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Fantasy, märchenhafte Krimis und Bitterböses
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eBook125 Seiten1 Stunde

Fantasy, märchenhafte Krimis und Bitterböses

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Über dieses E-Book

Können Sie sich vorstellen, in einem Dorf unterhalb der Baumkronen zu leben? Wenn ja, sollten Sie zumindest schwindelfrei sein.
Von dort geht es in eine Unterwasserwelt. Hier geschieht Ungewöhnliches.
In Ellund bei Flensburg betreibt der Bestatter ein besonders lukratives Geschäft mit den Hinterbliebenen.
Eine Freifrau wohnt in einem seltsamen Schloss mit besonderen Ambitionen.
In Rinkelsbach geschehen ungewöhnliche Dinge, bei denen die moderne Elektronik eine Rolle spielt.
Die sechste Geschichte spielt in Bremen, wo sich auf einem Dachboden der Horror breit macht.
Am Zwischenahner Meer erregt ein merkwürdiger Leichenfund Aufmerksamkeit.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum15. Feb. 2016
ISBN9783738059342
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    Buchvorschau

    Fantasy, märchenhafte Krimis und Bitterböses - Günther Seiler

    1. Das Dorf in den Wipfeln

    Das Waldgebiet lag abgeschieden von der restlichen Zivilisation. Hier waren die Bäume nicht nur hoch, sondern sogar mächtig, von glattem Wuchs und gesund. Keine Umweltverschmutzung konnte den Bäumen hier etwas anhaben. Das Dorf lag hoch in den Wipfeln und hieß ‚Walddach zu Wipfelshöh‘. Der Bürgermeister hieß Donkur von Rehlen und war verheiratet mit Mathilde. Sie waren kinderlos. Beide Eheleute waren im dörflichen Leben sehr engagiert und hatten immer ein Ohr für die Sorgen und Nöten sowie für Vorschläge von Verbesserungen und Neuerungen. Die rechte Hand des demokratisch gewählten Bürgermeisters war der Vorsteher Rembert Weilenbach. Das Dorf war in der Welt einzigartig und es hatte eine sehr lange Planungszeit mit unzähligen Ämtern, Architekten, Politikern und Presseleuten gegeben. Sogar das Fernsehen war auf sie aufmerksam geworden. Zuerst hatten sich viele Interessenten in die Planungslisten eingeschrieben, aber als es um die vertraglichen Zahlungen gegangen war, waren sehr viele wieder abgesprungen. Damit hatten aber Donkur, seine Frau und Rembert Weilenbach vorher gerechnet und waren daher nicht sonderlich überrascht. Im Endeffekt waren in der zu rechnenden Finanzierung aber ganze hundert Personen übrig geblieben und diese waren von dem Konzept nicht nur überzeugt, sondern es war für sie eine neue Art zu leben, ja fast schon eine Art einer Wohnreligion.

    In dem zusammenhängenden Waldgebiet wurden die Baumhäuser in der oberen Etage unter den Wipfeln gebaut. Das war immerhin eine Höhe von fast dreißig Metern. An den Stämmen wurden die unterschiedlichsten Baumhäuser unter den modernsten energetischen Dämmerkenntnissen fest installiert. Die Häuser wurden durch flexible Wege verbunden. Über diesen Hängewegen wurde eine Art Seilbahn befestigt, mit der man oberhalb der Köpfe der laufenden Personen in einer Art Ringverkehr in diesem hohen Baumdorf fahren konnte. Auch gab es geschlossene Gondeln für den Personenverkehr mit angedockter Abteilung für die Materialen, Güter und Waren. Die Wipfelbahn fuhr immer nur in eine Richtung und hielt an diversen Haltepunkten. Man konnte in Ruhe ein- und aussteigen. Die Bahn wurde ökologisch von der Solartechnik auf den höchsten Wipfeln gespeist und der Strom für die gesamte Elektrik des Dorfes wurde in mehreren Batteriestationen eingespeist. Sogar einen Supermarkt und eine kleine Krankenabteilung mit zwei Ärzten gab es hier. Selbstverständlich hatte man auch die Möglichkeit, über Fahrstühle an verschiedenen Punkten auf den Boden zu gelangen. Denn die Oberwäldler, wie sie sich selber liebevoll nannten, mussten ja auch arbeiten und viele fuhren jeden Tag in die Stadt. Eine Zufahrt mit einem großen Parkplatz machte es möglich.

    Auch hatten sich einige Gärtner eingefunden, die in dieser Höhe mit eigens entworfenen speziellen Gewächshäusern erstaunliche Zuchterfolge bei Tomaten, Gurken und sogar mit Früchten aus der Karibik hatten. Die Geschmacksnoten waren alle exzellent und wurden gerne in dem Gemüselädchen von den Baumeinwohnern gekauft. Horatio Müllersohn hieß der Gärtner, der Metzger war Dombrino Heinsiepel. Frau Dorinsio Töpfer war für die modischen und anderen Kleidungstücke zuständig, der Apotheker hieß Endrino Bäckersin, der Hand in Hand mit der Ärztin Frau Doktor Zenker und dem Arzt Doktor Aberlein aus der besagten kleinen Krankenstation zusammenarbeitete.

    An diesem frühen Morgen stand der Bürger Wenkeldon Rath, ein pensionierter Gelehrter, vor dem Laden des Gärtners Müllersohn und sah, dass die Verkaufsläden noch geschlossen waren. Er rief laut: „Horatio, du Langschläfer! Die Sonne steht schon hoch über den Wipfeln und deine Pflanzen arbeiten schon fleißig an ihrem Wachstum. Die wissen wohl, was sich gehört! Und du? Wo bist du?" Er rüttelte an der Tür und überlegte, ob der Gärtner in den hinteren Räumlichkeiten seines Ladens sein konnte. Er probierte die Türklinke und die Tür gab nach. Zaghaft betrat er den Laden und rief nochmals laut den Namen des Gärtners. Es kam keine Antwort.

    In diesem Augenblick betrat eine Kundin den Laden. „Zum Donnerwetter, Horatio, wo bist du. Ich brauche dringend Blumen für ein Jubiläum und habe wirklich nicht viel Zeit. Wenkeldon Rath kam wieder in den vorderen Teil des Geschäftes und die Kundin dachte im ersten Augenblick, er wäre der Gärtner. Als sie Wenkeldon erkannte, sagte sie: „Oh, ich dachte, der alte Saufbold Horatio wäre es. Aber du bist es nur. Wenkeldon lachte laut auf: „Immerhin ist hier ein Lebewesen aus dem hinteren Laden gekommen. Ich habe den Meister der Blüten und Früchte auch schon gesucht. Er scheint wohl schon früh in seinem oberen Gewächshaus auf dem Mammutbaum zu sein. Ich werde die nächste Gondel nehmen, um dort nachzusehen. Sie nickte und meinte: „Nimm eine Flasche Schnaps mit, von der scharfen Sorte, die ihm immer im Hals kratzt. Die riecht er auch bei dem stärksten Westwind oben in seinem Gewächshaus. Jetzt lachte sie auch und meinte noch: „Dann kaufe ich die Blumen in der Stadt, ich muss pünktlich in der Firma sein. Ich habe es nicht so gut wie ihr Tunichtgute und Tagediebe hier im hohen Dorf." Wenkeldon Rath kannte ihre scharfe Zunge und erwiderte nichts.

    Nachdem er die Ladentür wieder geschlossen hatte, wandte er sich zur nächsten Gondelstation und wartete. Nach kurzer Zeit kam langsam die Gondel angezockelt, in der bereits zwei Arbeiter saßen, die mürrisch aus dem Fenster schauten, aber sich zu einem kurzen Nicken hinreißen ließen, was wohl so viel wie ein Gruß bedeuten sollte. Wenkeldon stieg zügig ein. Die Gondel fuhr weiter und nach mehreren Stops kam sie an der Station auf dem hohen Wipfel des Mammutbaumes an. Die Arbeiter drängten sich schnell vor und stiegen mit ihrem Handwerkszeug aus. Sie hatten offensichtlich an der höchsten Spitze zu arbeiten, das erkannte Wenkeldon an den diversen Karabinerhaken an ihren Gürteln und den Steigeisen.

    Er hatte Zeit und orientierte sich zu den Gewächshäusern in der oberen Etage. Hier war der Wind heftiger als an seinem Baumhaus und alles schaukelte leicht. Es war so, als wollte der Wind die Menschen hier oben in einen leichten Schlaf wiegen. Wenkeldon Rath folgte den Hinweisschildern zu den Gewächshäusern des Horatio Müllersohn und stieg trotz seines fortgeschrittenen Alters zügig die hölzerne, schwankende Brücke hinauf, wobei er sich aber vorsichtshalber am Geländer festhielt. Oben an dem Gewächshaus angekommen, rüttelte er auch hier an der Tür und rief den Gärtner. Es kam wieder keine Antwort, aber hier war die Tür verschlossen. Er versuchte, die Hand zum Schutz der Sonne vor seinen Augen zu halten und in das Innere des Gewächshauses zu sehen. Er klopfte und rief erneut, wieder ohne Antwort. Nun lief er um das Gewächshaus herum, dass nun bei dem aufkommenden Wind stärker schwankte. Der Wind pfiff wie eine Orgel sein schauerliches Lied, als hätte er eine Ahnung und wusste, was sich gehörte. In dem rückwärtigen Teil des Gewächshauses stand allerlei Gerümpel herum. Wenkeldon hätte nicht gedacht, dass der Gärtner Horatio derartig unordentlich war. Halbaufgerissene Plastiksäcke mit Blumenerde lagen verschüttet auf dem Boden, Holzabdeckungen mit Schaufeln, Blumentöpfen, Kübeln und großen Pflanzkübeln ergaben ein jammervolles Bild einer Gärtnerei. Wenkeldon wollte sich gerade wieder abwenden, als er stutzig wurde. Hinter der Schubkarre verdeckt sah er eine skurril verdrehte Hand. Er ging näher heran und zog die Schubkarre weg. Da sah er den Gärtner Horatio mit offenen Augen zum Wipfel des Baumes sehend und einer Schusswunde an der linken Wange, in der das Blut schon geronnen war. Wenkeldon wollte keine wichtigen Spuren verwischen und ging vorsichtig rückwärts wieder hinaus, wo er von seinem Handy die Polizei anrief.

    Zwei volle Tage war die örtliche Polizei mit der Spurensicherung in dem Dorf. Einige Beamte sahen aufgrund der Höhe des Dorfes und vermutlich auch durch das immer leichte Schwanken und Schaukeln der Hängebrücken richtig grün im Gesicht aus. Erst am späten Abend des folgenden Tages wurde die Leiche abgeholt, wobei der Bestatter mit seiner starken Höhenangst zu kämpfen hatte und sein Gehilfe ihn kräftig festhalten musste. Die sterbliche Hülle des Horatio auf die Erde zu bugsieren, war schon eine Aktion für sich. Die Ärztin, Frau Doktor Zenker, nahm die ersten Untersuchungen vor und der zuständige Kommissar entschied, die Leiche in die Gerichtsmedizin bringen zu lassen, obwohl die Todesursache augenscheinlich sein musste. Der Bürgermeister, Donkur von Rehlen, stand zusammen mit dem Vorsteher, Rembert Weilenbach, den ermittelnden Beamten mit wichtiger Miene mehr im Weg, als das sie hilfreich waren. Der Vorsteher jammerte nur herum, wer denn nun die Gärtnerei weiterführen könnte. Man solle zur Klärung und Ausschreibung doch eine Sondersitzung des Dorfrates schnellstens einberufen. Erst die Frau des Bürgermeisters, Mathilde von Rehlen, brachte ihn durch einen lauten Ordnungsruf zur Räson, woraufhin Rembert Weilenbach beleidigt den Mund hielt und auch auf Nachfragen des Bürgermeisters ostentativ zum obersten Wipfel schaute. Dieser Vorsteher fiel erfahrungsgemäß nach einem derartigen Anraunzer beleidigt für lange Zeit komplett aus.

    Die Ermittlungen der Polizei gerieten ins Stocken, Recherchen über das Leben des Gärtners Horatio Müllersohn brachten nichts Nennenswertes zutage. Er schien überall unauffällig gelebt zu haben, war zum Ärger der Beamten nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, hatte anscheinend ordentlich gesichtslos in mehreren Städten gelebt, bis er sich dieser spleenigen Dorfgemeinschaft in den Wipfeln angeschlossen hatte, wie es der Kommissar ausdrückte. Die Polizei vernahm in der nächsten Polizeistation mit der eingerichteten Mordkommission ‚Höhe‘ mehrfach alle Bewohner des Höhendorfes und musste nach einigen Wochen den Fall vorerst als ungelösten Fall eines Eifersuchtsdramas auf das Beamteneis legen. Wie die Beamten auf eine Eifersuchtsgeschichte kamen, blieb allen ein ungelöstes Rätsel. Es schien so, als habe der ermittelnde Staatsanwalt in seiner Ehe und in den Ehen seiner Bekannten sowie seinen amtlichen Fällen schlechte Erfahrungen mit Partnern gemacht. Der arme Horatio war immer Einzelgänger gewesen und hatte nach alledem, was man von ihm wusste, nie eine Partnerschaft gehabt. Als der Kommissar nach der Theorie mit der Eifersucht in der Vernehmung gefragt wurde, zuckte er nur mit den Schultern und knurrte etwas von: „Das könnte ja durchaus so gewesen sein. Menschen sagen nicht immer alles von sich und der

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