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Verbotene Zone
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eBook266 Seiten3 Stunden

Verbotene Zone

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Über dieses E-Book

Seien Sie doch mal ehrlich: Was haben Sie im letzten Jahr schon alles gelesen! Und was wissen Sie davon noch? Oder denken Sie vielleicht heute noch darüber nach?
Hier aber kommt für Sie "starker Tobak" – literarisch gesehen.
Deshalb vorweg eine Warnung: Dieses Buch ist zwar einerseits unterhaltsam, aber es soll Sie auch zum Nachdenken anregen. Und dabei werden vielleicht manche Ihrer bisherigen Auffassungen und Sichtweisen etwas ins Wanken geraten.
Auch wenn Sie es nicht glauben wollen: Die Bibel enthält nicht die ganze Wahrheit, sondern sie wurde von der Kirche gefälscht. Schon am Anfang fehlt die Geschichte von Adams erster Ehe. Lesen Sie, was Ihnen die Kirche vorenthält: das Drama der ersten Ehe auf der Welt – die Geschichte der sexsüchtigen Lilith, die jeder gebildete Mensch unbedingt kennen sollte. Haben Sie insoweit Nachholbedarf?
Warum verschweigt die Bibel so vieles: Wie kamen die Hormone in den Menschen? Durch Gott oder Luzifer?
Ist Gott kein Mann sondern ein Neutrum?
Wie lebten die Apostelfrauen, nachdem Jesus ihre Männer mitgenommen hatte?
Wie wird Judas vom Jüngsten Gericht beurteilt: Als Verräter oder milde, weil Gott ihn als Werkzeug für seinen Heilsplan benutzt hat?
Was tut ein Pfarrer, wenn er seinen Glauben verliert oder entdeckt, dass das Wunder seiner Gnadenkirche Betrug ist?
Fragen über Fragen, auf die dieses Buch (k)eine Antwort gibt.
Ja und schließlich lesen Sie, welche interessanten Gespräche der Herrgott und Luzifer führen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Juni 2015
ISBN9783847616382
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    Buchvorschau

    Verbotene Zone - Peter Rogenzon

    Zur Einstimmung

    Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat.

    Glaube nichts, weil alle es glauben.

    Glaube nichts, weil es geschrieben steht.

    Glaube nichts, weil es als heilig gilt.

    Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt.

    Glaube nur das, was Du selbst als wahr erkannt hast

    Buddha

    *

    Das wichtigste Zeichen auf der Welt ist das Fragezeichen.

    Raymond Cartier

    *

    Heiliger Zweifel!" möchte man oft denen zurufen, die so sehr von sich und dem, was sie tun oder denken, überzeugt sind.

    Der Autor

    1. Jesus im Vatikan

    Zuerst stand es natürlich im „Osservatore Romano", allerdings nicht so, wie es dem Ereignis angemessen gewesen wäre:

    „Im Vatikan erschien am gestrigen Montag ein junger Mann, der behauptete, Jesus zu sein. Er begehrte, den Papst zu sprechen. Immerhin gelang es ihm, sich mit einem zufällig daher kommenden Kardinal zu unterhalten. Dieser nahm sich freundlicherweise des Falles an. Da der Kardinal befürchtete, dass der junge Mann geisteskrank und daher behandlungsbedürftig sei, unterhielt er sich eine halbe Stunde lang mit ihm, wobei er zu der Überzeugung kam, es handele sich um einen ‚harmlosen Irren‘. Er verabschiedete sich dann von ihm mit den Worten, es habe ihn gefreut, mit Jesus persönlich gesprochen zu haben. Daraufhin verließ der junge Mann sichtlich zufrieden wieder den Vatikan."

    Nun, so ganz stimmte dieser Zeitungsbericht nicht. Das ist, wie man weiß, nichts Ungewöhnliches. Nur ganz naive Leute glauben das, was ihnen schwarz auf weiß vorgesetzt wird. Auch beim „Osservatore Romano" sieht man die Welt natürlich aus einem bestimmten Blickwinkel, und damit ist die Sicht auf das, was geschieht, natürlich erheblich beschränkt. In Wahrheit hatte sich nämlich folgendes zugetragen:

    Der junge Mann, der im Vatikan erschienen war, war keinesfalls damit zufrieden, wie ein Irrer behandelt worden zu sein. Dabei konnte er sich nicht darüber beklagen, dass er unfreundlich empfangen worden wäre: Er hatte sich an der Pforte ordnungsgemäß angemeldet:

    „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Jesus und möchte meinen Stellvertreter auf Erden sprechen!"

    Der Pförtner hatte einen Anmeldezettel zur Hand genommen und nachgefragt:

    „Ist Jesus Ihr Vor- oder Nachname?"

    „Ich heiße nicht nur Jesus, sondern ich bin es – der Mann für den Sie arbeiten."

    „Hm, hm, hatte der Pförtner hinhaltend gebrummt, um zu überlegen, was zu tun sei. „Wen – sagten Sie – wollten Sie sprechen?

    „Meinen Stellvertreter!"

    Am Gesicht des Pförtners war nun zweierlei abzulesen: Er hatte zwar begriffen, von wem sein Besucher sprach, wusste aber immer noch nicht recht, wie er sich verhalten sollte.

    „Moment!" sagte er gedehnt und verschwand in einem Nebenraum. Dort griff er zum Telefon und fragte einen jungen Kaplan um Rat. Der war – Gott sei Dank – äußerst hilfsbereit:

    „Nur her mit dem jungen Mann, vielleicht ist er ja mit mir zufrieden."

    So war nun dieser Jesus von einem martialisch aussehenden Mitglied der Schweizer Garde in das Büro des Kaplans geleitet worden, der ihn leutselig begrüßte:

    „Sie wurden mir als Jesus angemeldet. Sie wünschen?"

    „Ich bin nicht nur als Jesus angemeldet, sondern bin es tatsächlich selbst und möchte den Papst sprechen."

    Der Kaplan hatte sein liebenswürdigstes Gesicht aufgesetzt, das er sich für besonders schwierige Fälle antrainiert hatte, und das hier war zweifelsohne ein solcher schwieriger Fall, nämlich ein offensichtlich Geisteskranker, wie der Kaplan sachkundig feststellte. Er säuselte daher auf das Freundlichste:

    „Es freut mich, den Mann persönlich kennen zu lernen, dem ich so viele Jahre meines Lebens gewidmet habe. Ich bin sozusagen die rechte Hand des Papstes. Sie können mir also ruhig Ihr Anliegen vortragen und können sicher sein, dass ich es dem Heiligen Vater – so gut es geht sogar wortwörtlich – übermitteln werde. Er ist nämlich leider heute nicht im Hause und daher nicht zu sprechen. Da Sie Jesus sind, werden Sie dies ja wohl wissen."

    „Weil ich Jesus bin, weiß ich, dass der Papst da ist. Bringen Sie mich also zu ihm und reden Sie nicht lange darum herum."

    Der Kaplan wurde bleich und war mit seinem Latein am Ende gewesen (das er ja eigentlich wie eine Umgangssprache beherrschte). Da kam ihm ein – wie er meinte – grandioser Einfall. Er wollte diesen offensichtlich verwirrten jungen Mann seinem Vorgesetzten vorstellen; vielleicht würde sein Besucher ja damit zufrieden sein und den Kardinal womöglich sogar für den Papst selber halten.

    Der Kaplan näherte sich in devoter Haltung, sozusagen verbeugt gehend, dem prächtigen Portal zum Büro seines Vorgesetzten, das von zwei barbusigen Engeln bewacht wurde und so gewaltig war, dass der Überlieferung nach ein gekrönter Besucher mit seinem Pferd hindurch geritten sein soll. Die wertvollen goldgeränderten Facetten der Türfüllung machten jedem Besucher klar: Dahinter befand sich jemand, demgegenüber man sich klein vorkommen musste.

    Der Kaplan sagte zu Jesus:

    „Ich werde Sie jetzt bei Seiner Eminenz anmelden."

    Er klopfte vorsichtig an die Tür, und es ertönte ein kurzes „Herein!"

    Der Kaplan bedeutete Jesus mit einer kurzen Handbewegung, dass er warten möge, und verschwand schnell im anderen Zimmer. Er bereitete seinen Vorgesetzten auf seinen Besucher vor und fand, es wäre doch ein gutes Werk, diesen jungen Mann kurz zu empfangen.

    Der Kardinal hatte ein offenes Ohr für „gute Werke", denn er war in seiner Jugend einmal Pfadfinder gewesen und daher darauf gedrillt worden, jeden Tag etwas Gutes zu tun, und sei es auch nur etwas ganz Kleines. Er hatte dann allerdings gefunden, dass es gar nicht so einfach war, nach diesem Grundsatz zu leben, denn wenn man den ganzen Tag im Büro saß und arbeitete, musste man schon die Arbeit selbst als etwas Gutes ansehen, um nach den Grundregeln der Pfadfinder seine Pflicht getan zu haben.

    Der Kardinal nahm also freudig die Gelegenheit wahr, auf so einfache Weise wieder einmal einen Pluspunkt in seiner imaginären Liste der guten Werke verbuchen zu können, und ging ins Büro seines Kaplans hinaus. Er schüttelte dem Besucher freundlich die Hand und sagte:

    „Ach, setzen wir uns doch in mein Zimmer!"

    Nachdem sie beide dort an einem kleinen goldenen Barocktisch in roten damastbezogenen Sesseln Platz genommen hatten, ergriff der Kardinal das Wort:

    „Wer, sagten Sie noch gleich, sind Sie?"

    „Ich sagte, dass ich Jesus bin und den Papst sprechen möchte."

    „Damit keine Missverständnisse aufkommen: Wollen Sie sagen, dass Sie der Jesus sind?"

    „Ja, der bin ich."

    „Entschuldigen Sie bitte, dass mein Begriffsvermögen etwas beschränkt ist. In der Bibel steht doch ganz klar, dass der Menschensohn in Herrlichkeit wieder kommen wird, aber doch nicht einfach so wie Sie."

    Der Kardinal fand es gut, sein Gegenüber in eine kurze theologische Debatte zu verwickeln, um ihn dann wieder nach Hause schicken zu können. Doch sein Gesprächspartner antwortete lapidar:

    „Wir haben es uns da oben eben anders überlegt!"

    „Nun, für mich waren die göttlichen Ratschlüsse immer etwas Unumstößliches, denn Gott ist vollkommen, und was er beschließt, ist von seiner umfassenden Weisheit getragen. Da kann es doch nicht sein, dass er es sich mal so und dann wieder anders überlegt."

    „Deswegen bin ich ja hier, um diesen Irrtum auszuräumen: Mein Vater ist anpassungsfähig. Die Bibel ist voll von Beispielen. Nehmen Sie beispielsweise die Sintflut. In seinem Zorn hat mein Vater die gesamten Lebewesen bis auf diejenigen in der Arche ertränkt. Hinterher hat es doch bereut und gesagt, er werde so etwas nie wieder tun, obwohl gerade Zeiten wie diese..."

    „Ja, ja, die Zeiten sind schlimm, auch für die Kirche."

    „... weil sich die Kirche nicht anpasst. Die Kirche unterscheidet zu wenig zwischen unabänderlichen Geboten und solchen, die nur in die Zeit meines früheren Lebens gedacht waren. Das wollte ich mit meinem Stellvertreter besprechen, und darum muss ich ihn unbedingt treffen."

    „Leider ist Seine Heiligkeit, wie Sie als Jesus ja wohl wissen, alt und kränklich. Heute fühlt er sich unpässlich und hat alle Termine abgesagt. Es geht also leider nicht, dass Sie ihn besuchen können. Bitte haben Sie dafür Verständnis."

    „Ihr Kaplan sagte, der Papst sei nicht im Hause, und Sie behaupten, er sei krank. So können Sie mich nicht abwimmeln. Entweder lassen Sie mich jetzt zu meinem Stellvertreter oder..."

    Der Kardinal erschrak und bekam Angst vor dem jungen Mann. Er drückte unauffällig auf einen Alarmknopf unter dem Tisch und schaute zur Tür, wo zwei Mann der Schweizer Garde erschienen. Als er dann wieder seinen Blick auf den Sessel gegenüber richtete, war dieser Platz leer. Der Kardinal fragte seinen Kaplan im Vorzimmer:

    „Ist der junge Mann schon gegangen?"

    „Nein, ich habe ihn nicht gesehen. Ich dachte, er sitzt noch bei Ihnen.

    „Das ist aber sehr merkwürdig", fand der Kardinal und zog sich in sein Büro zurück.

    Am nächsten Tag traf der Kardinal zufällig mit dem Papst zusammen, wobei dieser plötzlich ohne jeden Zusammenhang bemerkte:

    „Stellen Sie sich vor, wenn mir jetzt auf einmal Jesus erscheinen würde. Wie sollte ich wissen, dass er es ist. Und dann könnte ich ja keinem etwas davon sagen, denn sonst hieße es hier im Vatikan sicherlich: ‚Der alte Mann spinnt!‘ Und man würde über mich tuscheln, dass ich meine Heiligsprechung vorbereite. Sie wissen ja, wie die Leute hier sind."

    „Wie kommen Sie jetzt auf so etwas?" fragte der Kardinal.

    „Ach, nur so!" antwortete der Papst.

    2. Bibelfortsetzung

    Als der Herrgott vom Himmel auf die Menschheit herabblickte, fand er keinen Gefallen an ihr. Eigentlich müsste er eine zweite Sintflut über das Menschengeschlecht hereinbrechen lassen, fand er, aber dann erinnerte er sich daran, dass er seinen Zorn im Zaume halten wollte – so hatte er es damals versprochen. Eine neue Sintflut war auch nicht nötig, weil der Herrgott sah, dass die Menschen dabei waren, sich selbst zu vernichten. Und eines Tages war es dann so weit: In einem Labor in den USA waren neue Viren als biologische Waffe gezüchtet worden. Durch eine kleine Unachtsamkeit entwichen einige dieser Viren aus dem Sicherheitsbereich. Sie vermehrten sich ungeheuer und breiteten sich über die ganze Welt aus. Kein einziger Mensch überlebte.

    Der Herrgott vermisste die Menschen, die seine Hauptbeschäftigung gewesen waren. Und so entschloss er sich zu einem Neubeginn. Weil er mit den Menschen keine gute Erfahrungen gemacht hatte, sah er sich unter den anderen Lebewesen um. Da fielen ihm die Ameisen auf, die ein bescheidenes, arbeitsames Leben führten. Und so beschloss er, diese Tiere an Stelle der Menschen als seine Lieblingsgeschöpfe besonders heraus zu heben: Er hauchte ihnen eine Seele ein und schuf für sie ein kleines Paradies, in welches er wiederum ein winziges „Bäumchen der Erkenntnis" pflanzte. Genauso wie damals bei Adam und Eva verbot er den Ameisen ausdrücklich, Früchte von diesem Baum zu essen.

    Natürlich war es wieder ein weibliches Wesen, wenn freilich auch nur ein kleines Tierchen, das neugierig darauf war, welche Erfahrungen ihr der Genuss dieser Früchte bringen würde. Und so schlüpfte das Ameisenweibchen heimlich durch ein winziges Loch, das unverschämterweise von einem Wurm hinein gebohrt worden war, in das Innere einer Frucht und begann zu fressen.

    Wir ahnen natürlich, dass es Luzifer war, der hier in Gestalt eines Wurmes sein Unwesen getrieben hatte. Und wir sind auch nicht überrascht darüber, wie es weiter ging: Eine zweite Ameise männlichen Geschlechts war dem Weibchen gefolgt und ließ sich ebenfalls das Fruchtfleisch schmecken. Alles, was nun geschah, war, dass die Frucht faulte und mit einem lauten „Platsch" zu Boden fiel. Dadurch wurde der Herrgott auf diesen Frevel aufmerksam.

    „Strafe muss sein!" sprach er und ließ die Ameisen von einem Engel mit flammendem Schwert aus dem Paradies vertreiben. Dann sah er zu seinem Sohn Jesus hinüber und sagte:

    „Ich glaube, jetzt geht alles wieder von vorne an."

    „Nein, antwortete Jesus, der an seine Kreuzigung dachte, „nicht schon wieder! Diesmal musst du ihnen schon so vergeben.

    3. Die Bibel: Hintergrundwissen

    Während wir im Alten Testament öfter einmal einen Blick in das Leben droben im Himmel werfen dürfen, ist das im Neuen Testament anders: Wir erfahren relativ wenig über das, was sich vor der Geburt Jesu im Himmel abgespielt hat. Wie mag das wohl gewesen sein? Die wenigsten denken darüber nach und wenn sie es doch tun, hat jeder so seine eigenen Vorstellungen: Manche davon mögen vielleicht etwas blasphemisch klingen, aber so etwas kann schon vorkommen, wenn man von der Bibel im Stich gelassen wird und seiner Phantasie freien Lauf lässt:

    Gottvater saß auf einer weißen Wolke im obersten Bereich des Himmels. Die Wolke begann langsam, sich grau zu färben – ein Zeichen dafür, dass sich da oben etwas zusammenbraute. Gottvater beugte sich vor, rief einen Engel aus der Botenabteilung herbei und sagte:

    „Hol’ mir mal bitte meinen Sohn hierher!"

    Der Botenengel schwirrte davon in den entferntesten Winkel des Himmels, wo Jesus im Kreise von allerliebsten Engeln zarten Harfenklängen lauschte.

    „Dein Vater will dich sprechen", posaunte der Botenengel in dieses idyllische Beisammensein.

    „Muss es gleich sein?" fragte Jesus, für den diese Unterbrechung des Konzerts wie ein entsetzlicher Misston klang.

    „Sonst hätte er mich ja wohl nicht hergeschickt", erwiderte der Botenengel etwas schnippisch.

    Jesus verließ also mit einem wehmütigen Blick auf die Engelsschar seinen Himmelswinkel und erschien bei seinem Vater. Dieser kam gleich zur Sache:

    „Ich muss mit dir reden, Sohn: Schau mal hinunter!"

    Er schob eine größere Regenwolke zur Seite, und beide blickten auf die Erde hinab.

    „Wieso? fragte Jesus. „Es ist doch alles wie immer.

    „Das ist es ja eben: Lauter dreiste Sünder. Du glaubst gar nicht, wie ich mich über diese Unverschämtheit aufregen muss."

    „Da kann ich dich nun wieder gar nicht verstehen: Du hast die Menschen doch so gemacht – als Sünder."

    „Das schon! erwiderte Gottvater. „Aber ich habe versucht, sie zu erziehen. Erst habe ich sie aus dem Paradies vertrieben. Dann habe ich die ganze Menschheit bis auf Noah mit der Sintflut ertränkt und gehofft, nun würde alles besser. Aber leider ist alles wieder so wie vorher.

    „Dann mach's doch wieder so wie damals: Spül' alles weg! So könntest du deine Schöpfung mit völlig fehlerfreien Menschen erneuern."

    „Nein! sagte Gottvater entschieden. „Das kommt nicht in Frage. Damals habe ich versprochen, dass sich so etwas nicht wiederholen wird. Man muss sich nun einfach mal etwas anderes einfallen lassen, so haben der Heilige Geist und ich es jedenfalls entschieden.

    „Na dann bin ich ja schon überstimmt. Warum also hast du mich dann noch rufen lassen?"

    „Weil wir dich für unseren Plan brauchen!"

    „Und wie soll der aussehen?" fragte Jesus.

    „Also wir schicken dich auf die Erde."

    „Soll ich gleich gehen?"

    „Immer langsam, mein Sohn! Du wirst erst einmal in Bethlehem als Kind von einer Jungfrau geboren."

    „Ist euch da nichts Besseres eingefallen? Jungfrauengeburten hat es in dem Teil der Welt ja schon früher gegeben und zwar sehr oft."

    „Ja, das nutzen wir aus. Die Menschen wissen schon, dass eine solche Geburt ein Zeichen für etwas ganz Besonderes ist."

    „Und wie soll’s dann weiter gehen?" erkundigte sich Jesus, der langsam begann, Schlimmes zu befürchten.

    Deshalb entschloss sich Gottvater, gleich mit der ganzen Wahrheit herauszurücken:

    „Du wirst rund 30 Jahre unter den Menschen leben und ein bisschen Reklame für uns machen. Dann wirst du gekreuzigt, auf dass mit deinem Blut die Sünden der Menschheit getilgt werden."

    Jesus glaubte, nicht recht gehört zu haben:

    „Das kann doch wohl nicht wahr sein!"

    „Doch, es ist wahr!"

    „Und warum vergibst den Menschen nicht einfach so?" wollte Jesus wissen.

    „Weil der Heilige Geist und ich beschlossen haben, mit deinem Tod ein Zeichen zu setzen. Wir wollen den Menschen zeigen, dass ich mein Liebstes, also meinen Sohn, für sie opfere."

    „Auf der Erde würdest du für so eine Idee eingesperrt."

    „Aber bei uns gelten eben andere Maßstäbe. Das werden die Menschen verstehen."

    „Das kann ich nicht glauben. Außerdem möchte ich doch Zweifel am Nutzen des Unternehmens anmelden. Die Menschen werden auch dann noch weiter sündigen wie bisher. Das kann ich dir jetzt schon prophezeien. Sogar deine Elitetruppe, die Jesuiten, wird ihre Zöglinge missbrauchen."

    „Der Heilige Geist, der uns drei leitet, hat alles geprüft und für gut befunden – und so wird es geschehen."

    Und tatsächlich: So geschah das Unfassbare.

    4. Hostienschändung

    In unserer Zeit gibt es keine Wunder mehr. Ganz anders war es früher: Alle alten Wallfahrtskirchen gehen auf solche übernatürlichen Ereignisse zurück, wobei auffällt, dass sich diese oft gleichen. So gibt es viele Gotteshäuser, die an Flüssen oder Seen liegen und die ihre Gründung angeblich der Tatsache verdanken, dass ein Marienbild oder eine Statue der Gottesmutter von Fischen ans Ufer gebracht worden sein soll. Die Menschen glauben diese Geschichten auch heute immer noch, obwohl sie skeptisch wären, wenn in unserer nüchternen Zeit jemand behaupten würde, er sei am Rande eines Sees gestanden und plötzlich hätten ihm Fische ein Marienbild vor die Füße gelegt; man würde ihn wohl zum Psychiater schicken.

    Wenn man die Wunder katalogisiert, also sozusagen in bestimmte Arten unterteilt, nehmen die Hostienschändungen einen breiten Raum ein. Die katholische Kirche möchte allerdings heute mit diesen Ereignissen am liebsten nichts mehr zu tun haben und hat daher deren Spuren weitgehend getilgt. Dennoch sollen sie nicht in Vergessenheit geraten. In einer alten Chronik wird beschrieben, wie es zum Bau einer der berühmtesten Wallfahrtskirchen kam. Und diese dramatischen Ereignisse von damals seien hier festgehalten:

    Vor rund einem halben Jahrhundert lebte Ritter

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