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Drei Erzählungen
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eBook83 Seiten1 Stunde

Drei Erzählungen

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Über dieses E-Book

Fräulein Annabella Kleist - eine Erzählung über die Alzheimer Erkrankung aus Sicht der Lehrerin Annabella Kleist, eine Geschichte gegen das Vergessen
Der schwarze Schimmel - ein Vierzehnjähriger erzählt seine Sicht der Geschichte der sechsjährigen Hannah, die vor der SS versteckt wird.
Der Tote in der Rue Dauphin - eine Hommage an Edgar Allan Poe
Drei längere Kurzgeschichten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Okt. 2015
ISBN9783737566544
Drei Erzählungen

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    Buchvorschau

    Drei Erzählungen - Brigitte Krächan

    Fräulein Annabella Kleist

    Der schwarze Schimmel

    Der Tote in der Rue Dauphin

    Copyright© 2015 Brigitte Krächan

    Illustrationen:

    Eva Maria Vogtel ( Cover, Bild zu Der Tote in der Rue Dauphin

    Katharina Krächan (Bild zu Fräulein Annabella Kleist)

    Brigitte Krächan (Bild zu „Der schwarze Schimmel")

    Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN: 978-3-7375-6654-4

    Brigitte Krächan

    Drei Erzählungen

    Inhalt

    Fräulein Annabella Kleist

    Der schwarze Schimmel

    Der Tote in der Rue Dauphin

    Fräulein Annabella Kleist

    Prolog

    „Die Teichstraße suchen Sie, junge Frau! Aber natürlich weiß ich, wo die Teichstraße ist. Schließlich lebe ich hier schon ein ganzes Leben lang. Aber was wollen Sie denn in der Teichstraße?

    Zur Frau Annabella Kleist wollen Sie? Unser Fräulein Kleist! Ja, das wohnt in der Teichstraße. Hat das Häuschen ihrer Eltern geerbt, Apotheker waren das, ganz vornehme Leute. Gehen Sie einfach die Straße hinunter, die erste Straße rechts ist die Teichstraße, dann gehen Sie am Feuerwehrteich vorbei und das erste Haus dahinter, das mit dem schönen Vorgarten, das ist das Haus von Fräulein Kleist. Sie hält den Vorgarten immer noch selbst in Ordnung. Ist noch putzmunter für ihr Alter. Naja, hat ja auch nie wirklich arbeiten müssen, das Fräulein Lehrerin.

    Ach das wissen Sie, dass Fräulein Kleist Lehrerin war? Weshalb wollen Sie sie eigentlich besuchen? Sind Sie Verwandtschaft? Ich dachte immer, Fräulein Kleist hätte keine Verwandten.

    Soso, eine Journalistin. Und interviewen wollen Sie das Fräulein? Na, da wird sie sich aber freuen. Sie erzählt so gerne von früher … und wenn es dann auch noch einer aufschreibt und es in der Zeitung steht … am Ende werden wir noch berühmt. Ich bin die Frau Bauer, Frau Emma Bauer, eine alte Klassenkameradin von Annabella. So was, eine  richtige Journalistin! Wir haben übrigens eine sehr schöne Dorfkirche. Ich kenne die Küsterin, sie kann uns aufschließen, falls Sie einen Blick hinein werfen wollen.

    Doch lieber zu Fräulein Kleist. Wissen Sie, Frau Journalistin, den Weg können Sie sich eigentlich sparen. Setzen Sie sich einfach zu mir auf die Bank und plaudern Sie noch fünf Minuten mit mir. Fräulein Kleist kommt jeden Nachmittag pünktlich um vier Uhr hier vorbei. Das ist eine ganz feste Gewohnheit von ihr. Sie geht zum Bäcker und kauft ein Butterhörnchen für sich und einen halben Einback vom Vortag für Rollo, den Fünften. Dann sitzt sie eine Zeitlang hier auf der Bank, mal in Gesellschaft oder auch alleine und geht danach wieder heim.

    Wer Rollo ist? Na, der Hund von Fräulein Kleist! Schon der fünfte Dackel. Sie verstehen? Deshalb Rollo, der Fünfte. Ist nach einem Hund in einem berühmten Buch benannt. Aber da müssen Sie Fräulein Kleist selbst fragen, ich kenne mich nicht so aus mit diesen gelehrten Büchern. Obwohl sie ja eigentlich ziemlich streng ist, auch mit sich selbst, ist der Rollo eine ganz verwöhnte Töle. Naja, das Vieh ist so etwas wie ihre einzige Familie. ‚Ich brauche keine eigenen Kinder und keine eigene Familie‘, hat sie immer gesagt, ‘meine Schüler sind meine Familie. ‘ Aber wenn man dann älter wird und in Rente ist, sieht das Ganze wieder anders aus. Ich glaube schon, dass sie ein bisschen einsam ist. Den literarischen Verein, den sie nach ihrer Pensionierung gegründet hat, gibt es auch nicht mehr. Ist keiner gekommen. War vielleicht doch zu anspruchsvoll für die einfachen Leute vom Dorf.

    Ich? Nein, ich bin nicht einsam. Drei Kinder, fünf Enkel und immerhin schon zwei Urenkel! Da fühlt man sich nicht einsam. Naja, ein bisschen ruhiger ist es schon geworden, seit die Kinder in die Stadt gezogen sind und der Kalle nicht mehr ist. Aber das passiert im Alter. Deshalb freue ich mich ja auch auf den kleinen Plausch mit Fräulein Kleist am Nachmittag, obwohl das Fräulein Lehrerin immer noch ein bisschen schulmeisterlich daherredet...

    Was? Es ist schon vier Uhr und noch kein Fräulein Kleist in Sicht? Stimmt doch gar nicht! Schauen Sie die Straße runter! Da kommen die beiden angewackelt! Ein lustiges Gespann. Das dünne Fräulein Kleist und ihr molliger Dackel. Und schick gemacht hat sie sich wieder, im mausgrauen Kostüm und mit Hut. Kommen Sie, Frau Journalistin, jetzt stelle ich Ihnen das Fräulein Kleist vor und danach können Sie uns interviewen."

    1.

    Sie lag im Bett und wartete. Wartete darauf, dass die Digitalanzeige des Radioweckers auf acht Uhr sprang und der Tag so begann, wie er schon seit Wochen jeden Morgen begann: Mit der Zeitansage des Radiosprechers.

     „Guten Morgen, es ist acht Uhr, Montag, der neunte April. Bitte vergessen Sie Ihren Regenschirm nicht, wenn Sie heute unterwegs sind. Der April macht heute wieder seinem Namen alle Ehre, es wird wechselhaft und regnerisch bleiben. Es folgen die Kurznachrichten…"

    Annabella hatte den Radiowecker ausgeschaltet. Erstaunlich leichtfüßig für ihr Alter stand sie auf, schlüpfte in ihre Hausschuhe und ging den kurzen Weg zum Bad nebenan. Zahnbürste, Zahncreme, Duschgel, Haarbürste und Körperspray standen sorgfältig aufgereiht auf der Ablage neben dem großen Wandspiegel. Annabella achtete darauf, dass alles immer in der gleichen Reihenfolge stand, und sie benutzte diese Gegenstände auch immer in der gleichen Reihenfolge. So war sie sicher, dass sie keine der morgendlichen Routinehandlungen vergaß.

    „Guten Morgen! Es ist acht Uhr. Heute ist Montag, der neunte April, und ich bin Fräulein Annabella Kleist. Ich wohne in der Teichstraße Nr. 2 in Dorfbach", begrüßte Annabella ihr Spiegelbild. Sie trat ein paar Schritte zurück, musterte sich im Spiegel und war zufrieden mit dem, was sie sah: Eine

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