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Das blaue Sternenschloss: Teil 1
Das blaue Sternenschloss: Teil 1
Das blaue Sternenschloss: Teil 1
eBook302 Seiten4 Stunden

Das blaue Sternenschloss: Teil 1

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Über dieses E-Book

Wer ist der schwarze Kater? Warum kennen Angelina und ihre Schwestern seinen richtigen Namen, obwohl sie ihn nie zuvor gehört haben? Warum können sie plötzlich eine Sprache verstehen und sprechen, die längst niemand mehr kennt? Wer ist die Person, die sie überall hinverfolgt? Und kann der schwarze Kater, mit seinen geheimnisvollen, gelben Augen, tatsächlich die Menschen verstehen?
Das und viel mehr fragen sich die drei Schwestern. Der schwarze Kater führt die drei in eine ganz neue, fast vergessene Welt, in der sie ähnlich wie im Mittelalter leben müssen, um sie nicht zu zerstören. Nur Auserwählte dürfen sie betreten.
Das Abenteuer beginnt mit Angelinas erster Begegnung mit dem schwarzen Kater.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Sept. 2016
ISBN9783738084801
Das blaue Sternenschloss: Teil 1

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    Buchvorschau

    Das blaue Sternenschloss - Franziska Pelikan

    Das blaue

    „Sternenschloss"

    Teil I

    Franziska Pelikan

    1. Eine Radtour allein

    Angelina saß gelangweilt im Gras und verscheuchte lästige Mücken.

    „Schule ist Scheiße und diese Ferien sind langweilig, dachte sie und schüttelte ihre blonde Mähne, weil eine Mücke in ihrem Nacken saß. „Mensch, ihr Mücken, rief sie, „Jetzt lasst mich endlich mal in Ruhe. Sie sprang auf und setzte sich an einer andere Stelle ins Gras, wo sie hoffte, dass die Mücken sie in Ruhe ließen. Aber kurze Zeit später waren sie wieder alle bei ihr. „Jetzt reicht’s mir! Ihr folgt mir wohl alle, oder ihr seid einfach überall.

    „Angelina, was schimpfst du so?" Das war ihre Mutter. Sie beugte sich aus dem Wohnzimmerfenster und sah nach, was Angelina machte.

    „Die Mücken ärgern mich alle. Jetzt sind auch noch Bremsen hinzugekommen. Sie sprang wieder auf und schlug um sich. „Die sind diesen Sommer sehr lästig.

    Ihre Mutter lachte: „Willst du Insektenspray haben?"

    „Oh, ja. Das wär’ gut. Darauf hätte ich auch selber kommen können."

    Ihre Mutter verschwand vom Fenster.

    Angelina überlegte nicht lange und rannte ins Haus. Fast hätte sie ihre kleine Schwester Daida umgelaufen.

    „Was machst du?", fragte Daida sie und schüttelte verwundert ihren Lockenkopf.

    „Mich mit Insektenspray einsprühen und dann weiterlangweilen", antwortete Angelina genervt und drängte sich an der Siebenjährigen vorbei.

    Ihre Mutter stand im Badezimmer. Sie hatte das Spray aus einer Schublade gekramt und gab es ihr.

    „Wo soll ich mich damit einsprühen?", fragte sie ihre Mutter.

    „Na, wie alt bist du wohl?" fragte ihre Mutter sie scherzeshalber zurück.

    „Weiß nicht, antwortete Angelina und grinste frech. „Ich denke so drei oder vier.

    „Ich hab immer gedacht du wärst sechzehn. Da hab’ ich mich aber wohl sehr geirrt."

    „Hast du auch."

    „Dann muss ich dich ja noch einsprühen."

    „Oh, nein, nein. Ich glaube, ich habe mich sehr geirrt. Bin wohl doch sechzehn."

    Schnell verließ sie kichernd das Badezimmer und sprühte sich draußen im Garten ein.

    „Angelina, kannst du mich auch einsprühen?" Das war diesmal ihre dreizehnjährige Schwester Talia.

    Angelina sprühte sie ein.

    Dann kam ihr ein Gedanke: „Talia? Wollen wir heute eine Radtour machen? Nur wir drei? Du, Daida und ich?"

    „Nee, hab’ keine Lust."

    „Dann fahr’ ich eben mit Daida alleine, wenn sie Lust hat."

    Sie ging, um sie zu suchen.

    Daida war gerade dabei mit Miro, dem Kaninchen zu spielen.

    „Die hat bestimmt auch keine Lust, dachte Angelina verärgert. „Na gut, ich kann auch alleine fahren.

    Und so war es auch.

    Sie holte ihr Fahrrad aus der Garage und radelte los.

    Um sie herum summten und surrten die Insekten.

    „Ach, ist das schön hier draußen. Ich glaube, ich werde in den Feldweg abbiegen und dann in den Wald fahren", überlegte sie.

    Das tat sie dann auch. Auf der Wiese flogen lauter Schmetterlinge und die Grillen zirpten im hohen Wiesengras. Hier waren noch mehr lästige Mücken, als bei ihr im Garten. Sie war sehr froh sich eingesprüht zu haben.

    Dann sah sie plötzlich einen schwarzen Kater im Feld herumschleichen. Er war so schwarz wie Kohle. Sie blieb stehen und stieg von ihrem Rad, damit sie ihn anlocken konnte. Vorsichtig ging sie in die Hocke, um nicht so groß zu erscheinen und miaute wie eine Katze. Das konnte sie sehr gut und es hatte schon sehr oft funktioniert.

    Erst blieb der Kater stehen. Dann miaute er zurück. Angelina machte vorsichtig einen Schritt vorwärts, damit sie ihn nicht verjagte. Er schien sehr neugierig zu sein. Ganz langsam kam er näher, bis er so nah war, dass Angelina in hätte berühren können. Doch davor hütete sie sich. Er wäre sonst mit ein paar Sprüngen weg gewesen. Katzen müssen immer den ersten Schritt machen. Der Kater kam vorsichtig noch näher. Sie streckte jetzt langsam ihre Hand aus. Erst stupste er sie an und schnupperte an ihr, dann rieb er seinen Kopf an der ausgestreckten Hand. Jetzt wusste Angelina, durfte sie ihn behutsam streicheln, aber noch keine heftige Bewegung machen. Nun fing er an zu schnurren und legte sich auf den Rücken, damit sie ihn am Bauch kraulte. Dies war das Zeichen, dass er ihr vertraute und sie setzte sich neben ihn.

    „Wo kommst du denn her?, fragte sie ihn leise. „Hast du kein Zuhause?

    Die Augen des Katers sahen sehr gruselig und geheimnisvoll aus. Sie waren ganz gelb, richtig hellgelb.

    „Ich nenne dich Li Nú", entschied sie. Er schnurrte behaglich und wälzte sich auf die andere Seite.

    „Aber jetzt muss ich weiter. Ich will noch in den Wald."

    Sie stand auf und ging zu ihrem Fahrrad.

    Der Kater sah ihr nach, machte aber keine Anstalten ihr zu folgen und  verschwand dann im hohen Gras.   

    Angelina schwang sich auf ihr Rad und fuhr Richtung Wald. Wilde Gedanken geisterten durch ihren Kopf.

    „Er ist so geheimnisvoll. Seine Augen sind so unheimlich. Irgendwie ist er anders als die Katzen, die ich kenne."

    Nach einiger Zeit machte der Weg eine Biegung nach rechts. Der Wald kam immer näher.

    Ihr kam ein Gedanke: „Ich werde den Wald durchforschen."

    Nun führte der Weg direkt in den Wald. Sie fuhr noch ein Stückchen tiefer hinein und stieg dann vom Rad. Schnell zog sie es so weit in den Wald, dass es keiner mehr vom Weg aus sehen konnte. Dann schloss sie es mit ihrem Fahrradschloss an einen Baum und stapfte los, immer weiter vom Weg ab tiefer und tiefer in den Wald hinein. Um sie herum und überall zwitscherten die Vögel. Irgendwo hämmerte ein Specht.

    „Man müsste hier leben, dachte Angelina. „Hier draußen in der Natur.

    Sie blieb stehen und beobachte einen Vogel, der in der Nähe von ihr im Boden pickte. Es war ein Rotkehlchen, das erschrocken aufflog, als Angelina zu nah herantrat.

    Sie sah auf die Uhr. Es war schon viertel nach drei und sie hatte tierischen Hunger. Vorsichtig setzte sie sich auf einen umgestürzten Baumstamm, um die Schokolade zu essen, die sie dabei hatte. Dann suchte sie sich weiter einen Weg durch das Gehölz.

    Plötzlich wurde der Wald lichter und die Sonne drang ein wenig in den Schatten der Bäume. Auch das Moos auf dem Boden und das Gras wurden mehr. Die Luft wurde schwül. Angelina spürte wie sie müde wurde und schaute wieder auf ihre Armbanduhr. Es war jetzt zehn vor vier.

    Da kam ihr ein Gedanke, der sie erschrocken zusammenzucken ließ: „Wie komme ich hier eigentlich wieder heraus? Sie hatte gar nicht auf den Weg geachtet. „Ach, irgendwie werde ich es schon schaffen. Ein Stückchen gehe ich noch weiter, dann kehre ich um.

    Aber daraus wurde wohl nichts. Gerade als sie umdrehen wollte, trat sie auf eine Lichtung

    hinaus. Ihr blieb fasst der Mund vor Staunen offen stehen. In der Mitte der Lichtung lag ein 

    wunderschöner Natursee. 

    Es war jetzt so schwül, dass die Insekten in der Luft stehenzubleiben schienen. Kein Lüftchen regte sich und fast kein Vogel zwitscherte mehr.

    Angelina sah auf der anderen Seite des Sees ein Holzhäuschen stehen. Es stand halb auf dem Ufer und halb, von zwei Pfählen gestützt, im Wasser. Es war mit einem schönen, dunklen Blau gestrichen und glitzerte von weitem golden.

    Sie schien zu träumen. Es sah aus, als ob der See gemalt wäre. Hinten entdeckte sie, einen kleinen Bach, der in den See floss. Gegenüber auf der anderen Seite, floss er wieder hinaus.

    Als sie näher an das Häuschen herankam, konnte sie erkennen, dass es ein Bootshaus war. Es sah nicht mehr sehr jung aus und die Farbe war an manchen Stellen schon verblichen. Sie ging direkt auf eine Tür zu.

    „Wem das alles wohl gehören mag?", fragte sie sich. Vor der Tür blieb sie stehen. Auf ihr war ein Bild, welches aussah wie ein Wappen. In der Mitte des Bildes war ein Pferd. Über dem Pferd befand sich eine goldene Krone mit blauen Steinen und einem großen Stern verziert. Das ganze Bild wurde unterstrichen von einem halben, grünen Blätterkranz.

    Sollte sie ausprobieren, ob die Tür sich öffnen ließe? Und wenn es jemandem gehörte. Vielleicht kannte schon gar kein Mensch mehr dieses Häuschen. Und es könnte ja sein, dass dort jemand in dem Bootshäuschen wohnte. Nichts ist unmöglich. Um sicherzugehen, klopfte sie mit zittrigen Fingern an die Tür. Was sollte sie demjenigen antworten, der ihr öffnen würde? Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Sie ließ ihren Blick durch die Gegend streifen, aber dort war niemand. Sollte Angelina sich das einbilden? Normalerweise tat sie so etwas nie. Sie horchte angestrengt, aber es kam kein Laut aus dem Gebäude. Es war ihr zu gruselig. Sie entschied sich, mit ihren Schwestern noch einmal vorbeizukommen und das Häuschen dann gründlich zu durchforschen.

    Die Luft war jetzt so drückend, dass sie das Gefühl hatte, man könnte sie kaum noch atmen.

    Da lief es ihr wie ein Blitz durch den Kopf: „Es wird in kürzester Zeit gewittern!" Sie musste so schnell sie konnte, aus dem Wald  heraus sein und rannte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war und wieder in den Wald hinein. Die ersten Tropfen fielen schon.

    Sie hatte gute zwei Stunden bis hierher gebraucht. Wie sollte sie es schaffen, in höchstens zehn Minuten hier wieder heraus zu sein? In der Ferne hörte sie ein Grollen. Panik stieg in ihr auf. „Schneller, schneller!", dachte sie nur noch. Die Tropfen wurden mehr. Sie rannte noch schneller. Ihre Panik gab ihr Kraft, die sie sich oft in der Schule beim Sport gewünscht hatte. Das Grollen kam näher. Sie stolperte vorwärts. Einmal fiel sie sogar hin, rappelte sich aber schnell wieder auf. Es war in kürzester Zeit stockfinster im Wald geworden. Plötzlich erhellte ein Blitz die Dunkelheit. Gleich danach grollte der Donner, jetzt unmittelbar über ihr. Der Regen fiel wie Bindfäden vom Himmel. Angelina war schon nass bis auf die Haut. Sie kam sich vor wie unter einer Dusche. Das Wasser lief ihr in Rinnsalen vom Kopf in ihr Gesicht. Wieder zischte ein Blitz durch die Bäume. Der Regen und das Gewitter wurden immer stärker. Angelina wusste nicht, ob ihr Gesicht nur vom Regen so nass war, oder ob sie weinte.

    Wieder stolperte sie und fiel hin. Stand aber wie beim ersten Mal, gleich wieder auf. Weiter nur, immer weiter! Sie durfte einfach nicht vom Blitz getroffen werden. Was würde passieren, wenn jetzt der Blitz in einen Baum einschlüge? Wenn sie Pech hatte, wäre sie dann tot. Und Pech hatte sie an diesem Tag schon genug gehabt. Sie irrte orientierungslos durch das Gestrüpp. Wo kam sie auf den Weg? Immer nur vorwärts. Sie rannte nur vorwärts.

    Wieder durchzuckte ein Blitz die Dämmerung. Gleich darauf grölte der Donner, so, dass alles erzitterte. Angelina wurde langsam schlecht. Sie konnte nicht mehr. Ihr Herz raste zum Zerspringen. Außerdem hatte sie Angst, unendliche Angst.

    Plötzlich blitzte es wieder. Dann knallte es. Lauter als die anderen Male. Der Boden erzitterte. Angelina fiel vor Schreck, der Länge nach hin. Sie schrie auf. Jetzt ist es aus! Hundert Schritte von ihr entfernt ging ein Baum in Flammen auf. Es zischte und prasselte. Dann knickte der Baum um und riss ein paar kleinere mit sich. Der Regen löschte ihn nach einigen Minuten wieder. Ein Vogel flatterte erschrocken auf und verschwand am Himmel. 

    Angelina musste bewusstlos gewesen sein. Sie lag noch immer im Schlamm auf dem Waldboden. Ein schwarzes Tier stupste sie leicht mit der Nase an. Sie hob den Kopf. „Was ist passiert?", fragte sie sich laut. Das Tier leckte die Wassertropfen von ihrer Hand. Es war derselbe, schwarze Kater, den sie auf ihrem Hinweg getroffen hatte.

    „Li Nú, was machst du denn hier?", fragte sie ihn erstaunt. Er rieb seinen Kopf an ihrer Schulter und miaute leise. Seine geheimnisvollen Augen sahen sie auffordernd an.

    „Soll ich aufstehen?" Vorsichtig und mit zittrigen Knien stand sie auf. Das Gewitter grollte immer noch in der Ferne und es nieselte noch ein Wenig. 

    Der Kater lief voraus. Angelina folgte ihm langsam. Sie war müde und schlapp. Den Weg wusste sie sowieso nicht mehr. Aber sie war sich sicher, wenn sie Glück hatte, würde Li Nú sie bestimmt, auf die Straße bringen.

    Er blieb immer stehen, wenn sie zu weit zurück blieb und wartete auf sie. Angelina war zu müde, um sich noch Gedanken darüber zu machen, was er wohl von ihr wollte. Langsam und stolpernd folgte sie ihm.

    Es war jetzt schon halb sechs. Was würden ihre Eltern denken? Spätestens um sieben, wenn es Abendbrot gab, würden sie sich Sorgen machen. Sie kam an einer großen Eiche vorbei. „Hier war ich doch schon mal", fuhr es ihre erfreut durch den Kopf. Sollte Li Nú sie zu der Stelle bringen, an der sie ihr Fahrrad angekettet hatte? Woher wusste der Kater denn, dass sie dort hin musste? Sie begriff langsam gar nichts mehr. Ihr war der Kater von Anfang an komisch vorgekommen. Er schien kein gewöhnlicher zu sein.

    Nun kamen sie auch dort vorbei, wo sie das Rotkehlchen in der Erde picken gesehen hatte. Von hier aus wusste sie auch selber weiter.

    Tatsächlich lief Li Nú zu dem Baum, an den sie ihr Rad gestellt hatte. Er ging darauf zu und miaute als ob er sagen wollte: „Hier ist dein Fahrrad."

    Sie trat lächelnd an den Kater heran und streichelte ihn dankend. Er schnurrte und rieb seinen Kopf an ihren Beinen. Dann verschwand er so geheimnisvoll, wie das letzte Mal im Wald.

    Angelina stieg auf ihr Rad und radelte, so schnell ihre Beine es erlaubten, nach Hause.

    „Angelina, wo warst du so lange?, fragte ihre Mutter sie vorwurfsvoll. „Wir haben uns Sorgen gemacht. - Und -, sie betrachtete ihre Tochter besorgt, „ wie nass du bist."

    Sie hatte es noch geschafft pünktlich zum Abendbrot zu Hause zu sein.

    „Mich hat das Gewitter überrascht."

    „Aber das ist doch schon fast drei Stunden vorüber."

    „Ja, ich weiß. Der Weg war so lang." Damit hatte sie nicht einmal gelogen.

    „Ab unter die Dusche. Aber schnell!"

    „Du wirst dich ganz heiß Duschen müssen! Das war jetzt ihr Vater. „Ich möchte nicht, dass du morgen mit Fieber im Bett liegst.

    Das hätte er ihr eigentlich nicht zu sagen brauchen.

    Nachdem sie sich ganz heiß geduscht hatte, fühlte sie sich richtig wohlig und eine gemütliche Müdigkeit überkam sie. Das Einzige, was jetzt noch dazu kam, war ein Dröhnen im Kopf.

    Angelina aß schnell und machte sich dann für das Bett fertig. Kurz bevor sie einschlief, ging sie alle Einzelheiten im Kopf noch einmal durch. Sie nahm sich vor, morgen alles ihren Schwestern zu erzählen.

    2. Das Bootshäuschen

    Angelina war schon wach, als Daida in ihr Zimmer kam, um sie zu wecken.

    Sie setzte sich im Bett auf und sagte Daida: „Ich muss euch nachher mal etwas zeigen. Sage es aber nicht Mama. Etwas sehr Schönes!"

    Daida freute sich: „Ich geh schnell zu Papa und sag’ es ihm, ja?"

    „Du meine Güte, nein! rief Angelina erschrocken auf. „Komm mal her.

    Daida ging erstaunt zu ihrem Bett.

    „Du hast gesagt, ich darf es nur Mama nicht sagen." Sie war eingeschnappt.

    „Hör mal zu, sagte Angelina in beschwörerischem Ton. „Du darfst es weder Papa noch Mama erzählen. Ich darf es dir sonst vielleicht nicht mehr zeigen. Wir fahren da gleich nach dem Frühstück hin, mit Fahrrad. Talia kommt auch mit. Erzähl es niemandem. Niemandem, ja! Sonst darfst du nicht mit.

    „Auch nicht Talia?"

    „Auch ihr nicht."

    „Aber wieso nicht. Sie kommt doch auch mit!"

    „Trotzdem nicht."

    Am Frühstückstisch flüsterte Angelina Talia zu, dass sie sich gleich draußen im Garten treffen müssten.

    „Wieso denn?" fragte Talia laut.

    Bevor Angelina antworten konnte, platzte Daida damit heraus: „Etwas Geheimes. Du darfst es niemandem ..."

    Weiter kam sie nicht, denn Angelina trat ihr gegen das Schienbein.

    „Au, schrie sie. „Lass das!

    „Angelina, wieso trittst du sie?", wollte ihr Vater wissen.

    Sie zuckte mit der Schulter.

    „Halt den Schnabel! Hast du das verstanden?", zischte sie ihrer Schwester so leise zu, dass ihre Eltern es nicht hören konnten.

    Daida nickte, ohne noch ein Wort zu sagen.

    Aber ihre Mutter fragte sie: „Was wolltest du denn eben sagen?"

    Angelina guckte ihre Schwester warnend an.

    „Ach, nichts sehr Wichtiges."

    „Das schien aber nicht so. Du kannst es mir ruhig sagen."

    „Es war wirklich nichts Wichtiges."

    Nach dem Essen trafen sie sich alle im Garten unter einem Busch. Er war in der Mitte ohne Äste, also hohl. Man gelang in diese „Höhle", indem man durch eine kleine Öffnung unter ihn schlüpfte. Das war ihre Stelle, wo sie immer Dinge besprachen, die ihre Eltern nicht hören durften.

    „Ich muss euch etwas erzählen, fing Angelina an. „Über gestern. Ihr wisst ja, als ich zu spät nach Hause gekommen bin.

    Talia und Daida nickten.

    „So weit war ich gar nicht weg."

    Sie erzählte die ganze Geschichte von Anfang an, wo sie los gefahren war. Wie sie den Kater getroffen hatte, als sie in den Wald ging, wo sie das Bootshäuschen gefunden hatte und als sie dann das Gewitter überraschte. Sie erzählte auch, dass der Blitz in der Nähe von ihr in einen Baum eingeschlagen ist und der Kater ihr den Weg aus dem Wald zeigte.

    „Ich bin weg gegangen, weil es dort so gruselig war. Und außerdem hatte ich das Gefühl, als

    würde mich jemand beobachten", schloss sie ihre Erzählung.

    „Vielleicht war es ja der Kater", meinte Daida.

    „Glaube ich nicht."

    „Kommt, lasst uns schnell hinfahren", schlug Talia vor.

    „Das hatte ich auch vor", stimmte Angelina zu.

    „Aber erst Mama Bescheid sagen, erwiderte Daida. „Sie macht sich sonst Sorgen.

    „Genau, das wäre besser. Wir sagen ihr, dass wir in den Wald fahren. Aber mehr nicht!", warnte sie und guckte Daida streng an.

    „Daida kann ja schon mal die Fahrräder aus der Garage holen.", überlegte Talia.

    „Genau! Dann kann ich auch nichts ausplappern", bekräftigte Daida.

    Angelina und Talia gingen ihrer Mutter Bescheid sagen.

    Sie saß im Wohnzimmer und las, als sie in die Wohnung gestürmt kamen.

    „Was wollt ihr denn schon wieder hier?", fragte diese genervt.

    „Dürfen wir alleine eine Radtour machen?", fragte Talia.

    „Meinetwegen!"

    „Dann sind wir aber vor dem Mittagessen noch nicht wieder zurück, fügte Angelina hinzu. „Wir wollen eine sehr weite Radtour machen.

    „Dann bekommt ihr aber kein Essen."

    „Macht nichts!", riefen beide und stürmten aus der Tür.

    „Die haben‘s heute aber eilig", die Mutter schüttelte verwundert ihren Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Buch zu.

    Angelina fuhr vor. Sie musste ja ihren Schwestern den Weg zeigen. Sie kamen an der Wiese vorbei, auf der Angelina zum ersten Mal den Kater getroffen hatte. Heute war er nirgends zu sehen.

    „Vielleicht ist er beim Häuschen, dachte Angelina ein bisschen enttäuscht bei sich und laut sagte sie: „Hier habe ich den Kater getroffen.

    „Ist der nicht weggelaufen?", fragte Daida.

    „Nö, ich hab’ ihn sogar gestreichelt."

    „Vielleicht sehen wir ihn ja bei dem Bootshäuschen", meinte Talia.

    „Kann sein. Weiß nicht", erwiderte Angelina in Gedanken versunken.       

    „Dann kann ich ihn streicheln", stellte Daida fest.

    „Das kannst du", stimmte Talia ihr zu.

    Sie mussten nicht mehr lange bis zum Wald fahren.

    Angelina hoffte stark, dass sie die Stelle, an der sie das Rad versteckt hatte, wiederfinden würde. „Müsste ich eigentlich. Zurück finde ich wahrscheinlich nicht mehr so schnell, aber hin immer."

    Nach ungefähr einer viertel Stunde erreichten sie endlich den Wald. Alle wurden etwas unruhig.

    „Meinst du, du findest die Stelle wieder?", fragte Talia zweifelnd vorsichtig.

    „Müsste ich eigentlich", beruhigte Angelina sie.

    Angelina fuhr noch tiefer hinein.

    „Das muss doch hier irgendwo sein", sagte Daida ungeduldig.

    „Wir sind gleich da. Die Stelle ist bei einem dicken Baum, gab Angelina genervt zurück. „Können die nicht mal ihren Mund halten?, dachte sie ärgerlich. „So finde ich die Stelle doch nie wieder."

    Sie fuhren noch ein kleines Stück, bis Angelina endlich halt rief. „Hier müsste es sein."

    Sie stellte ihr Fahrrad ab und ging in den Wald.

    Die anderen beiden warteten gespannt.

    Es dauerte lange. Als sie zurückkam, rief sie: „Es ist die richtige Stelle."

    Daida und Talia sprangen von ihren Rädern und folgten Angelina aufgeregt, die ihr Rad in den Wald schob.

    Sie blieb an einer Stelle stehen, wo alles plattgetrampelt war.

    „Ihr könnt eure Fahrräder hier festmachen." Sie zeigte zu einem Baum mit mittlerer Stammdicke.

    Dann stapften sie los. Angelina wie immer vorweg. Sie ging so langsam, dass Talia und Daida immer ungeduldiger wurden.

    „Was ist, fragte Talia irgendwann. „Wir bleiben bald stehen, so langsam läufst du.

    „Ich glaube, sagte Angelina ängstlich und blieb stehen, „wir werden beobachtet. Genau so, wie es bei mir war.

    Es knackte hinter ihnen im Gehölz.

    Daida klammerte sich ängstlich an Angelinas Arm. „Das ist

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