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Die Prophezeiung
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eBook441 Seiten5 Stunden

Die Prophezeiung

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Über dieses E-Book

Ein Junger Mann, der von fürchterlichen Träumen geplagt wird, sucht hilfe bei einem Psychologen. Er hatte alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen, da er zu viel Stress mit diesen Träumen hatte. Doch jetzt braucht er ihre Hilfe und verstrickt sich dadurch in eine rasende Jagd nach Artefakte, die die Welt vor dem Untergang bewahren soll. Eine mysteriöse Prophezeiung die ihm keiner genau erklären kann und eine Flucht quer durch Europa, gepflaster mit kopflosen Leichen fordern seine ganze Kraft. Seine frühere Jugendfreundin steht ihm zur Seite und unterstützt ihn obwohl er damit nicht gerechnet hat. Am Ende stehen sich gut und böse gegenüber, tausende von Menschen sind Tot und die die noch am Leben sind bangen darum, wer wohl gewinnen wird.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum13. Juli 2016
ISBN9783741831317
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    Buchvorschau

    Die Prophezeiung - Markus Waldmann

    Die Prophezeiung

    „Die Prophezeiung"

    erschienen   07-2016, 2. Auflage

    Alle Rechte vorbehalten

    Text: Markus Waldmann

    Die Prophezeiung

    Von Markus Waldmann

    Die Suche

    Arme werden reich des Geldes rasch,

    Doch der rasche Reichtum wird zu Asch',

    Ärmer alle mit dem größeren Schatz.

    Minder Menschen, enger noch der Platz.

    Da die Herrscherthrone abgeschafft,

    Wird das Herrschen Spiel und Leidenschaft,

    Bis der Tag kommt, wo sich glaubt verdammt,

    Wer berufen wird zu einem Amt.

          Bauer keifert, bis zum Wendetag,

           All sein Müh'n ins Wasser nur ein Schlag,

           Mahnwort fällt auf Wüstensand,

           Hörer findet nur der Unverstand.

           Das Lied der Linde (um 1850)

    Deutschland

    Kapitel I

    Praxis, Dr. van den Hout, Jasmin Wagner am Apparat, Guten Tag.

    Jens zögerte kurz, dann beschloss er, dass es kein Zurück mehr gab. Sie war die einzige, die ihm vielleicht noch helfen konnte.

    Hallo Jasmin, hier ist Jens, Jens Hoffmann, bitte leg nicht auf, ich brauche deine Hilfe.

    Das andere Ende der Telefonleitung blieb still, Jens war froh, ihr Gesicht nicht sehen zu müssen. Er wusste ganz genau, dass sie auf ihn wütend war.

    Wie kommst du darauf, dass ich dir helfen möchte?

    Jasmins Stimme klang bissig.

    Ich weiß, dass was ich dir und deiner Familie angetan habe, war nicht sehr nett.

    Jens kam ins Schwitzen, vor Jemanden zu Kreuze kriechen war nicht seine Art.

    Ach so, nicht sehr nett, kam die Antwort aus dem Telefon, du warst gemein zu ihnen, meine Eltern sind heute noch sehr traurig darüber, wie du sie behandelt hast. Und das, nach alldem, was sie für dich getan haben.

    Sie schrie ihn förmlich durch den Apparat an.

    Ja, es ist mir bewusst, dass ich ein blödes Arschloch war, aber darum geht es ja auch. Ich habe von deinen Kommilitonen erfahren, dass du einen Nebenjob hast. Und dass der Mann, für den du arbeitest, spezialisiert auf besondere psychische Probleme ist. Deswegen melde ich mich bei dir, ich brauche dringen Hilfe.

    Der leicht paranoide Unterton in Jens Stimme ließ Jasmin aufhorchen. Es stimmte, dass Dr. van den Hout sich auf psychische Probleme der ganz besonderen Art spezialisiert hatte. Die Menschen, die zu ihm kamen, waren oft am Ende ihrer Kräfte. Sie wurden von Träumen und Visionen systematisch in den Wahnsinn getrieben. Viele brachten sich um, noch bevor ihnen geholfen werden konnte. Doch diejenigen, die mit dem Professor sprachen, kamen oft mit einem Lächeln wieder aus dem Behandlungsraum heraus.

    Jasmin fand die Arbeit bei diesem Mann faszinierend. Er war ein Freund ihrer Familie und half ihr beim Studium. So kam sie direkt in Kontakt mit Personen, die psychologische Betreuung brauchten. Das war auch der Grund dafür, dass Dr. van den Hout sie eingestellt hatte.

    Die Patienten, die kamen, wurden aus ganz Deutschland an ihn verwiesen, teilweise auch aus dem benachbarten Ausland. Nick genoss einen hervorragenden Ruf, da er nur Spezialfälle annahm, bei denen seine Kollegen mit ihrem Latein am Ende waren.

    Die Patienten, die Jasmin beim Eintreten in die Praxis sahen, waren fasziniert von ihr. Das war ein weiterer Grund dafür, dass Nick sie bei sich arbeiten ließ. Nicht nur ihre dunklen braunen Augen, die schulterlangen braunen Haaren und ihre grazile Figur sorgten dafür, dass die meisten Patienten sich bei ihm schon wohl fühlten noch bevor sie ihn trafen. Ihre Ausstrahlung von Ruhe und Geborgenheit sorgte dafür, dass die Meisten schon bei ihr anfingen von ihren Problemen zu reden.

    Normalerweise brauchte er gar keine Sprechstundenhilfe, er hatte selten mehr als zwei Patienten am Tag. Für Jasmin machte er eine Ausnahme, sie kam immer in den Semesterferien und dann, wenn sie keine Vorlesungen hatte.

    Oft durfte Jasmin bei den Gesprächen zugegen sein, für ihr Studium war das sehr nützlich. Die Bezahlung war für die Arbeit eigentlich viel zu hoch, aber Dr. van den Hout hatte darauf bestanden. Er half ihr auch, wenn sie Probleme in den verschiedenen Studienfächern hatte, so dass sie mittlerweile die beste Studentin an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät war.

    Dr. van den Hout, oder besser gesagt Nick, war ein alter Freund ihrer Eltern, erst als sie ihr Studium angefangen hatte, erfuhr sie,  dass er selbst Psychologe war. Nick war Mitte 40, er kleidete sich stets sportlich und geschmackvoll, seine permanent gute Laune steckte die Menschen um ihn herum an. So dass das Arbeiten mit ihm sehr viel Spaß machte und den Patienten geholfen werden konnte.

    Auch Jens kannte Nick, bevor Jens Eltern gestorben waren, hatten alle viel Kontakt zueinander gehabt. Jasmins Eltern hatten Jens aufgenommen, als er ein Waise wurde, zum Dank dafür hatte er sie tyrannisiert und schikaniert, das war der Grund, weshalb Jasmin auf ihn sauer war.

    So und was für Hilfe brauchst du?

    Noch immer klang ihre Stimme gereizt, und Jens wollte sie nicht noch mehr verärgern.

    Er versuchte so freundlich wie möglich zu bleiben.

    Na, ja, ein Gespräch mit Dr. van den Hout wäre schon einmal der Anfang, vielleicht kann er mir ja helfen.

    Du weißt, dass du eine Überweisung brauchst und dass deine Krankenkasse erst ein Gutachten eines anderen Psychologen braucht, damit sie es übernehmen. Wenn sie es überhaupt machen.

    Jens wurde nervöser, das hatte er nicht gewusst, woher auch. Wie sollte er das denn machen? Sobald er zu einem der so genannten Seelenklempner ging, würde die Uni sofort Bescheid wissen.

    Kann ich die Behandlung auch Privat bezahlen?

    Die Stimme von Jens zitterte, er hatte erst vor kurzem das Erbe seiner Eltern antreten dürfen. Mit den Banken hat er schon alles besprochen, die einzige Auflage hatte er vor Kurzem geschafft. Er durfte erst über das Geld verfügen, sobald er das 25ste Lebensjahr erreicht hatte, und das war vor wenigen Tagen gewesen. Noch wollte es nicht in seinen Kopf hinein, dass er über eine Unmenge Geld verfügte. Ständig musste er sich das ins Gedächtnis rufen.

    Ja, das geht auch, hast du den genug Geld? Haben deine Drogengeschäfte dir genug eingebracht?

    Jasmin genoss es, Jens leiden zu hören, seine Stimme wurde immer zittriger.

    Aber Jasmin, ich habe nie mit Drogen gedealt, nur für meinen Eigengebrauch habe ich welche gekauft. Und das war immer nur Haschisch oder Marihuana.

    Sie konnte schon fast hören, wie er innerlich zerbrach.

    Bitte, Jasmin, ich halte es nicht mehr länger aus.

    Was ihr die ganze Zeit Spaß gemacht hatte, fing jetzt langsam an, ihr Angst einzuflößen. Sie wusste ganz genau, wie groß die Überwindung für Jens gewesen sein musste, sie um Hilfe zu bitten. Immerhin hatten sie seit knapp elf Jahren keinen Kontakt mehr, und der Tonfall von Jens wurde immer mehr zu einem Klagen.

    O.K. Jens, bleib kurz dran, ich werde den Doktor fragen.

    Sie hörte noch ein erleichterndes Seufzen, als sie den Telefonhörer beiseite legte.

    Jasmin klopfte leise an die Tür von Nicks Büro, sie wusste, dass er die Akten von einem erst vor kurzem beendeten Fall studierte. Der Betroffenen hatte sich vor einen Zug geworfen, und Nick machte sich Gedanken darüber, ob er es hätte verhindern können.

    Herein, Jasmin, was gibt es denn?

    Sie trat ein und nahm auf dem Stuhl, der für die Patienten gedacht war, Platz.

    Ich habe einen Studienkameraden am Telefon, er möchte gerne einen Termin bei dir haben. Allerdings war er nicht bei einem Arzt und hat somit auch keine Überweisung.

    Nick blickte Jasmin kurz an.

    Ist es einer aus deinem Studienbereich?

    Oh nein, soviel ich weiß, studiert er Geschichte und Archäologie, warum?

    Jasmin fragt sich, wozu er das wissen wollte, prompt bekam sie die Antwort.

    Na ja, ich hatte schon öfter Anrufe von jungen Studenten, die etwas über meine Arbeit erfahren wollten. Das eine Mal, wo ich mich darauf eingelassen habe, kam es zu einem Fiasko. Der Student schrieb einen Beitrag in der Studentenzeitung und bezeichnete mich als Scharlatan.

    Sie runzelte die Stirn.

    Ach so, nein, der Student wird das wohl nicht machen, obwohl ich mir da nicht so sicher bin. Kenne ich den Studenten, der das gemacht hat?

    Nick schüttelte den Kopf.

    Nein, das ist schon ein Jahrzehnt her, aber ich spüre da einen Anflug von Hass in deiner Stimme, wer ist der zukünftige Patient?

    Jasmin war etwas verdutzt, sie war der Meinung, dass sie ganz souverän aufgetreten war.

    Du kennst ihn, es ist Jens, den meine Eltern aufgenommen hatten.

    Nick lächelte.

    Weißt du eigentlich, wie viel ihr früher miteinander gespielt habt? Ständig hat man euch zusammen gesehen, wie eineiige Zwillinge.

    Jasmin wollte nicht daran erinnert werden oder darüber nachdenken, sie wollte böse auf Jens sein. Sie war noch immer sauer auf ihn, nicht nur weil er die Gefühle ihrer Eltern verletzt hatte, sondern auch weil er die ihren mit Füßen getreten hatte.

    Ja, ich weiß das alles noch, aber er war unfair zu uns.

    Jasmin saß auf dem Stuhl und schmollte. Nick musste sich zusammenreißen, sie sah aus wie ein kleines Mädchen und nicht wie eine junge Frau.

    Du meinst wohl, er war unfair zu dir, denn deine Eltern verzeihen ihm, weil sie nachvollziehen können, wie schwer alles für ihn war. Lass ihn nicht noch länger am Telefon warten, er soll in einer Stunde da sein, dann schauen wir mal, wo sein Schuh drückt.

    Als sie das Büro verließ, wurde Nick bewusst, was sie doch für eine Schönheit geworden war. Damals, als Jens die Familie verlassen hatte, war Jasmin noch nicht mal in der Pubertät gewesen. Das, was danach kam, hätte Jens sicherlich gefallen. Sie nahm schlagartig ab und ihr Gesicht zeigt immer mehr weibliche Züge. Aus dem hässlichen Entlein wurde ein Schwan, natürlich konnte Nick sich vorstellen, dass Jens über ihr heutiges Aussehen informiert war, immerhin studierten sie an der gleichen Uni. Aber ob er sie seit damals wieder gesehen hatte, beziehungsweise - falls er sie gesehen hatte - auch wusste, dass es Jasmin war, wagte Nick zu bezweifeln.

    Nick wusste nicht genau, wie Jens heute aussah, vor elf Jahren hatte er noch in Köln gewohnt. Erst als er davon erfuhr, dass Jens freiwillig in ein Heim gegangen war, war Nick nach Wittlich gezogen. Er glaubte allerdings, dass Jens mit großer Wahrscheinlichkeit wie sein Vater aussehen würde.

    Er genoss schon die Aussicht auf Jens verwirrtes Gesicht, zumal dieser nicht wusste, dass Nick der Psychiater war, an den er sich wendete. Jens würde sich an Nick erinnern, wahrscheinlich würde er ihn sofort wiedererkennen, da Nick sich kaum verändert hatte. Jedoch kannte Jens nicht den Nachnamen von Nick, so dass es sehr wahrscheinlich war, dass ihm die Kinnlade auf die Brust klappen würde. Innerlich freute sich Nick auf das Wiedersehen, all die Jahre hatte er nur wenige Lebenszeichen von Jens bekommen.

    Jasmins Eltern hatten Nick darüber informiert, dass der Nachlassverwalter Jens gefunden hatte. Nick hatte zu seinem Leidwesen sehr viele und nicht gerade schöne Geschichten über Jens gehört. Nun hoffte er, heute die Erklärung dafür zu bekommen, er hatte auch schon eine Ahnung, was Jens zu ihm führte. Konnte sein alter Weggefährte Janus doch recht gehabt haben? Wenn das der Fall war, sollte er ihn umgehend darüber informieren.

    Jasmin nahm den Telefonhörer wieder in die Hand.

    Tut mir leid Jens, dass es so lange gedauert hatte, aber Dr. van den Hout ist bereit, dich in einer Stunde zu empfangen.

    Ein Seufzer der Erleichterung war am anderen Ende zu hören.

    Vielen Dank Jasmin, bis später.

    Jens legte auf, ohne dass Jasmin auch noch irgendetwas hätte sagen können. Dieses Verhalten ärgerte sie wieder und steigerte ihre Wut auf Jens erneut.

    Kapitel II

    Jens fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, noch nie hatte er jemanden von seinem Problem erzählt. Aber er wusste, wenn er nicht bald Hilfe fand, würde er sich umbringen. Es war einfach nicht mehr zu ertragen. Er betätigte die Klingel zu Professor Doktor van den Houts Praxis.

    Das Haus, in dem sich die Praxis befand, war eine Villa aus dem 19. Jahrhundert. Solche Gebäude gefielen Jens, und dem Besitzer ging es wohl nicht anders. Schon von außen sah man, dass das Haus ordentlich gepflegt wurde. Der Garten und die Fassade waren in einem hervorragenden Zustand.

    Als der Summer ertönte, trat er ein, sein Blick fiel auf die Anmeldung, und was er dort sah, überraschte ihn. Auch von Innen war der Charme des alten Gebäudes erhalten worden. Und die Frau hinter der Theke hatte er schon öfter auf dem Campus gesehen, da er aber keine Zeit für Bettgeschichten hatte, ließ er die meisten Mädels links liegen. Nun war er überrascht, dass eines der schönsten Mädchen der Uni ausgerechnet Jasmin war. An ihrem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass sie ganz genau wusste, wer er war und wie er aussah.

    Jetzt, wo er im Wartezimmer saß, dachte er darüber nach, welches Glück er hatte, dass er sie nie angesprochen hatte. Wahrscheinlich hätte sie ihn zum Teufel gejagt und zum Gespött der ganzen Uni gemacht.

    Während er wartete, hatte er das Gefühl, die Last würde ihn erdrücken. Allein schon die Überwindung, Jasmin anzurufen und um diesen Termin zu bitten, war ein große Hürde gewesen. Sie hier dann wieder zu sehen, hatte seinen Geist dann noch mehr verwirrt, dieses bezaubernde Wesen sollte Jasmin sein? Wenn er in seinen Erinnerungen zurück zu der Zeit ging, als sie noch zusammenlebten, sah er ein kleines plumpes und kräftiges Mädchen. Er wusste, dass er gemein zu ihr war, aber ändern konnte er es nicht mehr.

    Als er ihr gegenüber stand, hatte er gespürt, wie kalt sie ihm gegenüber war. Auch heute, nach mehr als 10 Jahren, war sie noch sauer auf ihn.

    Jasmin ging zu Nick ins Behandlungszimmer.

    Jens ist da, darf ich dabeibleiben, wenn du mit ihm sprichst?

    Nick sah sie an.

    Ich glaube, dass ist keine gute Idee Jasmin, Jens scheint ein Problem zu haben. Es wäre möglich, dass er sich mir nicht anvertraut, wenn du mit im Zimmer bist. Er spürt die eisige Kälte, die du ihm gegenüber ausstrahlst.

    Jasmin blickte Nick fragend an.

    Woher weißt du was er fühlt?

    Nun lächelte der Doktor.

    Oh je Jasmin, selbst ich spüre die Kälte, und das schon, wenn du nur von ihm sprichst. Wenn du magst, kannst du über die Sprechanlage zuhören. Bedenke aber bitte, dass wir damit sein Vertrauen missbrauchen, also erwähne es ihm gegenüber nicht.

    Geknickt ging sie hinaus, um Jens ins Sprechzimmer zu holen.

    Als Jens so dasaß und darauf wartete, zum Doktor vorgelassen zu werden, gingen ihm noch viele Gedanken durch den Kopf. Er hoffte, dass der Arzt ihn nicht für komplett Durchgeknallt halten würde. Eine Einweisung in die Psychiatrie wäre das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Die Tür zum Sprechzimmer öffnete sich und Jasmin erschien.

    Du kannst reinkommen, Dr. van den Hout hat jetzt Zeit für dich.

    Noch immer spürte er die Kälte, die von ihr ausging. Mit einem leichten Seufzer stand er auf und ging auf wackeligen Beinen durch die Tür. Als er das Sprechzimmer betrat und den Arzt erblickte, blieb er augenblicklich wie angewurzelt stehen. Die Person hinter dem Schreibtisch kam ihm bekannt vor.

    Hallo Jens, wie mir Jasmin berichtet hat, hast du ein Problem, mit dem du nicht mehr alleine zu recht kommst!

    Der verdutzte Ausdruck auf Jens Gesicht verflog langsam, jetzt kam eine Mischung aus Freude und Angst in ihm auf. Wie würde Nick auf seine Geschichte reagieren.

    Hallo Nick, ich wusste gar nicht, dass du Arzt bist, und seit wann wohnst du hier?

    Noch immer wusste er nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte, alles hatte er erwartet, aber nicht, dass Nick der Arzt war, an den er sich wendete.

    Nun, du weißt Vieles von mir nicht, hier wohne ich, seit du dich mit Jasmins Eltern überworfen hast. Ich habe geahnt, dass du größere Probleme hast. Nun erzähl doch mal!

    Ja, ich habe ein Problem, und auch eine Menge Angst, darüber zu sprechen.

    Nick schaute ihn verständnisvoll an.

    Mach dir mal keine Gedanken, egal was du mir zu erzählen hast, es wird mich nicht schockieren können. Dafür höre ich hier viel zu viel abgefahrene Geschichten.

    Es beruhigte Jens ein wenig, das zu hören, seine Unsicherheit war noch immer nicht verflogen.

    Im Nachbarraum hörte Jasmin über die Gegensprechanlage mit, es war nicht richtig, es stellte eine Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht dar. Das interessierte sie jedoch im Moment nicht. Sie wollte unbedingt wissen, was mit Jens los war, welche Probleme er hatte. Trotz ihrer Wut auf Jens machte sie sich Sorgen, immerhin kannten sie sich schon ihr ganzes Leben lang. Außerdem hoffte sie zu erfahren, ob in seinem Problem eine Erklärung zu finden war, weshalb er früher so unausstehlich zu ihr war. Sie brannte förmlich darauf, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen, vielleicht weil sie sich wünschte, wieder ein normales Verhältnis zu ihm zu haben.

    Also, schieß los.

    Der Plauderton von Nick lockerte etwas die Anspannung von Jens.

    Wie schon früher kommst du ohne Umwege auf den Punkt. Ich kann mich an so viele Sachen erinnern, die mit dir zusammen hängen, so dass es mir nicht gerade leicht fällt, einfach darauf los zu plappern.

    Der Arzt nickte nur kurz.

    Das weiß ich, aber du brauchst dir keine Gedanken darum zu machen. Gehe ich zu Recht davon aus, dass dich Träume plagen, die dir sehr realistisch vorkommen und dich fast in den Wahnsinn treiben.

    Die Überraschung war perfekt, Jens bekam den Mund gar nicht mehr zu.

    Woher weißt du das?

    Nick schmunzelte.

    Wie du dich vielleicht erinnern kannst, kannte ich deine Eltern sehr gut. Schon damals erzählten sie mir, dass du oft nachts heulend aufgewacht bist. Dies war einer der Gründe, weshalb ich so oft bei euch war. Leider warst du schon als Kind sehr verschlossen, zumindest was diese Sache betraf, ich hatte es nicht einfach mit dir, ein Bild von deinen Träumen konnte ich mir nie machen. Nachdem deine Eltern gestorben waren, hörten deine Träume auf. Ich habe immer befürchtet, dass es wieder anfangen könnte, immerhin warst du gerade acht Jahre alt und hattest dein Leben noch vor dir. Mit Anke und Mathias habe ich dann beschlossen, dass sie dich aufnehmen sollten, da es mir so besser möglich war, in Kontakt mit dir zu bleiben.

    Jens unterbrach Nick.

    Wie war es euch möglich, das zu bewerkstelligen, normaler-weise hätte ich doch an die nächsten Verwandten übergeben werden müssen. Und soviel ich weiß, habe ich noch einen Onkel in Köln.

    Reg dich bitte nicht auf Jens, natürlich wäre das der amtliche Weg gewesen. Nur hatten Anke, Mathias und ich uns verpflichtet, uns um dich zu kümmern, falls deinen Eltern je was zustoßen würde. Außerdem hast du in einer Sache unrecht, dein Onkel wohnt keineswegs in Köln. Er wohnt hier in Wittlich!

    Die Offenbarung war etwas zu viel für Jens, sein Kopf begann zu schwirren, er fühlte sich elend. Wer war sein Onkel, und warum hatten Mathias und Anke das nie erwähnt. Vielleicht hätte er ihm ja helfen können oder ihn zu mindestens etwas unterstützt, als er ausgezogen war.

    Aber... Wer.... Ich meine wo?

    Jens brachte nur noch Gestammeltes hervor.

    Ich Jens, ich bin dein Onkel - oder besser gesagt dein Großonkel. Dein Vater und ich waren Cousins; da unsere Eltern, genauso wie dein Vater und ich, Einzelkinder waren, bin ich dein letzter lebender Verwandter.

    Jetzt war es für Jens ganz aus, wie konnte das sein, warum hatte ihm nie einer etwas davon erzählt? Er fühlte sich mies, wie sollte er jetzt reagieren, er stand auf und lief im Zimmer umher.

    Warum hast du mich nicht aufgenommen?

    Nick senkte den Blick.

    Ja, die Frage ist berechtigt, ich möchte dir darauf auch antworten aber als Erstes setzt du dich wieder hin. Es ist angenehmer von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.

    Jens kam wieder etwas zur Ruhe, er nahm Platz und versuchte Nick zuzuhören.

    Also, damals war ich noch ein vielbeschäftigter Mann, zudem  unverheiratet. Wie hätte ich dich aufnehmen sollen? Du wärst ständig alleine gewesen. Anke war die beste Freundin deiner Mutter, wie du und Jasmin kannten sie sich schon ein Leben lang. Was lag also näher, als ihnen diese Aufgabe zu übergeben, zumal sie das auch wollten.

    Oh, ich wusste, dass sich unsere Eltern gut kannten, aber dass Anke die beste Freundin meiner Mutter war, wusste ich nicht. Seit einiger Zeit fühle ich mich auch wirklich schlecht, ich habe eingesehen, dass sie nur das Beste für mich wollten. Aber ich konnte einfach nicht anders, die Träume kamen tatsächlich wieder, als ich vierzehn Jahre alt war. Natürlich habe ich mich nicht getraut, jemanden davon zu erzählen, gerade in der Pubertät hatte ich schon genug Probleme.

    Jens atmete schwer, ihm machte das alles zu schaffen. Nick beugte sich zu ihm hinüber.

    Ist schon gut, sie verzeihen dir, da sie wissen, wie schwer alles für dich war. Sie wussten von deinen Träumen, und es war ihnen auch bewusst, dass dich irgendwann der Verlust deiner Eltern aus der Bahn werfen würde. Nur, dass es so heftig werden würde, damit hatte keiner gerechnet, noch nicht mal ich.

    Erstaunt schaute Jens Nick an.

    Sie verzeihen mir? Ehrlich? Oh es tut mir auch so leid, wenn ich könnte würde ich alles wieder rückgängig machen. Warum habe ich diese Menschen nur so behandelt?

    Jens liefen die Tränen über die Wangen. Nick war darüber überrascht, er hatte nicht damit gerechnet, dass Jens sich das so Herzen genommen hatte. Er bejahte die Fragen von Jens.

    Jetzt beruhige dich doch erst mal, du wirst bald schon die Gelegenheit haben, es ihnen persönlich zu sagen. Nun wird es aber Zeit, dass wir über deine Träume sprechen, ich hoffe wirklich, dass ich dir helfen kann.

    Jens stand erneut auf.

    "Tut mir leid Nick, kann ich ein Fenster öffnen, ich brauch etwas Frischluft.

    Aber natürlich Jens.

    Nick hatte eine Ahnung, wie er das Problem von Jens lösen konnte, dafür musste dieser sich erst wieder beruhigen, damit er ihm etwas über seine Träume erzählen konnte. Er ließ Jens noch ein wenig mit seinen Gedanken alleine, während dieser wieder in der Praxis auf- und ablief. Nick freute sich, dass Jens so ein stattlicher junger Mann geworden war. Es war ihm anzusehen, dass er viel Sport trieb und seinen Körper pflegte. Das passte nicht zu den Geschichten, die Nick über seinen Neffen gehört hatte. Endlich kam Jens zur Ruhe.

    Na gut, lass uns endlich darüber sprechen, über die alten Geschichten können wir uns zu einem anderem Zeitpunkt unterhalten.

    Jens setzte sich auf den Stuhl und sah Nick an.

    Kapitel III

    Jens, wie wäre es, wenn du mir jetzt von deinem Traum erzählst?

    Nick sprach ruhig, um Jens nicht wieder durcheinander zu bringen.

    Na ja, es währe wahrscheinlich einfach, wenn es nur ein Traum wäre. Leider quälen mich mehrere Träume, einer ist dabei verwirrender als der andere.

    Nick horchte auf, damit hatte er nicht gerechnet. Normalerweise beschränken sich diese Träume auf einen bestimmten.

    Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie wirklich dabei sind, und meisten endete es damit, dass sie endlos gequält werden. Die meisten fügen sich bei solchen Träumen schmerzhafte und teilweise tödliche Verletzungen zu, so dass sie daran sterben; oder sie bringen sich danach um, da sie mit dem Stress der Träume nicht mehr klarkommen. Wenn Jens aber verschiedene Träume hatte und diese so realistisch waren wie die der anderen, dann hatte Nick eine schwere Aufgabe vor sich.

    Na gut, dann erzähl erst einmal, wie du deine Träume erlebst und wie du bis jetzt mit ihnen klar gekommen bist.

    Also, während dieser Träume habe ich das Gefühl, mitten drin zu sein. Das Eigenartige ist, bis zu einem gewissen Grad kann ich in die Geschichten eingreifen, aber die Träume enden wie immer. Wenn ich verletzt werde, spüre ich es in einer absolut realen Intensivität. Solbad ich dann aufwache, ist alles wieder in Ordnung, keine Schmerzen, keine Blessuren. Damit mich die Erinnerungen an das Erlebte nicht so mitnehmen, habe ich mit fünfzehn Jahren etwas für mich entdeckt. Auch wenn es nicht die beste Lösung war, es hat mir geholfen. Ich fing an Joints zu rauchen.

    Nick lächelte verständnisvoll, schon allzu oft hat er mit-bekommen, dass sich seine Patienten mit Drogen selbst therapierten - mit mehr oder weniger Erfolg. Zu seinem Leidwesen nahmen die meisten von ihnen immer mehr und härtere Drogen, die dadurch entstandenen Abhängigkeiten machten Therapien oft aussichtslos.

    Solange du nur bei Haschisch oder Marihuana geblieben bist, haben wir eine reelle Chance.

    Jens schluckte.

    Genau das ist mein Problem, mir reicht das nicht mehr, ich habe mich dabei erwischt, wie ich Kokain kaufen wollte. Es war wie ein Schlag für mich, als mir klar wurde, was ich gerade machen wollte. Aus diesem Grund wollte ich so schnell wie möglich mit jemand sprechen, der mir helfen kann. Von Jasmins Studienkollegen habe ich erfahren, dass sie bei einem Spezialisten arbeitet. Dass du das bist, damit konnte ich ja nicht rechnen, aber es freut mich. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, trotzdem ist es so, als wenn wir uns erst gestern zum Kaffee getroffen hätten. Ich finde das irgendwie eigenartig?

    Der Doktor schaute Jens verständnisvoll an.

    Nein, es ist überhaupt nicht eigenartig. Unsere Verbindung besteht seit deiner Geburt, ich war einer der Ersten, die dich in den Arm genommen haben. Außerdem haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht, vor dem Tod deiner Eltern und danach sogar noch etwas mehr, wenn du dich daran noch erinnern kannst.

    Jens blieb stumm, er wusste, dass Nick recht hatte. Irgendwie hatten sie eine enge spirituelle Bindung zueinander aufgebaut.

    Nick dachte über die Worte von Jens nach, es machte ihm Sorgen, dass er die Träume doch anders wahrnahm als die meisten seiner anderen Patienten. Dazu kam noch die Tatsache, dass er verschiedene Träume hatte. Er ahnte zwar, dass etwas Großes auf ihn zukommen würde, aber die Dimension des Kommenden erschütterte ihn trotzdem.

    Kannst du mir etwas von den Träumen erzählen?

    Nick war neugierig darauf, ob es noch mehr Unterschiede gab.

    Leider kann ich dir nur einen genau schildern, da er der Häufigste ist. Die anderen treten durch ihn immer wieder in den Hintergrund.

    Jens merkte, dass er bereit war, seinem Onkel alles anzuvertrauen, dieser fühlte sich langsam wie auf die Folter gespannt.

    "Dann erzähl diesen einen Traum,

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