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1. Die Borgia
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eBook318 Seiten9 Stunden

1. Die Borgia

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Über dieses E-Book

Aus der Serie "Berühmte Kriminalfälle" von Alexandre Dumas lesen wir im 1. Band: Die Borgia kam zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Italien zu Macht und Reichtum, die ihren Höhepunkt in den beiden Päpsten aus der Familie fand, Kalixt III. (1455–1458) und Alexander VI. (1492–1503). Der von Machiavelli beschriebene Cesare Borgia und Lucrezia Borgia, außereheliche Kinder des letzteren Papstes, sind zwei weitere bekannte Mitglieder der Familie. Mit dem Tod Alexanders VI. 1503 brach die Macht der Borgia im Kirchenstaat zusammen. Dumas schrieb dieses Buch über die Verbrechen der Familie unter dem Eindruck des damaligen Zeitgeistes. Nach heutigen modernen Forschungen durch die Historiker waren 75 Prozent der Legenden über die Familie erfunden. Weitere Zeitgenossen finden wir im Roman mit dem Medici und Savonarola.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum30. Sept. 2021
ISBN9783754902523
1. Die Borgia

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    Buchvorschau

    1. Die Borgia - Alexandre Dumas d.Ä.

    Prolog

    Am 8. April 1492, in einem Schlafzimmer des Palazzo Carneggi, etwa drei Meilen von Florenz, waren drei Männer um ein Bett gruppiert, worauf ein vierter im Sterben lag.

    Der erste dieser drei Männer, saß am Fuße des Bettes, und war halb von den Goldbrokatvorhängen verdeckt, um seine Tränen zu verbergen. Es war Ermolao Barbaro, der Autor einer Abhandlung über den Zölibat, und von Studien zu Plinius. Im Jahr zuvor, als er in Rom im Amte des Botschafters der Republik Florenz war, wurde er von Innozenz VIII. zum Patriarchen von Aquileia ernannt.

    Der zweite, knieend und eine Hand des Sterbenden zwischen seinen Händen haltend, war Angelo Poliziano, der Catull des fünfzehnten Jahrhunderts. Ein Klassiker der leichteren Art, der in seinen lateinischen Versen als Dichter der augusteischen Zeit hätte missverstanden werden können.

    Der dritte, stehend und sich gegen eine der gedrechselten Säulen des Bettkopfes lehnend und mit tiefer Traurigkeit den Fortschritt der Krankheit verfolgend, die er im Gesicht seines dahinscheidenden Freundes las, war der berühmte Pico della Mirandola. Dieser konnte im Alter von zwanzig Jahren zweiundzwanzig Sprachen sprechen, und behauptete, in jeder dieser Sprachen alle siebenhundert Fragen, die ihm von den zwanzig gelehrtesten Männer in der ganzen Welt vorgebracht würden, beantworten zu können, wenn sie in Florenz versammelt werden könnten.

    Der Mann auf dem Bett war Lorenzo der Prächtige, der zu Beginn des Jahres von einem schweren und tief sitzende Fieber angegriffen worden war, zu dem die Gicht hinzukam, einer Erbkrankheit in seiner Familie. Er hatte letztlich befunden, dass die Mixturen mit den aufgelösten Perlen, die der Quacksalber, Leoni di Spoleto, für ihn verschrieben hatte (als ob er sich wünschte, seine Heilmittel eher auf den Reichtum seiner Patienten, als auf seine Bedürfnisse anzupassen) nutzlos und vergeblich waren. So verstand er, dass er von seinen sanftzüngigen Frauen, diesen süßstimmigen Poeten, seinen Palästen und ihren reichen Wandbehängen scheiden musste. Daher hatte er, um ihm die Absolution für seine Sünden - die ein weniger hoch gestellter Mann Verbrechen genannt hätte - den Dominikaner Giralamo Francesco Savonarola gerufen.

    Er war jedoch nicht ohne eine innere Angst, gegen die das Lob von seinen Freunden nichts half, mit der der Genießer und Usurpator den strengen und düsteren Prediger erwartete, dessen Worte alle Florentiner erregten und, an dessen Begnadigung fortan alle seine Hoffnung auf eine andere Welt hing.

    Tatsächlich war Savonarola einer jener Männer aus Stein, wie die Figur des Commandante, an der Tür des Don Giovanni klopfend, um mitten in Fest und Orgie, zu verkünden, dass es jetzt an der Zeit sei, an den Himmel zu denken. Er war in Ferrara geboren, wohin seine Familie, eine der berühmtesten von Padua, von Niccolo, Marchese d'Este gerufen wurde, und im Alter von dreiundzwanzig Jahren, durch eine unwiderstehliche Berufung, aus seines Vaters Haus geflohen, und hatte die Gelübde im Kloster der Dominikanermönche in Florenz abgelegt. Dort, wo er von seinen Vorgesetzten beauftragt wurde, Unterricht in der Philosophie zu geben, hatte der junge Novize von der ersten Stunde an gegen die Eigenart seiner Stimme, die sowohl rau als auch schwach war, zu kämpfen und vor allem gegen die Verringerung seiner körperlichen Kräfte, erschöpft durch zu strenge Abstinenz.

    Von da an verurteilte Savonarola sich selbst zu absoluter Abgeschiedenheit und verschwand in den Tiefen seines Klosters, als ob die Platte seiner Gruft bereits über ihn gefallen sei. Dort, knieend auf den Fliesen, unaufhörlich betend vor einem Holzkreuz, durch Mahnwachen und Bußen fiebernd, schwebte er bald von Kontemplation in Ekstase, und begann, in sich selbst das Gefühl zu erkennen, diesen inneren prophetischen Impuls, der ihn auffordertet, die Reformation der Kirche zu predigen. Nichtsdestoweniger ist die Reformation des Savonarola, ehrfurchtsvoller als Luthers, der etwa fünfundzwanzig Jahre später folgte, die Sache respektierend, den Menschen angreifend, hatte er zum Ziel, die Lehre zu ändern, der Mensch, nicht der Glaube, sei von Gott. Er wirkte nicht, wie der deutsche Mönch, durch Denken, sondern durch Begeisterung. Für ihn stand die Logik der Inspiration nach.

    Er war kein Theologe, sondern ein Prophet. Doch obwohl er bis dahin sein Haupt vor der Autorität der Kirche gebeugt hatte, hatte er es bereits gegen die weltliche Macht erhoben. Für ihn erschienen Religion und Freiheit gleich zweier Jungfrauen, gleichermaßen heilig, sodass aus seiner Sicht, Lorenzos Unterwerfung der einen so schuldhaft war, wie die Entehrung der anderen durch Papst Innozenz VIII.

    Das Ergebnis daraus war, dass, so lange Lorenzo in Reichtum, Glück und Pracht lebte, Savonarola nie bereit gewesen war, gleich wie viel gefleht wurde, durch seine Anwesenheit eine Macht zu sanktionieren, die er als illegitim ansah.

    Aber Lorenzo schickte nach ihm auf seinem Sterbebett, und das war eine andere Sache. Der asketische Prediger machte sich unverzüglich auf den Weg, barhäuptig und barfuß, in der Hoffnung, nicht nur die Seele des Sterbenden, sondern auch die Freiheit der Republik zu retten.

    Lorenzo, wie gesagt, erwartete die Ankunft von Savonarola mit einer Mischung aus Ungeduld und Unbehagen; sodass, als er das Geräusch seiner Schritte hörte, sein blasses Gesicht eine noch totenähnlichere Tönung annahm, während er sich gleichzeitig auf den Ellbogen stützte und seine drei Freunde fort befahl.

    Sie gehorchten sofort, und kaum hatten sie durch die eine Tür das Gemach verlassen, als der Vorhang der anderen Tür erhoben wurde, und der Mönch, blass, unbeweglich, feierlich, auf der Schwelle erschien.

    Als er ihn wahrnahm, auf dessen marmorner Stirn die Inflexibilität einer Statue lesend, fiel Lorenzo de’ Medici zurück auf sein Bett, einen so tiefen Seufzer atmend, dass man hätte meinen können, es wäre sein letzter.

    Der Mönch sah sich im Zimmer um, als wollte er sich vergewissern, dass er wirklich allein mit dem Sterbenden war; dann ging er mit langsamem, feierlichem Schritt in Richtung Bett. Lorenzo sah sein Näherkommen mit Schrecken, dann, als er dicht neben ihm war, rief er:

    „O mein Vater, ich war ein sehr großer Sünder!"      

    „Die Barmherzigkeit Gottes ist unendlich, sagte der Mönch, „und ich kam zu dir, beladen mit der göttlichen Barmherzigkeit.

    „Du glaubst also, dass Gott meine Sünden vergeben wird?", rief der Sterbende, seine Hoffnung erneuernd, als er von den Lippen des Mönchs solch unerwartete Worte hörte.

    „Deine Sünden und auch deine Verbrechen, Gott wird sie alle vergeben, antwortete Savonarola. „Gott wird deine Eitelkeiten, deine ehebrecherischen Vergnü-gungen, deine obszöne Festivitäten vergeben; so viel zu deinen Sünden. Gott wird dir vergeben für das Versprechen von zweitausend Florin Belohnung für den Mann, der dir den Kopf von Dietisalvi, Nerone Nigi, Angelo Antinori, Niccalo Soderini bringen sollte und das doppelte Geld, wenn sie lebend überbracht würden; Gott wird dir vergeben, dass du den Sohn Papi Orlandis, Francesco di Brisighella, Bernardo Nardi, Jacopo Frescobaldi, Amoretto Baldovinetti, Pietro Balducci, Bernardo di Banding, Francesco Frescobaldi und mehr als dreihundert andere, deren Namen Florenz nicht weniger lieb waren, weil sie weniger bekannt waren, zum Schafott oder den Galgen verdammt hast; so viel zu deinen Verbrechen.

    Und jeden dieser Namen, die Savonarola langsam ausgesprochen hatte, die Augen auf den Sterbenden fixiert, antwortete dieser mit einem Stöhnen, was zeigte, dass das Gedächtnis des Mönches sich als nur zu wahr erwies. Dann endlich, als er fertig war, fragte Lorenzo in zweifelndem Ton: „Dann glaubst du, mein Vater, dass Gott mir alles verzeiht, sowohl meine Sünden als auch meine Verbrechen?"

    „Alles, sagte Savonarola, „aber unter drei Bedingungen.

    „Welche sind dies?" fragte der Sterbenden.

    „Die erste, sagte Savonarola, „ist, dass du vollständigen Glauben in die Macht und die Barmherzigkeit Gottes hast.

    „Mein Vater, antwortete Lorenzo eifrig, „ich habe diesen Glauben in der Tiefe meines Herzens.

    „Die zweite, sagte Savonarola, „ist, dass du das Eigentum der Anderen, das du zu Unrecht beschlagnahmt und behalten hast, zurück gibst.

    „Mein Vater, werde ich Zeit haben?" fragte der Sterbenden.

    „Gott wird sie dir geben", antwortete der Mönch.

    Lorenzo schloss die Augen, als wollte er seine Erleichterung zum Ausdruck bringen; dann, nach einem Moment des Schweigens, antwortete er:

    „Ja, mein Vater, ich werde es tun."

    „Die dritte, nahm Savonarola seine Liste wieder auf, „ist, dass du der Republik ihre alte Unabhängigkeit und ihre ehemaligen Freiheiten wieder herstellst.

    Lorenzo setzte sich im Bett auf, geschüttelt von der krampfhaften Bewegung und seine Augen fragend auf die Augen des Dominikaners richtend, als wollte er herausfinden, ob er sich getäuscht und nicht recht gehört hatte. Savonarola wiederholte die gleichen Worte.

    „Niemals! Nie! rief Lorenzo, auf sein Bett zurückfallend und den Kopf schüttelnd, - „Nie!

    Der Mönch, ohne ein einziges Wort zu antworten, machte einen Schritt zurück.

    „Mein Vater, mein Vater, sagte der Sterbende, „verlass mich nicht so, hab Erbarmen mit mir.

    „Habe Mitleid mit Florenz", sagte der Mönch.

    „Aber, mein Vater, rief Lorenzo, „Florenz ist frei, Florenz ist glücklich.

    „Florenz ist ein Sklave, Florenz ist arm, rief Savonarola, „arm an Genialität, arm an Geld und arm an Mut; arm an Genialität, weil, nach dir, Lorenzo, dein Sohn Piero kommen wird, arm an Geld, denn mit den Mitteln der Republik hast du die Pracht deiner Familie und das Ansehen deiner Geschäftshäuser erhalten, arm an Mut, weil du die rechtmäßigen Magistrate ihrer Autorität beraubt hast, die verfassungsrechtlich ihnen gehörte, und die Bürger vom rechten Weg abgebracht hast im militärischen und zivilen Leben, obwohl sie, bevor sie von deinem Luxus entkräftet wurden, Tugenden der Alten gezeigt hatten; und daher, wird der Tag anbrechen, der nicht mehr weit entfernt ist, fuhr der Mönch, seine Augen starr und glühenden, als ob er in der Zukunft lesen würde, „an dem die Barbaren von den Bergen herabsteigen, und die Mauern unserer Städte, wie die von Jericho, beim Schall ihrer Trompeten fallen werden."

    „Und du wünscht, dass ich auf meinem Sterbebett die Macht, die den Ruhm meines ganzen Lebens ausgemacht hat, aufgebe?" rief Lorenzo de’ Medici.

    „Ich bin es nicht, der es wünscht, es ist der Herr", antwortete Savonarola kalt.

    „Unmöglich, unmöglich!" murmelte Lorenzo.

    „Nun gut, dann stirb, wie du gelebt hast! rief der Mönch, „in der Mitte deiner Höflinge und Schmeichler; lasse sie deine Seele ruinieren, wie sie deinen Körper ruiniert haben!

    Und bei diesen Worten, verließ der strenge Dominikaner, ohne die Schreie des Sterbenden zu hören, das Zimmer wie er es betreten hatte, Gesicht und Schritt unverändert; weit über den menschlichen Dinge schien er zu schweben, ein Geist bereits von der Erde gelöst.

    Beim Schrei, der aus Lorenzo de’ Medici brach, als er ihn verschwinden sah, kehrten Ermolao, Poliziano und Pico del Mirandola, die alles gehört hatten, in das Zimmer zurück und fanden ihren Freund ein herrliches Kruzifix krampfhaft mit seinen Armen umklammernd, das er gerade vom Kopf des Bettes genommen hatte. Vergeblich versuchten sie, ihn mit freundlichen Worten zu beruhigen. Lorenzo der Prächtige antwortete nur mit Schluchzen, und eine Stunde nach der Szene, die wir gerade verfolgt haben, seine Lippen an den Füßen des Christus klebend, hauchte er in den Armen der drei Männer seinen letzten Atemzug, von denen der glücklichste, wenn auch alle drei jung waren, nicht dazu bestimmt war, ihn um mehr als zwei Jahren zu überleben.

    „Obwohl sein Tod viele Katastrophen bringen wird, sagt Niccolo Machiavelli, „war es der Wille des Himmels ihn durch nur zu deutliche Vorzeichen zu zeigen. Die Kuppel der Kirche Santa Regarata wurde vom Blitz getroffen, und Rodrigo Borgia wurde zum Papst gewählt.

    1. Kapitel

    Gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, das heißt, in der Epoche, in der unserer Geschichte beginnt, war die Piazza von St. Peter in Rom weit von der Pracht entfernt, die sich in unserer Zeit jedem, der sich von der Piazza die Rusticucci nähert, geboten wird.

    Tatsächlich existierte die Basilika des Konstantin nicht mehr, während die von Michelangelo, das Meisterwerk von dreißig Päpsten, die die Arbeit von drei Jahrhunderten, und Kosten von zweihundertsechzig Millionen verursachen wird, existiert noch nicht.

    Das antike Gebäude, das seit elf hundertundfünfundvierzig Jahre bestand hatte, hatte um 1440 damit gedroht, in sich zusammen zu fallen, und Nikolaus V, künstlerischer Vorläufer Julius II. und Leo X., hatte es niederreißen lassen, zusammen mit dem Tempel des Probus Anicius, der sich ihm anlehnte.

    An deren Stelle hatte er die Fundamente eines neuen Tempels von den Architekten Rossellini und Battista Alberti legen lassen; aber einige Jahre später, nach dem Tod von Nikolaus V., war Paul II., der Venezianer, nicht in der Lage, mehr als fünftausend Kronen aufzubringen, um das Projekt seines Vorgängers fortzusetzen, und so wurde der Bau eingestellt, als er sich kaum über den Boden erhob, und präsentierte das Aussehen eines totgeborenen Gebäudes, noch trauriger als das einer Ruine.

    Genauso hatte die Piazza selbst, wie der Leser aus, der vorhergehenden Erklärung verstehen wird, weder die feinen Kolonnaden des Bernini, noch die tanzenden Brunnen, noch den ägyptischen Obelisken, der nach Plinius, vom Pharao zu Heliopolis gesetzt wurde, und von Caligula nach Rom gebracht, der ihn in Neros Circus setzte, wo er bis 1586 blieb.

    Jetzt, da Neros Circus auf dem Boden war, wo St. Peter heute steht, und die Basis dieses Obelisken die Fläche bedeckt, die heute die Sakristei einnimmt, sah er aus wie eine riesige Nadel die aus der Mitte der Säulenstümpfe, der Wände ungleicher Höhe und der halb behauenen Steinen schießt.

    Auf der rechten Seite des Gebäudes, einer Ruine in ihrem Gerüst, entstand der Vatikan, ein prachtvoller Turm zu Babel, dem all die berühmten Architekten der römischen Schule ihre Arbeit für tausend Jahre widmeten.

    In dieser Epoche existierten die beiden prächtigen Kapellen noch nicht, noch die zwölf großen Hallen, die zweiundzwanzig Höfe, die dreißig Treppenhäuser, und die zweitausend Schlafgemächer; für Papst Sixtus V., der erhabene Schweinehirt, der so viele Dinge in seiner fünfjährigen Regierungszeit getan hatte, war es nicht möglich, das riesige Gebäude an die östlichen Seitentürme über dem Hof von St. Damasius anzufügen.

    Noch waren es wirklich die alten heiligen Gebäude, in ihren ehrwürdigen Vereinigungen, in denen Karl, der große Gastfreundschaft empfangen hatte, als er von Papst Leo III zum Kaiser gekrönt wurde.

    Trotzdem, am 9. August 1492 schien das ganze Rom, vom Volkstor zum Kolosseum und von den Thermen des Diokletian bis zur Burg von Sant' Angelo, ein Treffen an diesem Platz vereinbart zu haben. Die Menge war so groß, dass sie sich in alle angrenzenden Straßen drängte, die von diesem Zentrum wie die Strahlen eines Sterns abgingen.

    Die Massen von Menschen, die aussahen wie ein bunter, sich bewegender Teppich, kletterten bis in die Basilika, auf die Steine, hängten sich an die Säulen, stellten sich gegen die Wände; sie betraten die Türen von Häusern und erschien wieder an den Fenstern, so zahlreich und so dicht gepackt, dass man hätte sagen können jedes Fenster wurde mit Köpfen zugemauert.

    All diese Vielzahl hatte jetzt seine Augen auf einen einzigen Punkt im Vatikan fixiert, denn im Vatikan war das Konklave und da Innozenz VIII. seit 16 Tage tot war, war das Konklave im Begriff, einen Papst zu wählen.

    Rom ist die Stadt der Wahlen: Seit ihrer Gründung bis in unsere Tage - das heißt, im Laufe von fast sechsundzwanzig Jahrhunderten – hat sie ständig ihre Könige, Konsuln, Tribunen, Kaiser und Päpste gewählt. Dieses Rom erscheint in den Tagen des Konklave von einem seltsamen Fieber ergriffen, das jeden zum Vatikan oder auf den Monte Cavallo treibt, je nachdem in welchem der beiden Paläste die Versammlung der scharlachroten Roben abgehalten wird.

    Es ist in der Tat so, weil das Erhöhen eines neuen Pontifex ein großes Ereignis für alle ist; denn, bezogen auf den Durchschnitt in der Periode zwischen Petrus und Gregor XVI., dauerte jedes Pontifikat etwa acht Jahre, und diese acht Jahre sind ein Zeitraum, je nach dem Charakter des Mannes, der gewählt wird, entweder der Ruhe oder der Unordnung, der Justiz oder der Bestechlichkeit, des Friedens oder des Krieges.

    Nie, vielleicht seit dem Tag, als der erste Nachfolger des heiligen Petrus seinen Platz auf dem päpstlichen Thron einnahm, bis zu dem Interregnum, das jetzt eingetreten ist, hatte sich eine so große Aufregung gezeigt, wie in diesem Moment, in dem, wie wir gezeigt haben, alle diese Menschen sich auf dem Petersplatz und in den Straßen, die dahin führten drängen.

    Es ist wahr, dass dies nicht ohne Grund geschah, denn Innozenz VIII. - der Vater seines Volkes genannt wurde, weil er seinen Untertanen acht Söhne und die gleiche Anzahl an Töchtern hinzugefügt hatte – gerade, wie wir sagten, nach einem Leben in Maßlosigkeit, gestorben war, nach einem Todeskampf, während dessen, wenn der Chronik des Stefano Infessura geglaubt werden kann, zweihundertzwanzig Morde in den Straßen von Rom verübt worden waren.

    Die Macht wurde dann in der üblichen Weise auf den Kardinal Camerlengo übertragen, der während des Interregnums hoheitliche Befugnisse hatte; doch da ihm all die Aufgaben dieses Amtes oblagen, das heißt, Geld in seinem Namen prägen zu lassen, das sein Wappen trug, den Fischerring vom Finger des toten Papstes zu nehmen, ihn zu kleiden, zu rasieren und malen zu lassen, die Leiche einzubalsamieren, den Sarg nach neun Tagen Trauerfeierlichkeiten in die vorläufige Gruft zu senken, in der der kürzlich verstorbene Papst zu bleiben hat bis sein Nachfolger kommt, um seinen Platz einzunehmen und ihn seinem letzten Grab zu übergeben.

    Letztendlich oblag es ihm, die Tür des Konklaves zumauern zu lassen sowie das Fenster des Balkons, von dem die päpstliche Wahl verkündet wurde. Er hatte nicht einen Augenblick Zeit, um sich um Polizeiaufgaben zu kümmern, sodass die Morde in stattlicher Weise fortgesetzt wurden, und es laute Rufe nach einer energischen Hand gab, die all diese Schwerter und alle diese Dolche in ihre Scheiden zurückschicken solle.

    Jetzt waren diese Vielzahl an Augen, wie wir gesagt haben, auf den Vatikan gerichtet, und insbesondere auf den Schornstein, aus dem das erste Signal kommen würde, als plötzlich in der Stunde des „Ave-Maria", das heißt, in der Stunde, wenn der Tag zu schwinden beginnt, Schreie aus der Menge, gemischt mit Gelächter anschwollen, ein dissonantes Murmeln von Drohungen und Spott, dessen Ursache ist, dass sie gerade an der Spitze des Schornsteins einen dünnen Rauch wahrgenommen hatte, der wie eine leichte Wolke senkrecht in den Himmel zu steigen schien.

    Dieser Rauch verkündete, dass Rom immer noch ohne Herrn, und dass die Welt immer noch ohne Papst war, denn dies war der Rauch der Stimmzettel, die verbrannt wurden, ein Beweis, dass die Kardinäle noch nicht zu einer Einigung gekommen waren.

    Kaum war dieser Rauch erschienen, um fast sofort wieder zu entschwinden, als die ganze zahllose Menge, wissend, dass es nichts anderes mehr zu erwarten gab, und dass alles bis um zehn Uhr am nächsten Morgen gesagt und getan war.

    Die Zeit, wenn die Kardinäle ihre erste Abstimmung abhalten würden, ging; in einem Tumult aus lautem Scherz, so wie sie es nach der letzten Rakete eines Feuerwerkes getan hätte; sodass von einer Minute zur anderen niemand mehr dort war, wo eine Viertelstunde zuvor eine aufgeregte Menschenmenge gewesen war, außer ein paar neugierigen Nachzüglern, die in der Nachbarschaft wohnten oder auf der Piazza selbst; die weniger in Eile, als der Rest waren, um wieder in ihre Häuser zu kommen.

    Nach und nach, verringerten sich diese letzten Gruppen unmerklich, da es gerade halb zehn geschlagen hatte, und zu dieser Stunde die Straßen von Rom bereits begannen weit davon entfernt zu sein, als sicher zu gelten; dann, nach diesen Gruppen folgten, einige einsame Passanten eilenden Schrittes; eine Tür nach der anderen wurde geschlossen, eine Fenster nach dem anderen verfinsterte sich; schließlich, als es zehn Uhr schlug, wurden alle Häuser, Plätze und Straßen in tiefste Dunkelheit gestürzt, mit der einzigen Ausnahme eines Fensters im Vatikan, wo eine Lampe gesehen werden konnte, die hartnäckig Mahnwache hielt.

    In diesem Moment stand ein Mann, in einen Mantel gehüllt, wie ein Geist gegen eine der Säulen der unvollendeten Basilika gelehnt, und glitt langsam und vorsichtig zwischen den Steinen durch, die rund um das Fundament der neuen Kirche lagen, rückte bis zum Brunnen vor, welcher die Mitte des Platzes bildete, der Ort, wo der Obelisk jetzt errichtet ist, von dem wir bereits gesprochen haben, als er diese Stelle erreichte, blieb er stehen, doppelt durch die Dunkelheit der Nacht und den Schatten des Monuments verborgen, und nach einer Umschau, um zu sehen, ob er wirklich allein war, zog er sein Schwert und zog mit seiner Spitze drei Mal über das Pflaster des Platzes, dass die Funken flogen.

    Dieses Signal war, wie für Signale üblich, nicht unbeantwortet geblieben. Die letzte Lampe, die im Vatikan noch Virgil gehalten hatte, ging aus, und im gleichen Augenblick wurde ein Objekt aus dem Fenster geworfen, das ein paar Schritte von dem jungen Mann im Mantel landete. Er, durch den silbrigen Ton bei der Berührung mit den Fliesen geleitet, verlor keine Zeit, seine Hände trotz der Finsternis auf es zu legen, und eilte, als er es in seinem Besitz hatte schnell weg.

    So ging der Unbekannte ohne sich umzudrehen den halben Borgo Vecchio entlang; dann aber bog er sich nach rechts und nahm eine Straße an deren anderem Ende eine Madonna mit einer Lampe stand.

    Er näherte sich dem Licht, und zog aus seiner Tasche den Gegenstand, den er aufgehoben hatte. Es war nichts anderes als eine römische Kronenmünze, aber diese Krone konnte aufgeschraubt werden. In einem Hohlraum verborgen verbarg sich ein Brief, den der Mann, an den er gerichtet war zu lesen begann. Die Gefahr erkennend, hier erkannt zu werden, war groß. Doch auch in seiner Eile wollte er wissen, was der Brief enthielt.

    Wir sagen, auf die Gefahr, erkannt zu werden, denn in seinem Eifer hatte der Empfänger dieses nächtlichen Schreibens die Kapuze seines Umhangs zurückgeworfen; und da sein Kopf vollständig im Lichtkreis der Lampe war. Es war leicht, den Kopf eines schönen jungen Mannes von etwa fünf- oder sechsundzwanzig Jahren, in ein lila Wams gekleidet, dessen Schultern und Ellenbogen so geschlitzt war, dass das Hemd durchschien, und auf dem Kopf eine Kappe der gleichen Farbe tragend mit einer langen schwarzen Feder die auf seine Schulter fiel, zu unterscheiden.

    Es ist wahr, dass er dort nicht lange stand, denn kaum hatte er den Brief, oder besser die Nachricht, die er gerade auf so seltsame und geheimnisvolle Art und Weise erhalten hat, gelesen, als er sie in ihren silbernen Behälter zurücklegte, und seinen Umhang so richtete, dass er den unteren Teil seines Gesichts verbarg. Dann setzte er seinen Spaziergang mit schnellem Schritt fort, überquerte den Borgo San Spirito, und nahm die Via Longara, der er bis zur Kirche von Regina Coeli folgte.

    Als er an diesem Ort angekommen war, klopfte er mit drei schnelle Schläge an die Tür eines Hauses von gutem Aussehen, die sofort geöffnet wurde; dann, nach langsamem Erklimmen der Treppe, trat er in ein Zimmer, in dem zwei Frauen ihn mit so offener Ungeduld erwarteten, dass sie zusammen ausriefen, als sie ihn sahen:

    „Nun, Francesco, was gibt es Neues?"

    „Gute Nachrichten, meine Mutter, gut, meine Schwester, antwortete der junge Mann, die eine küssend und der anderen seine Hand gebend. „Unser Vater hat heute drei Stimmen gewonnen, aber er braucht noch sechs, um die Mehrheit zu haben.

    „Dann gibt es keine Möglichkeit, sie zu kaufen?" rief der ältere der beiden Frauen, während die jüngere, statt zu sprechen, mit ihrem Blick fragte.

    „Sicher, meine Mutter, sicher, antwortete der junge Mann, „und es ist genau das, worüber mein Vater nachgedacht hat. Er gibt Kardinal Orsini seinen Palast in Rom und seine zwei Burgen von Monticello und Soriano; Kardinal Colanna seine Abtei von Subiaca, er gibt Kardinal Sant' Angelo das Bistum Porto, samt Ausstattung und Vorräten, dem Kardinal von Parma die Stadt Nepi, dem Kardinal von Genua die Kirche Santa-Maria-in-Via-Lata, und schließlich, Kardinal Savelli die Kirche Santa-Maria-Maggiore und die Stadt Civita Castellana. Soweit es Kardinal Ascanio Sforza betrifft, weiß dieser bereits, dass wir vorgestern zu seinem Haus vier Maultiere, beladen mit Silber und Geschirr schickten, und aus diesem Schatz sollen fünftausend Dukaten an den Kardinal Patriarch von Venedig gegeben werden.

    „Aber wie sollen wir die Anderen die Absichten Rodrigos wissen lassen?", fragte die ältere der beiden Frauen.

    „Mein Vater hat für alles vorgesorgt, und schlägt eine einfache Methode vor; Du weißt, meine Mutter, mit welcher Zeremonie das Abendessen der Kardinäle hineingetragen wird?"

    „Ja, auf einer Trage, in einem großen Korb mit dem Wappen des Kardinals, für den das Essen zubereitet wurde."

    „Mein Vater hat den Bischof, der sie durchsucht bestochen: Morgen ist ein Fest-tag für die Kardinäle Orsini, Colonna, Savelli, Sant' Angelo, und die Kardinäle von Parma und Genua, Hühner werden als heißes Fleisch geschickt werden, und jedes Huhn enthält eine ordnungsgemäße Schenkungsurkunde über

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