Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten: Kriminalroman
JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten: Kriminalroman
JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten: Kriminalroman
eBook283 Seiten3 Stunden

JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten: Kriminalroman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

JOHN ETTER - VERSCHOLLEN IN DEN HÖLLGROTTEN

Die Erpressung im Zusammenhang mit einem aussergewöhnlichen, in den Höllgrotten gelagerten Whisky und das gleichzeitig aus der Umgebung jener Sehenswürdigkeit verschwundene junge Paar verändern sein Leben. Schon bald wird klar: die beiden Verbrechen hängen zusammen. Aber die kärgliche Spurenlage lässt ihn fast verzweifeln.
Wo soll er mit den Ermittlungen beginnen? Wer hat ein Interesse am aussergewöhnlichen Whisky? Oder hat das junge Paar etwas mit der Erpressung zu tun? Wo sind sie? Wer ist die aussergewöhnliche Frau, die sein Herz berührt?
Machen Sie sich gemeinsam mit John Etter auf den Weg durch den spannenden Ermittlungsdschungel.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum17. Jan. 2018
ISBN9783745083897
JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten: Kriminalroman

Mehr von John Etter lesen

Ähnlich wie JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten

Ähnliche E-Books

Krimi-Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    JOHN ETTER - Verschollen in den Höllgrotten - John Etter

    John Etter

    Privatdetektiv

    Verschollen in den

    Höllgrotten

    Mein Name ist John Etter.

    Ich will mit jedem Buch einige Ereignisse aus meinem Leben erzählen.

    Jedes Buch soll anders werden - nicht mit dem jeweils  vorhergehenden Werk vergleichbar. Wie die ersten beiden Bände.

    Lassen Sie sich überraschen.

    Viele Personen und Ereignisse in dieser Geschichte sind frei erfunden, andere nicht. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind meist zufällig und häufig nicht beabsichtigt.

    Kapitel 1: Fall gelöst

    John Etter saß ungemütlich in einer Ecke und wartete. Es war dunkel. Nur ein schwacher Lichtschein der Straßenlaterne erhellte das fremde Hotelzimmer im Erdgeschoss. Er saß schon seit über zwei Stunden hier und fragte sich, ob er das Unternehmen nicht langsam abbrechen sollte. Es war eine Falle, aber es schien, als ob der Köder nicht zog. Die Beute wollte sich nicht zeigen, und es wurde immer später. Wieder einen Abend für nichts vorbeiziehen lassen. Doch noch bestand etwas Hoffnung.

    Das Handy vibrierte in seiner Hose und er zog es hervor. Bevor er auf das Display achtete, hörte er nochmals in die Dunkelheit hinaus, ob sich jemand dem Hotelzimmer näherte.

    Nichts.

    Haben zwei vermisste – wie sieht es bei dir aus. Erfolg? Sonst doch besser Aktion abbrechen und zurück ins Büro. Seine Sekretärin führte sich auf wie der Chef der Detektei. Susanne Gehrig war die Perle der Detektei. Scheinbar vierundzwanzig Stunden im Einsatz.

    „Mist", flüsterte er sich selbst zu. Er würde der Aktion noch eine halbe Stunde geben, dann würde er zurück ins Büro fahren. Er hatte sich so auf sein Bett gefreut. Daraus würde wohl nichts werden. In Kürze würde die Veranstaltung unten im Hotel zu Ende gehen und der Mieter des Zimmers würde hochkommen. Dann war es zu spät. Dann wäre die Falle nicht zugeschnappt. Ein lukrativer Auftrag flöten gegangen.

    Sein Rücken tat ihm weh und er verspürte langsam Hunger. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es bald Mitternacht schlagen würde. Gib mir noch eine halbe Stunde, dann Abbruch, drückte er aufs Display, schickte die Nachricht ab und verstaute sein Handy.

    Wahrscheinlich würde es heute nichts mehr. John Etter überlegte, ob er aufstehen sollte, als er ein leises Kratzen am Fenster vernahm. Auf einmal war sein Rücken vergessen und er war hellwach und angespannt.

    Eine Weile tat sich nichts und er strengte seine Ohren an, um jedes Geräusch mitzubekommen. Aber er hörte nichts. War es ein Fehlalarm? Er wollte gerade wieder in sich zusammensinken, als ein leichter Luftzug das Zimmer durchstreifte und die Gardinen sich leicht bewegten.

    Hatte er seinen Gehörsinn verloren? Sein Herzschlag dröhnte ihm so laut in den Ohren, dass er sicher noch von den Bewohnern des Nachbarzimmers vernommen werden würde. Eine kühle Brise zog über seine heiße Stirn: Das Fenster schien ganz hochgeschoben zu werden.

    Dann wurde es dunkler, als sich ein Schatten vor die Straßenlaterne schob. Der Schatten glitt ins Zimmer, schwerelos und absolut geräuschlos.

    Ein dunkler Umriss erschien vor dem dunklen Hintergrund, fast unsichtbar und hielt einen Moment inne. Es sah aus, wie ein Schattenspiel, das er als Kind einmal gesehen hatte.

    John Etter hielt den Atem an, und war sich sicher, dass ihn alleine sein lauter Herzschlag verraten würde.

    Der Schatten sah sich um, orientierte sich und glitt zielsicher auf den Wandsafe zu, der hinter einem Bild angebracht war. Ohne zu zögern, wurde das Bild zurückgeklappt. Die Gestalt holte einen dunklen Beutel hervor und kramte leise einige Gegenstände hervor, mit denen sie sich an dem Safe zu schaffen machte.

    Der Zeitpunkt war gekommen.

    Etter drückte den Alarmknopf, ein kleines Kästchen, das er bei sich trug. Er alarmierte so die Leute draußen im Gang, die Tür flog auf und die Helfer stürmten herein. Gleichzeitig erhellten alle Lampen das Zimmer.

    Die Gestalt fuhr herum und erstarrte, als sie sich den eindringenden muskelbepackten Männern gegenübersah. Sie blickte rasch umher, auf der Suche nach einem Ausweg, den es nicht gab, denn in dem Moment erhob sich Etter aus seinem Versteck und schnitt damit den Rückweg durch das Fenster ab.

    Langsam, unendlich langsam, wie betäubt richtete sich die Gestalt auf und hob die Hände über den Kopf.

    Seine Leute gingen auf die Gestalt zu, nahmen ihr die Gegenstände ab und drehten die Hände auf den Rücken, um sie mit Handschellen zu fesseln.

    Etter ging auf sie zu und gab dem Nächststehenden einen Wink mit dem Kopf. Der griff nach der schwarzen Gestalt und zog ihr mit einem einzigen Griff die schwarze Maske vom Kopf.

    Zum Vorschein kam ein junges Gesicht: gut geschnitten, fast hübsch, Mitte zwanzig, männlich, mit dunklem, lockigem Haar, das bis über die Augen fiel. Augen, von einem intensiven grün.

    Der Einbruchspezialist war ihnen endlich ins Netz gegangen. Was der Polizei in den letzten drei Jahren nicht gelang, gelang ihm und seinem Team innert zwei Wochen.

    Er war schlank, die schwarze Montur betonte jede Wölbung seines Körpers. Seine Füße steckten in schwarzen Füßlingen.

    Ein feines Lächeln überzog John Etters Lippen, als er den Schock in den Augen des jungen Mannes erkannte.

    Er gab seinen Leuten einen Wink und sie entfernten die schwarze Gestalt mit leicht unnötiger Brutalität. Sie würden ihn der Polizei übergeben und sein Büro würde einerseits das Kopfgeld sowie die Entlohnung des privaten Auftraggebers einsacken.

    Er glaubte zwar nicht, dass es einen Eindruck machen würde, aber es würde den jungen Mann schon mal darauf einstimmen, was ihn im Polizeipräsidium erwarten würde; das Polizeipräsidium, welches ein weiteres Mal vorgeführt wurde. Von John Etter – Privatermittlungen. Eine von der Polizei nicht immer gerne gesehene Visitenkarte. John füllte mit jedem gelösten Fall jeweils die Blätter des Landes. Außer von seinen ehemaligen Kollegen, mit denen er während seiner Polizistenzeit eng zusammengearbeitet hatte.

    Seine Sekretärin, Susanne Gehrig, war auf dem PR-Gebiet eine Göttin, was man von der äußeren Erscheinung nicht behaupten konnte. Hundertsechzig Zentimeter groß und die gleiche Zahl in Kilogramm. Aber das Aussehen war John Etter egal – sie war ein Profi auf ihrem Gebiet, und seit er sie engagiert hatte, lief sein Laden. Er hatte ein gutes Dutzend freie Mitarbeiter, die er je nach Fall, den er zu lösen hatte, aufbot. Die meisten waren lediglich im Nebenjob Detektive, aber alle waren immer zuverlässig. Heute war die „Bodybuilderarmada" dran. Er hatte einst ein paar kräftige Leute für einen speziellen Auftrag mit leichten Einschüchterungstendenzen gebraucht und vier Leute aus einem Fitnesscenter dafür angeheuert. Diese vier brauchte er immer mal wieder, wenn Muskelkraft oder Einschüchterung zur Lösung eines Falles beitrugen.

    Die aufgebotene Polizei nahm die Spurensicherung auf und und John Etter verlies zufrieden das Zimmer. Nicht ohne überlegenen Blick in Richtung der Kommissare, denen nun nur noch die Fleißarbeit übrig blieb.

    Der neue Fall mit den Vermissten musste bis morgen warten, denn jetzt war erst mal Feierabend. Um die Vermissten konnte sich die Polizei kümmern. Er tippte die Erfolgsnachricht noch seiner Pseudochefin, die rund um die Uhr informiert sein wollte, und fuhr nach Hause.

    Am nächsten Morgen betrat John Etter das Diebstahlkommissariat der Polizei. Er musste noch den ganzen Schreibkram vor Ort erledigen, denn die Polizei legte Wert auf ausführliche Rapporte. Ihm war es jeweils ein Graus, aber es musste sein und er hatte dabei jeweils Gelegenheit, auf fremdem Gebiet zu spionieren. Der von ihm Überführte wurde gerade ins Vernehmungszimmer gebracht. Der vernehmende Polizist, Bruno Bär, Abteilungsleiter der Kriminalabteilung Diebstahl war ein alter Bekannter und guter Freund und wohl der einzige Polizist, der das Heu auf gleicher Bühne mit ihm hatte. Bär zeigte Etter mit einer Hand an, dass er sich in den Nebenraum des Vernehmungsraums begeben sollte.

    Mit unfreundlichen Mienen der dort stehenden Mitarbeiter Bärs wurde er empfangen. Bruno Bär ging alleine ins Vernehmungszimmer, wusste aber seine Mitarbeiter hinter der Glasscheibe als Zeugen und nun auch John Etter.

    Der junge Mann trug mittlerweile nicht mehr seine schwarze Kleidung, sondern an deren Stelle einen einfachen Gefängnisoverall. Er saß an einem kleinen Tisch, die Hände vor sich auf den Tisch gelegt in Handschellen.

    Er blickte auf, als Bär hereinkam.

    Bär ging auf ihn zu:

    „Guten Tag. Ich bin Bruno Bär. Ich war gestern Abend bei der Festnahme am Schluss dabei."

    Er nahm einen Schlüssel aus der Tasche und löste die Fesseln. Der junge Mann ließ die Hände auf dem Tisch liegen, ohne die Handgelenke zu reiben, wie die meisten es tun würden. Er sah Bär ruhig an, sagte aber nichts. Als sie ihn gestern Abend noch erkennungsdienstlich erfassen wollten, machte er keine Angaben zu seiner Person. So wurden ihm lediglich die Fingerabdrücke abgenommen und er wurde mit neuer Kleidung eingedeckt in die Zelle verbracht.

    Bär fragte:

    „Und wie heißen Sie?"

    „Stephan Meier," war die Antwort.

    Bär schien überrascht. Er hatte gedacht, dass der Gefangene vielleicht auf eisernes Schweigen bauen würde, aber nein, er antwortete korrekt auf seine Fragen.

    „Wo wohnen Sie?"

    „Im Moment im Hotel Ochsen in Zug."

    Bär kannte das Hotel. Ein recht gutes Hotel, zentral gelegen.

    „Seit wann wohnen Sie dort?", fragte er weiter.

    „Seit einer Woche ungefähr."

    „Und wo waren Sie vorher?"

    „Ich bin mit der Bahn gereist."

    „Und von wo sind Sie gekommen?"

    „Das kann ich nicht sagen. Ich war dort nicht gemeldet. Der Kondukteur hat mich schwarzfahren lassen, weil ich ihn bestochen habe, darum gibt es keine Unterlagen. Und ich will ihn nicht in Verlegenheit bringen."

    Nun wurde es schon interessanter. Es hätte Bär wohl auch gewundert, wenn ein Profi sich so einfach fangen lassen würde. „Und davor, was gemacht?"

    „Alles, was einfaches Geld bringt. Ich habe auf dem Bau gearbeitet, als Gärtner, als Poolboy, als Kellner und dann meine besten Fähigkeiten entdeckt."

    „Irgendwelche Belege?"

    „Nein. Immer nur bar bezahlt."

    „Haben Sie wenigstens einen Ausweis?"

    „Nein."

    „Einen Führerschein?"

    „Ich fahre kein Auto."

    Bär griff nach der Hand seines Gegenübers, die locker auf dem Tisch lag. Dieser ließ widerstandslos zu, dass Bär sie herumdrehte und die Handfläche ansah. Sie war mit Schwielen übersät.

    Der Punkt ging an den jungen Mann. Natürlich konnten die Schwielen von harter körperlicher Arbeit stammen. Aber Schwielen würde er auch bei einem professionellen Fassadenkletterer erwarten.

    Er fragte weiter:

    „Sie haben einen leichten Akzent. Sind sie kein Schweizer?"

    „Doch, das heißt, ich glaube schon. Aber ich habe schon überall gelebt. Dort, wo ich Arbeit finde, bleibe ich, bis es mich weiterzieht. Ich war vorher lange im Ausland."

    „Wo?"

    „Das kann ich nicht sagen."

    „Wo und wann sind Sie geboren?"

    „Ich weiß es nicht. Meine Jugend habe ich in Österreich verbracht."

    „Wie alt sind Sie?"

    „25 Jahre, glaube ich."

    Bär wirkte leicht säuerlich. Er ließ den Jungen in seine Zelle zurückbringen und schickte seine Leute los ins Hotel, um weitere Erkundigungen einzuholen. Dort musste er sich ja anmelden.

    Dann begrüßte er John Etter. „Hallo alter Kamerad, hast mal wieder unsere Arbeit gemacht."

    „Ja, wenn ihr sie nicht macht", warf John Etter ihm zu. Sie betraten gemeinsam Bärs Büro und Etter musste den Abend Revue passieren lassen. Mit stoischer Ruhe sprach er alle Angaben ins Mikrofon und ging danach mit Bär in die Kantine. In der Zwischenzeit würde der Rapport getippt und er konnte ihn unterschreiben.

    Später am Nachmittag berichtete Bär ihm telefonisch, dass die Geschichte soweit zu stimmen schien. Er hatte ein Zimmer im Ochsen. Dort waren seine Sachen deponiert: ein Koffer mit zwei verblichenen Jeans, ein paar T-Shirts, zwei Pullovern, einer Jacke, Unterwäsche. Aber keine Papiere. Jedoch ein großes Bündel Geld, was aus einem Bruch stammen könnte. Die Papiere, die noch an der Rezeption lagen, waren offensichtlich nicht seine und wäre er nicht so spät am Abend angekommen, wäre dies auch aufgefallen. Er legte gleich fünf Zweihunderter auf den Tisch und faselte etwas von geklauter Brieftasche und dass er keine Kreditkarte habe und sich bald darum kümmern würde. Außerdem hatten sie in der Stadt herumgefragt. Der junge Mann war vor einer Woche angekommen und hatte sich in der ganzen Stadt herumgetrieben. Danach ließ er seine Leute den jungen Mann verhören und er sah hinter der Glasscheibe zu. Stephan Meier erklärte, dass er in einer Bar von einem Mann angesprochen worden war, der ihm Geld geboten hätte, wenn er in dieses Hotelzimmer einsteigen würde. Und er hatte ihm erklärt, wie er den Safe würde öffnen können.

    Bär habe ihn genau beobachtet. Er sah seine leichte Unsicherheit, gespielt oder echt? Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihn der Junge komplett an der Nase herumführte.

    Später habe er seine Leute mit Aufträgen eingedeckt: „Ich will wissen, wer er ist. Alle Datenbanken durchsuchen, die wir haben: Fingerabdrücke, DNA, Führerscheine, Einwanderungsbehörde! Er muss doch irgendwann einmal aktenkundig geworden sein. Und ich will, dass ihr allen seinen Aussagen nachgeht. Und dann will ich, dass das Hotel des Einbruchs und die angrenzenden Gebäude überprüft werden. Vielleicht hatte er selbst auch ein Zimmer im Hotel oder einer seiner Komplizen. Oder in der Nachbarschaft. Hat ein Auto auf ihn gewartet? Worauf wartet ihr! Ich will Antworten!"

    Dieser Stephan Meier war scheinbar wirklich ein unbeschriebenes Blatt. Es schien, dass er keine Vergangenheit hatte, und nie existierte, bis vor einer Woche, als er ins Hotel Ochsen eingezogen war. Niemand erinnerte sich an einen Fremden, der mit ihm gesehen worden sein könnte.

    Die Erkundigungen über das Hotel und die Personen anlässlich des Einbruchs waren schwieriger. Am Abend hatte es eine große Gala gegeben mit einer großen Anzahl hochkarätiger Gäste. Es war eine Veranstaltung des internationalen Unternehmerverbandes gewesen mit vielen auswärtigen Gästen. Diese waren nur teilweise im Hotel gebucht. Dazu waren noch einige wenige lokale Produzenten, die nur abends an der Gala-Veranstaltung erschienen, anwesend.

    Auch wenn er sich nicht viel davon erhoffte, ließ Bär sie doch alle überprüfen. Und jetzt kam John Etter wieder ins Spiel. Bär und Etter waren einmal Kollegen und auch heute noch ein gutes Team. Geben und nehmen war für beide eine gute Devise. Sie waren auch privat schon seit ewigen Zeiten gute Freunde.

    „Du kennst doch einige der Leute, die auf dem Empfang waren. Kannst du mir ein paar Tipps geben. Du kennst alle, die in unserem Kanton Rang und Namen haben."

    John Etters Stunde schlug. Er konnte wieder mit seinem Wissen über die Menschen auftrumpfen und hatte bei Bär wieder einen Stein im Brett.

    „Wer war denn dabei?"

    Bruno Bär las eine Liste vor und John murmelte immer wieder: „OK, OK, OK - OK." Als die Liste durch war, klärte er Bär über die kantonale Prominenz auf. Viele auf der Liste kannte auch er nicht, handelte es sich doch um einen internationalen Anlass. Aber die Namen, die im Kanton verwurzelt waren, waren ihm alle ein Begriff. Und einige von nationaler Bedeutung kannte er auch.

    Bruno Bär konnte so auf der Liste die Spreu vom Weizen trennen und schickte seine Leute zur Spreu.

    Er besuchte nur die wichtigen lokalen Größen: Herbert Iten und Frau, Gabriel Galliker und Frau sowie Leo Schmid, der mit seiner Tochter an der Veranstaltung teilgenommen hatte.

    Gabriel Galliker war Geschäftsführer der Etter-Distillerie und mit der Tochter des Inhabers verheiratet. Nach dem Besuch bei Galliker, der ergebnislos endete, da diesem weder vor, während, noch nach dem Anlass etwas aufgefallen war, fuhr er weiter zu Herbert Iten, der ein Reiseunternehmen leitet. Der war Ende fünfzig, mit einer wesentlich jüngeren Frau verheiratet und auch ihnen war nichts Verdächtiges aufgefallen. Danach machte er sich auf den Weg zu Leo Schmid. Bär hatte John Etter versprochen, ihn bei diesem letzten Besuch mitzunehmen, da er so wieder zu neuen Kunden kommen könnte. Eine Hand wäscht die Andere, so funktionierte ihre Freundschaft. Und die Familie Schmid war ein ganz großes Kaliber, die bestimmt mal seine Dienste in Anspruch nehmen konnte.

    John Etter hatte über den Industriellen gelesen: Er besaß einen Familienbetrieb, der Spielzeuge herstellt und ihn erfolgreich in das einundzwanzigste Jahrhundert geführt hatte, indem er Tradition und Moderne kombiniert hatte. Etter setzte sich in Bärs Wagen und sie fuhren zu dem Stammsitz des Familienunternehmens. Von der modelmäßigen Rezeptionistin ließen sie sich bei der Geschäftsführung anmelden.

    Man schickte sie mit einem Aufzug in den obersten Stock. Dort erwartete sie eine riesige Empfangshalle, ausgelegt mit dicken Teppichen, in denen ihre Schritte geräuschlos versickerten. Die Umgebung war wesentlich luxuriöser, als die der beiden anderen Unternehmer, wie Bär anerkennend feststellen musste.

    Eine junge Frau hinter einem Büro lächelte sie an:

    „Was kann ich für Sie tun?"

    „Bruno Bär, Kantonspolizei! Und John Etter. Wir hätten gerne Herrn Leo Schmid gesprochen." Es war nicht das erste Mal, dass er sich so vorstellte. Bär hatte sich daran gewohnt, im Vorstellungsprozess keinen Fehler zu machen. Die meisten überhörten die Feinheit und dachten sich, dass Etter ebenfalls zur Polizei gehörte. Und da Bär ihm schon einige Gefallen schuldig war, schien dieser Besuch eine gute Gelegenheit, die Waage etwas mehr auszugleichen.

    Die Frau lächelte weiter:

    „Es tut mir leid, aber Herr Schmid ist nicht im Haus. Vielleicht möchten Sie mit Alina Schmid sprechen, der Juniorchefin?"

    John Etter erinnerte sich. Das musste die Tochter sein, die auch auf dem Empfang gewesen war.

    „Ja, wenn das möglich wäre."

    Die Frau drückte eine Taste: „Frau Schmid, verzeihen Sie die Störung. Hier sind zwei Herren von der Kantonspolizei, die Herrn Schmid sprechen wollen. Könnten Sie sie empfangen?"

    Sie horchte auf die Antwort und sagte dann:

    „Gehen Sie bitte durch die Tür da vorne. Frau Schmid erwartet Sie."

    Beide sanken knöcheltief in den Teppich ein, während sie auf die Tür zugingen. Bär klopfte und sie traten ein.

    Das Büro dahinter war ähnlich ausgestattet und hinter dem Schreibtisch saß eine junge blonde Frau mit langen Haaren, die in einem strengen Knoten am Hinterkopf zusammengehalten wurden.

    Die Frau erhob sich und kam auf sie zu. Sie war groß, mittelschlank und steckte in einem engen Businesskostüm, das ihre Formen aufs vorteilhafteste betonte, ohne aber aufdringlich zu wirken.

    Sie hielt ihnen eine Hand entgegen und lächelte sie an:

    „Guten Tag. Ich bin Alina Schmid.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1