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Das Dossier
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eBook424 Seiten5 Stunden

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Über dieses E-Book

Bei dem vorliegenden Roman handelt es sich um eine Neuauflage des inzwischen vergriffenen Romans "Grenzenlos". Hierfür wurde das Manuskript vom Autor vollständig überarbeitet und unter dem neuen Titel "Das Dossier" als E-Book veröffentlicht.

Die mysteriösen Umstände des Selbstmords Paul Pulassens, erfolgreicher Kölner Journalist, wecken Zweifel in Verena Mittermayer. Entgegen der öffentlichen Meinung ist die Journalistin davon überzeugt, dass ihr Lebensgefährte Paul nicht im Sumpf von Korruption und organisiertem Verbrechen untergegangen ist. Wurde Paul ermordet oder wollte er seinem Gewissen durch den Freitod entgehen?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum13. Aug. 2021
ISBN9783753195391
Das Dossier

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    Buchvorschau

    Das Dossier - Wolfgang Voosen

    1.

    Kommentar zum Tod von Paul Pulassen

    von Udo Schröder

    Lähmendes Entsetzen herrscht seit Dienstag letzter Woche nicht nur in der Redaktion des 'Puls', sondern in allen Zeitungsredaktionen unseres Landes. Mit dem Tod von Paul Pulassen ist einer der anerkanntesten Journalisten der Gegenwart verstorben. In den frühen Morgenstunden hatte man ihn tot an seinem Schreibtisch sitzend vorgefunden.

    Nach ersten Angaben der Staatsanwaltschaft müsse davon ausgegangen werden, dass er sich an seinem Arbeitsplatz erschossen habe. Zumindest deuteten alle Indizien darauf hin.

    Über das Motiv herrscht weiterhin Unklarheit. Dass die zuständigen Stellen seit Tagen schweigen, ist völlig unverständlich. Statt eine Pressekonferenz abzuhalten, wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Der ideale Nährboden für Gerüchte. Bester Beweis hierfür sind die in reißerischen Überschriften täglich in der Regenbogenpresse gegen unseren toten Kollegen erhobenen Korruptionsvorwürfe.

    Weshalb wurde - wie unsere Redaktion aus zuverlässiger Quelle erfahren hat - zunächst das LKA und dann später auch noch das BKA hinzugezogen? Ist der Grund darin zu sehen, dass Paul Pulassen bei seinen letzten die internationale Geldwäsche betreffenden Recherchen einer hauptsächlich im osteuropäischen Raum operierenden, kriminellen Organisation auf die Spur gekommen sein soll?

    Fragen über Fragen und lediglich vage Antworten, die stark an Kaffeesatzleserei erinnern. Die Staatsanwaltschaft bewegt sich im Konjunktivischen und macht keinerlei Anstalten, ihre bisherige Haltung zu ändern.

    Wissen es die Behörden nicht besser oder sind sie zum Schweigen verdonnert worden? Hat etwa gar die Politik ihre Hände im Spiel? Befürchtet man - wie heißt es so gern und oft zitiert - politische Verwicklungen auf höchster internationaler Ebene, wenn zu Tage tritt, was bisher geheim gehalten werden konnte?

    Uns alle bewegt die Frage: Wer und was hat unseren von uns allen so sehr geschätzten Kollegen zu dieser Verzweiflungstat getrieben?

    Wir werden nicht das berühmte Gras über die Sache wachsen lassen. Wir wollen die mysteriösen Umstände dieses Suizids lückenlos aufklären.

    Das sind wir uns schuldig. Aber nicht nur uns. Vor allem unserem Kollegen Paul Pulassen, der sich, wären wir betroffen, unserer Sache in gleicher Weise angenommen hätte. Mit all seiner Entschlossenheit und seinem journalistischen Spürsinn.

    Mit zittrigen Händen legte Verena die aufgeschlagene Tageszeitung auf den Tisch. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Wie so oft in den letzten sechs Tagen. Ihr strahlen­des Lachen, das Paul so sehr an ihr geliebt hatte, war tiefer Trauer gewichen, die sich in ihrem Gesicht eingekerbt hatte.

    „Lippenbekenntnisse", sagte sie tief enttäuscht beim Lesen der letzten Zeilen leise vor sich hin. Diese scheinbare Distanzierung von der 'yellow press' ist fast schon zynisch, dachte sie. In Wirklichkeit soll durch den Hinweis auf die Schlagzeilen der letzten Woche die Gerüchteküche über Pauls angebliche Käuflichkeit nur weiter brodeln.

    Statt Trost in dem Kommentar der 'Kölner Rundschau' zu finden, wie sie ihn sich von ihrem Kollegen Udo Schröder erhofft hatte, wurden die Stunden des vergangenen Dienstags wieder an die Oberfläche ihrer Erinnerung gespült. Alles war zum Greifen nah. Alles war, als hätte es sich gerade gestern erst ereignet.

    Am letzten Montag hatte sie ihre Kollegen informiert, dass sie am nächsten Tag erst gegen Mittag in die Redaktion käme. Als es am folgenden Tag gegen halb neun klingelte, glaubte sie, Paul sei schon sehr früh am Morgen aufgebrochen, um sie zu überraschen. Am Vorabend hatte er sich gegen acht aus dem 'Hessischen Hof' gemel­det und gesagt, dass er in Frankfurt übernachten müsse, da die anstehende Bespre­chung bis gegen Mitternacht dauern könne.

    Sie drückte auf den Öffner, während sie sich mit der anderen Hand - nach flüchtigem Blick in den Spiegel - durch das Haar fuhr. Freudestrahlend stand sie im Türrahmen. Doch sofort kamen ihr Zweifel, dass es nur Paul sein könne, denn es war der Schall fremder Schritte, der von unten herauf drang. Dann sah sie einen Mann, den sie nicht kannte. Als er die letzten Stufen nahm und sie seine Gesichtszüge in dem nur schwach erleuchteten Treppenhaus erkennen konnte, beschlich sie sofort ein ungutes Gefühl. Ihre Hände und ihr Rücken versteiften sich.

    „Sind Sie Verena Mittermayer?, fragte der Fremde und stellte sich, nachdem Verena kaum wahrnehmbar mit dem Kopf genickt hatte, vor. „Mein Name ist Hans-Jürgen Zim­merer, ich bin von der Polizei. Darf ich hereinkommen?, fuhr er mit ernster Stimme fort und zeigte seinen Dienstausweis.

    „Ja, sagte Verena kaum hörbar und deutete mit einer Handbewegung an, er möge ein­treten. Dann aber war es mit ihrer Beherrschung vorbei. „Was ist passiert? Ist Paul et­was zugestoßen?

    „Frau Mittermayer, bitte setzen Sie sich, ich habe eine traurige Mitteilung."

    Sie ignorierte seine Aufforderung und blieb stehen. „Was ist mit Paul?, stieß sie hervor. „Hatte er einen Unfall?

    „Es tut mir leid. Er machte eine kleine Pause. „Ihr Lebensgefährte ist tot. Wir haben ihn heute Morgen an seinem Schreibtisch sitzend in der Redaktion vorgefunden. Allem An­schein nach hat er sich mit einer Pistole erschossen. Zumindest deuten die ersten An­zeichen darauf hin.

    „Tot? Er soll sich erschossen haben? Niemals!, rief sie und ihr Körper verkrampfte sich erneut. Einen Augenblick lang befürchtete Hauptkommissar Zimmerer, Leiter einer Köl­ner Mordbereitschaft, sie würde ohnmächtig und blieb bewusst ganz dicht bei ihr stehen, um sie notfalls auffangen zu können. Dann, scheinbar wieder ruhig, murmelte sie das letzte Wort wie in Trance noch mehrmals leise vor sich hin. „Niemals, niemals, niemals.

    Verena löste ihre Hand von der Lehne, an der sie Halt gesucht hatte, und setzte sich. Auch Zimmerer nahm in einem der Sessel Platz. Mehrfach schon hatte er derartige Nachrichten während seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit übermitteln müssen. Des­halb wunderte er sich nicht, wie Verena allmählich, nachdem ihre Gefühle zunächst au­ßer Kontrolle zu geraten schienen, jetzt wieder ruhig und gefasst wirkte. Die unter­schiedlichsten Reaktionen hatte er kennen gelernt. Nervlicher Zusammenbruch, völlige Apathie und totale Aggression bis hin zum tätlichen Angriff. Die ganze Palette menschli­cher Gefühlsausbrüche.

    „Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Möchten Sie eine Zigarette oder ein Glas Wasser?", fragte er besorgt.

    „Nein, es geht schon. Wieso in der Redaktion? Er hat mich doch gestern Abend noch aus Frankfurt angerufen und gesagt, er käme erst heute zurück? Das verstehe ich nicht. Und nach einer ein paar Sekunden dauernden Pause, in der sie völlig abwesend wirkte, fügte sie hinzu: „Kann ich ... kann ich ihn sehen?

    „Ich halte das, zumindest im Moment, für keine gute Idee, erwiderte der Kommissar entschieden, lenkte dann aber ein, als er die Entschlossenheit in Verenas Gesicht sah. „Selbstverständlich fahre ich Sie hin, wenn Sie es unbedingt wünschen. Es könnte aber sein, dass die Spurensicherung mit ihren Ermittlungen vor Ort noch nicht fertig ist. Dann startete er einen letzten Versuch, sie doch noch von ihrem Vorhaben abzubringen.

    „Haben Sie sich das auch gut überlegt? Wollen Sie ihn wirklich jetzt sehen?"

    „Ja, unbedingt. Ich möchte ihn sehen. So schnell wie möglich."

    „Soll ich vorher noch jemanden anrufen?"

    „Nein. Mein Chef und meine Kollegen wissen ja sicherlich Bescheid. Alles andere hat Zeit. Ich ziehe mir … ich ziehe mir nur noch rasch etwas Anderes an", sagte Verena geistesabwesend, stand auf und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Sie tauschte ihre hellblaue, gemusterte Bluse und ihre Jeans gegen eine schwarze Hose und einen un­auffälligen schwarz-weißen Pullover. Nach nur wenigen Minuten erschien sie wieder im Flur.

    „Von mir aus können wir fahren", sagte sie. Dem Kommissar erschien sie jetzt gefasster als zuvor, aber irgendwie auch mechanisch, als ob sie an den Fäden eines Marionetten­spielers hinge und ihr Handeln von ihm bestimmt werde.

    Alles war dann noch viel schlimmer, als Verena es sich während der etwa zwanzigminü­tigen Fahrt in die Redaktion vorgestellt hatte. Per Handy hatte Zimmerer sich erkundigt, ob der Tote noch in der Redaktion oder schon in der Pathologie sei. Es gab ihr einen weiteren Stich ins Herz, wie jemand in dieser anonymen Form von Paul sprach. Das war aber nur ein winziger Schmerz, verglichen mit dem, was sie in der Redaktion zu ertra­gen hatte. Noch bevor sie seine Ecke im Großraum erreichte, wurde sie zunächst am Eingang von ihrem Chef und ihren Kollegen in Empfang genommen, die untätig herum­standen und - jeder auf seine Art - ihr Beileid ausdrückten. Manche stumm mit einem Händedruck, andere nickten ihr nur zu. Einige fanden ein paar tröstende Worte. Allen war anzumerken, dass die Unmittelbarkeit des Todes sie hilflos machte. Es war etwas Anderes, über unbekannte Tote zu schreiben oder so plötzlich mit dem Tod eines Kolle­gen konfrontiert zu werden. Auch ihrem Chef, als Letztem in der Reihe, fehlten die Wor­te. Mit traurigen Augen nahm er Verena in den Arm, stumm und sichtlich bewegt. Dann gab er sie frei. Die letzten Schritte zu Pauls Schreibtisch ging sie allein. Auch Zimmerer blieb hinter ihr zurück.

    Das vom KK 63 angeforderte Team der KTU, zwei Frauen und vier Männer, hatte seine Arbeit offensichtlich noch nicht vollständig beendet. Reste des zur Sicherung von Fin­gerabdrücken verwendeten Magnabrush-Pulvers waren auf verschiedenen Flächen und Gegenständen zu erkennen. Kleine dreieckige Plastik-Pyramiden mit unterschiedlichen Zahlen standen auf dem Schreibtisch und auf dem Boden. Eine unhandlich wirkende Kamera mit etlichen dazugehörigen Utensilien lag vor einem mit Schaumgummi ausge­polsterten Koffer, in dem sich eine UV-Lampe samt Zubehör befand. Der Rechner, die Tastatur und etliche andere meist in Asservatenbeuteln verstaute Gegenstände waren allerdings schon zusammengepackt und zum Abtransport bereit. Unschlüssig standen die Männer und Frauen der Spurensicherung, die Köpfe noch mit Kapuzen bedeckt, in ihren gespenstisch anmutenden, halb durchsichtigen weißlichen Overalls um den Schreibtisch herum. Gerade wollten sie zu dritt Pauls Leiche in den geöffneten Zinksarg legen. Auf ein Zeichen von Zimmerer hin wichen sie zurück.

    Verena beugte sich zu Paul hinab. Mit beiden Händen umschloss sie seinen auf dem linken Arm liegenden Kopf. Dann streckte sie eine Hand aus und strich sachte mit den Fingern über das kleine, von getrocknetem Blut verklebte Einschussloch und die deut­lich erkennbaren Schmauchspuren an seiner rechten Schläfe. Seine Haut fühlte sich kalt an, wächsern. Sie starrte auf den leblosen Körper, versuchte ihn in Einklang zu brin­gen mit Paul, dem Mann, den sie liebte. Als sie einen lauten Schrei hörte, zuckte sie er­schreckt zurück. Sie sah sich um, verwirrt, und bevor sie noch erkannte, dass sie selbst es war, die schrie, wurde es schwarz um sie herum.

    Der direkt neben dem Schreibtisch stehende Polizeiarzt, der derartige Reaktionen kann­te, hatte Verena noch aufzufangen versucht. Vergeblich. So untersuchte er zunächst, ob der Sturz folgenlos geblieben war. Äußerliche Verletzungen waren nicht zu erkennen. Dennoch orderte er, nachdem er Verena in eine stabile Seitenlage gebracht und eine Decke unter ihren Kopf gelegt hatte, einen Krankenwagen. Der bereits wenige Minuten später eingetroffene Notarzt injizierte ihr nach kurzem Bericht durch den Polizeiarzt eine isotonische Kochsalzlösung, um ihren Kreislauf zu stabilisieren.

    Nach ihrer Einlieferung in das Krankenhaus war Verena gründlich untersucht worden. Zur weiteren Beobachtung hatte man sie anschließend vorsichtshalber über Nacht dort behalten. Gerade ihre nach außen hin gezeigte Selbstbeherrschung hatte schließlich den dann erfolgten totalen Nervenzusammenbruch noch begünstigt. So hatte sie sich fast willenlos dem Diktat der Ärzte gebeugt und war bis zum Morgen des nächsten Tages in der Klinik geblieben.

    Das Leben nahm wieder Besitz von ihr. Ihre Trauer war längst nicht vorbei, aber das tie­fe Loch, in das Verena nach Pauls Tod gefallen war, begann sich wieder zu füllen, lang­sam zwar, aber stetig. Ihre Energie, die alle bewundert hatten, ihr Optimismus und ihr unbändiger Lebenswille kehrten zurück. Sie hatte wieder eine Aufgabe: Sie konnte und wollte den Gerüchten nicht glauben, Paul sei korrupt gewesen und habe sich umge­bracht. Vor allem wollte sie darum kämpfen, seine Unschuld zu beweisen.

    Wie so oft in den letzten Monaten zogen die Bilder des ersten Zusammentreffens mit Paul, das nun schon fast zehn Jahre zurücklag, wie in einem Film an ihr vorüber. Erst­mals hatte Verena an einer Redaktionskonferenz des 'Puls' teilgenommen. Sie war auf­geregt, wie an ihrem ersten Tag in der Uni, als sie glaubte, die Welt läge ihr zu Füßen. Als sie glaubte, alle müssten sich zuraunen „Da kommt Verena, die mit dem Einser-Ab­itur", als trüge sie die 1,1 wie ein Brandzeichen auf der Stirn. Wie ernüchternd war dann die Wirklichkeit. Nichts von alledem, was sie sich so vorgestellt hatte, trat ein. Keiner wartete auf sie. Jeder war in Eile. Selbst beim Mittagessen in der Mensa. Alle waren im Trott. Niemand hatte Zeit.

    An diesen ersten Tag in der Uni musste Verena jetzt denken, an dem sie abends voller Frust ihre Mutter angerufen, die Welt danach wie üblich viel besser ausgesehen hatte, und der nächste Tag zum wirklichen Beginn ihres erfolgreichen Germanistik-Studiums wurde.

    Immer war sie die Jüngste gewesen, im Abitur, im Examen und auch jetzt: Nie zuvor hatte der 'Puls' eine jüngere Hochschul-Absolventin als Reporterin eingestellt. Die meis­ten ihrer neuen Kollegen hatten sie deshalb für die angekündigte Praktikantin gehalten, zumal Verena, kaum ein Meter sechzig groß, mit ihrer Meg-Ryan-Frisur, ihrer kleinen Stupsnase und der eher knabenhaften Figur wie eine gerade dem Teenie-Alter entflohe­ne Zwanzigjährige aussah.

    Die Konferenz verlief dann auch nicht wie in den sonst eingefahrenen Gleisen. Erst hat­te Manfred Mann, der Chefredakteur - allgemein nur Mannomann genannt, wenn man über ihn sprach, oder Manni, wenn man mit ihm sprach - Verena als neue Reporterin vorgestellt. Wie nebenbei ließ er dann ein paar Worte über ihre Praktika in London beim 'Objectiv‘ und in Berlin beim 'Wirtschaftsforum‘ sowie über ihr Studium in Frankfurt und Hamburg fallen. Ein allgemeines Gemurmel war die Folge, das nach und nach in vielen Fragen mündete. Manfred ließ dem Frage-und-Antwort-Spiel freien Lauf und amüsierte sich im Stillen über seine Mitarbeiter. Verena gewann sofort den Eindruck, dass das ge­samte Team ehrliches Interesse an ihr zeigte, nachdem sich die offensichtliche Verwun­derung über ihr jugendliches Aussehen gelegt hatte. Besonders aber gefiel ihr, dass auch Paul Pulassen, von allen Reportern und Redakteuren im weiten Umkreis wegen seines ausgeprägten journalistischen Gespürs bei seinen Recherchen respektvoll nur Puls-Paul genannt, sich an sie wandte.

    „Dann hast du - wie selbstverständlich benutzte auch er das in der Redaktion übliche Du - doch sicherlich auch Jasper Kotten kennengelernt, meinte Paul. Als sie zustimmend nickte, fuhr er fort: „Wir sind alte Kumpel, noch vom gemeinsamen Studium in Hamburg her. Dann schieß mal los, was macht die alte Socke?

    Verena erinnerte sich nicht mehr daran, was sie ihm geantwortet hatte. Aber im Ge­dächtnis war ihr geblieben, als sei es gestern gewesen, dass sie sofort von seiner locke­ren, überhaupt nicht aufgesetzt wirkenden Art angetan war. Normalerweise sah sie sich, das war schon zum Ende ihrer Schulzeit so, ihr Gegenüber ganz genau an, wägte zu­nächst ab und war nie sofort Feuer und Flamme. Bei Paul aber war das anders. Er be­eindruckte sie vom ersten Moment an. Seine angenehme, tiefe, aber eher leise Stimme, die auch deshalb die Aufmerksamkeit der Anderen auf sich zog, sein freundliches, wet­tergebräuntes Gesicht mit den kleinen Lachfalten neben den Mundwinkeln und dem tie­fen Grübchen im Kinn, das sie unwillkürlich an Kirk Douglas erinnerte, und seine grau-grünen Augen zogen sie sofort in ihren Bann. Seine modische Kurzhaarfrisur mit den pechschwarzen Haaren - ein paar graue mischten sich schon an den Schläfen da­zwischen - rundete für sie das Bild eines durch und durch sympathischen Enddreißigers ab, der den Eindruck vermittelte, mitten im Leben zu stehen. Vom ersten Augenblick an hatte sie gespürt, wie sehr Paul seine Mitmenschen für sich einnehmen konnte. Sein Er­folg, über den auch Verena schon viel gehört hatte, war sicherlich zum großen Teil auch darauf zurückzuführen. Was ihr besonders imponierte: Er konnte zuhören, wie sie schon im Laufe dieser für sie ersten Redaktionskonferenz mehrfach feststellte. Damit verfügte er über eine Eigenschaft, die Macht verleiht. Die Macht, andere zu bewegen, von sich, von ihren Erlebnissen, von ihren Sorgen und Nöten ohne Vorbehalte zu erzählen. Sich freizuschwimmen vom Ballast. Indem Paul zuhörte, nahm er den Druck und zugleich sein Gegenüber gefangen.

    Nur ganz allmählich löste Verena sich aus der Vergangenheit, die in ihren Träumen und den wachen, unruhigen Phasen der Nacht in letzter Zeit so oft ihre Gegenwart bestimmt hatte. Pauls Tod lag nun schon mehr als drei Monate zurück. Genau waren es drei Mo­nate und neunzehn Tage, wie sie sich schmerzlich in Erinnerung rief.

    So versuchte sie die Bilder des ersten Zusammentreffens mit Paul zu verdrängen. Aber hier in der Redaktion erinnerte alles an ihn, zumal sein Schreibtisch in der Ecke neben der Teeküche fast genauso chaotisch mit Fotos, Berichten, Notizzetteln, Kopien, Zeitun­gen und Magazinen übersät war, als kehrte er jeden Moment von einer seiner Recher­chen zurück.

    Verenas zweimonatiger unbezahlter Urlaub, den Manfred ihr eingeräumt hatte, lag nun schon ein paar Wochen hinter ihr. Sein Verständnis über ihre Situation zeigte sich auch danach, als er mit seiner Kritik an ihren ersten Reportagen nach ihrer Rückkehr zum 'Puls‘ sehr zurückhaltend war, oder wie sie es ihrer besten Freundin Kirsten gegenüber kürzlich ausdrückte, die mildeste Form der Wahrheit gab. Aber sie wusste, dass ihre Re­portagen gemessen an der früheren Qualität ihrer Berichte ziemlich miserabel waren, wie sie sich selbst eingestand.

    Manfred hatte ihr ganz offiziell über seine Sekretärin, Veronika Linden, einen Rückspra­che-Termin mitteilen lassen, was nichts Gutes heißen konnte. Mannomann, schoss es ihr daher durch den Kopf und es war mehr ein innerer Seufzer als der Gedanke an sei­nen Spitznamen, als sie am Montag einige Minuten vor elf sein Büro betrat. Das wird ein Canossa-Gang, war sie sich sicher und hatte dabei alles andere als ein gutes Gefühl.

    In sachlichen Fragen sonst immer schnell auf den Punkt kommend, erkundigte Manfred sich zunächst nach dem Wochenende.

    „Na, wie war´s in Kürten bei deinen Eltern? Mit dem Wetter habt ihr ja ausgesprochenes Glück gehabt."

    Aha, Beziehungsebene pflegen, das lässt nichts Gutes erahnen, dachte Verena, bevor sie antwortete.

    „Prima, meine Schwester mit ihrem Mann und den Kindern waren Samstagabend auch da und so haben wir ganz in Familie gemacht. Wie üblich gab´s Fondue, womit man den Kindern immer noch die größte Freude machen kann."

    „Und bist du über Nacht geblieben oder noch nach Hause gefahren?", fuhr Manfred fort und bereute sofort 'nach Hause‘ gesagt zu haben, denn er wusste, wie schwer Verena unter dem Alleinsein in ihrer für sie nun viel zu großen 4-Zimmer-Wohnung litt, wo an je­der Ecke Utensilien standen und an fast jeder Wand Bilder hingen, die sie an Paul erin­nerten, Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschwimmen ließen.

    „Nein, ich hatte ganz schön was getrunken, und habe deshalb dort übernachtet. Gisela, Kurt und die Zwillinge waren noch abends aufgebrochen. Am nächsten Morgen habe ich schön gemütlich mit meinen Eltern gefrühstückt. Sie haben sich sehr gefreut, mich so ganz allein für sich zu haben und waren sehr lieb zu mir. Pauls Tod hat sie sehr stark getroffen, auch wenn sie versuchten, es sich nicht anmerken und mich nicht spüren zu lassen. Reine Rücksicht. Aber so waren sie schon immer und dafür liebe ich sie beson­ders."

    Bewusst hatte Verena bei ihrer Antwort auch Pauls Tod erwähnt, denn sie wollte bei Manfreds zu erwartender Kritik wegen ihres letzten Artikels über die Anabolika-Recher­che hinsichtlich der chinesischen Gewichtheberinnen ihm durchaus noch einmal ihre derzeitige Situation in Erinnerung rufen.

    „Ja, hakte Manfred dann auch sofort ein, „über Pauls Tod, beziehungsweise über die letzten Monate nach seinem Tod wollte ich mit dir sprechen.

    „Dachte ich mir schon", erwiderte sie und wappnete sich innerlich auf die erwartete Kri­tik. Unwillkürlich wich sie zurück, versteifte sich in die Rückenlehne und verschloss die Arme, sodass ihr Chef schon an der Körpersprache ihre Ablehnung hätte erkennen kön­nen.

    Doch Manfred schaute, scheinbar geistesabwesend, zum Fenster hinaus, an dem die letzten Tropfen eines starken Gewitterregens sich ihren Weg nach unten auf den ver­schmutzten Scheiben suchten, nachdem der Schauer nicht vermocht hatte, den Dreck, der sich in etlichen Wochen gebildet hatte, vollständig abzuwaschen. Tatsächlich aber suchte Manfred nur den richtigen Einstieg ins Gespräch.

    „Du weißt, fuhr er schließlich in vertraulichem Ton fort, „dass Paul für mich wie ein Sohn war. Außer dir gibt es, so glaube ich, niemanden, dem sein Tod näher gegangen ist als mir. Nachdem vor drei Jahren auch sein Vater tödlich verunglückte, war ich für ihn quasi ein Vaterersatz.

    Verena wunderte sich etwas über den von Manfred gewählten weiteren Umweg in das unvermeidliche Kritikgespräch, aber er bewirkte, dass sie sich etwas aus ihrer Ver­krampfung löste und mit leiser Stimme auf seine Äußerung einging.

    „Ich weiß, dass du das immer so empfunden hast, aber Paul hat dich mehr als so eine Art großen Bruder gesehen. Sein wirklich väterlicher Freund war Püll, den seine Kolle­gen und Paul immer so nannten wegen seiner Vorliebe für Pullunder. Du kennst ihn auch. Es ist Heinz Sander vom 14. Kommissariat, über den Paul viele seiner Informatio­nen für seine Recherchen erhielt und zu dem er im Laufe der letzten Jahre eine wirklich tiefgehende Männerfreundschaft entwickelt hat. Seit dem Tod seines Vaters hat sich diese Freundschaft noch verstärkt", meinte Verena. Dabei wurde ihr klar, dass sie über das Verhältnis von Paul und Heinz sprach, als ob es noch existierte.

    „Da glaubt man, jemanden in- und auswendig zu kennen, fuhr Manfred nach einer wie­der größeren Pause sehr leise und nachdenklich fort, „und dann weißt du nicht einmal, wer sein bester Freund war.

    „Viele wussten es nicht, wandte Verena ein, als ob sie Manfred trösten müsste. „Die meisten glaubten, es sei immer nur um 'Kontaktpflege‘ gegangen, wenn sie Paul und Heinz einmal zufällig bei einem Bundesligaspiel beim FC oder im 'Bistro Vintage' begeg­net waren. Aber es war wirklich eine dicke Freundschaft, wie sie, so glaube ich und das sage ich bewusst als Frau, nur zwischen Männern möglich ist. Frei von jedem Egois­mus, frei von jedem Neidgefühl. L´art pour l´art.

    Manfred war ein bisschen in seinem abgewetzten Ledersessel zusammengesunken. Er wirkte konsterniert. Offensichtlich konnte er nicht begreifen, sich so getäuscht zu haben. Immer hatte er sich etwas auf seine Menschenkenntnis eingebildet, zu Recht, denn er irrte sich so gut wie nie, wenn es galt, Menschen einzuschätzen. Es war meist das Bauchgefühl, sein Instinkt, der ihn richtig handeln ließ. Der Instinkt, der ihn auch als Zei­tungsmann erfolgreich gemacht hatte, ob in jungen Jahren als Reporter, als Redakteur oder jetzt als Chefredakteur. Immer hatte er das Gespür für die richtige Entscheidung, vor allem, wenn es darum ging, eine heiße Story zu bringen oder es lieber sein zu las­sen. Fast nie verbrannte er sich die Finger. Auch bei der Auswahl neuer Mitarbeiter hat­te er diesen sicheren Instinkt bewiesen. Umso mehr schien es jetzt an seinem Selbstbe­wusstsein zu nagen, dass er sich in einem Punkt in Paul geirrt haben sollte. Er wirkte angeschlagen, als müsse er eine Niederlage verdauen.

    „Nun mach nicht so ein saures Gesicht. Du warst schließlich sein Chef. Auch wenn er mit dir befreundet war, konnte er doch die ganz persönlichen Dinge nicht mit dir bespre­chen. Auch ich war manchmal ein bisschen gekränkt, wenn er bei irgendetwas, das ihn bewegte, nicht mich sondern Heinz ins Vertrauen zog. Besonders sauer war ich natür­lich, wenn es dabei um Berufliches ging."

    „Okay, lassen wir´s dabei. Da habe ich mich eben geirrt, meinte Manfred mit nach wie vor etwas beleidigtem Unterton, „aber darüber wollte ich ja auch gar nicht mit dir spre­chen. Vielmehr geht´s mir um die Frage, wie soll es mit uns weitergehen?

    Etwas irritiert sah Verena ihn an. „Wie meinst du das, wie es mit uns weitergehen soll? Meinst du beruflich?"

    „Natürlich meine ich das beruflich. Du weißt ja selbst, dass deine Reportagen in letzter Zeit, nun - wie soll ich sagen - nicht die gleiche Qualität wie früher aufwiesen."

    „Du meinst, sie waren schlecht!"

    „Nein, nicht schlecht, aber vielleicht nicht ganz so gut recherchiert wie sonst. Ein biss­chen oberflächlich. Zum Beispiel jetzt die Sache mit den Chinesinnen. Wenn wir das so in Druck geben würden, wie du es geschrieben hast, hätten wir in null Komma nichts eine Unterlassungsklage am Hals!"

    „Das sehe ich zwar anders, aber im Prinzip hast du recht. Bin selbst mit dem, was ich so in den ersten Wochen nach meiner Rückkehr verzapft habe, alles andere als zufrieden. Aber es geht mir eben nicht aus dem Sinn, dass Paul käuflich gewesen sein soll. Auch sein angeblicher Suizid passt nicht ins Bild."

    „Doch du kannst die Ergebnisse der KTU nicht einfach völlig ignorieren. Wenn ich richtig informiert bin, dann waren an Pauls Händen und an seiner Schläfe Schmauchspuren. Die Lage seines Oberkörpers, seines rechten Arms, seines Kopfes ... all das entsprach exakt der Analyse des Geschehensablaufs. Aus der Pistole war ein einziger Schuss ab­gegeben worden und auf ihr befanden sich nur seine Fingerabdrücke. Am überzeu-

    gendsten war letztlich, dass auch auf der Tastatur ausschließlich Pauls Fingerabdrücke zu finden waren. Die hat der große Unbekannte ja nicht dahin gezaubert."

    „Du kannst es drehen und wenden, wie du willst. Ich bleibe dabei. Der Abschiedsbrief auf seinem Rechner ist getürkt. Davon bin ich hundertprozentig überzeugt. Wenn er schon mir gegenüber keine Andeutung gemacht hat, dann hätte er mit Sicherheit we­nigstens Heinz irgendeinen Hinweis gegeben."

    „Aber du weißt doch, dass er alles, aber wirklich alles, in seinen Laptop gehauen hat. Keine noch so kleine Notiz schrieb er mit der Hand. Schau auf seinem Schreibtisch nach. Übersät von kleinen handgeschriebenen Zetteln, aber nicht ein einziger, der von ihm selbst stammt."

    „Trotzdem", sagte sie trotzig wie ein kleines Kind, „ich bleibe dabei. Der Abschiedsbrief ist getürkt. Wer vorhat zu sterben - und Paul war immer ein äußerst rational denkender und handelnder Mensch - hinterlässt keine Rätsel. Gerade er als akribischer Journalist hätte seine Story zu Ende gebracht. Er hätte aufgeklärt, schonungslos und offen. Scho­nungslos gegen sich selbst, wie er auch Anderen gegenüber, die sich schuldig gemacht hatten, immer gewesen ist. Und leise, wie zu sich selbst, fügte sie hinzu: „Er hätte sich nicht feige davongeschlichen.

    „Was heißt das im Klartext?, wollte Manfred wissen. „Willst du die ganze Sache wieder aufrollen? Glaubst du den Recherchen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft nicht? Vermutest du ein Komplott? Meinst du, Paul könnte einigen Herren in Russland allzu heftig mit seiner letzten Reportage über die Ermordung von Andrej Koslov im Sep­tember auf die Füße getreten sein? Natürlich hat der Vizechef der Zentralbank sich kei­ne Sympathien bei denen erworben, die alles andere als Licht ins Dunkel international operierender russischer Banken bringen wollten? Aber glaubst du, dass der russische Bär seine Arme bis zu uns nach Köln ausstreckt? Glaubst du am Ende sogar an eine geheimnisvolle Verschwörung zwischen Duma und russischer Mafia?

    Auf Verena prasselten seine Fragen wie ein starker Gewitterregen nieder. Sie nahm ihm übel, dass er nicht empfand wie sie, oder dass er nicht wenigstens Verständnis für ihre Zweifel aufbrachte. Sie konnte sich dabei des Eindrucks nicht erwehren, dass der Sta­chel des Verletztseins, nicht der engste Vertraute von Paul gewesen zu sein, bei seiner heftigen Reaktion die eigentliche Ursache war.

    Sie schwieg deshalb eine Weile, blickte den immer noch perlenden Regentropfen an der Scheibe nach und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren, bevor sie sich wieder Manfred zuwandte.

    „Du verstehst mich nicht, oder du willst mich nicht verstehen. Paul und mir ist es immer um Gerechtigkeit gegangen. Wie könnte ich mich damit abfinden, ihm nicht Gerechtig­keit widerfahren zu lassen? War er schuldig, muss ich damit künftig leben. Aber ich will Gewissheit! Ich will wissen, ob er käuflich war oder ob ein teuflisches Netz gesponnen wurde, in dem er sich verfangen hat. Ich brauche Sicherheit, ob er Schuld auf sich gela­den hat oder, wenn das nicht der Fall ist, wer dahinter steckt."

    „Du glaubst also tatsächlich an eine Verschwörung?"

    „Nein, Manni, du verstehst mich immer noch nicht, fuhr Verena fort. „Ich will hier keine düstere Verschwörungstheorie um jeden Preis konstruieren, nur damit ich Paul reinwa­schen kann. Es geht mir um die Wahrheit. Begreifst du das? Die Wahrheit will ich wis­sen. Wenn es tatsächlich ein Netzwerk gibt, dann will ich, dass jeder Einzelne zur Ver­antwortung gezogen wird. Ich will nicht diese mafiösen Strukturen, wie sie in Italien und Amerika gang und gäbe sind, für unser Land akzeptieren. Ich will nicht, dass irgend­wann jeder, der Teil der Exekutive oder der Judikative ist, sich zurückzieht, weil er sonst um sein Leben oder das seiner Familie fürchten muss. Wie gesagt, ich kann mich irren. Ich gebe zu, dass sicherlich ein Teil meiner Überzeugung zurzeit noch darauf zurückzu­führen ist, dass ich Paul geliebt habe. Aber ich würde mich schuldig machen, wenn ich seine Geschichte nicht schonungslos aufklärte, möglicherweise mit dem für mich bitteren Ende, dass ich ihn nicht so gekannt habe, wie ich glaubte, ihn zu kennen.

    Verenas Gegenüber schwieg. Soeben hatte er sich im Inneren noch etwas mokiert über ihre, wie er zunächst meinte, Verbohrtheit, über ihre durch Liebe geschlagene Blindheit. Doch jetzt war er nicht nur sprachlos und tief beeindruckt von ihrem flammenden Appell. Zunächst beleidigt wegen der ihm erst jetzt anvertrauten und daher besonders bitteren Wahrheit, meldete er sich jetzt als gemeinsamer, verlässlicher Freund von Paul ebenso wie von Verena. Auch der Journalist ihn ihm kehrte zurück.

    „Glaub mir, ich wollte mich nicht lustig machen über dich. Im Gegenteil. Immer

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