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Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert
Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert
Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert
eBook192 Seiten2 Stunden

Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert

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Über dieses E-Book

Wie könnte die Zukunft des 21. Jahrhunderts aussehen? Wie wird sich die Welt der Technik weiterentwickeln? Und was wird die Menschheit mit den immer mächtigeren und gleichzeitig gefährlicheren Erkenntnissen der gegwärtigen Wissenschaft anstellen? Werden wir in einen dekadenten Technologie-Wahn verfallen, der womöglich das Ende der menschlichen Zivilization sein könnte? Die in diesem Buch enthaltenen Kurzgeschichten und Gedichte sollen ein Bild unserer möglichen nahen Zukunft malen und gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Denn wie das Sprichwort richtig sagt: Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Und genau deshalb wird es Zeit, dass wir als Menschheit aus unseren Kinderschuhen wachsen und endlich anfangen, friedlich und verantwortungsvoll zu handeln und zu leben. Nur so können wir unseren Kindern und Kindeskindern im 21. Jahrhundert ein gutes und rechtschaffendes Vorbild sein.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum9. Apr. 2021
ISBN9783754106174
Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert

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    Buchvorschau

    Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert - Gino Aliji

    Inhalt

    Inhalt

    Das Eden-Projekt

    Die Erde brennt

    Eine Ära geht zu Ende

    Oh Freiheit, oh Freiheit

    Ich. Mutter. Allein mit Kind.

    Geld, Geld, Geld

    Der Turing-Test

    Krieg und Frieden

    Eine Frage der Genetik

    Ode an die Welt

    Projekt Homo Neanderthalensis

    Rassismus

    Weltenflucht

    Zensur

    Das Eden-Projekt

    Zuerst erklang nur ein harmloser Piepton. Und dann folgte der Anfang von Beethovens fünfter Symphonie.

    „Ba ba ba baaa, ba ba ba baaaa."

    Erschrocken sprang ich in meinem Bett auf. Es dauerte einen Moment, bis ich meine Orientierung wiederfand und mir klar wurde, dass mir mein Vater wieder einmal einen Streich gespielt hatte.

    „KAI, stopp!"

    Die Musik verstummte und ich quälte mich langsam aus meinem warmen Bett.

    „Irgendwann zahle ich es ihm heim", murmelte ich zähneknirschend und machte mich auf den Weg ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Auf dem Weg dorthin warf ich einen kurzen Blick aus dem Fenster. Das Wetter war sonnig und der Wellengang ruhig.

    „Heute wird wieder viel Arbeit anstehen", murmelte ich vor mich hin.

    Nachdem ich mir die Zähne geputzt und mich angezogen hatte, stellte ich unserem armen KAI die alltägliche Frage.

    „Wie steht es um die Donau, KAI?" Und kaum eine Sekunde später begann der übliche Schwall an Informationen.

    „Der Leistungsgrad der Arche Donau beträgt 98%. Ihre Geschwindigkeit beträgt 23,4 Kilometer pro Stunde. Die Eigenrotation liegt bei 30 Zentimeter pro Sekunde. Die Kapazität ihrer Energiespeicher beträgt 87%. Die momentane Energiegewinnungsrate beträgt 93%. Die heute bereits eingesammelte Menge an Müll beträgt 904,8 Kilogramm. Die Menge an wiederverwertetem Plastik beträgt aktuell 230 Kilogramm. Alle Fangarme arbeiten mit maximaler Kapazität. Es wurden keine schwerwiegenden Fehler erkannt. Zustand der Arche: OK."

    In der Zwischenzeit hatte ich mir bereits ein Brötchen in den Mund gesteckt, meinen Schulranzen genommen und war auf dem Weg zur Tür.

    „Danke, KAI. Du kannst nun in den Standby-Modus gehen."

    „Bereite Standby-Modus vor … Vorgang abgeschlossen," hörte ich noch, als ich die Wohnungstür hinter mir ins Schloss fallen ließ und mich auf dem Weg zur Schule machte.

    Der Anblick der Arche beeindruckte mich immer wieder aufs Neue. Obwohl ich schon seit meiner Geburt auf der Donau lebte und sie mein Zuhause nannte, übte sie doch immer wieder eine besondere Faszination auf mich aus. Immerhin konnte nicht jeder von sich behaupten, auf einer künstlichen Insel aufgewachsen zu sein, die mit ihren riesigen schwimmenden Fangarmen den Nordatlantik von der Müllplage vergangener Zeiten befreite.

    Auch heute war wieder einmal viel los auf der Donau. Besonders viele von den Ingenieuren und Wissenschaftlern trieben sich heute auf der Oberfläche der Arche herum, sodass ich sogar das Glück hatte, meinen Vater auf dem Weg zur Schule anzutreffen.

    „We need to improve the collection rate of the arms by at least 25%. We are not collecting enough waste at the moment", hörte ich ihn mit einem seiner Kollegen besprechen. Als er mich sah, wandte er sich von ihm ab und ging auf mich zu.

    „Na, meine Kleine, wie hat dir Beethovens Fünfte gefallen?"

    Ich hasste es, wenn er mir solche gemeinen Fragen stellte und dabei auf unschuldig tat. Aber so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben.

    „Nun, sie erregt in der Tat recht viel Aufmerksamkeit, aber wie du ja weißt, stehe ich eher auf etwas modernere Musik."

    Er lachte, als wir uns beide in den Arm nahmen und uns unsere traditionellen Gutenmorgenküsschen gaben.

    „Ich werde es mir fürs nächste Mal merken", sagte er mit einem Augenzwinkern und  wünschte mir viel Spaß in der Schule. Ich musste mich etwas beeilen, denn ich war wie immer spät dran.

    „Hey, Lilu! Wait for me!", hörte ich es plötzlich hinter mir rufen. Kaum hatte ich mich umgedreht, stand auch schon Trisha vor mir und schnaufte schwer. Egal, wie spät du bist, es gibt immer jemanden, der noch später dran ist.

    „Hey Trish, did we oversleep again?", fragte ich sie mit einem piesackenden Ton, der mich sehr an meinen Vater erinnerte. Wie gewöhnlich fällt der Apfel nie weit vom Stamm.

    „No, no, I just wanted to close my eyes a bit longer before getting out of bed and then suddenly it was almost eight o’clock! I don’t know what happened", sagte sie und schaute mich dabei mit einem teils entschuldigenden, teils humorvollen Blick an. Als Antwort bekam sie von mir ein Lächeln und dann eilten wir zusammen den üblichen Weg zur Schule entlang. Manchmal braucht es eben keine Worte, um sich zu verstehen.

    In unserem Klassenraum angekommen, begaben wir uns zügig an unsere Sitzplätze und packten unsere Schreibdisplays aus. Mrs. Kabahli hatte bereits mit dem Unterricht angefangen, aber sie tat so, als hätte sie uns nicht bemerkt und rollte nur leicht genervt die Augen.

    „Okay kids, listen up! As you all very well know, part of this term’s final exam will be to write an essay about this ark. Just write about what exactly we do here, and how you feel living on the Dou-nau."

    Im Klassenraum war aus einigen Ecken ein leichtes Kichern zu hören. Mrs. Kabahli schaffte es nie, den Namen unserer Arche richtig auszusprechen. Aber sie war diese Reaktion von uns schon gewöhnt und ignorierte sie einfach. Als das Kichern aufgehört hatte, fuhr sie fort.

    „Your texts will not only be graded but we will also send them to other students on the Mississippi, the Yangtze, the Nile, the Amazon and even to students living on the continents as part of the ongoing exchange project. Of course, we will also receive their essays so we get to learn a bit more about what their lives are like."

    Mrs. Kabahli machte eine kleine Kunstpause, um sicher zu gehen, dass auch alle Schüler die Aufgabe verstanden hatten. Das letzte Stückchen Information kam von ihr wie gewöhnlich zum Schluss.

    „One more thing. Because you are also supposed to write about your personal experiences on this ark, I would like you to write your essays in your native language. This will give your texts a nice personal touch."

    Die Reaktion der Klasse darauf war gemischt. Aus einigen Ecken des Raums kam leises Jubeln, während andere Mitschüler nur ein genervtes Stöhnen übrig hatten. Obwohl wir alle genau wie unsere Eltern gewandte Sprecher der englischen Sprachen waren, wuchsen viele von uns mit anderen Muttersprachen auf. Da die Donau ein internationales Projekt war und Englisch somit die offizielle Verkehrssprache darstellte, gab uns dieses Schreibprojekt die Möglichkeit, unsere Muttersprachenkenntnisse etwas aufzupolieren.

    Ein Teil von mir freute sich über dieses Projekt, aber bei dem Wort „exam" fühlte ich, wie sich eine gewisse Unlust in mir breit machte. Trisha neben mir schien plötzlich wenig begeistert von der Idee und beschwerte sich.

    „I don’t want some other people I have never met to read my texts! You can’t do that!"

    Mrs. Kabahli war anscheinend auf so eine Situation vorbereitet und entgegnete nur kalt: „If you don’t want to, you don’t have to. But I can promise that you’ll be missing out on something."

    Dagegen hatte Trisha nichts mehr zu sagen und ich sah, wie ein Feuer in ihren Augen entfachte. Ich kannte sie nur zu gut und wusste, dass sie sich auf diese indirekte Herausforderung stürzen würde wie ein hungriger Hai.

    Nun hieß es also, wir sollten einen Aufsatz schreiben. Dieses Projekt war auf jeden Fall viel spannender, als die Schulbank zu drücken, und vor allem konnte ich hier meiner Kreativität freien Lauf lassen. Aber vor allem konnte ich es kaum erwarten zu lesen, wie es den Schülern auf den anderen Archen oder gar auf den Kontinenten erging. Bevor es allerdings so weit kommen konnte, musste ich zuerst mit meinem eigenen Text beginnen. Der Anfang eines Textes ist immer der schwerste Teil, aber ich hatte bereits eine gute Idee, wie ich dieses Problem umgehen konnte.

    Wieder zuhause angekommen, weckte ich zuerst KAI aus seinem Standby-Schlaf auf und bereitete mir ein leckeres Sandwich zu.

    „KAI, was kannst du mir über die Arche Donau erzählen?"

    KAI piepte einen Moment lang und gab mir dann eine Antwort, die ich überhaupt nicht hören wollte.

    „Der Leistungsgrad der Arche Donau beträgt 97%. Ihre Geschwindigkeit beträgt 24,2 Kilometer pro Stunde. Die Eigenrotation liegt bei 25,6 Zentimeter pro Sekunde. Die Kapazität ihrer Energiespeicher beträgt 93%. Die momentane Energiegewinnungsrate beträgt 79%. Die heute bereits eingesammelte Menge an Müll beträgt 1300,86 Kilogramm. Die Menge an—„

    „KAI, stopp. Das meine ich nicht." Ich schüttelte den Kopf und ärgerte mich innerlich darüber wie schwer von Begriff die modernen künstlichen Intelligenzen immer noch waren.

    „Ich meine, was kannst du mir über die Geschichte dieser Arche erzählen?"

    KAI piepte wieder einen Moment lang.

    „Passe Spracherkennungsalgorithmus an … Analysiere Anfrage erneut. Neue Antwort: Die Arche Donau ist eine von insgesamt fünf marinen Reinigungs- und Forschungsstationen, die zwischen 2043 und 2046 im Zuge des Eden-Projekts von der globalen Staatengemeinschaft konstruiert wurden, um als Antwort auf die globale Umweltkrise die Weltmeere von sämtlichem Kunststoffmüll und Verunreinigungen durch Erdöl zu befreien. Ihr Einsatz begann 2046 und ihre Funktionsdauer ist für einen Zeitraum von 50 Jahren ausgelegt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden sie aufgrund ihrer enormen Größe zwischen 800 und 1000 Quadratkilometern auch Archen genannt. Sie fungieren ähnlich wie Generationsschiffe und sind nahezu autark, denn sie produzieren ihre eigene Energie aus erneuerbaren Ressourcen und werden von der fortschrittlichen Künstlichen Archenintelligenz – kurz KAI – gesteuert. Nach der Ausführung ihrer Reinigungsfunktion sollen die Archen weiter als marine Forschungsstationen genutzt und dadurch gleichzeitig zu den allerersten auf dem Meer befindlichen Forschungsmetropolen der Welt werden."

    KAI gab einen kurzen Piepton von sich.

    „Sind noch mehr Informationen erforderlich?"

    „Nein, danke. Das genügt fürs Erste", sagte ich und war schon tief in Gedanken versunken. Ich begab mich an mein Schreibdisplay und begann, die ersten Zeilen meines Aufsatzes zu tippen …

    ***

    Die Donau, mein Zuhause

    Im Jahr 2039 hatte die Menschheit einen ihrer schlimmsten Tiefpunkte der Geschichte erreicht. Erst ein Jahr zuvor war das Klima so warm geworden, dass die Temperatur an den Polen eine neue Rekordhöhe erreichte. Die Eiskappen an den Polen begannen nach und nach zu schmelzen und der Meeresspiegel weltweit stieg immer weiter an. Viele Menschen mussten ihr Zuhause an den Küsten verlassen, weil es in den Wellen der Ozeane versank.

    Zugleich hatte die globale Umweltverschmutzung in den Weltmeeren ihren absoluten Höchstpunkt erreicht. Über die vorangegangenen Jahrzehnte hatte sich so viel Erdöl und Plastikmüll in den Ozeanen angesammelt, dass man fast von einem Meer aus Plastik als von einem Meer aus blauen Wellen sprechen konnte.

    All das hatte natürlich auch Konsequenzen. Durch die zunehmende Erwärmung und Verschmutzung der Weltmeere kam es zu einem Artensterben, wie es die Menschheit bis dahin noch nie gesehen hatte. Zahlreiche Fisch- sowie Wal- und Delphinarten, aber auch ganze Korallenriffe und Seevogelarten waren innerhalb weniger Jahre vollkommen ausgestorben.

    Das gewaltige Massensterben in den Ozeanen betraf natürlich auch uns Menschen. Die Fischereien fingen kaum noch ausreichende Massen an Meerestieren ein und die kleinen Mengen, die sie noch einfangen konnten, waren schwer mit giftigen Fremdstoffen belastet.

    Kurz vor Weihnachten im Jahr 2040 setzten sich dann die Regierungschefs aller Länder in einer von der UNO organisierten Sondersitzung zusammen und beschlossen, dass sich dringend etwas ändern müsse. Kaum eine Woche später wurde ein globales Fischereiverbot verhängt und alle Ölgiganten, die mittlerweile hauptsächlich mit erneuerbaren Energien ihr Geschäft machten, wurden verpflichtet, sämtliche ihrer ehemaligen Ölquellen in den Meeren sicher zu versiegeln. Kurz darauf folgte ein globales Produktionsverbot für Plastikgüter aus fossilen Rohstoffen und ein strenges Recyclinggebot für Plastik aus organischen Rohstoffen. Man wollte verhindern, dass noch mehr unzersetzbares Plastik und Öl in die Weltmeere floss.

    Natürlich versuchten sich die Firmen gegen solch eine teure Verpflichtung zu wehren, aber bevor ihre Lobbyisten auf die Politiker einreden konnten, war es bereits zu den größten zivilen Massenprotesten der modernen Geschichte gekommen, die als die We-Are-The-World-Bewegung in die Geschichte eingingen.

    Von solch großem Erfolg beflügelt, gingen die Regierungschefs der Welt das nächste Problem an, nämlich die Säuberung der Ozeane. Allerdings herrschte zu Beginn viel Fraglosigkeit. Niemand schien zu wissen, wie man so ein großes Projekt angehen sollte. Aber zum Glück meldete sich ein junger Mann

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