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Pferdesoldaten 13 - Angriff im Nebel
Pferdesoldaten 13 - Angriff im Nebel
Pferdesoldaten 13 - Angriff im Nebel
eBook259 Seiten3 Stunden

Pferdesoldaten 13 - Angriff im Nebel

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Über dieses E-Book

"Die Pferdesoldaten" bietet spannende Western aus der Zeit der nordamerikanischen Indianerkriege. Die in sich abgeschlossenen Abenteuer stellen die U.S. Reitertruppen in den Jahren zwischen 1833 und 1893 vor. Entgegen der üblichen Western-Klischees bietet der Autor dabei tiefe Einblicke in Ausrüstung, Bewaffnung und Taktiken, die sich im Verlauf der Jahre immer wieder veränderten. Schicke gelbe Halstücher und Kavallerie mit Repetiergewehren wird der Leser hier nicht finden, wohl aber Action mit einem ungewohnten Maß an Authentizität.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. März 2021
ISBN9783753182780
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    Buchvorschau

    Pferdesoldaten 13 - Angriff im Nebel - Michael Schenk

    Kapitel 1 Eine Feier mit Feuerwerk

    Pferdesoldaten 13

    Angriff im Nebel

    Military Western

    von

    Michael H. Schenk

    © M. Schenk 2021

    Die Kapelle spielte fröhlich auf. Sie war auf dem zentralen Platz im Ortskern von Merriville angetreten, wo das Rathaus, die Kirche, die winzige Schule und der Saloon der kleinen Stadt standen. Es war Sonntag und das Zentrum wäre eigentlich gut besucht gewesen. Die Bewohner von Merriville waren gläubige Menschen und der Besuch des Gottesdiensts war ihnen keine Last, sondern eine Gelegenheit der Begegnung. Am Sonntag fanden sich sogar viele Bewohner der umliegenden Ranches und Farmen ein, um den Worten von Father Desmond zu lauschen. Anschließend gingen die Frauen mit den Kindern gewöhnlich ins Rathaus, wo die Frau des Town-Mayors Tee, Kaffee, Kaltgetränke, Gebäck und Kuchen servierte. Während die Kinder spielten, nutzten die Frauen die Gelegenheit, den neuesten Klatsch oder Rezepte auszutauschen, Näharbeiten zu begutachten und ihre Kontakte zu pflegen. Die Männer zog es lieber in den Saloon, wo Town-Mayor Barnes über Krieg und Politik, Rinderzucht und Pflanzenanbau sprach. Gleichwohl welches Thema er wählte, der Zuspruch zu seinen Worten war ebenso groß wie der zu den Getränken, die dabei am Tresen ausgeschenkt wurden.

    Merriville war eine kleine Stadt und die Bevölkerung eine einzige große Familie. Der Ort lag an einer Biegung des Cumberland River, direkt am Zufluss des Teller Creek. Hier und in unmittelbarer Nähe trafen sich gleich mehrere wichtige Verkehrswege. Im Westen führte eine Straße nach Nashville, im Norden nach Hopkins, im Osten nach Gallatan und im Süden, auf der anderen Seite des großen Hügels von Glenmore Heights, dem Big Glen, führte der Weg nach Murfreesboro im Süden. Merriville war Anlegestelle der Flussdampfer und Haltepunkt der Central Tennessee Railroad, deren Strecke in dieser Gegend von Nordwesten nach Südosten verlief.

    Merriville war eine kleine und aufstrebende Stadt, deren Schutz dem Big Glen und dem darauf befindlichen Fort Glenmore oblag. Dessen Kanonen beherrschten die Flussbiegung, die Stadt und das Umland. In den Zeiten des Bürgerkriegs, zwischen der Union der Nordstaaten und der Konföderation der Südstaaten, war ein solches Fort von besonderer strategischer Bedeutung. Hier bewachte es einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt und mehrere Furten, die über den Fluss führten.

    Dem auf der anderen Seite des Cumberland River liegenden kleineren Hügel des Little Glen wurde hingegen keine Bedeutung beigemessen, da man von ihm aus allenfalls ein Stück des Teller Creek und des angrenzenden Farmlands einsehen konnte.

    An diesem Sonntag schien die Kapelle besonders fröhlich aufzuspielen, doch die flotten Märsche und Weisen gefielen keinem Bewohner von Merriville. Es war eine Kapelle der Union und Merriville stand treu zur Konföderation.

    Merriville war besetzt.

    Mit der zweiten Schlacht von Murfreesboro, wie die Yankees die Schlacht am Stone River nannten, war das mittlere Tennessee im Frühjahr 1863 durch die Union erobert worden. Nun versorgte Merriville nicht mehr die Truppen der Konföderation, sondern die des verhassten Feinds.

    So war das flotte Aufspielen der Musiker für die braven Bürger von Merriville nichts anderes als eine gezielte Provokation, die ihre Gefühle zutiefst verletzte.

    Doch sie mussten es erdulden, denn Merriville war besetzt.

    Direkt an der Stadtgrenze lag das neue Camp Merriville, in dem eine vollständige Brigade aus drei Infanterieregimentern der Union stationiert war. Über Fort Glenmore wehte, weithin sichtbar, die Flagge des Staatenbunds.

    Brigadier-General Elliot Cooper stand mit einer Gruppe seiner Offiziere bei der Musikertruppe. Er hatte alle drei Regimentskapellen zusammenfassen lassen und gelegentlich zuckten seine Hände, als wollte er den Musikern den Takt persönlich vorgeben.

    Cooper war ausgesprochen korpulent und seine lange Uniformjacke und die rote Seidenschärpe spannten über seinem ansehnlichen Bauch. Sein Backenbart war ebenso ausgeprägt wie sein Hass auf die Rebellen, die seinen Sohn in der Schlacht von Gettysburg getötet hatten. Er paffte genüsslich an einer großen Zigarre, während er ein großes Glas Wein leerte und die Melodie des „Yankee Doodle" mitsummte.

    Der General befehligte die 22ste Brigade der Army of the Cumberland und hatte in den Schlachten von Murfreesboro unter U.S.-General Rosecrans gedient. Seine Verdienste in der Schlacht waren allerdings auf laut gebrüllte Befehle beschränkt geblieben, die er aus sicherer Entfernung gegeben und mit denen er seine Truppen vorangetrieben hatte. Die meisten Offiziere der ihm unterstellten Regimenter waren zu der festen Überzeugung gelangt, dass Cooper bar jeden taktischen Geschicks war, dazu neigte, jeden Rat in den Wind zu schlagen, und darauf beharrte, stets im Recht zu sein. Es gab gewisse Gerüchte, dass Rosecrans dem Brigadier-General das Kommando über die 22ste Brigade und Merriville nur gegeben hatte, um den unbeliebten Offizier von der Army of the Cumberland fernzuhalten.

    Der General hatte durchaus seine Fürsprecher, doch Colonel Carmody von der 4ten Tennessee Freiwilligeninfanterie, Colonel Martin von der 7th Kentucky und Colonel Switzer von der 8th Kentucky, beides ebenfalls freiwillige Infanterieregimenter, gehörten sicher nicht zu ihnen. Sie alle waren dem Dienst in der Union aus freien Stücken beigetreten und doch gab es einen wesentlichen Unterschied zwischen den Regimentskommandeuren und ihrem Befehlshaber. Die Colonels sehnten das Ende des Kriegs aus zwei wesentlichen Gründen herbei: damit das Schlachten endlich mit dem Sieg der Union endete und damit ihr Dienst hinfällig wurde. Letzteres beinhaltete, dass sie daraufhin nichts, aber auch rein gar nichts mehr mit dem selbstgefälligen General zu tun haben würden.

    Am Sonntag zuvor hatten sich etliche Bewohner beim Spiel der Unionskapellen eingefunden. Nicht um deren Klängen zu lauschen, sondern um die eigenen Stimmen mit „Dixie und „Bonnie Blue Flag zu erheben. Cooper hatte den gewaltfreien Protest mit Kolbenhieben seiner Infanteristen beenden lassen.

    „Zuckerbrot und Peitsche, hatte Cooper mit süffisantem Lächeln erklärt. „Das sind die rechten Mittel, um diesem Pack beizubringen, dass es wieder zur glorreichen Union gehört.

    Das Zuckerbrot bestand aus den provozierenden Klängen und die Peitsche aus den harten Kolben der Springfield-Gewehre.

    So war der Widerwille der Bewohner von Merriville zu Hass geworden, der von manchem Unionssoldaten von ganzem Herzen erwidert wurde.

    Die drei Colonels waren sich darin einig, dass dies der falsche Weg war, um die abgefallenen Staaten wieder in die Arme der Union zurückzuführen. Im Gegensatz zu Cooper waren sie längst nicht vom nahen Sieg der Union überzeugt. Sie hatten mit ihren Regimentern in der Feuerlinie gestanden und kannten die Härte, mit der „Johnny Reb gegen „Billy Yank zu kämpfen verstand. Sie schätzten auch die strategische Bedeutung von Merriville und Fort Glenmore anders ein und befürchteten einen Versuch des Gegners, den bedeutsamen Knotenpunkt zurückzuerobern. Cooper wischte jedoch alle diesbezüglichen Bedenken vom Tisch.

    Die Besatzung des Forts bestand aus Artilleristen und einer bescheidenen Truppe von Infanteristen. Cooper war von der abschreckenden Wirkung der Kanonen des Forts in einem Maße überzeugt, dass er sogar auf eine Befestigung des Camps verzichtete und nicht einmal die drei nahen Furten überwachen ließ.

    Es gab vier Möglichkeiten, den Cumberland River in der Nähe von Merriville zu überwinden. Südwestlich und rund fünfzig Meilen von der Stadt entfernt, lag Fallon Point, eine Furt, welche man, wenn kein Hochwasser herrschte, mit Gespannen und Artilleriestücken ebenfalls bequem durchqueren konnte. Notfalls war auch die dort befindliche hölzerne Brücke der Eisenbahn nutzbar. Die zweite Furt lag direkt an der Stadt, eine dritte, die von Stevens, nur viereinhalb Meilen entfernt, an der nördlichen Spitze des Big Glen. Ein gutes Stück im Westen, über die Straße rund siebzig Meilen entfernt, lag dann noch Beltons Furt, die allerdings kaum mehr benutzt wurde, seit der alte Handelsposten im Westen seine Bedeutung an Merriville verloren hatte.

    Die Kommandeure der drei Infanterieregimenter wären lieber anderen Beschäftigungen nachgegangen, als gemeinsam mit einem Großteil des Offizierscorps auf dem zentralen Platz zu stehen, der Musik zu lauschen und den Hass der anderen Zuhörer zu spüren. Doch Brigadier-General Cooper hatte ihr Erscheinen zur Pflicht gemacht, um, wie er es formulierte, den Gemeinsinn und die Geschlossenheit der Union zu demonstrieren.

    Eine weitere Demonstration, nämlich die der Stärke, bestand aus fünf Kompanien, die in Paradeuniformen angetreten waren. Der leichte Wind zerrte an den Straußenfedern der Hardee-Hüte. Trotz des schönen Wetters froren die Soldaten. Das Tragen der wärmenden Feldmäntel war ihnen verboten, damit die Rebellen vom Messing und Gold des „Full Dress" beeindruckt werden konnten. Viel Mühe war darauf verwendet worden, das Tuch zu säubern und das Messing zu polieren, bis die Sergeants mit dem Ergebnis zufrieden gewesen waren. Zu den in Formation stehenden Infanteristen gehörten auch die drei Color-Guards der Regimenter, über denen jeweils die Fahne der Union und die des Regiments flatterten. Die Farben der fast vier Quadratmeter großen Feldzeichen leuchteten in der Sonne.

    Eine einzige Kompanie stand unter Waffen. Die übrigen vier mussten darauf verzichten. Cooper legte Wert darauf, den Bewohnern von Merriville zu zeigen, dass man ihre Widerspenstigkeit nicht fürchtete.

    Ein berittener Major befehligte die angetretenen Infanteristen. Auch Cooper und die drei Colonels waren beritten, wie es bei Fußregimentern üblich war. Dies sollte den höheren Offizieren erlauben, sich hinter der Gefechtslinie aufzuhalten und diese dennoch zu überblicken. Allerdings machte sie diese erhöhte Position auch zu einem bevorzugten Ziel, weswegen viele im Kampf lieber absaßen.

    Es ging auf Mittag zu. Der Gottesdienst in der Kirche von Merriville und jener der Feldgeistlichen im Militärlager war vor einer knappen Stunde beendet worden und seit einer Viertelstunde demonstrierte Cooper nun „Gemeinsinn und Geschlossenheit der Union".

    Colonel Martin, von der 7ten Kentucky, wandte sich seinen beiden Kameraden zu, die mit ihm ein Stück hinter dem General standen. „Wenigstens setzt der Frühling ein. Die Sonne schmilzt den Schnee und es wird endlich wärmer. Vor zwei Wochen hätten wir uns hier noch den Hintern abgefroren."

    Switzer grinste penetrant. „Und wenn der Boden erst so richtig schön taut, dann versaufen wir in Schlamm und Dreck. Das wird wohl die erste Gelegenheit sein, bei der uns die Rebellen Beifall klatschen."

    „Das Einzige, was diese Leute von uns entgegennehmen, das sind die Zahlscheine unserer Quartiermeister, fügte Colonel Carmody von der 4ten Tennessee hinzu. „Vor uns rümpft man die Nase, aber unser Geld stinkt ihnen nicht.

    „Immerhin ein gutes Zeichen, erwiderte Switzer. „Indirekt zeigen uns die Leute damit, dass sie glauben, dass unsere Zahlscheine und unsere Greenbucks ihren Wert behalten. Für mich eine Bestätigung, dass sie inzwischen innerlich am Sieg ihrer Konföderation zweifeln.

    „Wenn wir siegen, wird sich das Verhalten dieser Menschen kaum ändern. Im Gegenteil, ich glaube, dann werden sie uns sogar noch mehr hassen, raunte Martin betrübt. „Verdammt, dabei sind wir doch alle Amerikaner.

    Switzer lachte leise. „Komm schon, Ben, dir würde es nicht anders ergehen, würden die Südstaatler ihre Dixie-Flagge über deinem Haus hissen."

    Martin zuckte mit den Schultern. „Auf jeden Fall wird es lange dauern, bis der Hass überwunden ist. Wenn das überhaupt jemals der Fall sein wird."

    Es gab einige Offiziere in der Brigade, die auf eine erneute Begegnung mit den Konföderierten hofften. Die Colonels gehörten nicht dazu. Sie waren gewiss keine Feiglinge, doch sie erinnerten sich nur zu gut an die Befehle von Cooper in der letzten Schlacht. Sie hätten wohl zur Vernichtung ihrer Regimenter geführt, wenn nicht zufällig eine andere Unionsbrigade in die Flanke der Südstaatler vorgestoßen wäre. So feierte Cooper den Befehl für seine selbstmörderische Attacke als großes taktisches Geschick und es gab einige Stabsoffiziere, die ihm nur zu gerne beipflichteten.

    „Ich schwöre Ihnen, Gentlemen, sagte Switzer leise, „wenn ich zu Kriegsbeginn gewusst hätte, dass ich unter Cooper dienen muss, dann wäre ich zu den Rebellen übergelaufen.

    Sie lachten. Leise und verstohlen. Auch wenn sie ihren Brigadegeneral nicht schätzen, so wussten sie doch, dass es nicht angeraten war, ihn offen zu verspotten. Immerhin hatte er einen Stern auf den Schulterstücken und die Befehlsgewalt. Keiner der drei wollte auf eine Mission geschickt werden, von der es keine Rückkehr gab. Ja, es gab nicht nur Hass zwischen Norden und Süden. Wenn ihre Empfindungen gegenüber Cooper auch keinen Hass beinhalteten, so zumindest Verachtung. Für Truppen im Felde konnte sich das rasch als verhängnisvoll erweisen.

    An diesem letzten Sonntag im Monat März des Jahrs 1864 kündigte sich das Verhängnis mit dem fernen und noch leisen Pfiff einer Dampflokomotive an.

    Carmody runzelte die Stirn und zog seine Taschenuhr hervor. „Vier Stunden Verspätung."

    Erneut lachte Switzer. „Wir können froh sein, dass der Zug überhaupt kommt. Seine Versorgungsgüter werden dringend gebraucht."

    „Trotzdem ungewöhnlich, entgegnete Carmody. „Schön, im Winter mag eine solche Verspätung normal sein – Schnee, umgestürzte Bäume … Da gibt es eine Menge Dinge, die einen Zug aufhalten können – , aber jetzt sind die Schienen wieder frei.

    „Ich bin jedenfalls erleichtert, dass er doch noch eintrifft, knurrte Martin. „So ein fetter Versorgungszug ist eine Verlockung für die Rebellen. Sie lieben ihre raschen Raids, mit denen sie unsere Nachschubwege überfallen und Beute machen. Die Burschen brauchen unseren Nachschub wahrscheinlich sogar noch dringender als wir selbst.

    Switzer grinste breit. „Ja, für Johnny Reb wird es allmählich eng. Unsere Blockade der Seehäfen und das Abschneiden der Nachschubwege über Land und Flüsse zeigt Wirkung. Die haben nicht einmal mehr genug Mittel, um ihre Uniformen grau einzufärben. Wir sollten sie nicht die Grauen nennen, sondern die Erdnussbraunen."

    Erneut lachten die drei Regimentskommandeure. Brigadier-General Cooper hörte es, wandte sich zu ihnen um und sah sie empört an. „Gentlemen, ich muss doch bitten. Eine Demonstration unserer Stärke und Einheit ist eine durchaus ernste Angelegenheit."

    Switzer versuchte sich zu beherrschen. „Verzeihung, General, wir dachten, es sei gut, den Rebellen in Merriville aufzuzeigen, dass die Stimmung unserer Truppen ausgezeichnet ist."

    „Hm, ja, nun, das ist keine schlechte Idee, räumte Cooper nach kurzem Überlegen ein. „Dennoch, Gentlemen, etwas mehr Zurückhaltung.

    Ein erneuter und diesmal länger anhaltender Pfiff. Jenseits der Häuser im Nordwesten stieg rhythmisch Dampf in den Himmel, ausgestoßen vom trichterförmigen Schlot einer Lokomotive, die nun mit Tender und Wagen in den bescheidenen Haltepunkt von Merriville einfuhr.

    Erneut wandte sich Cooper den drei Colonels zu. „Gentlemen, sorgen Sie dafür, dass zwei Kompanien abgestellt werden, die den Nachschub vom Zug zum Camp transportieren. Ihre ‚D‘-Kompanie, Mister Carmody, sollte in jedem Fall dazugehören. Ich beobachte mangelnde Disziplin in Ihrer Formation."

    „Ja, Sir, brummte Carmody. Die „D-Kompanie seiner 4ten Tennessee gehörte zu jenen fünf Einheiten, die auf dem großen Platz von Merriville aufmarschiert waren. Es war zu einer festen Gewohnheit von Cooper geworden, jeden Sonntag eine der angetretenen Kompanien auszuwählen und zu „disziplinieren". Die geringste Kleinigkeit reichte aus, den Infanteristen im Anschluss eine unangenehme Arbeit zuzuteilen. Meist stand diese im Zusammenhang mit den Latrinen.

    „Ich sage dir, Simon, wandte sich Switzer mitfühlend an Carmody, „eines Tages werden ein paar unserer Jungs auf den Gedanken kommen, den aufgeblasenen Truthahn zu rupfen.

    Sie alle waren Freiwillige, auch wenn die Regimenter der Brigade aus verschiedenen Staaten der Union stammten. Gelegentlich war die Disziplin etwas lockerer als bei den wenigen regulären U.S.-Truppen, es gab auch mehr Desertionen, dennoch war der Zusammenhalt normalerweise sehr groß. Er basierte auf Kameradschaft und der Erkenntnis, dass man in der Schlacht nur gemeinsam bestehen konnte. Cooper gehörte jedoch zu jenen Offizieren, die fest daran glaubten, dass Disziplin allein durch eiserne Härte zu erlangen war.

    Carmody hob lauschend den Kopf. „He, waren das Schüsse?"

    Die Kapelle spielte gerade „John Brown´s Body, jene Variante der „Battlehymn of the Republic, die von den Sklavereigegnern bevorzugt wurde. Doch nun setzte einer der Musiker nach dem anderen sein Instrument ab. Alle Menschen auf dem Platz begannen zu lauschen.

    „Gottverdammt, das sind Schüsse", ächzte Martin.

    „Und sie kommen von der Bahnstation", fügte Carmody hinzu.

    Die Schießerei war nur kurz und sie kam definitiv aus der Richtung, in welcher der Zug stand. Dann verstummten die Schüsse und das Nächste, was die überraschten Bewohner von Merriville und die Unionssoldaten zu hören bekamen, war ein triumphierender „Rebel-Yell".

    „Gosh, ächzte Switzer, „das sind Johnny Rebs! Wir werden angegriffen!

    Bei den Soldaten auf dem Platz entstand Unruhe. Sie warteten auf Befehle, doch Cooper stand wie gelähmt und sah in Richtung der Bahnstation.

    Schließlich ergriff Carmody die Initiative: „Wachkompanie in Feuerstellung! Alle anderen ins Lager und bewaffnen! Wir werden von Rebellen angegriffen!"

    Die Infanteristen benötigten keine weitere Aufforderung. Die vier unbewaffneten Kompanien und die Musiker wandten sich mit den drei Fahnen-Wachen ab und begannen in Richtung des Camps zu laufen, so schnell sie nur konnten. Die Soldaten der einzigen unter Waffen stehenden Kompanie bildeten zögernd eine dünne Feuerlinie, die sich quer über den Platz zog und in Richtung auf die Bahnstation ausgerichtet war. Die Männer wirkten bleich und nervös, was man ihnen kaum verdenken konnte,

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