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Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa: Bebildertes Reisebuch
Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa: Bebildertes Reisebuch
Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa: Bebildertes Reisebuch
eBook283 Seiten3 Stunden

Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa: Bebildertes Reisebuch

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Über dieses E-Book

Wie kommt ein junger Mann auf die Idee, sich aus unserer doch so weiten Welt das eher kleine Europa herauszusuchen und dafür umso intensiver – zu Fuß – und mit umfangreichem Outdoorwissen zu bereisen?
Zuerst marschierte er 2009 durch Westeuropa, 2011 und 2012 durch Südeuropa. Dabei lernte er neben vielseitigster Natur und oft waaghalsigen Momenten auch die Kulturen und Menschen sowie sämtliches Essbares am Wegesrand intensiv kennen. Das Ende seiner 2. Reise bewältigte er mit dem griechischen Esel Orpheus.
Insgesamt 12.500 Kilometer, 26 Monate und 7 Paar abgelaufene Wanderschuhe voller Erfahrungen warten auf Sie.
Zusätzlich in dieser Auflage erwarten Sie 2 Überraschungskapitel am Ende.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum18. Mai 2021
ISBN9783754122679
Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa: Bebildertes Reisebuch

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    Buchvorschau

    Zu Fuß und mit Esel durch halb Europa - Danny Fränkel

    Danny Fränkel

    14.000 Kilometer zu Fuß und Huf

    durch halb Europa

    Buch

    Wie kommt ein junger Mann auf die Idee, sich aus unserer doch so weiten Welt das eher kleine Europa herauszusuchen und dafür umso intensiver – zu Fuß – und mit umfangreichem Outdoorwissen zu bereisen?

    Zuerst marschierte er acht Monate durch Westeuropa, dann weitere eineinhalb Jahre durch Südeuropa. Dabei lernte er neben vielseitigster Natur und oft waaghalsigen Momenten auch die Kulturen und Menschen sowie sämtliches Essbares am Wegesrand intensiv kennen. Das Ende seiner zweiten Reise bewältigte er mit dem griechischen Esel Orpheus.

    Insgesamt 14.000 Kilometer, 29 Monate und 7 Paar abgelaufene Wanderschuhe voller Erfahrungen warten auf Sie.

    Zusätzlich in dieser Auflage erwarten Sie zwei Überraschungskapitel am Ende.

    Autor

    Danny Fränkel erkrankte 2008 an einem Beinahe-Magendurchbruch, verursacht vom Stress in der Industrie und den Giftstoffen. Darum wälzte er sein gesamtes Leben um, kündigte und wanderte weit weit weg.

    Sehr weit, wie sie in diesem Buch erfahren. Von der Heilung des Geschwürs bis hin zur Selbstfindung brauchte er sechs Jahre, wo dieses Buch enden wird.

    Zwischenzeitlich bewies er sich als Alternativbauer und Selbstversorger in Kroatien.

    Heute arbeitet er als Landschaftpfleger in Mitteldeutschland.

    Eigenverlag Danny Fränkel

    Genehmigte E-Book-Ausgabe No. 1

    Alle Rechte vorbehalten bei Danny Fränkel

    2. Auflage 2020

    ISBN 978-3-00-040597-6

    E-Mail: danny-fraenkel@web.de

    Danny Fränkel

    14.000 Kilometer zu Fuß und Huf

    durch halb Europa

    Die Reisen eines jungen Mannes um den Kampf zum Erhalt von Gesundheit, Umweltbewusstsein und der Suche nach seiner Bestimmung

    In Gedenken an

    meinem verstorbenen Esel Orpheus, der die Last von meinen Schultern abnahm und ein treuerer Gefährte über viele Jahre hinweg nicht hätte sein können. Dein einem Nebelhorn gleicher Ruf fehlt mir sehr.

    sv01 (119-2)

    Grüne Strecke: Westeuropa-Wanderung

    Gelbe Strecke: Südeuropa-Wanderung

    Gepunktete Strecken: Öffentliche Verkehrsmittel / Fähre

    Vorwort

    Ich bin Individualreisender. Die 14.000 Kilometer, deren Abenteuer ich in diesen Reiseberichten schildere, erkundete ich anfangs mit meinem Neunzigliter-Rucksack (Fassung von zwanzig bis fünfundzwanzig Kilogramm), zum Ende der Reisen mit meinem Esel Orpheus. Dabei behielt ich stets klare Sichtweise, was meine Fotoaufnahmen durch Leica- und Zeiss-Kameratechnik untermalen.

    Beginnend mit den Vorbereitungen zur ersten Extremwanderung möchte ich Sie entführen in die im Frühjahr prächtig aufkeimenden, bergig bewaldeten Beneluxstaaten, bis es in der Niederlande flach und sandig wird; wo Kanäle und herrlich schattige Kiefernwälder das Land säumen, ebenso wie wilde Strände.

    Im obersten England bereisen wir zusammen das malerische Pennine-Mittelgebirge mit Wasserfällen und Schluchten, voller traditioneller Dörfer und Städte.

    Gastlichkeit erlebte ich sehr stark in Schottland mit einem bunten Kulturfestival, schottischen Whiskyproblemen, sowie unstetem Wetter und der wilden Schönheit am Loch Lomond, dem größten See Schottlands in den West-Highlands. Hier begegnete ich interessanten und herzlichen Menschen.

    Aber nur halb in dieses Land verliebt verschlug es mich auf die teils stark befahrenen Freizeitstraßen Irlands, wo ich dafür erneut freundlichen Menschen begegnete und den atemberaubenden Wicklow-Mointain-Nationalpark durchwanderte.

    Über die See kam ich nach Frankreich, erkundete vorerst die zerklüfteten Küsten im Westen, dann das Innere der grün und herbstlich bunten Bretagne, die von tausenden Wasseradern durchzogen wird. Zum Ende der Erkundung Westeuropas folgte ich Jakobswegen durch Feldland, Weingebieten, den hiesigen Kiefernwald um ‚Bordeaux’ bis hin in die atemberaubenden Pyrenäen, die mich mit Ihrer Schönheit und den Gebirgshöhen faszinierten. Leider unterbrach ich hier – wegen im Buch geschilderter Probleme – meine erste Extremwanderung.

    Das Reisefieber und die Sehnsucht verflogen nie, zumal mich die Zuschauer meiner Live-Diashows stets ermutigten. Darum brach ich im Februar 2011 erneut auf. Diesmal knapp zwei Jahre lang, um Südeuropa zu erkunden und für mein Publikum intensiver denn je festzuhalten.

    Zuerst mit meiner alteingebrachten Ausrüstung genoss ich die andauernd wachsenden Südfrüchte Portugals und erwanderte den Jakobsweg Spaniens in die entgegengesetzte Richtung, wobei ich den oft unangenehmen Touristenstrom und den Straßen mit gesunder Skepsis begegnete. Auf diesem Weg hielt ich alle erdenklich spanischen Landschaften fest: Von Halbwüsten zu Weinbergen und Gebirgen.

    Als ich in die Pyrenäen zurückkehrte, bestieg ich sie in Frankreich für sechs Wochen intensiv (die damalige Liebe war über ein Jahr hinweg nie erloschen.), von oft 0 auf 2.600 Höhenmeter, mit wildester Schönheit der Tier- und Gebirgswelt, vereisten Bergkämmen, malerischen Seen und kräftezehrendem Wetter. Nach diesen eineinhalb Monaten ließen meine Knie nach und ich folgte wieder alten Jakobswegen durch Südfrankreich, wo ich intensiv mit den Menschen in Kontakt kam, mehr Freundlichkeit als 2009 in Frankreich erfuhr sowie atemberaubende Landschaften wie das Languedoc- und Westalpen-Gebirge, die künstlerisch anregende Provence und das Leben am Fluss Rhône.

    Schließlich gelangte ich in die südliche Schweiz an den Genfer See. Nach Kameraproblemen stattete ich seither immer wieder der Presse einen Besuch ab, was mir so manchen Vorteil beschaffte. Ich folgte Pilgerwegen entlang des Genfer Sees, musste drei Wochen durchweg dreißig bis fünfundreißig Grad Celsius bei stets blechendem Sonnenschein überstehen, und kam auf der ‚Via Francigena’  vom Genfer See in das beweinte Alpengebirge zurück, nach Italien:

    Dort erklomm ich das hiesige Mont-Blanc-Massiv (höchster Berg Südeuropas) und marschierte Richtung ‚Rom’ durch das Aosta-Tal, wo ich oft sehr einladende Italiener kennen lernten. Plötzlich musste ich 200 Kilometer durch die flache Poebene, wo neben Reis auch Feigen wuchsen (um nur eine Frucht zu nennen). Dafür hastete ich zwei Wochen ohne Rast durch diese Monotonie und einer Insektenplage, die mir die Zeit zur wahren Hölle machte. Im leicht windigen, anspruchsvolleren Apenninen-Gebirge zweigte ich nahe ‚La Spezia’ an die Mittelmeer-Rivera für gute Fotos ab. Zurück auf dem Pilgerweg quälten mich fünfzig Kilometer am Stück gefährliche Fernstraßen. Danach verließ ich den Weg erneut, ging nach ‚Florenz’ und kehrte zurück in die Apenninen, wo ich auf 800 Höhenmetern fernab von Straßenlärm und Zivilisation zwei Monate auf einem Hof für Kost und Logis arbeitete. Danach marschierte ich im regelrechten Dauerlauf einen Monat durch die malerische Toskana bis nach ‚Rom’, damit ich pünktlich zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag im neuen Jahr 2012 erreichte. Leider peinigte mich dadurch eine extreme Knorpelabnutzung im linken Fußgelenk, sodass ich es vier Wochen ausheilen lassen musste. Anschließend stieß eine Wanderbegleiterin aus Jena zu mir, mit der ich den härtesten Winter seit siebenundzwanzig Jahren in Italien erlebte. Wir entkamen der Kälte mit Billigzügen nach Sizilien.

    Kaum war der Winter vorbei setzten wir Anfang März 2012 nach Albanien über, wo wir die herzlichsten Begegnungen, aber auch eine große Armut Europas erlebten. Nach den Gebirgserkundungen marschierten wir in die Krise von Griechenland, wo wir durch das Pindosgebirge bis nahe zum Olymp gelangten. Auf der Halbinsel ‚Chalkidiki’ erwarb ich mir dann den Esel Orpheus, der seither mein Gepäck tragen sollte. Nach viel bürokratischen Raufereien (Tierpass, Tragegestell, Schuhe für den Esel) und der Trennung von meiner Begleiterin, marschierten Orpheus und ich wieder gen Heimat.

    Über Bulgarien – ein sehr alternatives und armes Land – gelangte wir über den Westbalkan nach Serbien.

    Dort wurden wir im ganzen Aufenthalt in beinahe jedem Ort eingeladen. Fernsehteam und Paparazzi filmten uns. Hier erlebte ich eine Mentalität, die mein westliches Denken fast endgültig zerschlug, wo man sich heimisch fühlte – trotz der Sprachbarrieren – und sicherer denn je.

    Wir verließen das Land mit Grenzproblemen über Kroatien, wo mir die Hitzewelle von vierzig Grad Celsius während zwei Wochen durchweg die Konzentration raubte.

    Illegal gelangten wir nach Slowenien. Hier erlebte ich den Kulturschock der EU wieder und sehnte mich nach der Gastlichkeit Osteuropa zurück.

    In Österreich angekommen nahm ich seither stets Kontakt zu Medien auf. Bis zu den Tauern begleiteten uns freundliche Menschen, was sich ab der Grenzüberquerung zu Deutschland und später noch einmal zu Tschechien gegen viele schlecht denkende Menschen ablöste.

    Mit Medientrubel gelangten wir an den Grenzen zu Österreich und Tschechien sowie über den Kolonnenweg bis zum 03. Oktober 2012 zur großen Grenzlandwanderung in ‚Hirschberg an der Saale’, wo 400 Teilnehmer den Abschluss dieser zweite Erlebnisreise durch Europa bildeten.

    Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.

    ‚WESTEUROPA allein und zu Fuß erkundet’

    Kapitel 1

    Vorbereitungen und Zweifel zur ersten großen Tour

    Europa. Wenn wir den Namen hören, denken wir an nichts Besonderes. Dabei bietet unsere Heimat weitaus mehr, als wir uns vorstellen. Dies habe ich bewiesen: Denn 14.000 Kilometer liegen hinter mir. Ich habe vierundzwanzig europäische Staaten durchwandert, Menschen und Kulturen kennengelernt und viele prägende Eindrücke gewonnen. Auch peinigte mich oft die Einsamkeit. Zudem marschierte ich anfangs mit einem 20-Kilogramm-Rucksack oft 25 Kilometer pro Tag. Warum aber habe ich mir diese Bürde auferlegt?

    Fünf Jahre hatte ich in einem abgeschotteten, chemieversetzten und stressigen Produktionsbetrieb gearbeitet. Meine Lebensweise war damals wie die meiner Kollegen: Es waren Träume wie vom schönen Auto und Haus, Freundin, leckerem Essen – bloß dass ich gern in die Natur ging und schrieb: Wie mir erst während meinen Reisen bewusst wurde tat ich das, um mich vom Frust der Arbeit und der Arroganz abzulenken, die mich in unserem westlichen System nie losließ und mich zum ewigen Nachgrübeln brachte.

    Im fünften Jahr hatte ich jeden Morgen mit Magenkrämpfen zu kämpfen. Dies war mitunter durch den Stress und stetigen Schichtwechsel eingetreten, da mein Körper keine Ahnung mehr hatte, was sein richtiger Rhythmus war. Man nennt den Magen nicht umsonst das zweite Gehirn. Mir gab er vor dem Ausbruch eines Geschwürs und Magenbluten zu verstehen: ‚Schluss! Ziehe jetzt die Notleine, solang du noch kannst.’ Ließ ich anschließend den Arbeitsvertrag nicht auslaufen, hätte ich heute Magenkrebs oder den Darm als Magenersatz, wäre nur noch ein halbes Wrack, das man dennoch weiterhin in solche Betriebe vermitteln kann. Damit aber war Schluss.

    Wie sollte es weitergehen, wird sich jeder fragen? Mein Plan war zu wandern, da es mir nach oder vor der Arbeit stets Befriedigung brachte und mich die Hektik und den lauten Stadtlärm, in der Natur vergessen ließ. Da ich die große Welt nicht kannte, wollte ich mit dem beginnen, wo mir kein Kulturschock drohte: Westeuropa war dafür ideal, und vor allem auch sehenswert, wie Schottland und mehr.

    Ich war zudem fasziniert von Ikonen wie Rüdiger Nehberg und anderen Freidenkern. Denn: Wer von uns hat noch nie davon geträumt, alles einfach hinter sich zu lassen, seinen Hausrat zu schultern und loszuziehen? Und seinen eigenen Weg zu bezwingen. Dies war ich im Begriff zu wagen.

    Doch kamen rasch die Zweifel: Woher nehme ich das Geld? Gefährde ich mit meinem Ausbruch meine Zukunft, gar meine Gesundheit?

    Nach der Entlassung aus meinem Betrieb, in dem ich meinen Facharbeiter zum Holzmechaniker gemeistert und insgesamt fünf Jahre gearbeitet hatte, wurde mir eines klar: Die Türen standen offen. Mit diesem Ansporn, dass ich mein Leben nicht der Ausbeute verdingen wollte, stellten sich die Zweifel als anfängliche Ausreden heraus. Ich war jung, ungebunden und voller Ungeduld. Die Wohnung war schnell gekündigt.

    Natürlich musste ich vielerlei vorbereiten. So legte ich mir meine Ausrüstung zu, die ich als Hausrat mit mir tragen würde. Auf dem ‚Rennsteig’-Höhenweg im Thüringer Wald testete ich ein halbes Jahr vor dem Start meinen Neunzigliter-Rucksack, Schlafsack, Zelt, Solarlader und weitere Kleinigkeiten. Mit dieser Ausrüstung hoffte ich, mich größtenteils frei von der Gesellschaft zu bewegen – ohne teure Herbergen, Flaschenwasser oder Steckdosen.

    Jede Mußestunde wanderte ich damit. Die Spaziergänge im Wald, von Frischluft und natürlicher Stille umgeben, ließen mich entspannen und von meinen schmerzlichen Magenproblemen ablenken.

    Auch sammelte ich Wissen über Essbare Wildpflanzen. Der Naturführer Mike Lenzner aus Blankenberg veranstaltete Exkursionen zu diesem Thema. Von ihm konnte man das verlorene Wissen enthusiastisch aufsaugen wie ein Schwamm.

    Nebenbei zog mich mein ehemaliger Arbeitskollege Frank in die analoge Fotografie hinein, damit ich so meine Reise festhalte und später zu Diavorträgen ausweiten konnte. Trotz unseres modernen Zeitalters hat die altmodische Technik zur Digitalen noch viele Vorteile: Die Kameras verschlingen kaum Strom, wiegen nicht viel und erzielen eine deutlichere Tiefenschärfe als bei guten Digitalkameras damals möglich war. Überzeugt legte ich mir einen Qualitäts-Fotoapparat von ‚Leica’ und ‚Zeiss’ zu. Auch besuchte ich viele Diavorträge, um mir entsprechendes Präsentationswissen anzueignen.

    Während der Recherche und Routenplanung lernte ich aus einem Survival-Buch und durch den Jugendverein ‚NAJU’ einige Outdoor-Tricks. Ich härtete mich durch Fitness, Wechselduschen und Eisbaden ab. Auch suchte ich Begleiter, die mit mir reisen wollten. Als ich mich mit einer Hand voll getroffen hatte, sagten einige wieder ab. Einzig eine Frau mit Sohn wollte mich zum Anfang begleiten. Ich war optimistisch.

    Als mir im Januar 2009 ein Freund eine Website für die Reise erstellte, nahm mein Plan immer deutlicher Form an. Einerseits brannten meine Füße auf den Start. Andererseits fragte ich mich nun: Wo habe ich mich da hineingeritten? Meine Wohnung hatte ich schon gekündigt. Also hielt ich an meinem Plan fest.

    Bis über Ostern hinaus übte ich, holte Impfungen ein und schloss mit der Bürokratie (Krankenversicherung und Abmeldung von der Arbeitsagentur) ab.

    Obwohl gerade meine Eltern von meiner Reise nicht begeistert waren, gab ich noch ein großes Abschlussessen. Dabei konnte ich sie mit einer Rede und der Erläuterung meines Plans beschwichtigen.

    Am 26. April 2009 war es soweit: Unter blühenden Kirschbäumen verabschiedete ich mich von meiner Familie. Doch als auch meine beiden Anfangsbegleiter absagten, wurde ich bewegungslos. Wofür aber hatte ich soviel aufgegeben, ein halbes Leben zerstört? So stieg ich in den Zug. Mein Ziel war ‚Wetzlar’ (bei Frankfurt / Main). Dort hatte ich meinen letzten Traum beim Verlag meines Romans gelassen. Und ersetzte ihn von hier aus durch einen neuen. Es war ein für mich symbolträchtiger Ort, da Wetzlar zugleich Sitz der ‚Carl-Zeiss’- und ‚Leica’-Kameratechnik ist, mit der ich meine Reisen seither neben dem Reisetagebuch festhielt. So marschierte ich los: Für ein ‚neues’ Leben.

    Damals war ich erst zweiundzwanzig Jahre alt.

    Kapitel 2

    Start aus der Mitte Deutschlands

    April 2009> Mit sämtlicher Ausrüstung auf dem Rücken wanderte ich schon frühmorgens in ‚Wetzlar’ (Bundesland Hessen) los. Wetzlar ist die ehemalige Reichsstadt Hessens und war Sitz des Reichskammergerichts.

    Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten befinden sich in der historischen Altstadt mit dem romanisch-gotischen Dom, den Museen und den restaurierten Fachwerkhäusern. Die Altstadt zieht sich mit Gassen und kleinen Plätzen terrassenförmig zur Lahn und zur alten Lahnbrücke hinab. Stellenweise ist noch eine gut erhaltene Stadtmauer zu sehen, deren Verlauf größtenteils von Parkanlagen gesäumt wird.

    Kulturelle Höhepunkte sind die Wetzlarer Festspiele, die ‚Internationalen Gitarrentage Wetzlar’ und die Phantastiktage. Der Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar ist ein Literaturpreis, der seit 1983 jährlich vergeben wird. Kulturelle Einrichtungen sind die Stadthalle mit dem Theatersaal, die Rittal-Arena-Wetzlar mit Konzerten, Sportveranstaltungen und Shows sowie die Phantastische Bibliothek, die weltweit größte öffentlich zugängliche Bibliothek für Science-Fiction-, Fantasy-, Utopisch, Horror-, Phantastik-, Reise- und Abenteuerliteratur sowie Märchen, Sagen und Mythen.

    Eine Reihe von Institutionen und Vereinen für Geschichte, Heimat und Brauchtum ist engagiert, Bräuche zu erhalten, Geschichte und Geschichten erlebbar zu machen sowie kulturelle Vielfalt zu schaffen.

    Kaum folgte ich dem Fluss ‚Lahn’, keimte meine Umgebung im satten Grün der Mischwälder auf. Genauso offenbarten mir die Schluchten des Tals phänomenale Aussichten.

    Dafür hatte ich anfangs noch mit Problemen zu kämpfen: Mir fiel die Umgewöhnung schwer. Der Zwanzigkilogramm-Rucksack scheuerte oft. Zudem marschierte ich oft acht bis zehn Stunden pro Tag. Auch die Orientierung auf Brot, Haferflocken und Wildpflanzen fiel mir anfangs schwer. Ebenso bürstete ich an allwöchentlichen Ruhetagen meine Wäsche in Fließgewässern. Mit innerer Ausdauer und den Kompromissen gewöhnte ich mich rasch daran.

    Mein Trinkwasser bezog ich seither mithilfe eines Filters aus Bächen und Rinnsalen; oder zur Not aus Wasserleitungen der Friedhöfe. Ich lud meine Akkus (für Stirnlampe, Handy und den Kamera-Blitz) per Solar auf. Allein in Deutschland bestand meine Möglichkeit, noch in Schutz- oder Grillhütten an den Seiten der Wanderwege zu schlafen. In letzteren kochte ich mir ab und zu Nudeln und Tee am Lagerfeuer.

    Trotz der einschneidenden Schluchten der Flüsse wurde der mühsame Aufstieg oft durch Highlights (wie die Aussicht oder bunte Eidechsen) belohnt. Jedoch verlief ich mich häufig. Neben mangelnden Kartendetails (Maßstab 1:50.000) fehlten auch manchmal die Wegmarkierungen. Diese waren verwaschen oder verwuchert. Allein mit Kompass und Logik fand ich meist auf meine Route zurück.

    In ‚Koblenz’ (Rheinland-Pfalz) ärgerte ich mich dafür stark mit der Post: Meine Eltern hatten mir Zusatzausrüstung (Regenhose etc.) dorthin geschickt. Frech sagte man mir am Schalter: „Es werden neuerdings nur noch Briefe postgelagert. Ihr Päckchen ging zurück." Frustriert und ohne Paket verließ ich die Stadt.

    So wechselte ich meine Strecke auf die Weinberge des ‚Mosel’-Verlaufs. Das Grün war dafür faden Reben gewichen. Auch regnete es nun ständig. Mich übermannte eine innere Melancholie: Neben dem Frust musste ich alles Praktische ‚allein’ machen. Jeden Abend wollte ich eine Schutzhütte erreichen. Zudem zehrten das Rucksackgewicht und der Marsch an meinen Kräften.

    Als Ablenkung schnitzte ich einen Indianerkopf als Geburtstagsgeschenk für meine Schwester, was mir eine gut einzentimeter tiefe Schnittwunde in den Finger bescherte. Durch die Wildpflanzen verheilte diese dagegen wieder sehr gut.

    In einer Buchhandlung ‚Traben-Trarbachs’ mit ‚Hermes’-Paketdienst glückte dann die Paketannahme. Eine kuriose Begegnung der Handlung waren die Betreiberin Conny mit ihrem Labradorhund Paul: ‚Beide’ war Vegetarier. Die Unterhaltung mit einer Frau, die meinen Ausstieg (unter wenigen) verstand, brachte mir neuen Auftrieb zum Weiterlaufen.

    Etwas vom Regen durchweicht, erreichte ich als letzte große Deutschlandetappe die Römerstadt ‚Trier’. Die Stadt wurde vor mehr als 2.000 Jahren unter dem Namen ‚Augusta Treverorum’ (ab der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts Treveris) gegründet und beansprucht den Titel der ältesten Stadt Deutschlands für sich. Trier beruft sich hierbei auf die längste Geschichte als bereits von den Römern anerkannte Stadt.

    Die Römischen Baudenkmäler in Trier – bestehend aus Amphitheater, Barbarathermen, Kaiserthermen, Konstantinbasilika, Porta Nigra, Römerbrücke, Igeler Säule, Dom sowie die Liebfrauenkirche – zählen seit 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

    Dort besuchte ich im Sonnenschein einige Sehenswürdigkeiten wie die Kaisertherme, bevor ich das sich nördlich erhebende Rotsandsteingebirge erklomm. Darin waren oft Höhlen eingemeißelt, die ich ohne Rucksack erklomm und bestaunte.

    Wenige Tage später jedoch verlangte plötzlich meine Krankenversicherung Rückzahlungen im dreistelligen Bereich. Ich stand kurz vor der Luxemburgischen Grenze. Und Dank der Nachricht auch davor, abzubrechen. Bloß hatte ich zu viel für diese Reise aufgegeben. Ich ließ meinen jetzigen Alltag darum lieber von der Angst bestimmen, als zum Rückzug.

    Nach ‚Wallendorf’ betrat ich die Brücke zu Luxemburg über den Fluss ‚Sauer’. Hierauf schmunzelte ich nur: „Ein großer Schritt für mich, ein kleiner für die Menschheit."

    Abends schließlich lauschte ich dem vielfältigsten Zwitschern der Vögel. Das sollte mir kein Amt streitig machen.

    Kapitel 3

    Einsam in Luxemburg

    Mai 2009> Bevor ich die deutsch-luxemburgische Grenze überschritt, fielen mir bereits die gelben Nummernschilder der Fahrzeuge auf. Ohne Zollkontrollen (wie in der ganzen EU) konnte ich ohne Probleme – etwas aufgeregt – das kleine Land beschreiten. Rasch änderte sich die Kultur: Die Sprachen variierten nun in Deutsch, Französisch (was von den meisten gesprochen wurde) und Letzeburgisch. Somit fiel mir auch die Kommunikation schwerer.

    Ich folgte im oberen Luxemburgkreis ‚Diekirch’ dem Fluss ‚Sauer’, der sich mit verschiedensten Windungsformen und Schluchten von Ost nach West erstreckt und in die Mosel mündet.

    Warum ich hauptsächlich in Gewässergegend marschierte war simpel: Von den einmündenden Bächen filterte ich genießbares und sauberes Trinkwasser, gerade an Rasttagen. Zudem wuchsen dort die häufigsten Wildpflanzen; im Frühjahr nun in üppigster Pracht.

    Der Nachteil von eingeschnittenen Flusstälern ist, dass sie sich nicht richtig erwärmen. So schlug ich mein Lager meist an ebenen, hohen Kamm-Abschnitten auf. Der Luxus der vor Unwetter bewahrenden Schutzhütten verschwand nach dem Grenzübertritt. Leider auch für den größten Teil meiner Reise.

    Seither baute ich jeden Abend und gut im gleichfarbigen Walddickicht versteckt mein Zelt auf, was mir anfangs einige Probleme verursachte. Mit der Zeit kehrte auch in diese Umstellung Routine ein. Zudem konnte ich mich nun schier überall aufbauen, statt die tägliche Distanz zu einer festen Schutzhütte einzuhalten, was mich noch etwas freier

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