ich liebe. Ich habe keine Zeit mehr, ich muss etwas tun! Jetzt!

    Wie von selbst und blitzschnell setzt sich mein neugeborener Körper in Bewegung. Dann stehe ich plötzlich vor diesem drei Meter großen Wesen. Ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich tun soll. Angetrieben von meiner Verzweiflung strecke ich dem Wesen meine nackten Hände entgegen, in der Erwartung die Nächste zu sein, die gleich sterbend am Boden liegt. Der Anfang vom Ende ist unbestreitbar gekommen …

    ~ Kapitel 1 Die Legende ~

    Er schaut zu den Sternen. Sie sind klar heute Nacht. Er hatte schon fast vergessen, wie sie einmal aussahen. Zufrieden wendet der Mann sich vom Fenster ab und lässt sich langsam in den gemütlichen Sessel neben dem Kamin sinken. Zwei Jungen hocken auf einem riesigen Kissen vor dem prasselnden Feuer und blicken ihn erwartungsvoll an. In der Ferne ist eine Explosion zu hören, das Lodern eines Feuers spiegelt sich im Fenster.

    Der Alte schließt sinnierend die Augen und murmelt:

    „Schon wieder diese Stadt, dieser Ort … Selbst diese Straße …"

    Ein Husten schüttelt seinen Körper und unterbricht ihn in seinem laut ausgesprochenen Gedankengang.

    „Diesmal ist es aber irgendwie anders … Diese Geschichte wird euer Leben verändern. In einer Weise, wie ihr es nie zu träumen gewagt habt. Denn dies ist nicht nur eine simple Geschichte, vielmehr ist es eine Sage voller Mysterien. Eine alte Legende, die aber noch nicht beendet ist … Es begann vor ungefähr 150 Jahren. Man hatte damals alles versucht, dass sie nie jemand zu hören bekommt. Alle Beweise wurden vernichtet … Doch ich kenne diese Geschichte. Wollt ihr sie hören?"

    „Oh ja! Bitte!", rufen die beiden Jungen begeistert, die zu seinen Füßen sitzen. Sie sind neugierig und ahnen nicht, was sie tatsächlich erwartet.

    Der alte Mann hustet erneut. Die feuchte Luft in seiner schäbigen Dachgeschosswohnung schlägt ihm wieder auf die Lungen. Er räuspert sich und beginnt seine sonderbare Geschichte zu erzählen:

    „Die Menschen waren schon immer eigenartige Wesen. Sie bekriegten sich und schufen Leid, wie keine andere Spezies auf der Erde je zuvor. Nach den drei Weltkriegen gab es damals auf der Seite der Industriestaaten energische Forscher, die weder an den Himmel noch an die Hölle glaubten. Doch sie glaubten an eine alles übersteigende Macht. Sie forschten, um einen Weg zu finden, sich selbst und ihre Länder vor Bedrohungen zu beschützen. Eine Waffe, mit der sie einen weiteren Krieg ohne eigene Opfer gewinnen könnten. Aber sie wurden von ihren Staatsoberhäuptern, der Presse und der Bevölkerung ausgelacht und als Versager beschimpft, denn niemand verstand ihre Vision. Niemand verstand, wie eine solche Waffe funktionieren sollte. Niemand wollte ihnen Gelder dafür geben … Versteht ihr, was ich sage?"

    Die beiden Jungen werfen sich verstörte Blicke zu. Dann sagt einer von ihnen:

    „Es gab Krieg und die Forscher haben versucht eine Waffe zu bauen, um den Krieg zu gewinnen?"

    Der alte Mann lächelt gutmütig und neigt leicht den Kopf. Er nimmt die Pfeife aus der Brusttasche seines Hemdes und während er sie stopft erklärt er:

    „Genau. Aber ohne eigene Soldaten in diesem Krieg zu verlieren. Die Regierung glaubte jedoch nicht, dass es möglich sein könnte. Und weil es galt keine Zeit und Geld zu verschwenden, wurde das Projekt nicht unterstützt."

    Als die Jungen nun eifrig nicken, fährt der Mann mit seinem Monolog fort.

    „Geschmäht von dieser Häme, entschieden sich die Forscher, diesen Weg nur noch für sich selbst zu gehen. Die Waffe fortan nur für sich selbst und ihren eigenen Schutz zu nutzen. Sie forschten im Geheimen bald 50 Jahre lang. Mittels ihrer Hypothesen, vieler Diskussionen, mathematischen Formeln, Prototypen und in schier endlosen Astralebenen forschten sie, um diese ultimative Waffe zu finden. Doch zu keiner Zeit gab es den großen Durchbruch, den sie brauchten. Sie dachten irgendwann, sie müssten den Teufel selbst bändigen und kontrollieren …"

    „Den Teufel?", unterbricht ihn einer der Jungen erschrocken. Als der Mann tadelnd eine Augenbraue hebt, schlägt sich der Junge erschrocken die Hände vor den Mund und der Alte fährt fort:

    „Doch irgendwann fanden sie etwas Neues, etwas, das anders war. Genau an diesem Punkt führten sie ihre Arbeit fort. Immer weiter, mit immer größeren Fortschritten … Die Menschen da draußen aber ahnten Eines nicht: Diese Forschung schritt unaufhaltsam im Geheimen voran. Sie dachten nicht über die fatalen Konsequenzen nach, die dieser Weg mit sich führen könnte. Zweifler unter den Forschern wurden ohne Zögern ausgeschlossen. Die Forscher arbeiteten unaufhörlich und wie vom Wahn getrieben weiter, ohne dass es jemand bemerkte.

    Eines Tages fanden sie jedoch tief im Boden unter Schwefelminen einen riesigen steinernen Eingang. Er war mit einem Tor aus massivem Titan verschlossen und verziert mit goldenen, eigenartigen Zeichen. Sie vermuteten, dass es längst vergessene Buchstaben waren. Die Forscher taten alles, um dieses Rätsel zu entschlüsseln. Irgendwann waren sie so weit, dass sie das Tor öffnen konnten. Die Inschrift konnten sie jedoch nicht entziffern, da selbst die erfahrensten Archäologen dazu nicht in der Lage waren. Sie hatten nie zuvor eine solche Symbolik gesehen und konnten sie nicht in einen Bezug zu gebräuchlichen oder alten Schriftzeichen setzen. Schließlich wollte der Hohe Rat der Forscher das Tor nach schier endlosen Diskussionen öffnen lassen, um die Forschung an der universellen Waffe nicht zu gefährden und ins Stocken geraten zu lassen. Die Mehrheit des Rats erhoffte sich, dass dieser Weg den Zugang zu neuen Materialien, Metallen oder gar Gold oder Edelsteinen freigeben würde. Die Gier nach Macht und Einfluss war einfach zu groß. Doch nach dem Öffnen des riesigen Tors bemerkten sie, dass sie das Tor zu einer Unterwelt gefunden hatten!

    Was die Forscher fanden, war etwas, das Homer in seinen Geschichten nicht besser hätte beschreiben können: Es war alles da, wie es geschrieben stand: Ein Fluss, der statt Wasser heiße Lava führte, große Hitze, Eiseskälte. Sie nannten ihn Styx. Doch wandelnde Tote oder den Teufel selbst fanden sie nicht. Es zeigte sich kein einziges lebendes Individuum. Dennoch dachten die Forscher, dass es möglich sei, die Vorgänge des Tors zu kontrollieren, die super-flüssige Lava des Styx für den Zweck der Waffe zu benutzen. Sie dachten auch, sie könnten bestimmen und auswählen, wer diese Unterwelt betritt und sie wieder verlässt. So hatten sie die Vision, alle Feinde oder Personen, die gegen sie waren, letztendlich dorthin zu verbannen; die Unterwelt also selbst als Waffe oder Gefängnis zu benutzen. Aber die natürlichen Gesetze, die zwischen Himmel, Unterwelt und der Erde herrschen, lassen sich nicht einfach so kontrollieren wie die Gesetze der Physik. Die Forscher hatten keine Ahnung, dass es der Anfang vom Ende der Ära der Menschen sein sollte."

    „Aber wir sind doch noch da!", protestiert wieder der Junge. Sein Freund boxt ihm rüde in die Rippen und zischt genervt:

    „Psst!"

    Der alte Mann setzt jedoch seinen Monolog ohne Pause fort.

    „Durch die Nutzung des Tores wurden die Gesetze des Todes und der Seelen verändert, ja, in eine gefährliche Schieflage gebracht. Der Schleier zwischen der Welt des Diesseits und des Jenseits riss auf. Das Tor zur Unterwelt wurde immer durchlässiger, bis der Zugang in einer Explosion ganz aufriss und die Welt, wie sie die Menschen bis dahin kannten, ins Chaos stürzte. Das von vielen beschriebene Höllenfeuer, das die Forscher zunächst noch nicht bemerkt hatten, breitete sich unbemerkt aus. Das Feuer folgte dem Lavafluss Styx und bahnte sich seinen Weg zum Tor. Dort angelangt, sprengte es mit-samt des Lavaflusses den Boden zwischen den Welten mit einer riesigen Explosion auseinander.

    Alle Seelen, die je Verbrechen begangen hatten, aber auch jede Seele, die auf Erden körperlich oder seelisch gequält wurde, wurden in die Unterwelt hinabgezogen. Es blieben nur noch Schreie von ihnen übrig. Schreie des Leids, Schreie der puren Qual. Die Forscher erinnerten sich an Dantes Inferno und dass die Seelen für ewig im Fegefeuer schmoren würden. Sie fragten sich, ob es genau dieses Höllenfeuer war. Also suchten sie schnellstmöglich einen Weg, um das Tor wieder zu verschließen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Doch sie waren nicht schnell genug!

    Eines Tages stiegen die Seelen wieder aus dem lodernden Höllenfeuer empor. Doch sie waren nun verändert. Sie schienen dunkler als die Dunkelheit. Wie Schwarze Löcher im All, die das umgebende Licht schlucken. Sie waren nun Kinder des reinen Bösen. Jede Menschlichkeit, Empathie oder Hoffnung war durch das Höllenfeuer ausgebrannt worden. Alle Feindseligkeiten im Diesseits waren für sie nun lächerlich bedeutungslos geworden. Schlagartig hatte der Kompass der Menschheit die Richtung seiner Nadel geändert und neu ausgerichtet. Es gab nun zwei neue Lager auf der Welt: Auf der einen Seite die Menschen, die ihr Dasein weiter an der Oberfläche verbringen mussten, und die bösartigen Seelen auf der anderen Seite. Der letzte Kampf der Menschen hatte begonnen."

    ~ Kapitel 2 Am Rande der Menschheit ~

    Nach Jahrzehnten des Krieges und unzähliger Naturkatastrophen liegt die Welt in Trümmern. Die Menschheit ist nahezu ausgerottet. Es gibt kaum noch freie Lebewesen. Das Böse hat die Oberhand gewonnen. Fast die ganze Welt ist verseucht, überall brennt sich der Gestank von Schwefel und Ammoniak in die Nase, Vulkane sind wieder aktiv und einige Kontinente sind radioaktiv verseucht. Dämonen, wie sie genannt werden, patrouillieren in den Landstrichen, die noch bewohnbar sind und das ist nur ein kleiner Teil der Erde: Youtasia.

    Das Land liegt in dem Teil der Erde, den sie einst „Afrika nannten. Vor der Katastrophe war „Kap der Guten Hoffnung die Bezeichnung eines Teils dieses großen Landstrichs. Das klingt nun voller Ironie. Hier leben noch Menschen in weit verstreuten Clans. Die furchtbaren Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben fast alle Städte und fruchtbaren Ländereien auf der Erde vernichtet. Die Welt, wie sie einmal war, gibt es nicht mehr. Fast ausschließlich Elend und Leid zeichnen den Alltag der Überlebenden in Youtasia. Es bleibt ihnen nur Eines, was beständig ist, nur Eines, an dem sie sich festhalten können, für das es sich lohnt, zu überleben; sich jeden Tag aufs Neue aufzuraffen und für einen neuen Morgen zu kämpfen: Ihr Glaube. Ihr Glaube daran, dass höhere Wesen ihren Kampf gegen das Böse schlagen werden. Der Glaube daran, dass sie eines Tages befreit werden würden.

    Die Menschheit fand nach dem Aufstieg der Hölle zu alten Lehren zurück. Mystik, Magie und Spiritismus wurden seitdem wieder in großem Maße von den Menschen praktiziert. Wie einst Hexen und Druiden lernten die Menschen wieder die Geisterwelt zu beschwören oder mittels Zauber und Kräutern Schmerzen zu lindern. Die Kräuterkunde lebte wieder auf. Die Menschen praktizierten diese Art von Magie in der Hoffnung, etwas Neues, etwas Gutes zu erschaffen, etwas, das sie alle retten würde. So beschworen sie auch die Seelen der Verstorbenen, um zu wissen, dass sie nicht allein sind. Für die Menschen bedeutete dies Halt in einer grausamen Realität, immer auf der Suche nach einem Wunder. Die Jahrzehnte zogen ins Land und die Menschen lebten teilweise mit den zurückbeschworenen Seelen der Verstorbenen zusammen, doch die erhofften Wunder blieben aus. Stattdessen bildete sich eine Gesellschaft, die neues Unheil über sie brachte: Die Kluft zwischen arm und reich wurde immer größer. Die Reichen lebten auch nur noch in der einzigen Stadt Youtasias namens Youtana, eine vor Jahrzehnten hastig errichtete Stadt in der Gegend, wo eine große Stadt namens Johannesburg stand. In Youtana konnten die Wohlhabenden hinter den Stadtmauern ihren Reichtum vor den Armen und den Dämonen beschützen und mehren. Die Gesellschaft entwickelte schließlich eine neue Art von Sklaverei, die nicht nur arme Menschen versklavte, sondern auch die geplagten Seelen, die für die Reichen in der Stadt arbeiten mussten. Dafür wurden sie von einer Armee beschützt.

    Das Gebiet im Norden von Youtasia, an der Grenze zur unbewohnbaren Welt, ist das Traurigste der ganzen bewohnbaren Region. Die Landschaft ist quasi tot, Wüste, kaum mehr als Sand und Stein. Vereinzelt gibt es ein wenig verdorrte Vegetation und einen Wald, der alles Andere als grün ist. Das Wasser in den Flüssen der Umgebung ist verseucht und gefährlich. In genau dieser Gegend leben die Granker.

    Die Granker wohnen vorwiegend Höhlen, denn dort sind sie vor den Dämonen am sichersten. Aber sie wissen, wenn sie sich zeigen - besonders nachts - besteht die Gefahr, von Dämonen entdeckt und getötet zu werden. Die Granker sind sehr arme Wesen, verwahrloste, verkümmerte Menschen, teilweise missgebildet oder mutiert und kaum in der Lage, mehr zu sein, als ein lebendes Individuum. Sie ernähren sich von Kräutern, Algen, den Überresten verstorbener Lebewesen, manchmal sogar von Überresten eigener Artgenossen. In diesem ärmsten und wüstesten aller Gebiete treffen wir Branko.

    „Ich geh da jetzt raus und schlitze ihnen die Kehlen auf!"

    Aufgebracht tigert Branko in der Höhle auf und ab. Diese steinernen Mauern erdrücken ihn, die Dunkelheit raubt ihm den letzten Nerv. Die abgestandene Luft in der Höhle kann er kaum mehr ertragen.

    In seiner unruhigen Bewegung wird er plötzlich von John - dem Oberhaupt des Clans - am Arm gepackt. Er dreht ihn rüde zu sich herum. Trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner abgemagerten Gestalt hat er einen erstaunlich festen Griff.

    „Beruhig‘ dich, Branko!, beschwichtigt John den jungen Mann. „Du weißt doch gar nicht, wie man die umbringt. Niemand weiß das!

    Wütend reißt Branko sich aus dem Griff los, geht einige Schritte, bleibt erneut stehen und fährt sich mit der Hand durch das zerzauste braunschwarze Haar.

    „Und? Was erwartest du nun von mir? Mir reicht es hier unten, ich fühle mich, als ob mein Körper erstickt. Kein Licht, keine frische Luft und nichts als diese verfaulten ekelhaften Algen an den Wänden! Wir haben seit Tagen weder richtig gegessen noch getrunken!"

    Branko kneift die Augen zusammen und blinzelt sehnsüchtig zum schwachen Schein des Höhleneingangs hinauf. Seine dichten Augenbrauen bilden fast eine durchgezogene Linie.

    „Ich muss mal wieder raus, beschließt er. „Auch, wenn das gefährlich ist. Wir haben alle kaum noch die Kraft zu atmen! Wir werden hier alle sterben, wenn wir nichts zu Essen finden! Sieh dich doch selbst mal an! Du bist auch nur noch Haut und Knochen. Du kannst dich kaum mehr auf den Beinen halten, wie die meisten von uns! Ich geh jetzt da raus!

    Entschlossen läuft Branko die in Stein gehauenen Stufen zum Höhleneingang hinauf, bevor John ihn aufhalten kann. Sein Körper hat eigentlich kaum noch die Kraft, um einen Fuß vor den anderen zu setzen. Immer wieder rutscht er von den scharfen, glatten Kanten der Steinstufen ab. Nur mühselig und schnaufend gelingt es ihm, diese Hürde zu meistern. Oben angekommen lehnt er sich erschöpft an die Höhlenwand, schließt die Augen und atmet tief durch, während sich etwas Blut aus den Wunden seiner aufgeschnittenen Füße in kleinen Rinnsalen seinen Weg durch den Sand bahnt. Diese Luft! Es riecht nach Sand, Schwefel und verdorrten Pflanzen. Aber wenigstens keine trockene, staubige Höhlenluft mehr. Die Sonne scheint unerbittlich heiß, wie immer in dieser Gegend. Kein Vergleich zu der Kühle der schützenden Höhle.

    Als er die Augen wieder öffnet, braucht er einige Sekunden, um sich an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen. Geblendet und angestrengt blinzelt Branko in den Himmel und versucht, seine Glieder wieder unter Kontrolle zu bringen. Er streckt sich und schüttelt seine Arme und Beine, dann lehnt er sich an die Felswand. Als sich seine Augen, Lungen und Knochen nach und nach an die Umstände gewöhnt haben, stößt er sich entschlossen von der steinigen Felswand ab und taumelt los. Er weiß nicht, wohin er laufen soll, doch er muss einfach weg von diesem jämmerlichen Unterschlupf. Nach einigen hundert Metern steht er auf einem Hügel und lässt seinen Blick über die traurige Landschaft wandern, die sich hinter den vielen Felsen vor seinen Augen entlarvt. Er sieht fast nur Sand und Fels. Ein paar verdorrte Pflänzchen und vertrocknetes Buschwerk sehen aus wie kleine Sprenkel in der Landschaft. Er sieht die Trümmer. Trümmer zerstörter Häuser, die unter dem vom Wind verwehten Sand langsam begraben werden; Trümmer verlorener Schlachten und zugeschüttete Brunnen. Wenn er Glück hat, verirren sich Wüstenfüchse oder Ratten in die Gegend, die ebenfalls auf der Suche nach Nahrung sind. Die könnte man wenigstens erschlagen und essen. Etwas Proteine würden ihm guttun.

    Mühsam zieht Branko seine Runden in der Gegend und konzentriert sich dabei auf seine Umgebung. Er muss nicht nur endlich etwas Essbares auftreiben, sondern sich auch vor den patrouillierenden Dämonen in Acht nehmen. Zu oft schon hatte ein Granker einen unbedachten Schritt zu viel getan und war einem der ekligen Wesen in die Arme gerannt. Was mit ihnen geschah, wusste hier Niemand. Sie kehrten einfach nie wieder zurück.

    Seit sechs Tagen habe ich nichts gegessen und kaum was getrunken. Ich kann kaum mehr als taumeln, kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Die Sonne ist so heiß! Ich kann meinen Augen nicht mehr trauen … Doch ich muss achtsam bleiben!, denkt Branko.

    Während er mit seinem Bewusstsein und seinem Schicksal ringt, mischt sich eine weitere Stimme in seine Gedanken. Zunächst versteht er die zischenden Laute nicht, glaubt aber, es handele sich um ein lästiges Fiepen in seinen Ohren aufgrund seiner Aufregung. Doch die Stimme wird langsam immer lauter und klarer. Plötzlich versteht er die Worte, die sie flüstert:

    „Branko … Branko!"

    Er bleibt erschrocken stehen. Hatte ihn etwa jemand gerufen? Er schließt die Augen, schüttelt den Kopf. Wer wäre denn außer ihm verrückt genug den Unterschlupf zu verlassen?

    Die Hitze steigt mir wohl allmählich zu Kopf, denkt er.

    Gerade, als er weitergehen will, hört er erneut jemanden seinen Namen rufen. Es scheint eine weibliche Stimme zu sein.

    „Was? Wo …?", kommt es schneller aus seinem Mund als ihm lieb ist.

    Panisch reißt Branko den Kopf nach rechts, schaut sich um, doch nirgendwo ist jemand zu sehen. Er dreht sich einmal um die eigene Achse - nichts.

    „Komm zu mir …", zischt die

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