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Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.: Anekdoten von der Tankstelle
Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.: Anekdoten von der Tankstelle
Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.: Anekdoten von der Tankstelle
eBook116 Seiten1 Stunde

Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.: Anekdoten von der Tankstelle

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Über dieses E-Book

Zehn Jahre Arbeit an einer Tankstelle hinterlassen Spuren.
Der tägliche Umgang mit Menschen, sogenannten "Kunden", geht an niemandem vorüber, ohne dass sich nicht eine ganze Sammlung von sonderlichen Erfahrungen, Begegnungen und Binsenweisheiten sammeln ließe.
Über die Zeit hinweg bildet man eine ordentliche Portion Zynismus aus, denn ohne diesen würde man sich wohl früher oder später selbst in eine Nervenheilanstalt einweisen lassen.
Wer glaubt, an einer Tankstelle würde heutzutage getankt, der liegt goldrichtig. Wer aber glaubt, es würde hauptsächlich Kraftstoff getankt, der hat sich noch nie das immer weiter ausufernde Schnapsregal moderner Tankstellen angesehen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Okt. 2016
ISBN9783738086591
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    Buchvorschau

    Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon. - Maik Ottleben

    Vorwort

    Seit einigen Jahren arbeite ich in Vollzeit an einer 24-Stunden-Tankstelle.

    Gelegen ist diese an einer der großen Einfallsstraßen im schönen Kassel, mitten im nordhessischen Land.

    Nachdem ich die ersten Jahre hinter mich gebracht und mich langsam an die Arbeit und die damit verbundenen Kunden gewöhnt hatte, wurde es größtenteils alles zur Routine - aber eben nur größtenteils.

    Jene kleinen Momente außer der Reihe sind es, die ich als Anekdoten meinen Freunden erzählen kann und die mit schöner Regelmäßigkeit für Erstaunen, Verwunderung oder schlichtweg pure Heiterkeit sorgen.

    Vor einiger Zeit nun saßen wir Abends bei einem Bier zusammen, als einer von ihnen meinte, dass ich doch inzwischen genug erlebt hätte, um damit ein ganzes Buch füllen zu können.

    Die Idee war geboren und als ich meinem Chef die Idee mit samt der Einleitung und dem Anfang des ersten Kapitels gab, fand alles seine volle Zustimmung - zusammen mit der Anweisung, dringend weiter zu schreiben, dies aber natürlich nicht während der Arbeit.

    Manche Ideen sollte man vielleicht doch nicht bei einem Bier austüfteln...

    Alles, was ich hier niedergeschrieben habe, hat sich wirklich so zugetragen.

    Keine der Geschichten ist erfunden oder wurde verfälscht.

    Der Dank für dieses Buch gebührt demnach auch größtenteils meinen Kunden, die mich stetig mit neuem Material versorgen und meinem Chef, der mir den Umgang mit diesen unerschöpflichen Informationsquellen auch noch bezahlt.

    Einleitung

    Es ist Samstag, 21:30 Uhr.

    Zeit, sich dem ganz normalen Wahnsinn am Wochenende zu stellen.

    Zeit für mich, an die Arbeit zu gehen.

    Ich bin Kassierer an einer Tankstelle.

    Das Viertel in dem diese liegt, würde man politisch korrekt als sozialen Brennpunkt beschreiben - altmodisch wäre es einfach ein Ghetto.

    Hier herrschen bei einem geschätzten Anteil an Mitbürgern mit Migrationshintergrund (seit Thilo Sarazin wissen wir schließlich, dass man nicht mehr Ausländer sagen darf) von rund 75% und einer Arbeitslosigkeit von rund 35% mitunter spannende Verhältnisse. Deutsch wird inzwischen oft eher zur Fremdsprache, wobei es egal ist, ob in nüchternen oder betrunkenen Zustand.

    Die Tankstelle steht hier seit Jahrzehnten und ist seit ihrer Gründung fest im Familienbesitz, was sie für viele Kunden und Anwohner schon zu einem integralen Bestandteil ihres Lebens gemacht hat. Für viele andere ist sie schlichtweg eine einfache Möglichkeit, nachts an Bier und Zigaretten zu kommen.

    Meine Schicht beginnt um 22 Uhr und endet erst in den frühen Morgenstunden. Es liegen elf Stunden mit dem ganz normalen Wahnsinn an der Tankstelle vor mir.

    Natürlich gibt es sie - die normalen Kunden.

    Langweilige Menschen, die nur ihr Auto betanken, Zigaretten und das Boulevardblatt mit den vier großen Buchstaben kaufen, bezahlen und wieder verschwunden sind.

    Die Stammkunden, die ich am Auto oder sogar schon an ihrem Gang erkenne. Die, von denen ich die Lieblingszigaretten-Marke weiß und für die ich schon ihr alltägliches Croissant eingepackt habe, bevor sie überhaupt vorgefahren sind.

    Die Art Kunden eben, denen ich einen schönen Tag wünsche und bei denen ich es auch so meine. Sie werden in den nächsten Stunden die Minderheit bilden und von den Anderen eindeutig in den Hintergrund gedrängt.

    Sie werden deutlich überwogen von den Partygängern, den Betrunkenen, den Bekifften, den Prostituierten, den Junkies, den Teenagern kurz vor dem Koma. Also von den ganz normalen Kunden einer Wochenendnacht.

    Als ich ankomme, sehe ich gerade noch, wie zwei Männer mit einer unserer charakteristischen weißen Plastiktüten schwankend den Shop verlassen.

    Während der eine von beiden zumindest dem Anschein nach fast noch in der Lage ist, aufrecht zu gehen, stützt der andere, der natürlich die Tüte voller Bierflaschen trägt, sich schon schwer auf seinen Begleiter.

    Der Gesichtsausdruck beider lässt mich hoffen, dass sie es noch vom Gelände der Tankstelle herunter und damit auch aus meinem Verantwortungsbereich hinaus schaffen könnten. Als sie es beinahe schon geschafft haben, übergibt sich der Tütenträger voller Inbrunst neben eine unserer Zapfsäulen. Noch während sein Begleiter laut ruft, höre ich das liebevolle Klirren von Bierflaschen auf Beton.

    Seufzend greife ich das erste Mal an diesem Abend zu Eimer, Besen und Wasserkanne.

    Als ich kurz darauf den Shop betrete, wirft mir mein Kollege bereits einen gequälten Blick zu und warnt mich davor, zu nah am Schnapsregal vorbei zu gehen. Zu spät.

    Ich bleibe mit dem Schuh am Boden kleben und bemerke in dem Moment den charakteristischen Geruch von Jägermeister. Entschuldigend zuckt mein Kollege mit den Schultern: Da hat vorhin einer eine Flasche fallen gelassen. Ich habe schon mehrfach gewischt und gelüftet, aber du weißt ja, wie das Zeug ist.

    Mir entfährt erneut ein tiefer Seufzer und ich nicke nur.

    Ja, es ist Samstagabend...

    Der Kunde ist König

    Seit unsere Vorfahren vor einigen tausend Jahren von den Bäumen gefallen, pardon, gestiegen sind und zur Fanfare aus 2001 - Odyssee im Weltraum auf die Steinsäule eingeprügelt haben, gelten unter uns bestimmte und gesellschaftlich anerkannte Verhaltensregeln.

    Die Zeiten, als wir Männer einer Frau als Sympathiebezeugung die Keule übergezogen haben, um sie danach in unsere Höhle zu schleifen, sind längst vorbei. Heutzutage sind es eher die Ehemänner, die von ihren Frauen mit dem Nudelholz (einer leichteren, griffigeren und seltsamerweise sozial akzeptierten Keulenform) eine liebevolle Ermahnung verpasst bekommen, wenn ihnen an einem Samstagnachmittag die Nachspielzeit von Dortmund gegen Schalke wichtiger erscheint als ein voller Mülleimer oder der für kleinere Elefantensafaris geeignete Rasen im Garten.

    Nichtsdestotrotz haben wir uns im Laufe der Zeit in Sachen Kommunikation und Interaktion von Grunzlauten, gegenseitigem Lausen und am After schnuppern zu gesprochenen Worten, Händeschütteln und Küsschen-links-Küsschen-rechts weiterentwickelt.

    Im Normalfall sind diese Konventionen allseits bekannt und werden uns bereits im Kleinkinderalter von unseren Eltern vorgelebt, im Kindergarten verfeinert und spätestens während der Schulzeit zu Automatismen im Umgang miteinander verinnerlicht.

    Jedenfalls sollte es eigentlich so sein.

    Früher fand die Evolution der Interaktion deutlich langsamer statt und vollzog sich über Jahrhunderte, was eigentlich auch kein Wunder ist, wenn man die allgemeinen Umstände damals in Betracht zieht.

    Vor die Wahl gestellt, entweder vor einem König niederzuknien oder enthauptet zu werden, haben sich doch erstaunlich viele die Hosen schmutzig gemacht - an den Knien. Logischerweise hat die Erfindung der Guillotine während der französischen Revolution gerade diesen Entwicklungsprozess noch einmal deutlich verlangsamt.

    Da wir inzwischen in Deutschland aber alle zivilisiert sind (jedenfalls im Vergleich zu den eingangs erwähnten Keulen schwingenden Vorfahren), wurden solche publikumswirksamen und beliebten Massenveranstaltungen zu Gunsten langweiliger Gerichtsverfahren abgeschafft. Da bei letzteren aber ohnehin meist eine schwere Kindheit, der übermäßige Konsum alkoholischer oder sonst wie bewusstseinsverändernder Mittel und dazu ein ganz furchtbarer Heuschnupfen das Urteil ins Lächerliche ziehen, kann sich auch unserer Miteinander einfacher und schneller ändern. Ohne entsprechende Repressalien sehen viele eben keinen Grund, den Normen und Verhaltensregeln zu folgen.

    Oder um es bildlich darzustellen: wenn ich morgens vor meinem Arbeitgeber keinen Kotau veranstalte, wird er mir deswegen nicht mit einem breiten Küchenmesser alles oberhalb der Schultern amputieren, sondern nur wieder einmal völlig entnervt mit den Augen rollen. Diese reichlich sinnlose Geste bereitet mir aber bereits seit Jahren keine schlaflosen Nächte mehr.

    Ich bin mir fast sicher, dass er sich manchmal die gute, alte Zeit zurück wünscht...

    Ich selbst stamme aus einer wohl durchaus in Erziehungsfragen als konservativ geltenden Familie.

    Eine Begrüßung gehört daher, wenn ich hinter der Kasse stehe, selbstredend zu der Interaktion mit dem Menschen vom Planet Kundschaft. Ohne ein Guten Tag fehlt mir

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