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Böser Verdacht: Kein Recht auf Leben?
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Böser Verdacht: Kein Recht auf Leben?
eBook203 Seiten2 Stunden

Böser Verdacht: Kein Recht auf Leben?

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Über dieses E-Book

Es geht um ein Kriegstagebuch. Eugen Paulus, Verkaufsdirektor eines Berliner Großkonzerns, chronologisierte darin sorgfältig die Bombennächte des 2. Weltkriegs, die Auswirkungen auf seine Familie und der Firma. 65 Jahre später geriet dieses Tagebuch in die Hände von jemanden, der es zu veröffentlichen plant. Er bitte Mister Harper die übersetzten Kopien zu lesen, und eine Beurteilung abzugeben.
Harper liest mit Snyder darin, und sie erfahren am nächsten Tag, dass es verkauft, abgeholt und verboten wurde. Auf der Suche nach Antworten, dringen sie tief in die Materie ein. Bei Gesprächen mit Zeitzeugen, gerät Snyder mehrfach in halluzinogene Zeitreisen. Zunächst zu dem Aufstand im Warschauer Ghetto, und später lernt er das BDM Mädchen Karin kennen, deren Eltern gerade von der GESTAPO verhaftet werden. Karin verstrickt Snyder in Gespräche über Rassenhygiene und Social Engineering. Schließlich sitzt er neben Staatssekretär Dr. Bühler in der Wannseekonferenz, um sich ferner in den Schrecken der Aufstände von Treblinka und Auschwitz wiederzufinden.
Bei den Geheimdiensten besteht der dringende Verdacht, in diesem Tagebuch seien NS Baupläne für waffenfähige Viren, mit ihren Virostatika versteckt worden, die nicht in die Hände der Siegermächte fallen durften. Voller Zweifel und von der Diabolik angewidert, verweigern sie schließlich jegliche Zusammenarbeit. Paulus letzte Einträge waren: Wie die Ostfront über unsere Köpfe hinweg rollte.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum17. Feb. 2019
ISBN9783742704979
Böser Verdacht: Kein Recht auf Leben?

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    Buchvorschau

    Böser Verdacht - elmer weyer

    Inhaltsverzeichnis

    Ron Harper & Joseph Snyder

    in

    Böser Verdacht

    Kein Recht auf Leben?

    ------------

    Polit & Social Fiction

    von

    Elmer Weyer

    Kapitel 1

    Es ist Mittwoch der 11. April 2012 am frühen Nachmittag. Zunächst befinden wir uns in einem mitteklassigen Hotel, im Zentrum Berlins. Es ist ein bewölkter und windiger, überwiegend trockener Nachmittag. Aber man weiß ja nie, ob die nächste Wolke nicht doch noch einen kräftigen Aprilschauer bring. So in etwa 8°C sind es und mit dem Sonnenuntergang ist nicht vor 20:00 Uhr zu rechnen. Anwesend sind folgende Personen.

    Da ist Mister Ron Harper. In seiner Geburtsurkunde steht, geboren 1965 als Sohn eines US-amerikanischen Diplomaten und einer deutschen Korrespondentin, in Bonn-Bad Godesberg. Harper besitzt einen US-Amerikanischen Pass, und seine Home Base befindet sich in den City Palms Apartments, 480 Hibiscus Street, in West Palm Beach/Florida, wo er sich ständig mit seiner Partnerin Eva Aprony aufhält. Er ist 184 cm groß, 84 kg schwer, mit dunklen Haaren, braunen Augen, und sportlich stabiler Erscheinung. Als Berufe gibt er an, Publizist zu sein. Bei genauer Nachfrage erzählt er irgendwelche Geschichten vom United Nation Intranet, für das er arbeiten würde.

    Und in Berlin ist auch Mister Joseph Snyder. Geboren 1955 als zweiter Sohn eines New Yorker Polizisten, und einer 1932 eingewanderten deutschen Jüdin in Queens/New York. Snyder wurde in der jüdischen Gemeinde von Queens geboren, und lebt heute in San Diego/Kalifornien. Er ist 176 cm groß, 92 kg schwer, kurze dunkel Haare, blaugrüne Augen, und ein kräftiger Typ mit Bauch. Als Beruf gibt er an Sicherheitsberater zu sein. Auf die Frage was er denn genau mache, antwortet er in der Regel: „Das geht Sie gar nichts an."

    Harper sitzt entspannt zurückgelehnt in einem schweren grünen, nicht mehr ganz jungen Ledersessel und richtet seinen rechten Zeigefinger auf den Stapel Fotokopien, die auf dem zur Garnitur passenden Tisch liegen. Er blickt dabei fragend hinüber zu Snyder, der es sich gerade mit aufgeknöpftem Jackett auf dem Sofa gemütlich gemacht hat.

    Harper sagt ganz überraschend: „Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Mister Snyder?"

    Snyder: „Eine Frage? Oh ja, natürlich dürfen Sie das."

    „Versuchen Sie sich bitte in folgende Lage zu versetzen. Sie beginnen im September 1939 Aufzeichnungen für ein Tagebuch zu machen, und dokumentieren exakt vom ersten bis zum letzten Luftangriff, alle Bombenächte des zweiten Weltkrieges, hier in Berlin. Und Sie schreiben noch mehr in dieses Tagebuch hinein. Sie schreiben von Familie, Freunden, Bekannten und machen keinen Hehl aus Ihrer Person, Ihrer exponierten Stellung, sowie Ihrem sozialen Umfeld. Sie nennen Namen, viele Namen, und kleben Bilder zwischen die Zeilen, die im Übrigen sehr wenig anklagend, eher beklagend sind. Sie schreiben über eine Zeit, nach dieser Zeit. Das betonen Sie schon in der Einleitung. Die Geringschätzung für diesen Krieg lassen Sie zwar herauszulesen, zugleich aber sind Sie über lange Strecken unkritisch, und betonen explizite, dass eine Kritik an den Geschehnissen nicht gewollt ist. Dagegen sollen die Aufzeichnungen lediglich festhalten, wie die jeweiligen Ereignisse Sie beeindrucken und in den Ablauf Ihres Lebens eingreifen."

    „Sie heben die Annehmlichkeiten hervor als ob es das Normalste der Welt wäre, während der Luftkampfhandlungen im Norden, mit dem Flugzeug geschäftlich in die Schweiz oder nach Skandinavien zu fliegen. Oder um im Dezember 1942 mit der Eisenbahn, gut beheizt mit der Soldateska zusammen, in Werksangelegenheiten nach Lemberg zu fahren, um anschließend mit einer Sondergenehmigung als Privatperson, Ihren verwundeten Sohn in einem Frontlazarett zu besuchen. Im Falle einer Denunziation, was über die Jahre nicht ausgeschlossen ist, weil lukrativ für den Denunzianten, riskieren Sie eine Anklage wegen landesverräterischen Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und der Wehrkraftzersetzung. Sie würden bestenfalls zum Tode durch die Guillotine verurteilt, um dann auf einem Acker ohne Grabstein verscharrt zu werden, falls man Ihnen das nachweisen kann. Falls nicht, würde man Sie zur Arbeit an den Öfen eines in den Wäldern Polens versteckten Vernichtungslagers deportieren. Also Mister Snyder, . . . würden Sie dieses Buch schreiben?"

    Snyder muss überlegen, dabei runzelt er die Stirn und bekommt diese kleinen fokussierenden Augen. Dabei steckt er sich langsam eine Zigarette an und antwortet nach gefühlten 5 Minuten mit tief verrauchter Stimme: „Hören Sie zu Harper. Stellen Sie mir eine leichte Frage, okay. Zum Beispiel, ob es mich freuen würde, bald wieder zuhause sein zu dürfen, und vorher noch meine 150 Dollar von Ihnen zurückzubekommen. Das wären zwei einfache Fragen, und zweimal mit ja leicht beantwortet."

    Enttäuscht nach dieser Antwort, holt Harper vom Siteborde gegenüber zwei mittelgroße Gläser und eine Flasche Whisky herbei. Beim Hinsetzen sagt er: „Ach Snyder, . . . hören Sie doch auf. Was ist Ihr Problem? Plötzlich haben Sie immer nur Geld, Geld, Geld im Kopf. Das war doch früher nicht so. Ich dachte immer Geld interessiert Sie nicht wirklich. Sie mögen eher Kontrolle, Einfluss, Vollmacht, oder gar Ruhm."

    „Ach so? Hatte ich wirklich Ruhm gesagt?"

    „Ja, das haben Sie. In einem Bericht über Sie las ich, dass Sie es begrüßen in den Publikationen über die New Yorker Polizei so viele positive Erwähnungen gefunden zu haben. Sei es wegen Ihrer Dienstphilosophie oder der Aufklärungsrate Ihres Präsidiums, die beide vorbildlich für das gesamte NYPD Lower Manhattan waren."

    Snyder zieht ärgerlich an seiner Zigarette, und sagt langsam und nachdenklich: „Sie lesen Berichte über mich?"

    Harper hebt die Hände zur Abwehr, und sagt: „Nein, nein, natürlich nicht."

    Snyder nickt langsam und sagt: „Ich verstehe. Sie wollten sich ein Bild von mir machen. Na gut, das kann ich verstehen. Und in einem Punkt liegen Sie ja richtig. Ich habe meinen Job nicht des Geldes wegen gemacht. Unterbezahlt waren wir doch alle damals. Hören Sie, ich hätte diese Karriere auch gemacht, wenn man mir nicht nach jeder Beförderung ein paar Dollar mehr gezahlt hätte. Sollte ich das Geld etwa ablehnen. Das hätte mich doch verdächtig gemacht. Wen Geld nicht interessiert, der ist doch nicht normal. Ich wäre ein Idealist, ein Außenseiter, oder gar ein Kommunist gewesen. Aber nein. Ich habe es genossen, eines Tages nicht mehr gesagt zu bekommen was zu tun sei, sondern zu sagen was zu tun ist. Und heute sage ich was ich will. Und wenn jemanden das nicht gefällt, dann möge er das doch bitte für sich behalten."

    Harper öffnete währenddessen die Flasche. Etwa zwei Fingerhoch gießt er Whisky in eins der beiden Gläser und stellt es vor Snyder auf den Tisch. Der nimmt das Glas, hält es erst gegen das Licht, dann unter die Nase und sagt: „Ist es dafür nicht noch ein wenig zu früh?"

    Mit einer abweisenden Handbewegung erwidert Harper: „Für mich schon, für Sie nicht."

    Snyder nimmt einen Schluck und dreht den Kopf leicht zur Seite, während der samtweich rauchige Single Malt, aus dem Tal der Hirsche, erst Zunge, Mund, Gaumen, dann Kehle umspült, und diese Wärme in der Brust entfaltet. Snyder macht einen kurzen sinnlichen Spaziergang durch Dufftown, an der Mortlach Church vorbei, hinüber zu den illegalen Brennereien, hinter den grünen Hügeln, in den Weiten des schottischen Hochlandes. Und er verläuft sich nicht so gerne dabei, verzichtete deshalb zunächst auf den zweiten Schluck.

    „Also Snyder, was ist nun. Sie verstehen doch was ich meine. Hätten Sie ein solches Tagebuch geschrieben?"

    „Hören Sie zu Harper. In den Ländern, deren Staatsgewalten damals nicht von der NS Diktatur ergriffenen wurden, herrschte in den Medien die offizielle Lesart, dass das deutsche politische Volk sich von allen anderen Völkern der Welt unterschied. Das deutsche politische Volk unterwarf sich freiwillig einer verbrecherischen NS Diktatur, mit ihrer SS, SA, SD. Gestapo, dem Wehrmachtskommando und ihrem geliebten Führer und Volkshypnotiseur Adolf Hitler. Mit seinem angeerzogenen militärischen Gehorsam, war das deutsche politische Volk das perfekte Opfer, um sich freiwillig mit festlichem Gesang und entmündigendem Schwur, diesen Nazis zu unterwerfen. Ein derartiger totalitärer Plan, konnte nach des Führers Meinung, nur durchgeführt werden, wenn alle wie auch immer gearteten Widerstände, mit strengsten Mitteln gnadenlos gebrochen werden."

    „Also Harper, was soll diese Frage? Ich bin Jude, oder eben Halbjude. Ich hätte einen Teufel in dieser Zeit getan. Ich wäre längst von der Gestapo abgeholt worden und sie hätten mich schon vorher in ein Vernichtungslager gebracht. Und im Übrigen, sollten Sie sich selbst fragen, ob Sie das als Nichtjude getan hätten."

    „Darum frage ich Sie ja, Snyder. Ich weiß, dass Sie Jude sind. Und dieses Tagebuch hat ein Mann geschrieben, der Eugen Paulus hieß. Paulus, verstehen Sie?"

    „Paulus? Was soll das? Ich verstehe nicht."

    Harper nun etwas herablassend: „Ich hätte Sie das nicht gefragt, wenn der Autor Schulze oder Müller geheißen hätte. Der Name ist aber Paulus. Und ich denke dieser Paulus war weder verwandt noch verschwägert mit dem Oberbefehlshaber der 6. Armee Generalfeldmarschall Friedrich Wilhelm Paulus. Der Paulus den ich meine, ist der Paulus von Tarsus. Ein in Griechenland ausgebildeter Jude, und Pharisäer, mit einem römischen Pass. Paulus galt als der, von Gott berufene Verkünder des Evangeliums. Ein Apostel, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, als Missionar des Urchristentums, und die Auferstehung Jesus Christi, dem Nichtjuden, zu verkünden. Dazu bereiste er den gesamten Mittelmeerraum. Seine Lehre nimmt viel Raum im Neuen Testament und in der Bibel ein. Ein Paulus, der ein Tagebuch unter der Herrschaft der NS Diktatur, mit allen seinen Gefahren schreibt, und selbst durchbringt? Da liegt es."

    Snyder zieht die linke Schulter hoch, und setzt zu einer Frage an: „Reden Sie etwa von Widerstand?"

    Harper schüttelt den Kopf: „Nein, das nicht. Widerstand ist etwas anders. So etwas wie der von Sophie und Hans Scholl. Sie schrieben mit ihrem Freund Alexander Schmorell Flugblätter und wurden denunziert. Es war der Hausmeister der Ludwig-Maximilian-Universität in München Jakob Schmid, der sie für 3.000 RM Belohnung an die Gestapo verriet. Am 22. Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl, und fünf ihrer Freunde, unter der Leitung des Richters Roland Freisler in München, der landesverräterischen Feindbegünstigung, der Vorbereitung zum Hochverrat und der Wehrkraftzersetzung, zum Tode durch Enthauptung verurteilt, und am gleichen Tag mit dem Fallbeil hingerichtet. Alexander Schmorell erst am 13. Juli 1943 an gleicher Stelle."

    Snyder fingerte und strich in der Zeit auf seinem Handy herum und sagt, ohne aufzuschauen: „Ja, hier ist es, und ich zitiere wörtlich etwas aus ihren Flugblättern."

    „Wenn das deutsche Volk schon so in seinem tiefsten Wesen korrumpiert und zerfallen ist, dass es, ohne eine Hand zu regen, im leichtsinnigen Vertrauen auf eine fragwürdige Gesetzmäßigkeit der Geschichte, das Höchste, das ein Mensch besitzt und das ihn über jede andere Kreatur erhöht, nämlich den freien Willen, preisgibt, die Freiheit des Menschen preisgibt, selbst mit einzugreifen in das Rad der Geschichte und es seiner vernünftigen Entscheidung unterzuordnen, wenn die Deutschen, so jeder Individualität bar, schon so sehr zur geistlosen und feigen Masse geworden sind, dann, ja dann verdienen sie den Untergang. (. . .) Warum verhält sich das deutsche Volk angesichts all dieser scheußlichsten, menschenunwürdigsten Verbrechen so apathisch? Kaum irgendjemand macht sich Gedanken darüber. Die Tatsache wird als solche hingenommen und ad acta gelegt. Und wieder schläft das deutsche Volk in seinem stumpfen, blöden Schlaf weiter und gibt diesen faschistischen Verbrechern Mut und Gelegenheit weiter zu wüten. Sollte dies ein Zeichen dafür sein, dass die Deutschen in ihren primitivsten menschlichen Gefühlen verroht sind, dass keine Saite in ihnen schrill aufschreit im Angesicht solcher Taten, dass sie in einen tödlichen Schlaf versunken sind, aus dem es kein Erwachen mehr gibt, nie, niemals? Es scheint so und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann, gegen diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muss er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln. (. . .) Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig!"

    Nach einer kurzen Pause fährt er fort: „Und dann zitieren sie Aristoteles Sichtweise der Politik der Tyrannis. Wörtlich schreiben sie folgendes."

    „Ferner gehört es (zum Wesen der Tyrannis) dahin zu streben, dass ja nichts verborgen bleibe, was irgendein Untertan spricht oder tut, sondern überall Späher ihn belauschen, (. . .) ferner alle Welt miteinander zu verhetzen und Freunde mit Freunden zu verfeinden und das Volk mit den Vornehmen und die Reichen unter sich. Sodann gehört es zu solchen tyrannischen Maßregeln, die Untertanen arm zu machen, damit die Leibwache besoldet werden kann, und sie, mit der Sorge um ihren täglichen Erwerb beschäftigt, keine Zeit und Muße haben, Verschwörungen anzustiften (. . .) Ferner aber auch solche hohe Einkommensteuern, wie die in Syrakus auferlegten, denn unter Dionysios hatten die Bürger dieses Staates in fünf Jahren glücklich ihr ganzes Vermögen in Steuern ausgegeben. Und auch beständig Kriege zu erregen, ist der Tyrann geneigt."

    Harper nickt mit ernster Miene: „Das kommt mir irgendwie sehr zeitgenössisch vor, will mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Ich will vom 20. Juli 1944 sprechen. Claus Schenk Graf von Stauffenbergs misslungenes Attentat auf Hitler. Der Führer hielt in der gleichen Nacht gegen 01:00 Uhr eine Radioansprache an das Volk, in der er wörtlich unter anderem folgendes verlautbarte."

    „Eine ganze kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich unvernünftiger, verbrecherisch dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab der deutschen Wehrmachtführung praktisch auszurotten (. . .) Ich selbst bin völlig unverletzt bis auf ganz kleine Hautabschürfungen, Prellungen oder Verbrennungen. Ich fasse das als eine Bestätigung des Auftrages der Vorsehung auf, mein Lebensziel weiter zu verfolgen, so wie ich es bisher getan habe. Denn ich darf vor der ganzen Nation es feierlich gestehen, dass ich seit dem Tage, an dem ich in die Wilhelmstraße einzog, nur einen einzigen Gedanken hatte, nach bestem Wissen und Gewissen meine Pflicht zu erfüllen, und dass ich, seit mir klar wurde, dass der Krieg nun unausbleiblich war und nicht mehr aufgeschoben werden konnte, dass ich seitdem eigentlich nur in der Arbeit und der Sorge, und in zahllosen Tagen und durchwachten Nächten nur für mein Volk lebe (. . .) Ich selber danke der Vorsehung und meinem Schöpfer nicht deshalb, dass er mich erhalten hat, sondern wenn ich danke, nur deshalb, dass er mir die Möglichkeit gab, diese Sorgen weiter tragen zu dürfen und in meiner Arbeit weiterfortzufahren, so gut ich das mit meinem Gewissen verantworten kann (. . .) Ich darf besonders Sie, meine alten Kampfgefährten, noch einmal freudig begrüßen, dass es mir wieder vergönnt war, einem Schicksal zu entgehen, das nicht für mich Schreckliches in sich barg, sondern das den Schrecken für

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