Eine mysteriöse Entführung
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Sie fragt sich, wie lange sie wohl dort völlig allein wird ausharren müssen. Wer war dieser unbekannte Entführer und was wollte er bloß von ihr? Noch wusste sie nicht, was an diesen Ort alles auf sie zukommen wird.
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Buchvorschau
Eine mysteriöse Entführung - Gabriele Schillinger
Einleitung
Eine mysteriöse Entführung
Thriller
von
Gabriele Schillinger
Nachdenklich blickte Helene aus dem Fenster. Die kleine Wohnung war nicht ihre erste Wahl gewesen.
Zwanzig Jahre war sie mit Karl verheiratet, nun gingen sie getrennte Wege.
Als sie sich kennen lernten, waren beide noch sehr jung gewesen. Später gründeten sie gemeinsam eine Spedition, die sich im Laufe der Jahre gut entwickelte. Der Betrieb lief auf Karls Namen und obwohl Helene voll mitarbeitete, war sie aus Kostengründen nur Teilzeit angemeldet.
Als Helene schwanger wurde, beschlossen sie zu heiraten. Alles schien so zu laufen wie sie es sich wünschten. Mit der Vergrößerung der Spedition wuchs das Einkommen und jeder wartete gespannt auf den neuen Erdankömmling. Dann passierte es, Helene bekam Blutungen und verlor ihr Baby.
Ed, ein treuer Mitarbeiter und Freund setzte sich zu Helene an den Schreibtisch. Er wunderte sich, weshalb sie nach diesem Schicksalsschlag arbeitete anstelle sich zu Hause auszukurieren. Er nahm sie tröstend in den Arm. Ed schmerzte es, Helene derart traurig zu sehen, denn er mochte sie mehr, als er sollte. Immerhin war sie Karls Ehefrau, deshalb verbarg er es so gut es ging. Helene war zudem seine Vorgesetzte.
Am Nachmittag wurden die Unterleibsschmerzen schlimmer und so fuhr Helene dann doch lieber Heim. Sie nahm eine Schlaftablette und verbrachte den restlichen Tag im Bett. Es war eine schwierige Zeit, aber Karl half seiner Frau durch dieses Tief. Doch auch er hatte sehr mit dem Verlust ihres Babys zu kämpfen.
Ein Jahr später war es wieder soweit. Helene holte sich einen Schwangerschaftstest aus der Apotheke. Ungeduldig wartete das Paar auf das Ergebnis. Als sie erfuhren, dass sie erneut ein Baby erwarteten, freuten sie sich. Der Arzt meinte, es wäre alles soweit in Ordnung. Hoffnungsvoll verkündeten sie die Neuigkeit ihren Mitarbeitern. Wochen vergingen und Helene konnte es kaum erwarten endlich ein Bäuchlein zu sehen. Karl begann das Kinderzimmer umzugestalten, denn er dachte, es würde Unglück bringen es so zu lassen. Immerhin hatte er es zuvor für das verstorbene Baby eingerichtet. Liebevoll platzierte er einen Teddybär auf das Kopfkissen. Die vorherigen Spielsachen brachte er in ein Waisenhaus. Er wusste nur zu gut, wie es dort war und wie sehr die Kinder neue Kuscheltiere brauchen konnten.
Ed kam ins Büro um sich die Fahrpläne für das Wochenende zu holen. Helene saß am Schreibtisch und starrte vor sich hin. Auf die Frage, ob alles soweit gut war, reagierte sie nicht. Da entdeckte er ihre blutverschmierten Hände und wusste gleich, was geschehen war. Er rief sofort einen Rettungswagen. Als Karl im Krankenhaus ankam, informierte man ihn von einer erneuten Fehlgeburt. Die Ärzte mussten Helene etwas zur Beruhigung geben, deshalb schlief sie noch einige Zeit bis ihr Ehemann mit ihr reden konnte. In ihren Gesichtern war große Verzweiflung zu erkennen. Beide dachten kurz daran, auf zu geben und es nicht noch einmal zu versuchen. Der Schmerz war groß.
Wie beim ersten ungeborenen Kind, gab es auch für dieses eine Beerdigung. Die Gräber lagen gleich nebeneinander und die Eltern hofften, den leeren Grabplatz nebenan nicht mehr in Anspruch nehmen zu müssen.
Die Trauerzeit dauerte diesmal länger, doch sie gaben die Hoffnung nicht auf. Einmal wollten sie es noch versuchen. Dann war es soweit.
Die dritte Schwangerschaft schien gut zu verlaufen. Das Kleine in ihren Bauch entwickelte sich prächtig. Karl bestand darauf, dass sich seine Frau schonte und die Arbeit im Betrieb reduzierte.
Er verwöhnte seine Frau wo es nur ging. Frühstück am Bett, Blumen als Zeichen seiner Liebe, und wenn sie mitten in der Nacht Lust auf etwas Saures hatte, bekam sie es sofort. Karl war wirklich liebevoll. Helene hatte ein wenig mit hormonellen Gefühlsschwankungen zu kämpfen, doch ihr Ehemann hatte Verständnis dafür. Die Mitarbeiter wurden erst informiert, als Helene im vierten Monat schwanger war und langsam ein Bäuchlein wuchs.
Beim Arzt erfuhren sie das Geschlecht des Babys. Karl konnte es kaum fassen, er würde einen Sohn bekommen. Glücklich fuhr er Helene nach Hause. In der Firma erzählte Karl ganz stolz, dass sie einen Sohn erwarteten, der dann einmal den Betrieb übernehmen könnte. Das Personal war über seine Pläne für das noch Ungeborene belustigt und lächelte ihn lediglich mit zustimmendem Nicken an. Nur Ed war ein wenig neidisch. Was würde er blos für ein Kind mit Helene geben. Trotzdem steckte Karls Euphorie etwas an und die beiden alberten, wie sie das Büro für den Juniorchef umbauen würden.
Karl legte jeden Abend sein Ohr an Helenes Bauch, um dem wilden Treiben ihres Sohnes zu lauschen. Es war Zeit, sich einen Namen für ihn auszusuchen, was nicht so einfach war. Es dauerte eine Weile, bis einer gefunden wurde, der ihnen beiden gefiel.
Dann stand es fest, der Junge sollte Gabriel und mit zweitem Vornamen Karl heißen.
Erneut kamen die Spielsachen ins Waisenhaus, doch diesmal sollten sie erst kurz vor Gabriels Geburt ersetzt werden.
Der Unfall
Als Helene im sechsten Monat schwanger war und gerade mit dem Einkauf nach Hause fuhr, übersah ein Lkw-Fahrer seinen Nachrang. Er prallte Helene mit großer Geschwindigkeit in die Fahrerseite. Die Feuerwehr musste die eingeklemmte Frau aus dem Auto schneiden. Helene war nicht bei Bewusstsein. Mit schweren Verletzungen wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Eine Notoperation rettete ihr das Leben, eine weitere ihre Beine. Es war Glück, dass sie den Unfall überlebte.
Helene musste aufgrund ihrer großen Schmerzen in ein Koma versetzt werden. Ein Arzt teilte Karl inzwischen den Tod des Babys mit und dass Helene in Zukunft keine Kinder mehr bekommen konnte. Die Verletzungen im Bauchraum waren zu schwer und die Ärzte mussten ihr, um die inneren Blutungen in Griff zu bekommen, die Gebärmutter entfernen.
Obwohl Karl froh war, seine Frau bei dem Autounfall nicht verloren zu haben, lag diese Nachricht schwer auf seiner Seele. Als Helene aus dem Koma erwachte, musste er ihr die schlechte Nachricht vorsichtig beibringen. Karl legte seinen Kopf in Helenes Handfläche und sie weinten beide. Er murmelte immer wieder: „Wir schaffen das, wir schaffen das, …".
Einen Monat später durfte Helene endlich wieder nach Hause. Karl kam, um sie abzuholen. Während der Autofahrt herrschte Stille. Es war einfach nicht mehr wie zuvor.
Karl sperrte die Haustüre auf, stellte seiner Frau die Tasche ins Wohnzimmer, küsste sie auf die Stirn und ging wieder. Helene schaute ihm traurig nach. Wollte er einem Gespräch über die Zukunft aus dem Weg gehen, oder konnte er Helenes Nähe nicht ertragen?
Das Haus fühlte sich irgendwie fremd an. Früher war es immer ein Ort der Geborgenheit und Wärme, doch nun strahlte es Kälte und Leere aus. Helene ließ sich weinend auf das Sofa fallen.
In den nachfolgenden Tagen vermied Karl weiterhin, lange mit seiner Frau alleine in einem Raum zu sein. Manchmal blieb er sogar die ganze Nacht über weg. Seine Abwesenheit begründete er mit Arbeit. Es wäre zurzeit einfach viel zu tun und manche Geschäftsleute bevorzugten beim Abendessen über diverse Vertragsinhalte zu reden. Da dies zwar die Abende erklärte jedoch nicht die Nächte, vermutete Helene, eine andere Frau hinter sein Fernbleiben. Bald darauf bemerkte sie unbekannte Damendüfte auf seiner Kleidung.
Als sie Karl damit konfrontierte, stritt er es nicht ab. Er meinte, dass sie derzeit ihren Ehepflichten nicht nachkommen konnte und er die Lücke mit anderen Frauen füllen musste. Obwohl er Helene versicherte, sie nicht weniger als zuvor zu lieben und er die Frauen nur für sein sexuelles Verlangen hatte, konnte sie dies nicht willigen. Karl legte aber noch nach. Er machte seiner Frau klar, dass er sie nicht um Erlaubnis fragen würde. Er hätte sie lediglich informiert, damit sie sich keine Sorgen machte, wenn er nachts nicht nach Hause kam.
Helene konnte es nicht fassen. Kränkte sie mehr das Wort „Ehepflichten", oder weil er erwartete, sie würde seine Seitensprünge so einfach tolerieren? Helene verstand schon, dass er Bedürfnisse hatte, doch sollten Eheleute Entscheidungen dieser Art nicht vorher miteinander besprechen?
Helene verfiel in eine schlimme Depression.
Sie lag den ganzen Tag über im Bett, hatte keine Lust mehr aufzustehen. Nachts geisterte sie im Haus herum und überlegte, was ihr Ehemann gerade machte. Dann kamen die Vorwürfe, weil sie damals hochschwanger mit dem Auto einkaufen fuhr. Obwohl sie den Autounfall nicht verursacht hatte, gab sie sich trotzdem die Schuld daran. Ebenso stellte sie ihr ganzes Dasein in Frage und schließlich sehnte sie sich nach dem Tod.
Der Hausarzt machte sich Sorgen, verschrieb ihr Tabletten gegen die Depression und beauftragte Karl, einen Termin bei einem Gesprächstherapeuten auszumachen. Anfangs ging man von einer Hormonstörung aus, die noch von der abrupt beendeten Schwangerschaft her rührte, doch nachfolgende Untersuchungen bestätigten dies nicht.
Es lag an Karls Verhalten, seinen Frauengeschichten, die sachlichen Begegnungen mit ihm und der dominante Vertrauensmissbrauch. All dies nagte, neben dem Verlust des Babys, an Helenes Zustand. Die Therapeutin versuchte ihr bewusst zu machen, dass Karl bislang immer ihr Fels in der Brandung war und sie sich zu sehr darauf verließ, dass es immer so sein würde. Sein Verhalten nach der letzten Fehlgeburt war zwar nicht richtig, aber auch er litt unter den vielen Rückschlägen. Erst nach vielen Therapiestunden realisierte Helene, dass sie ihren Ehemann nie mehr so zurückbekommen würde, wie er einmal war.
Mit dem Schicksalsschlag fiel ein Verhaltensschalter bei ihm hinunter, der nicht mehr aufzuheben war.
Immer wieder war sie am Rande ihrer Kräfte, lag Lebensverneinend den ganzen Tag lang im Bett. Dann wiederum strotzte sie vor Energie, wollte alles ändern, bis sie erneut leer in den Raum starrte. Selbst der Kontakt zu Freunden gestaltete sich als kompliziert. Helene weinte viel und mit diesem Zustand konnten die meisten nicht gut umgehen. Bald stellte sich heraus, dass ihre Freunde eher Bekannte waren, die sich vor Schicksalsschlägen anderer gerne abwanden.
Endgültig zerrüttet
Helene bekam Karl kaum mehr zu Gesicht, denn entweder war er in der Firma oder bei einer seiner Liebschaften. Ab und zu kam Ed vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Er brachte sie zu Arztterminen, ging einkaufen und hielt Helene fest, wenn sie vor Kummer weinte. Er war der einzige, der sich als Freund bewährte. Helene vertraute Ed all ihre Sorgen an, selbst über Karls Verhalten sprach sie mit ihm.
Mancher würde denken, es wäre die ideale Gelegenheit seine Liebe zu gestehen, doch Ed wollte die Situation nicht ausnutzen. Beziehungen, die aus Kummer entstehen, gingen meist in Brüche, also würde er noch abwarten. Es lag ihm fern ein Trostpflaster zu sein, welches nach Abheilen der Wunde wieder weggeworfen wird.
Es dauerte zwei Jahre bis sich Helenes Zustand langsam besserte. Karls nächtliche Ausflüge waren nicht gerade förderlich für die Erholung seiner Frau. Sie fühlte sich nach wie vor von ihm in Stich gelassen, womit sie auch Recht hatte.
Als Helene wieder kräftig genug war, verlangte sie von Karl die Scheidung. Womit sie nicht gerechnet hatte,