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Der 7. Himmel hat ein Loch
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eBook227 Seiten3 Stunden

Der 7. Himmel hat ein Loch

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Über dieses E-Book

Man sollte nur Bücher lesen, von denen man einen Gewinn hat: Vielleicht können Ihnen ja die Liebestipps einer alten Tante helfen, ein gute Ehe zu führen. Verstaubt? Im Gegenteil! Sie werden sich wundern. Oder wissen Sie vielleicht, wie es die chinesischen Kaiser fertig gebracht haben, ein erfülltes Liebesleben mit 999 Gespielinnen zu bewältigen? Wie Sie sehen, haben Sie noch Wissenslücken, die Sie auffüllen sollten!
In dem Buch finden Sie 36 ganz ungewöhnliche Liebesgeschichten oder besser gesagt: Kurzgeschichten über die Liebe. Probieren Sie es aus in der Leseecke:
autorenseite.wordpress.com/leseecke/
Das Buch ist schon unter einem anderen Pseudonym mit dem Titel "Geschenk für Dich - Irrungen un Wirrungen der Liebe" erschienen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum12. Dez. 2015
ISBN9783738052268
Der 7. Himmel hat ein Loch

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    Buchvorschau

    Der 7. Himmel hat ein Loch - Peter Rogenzon

    Vorwort

    „Der Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst...", schrieb einst Goethe im Faust. Wenn man sich aber so das Liebesleben vieler Leute anschaut, kann man nur sagen: Hier irrte Goethe. Vielmehr haben neuere Forschungen (mindestens die des Autors) ergeben, dass der Mensch unter dem Druck seiner Hormone steht und dieser ist vergleichbar mit einem Alkoholrausch, nur sind die Auswirkungen schlimmer. Die Menschen stürzen sich in Abenteuer, an deren Folgen sie ein Leben lang zu tragen haben: Sie setzen ein Kind in die Welt oder sie heiraten für kurze Zeit und büßen dafür einen großen Teil ihres Vermögens ein. Auch wenn es weniger schlimm kommt, erleben doch viele in ihrem Liebesleben arge Enttäuschungen, wie man aus Sprichwörtern und Aphorismen ersehen kann, die ja in der Regel die Weisheiten von gescheiten Leuten oder sogar die eines ganzen Volkes enthalten:

    An Scheidungsgründen fehlt es nie, wenn nur der gute Wille da ist.

    (Nestroy)

    Ich habe nur geheiratet, um des Teufels zu spotten.

    (Martin Luther)

    Viele, von denen man glaubt, sie seien gestorben, sind nur verheiratet.

    (Francoise Sagan)

    Der 7. Himmel muss ein Loch haben, durch das jemand, der nicht aufpasst, direkt in die Hölle hinunterfallen kann.

    (der Autor)

    Selbst eine gute Ehe ist eine Bußzeit.

    (russisch)

    Wenn ein Mann eine Frau nimmt, hört er auf, die Hölle zu fürchten.

    (rumänisch)

    Dieses Buch soll ein Trostspender für alle diejenigen sein, die in der Liebe eine oder gar mehrere Enttäuschungen hinter sich haben oder die das Gefühl haben, völlig gescheitert zu sein.

    Es gibt wohl kaum einen Bereich des Lebens, wo die Hoffnung oder die Erwartung oft so wenig mit der Wirklichkeit übereinstimmen, wie in der Liebe. Häufig heiraten Menschen und glauben, dass es fürs ganze Leben ist. Doch nur zu schnell landen sie nach einem Ausflug in den siebten Himmel auf dem harten Erdboden: Mehr als die Hälfte aller Großstadtehen wird wieder geschieden. Und wie sieht es in der anderen Hälfte aus? Meist recht trübe! Manche Eheleute bleiben zusammen, nur der Kinder wegen. Andere trennen sich nicht, weil sie das Leben zu zweit gewöhnt sind, denn Motiv für eine Eheschließung ist heute — wie eine Umfrage ergab — in erster Linie, dass man Angst vor dem Alleinsein hat; da hält man natürlich lieber an einer langweilig gewordenen Partnerschaft fest, als dass man einsam ist. Viele Eheleute leben einfach nebeneinander her, indem jeder seiner Wege geht. Es bleiben eigentlich nur wenig Menschen übrig, die wirklich in einer erfüllten Partnerschaft gemeinsam durch das Leben gehen. Etwas überspitzt hat es Camus einmal so ausgedrückt: „Die wahre Liebe gibt es doch nur ein- oder zweimal im Jahrhundert; der Rest ist Langeweile." Nun, langweilig ist es in vielen Ehen überhaupt nicht: Es herrscht Streit vom Morgen bis zum Abend.

    Manchmal schauen Menschen nachdenklich oder neidisch auf irgendeine Beziehung in ihrem Umfeld und glauben, dass dort alles in Ordnung ist. Meist ist es aber nur die Fassade, welche von den Außenstehenden gesehen wird. Und schon diese Schauseite erweist sich oft als brüchig: Während wir beispielsweise morgens beim Friseur in einer etwas älteren Illustrierten lesen, wie glücklich beispielsweise die Ehe dieses oder jenes Prominentenpaares sei, entnehmen wir wenig später der neuesten Tageszeitung, dass die beiden sich schon wieder scheiden lassen wollen.

    Wir wollen hier ein wenig hinter die Fassaden menschlicher Beziehungen schauen und die Irrungen und Wirrungen verfolgen, die uns die Liebe beschert. Und dann freuen wir uns (hoffentlich), dass alles bei uns so ist, wie es ist.

    Das Traumpaar

    Wenn überhaupt ein Ehepaar geeignet war, den Neid seiner Mitmenschen zu erwecken, dann war es dieses: Beide lebten in blendenden Einkommens- und Vermögensverhältnissen, hatten zwei reizende Kinder und sahen so gut aus, wie man es für sich selbst immer schon gewünscht hätte: Wenn sie Arm in Arm in der Badeanstalt erschienen, sahen ihnen die Menschen nach und tuschelten. Sie hatte eine perfekte Bikinifigur; ihr Haar hing in einem langen Zopf bis über die Gürtellinie herunter und endete mit einer roten Schleife, die beim Gehen zwischen den reizenden kleinen Grübchen oberhalb ihres Pos hin und herpendelte. Er ging neben ihr wie ein Turner, der gerade für eine perfekte Kür die Traumnote 10,0 kassiert hat.

    Was aber am meisten an den beiden auffiel, war die Art, wie sie einander zugetan waren: Sie spazierten so eng umschlungen durch die Badeanstalt, wie es den meisten wohl das Schamgefühl verboten hätte. Wenn sie dann aber ihre Liege erreicht hatten, ging es erst richtig los: Die beiden hatten offenbar ihre beiden kleinen Kinder ganz vergessen und widmeten sich nur noch einander in einer Weise, die von den übrigen Badegästen ein wenig neidisch als anstößig empfunden wurde. Wenn auch beide die Badehosen an behielten, so glaubten doch einige, dass „es" passiert sein müsse, als das Paar fast ineinander verkeilt auf seiner Liege schmuste und dabei einen Bademantel zum Zudecken über sich zog.

    Den Gesichtern der Beobachter konnte man eine gewisse Enttäuschung darüber entnehmen, dass in ihrer Liebe dieses unheimliche Feuer, das hier noch brannte, erloschen war oder nur noch glimmte. Alsbald entspann sich bei den umliegenden Paaren eine lebhafte Diskussion darüber, warum es bei ihnen nicht mehr so war, wie bei diesen beiden. Die Ehefrauen warfen ihren Männern vor, sie ließen es an der notwendigen Zärtlichkeit fehlen, um die Liebe so richtig zum Entflammen zu bringen. Umgekehrt wehrten sich die Männer mit dem Hinweis, ihre Partnerinnen sollten sich doch eine „Scheibe" von dieser Frau abschneiden.

    Nur eine ältere Dame, die sich in die Diskussion einmischte, meinte, das Ganze sei nicht normal, denn wenn die beiden ein erfülltes Eheleben führen würden, bräuchten sie sich nicht in aller Öffentlichkeit so aufzuführen.

    Irgendwelche Rücksichten kannte unser junges Paar auch weiterhin nicht. An einem Winterabend holte die junge Frau ihren Mann aus der Bank ab, in der er arbeitete. Sein Büro war hell erleuchtet, als sie und ihr Ehemann am Fenster (ja, man muss es so ausdrücken:) übereinander herfielen. Die Angestellten der Bank, die zu diesem Zeitpunkt aus dem Hauptausgang strömten, bekamen dieses Liebesleben der beiden natürlich mit. Im Nu hatte sich eine Menschentraube gebildet, die mit Beifall und Gejohle das begleitete, was sich da oben am Fenster abspielte. Am nächsten Tag wurde in der Bank weniger gearbeitet als sonst, denn es gab nur ein Gesprächsthema, das wohl nicht näher beschrieben werden muss. Abgesehen von ein paar älteren Angestellten, welche die „Aufführung des jungen Paares als deplaziert betrachteten, herrschte Bewunderung vor. Zum einen bestaunte man, dass die Liebe dieser beiden auch noch nach Jahren so heftig war. Zum anderen fand man es „toll, dass sich das junge Paar einen Dreck um die anderen Leute scherte.

    Dann plötzlich ereignete sich etwas, was wie eine Bombe einschlug: Die junge Frau hatte Klavierunterricht bei einem alten „Pfuideibel, wie ihn eine Nachbarin beschrieb. Er war jedenfalls der absolute Antityp im Verhältnis zum Ehemann: klein, krumm, ausgemergelt, schon etwas ältlich mit schütteren langen, öligen Haaren und einem ungepflegten, grau-meliertem Bart, der den Eindruck machte, als stammten seine Verfärbungen vom letzten Essen. Eines Tages bemerkte die erwähnte Nachbarin, dass das Klavierspiel schon sehr früh verklang. Neugierig ging sie auf ihre Terrasse und lauschte an der Trennwand zum anderen Garten. Was sie hörte, war so eindeutig, dass sie nichts Eiligeres zu tun hatte, als den jungen Ehemann in seiner Bank anzurufen: er solle doch einmal nach seiner Frau schauen; da würden ihm die Augen übergehen. So war es dann auch, als der Mann — von finsteren Vorahnungen getrieben — nach Hause raste: Er erwischte die beiden „in flagranti.

    Das Ereignis verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt. Die Kommentare der Menschen waren unterschiedlich:

    „Das kann doch nicht wahr sein!" meinten die einen. Andere mutmaßten, dass die junge Frau vielleicht eine Nymphomanin sei. Weder das eine noch das andere stimmte, wie sich im Scheidungsverfahren herausstellte. An sich sind ja Richter zur Verschwiegenheit verpflichtet. Doch gilt dies nur für den Normalfall, nicht aber für einen Prozess, der überall in der Stadt das Thema war, über das man sprach. So sickerte durch, was in dieser von vielen bestaunten Traumehe wirklich los war, nämlich so gut wie nichts.

    Der Ehemann war nach dem Gutachten eines hinzugezogenen Psychiaters psychisch krank, was dem Vernehmen nach auf eine sonderbare Ursache zurückzuführen sein soll: Als seine Eltern einmal ins Kino gegangen waren, hatte er sich ein Mädchen ins Haus geholt. Als die beiden jungen Leute gerade mit ihrer ersten Liebe begonnen hatten, kamen seine Eltern zurück, weil sie keine Karten mehr für die Vorstellung bekommen hatten. Sie sahen nun eine ganz unerwartete andere Vorführung. Daraufhin gab es einen furchtbaren Familienkrach mit schweren Strafen für den jungen Mann. Die Folge dieses Ereignisses soll gewesen sein, dass er von da an nur noch zeugungsfähig war, wenn die Gefahr bestand, von anderen beobachtet zu werden: So soll er das erste Kind mit seiner Frau während eines Opernbesuchs gezeugt haben, als beide sich im Männerklo einsperrten und die versammelten Garderobefrauen an die Tür trommelten, um die Frau aus der Kabine zu verweisen. Das zweite Kind soll beim „Probeliegen" in einem Kaufhausbett entstanden sein.

    Man weiß natürlich nicht, ob dies alles so stimmt, was so berichtet wird. Ein Psychiater wird die ganze Geschichte womöglich mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Jedenfalls haben all diese Gerüchte einen großen Vorteil: Die Ehefrauen sind wieder zufrieden, wenn ihr Mann in der Badeanstalt neben ihnen liegt und sich in seine Zeitung vertieft. Auch nehmen die Männer nicht mehr Anstoß daran, wenn sich ihre Frauen einer Handarbeit oder einem Buch widmen. Der schäbige Neid, der wie eine giftige Wolke über dem Schwimmbad lag, ist entschwunden und hat wieder einer entspannten Ruhe Platz gemacht, wie es sich für einen Ort der Erholung gehört.

    Die Ohnmacht

    Sie war ein intelligentes Biest. Das ist eigentlich alles, was man von ihr wissen muss, um die folgende Geschichte zu verstehen.

    Ihr Vater war ein höherer Beamter und hatte nebenbei noch einen wichtigen Posten in seinem Corps, dem er seit seiner Studentenzeit angehörte. Er erzog seine Tochter Petra zur Achtung der Ehrbegriffe, die er selbst von seinen Vorfahren übernommen hatte. Dazu gehörte auch eine doppelbödige Moral, nämlich die These, dass junge Männer sich erst einmal  so richtig „die Hörner abstoßen müssen, bevor sie „im Hafen der Ehe landen, während anständige junge Mädchen auf ihren künftigen Mann zu warten haben, um es einmal so auszudrücken. Selbstverständlich führte der Vater seine Tochter in seine Studentenverbindung ein, denn sie sollte dort ja einen brauchbaren jungen Mann finden oder besser gesagt „eine gute Partie machen. Auf diese Weise wurde Petra, die sich kurz Pet (d.h. Liebling) nannte, eine Corpsdame. Ihre Freundinnen, die mit solchen Bräuchen nichts am Hut hatten, neckten sie mit der Anrede „Zorpsfrau und bemitleideten sie zutiefst, wenn sie mit irgendeinem ihr zugeteilten Studenten auf einen Ball gehen musste. Pet mochte keinen einzigen von ihnen, doch nahm sie weiterhin — wenn auch gelangweilt — am Corpsleben teil, zum einen, weil sie sonst Streit mit ihrem Vater gehabt hätte, zum anderen, weil sie insgeheim hoffte, dass sich eines Tages die Tür öffnen und der Mann ihrer Träume im Ballsaal erscheinen würde. Doch daraus wurde nichts.

    Pet studierte nach ihrem Abitur Medizin. Plötzlich passierte das, worauf sie in ihrem Dasein als Corpsdame vergeblich gewartet hatte: Sie verliebte sich in einen Kommilitonen. Und wie es so geht in der Liebe: eines Tages kam der junge Mann mit einem Ansinnen, das sie schelmisch lächelnd mit den Worten beantwortete:

    „Rainer, Rainer, was hast du für unreine Gedanken!"

    Sie sagte dem jungen Mann, dass an diesem Abend leider aus einer Liebesnacht nichts werden könnte aus Gründen, „na du weißt schon, warum"; aber am Sonntag wollten sie die Liebe in vollen Zügen genießen.

    Diese Frist brauchte Pet, um sich das notwendige Wissen über Frauenleiden anzueignen und einen Gynäkologen aufzusuchen. Sie schilderte ihm — frei erfunden — scheußliche Beschwerden, die eine eingehende Untersuchung notwendig machten. Pet verlangte und bekam von dem Frauenarzt ein Attest, in dem ihr bescheinigt wurde, dass sie bis zur Untersuchung „Virgo intacta" (Jungfrau) war.

    Jetzt konnte sie sich beruhigt der Liebesnacht mit Rainer widmen. Mehr wurde nicht aus dieser Beziehung, denn Pet war intelligent und zielstrebig — auch im Studium, während ihr Rainer genau entgegengesetzt veranlagt war: ein Bohemien, für den das Studentenleben — wie er zu sagen pflegte — die schönste Sache der Welt war. Damit hatte er sicherlich nicht ganz unrecht, wenn man wie er von seinem Vater jeden Monat einen üppigen Wechsel bekam, für den er nichts zu tun brauchte. Pet aber konnte einfach nicht mit einem Mann beisammen bleiben, der sich mangels Ehrgeizes in ihren Augen schon auf der Verliererstraße befand. Als er dann, wie voraus zu sehen war, bei den ersten kleinen Zwischenprüfungen, die Pet locker absolvierte, Probleme hatte, kühlte sich das einstmals heiße Liebesverhältnis der beiden rapide ab. Pet zog es vor, im Folgesemester in einer anderen Stadt zu studieren.

    Dort besann sie sich nun wieder auf ihre „Jagdgründe" im Corps. Nachdem sie mit der Leidenschaft Schiffbruch erlitten hatte, setzte sie nun auf ihre Vernunft. Sie fand einen jungen Mann, in den sie sich zwar nicht gerade bis über beiden Ohren verliebte, aber dem sie doch zugetan war. Ihr Vater redete ihr zu, diesen Mann zu heiraten, weil er Charakter besitze und ein gutes Examen abgelegt habe, welches glänzende Berufsaussichten verspreche. Nach ihrem 25. Geburtstag spürte Pet auf einmal das Ticken ihrer biologischen Uhr, d. h.: sie fühlte sich reif für die Ehe. Mit anderen Worten: sie hatte Angst, keine bessere Heiratsgelegenheit zu finden. Dass die Leidenschaft in dieser Beziehung nicht so war wie früher, schrieb sie der Tatsache zu, dass die Liebe ja nun nichts Neues mehr für sie war.

    Vor der Hochzeit flüsterte sie ihrem Bräutigam ins Ohr, dass sie noch nie etwas mit einem Mann gehabt habe. Sie erwähnte auch das Attest und zeigte es ihrem Bräutigam. Der aber warf es, ohne es zu lesen, mit einer theatralischen Geste in den Ofen und sagte:

    „Ach Herzi, ich glaube dir doch auch so!"

    Eigentlich hatte sie sich immer gegen den scheußlichen Kosenamen „Herzi" gewehrt, aber in diesem Zusammenhang hörte er sich gar nicht mehr so übel an.

    Und noch etwas ereignete sich vor der Trauung: Pet traf zufällig bei einem Stadtbummel ihren früheren Geliebten wieder und erzählte ihm von der bevorstehenden Hochzeit.

    „Oh, da müssen wir aber deinen Junggesellinnenabschied feiern", schlug Rainer vor, und ehe sich Pet versah, saß sie bei Rainer in dessen Studentenbude bei einer Tasse Kaffee. Die beiden plauderten über ihre Fortschritte, die sie im Studium gemacht hatten. Als Rainer einmal Kaffee nach schenkte, saß er plötzlich neben Pet und bat um einen kleinen Abschiedskuss. Pet gestattete es mit den Worten:

    „...aber nur einen kleinen!"

    Es wurde dann doch mehr daraus, denn Pet war ein Typ, der schlecht „nein sagen konnte — sie litt, wie Emanzen von heute zu sagen pflegen, an einem „Nettigkeitssyndrom:

    „Warum nicht? fragte sie sich. „Schließlich haben wir es ja schon oft genug getan. Und so taten sie es — und zwar mit der derselben Leidenschaft wie früher.

    Pet beruhigte sich danach innerlich damit, dass sie ja schließlich noch nicht verheiratet sei.

    Nicht lange nach der Hochzeit war Pet schwanger und spazierte mit ihrem Mann durch den Stadtpark. Völlig unerwartet sah sie ihren früheren Liebhaber entgegen kommen. Diese Begegnung traf Pet wie ein Donnerschlag: Sie fiel in Ohnmacht, was wohl in erster Linie auf ihren durch

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