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The Fulfillment: Im Anfang war das Wort
The Fulfillment: Im Anfang war das Wort
The Fulfillment: Im Anfang war das Wort
eBook281 Seiten3 Stunden

The Fulfillment: Im Anfang war das Wort

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Über dieses E-Book

Was wird am Ende der Zeit sein? Und was hält die Welt im Innersten zusammen? Der erst vor kurzem am Virginia Science & Technology Campus zum Professor gekürte Lars Krönlein und die Genfer Professorin Dr. Jael Rosenberg erforschen am neuesten Pentaquark-Ring den Ursprung der Materie. Dabei entdecken sie ein geheimnisvolles Phänomen, das sie als "Wind" bezeichnen und das jedem Materieteilchen wie ein Lufthauch vorauszueilen scheint. Es kommt der Tag, an dem das deutsch-israelische Forscherteam spurlos verschwindet.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum1. Okt. 2021
ISBN9783754902653
The Fulfillment: Im Anfang war das Wort

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    Buchvorschau

    The Fulfillment - Rüdiger Marmulla

    The Fulfillment

    Vorwort

    Vertrauen

    Heimat

    Pläne

    In der Pathologie

    Senckenberg

    Biomedical Informatics

    Funktionshistologie

    Die perfekte Ehe

    Eklat

    Weihnachtszeit

    Frühling

    D.C.

    Frankfurt

    Heimkehr

    Ein Call aus Genf

    Genève Aéroport

    Der Pentaquark-Ring

    Das Lächeln

    Wooden Dome

    Die Überraschung

    Studentenparty

    Neuigkeiten aus Tel Aviv

    Goodbye

    Das Team

    Tag X

    Semesterbeginn

    Der Effekt

    An Lisa

    Die Textur

    Nachricht von Lisa

    Der Fahrstuhl

    Notruf

    Die Bohrung

    Ein weiterer Rettungsversuch

    Sein oder Nichtsein

    Die Schwere der Tage

    Diskussion

    Meine Liebe

    Plaudereien

    Zweites Staatsexamen

    In der Neurologie

    Frankfurter Stadtgeläut

    Streng geheim

    Der Aushub

    Zurück in Frankfurt

    Die Dissertation

    Die Diagnose

    Studienabschluss

    Promotionsprüfung

    Sommerurlaub

    Meine erste Stelle

    Aller Anfang

    Ehre

    Die Erschütterung

    Sarah Mandelzweig

    Im Pentaquark-Ring

    Tel Aviv

    Das Gespräch

    Der Rundflug

    Tagesroutine

    Lichter am Nachthimmel

    Der Mann aus dem Himmel

    Ein Call aus D.C.

    Dulles International Airport

    Hoffnung

    L.A.

    Die Begegnung

    Die Nachtmesse

    Der neue Morgen

    Nach Norden

    Amarok

    Shopping

    Yosemite

    Die Suche

    Auf der Lichtung

    Hergang

    Rechtsmedizin

    Zurück in L.A.

    Lagebesprechung

    Der neue Kontakt

    Zeitabriss

    Aufklärung

    Vom Apfelbäumchen

    Sommerbild

    Recklinghausen

    Das Wiedersehen

    Hochzeit

    Fünfzehnter Geburtstag

    Das Signal

    Verwundert

    Für Francis

    Tracking

    Enttäuschung

    Für Lars

    Abschied

    Monte Verità

    Bagno Pubblico Ascona

    Von den Alpen ans Meer

    Vom Lago Maggiore zum Ticino

    Nach Mailand

    Die Fahrt bis Venedig

    Arrivederci Venedig

    Begegnung mit den Carabinieri

    Das Lebenszeichen

    Vom Innersten der Welt

    Der Verdacht

    Alltag

    Treffen in Mainz

    Der Anwalt

    Die neue Stelle

    Gelsenkirchen

    Der Auszug

    Der große Tag

    Die Geister

    Entschuldige

    Bereit

    Meine Bilanz

    Noahs Bilanz

    Jaels Bilanz

    Über das Sterben

    Unsere Jungen

    Die Erfüllung

    Die Welt steht Kopf

    Der Lauf

    Der Kalender

    Dank

    Stille

    Leere

    Instabilität

    Trost

    Alpha und Omega

    Epilog

    Impressum

    Vorwort

    Forscher wollen immer dasselbe: Verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält.

    Lisa stellt als zukünftige Ärztin den Menschen in den Mittelpunkt ihres Interesses. Ihr Ehemann Lars hingegen schießt mit seiner Kollegin Jael Rosenberg über das Ziel einer bodenständigen Forschung hinaus. Die beiden entdecken einen Effekt, der den Ursprung der Existenz erklären und gleichzeitig ihr Ende einläuten könnte.

    Während Lars und Jael Rosenberg um das nackte Überleben kämpfen, erkundet Lisa das Geheimnis jüdischer Prophezeiungen. Trotz räumlicher und zeitlicher Distanz pflegt Lisa den Kontakt zu Lars. Werden sie gemeinsam einen Weg finden? Wird es ein Wiedersehen geben? Gefahr und Faszination verwickeln den Leser in eine andere Realität.

    Schockiert und zugleich gebannt gerät der Leser in eine fiktive Geschichte, die auch Realität werden könnte. Erneut schuf der christliche Autor und Meister des Spannungsaufbaus, Rüdiger Marmulla, einen Thriller, der forschungsethische Fragen aufwirft.

    Wie wird eine Geschichte enden, deren Verlauf schon die alttestamentlichen Propheten vorausgesagt haben?

    Margit Helten, Karlsruhe im Oktober 2021

    Vertrauen

    Lieber Lars,

    die Landschaft unter uns könnte die Peloponnes sein. Die Umrisse sind recht charakteristisch. Du schläfst. Francis hat auch die Augen geschlossen.

    Ich muss Dir sagen, dass ich Deine Begeisterung für die Gegend im Jordangraben nicht teilen konnte. Ich sah es Dir an, dass Dein Herz ganz weit und froh war, weil Dir alles so herrlich schien. Ich sah in Deinen Augen, wie glücklich Du warst. Und ich entdeckte in Deiner Freude eine kindliche Unschuld des Herzens. Da habe ich mich entschlossen, Dir ganz neu zu vertrauen. Wenn Du wach wirst, spätestens wenn wir in Frankfurt ankommen, werde ich Dir meine Entscheidung sagen. Ja. Wir werden wieder zusammen wohnen. Wir machen einen Neuanfang.

    Ich schaue wieder aus dem Fenster. Die Sonne spiegelt sich im Mittelmeer. Im Flugradar sehe ich, dass wir uns Italien nähern. Noch gute zwei Stunden, und wir werden zuhause sein. Ich glaube, ich höre jetzt auf, in unsere Cloud zu schreiben und schließe ebenfalls noch eine Weile meine Augen.

    Ich liebe Dich auch, Lars.

    Deine Lisa

    Heimat

    Die Flugbegleiterin greift zum Mikrofon: „Wir sind im Anflug auf den Rhein-Main Airport. Bitte stellen sie ihre Rückenlehne aufrecht und legen sie ihren Sicherheitsgurt an. Das Wetter in Frankfurt ist warm und trocken. Bitte vergessen sie beim Aussteigen nicht ihr Handgepäck. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Frankfurt und danken ihnen für den Flug mit Lufthansa."

    Ich rufe kurz meine Nachrichten auf dem Messenger ab. Ich schaue auch noch in die Cloud. Lisa hat etwas in unser Tagebuch geschrieben. Der Eintrag ist vom Freitag, den 23. Oktober 2043. Ach, das ist ja heute Morgen! Ganz frisch. Ich lese es. Wir werden wieder zusammen wohnen. Und sie liebt mich. Besser könnte es nicht sein. Ich schaue zu Lisa rüber. Ich schenke ihr ein breites Lächeln. Und sie nickt mir zu. Ich fühle mich phantastisch. Wir legen alle unsere Sicherheitsgurte an.

    Wir sind im Landeanflug. Wir kommen über Osten rein. Da ist das Müllverbrennungswerk in Heusenstamm. Die Autobahn A3 begleitet uns. Der Monte Scherbelino. Gravenbruch. Der freie Platz, wo früher mal ein Autokino war. Neu-Isenburg. Wald. Viel Wald. Wir überqueren die Autobahn A5. Jetzt geht es ganz schnell. Zaun. Luftbrückendenkmal. Landebahn. Touchdown. Die Wasserstoffturbinen gehen sanft in den Umkehrschub.

    „Papa, ich will auch einmal Pilot werden." Francis schaut mich mit großen Augen an.

    „Wir werden heute Nachmittag aus den Kissen auf dem Wohnzimmersofa ein Cockpit bauen. Und dann fliegen wir zwei. Ich werde dein Copilot sein."

    „Au ja, Papa. Und was nehmen wir als Lenkrad?"

    Ich überlege. Dann habe ich eine Idee. „Wir nehmen einen Kleiderbügel aus der Garderobe."

    Unser Flugzeug geht am Terminal 3 in die Parkposition. Alle steigen aus. Auch unsere Familie und unsere Freunde, die mit uns nach Israel gereist sind, verlassen den Airbus.

    „Wir sehen uns dann am Montag wieder in der Uni, Frau Krönlein." Professor Jürgens, Lisas Doktorvater, verabschiedet sich von uns.

    Hannah und Johannes machen sich auf den Heimweg nach Heidelberg. Hannah lächelt. „Diese Reise werden wir nie vergessen."

    Lisas Eltern und Heidi nehmen mit uns ein Taxi nach Sachsenhausen. Wir lassen sie zuerst am Deutschherrnufer aussteigen.

    Dann geht es zum Sonnenring. Ein gutes Gefühl steigt in mir auf, als Lisa mit dem Keycode die Wohnungstür öffnet. Wieder zuhause. Endlich.

    Pläne

    „Sag mal, Lars. Was haben eigentlich John und der Dekan vom Virginia Science & Technology Campus in Israel mit dir besprochen?"

    „Die beiden wollen, dass ich vorzeitig ein Examen rigorosum ablege."

    „Aber du promovierst doch bislang nicht."

    „Nein, Lisa. Es geht in diesem Rigorosum allein um den Master-Abschluss meines Studiums."

    „Jetzt schon?"

    „Ja. Sie planen nach dem Studium irgendetwas mit mir. Aber sie sind da noch nicht mit der Sprache herausgerückt."

    „Und wann soll das Rigorosum stattfinden?"

    „Nach dem Abschluss des jetzigen Semesters."

    „Im März kommt unser zweites Kind zur Welt. Es wäre schön, wenn du bei der Geburt wieder dabei bist. Da würde ich mich sicherer fühlen."

    „Ja, Lisa. Das ist klar."

    „Ich habe schon einen Namen."

    „Ja? Sag."

    „Maurice."

    „Denkst du an Maurice Ravel?"

    „Ja, Lars. Und ich denke an Daphnis et Chloé, die Suite, die wir immer so gern hören."

    „Und wenn es ein Mädchen wird?"

    „Es wird ein Junge, Lars."

    Ich nehme Lisa in die Arme. Zwei Jungen. Das ist wunderbar. Nach einer Weile löse ich mich aus der Umarmung. „Ich bin vom Unterricht bis auf weiteres freigestellt."

    „Du nimmst mit deinem Avatar nicht mehr am Tele-Learning des Virginia Science & Technology Campus teil?"

    „Nein. John und Professor Williams haben mir auf meinen Messenger jede Menge Literatur gesandt, die ich das kommende Halbjahr durcharbeiten muss. Es wartet viel an Arbeit auf mich. Ich muss mich jetzt konzentriert auf das Rigorosum vorbereiten."

    „Aber auf dein gutes Essen muss ich in der Zeit nicht verzichten, oder?"

    „Nein, Lisa. Um das Essen kümmere ich mich weiterhin. Das Kochen lasse ich mir nicht nehmen. Nur den Einkauf und den übrigen Haushalt würde ich gern Kerstin anvertrauen. Ich denke, das alles kann sie gut bewerkstelligen."

    „Ja. Das verstehe ich. Ich widme mich auch wieder ganz meinem Studium und der Promotion. Gut, dass Maurice in den Semesterferien kommen wird. Und im Sommer nächstes Jahr kommt dann mein Erstes Staatsexamen."

    „Du machst gute Schritte voran. Du wirst eine gute Ärztin werden, Lisa. Ich weiß es."

    „Danke, Lars, dass du an mich glaubst. Das bedeutet mir so viel."

    „Ich weiß, Lisa."

    Francis kommt zu uns ins Wohnzimmer gerannt. Er will mit uns kuscheln. Wir nehmen ihn in unsere Mitte und umarmen ihn gemeinsam.

    In der Pathologie

    Lieber Lars,

    hier in der Pathologie ist alles viel vitaler, viel lebendiger als in der Anatomie. Die Leichen in der Pathologie haben nicht die typische Graufärbung, die vom konservierenden Formaldehyd stammt. Es ist ein komisches Gefühl, Körper vor sich zu haben, in denen vor wenigen Stunden noch das Leben steckte.

    Heute nahm ich an meiner ersten Sektion in der Pathologie teil. Im Sektionssaal ist in großen Lettern an die Wand geschrieben „media vita in morte sumus".

    Ich habe das einmal recherchiert. Der Satz bedeutet, dass wir mitten im Leben dem Tod begegnen, und er geht auf einen frühmittelalterlichen gregorianischen Choral zurück. Der komplette Text lautet

    Mitten im Leben

    sind wir im Tod.

    Welchen Helfer suchen wir

    als dich, Herr,

    der du wegen unserer Sünden

    mit Recht zürnst.

    Heiliger Gott,

    heiliger starker,

    heiliger und barmherziger Erlöser:

    überlass uns nicht dem bitteren Tod.

    Es liegt etwas Geheimnisvolles um das Sterben, und ich kann es nicht ergründen.

    Heute lernte ich übrigens, was Senckenberg-Tumore sind. Wenn man die Leiche auf dem Sektionstisch lagert, dann gibt es auf der Unterseite der Leichenhaut Abdrücke von den Abflusslöchern des Sektionstisches. Diese regelmäßigen kreisrunden Aufwölbungen der Haut bezeichnet man als Senckenberg-Tumore. Man sieht sie, wenn man die Leiche auf die Seite dreht. Natürlich sind das keine echten Tumore. Das ist typisch Frankfurter Pathologenhumor.

    Als ich heute die Pathologie verließ, fühlte ich mich ganz trist. Gut, dass du zuhause auf mich mit einem wunderbaren Essen gewartet hast. Ja, es ist wahr, während meiner Sektionen und meiner Arbeit als Hilfswissenschaftlerin in der Anatomie schmeckt mir das vegetarische Essen deutlich besser. Das milde gelbe Curry mit Zucchini, Champignons und Basmatireis hat meinen Geschmack heute voll getroffen. Auch die Cashewkerne, mit denen Du die Mahlzeit getoppt hast, waren sehr raffiniert.

    Danke, Lars. Ich genieße unsere Zweisamkeit nach dem langen Jahr der Trennung ganz neu.

    Senckenberg

    „Lisa? Dass die Senckenberg-Tumore keine echten Tumore sind, habe ich ja verstanden. Aber wer oder was ist Senckenberg?"

    „Johann Christian Senckenberg lebte im 18. Jahrhundert und wurde ‚Frankfurter Stadtphysicus‘ genannt. Er war Arzt, Naturforscher und Botaniker. Seine Promotion handelte von der Heilkraft der Beeren des Maiglöckchens. Doch sein Privatleben war sehr traurig. Er war dreimal verheiratet, und alle seine Frauen und Kinder waren früh verstorben. Da bildete er mit seinem Vermögen eine Stiftung und widmete sich ganz der Forschung und Stiftungstätigkeit. Der volle Name unseres Anatomischen Instituts lautet ‚Dr. Senckenbergisches Zentrum der Morphologie‘, weil sich die Anatomie früher allein mit der Form der Zellen und Zellverbände beschäftigt hat. Daneben wurden auch ein ‚Dr. Senckenbergisches Zentrum der Pathologie‘ in Frankfurt und ein ‚Dr. Senckenbergisches Institut für Meeresforschung‘ in Wilhelmshaven und in Hamburg gegründet. Die Dr. Senckenbergische Stiftung mit ihren Instituten trug 1914 maßgeblich zur Gründung der Frankfurter Universität bei."

    „Du kennst dich aber gut aus, Lisa."

    „Natürlich. Das muss ich auch, wenn ich in der Anatomie promoviere. Das würde mir Professor Jürgens übelnehmen, wenn ich die Ursprünge unseres Instituts nicht kennen würde. Ich weiß, dass ihm die Geschichte der Medizin sehr wichtig ist. Und die Geschichte unseres Instituts sollte ich allemal kennen."

    Ich lache. „Da hast du Recht, Lisa. Ich wollte, ich würde über die George Washington University auch so gut Bescheid wissen."

    „Du kannst dich doch auch belesen, Lars."

    „Das stimmt. Aber erst einmal mache ich uns ein schönes Abendessen."

    Lisa schmiegt sich an mich. Und ich mag noch gar nicht mit dem Kochen beginnen.

    Biomedical Informatics

    Liebe Lisa,

    tagsüber lese ich, was das Zeug hält. Verzeih bitte, dass mir abends, wenn ich nach dem Abendessen noch die Küche sauber gemacht habe, regelmäßig auf der Wohnzimmercouch die Augen zufallen und ich einschlafe. Ich genieße die Zeit mir Dir. Und wenn ich neben Dir auf der Couch liege und die Augen schließe, dann bin ich sehr glücklich.

    Die Zeit, in der ich Francis morgens zu den GoetheKids bringe und nachmittags wieder abhole, ist die einzige Zeit des Tages, in der ich einmal an die frische Luft komme.

    Den Rest des Tages verbringe ich an meinem Leseschirm. Manchmal lasse ich mir die Fachliteratur auch vom Computer vorlesen. Ich lese alles zu den Biomedical Informatics rauf und runter. Auch aktuelle Fachartikel muss ich lesen.

    Diese Tage erinnern mich sehr an die Zeit meines Abiturs. Das einzige, das jetzt gegenüber meiner Abiturzeit anders ist, ist die Gegenwart von Dir und Francis. Es ist wundervoll, eine Familie zu haben.

    Ich habe genau gelesen, was Du in unsere gemeinsame Cloud geschrieben hast. Du magst das vegetarische Essen jetzt mehr. Ich werde deshalb von nun an verstärkt das Fleisch im Essen weglassen. Für heute Abend habe ich als Gericht eine Antipasti-Bowl mit Mozzarella auf Risotto geplant. Ich bin mir sicher, Du wirst es mögen.

    Bitte sage mir, wenn ich mehr für Dich tun kann. Nicht jeden Wunsch kann ich Dir von Deinen Augen ablesen. Aber dazu habe ich ja Ohren. Ich will Dir jeden Wunsch erfüllen. Alles, was mir möglich ist, will ich tun.

    Lisa, Du bist meine Liebe.

    Funktionshistologie

    „Lars, ich glaube, ich werde deine Hilfe für meine Forschung in der Anatomie benötigen."

    „Ja? Was kann ich für dich tun?"

    „Meine Aufgabe ist es ja, aus der Verknüpfung der Zellverbände der Großhirnrinde abzuleiten, welches Bild die Sterbenden zuletzt gesehen haben. Ich habe schon jede Menge dreidimensional rekonstruierte Großhirnrinden aus meinen elektronenmikroskopischen Untersuchungen erstellt. Aber jetzt weiß ich gar nicht, wie es weitergehen soll."

    „Gibt es denn Fotografien von den Räumen, in denen deine Körperspender verstorben sind?"

    „Nein."

    „Ja, das geht nicht. Wir werden nie herausfinden können, wie die Daten im Hirn verschlüsselt werden, wenn wir die Zellverbände nicht mit dem zuletzt gesehenen Bild der Verstorbenen vergleichen können."

    „Was soll ich tun?"

    „Du musst in Erfahrung bringen, wo genau die Körperspender verstorben sind. Dann musst du an die Orte fahren und Fotos von den Räumen anfertigen."

    „Puh. Und wenn das nicht geht?"

    „In diesem Fall wären die Großhirnrinden, die du schon rekonstruiert hast, für diese Untersuchung unbrauchbar."

    „Dann habe ich mir vielleicht viel Arbeit umsonst gemacht?"

    „Tja. Also, erst einmal muss das Studiendesign stehen, wenn man sich unnötige Arbeit ersparen möchte."

    „Ich wollte, ich hätte dich früher befragt. Was empfiehlst du mir?"

    „Ich empfehle, die Sterbezimmer zu der Tageszeit und mit den Lichtverhältnissen zu fotografieren, zu denen die Körperspender verstorben sind. Und dann vergleichen wir helle und dunkle Sterbeorte, um erst einmal im Ansatz herauszufinden, wie helle und dunkle Flächen im Hirn kodiert werden. Wenn wir das haben, dann suchen wir helle und dunkle Objekte innerhalb der Fotografien eines Sterbeortes und innerhalb des zugehörigen Hirns auf. Wir werden uns also anfänglich allein auf Schwarz-Weiß-Informationen beschränken, um zu beschreiben, wie Formen und Umrisse im Gehirn verschlüsselt werden."

    „Und Farben kommen später einmal."

    „Irgendwann. Ja."

    „Dann habe ich ja noch einen weiten Weg vor mir. Ich glaube, ohne einen Biomedizinischen Informatiker deines Formats könnte ich diese Arbeit nicht bewältigen. Aber Professor Jürgens hat mich schon beruhigt. Er hat gesagt, es sei auch Forschung, wenn man in einer Dissertation zeigen könnte, mit welchen Methoden man nicht zum Ziel kommt. Dann können sich nachfolgende Untersuchungen gezielt anderen Wegen widmen."

    „Da hat dein Doktorvater Recht, Lisa."

    „Glaubst du, ich werde jemals ein Bild aus den Zellverbänden der Großhirnrinde ableiten können?"

    „Grob gerasterte Schwarz-Weiß-Bilder vielleicht schon. Für exaktere Farbbilder wird ein neues Studiendesign notwendig sein."

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