The Fulfillment: Im Anfang war das Wort
Von Rüdiger Marmulla
()
Über dieses E-Book
Mehr von Rüdiger Marmulla lesen
Beautiful Lights: Auf den Flügeln der Morgenröte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeep Dream: Ein medizinethischer Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLars' Diary: Das Geheimnis meiner großen Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie The Fulfillment
Ähnliche E-Books
Gedankentransporter: Science-Fiction Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Lachen der Götter: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs gibt keinen Tod: Warum wir unsterblich sind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Jahr ohne dich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGedanken, Verse, Geschichten: An manchen Tagen bin ich der Schmied, hab keine Glut in meinem Feuer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Wellengang: Gedanken zur Corona-Pandemie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStimmabgabe: Ich gebe Ihnen meine Stimme. Bitte gehen Sie sorgsam damit um Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIns Weite: Gedanken zur Corona-Pandemie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeuer ins Herz: Wie ich lernte, mit der Angst zu tanzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOstkreuz: Ein Berlin Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen auf dem Zauberberg: Meine Geschichte von Tuberkulose und Heilung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Herd und Schreibmaschine: Tages- und andere Notizen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKántarellas Lichtgestalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNicht mit uns: Wie ich mit meiner Tochter untertauchte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpur zum Fjord Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKopfsprung ins Herz: Als Old Man Coyote das Schulsystem sprengte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdkörper Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMax' abenteierliche Reise zum Ich: Eine kurze weite Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Wesentlichen Nichts Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDraußen war Sommer...: Ein Jahr in Angst und Zwang. Ein Tagebuch geprägt von Liebe, Stress und Glück, Zwängen und Angst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Leben und Regen in Wuppertal Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAugenblicke: Gedichte und Kurzprosa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlinda North: Ichthys One: Mystery-Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Flüstern der Moosglöckchen: Band 1 der märchenhaften Urban Fantasy Dilogie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo Menschen schöner morden: Eine kriminelle Tour durch Freiburg und Südbaden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie vergessene Insel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSonderbare Todesfälle: Geschichten vom Verschwinden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFazit eines Besuchers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJans Weg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo hat es angefangen: Kurzgeschichten aus der Kindheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Science-Fiction für Sie
Perry - unser Mann im All 131: Heisser Tanz auf Terra: Perry Rhodan Comic Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband): Erster Band des Zyklus "Die Dritte Macht" Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Beste Von Jules Verne: Reise um die Erde in 80 Tagen + Die Reise zum Mittelpunkt der Erde + Von der Erde zum Mond + Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStarship Troopers: Der Science Fiction Klassiker von Robert A. Heinlein Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Five Nights at Freddy's: Fazbear Frights 1 - In die Grube Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Doctor Who: SHADA Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Red Rising - Das Dunkle Zeitalter Teil 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie große Stille: Erzählungen 1990 bis 2020 Band 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoctor Who: 13 Doktoren, 13 Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer verwunschene Zwilling Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie künstlich ist Intelligenz?: Science-Fiction-Geschichten von morgen und übermorgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRosewater Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Kampf der Ehre (Band 4 im Ring der Zauberei) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Perry Rhodan 1: Unternehmen Stardust: Perry Rhodan-Zyklus "Die Dritte Macht" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeteilt durch Null: Erzählungen 1990 bis 2020 Band 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie ersten Tiger: Zweiter Weltkrieg, Ostfront 1942 - Der schwere Panzer Tiger I greift zum ersten Mal an Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Kaufhaus der Träume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPERRY RHODAN-Sonderband – Das Heft zum 60. Jubiläum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFestmahl der Drachen (Band 3 im Ring der Zauberei) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Red Rising - Asche zu Asche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenQueste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Perry Rhodan 4: Götterdämmerung: Perry Rhodan-Zyklus "Die Dritte Macht" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Utopia 2048: Reise in eine wunderbare Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPlanet der Affen: Originalroman Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Krieg der Welten: Der Science Fiction Klassiker von H.G. Wells als illustrierte Sammlerausgabe in neuer Übersetzung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWelt unter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSühne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gewicht der Ehre (Von Königen Und Zauberern—Buch #3) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFive Nights at Freddy's - Fazbear Frights 2 - Ausverkauft Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5
Rezensionen für The Fulfillment
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
The Fulfillment - Rüdiger Marmulla
The Fulfillment
Vorwort
Vertrauen
Heimat
Pläne
In der Pathologie
Senckenberg
Biomedical Informatics
Funktionshistologie
Die perfekte Ehe
Eklat
Weihnachtszeit
Frühling
D.C.
Frankfurt
Heimkehr
Ein Call aus Genf
Genève Aéroport
Der Pentaquark-Ring
Das Lächeln
Wooden Dome
Die Überraschung
Studentenparty
Neuigkeiten aus Tel Aviv
Goodbye
Das Team
Tag X
Semesterbeginn
Der Effekt
An Lisa
Die Textur
Nachricht von Lisa
Der Fahrstuhl
Notruf
Die Bohrung
Ein weiterer Rettungsversuch
Sein oder Nichtsein
Die Schwere der Tage
Diskussion
Meine Liebe
Plaudereien
Zweites Staatsexamen
In der Neurologie
Frankfurter Stadtgeläut
Streng geheim
Der Aushub
Zurück in Frankfurt
Die Dissertation
Die Diagnose
Studienabschluss
Promotionsprüfung
Sommerurlaub
Meine erste Stelle
Aller Anfang
Ehre
Die Erschütterung
Sarah Mandelzweig
Im Pentaquark-Ring
Tel Aviv
Das Gespräch
Der Rundflug
Tagesroutine
Lichter am Nachthimmel
Der Mann aus dem Himmel
Ein Call aus D.C.
Dulles International Airport
Hoffnung
L.A.
Die Begegnung
Die Nachtmesse
Der neue Morgen
Nach Norden
Amarok
Shopping
Yosemite
Die Suche
Auf der Lichtung
Hergang
Rechtsmedizin
Zurück in L.A.
Lagebesprechung
Der neue Kontakt
Zeitabriss
Aufklärung
Vom Apfelbäumchen
Sommerbild
Recklinghausen
Das Wiedersehen
Hochzeit
Fünfzehnter Geburtstag
Das Signal
Verwundert
Für Francis
Tracking
Enttäuschung
Für Lars
Abschied
Monte Verità
Bagno Pubblico Ascona
Von den Alpen ans Meer
Vom Lago Maggiore zum Ticino
Nach Mailand
Die Fahrt bis Venedig
Arrivederci Venedig
Begegnung mit den Carabinieri
Das Lebenszeichen
Vom Innersten der Welt
Der Verdacht
Alltag
Treffen in Mainz
Der Anwalt
Die neue Stelle
Gelsenkirchen
Der Auszug
Der große Tag
Die Geister
Entschuldige
Bereit
Meine Bilanz
Noahs Bilanz
Jaels Bilanz
Über das Sterben
Unsere Jungen
Die Erfüllung
Die Welt steht Kopf
Der Lauf
Der Kalender
Dank
Stille
Leere
Instabilität
Trost
Alpha und Omega
Epilog
Impressum
Vorwort
Forscher wollen immer dasselbe: Verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Lisa stellt als zukünftige Ärztin den Menschen in den Mittelpunkt ihres Interesses. Ihr Ehemann Lars hingegen schießt mit seiner Kollegin Jael Rosenberg über das Ziel einer bodenständigen Forschung hinaus. Die beiden entdecken einen Effekt, der den Ursprung der Existenz erklären und gleichzeitig ihr Ende einläuten könnte.
Während Lars und Jael Rosenberg um das nackte Überleben kämpfen, erkundet Lisa das Geheimnis jüdischer Prophezeiungen. Trotz räumlicher und zeitlicher Distanz pflegt Lisa den Kontakt zu Lars. Werden sie gemeinsam einen Weg finden? Wird es ein Wiedersehen geben? Gefahr und Faszination verwickeln den Leser in eine andere Realität.
Schockiert und zugleich gebannt gerät der Leser in eine fiktive Geschichte, die auch Realität werden könnte. Erneut schuf der christliche Autor und Meister des Spannungsaufbaus, Rüdiger Marmulla, einen Thriller, der forschungsethische Fragen aufwirft.
Wie wird eine Geschichte enden, deren Verlauf schon die alttestamentlichen Propheten vorausgesagt haben?
Margit Helten, Karlsruhe im Oktober 2021
Vertrauen
Lieber Lars,
die Landschaft unter uns könnte die Peloponnes sein. Die Umrisse sind recht charakteristisch. Du schläfst. Francis hat auch die Augen geschlossen.
Ich muss Dir sagen, dass ich Deine Begeisterung für die Gegend im Jordangraben nicht teilen konnte. Ich sah es Dir an, dass Dein Herz ganz weit und froh war, weil Dir alles so herrlich schien. Ich sah in Deinen Augen, wie glücklich Du warst. Und ich entdeckte in Deiner Freude eine kindliche Unschuld des Herzens. Da habe ich mich entschlossen, Dir ganz neu zu vertrauen. Wenn Du wach wirst, spätestens wenn wir in Frankfurt ankommen, werde ich Dir meine Entscheidung sagen. Ja. Wir werden wieder zusammen wohnen. Wir machen einen Neuanfang.
Ich schaue wieder aus dem Fenster. Die Sonne spiegelt sich im Mittelmeer. Im Flugradar sehe ich, dass wir uns Italien nähern. Noch gute zwei Stunden, und wir werden zuhause sein. Ich glaube, ich höre jetzt auf, in unsere Cloud zu schreiben und schließe ebenfalls noch eine Weile meine Augen.
Ich liebe Dich auch, Lars.
Deine Lisa
Heimat
Die Flugbegleiterin greift zum Mikrofon: „Wir sind im Anflug auf den Rhein-Main Airport. Bitte stellen sie ihre Rückenlehne aufrecht und legen sie ihren Sicherheitsgurt an. Das Wetter in Frankfurt ist warm und trocken. Bitte vergessen sie beim Aussteigen nicht ihr Handgepäck. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Frankfurt und danken ihnen für den Flug mit Lufthansa."
Ich rufe kurz meine Nachrichten auf dem Messenger ab. Ich schaue auch noch in die Cloud. Lisa hat etwas in unser Tagebuch geschrieben. Der Eintrag ist vom Freitag, den 23. Oktober 2043. Ach, das ist ja heute Morgen! Ganz frisch. Ich lese es. Wir werden wieder zusammen wohnen. Und sie liebt mich. Besser könnte es nicht sein. Ich schaue zu Lisa rüber. Ich schenke ihr ein breites Lächeln. Und sie nickt mir zu. Ich fühle mich phantastisch. Wir legen alle unsere Sicherheitsgurte an.
Wir sind im Landeanflug. Wir kommen über Osten rein. Da ist das Müllverbrennungswerk in Heusenstamm. Die Autobahn A3 begleitet uns. Der Monte Scherbelino. Gravenbruch. Der freie Platz, wo früher mal ein Autokino war. Neu-Isenburg. Wald. Viel Wald. Wir überqueren die Autobahn A5. Jetzt geht es ganz schnell. Zaun. Luftbrückendenkmal. Landebahn. Touchdown. Die Wasserstoffturbinen gehen sanft in den Umkehrschub.
„Papa, ich will auch einmal Pilot werden." Francis schaut mich mit großen Augen an.
„Wir werden heute Nachmittag aus den Kissen auf dem Wohnzimmersofa ein Cockpit bauen. Und dann fliegen wir zwei. Ich werde dein Copilot sein."
„Au ja, Papa. Und was nehmen wir als Lenkrad?"
Ich überlege. Dann habe ich eine Idee. „Wir nehmen einen Kleiderbügel aus der Garderobe."
Unser Flugzeug geht am Terminal 3 in die Parkposition. Alle steigen aus. Auch unsere Familie und unsere Freunde, die mit uns nach Israel gereist sind, verlassen den Airbus.
„Wir sehen uns dann am Montag wieder in der Uni, Frau Krönlein." Professor Jürgens, Lisas Doktorvater, verabschiedet sich von uns.
Hannah und Johannes machen sich auf den Heimweg nach Heidelberg. Hannah lächelt. „Diese Reise werden wir nie vergessen."
Lisas Eltern und Heidi nehmen mit uns ein Taxi nach Sachsenhausen. Wir lassen sie zuerst am Deutschherrnufer aussteigen.
Dann geht es zum Sonnenring. Ein gutes Gefühl steigt in mir auf, als Lisa mit dem Keycode die Wohnungstür öffnet. Wieder zuhause. Endlich.
Pläne
„Sag mal, Lars. Was haben eigentlich John und der Dekan vom Virginia Science & Technology Campus in Israel mit dir besprochen?"
„Die beiden wollen, dass ich vorzeitig ein Examen rigorosum ablege."
„Aber du promovierst doch bislang nicht."
„Nein, Lisa. Es geht in diesem Rigorosum allein um den Master-Abschluss meines Studiums."
„Jetzt schon?"
„Ja. Sie planen nach dem Studium irgendetwas mit mir. Aber sie sind da noch nicht mit der Sprache herausgerückt."
„Und wann soll das Rigorosum stattfinden?"
„Nach dem Abschluss des jetzigen Semesters."
„Im März kommt unser zweites Kind zur Welt. Es wäre schön, wenn du bei der Geburt wieder dabei bist. Da würde ich mich sicherer fühlen."
„Ja, Lisa. Das ist klar."
„Ich habe schon einen Namen."
„Ja? Sag."
„Maurice."
„Denkst du an Maurice Ravel?"
„Ja, Lars. Und ich denke an Daphnis et Chloé, die Suite, die wir immer so gern hören."
„Und wenn es ein Mädchen wird?"
„Es wird ein Junge, Lars."
Ich nehme Lisa in die Arme. Zwei Jungen. Das ist wunderbar. Nach einer Weile löse ich mich aus der Umarmung. „Ich bin vom Unterricht bis auf weiteres freigestellt."
„Du nimmst mit deinem Avatar nicht mehr am Tele-Learning des Virginia Science & Technology Campus teil?"
„Nein. John und Professor Williams haben mir auf meinen Messenger jede Menge Literatur gesandt, die ich das kommende Halbjahr durcharbeiten muss. Es wartet viel an Arbeit auf mich. Ich muss mich jetzt konzentriert auf das Rigorosum vorbereiten."
„Aber auf dein gutes Essen muss ich in der Zeit nicht verzichten, oder?"
„Nein, Lisa. Um das Essen kümmere ich mich weiterhin. Das Kochen lasse ich mir nicht nehmen. Nur den Einkauf und den übrigen Haushalt würde ich gern Kerstin anvertrauen. Ich denke, das alles kann sie gut bewerkstelligen."
„Ja. Das verstehe ich. Ich widme mich auch wieder ganz meinem Studium und der Promotion. Gut, dass Maurice in den Semesterferien kommen wird. Und im Sommer nächstes Jahr kommt dann mein Erstes Staatsexamen."
„Du machst gute Schritte voran. Du wirst eine gute Ärztin werden, Lisa. Ich weiß es."
„Danke, Lars, dass du an mich glaubst. Das bedeutet mir so viel."
„Ich weiß, Lisa."
Francis kommt zu uns ins Wohnzimmer gerannt. Er will mit uns kuscheln. Wir nehmen ihn in unsere Mitte und umarmen ihn gemeinsam.
In der Pathologie
Lieber Lars,
hier in der Pathologie ist alles viel vitaler, viel lebendiger als in der Anatomie. Die Leichen in der Pathologie haben nicht die typische Graufärbung, die vom konservierenden Formaldehyd stammt. Es ist ein komisches Gefühl, Körper vor sich zu haben, in denen vor wenigen Stunden noch das Leben steckte.
Heute nahm ich an meiner ersten Sektion in der Pathologie teil. Im Sektionssaal ist in großen Lettern an die Wand geschrieben „media vita in morte sumus".
Ich habe das einmal recherchiert. Der Satz bedeutet, dass wir mitten im Leben dem Tod begegnen, und er geht auf einen frühmittelalterlichen gregorianischen Choral zurück. Der komplette Text lautet
Mitten im Leben
sind wir im Tod.
Welchen Helfer suchen wir
als dich, Herr,
der du wegen unserer Sünden
mit Recht zürnst.
Heiliger Gott,
heiliger starker,
heiliger und barmherziger Erlöser:
überlass uns nicht dem bitteren Tod.
Es liegt etwas Geheimnisvolles um das Sterben, und ich kann es nicht ergründen.
Heute lernte ich übrigens, was Senckenberg-Tumore sind. Wenn man die Leiche auf dem Sektionstisch lagert, dann gibt es auf der Unterseite der Leichenhaut Abdrücke von den Abflusslöchern des Sektionstisches. Diese regelmäßigen kreisrunden Aufwölbungen der Haut bezeichnet man als Senckenberg-Tumore. Man sieht sie, wenn man die Leiche auf die Seite dreht. Natürlich sind das keine echten Tumore. Das ist typisch Frankfurter Pathologenhumor.
Als ich heute die Pathologie verließ, fühlte ich mich ganz trist. Gut, dass du zuhause auf mich mit einem wunderbaren Essen gewartet hast. Ja, es ist wahr, während meiner Sektionen und meiner Arbeit als Hilfswissenschaftlerin in der Anatomie schmeckt mir das vegetarische Essen deutlich besser. Das milde gelbe Curry mit Zucchini, Champignons und Basmatireis hat meinen Geschmack heute voll getroffen. Auch die Cashewkerne, mit denen Du die Mahlzeit getoppt hast, waren sehr raffiniert.
Danke, Lars. Ich genieße unsere Zweisamkeit nach dem langen Jahr der Trennung ganz neu.
Senckenberg
„Lisa? Dass die Senckenberg-Tumore keine echten Tumore sind, habe ich ja verstanden. Aber wer oder was ist Senckenberg?"
„Johann Christian Senckenberg lebte im 18. Jahrhundert und wurde ‚Frankfurter Stadtphysicus‘ genannt. Er war Arzt, Naturforscher und Botaniker. Seine Promotion handelte von der Heilkraft der Beeren des Maiglöckchens. Doch sein Privatleben war sehr traurig. Er war dreimal verheiratet, und alle seine Frauen und Kinder waren früh verstorben. Da bildete er mit seinem Vermögen eine Stiftung und widmete sich ganz der Forschung und Stiftungstätigkeit. Der volle Name unseres Anatomischen Instituts lautet ‚Dr. Senckenbergisches Zentrum der Morphologie‘, weil sich die Anatomie früher allein mit der Form der Zellen und Zellverbände beschäftigt hat. Daneben wurden auch ein ‚Dr. Senckenbergisches Zentrum der Pathologie‘ in Frankfurt und ein ‚Dr. Senckenbergisches Institut für Meeresforschung‘ in Wilhelmshaven und in Hamburg gegründet. Die Dr. Senckenbergische Stiftung mit ihren Instituten trug 1914 maßgeblich zur Gründung der Frankfurter Universität bei."
„Du kennst dich aber gut aus, Lisa."
„Natürlich. Das muss ich auch, wenn ich in der Anatomie promoviere. Das würde mir Professor Jürgens übelnehmen, wenn ich die Ursprünge unseres Instituts nicht kennen würde. Ich weiß, dass ihm die Geschichte der Medizin sehr wichtig ist. Und die Geschichte unseres Instituts sollte ich allemal kennen."
Ich lache. „Da hast du Recht, Lisa. Ich wollte, ich würde über die George Washington University auch so gut Bescheid wissen."
„Du kannst dich doch auch belesen, Lars."
„Das stimmt. Aber erst einmal mache ich uns ein schönes Abendessen."
Lisa schmiegt sich an mich. Und ich mag noch gar nicht mit dem Kochen beginnen.
Biomedical Informatics
Liebe Lisa,
tagsüber lese ich, was das Zeug hält. Verzeih bitte, dass mir abends, wenn ich nach dem Abendessen noch die Küche sauber gemacht habe, regelmäßig auf der Wohnzimmercouch die Augen zufallen und ich einschlafe. Ich genieße die Zeit mir Dir. Und wenn ich neben Dir auf der Couch liege und die Augen schließe, dann bin ich sehr glücklich.
Die Zeit, in der ich Francis morgens zu den GoetheKids bringe und nachmittags wieder abhole, ist die einzige Zeit des Tages, in der ich einmal an die frische Luft komme.
Den Rest des Tages verbringe ich an meinem Leseschirm. Manchmal lasse ich mir die Fachliteratur auch vom Computer vorlesen. Ich lese alles zu den Biomedical Informatics rauf und runter. Auch aktuelle Fachartikel muss ich lesen.
Diese Tage erinnern mich sehr an die Zeit meines Abiturs. Das einzige, das jetzt gegenüber meiner Abiturzeit anders ist, ist die Gegenwart von Dir und Francis. Es ist wundervoll, eine Familie zu haben.
Ich habe genau gelesen, was Du in unsere gemeinsame Cloud geschrieben hast. Du magst das vegetarische Essen jetzt mehr. Ich werde deshalb von nun an verstärkt das Fleisch im Essen weglassen. Für heute Abend habe ich als Gericht eine Antipasti-Bowl mit Mozzarella auf Risotto geplant. Ich bin mir sicher, Du wirst es mögen.
Bitte sage mir, wenn ich mehr für Dich tun kann. Nicht jeden Wunsch kann ich Dir von Deinen Augen ablesen. Aber dazu habe ich ja Ohren. Ich will Dir jeden Wunsch erfüllen. Alles, was mir möglich ist, will ich tun.
Lisa, Du bist meine Liebe.
Funktionshistologie
„Lars, ich glaube, ich werde deine Hilfe für meine Forschung in der Anatomie benötigen."
„Ja? Was kann ich für dich tun?"
„Meine Aufgabe ist es ja, aus der Verknüpfung der Zellverbände der Großhirnrinde abzuleiten, welches Bild die Sterbenden zuletzt gesehen haben. Ich habe schon jede Menge dreidimensional rekonstruierte Großhirnrinden aus meinen elektronenmikroskopischen Untersuchungen erstellt. Aber jetzt weiß ich gar nicht, wie es weitergehen soll."
„Gibt es denn Fotografien von den Räumen, in denen deine Körperspender verstorben sind?"
„Nein."
„Ja, das geht nicht. Wir werden nie herausfinden können, wie die Daten im Hirn verschlüsselt werden, wenn wir die Zellverbände nicht mit dem zuletzt gesehenen Bild der Verstorbenen vergleichen können."
„Was soll ich tun?"
„Du musst in Erfahrung bringen, wo genau die Körperspender verstorben sind. Dann musst du an die Orte fahren und Fotos von den Räumen anfertigen."
„Puh. Und wenn das nicht geht?"
„In diesem Fall wären die Großhirnrinden, die du schon rekonstruiert hast, für diese Untersuchung unbrauchbar."
„Dann habe ich mir vielleicht viel Arbeit umsonst gemacht?"
„Tja. Also, erst einmal muss das Studiendesign stehen, wenn man sich unnötige Arbeit ersparen möchte."
„Ich wollte, ich hätte dich früher befragt. Was empfiehlst du mir?"
„Ich empfehle, die Sterbezimmer zu der Tageszeit und mit den Lichtverhältnissen zu fotografieren, zu denen die Körperspender verstorben sind. Und dann vergleichen wir helle und dunkle Sterbeorte, um erst einmal im Ansatz herauszufinden, wie helle und dunkle Flächen im Hirn kodiert werden. Wenn wir das haben, dann suchen wir helle und dunkle Objekte innerhalb der Fotografien eines Sterbeortes und innerhalb des zugehörigen Hirns auf. Wir werden uns also anfänglich allein auf Schwarz-Weiß-Informationen beschränken, um zu beschreiben, wie Formen und Umrisse im Gehirn verschlüsselt werden."
„Und Farben kommen später einmal."
„Irgendwann. Ja."
„Dann habe ich ja noch einen weiten Weg vor mir. Ich glaube, ohne einen Biomedizinischen Informatiker deines Formats könnte ich diese Arbeit nicht bewältigen. Aber Professor Jürgens hat mich schon beruhigt. Er hat gesagt, es sei auch Forschung, wenn man in einer Dissertation zeigen könnte, mit welchen Methoden man nicht zum Ziel kommt. Dann können sich nachfolgende Untersuchungen gezielt anderen Wegen widmen."
„Da hat dein Doktorvater Recht, Lisa."
„Glaubst du, ich werde jemals ein Bild aus den Zellverbänden der Großhirnrinde ableiten können?"
„Grob gerasterte Schwarz-Weiß-Bilder vielleicht schon. Für exaktere Farbbilder wird ein neues Studiendesign notwendig sein."