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In Schönheit sterben: 6 hinter-listige Kurzgeschichten
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In Schönheit sterben: 6 hinter-listige Kurzgeschichten
eBook84 Seiten1 Stunde

In Schönheit sterben: 6 hinter-listige Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

Hartz-Reisen:
Kurt Heine ist "Kunde" im Jobcenter. Seine "Fallmanagerin", Frau Frohwein, hält sich strikt an die Gesetzeslage und deren Ausführungsbestimmungen, insbesondere, was Kurts Wunsch nach Reisefreiheit angeht. Listig verschafft sich Kurt die Möglichkeit, mehr denn je zu reisen. Und weil das so gut klappt, will er auch der gestressten Frau Frohwein zu mehr Freizeit verhelfen. Dafür braucht er nur einen alten Wecker, ein paar Chemikalien und ein wenig Kleinmaterial…
Nominiert für den Agatha-Christie-Krimi-Preis 2009; in Buchform erschienen in der Anthologie "Die Uhr läuft ab", Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2009
In Schönheit sterben:
Klassentreffen dreißig Jahre nach dem Abitur. Man erkennt sich kaum wieder. Im allgemeinen Besäufnis hocken sich Ich-Erzähler Andy, ein akademisch ausgebildeter Maler und der Schönheitschirurg Peter, genannt Petz, an der Bar zusammen. Sie waren zur Schulzeit einander in Hassliebe verbunden. Nun beichten sie sich wechselseitig ihre Eheprobleme. Die hat Petz für sich bereits gelöst, allerdings auf eine radikale Art und Weise. Wäre seine "Methode" auch für Andy eine Lösung?
Nominiert für den Agatha-Christie-Krimi-Preis 2004; in Buchform erschienen in der Anthologie "Mord ist die beste Medizin", Scherz Taschenbuchverlag, Frankfurt Main, 2004
Horst ist tot:
Eine neue Nachbarschaft kann schon mal Probleme mit sich bringen, auch wenn sie ganz freundlich beginnt. Zwischen dem Ich-Erzähler und den neu eingezogenen Wohlthats schaukeln sich kleine, aber nervende Ärgernisse zu einem Wettstreit der Gemeinheiten hoch. Bis zu einem bitteren Ende…
In Buchform erschienen in der Anthologie "Ran an'n Sarg und mitjeweent"; Acht-Minuten-Geschichten; Herausgegeben von Hoerst Bosetzky; VS Berlin und Eulenspiegel Verlag, Berlin, 2010
Das bisschen Haushalt:
Häufig lernen Ehepaare einander erst wirklich kennen, wenn beide plötzlich ganztägig in einem gemeinsamen Haushalt leben.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum12. Jan. 2014
ISBN9783847667421
In Schönheit sterben: 6 hinter-listige Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    In Schönheit sterben - Tilo Ballien

    Widmung

    Gewidmet meiner Leserin Renate M.

    Hartz-Reisen

    Tack. Tack. Tack. Tack. Die Zeit läuft. Gleichmäßig, unerbittlich. Kurts Herz schlägt im selben, ruhigen Takt: Tack. Tack. Tack. Tack.

    Eigentlich hatte Kurt ja nur wegen der drei Tage fragen wollen. Er fühlte sich wie als kleiner Junge: Darf ich raus zum Spielen? Mutter hatte meistens genickt.

    „Frau Frohwein, kann ich übers Wochenende drei Tage nach Sylt fahren?"

    Also doch zum Spielen, mit Angelika nämlich, aber das ging Frau Frohwein nichts an. Frau Frohwein war Kurts Personalberaterin, beziehungsweise Kurt ihr Kunde, wie das seit einiger Zeit hieß. Als ob sich durch Euphemismen irgendetwas ändern ließe.

    Sylt! Endlich einmal wieder Sylt! Angelika wollte alles übernehmen, Anreise, Aufenthalt und so weiter. Das Appartement hat sie ja sowieso kostenlos von ihrem Ex.

    „Nein, Frau Frohwein, diese Frau bildet mit mir keine Bedarfsgemeinschaft. Ja, von mir aus können Sie das überprüfen, wenn ich mir auch lieber nicht vorstellen mag, wie Sie das im Einzelnen tun wollen."

    Tack. Tack. Tack. Kurt schaut über den Küchentisch: Alles da, sauber geordnet. Die Bastelanleitung, der kleine Kanister, der Wecker, Werkzeug, Klebeband und so weiter. Die Einmalhandschuhe an und dann kann’s losgehen. Tack. Tack. Tack.

    Drei Tage. Was sind schon drei Tage? Anscheinend sind drei Tage drei Tage zu viel. Jeder Tag über drei Wochen ist ein Tag zu viel. Das hat Kurt schriftlich. Tack, Tack, Tack macht der Wecker.

    „Sie haben Ihre drei Wochen Ortsabwesenheit, die Ihnen zustehen, in diesem Jahr doch schon gehabt«, meinte die Frohwein. »Mehr gibt’s nun einmal nicht. Sie haben doch ständig frei, Herr Heine, im Gegensatz zu mir!"

    „Ja, Frau Frohwein, wenn Sie es so sehen."

    „So sehe ich das."

    Tack. Tack. Tack. Gut, dass Kurt den alten Wecker noch hat. Sieht aus wie neu nach dem Putzen. Tack. Tack. Ist ja irre schwierig, heutzutage einen mechanischen Wecker aufzutreiben. Aber die Bastelanleitung sah nun einmal einen mechanischen vor. Glück gehabt. Tack. Tack.

    Also keine Reise mit Angelika. Kurt nannte das Freiheitsberaubung.

    „Ist doch wurscht, ob ich auf Sylt arbeitslos bin oder in Berlin. Selbst, wenn’s innerhalb der Woche wäre: Sie könnten mich jederzeit übers Handy erreichen, und am nächsten Tag wäre ich zurück."

    Aber die Frohweinsche blieb stur: „Nein, nein, nein! Für jeden Tag ein Nein. „Und jetzt, wo ich weiß, dass Sie wegwollen, sollten Sie es übrigens tunlichst unterlassen, heimlich zu reisen.

    „Selbstverständlich, Frau Frohwein! Wie werde ich?"

    Tack. Tack. Tack. Der Wecker tickt nicht, er tackt seiner Bestimmung entgegen, und das tut er verdammt laut. Eben deshalb hatte Kurt ihn schließlich mal in den Karton mit altem Krimskrams verbannt und sich den winzigen elektronischen Wecker gekauft, dessen aus dem Chinesischen übersetzte oder eigentlich nicht übersetzte Bedienungsanleitung ihn Stunden gekostet hatte. Eindeutig: Tack. Tack. Tack. Kein Tick. Na gut, dann kommt später eben ein altes Geschirrtuch drum herum und fertig. Tack. Tack. Tack.

    Bei jedem Termin meckerte die Frohweinsche rum, weil er keine zwanzig Bewerbungen geschrieben hatte. Zwanzig Bewerbungen pro Monat! Das muss man sich mal vorstellen. Zweihundertundvierzig Bewerbungen pro Jahr! Aber Adressen konnte sie ihm selten nennen.

    Tack. Tack.

    Aha, so sieht das Ding von innen aus. Tack. Tack. Tack. Interessant! Das hat Kurt seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen. Damals nahm er solche Dinger auseinander und baute sie wieder zusammen, nur so, zum Spaß. Und regelmäßig behielt er einige Teile übrig, was nicht immer zu einem Verlust der Genauigkeit führte. Tack. Tack.

    Kurt lässt den Wecker klingeln und schaut, was passiert.

    Briiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiing!

    Himmel, ist der laut! Der kleine Stift, der den Alarm auslöst, rast hin und her. Kurt schlägt ihm aufs Haupt, Ruhe kehrt ein. Tack. Tack. Tack. Kurt stöpselt schon mal den Lötkolben ein und beginnt, den Klingeldraht an den Enden zu entmanteln. Tack. Tack. Tack.

    Blöde Kuh!, denkt Kurt. Andererseits, diese Jobcenterlebendleichen sind bestimmt nicht von Natur aus blöd. Kaum jemand ist das. Aber wenn man all diese unsinnigen, menschenfeindlichen Bestimmungen im Kopf haben muss, wo soll da noch Platz für Intelligenz und Mitgefühl sein?

    „Öfter mal raus aus Berlin, hatte die Frohweinsche gesagt, „das wollen wir doch alle. Aber wir fest Angestellten, wir sind hier doch wie eingesperrt.

    Stimmt irgendwie, aber richtig Leid tut sie Kurt trotzdem nicht. Im Gegenteil: Genau da war ihm seine Idee gekommen. Wie Brecht es geschrieben hatte: Gut sein, auch zu sich selbst, das ist gut.

    Tack. Tack. Tack. Ob der alte Lötkolben überhaupt noch funktioniert? Handschuh aus und testen! Autsch! Na bitte: Solche Teile halten ewig. Tack. Tack. Kurt zieht den Handschuh über die Brandblase am linken Zeigefinger und fixiert den kurzen Draht provisorisch mit einem Tesastreifen am Rahmen, damit er nicht verrutscht. Tack. Tack. Tack. Hm, dieser Duft nach Lötfett! Und wie silbrig das aschgraue Zinn wird! Sehr ästhetisch! Wie auf der Penne beim Werkunterricht. Tack. Tack. Tack.

    Kurt sind alle Menschen sympathisch, bis sie ihm das Gegenteil beweisen. Einigen gelingt das früher, anderen später. Frau Frohwein gehört zu ersteren. Nur Angelika ist es überhaupt noch nicht gelungen, obwohl er schon ewig mit ihr zusammen ist. Er hat sie durch ihren Ex kennen gelernt, mit dem er damals noch befreundet gewesen war.

    Tack. Tack. Tack. Mist! Warum hält das denn nicht? So ein Fummelkram und dann auch noch mit Handschuhen und der kleinen Brandblase! Gut, tief durchatmen und aufs Neue! Konzentration, Kurt! Tack. Tack.

    Sein Alter von flotten zweiundfünfzig hat die Frohweinsche ihm nie vorgehalten, wohl aber durchblicken lassen, dass jüngere Jahrgänge von Arbeitgebern im Allgemeinen bevorzugt werden. Gar nicht gut fand sie dagegen seinen Lebensweg.

    „Was sind Sie denn nun eigentlich? Als was wollen Sie denn geführt werden?"

    „Als Mensch?"

    „Als Mensch geht nicht. Was würden Sie als Beruf angeben?"

    „Tja, ich weiß nicht, mein Studium liegt ja

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