JOHN ETTER - Korrupt: Kriminalroman auf Tatsachen und Möglichkeiten basierend
Von John Etter
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Über dieses E-Book
Nach wahren und möglichen Gegebenheiten!
In einer Schweizer Gemeinde werden Aufträge in Millionenhöhe einander zugeschanzt, ohne dass dies nach außen dringt. Warum sollte es auch, man profitiert und schützt sich gegenseitig.
Ursprünglich war es nur ein Überwachungsauftrag für eine betrogene Ehefrau. Ein Alltagsjob für Jorge, einen Angestellten der Detektei von John Etter. Einen Tag nach der Überwachung des Paars spitzt sich die Lage in Zimmer 325 zu. Zufällig wird in Zimmer 325 mehrfach betrogen und John Etter nimmt die Spur auf. Die Zeit drängt plötzlich. Das Ableben eines Verräters dieser "ehrenwerten Bruderschaft" wird vorbereitet.
Korruption und Erpressung von Behördenmitgliedern fordern die John Etter, da nie sicher ist, inwieweit auch zuständigen Behörden in diesen Sumpf involviert sind.
In der Schweiz läuft vieles wie geschmiert.
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Buchvorschau
JOHN ETTER - Korrupt - John Etter
John Etter - Korrupt
Titel Seite
Standardjob
Vor drei Tagen
Das Übliche
Druck
Ferienzeit für John
Warten auf …
Frühschicht
Ausweglos?
Indiskretionen
Familienidylle
Susannes Neugier
Zwischenfall
Samstagmorgenfrühstück
Schreibtischarbeit und Vorortermittlung
Beim Anwalt
Liebesspiele
Ungebetener Besuch
Unmissverständlich
Nächtlicher Ausflug
Mehr als eine Drohung
Abgangsandrohung
Jorges Homeoffice
Anwaltspflichten
Außer Landes
Unauffindbar
Zu spät
Eindringling
Auszeit
Erweiterter Kreis
Dicke Post
Unerwartete Wendung
Neuer Auftrag, selbe Klientin
Grillparty
Epilog
Weitere Romane:
Titel Seite
John Etter
Privatdetektiv
KORRUPT
Text: © Silvio Zimmermann
Umschlaggestaltung: © Silvio Zimmermann, www.silvioz.ch
Standardjob
Susanne sandte Jorge die letzten WhatsApp-Chats der zu überwachenden Person.
„Hallo Jorge, um 12:27 schrieb sie ihm, dass sie ihn unten in der Lobby abholen kommt und er sich melden solle, wenn er da sei. Er antwortete etwas später, dass er um etwa 13:30 vor Ort sei."
Jorge hatte bereits gesehen, dass die etwas korpulente Frau mit grauem Haaransatz das Hotel betreten hat. Sie schien etwas nervös und war viel zu früh. Die wallenden Kleider versteckten die üppig vorhandenen Rundungen. Auf den ersten Blick erschien sie ihm sympathisch. Er wusste aber auch, dass sie niederträchtig genug war, um eine nichts ahnende Ehefrau mit ihrer neuesten Errungenschaft in diesem Hotel zu betrügen. Nichtsahnend war dies natürlich nur aus Sicht des Ehebrechers, sonst hätte sich Jorge nicht in Position bringen können.
Die Standardüberwachungsarbeit hatte nun begonnen. Viel warten, wenig Aktion.
Kurz vor halb zwei Uhr sah er den Wagen des vermuteten Ehebrechers vorfahren. Sein etwas gedrungener Körper wurde von einem braun gebrannten Gesicht mit dunklem Haar und Schnauzer aufgewertet. Auch dieser Mann sah auf den ersten Blick aus, wie tausend andere - tausend andere Ehebrecher. Und wie tausend andere Versicherungsberater, die sich ab und zu von Kundinnen zu ergänzenden Tätigkeiten hinreißen liessen.
„Sie sind drin, diktierte Jorge in sein Handy, „dreizehn Uhr fünfunddreißig
.
Er setzte sich nun etwas gemütlicher in seinem Wagen hin, denn er parkierte in einer Seitenstraße mit Blick auf den Hoteleingang. Leider hatte er noch keinen Bildkontakt mit den zu überwachenden Personen, doch er konnte jedes Wort im Zimmer deutlich verstehen. Wobei Wort, beim Gedanken daran, Jorge etwas übertrieben schien, denn es waren vor allem Begrüßungs-Liebesgeräusche zu hören. Die beiden hatten sich schnell aus der Lobby ins Zimmer begeben.
Jorge verdrehte die Augen.
„Immer dasselbe Spiel. Mann betrügt Frau, Frau bemerkt es und wir dürfen dann Beweise sammeln …, dachte er und machte sich auf einen langen Tag gefasst. Er hatte seinen Dienst eben erst begonnen und das Zimmer war für einen Tag gebucht. „… zwar ein langweiliger aber immerhin gut bezahlter Job
, beendete Jorge seinen Gedanken.
Für einen Spanner wäre das ein Traumjob gewesen, aber zu dieser Spezies gehörte Jorge nicht. Er sah sich diese Situationen nicht gerne an und ließ jeweils einfach die Aufnahmen laufen. Häufig waren es ältere, hässliche Herren, die jüngere, hübsche Mädchen vernaschten oder auch ältere Frauen, die sich einen Gigolo gegen Entgelt leisteten. Dann waren wenigstens die eine oder andere Partei nicht schlecht gebaut. Und dann gab es Szenen wie heute.
„Wie ich dir schon geschrieben habe, kann ich heute leider nicht so lange mit dir zusammen sein, wie ich wirklich will, geliebte Petra", ertönte es jetzt aus seinem Smartphone und Jorge zog die Augenbrauen in die Höhe.
„Super Ton", konstatierte Jorge und schaute auf sein Smartphone.
„Aber wo ist das Bild? Ich brauche doch Bilder! Kommt schon, macht mir den Gefallen, zündet ein Licht an, macht Musik oder irgendetwas, was die Kamera aktiviert."
Dieser Gedanke schien wie ein Befehl beim Fremdgängerpaar anzukommen, denn er hörte nun leise Musik aus dem Lautsprecher und die Kamera, die an einem verborgenen Ort im Zimmer installiert war, begann Bilder zu senden.
„Gut gemacht, Palmina. Wirklich gut gemacht. Ein Spanner hätte keinen besseren Winkel finden können. Zwei Drittel des Zimmers waren zu sehen und die beiden Personen konnten sich der Kamera kaum entziehen. Palmina war jeden Franken wert und Jorge ertappte sich dabei, dass er schon fast von Palmina träumte.
„Eine wirklich hübsche Frau", dachte er, schob diesen Gedanken an Palmina aber für einige Zeit beiseite. Nun sah er das Paar eng umschlungen vor dem Bett stehen.
Er drückte den Rekord-Button und war sich sicher, dass in der Zentrale Susanne nun ebenfalls alles mitansehen konnte und es auch tun würde.
Er behielt recht.
An Susannes PC blinkte es unten rechts rot und sie klickte sofort auf diesen leuchtenden Punkt. Nun sah sie die hochauflösenden Bilder aus Zimmer 325 und drückte ihrerseits den Aufnahme-Button, um für die Klientin später Beweise liefern zu können. Auf einem bereits vorbereiteten Protokoll, welches später von Jorge weiter ausgefüllt würde, notierte sie: Petra und Edi sind im Zimmer. Dann fügte sie noch einige Details zum Hotel und die Zimmernummer 325 dazu.
Dem Treiben der beiden schaute sie jedoch nur kurz zu. Sie wusste, dass Jorge einen guten Job geliefert hatte und weiterhin liefern würde. Für Susanne war dieser stark behaarte Mann auf den Bildern absolut keine Augenweide und keinen weiteren Gedanken wert. Die Frau schaute sie etwas länger an.
Sie freute sich auf einen angenehmen Abend mit ihrer Partnerin und dachte an ihr kürzliches Outing. Sie war froh, dass sie die Tatsache, dass sie dem weiblichen Geschlecht zugetan war, offenbart hatte.
Die Reaktionen waren durchwegs positiv und ihr schien es, als hätten es einige schon gewusst.
Aber sie wusste auch, dass sie in einer Detektei arbeitete und einige der Mitarbeiter, John Etter allen voraus, immer etwas mehr wussten, als sie sagten.
Vor drei Tagen
Susanne hatte für Jorge alle Chatprotokolle ausgedruckt und den von der Mandantin erhaltenen Auftrag ihm übergeben. Es handelte sich um einen der vielen üblichen Aufträge, mit denen sie ihren Chef, John Etter, nie direkt in Verbindung brachte. Er pickte sich immer die Rosinen aus den pendenten Fällen heraus - und Ehebruch gehörte definitiv nicht zu der Art Fälle, die ihn herausforderten.
Die Auftraggeberin, Ulla Schneller, schien hin und her gerissen zwischen verzweifelt und überlegt. Susanne war diese Begegnungen gewohnt, tröstete die Frau und machte ihr gleichzeitig Mut, ihren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.
Nach etwa einer Stunde Vorgespräch, in dem Susanne alle möglichen Informationen zu Protokoll nahm, war es dann soweit: Die Frau unterschrieb den Auftrag, ihren Mann mit möglichst einfachen Mitteln zu überwachen, da ihr eine vollständige Überwachung zu teuer erschien. Eine finanzielle Obergrenze wurde vereinbart und ein dazu passender, ausführlicher Bericht versprochen, der über sämtliche Tatsachen Auskunft gab, wenn etwas vorgefallen war.
Susanne gab der neuen Mandantin die Zugangsdaten zu einem Server, auf dem die Berichte jeweils am Folgetag mit den Updates gelistet wurden.
Dann machte sich Susanne an die Arbeit. Der Mann schien sich gewohnt zu sein, seine Daten vor fremden Blicken zu schützen. Die ersten Versuche, das Handy des Fremdgängers mit einfachsten Mitteln zu knacken, scheiterten und, als auch andere Mitteilungsoptionen ihr verschlossen blieben, änderte Susanne ihren Suchansatz. Das erwies sich als der viel einfachere Weg.
Natürlich wäre es für Susanne möglich gewesen, in die verschiedenen Systeme zu gelangen, doch wäre der Aufwand für eine einfache Fremdgängerüberwachung zu groß gewesen. Es reichte ja, eine Seite der Verbindung zu knacken. Und das war für Susanne ein Leichtes, nutzte die Betrügerin doch für alle Systeme das gleiche Passwort. Susanne brauchte nur eine Stunde Rechenzeit, um das Passwort zu einem E-Mail-Account zu knacken. Sie war überrascht, dass alle Systeme mit diesem einen Passwort geschützt waren.
Nun saß Jorge vor ihr und sah sich die Unterlagen an.
„Also, begann Susanne
, „das läuft schon eine Zeit. Er amtet als Versicherungsberater der Firma, für die sie arbeitet. So sind sie sich begegnet. Diese Petra scheint in einer zu Ende gehenden Beziehung zu leben und hat sich irgendwann in diesen Mann verliebt. Lies doch mal kurz die Protokolle quer. Auf Seite 25 der Chatübersicht kommt’s dann: Sie hat vor über einer Woche für Donnerstag, den 23. Mai ein Hotelzimmer im Hotel Seeyou gebucht. Die Zimmernummer 325 wurde schriftlich bestätigt. Mit diesem Versicherungsheini ist sie nach einigen Treffen und vielen Seiten Chats übereingekommen, dass sie sich dort am Mittag begegnen. Ich werde dich immer direkt informieren, was in der Zwischenzeit weiter zwischen den beiden läuft. Hier hast du den Link zu der Seite, in der ich die Chatverläufe zwischenspeichere. Ich liebe dich kommt schon jetzt recht häufig auf beiden Seiten des Chats vor."
Sie reichte Jorge einen Stick.
„Susanne, ich muss John wirklich recht geben, du bist die allerbeste aller Perlen, die in seinem Team sind. Wobei, ich bin natürlich auch nicht schlecht", ergänzte er mit einem schelmischen Lächeln.
„Stimmt. Also, in diesem Hotel warst du letztes Jahr auch schon tätig. Hast du deine Beziehung zum Personal noch oder müssen wir versuchen, dieses Zimmer einen oder zwei Tage vorher zu mieten?"
„Ich melde mich in einer Stunde bei dir. Wir werden wohl ohne diese Kosten auskommen, so bleibt mehr Budget für die reine Überwachung. Wir wollen ja unsere Kundinnen befriedigen."
Susanne sah kurz über den Brillenrand und schmunzelte. „Jaja, du und deine Doppeldeutigkeiten".
Jorge stand auf und ging in sein Büro, um sich auf den Fall vorzubereiten.
Zwei Stunden später stand er wieder vor Susanne.
„Alles wie schon mal gehabt. Ich treffe mich noch heute mit einem Zimmermädchen, das den dritten Stock unter sich hat. Mal wieder Glück gehabt. Kostet nur einen Drittel des Zimmerpreises, wenn sie die Wanze und die Kamera anbringt."
„Du bist gut, Jorge. Noch was, ich bin mir bei der Betrügerin nicht sicher, was sie wirklich will und ob sie vielleicht in diesem Zimmer ihren Rückzug durchgeben will."
„Wieso, was ist passiert?"
„Sie hat sich gleichzeitig mit diesem Techtelmechtel auf einer Partnervermittlungsseite eingeloggt und sucht aktiv nach Männern. Aber viel läuft noch nicht. Habe nur kurz nachgesehen, als sie die Bestätigung und die ersten E-Mails erhielt. Merkwürdige Geschichte, wenn man den Chatverlauf und die „große Liebe so mitliest und dann das erfährt. Ich kann mir im Moment keinen Reim darauf machen. Es kommt mir irgendwie verzweifelt rüber.
„Ja, das überrascht mich jetzt auch, nachdem ich die Chats überflogen habe. Na ja, ich mache dann mal meinen Job. Am 23. Mai werde ich das Equipment frühmorgens übergeben und mich dann auf die Lauer legen. Ich bräuchte noch etwas Bargeld, die Zimmerdame will bar entschädigt werden."
Er vermied es, den Namen zu nennen.
Susanne drehte sich auf ihrem Stuhl elegant um, öffnete den kleinen Tresor hinter ihr und drückte Jorge vier Hunderternoten in die Hand.
„Das sollte für einige Tage Spesen reichen. Bitte hier quittieren."
Das Übliche
Kurz nach siebzehn Uhr war die Aktion schon vorbei. Nachdem sie sich ihre Liebe noch und noch geschworen hatten, verabschiedete sich der Mann von seiner Geliebten. Nach einer richtig hemmungslosen Beziehung sah es für Jorge nicht aus. Aber vielleicht brachte er ihn auch einfach nicht besser hoch und war froh, sich mit den Entschuldigungen zurückziehen zu können, die er bereits im Voraus per WhatsApp abgegeben hatte. Er könne nicht länger bleiben, hatte er geschrieben.
„Komischer Kerl, liebt eine Frau und findet trotzdem keine Zeit für sie", dachte Jorge und schüttelte den Kopf.
„Wenn schon, dann doch richtig, mit allem Drum und dran und nicht diese schnelle Möchtegern-Nummer mit viel Blabla und etwas Schmus."
Jorge, der mehr als eine Teeniezusammenkunft als Beweis für die betrogene Ehefrau erwartet hatte, drückte den Stopp-Button und fuhr zurück ins Büro.
„Was, schon da?", meldete sich Susanne aus dem Hinterzimmer.
„Ich habe bemerkt, dass kein Ton mehr aus dem Zimmer kam, habe kurz die Bilder angesehen und das leere Zimmer erspäht. Ich war der Ansicht, die sind essen gegangen, bevor es zur nächsten Nummer und so richtig zur Sache geht".
„Nein, da muss ich dich enttäuschen, früher gehen, hieß in diesem Fall wirklich früher gehen und nicht mehr und auch ohne Nummer, wie du es nennst. Ich mache meinen kurzen Bericht, füge ein paar eindeutige Fotos einer „Verbindung bei und einige Mitschnitte der Gespräche. Aber, no Sex. Danach hänge ich mich in die wohl noch folgenden Chats rein. Das mache ich von zu Hause aus. Vielleicht gibt es bald wieder ein Tête-à-Tête mit noch mehr Munition für die betrogene Frau.
„Ja, mach das, ich gehe jetzt auch nach Hause zu meinen Tête-à-Tête."
„Ja, lass sie grüßen. Du hast wirklich eine tolle Partnerin."
„Danke, werde ich ihr sagen. Ich bin froh, dass ich seit unserem letzten Geschäftsanlass nichts mehr verheimlichen muss."
Susanne fuhr den Computer herunter, stand auf, packte Jacke und Tasche und verließ froh gelaunt das Büro.
Jorge setzte sich auf seinen Platz und begann mit dem Rapport.
Er achtete darauf, dass nicht allzu freizügige Fotos den Weg in den Bericht fanden und beließ es bei Beschreibungen des Beobachteten. Er wusste ja, dass eine betrogene Frau diese Berichte lesen würde und er wollte sie nicht noch mehr verletzen, als sie es schon war.
Bevor Jorge das Büro verlassen wollte, checkte er das aktuelle Chatprotokoll und kopierte einige Zeilen daraus in den Rapport. So konnte er ein paar Fotos löschen.
Es ging im Chat weder um die gegenseitige Liebe, dass Petra sich nach dem Treffen nicht geduscht habe und ihm so immer noch ganz nahe sei.
Dies schien Jorge die bessere Lösung, als die betrogene Frau