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Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot
Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot
Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot
eBook240 Seiten2 Stunden

Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot

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Über dieses E-Book

"Die Pferdesoldaten" bietet spannende Western aus der Zeit der nordamerikanischen Indianerkriege. Die in sich abgeschlossenen Abenteuer stellen die U.S. Reitertruppen in den Jahren zwischen 1833 und 1893 vor. Entgegen der üblichen Western-Klischees bietet der Autor dabei tiefe Einblicke in Ausrüstung, Bewaffnung und Taktiken, die sich im Verlauf der Jahre immer wieder veränderten. Schicke gelbe Halstücher und Kavallerie mit Repetiergewehren wird der Leser hier nicht finden, wohl aber Action mit einem ungewohnten Maß an Authentizität.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Nov. 2019
ISBN9783750212350
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    Buchvorschau

    Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot - Michael Schenk

    Kapitel 1 Ein einfacher Plan

    Pferdesoldaten 09

    Das Kanonenboot

    Military Western

    von

    Michael H. Schenk

    © M. Schenk 2019

    Die Nentucket war ein beeindruckendes Schiff. Sie war hundertzehn Meter lang und fast fünfzehn breit. Zwei Expansionsmaschinen erzeugten bis zu acht Bar Druck. Sie trieben das Schaufelrad am Heck mit bis zu zwölf Kilometern in der Stunde an. Das Rad wies eine Breite von knapp neun Metern und einem Durchmesser von acht auf, verfügte über zwölf Schaufeln, die man auch als „Paddel" bezeichnete und wog fast vierundvierzig Tonnen. Trotz seiner Wasserverdrängung von immerhin 2.700 Tonnen, hatte die Nentucket nur 1,7 Meter Tiefgang und besaß einen flachen Boden, ohne Kiel. Somit war sie auch für die seichteren Stellen des Mississippi geeignet.

    Das Dampfschiff gehörte zu den größten und luxuriösesten seiner Art, denn bis zum Beginn des Bürgerkrieges hatte es als schwimmendes Spielkasino gedient. Nun waren Spieltische und Bühne ausgebaut. Die Nentucket transportierte ein halbes Regiment Unionsinfanterie. Dennoch ging es nicht beengt zu, denn der gewaltige Raddampfer konnte bequem bis zu 450 Passagiere aufnehmen. Die achtzig Kabinen waren über vier Decks verteilt, die noch vom Ruderhaus mit dem großen Steuerrad überragt wurden. Berücksichtigte man die beiden großen Schornsteine, direkt hinter diesem, dann ragte das Schiff fast siebzehn Meter über das Wasser auf.

    Die Nentucket hatte zahlungskräftige Passagiere anlocken sollen und so legte man Wert auf ihr Äußeres. Der Rumpf war in kräftigem Rot gehalten, die Decks hingegen in strahlendem Weiß, von blau gestrichenen Handläufen umgeben. Die Schornsteine glänzten Schwarz. Sogar das Heckrad war in Blau gehalten, obwohl die Farbe gerade dort immer wieder erneuert werden musste. Die Knäufe der Handläufe hatte man vergoldet, ebenso die Klinken der Kabinen. Die Polster in den beiden Salons waren mit rotem Samt bezogen, der nun, durch wenig rücksichtsvolle Soldaten, in Mitleidenschaft gezogen wurde.

    Der Kapitän und die Besatzung des Schiffes zeigten sich nicht sehr glücklich darüber, dass ihr stolzes Schiff nun als Truppentransporter diente. Ihr Patriotismus hielt sich in überschaubaren Grenzen, wenn sie erlebten wie genagelte Brogans die teuren Teppiche malträtierten oder die Kolben von Gewehren immer wieder das teure Mobiliar beschädigten. Man hatte nicht genügend Zeit gehabt, alle diese Dinge in Sicherheit zu bringen. Zu überraschend waren Schiff und Besatzung in den Dienst der United States Navy gestellt worden.

    Der gehobene Standard an Bord der Nentucket war wohl auch der Grund, warum sich Commodore Isaac Lumbers auf ihr einschiffte und sie als Flaggschiff nutzte, auch wenn der Marineoffizier betonte, dies geschähe ausschließlich, da ihm das hoch gelegene Führerhaus einen besseren Überblick über das Geschehen biete, als der eines Kanonenbootes.

    Wahrscheinlich würde der Kapitän dies als akzeptables Übel hingenommen haben, wäre da nicht die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass sein schönes Schiff unter Beschuss geraten würde. Die Konföderierten schätzten es nicht besonders, wenn ein Dampfer Versorgungsgüter oder Truppen der Union an Bord hatte, was umgekehrt ebenso der Fall war.

    Die Nentucket fuhr im Verband mit drei anderen Schiffen. Flussabwärts. Sie fuhren mit der Strömung, was ihnen zu höherer Geschwindigkeit verhalf. Die schnelle Fahrt rief bei den Wenigsten an Bord Begeisterung hervor, denn sie bedeutete, dass man auch schneller am Feind sein würde. Einem Feind, für den die Nentucket und der ähnlich große Passagierdampfer hinter ihr, kaum zu übersehende und wehrlose Ziele darstellten.

    Eigentlich sollten die beiden Truppentransporter durch zwei der neuen Kanonenboote geschützt werden, deren Waffen jeden Widerstand brechen konnten, doch die U.S.S. Calliope hatte Maschinenschaden. Die Reparatur würde zwar nur drei Tage in Anspruch nehmen, doch Commodore Lumbers wollte nicht so lange warten. Jede Verzögerung böte den Rebellen die Gelegenheit, die Unionsflottille zu entdecken und sich auf sie vorzubereiten.

    So war die U.S.S. Mayhew das einzige bewaffnete und gepanzerte Schiff des kleinen Verbandes. Immerhin war das „ironclad gunboat" der City-Klasse ein Achtung gebietendes Schiff. Die City-Klasse war die Konsequenz aus den Erfolgen gepanzerter Fregatten zur See und dem Umstand, dass man auf Flüssen einen deutlich geringeren Tiefgang benötigte. Besonders dann, wenn man auf dem Mississippi unterwegs war.

    Die U.S.S. Mayhew verdrängte nur fünhundertzwölf Tonnen, war dreiundfünfzig Meter lang und fast sechzehn breit. Sie wurde ebenfalls durch zwei Expansionsmaschinen angetrieben und konnte mit dem 6,7 Meter durchmessenden Heckrad knapp fünfzehn Kilometer in der Stunde erreichen. Ihr Tiefgang betrug einhundertachtzig Zentimeter, was der Tatsache geschuldet war, dass sie schwere Waffen trug, allerdings nur teilweise gepanzert war. Den Spitznamen „Schildkröte" verdankte sie der Schräge von rund sechzig bis fünfundvierzig Grad, in der die Panzerplatten auf die hölzerne Grundkonstruktion aufgeschraubt oder genietet waren. Das Schiff ragte, inklusive des Ruderhauses, kaum neun Meter aus dem Wasser und besaß nur ein einziges Deck. Die vorderen zwei Drittel gehörten der Kasematte, dem Batteriebereich, das hintere der Maschine und den Holzvorräten. Die Kasematte war vierundsechzig Millimeter dick gepanzert, das Ruderhaus achtunddreißig. Dieses bestand aus dem kegelförmigen Steuerstand, in dem sich das große Rad befand und einem tonnenförmigen Aufbau für Beobachtungszwecke und Artillerieleitung. Der Rest des Schiffes war ungeschützt, allerdings lag das Schaufelrad am Heck innerhalb der Panzerhülle.

    Während ein großer Frachtdampfer auf dem Mississippi mit kaum fünfzehn Mann Besatzung auskam, befanden sich auf der Mayhew 251 Mannschaftsmitglieder. Dies war den schweren Geschützen geduldet, die bis zu zehn Mann Bedienung benötigten.

    Das Kanonenboot verfügte am Bug über zwei 32-Pfünder, an den Seiten über je vier 20,3-Zentimeter-Hinterlader. Im Gegensatz zu den neueren Schiffen ihrer Klasse, besaßen die U.S.S. Mayhew und ihr Schwesterschiff U.S.S. Calliope noch keine Heckwaffen. Die Bewaffnung der Kanonenboote konnte sich in Zukunft erheblich unterschieden.

    Commodore Lumbers war davon überzeugt, dass die Waffen der U.S.S. Mayhew vollkommen ausreichend waren, um jeden Widerstand der Rebellen zu brechen, auch wenn er auf das zweite Kanonenboot verzichtete.

    Im Augenblick stand Isaac Lumbers im ungeschützten Ruderhaus der Nentucket, paffte gemütlich an seiner voluminösen Pfeife und sah durch die Frontscheibe auf den Fluss hinaus. Hinter dem großen Flussdampfer folgte der zweite Truppentransporter, die Missouri Lady. Vorne dampfte die U.S.S. Mayhew. Stolz wehte eine übergroße Fahne der Union über ihrem Heck, während mächtige Rauchwolken aus ihren beiden Schornsteinen stiegen.

    Die verräterischen Rauchfahnen der Dampfboote waren schon auf größere Entfernung zu erkennen und würden den Feind vorwarnen. Damit umgekehrt auch die Unions-Flottille rechtzeitig gewarnt werden konnte, benutzte Lumbers ein kleines Dampfboot als Vorhut.

    Die Louisville war ein Frachtboot. Sie besaß ungefähr die Abmessungen der Mayhew und zwei Decks, die gewöhnlich dem Transport von Holz, Baumwolle, Rindern und anderen Waren dienten. Ihr Kapitän befuhr den Mississippi seit vielen Jahren. Er kannte jede Stelle wo Untiefen drohten oder gefährliche Strömungen herrschten. Der Steuermann der Louisville behauptete felsenfest, sein Kapitän kenne sogar jeden der zahllosen Alligatoren beim Namen, die immer wieder zu beobachten waren.

    Die Aufgabe der Louisville war einfach. Dem Verband ein gutes Stück vorausfahren und einen möglichst harmlosen Eindruck machen. Entdeckte man an Bord eine konföderierte Artilleriestellung, so sollte man durch Flaggensignale die nachfolgenden Schiffe alarmieren. Der Mayhew fiel dann die Aufgabe zu, die Batterie niederzukämpfen und die Durchfahrt zu erzwingen.

    Commodore Lumbers rechnete mit keinem ernsten Widerstand. In diesem Bereich des Mississippi hielten sich keine gepanzerten Kriegsschiffe der Rebellen auf. Es gab auch keine Küstenbatterien, wie in den Forts an der Küste. Die Truppenverbände, welche die Konföderierten in diesem Gebiet unterhielten, konnten den Schiffen kaum gefährlich werden. Zudem hatten sie alle Hände voll damit zu tun, die Landtruppen der Union zu bekämpfen.

    Es war der Juni im Jahr 1863 und die Union belagerte die konföderierte Stadt Vicksburg.

    Die Stadt lag am Ostufer des Mississippi, entlang eines Höhenzuges, der sich bis zu sechzig Meter über den Fluss erhob. Diese erhöhte Lage begünstigte die Verteidigung der Stadt, die zudem durch vorgelagerte Palisaden, Forts und Gräben erweitert worden war. Die Union beabsichtigte, Vicksburg und Port Hudson, in Louisiana, einzunehmen und damit die Kontrolle über den Mississippi zu erlangen. Damit würde die Union die Konföderation geographisch in zwei Teile spalten und den Fluss als Versorgungsweg für den Süden ausschalten, während sie selbst ihn für den Transport von Truppen und Nachschub nutzen konnte.

    Vicksburg war somit für beide Seiten von enormer Bedeutung.

    Während auf Unionsseite General Ulysses Simpson Grant rund 97.000 Soldaten, bis zu 220 Geschütze verschiedener Typen und die Mississippi-Flottille in die Schlacht warf, standen dem konföderierten General John C. Pemberton nur 30.000 Soldaten und knapp 150 schwere Waffen zur Verfügung. Eine Reihe von nachträglich bewaffneten Dampfschiffen war von Pemberton in die Verteidigung eingegliedert worden.

    Die Versorgungslage der Konföderierten war jedoch nicht besonders gut. Es mangelte an Waffen und an Munition.

    Am Morgen des 17. Mai 1863 eröffnete Grant den Angriff auf die Verteidiger einer Brücke, die über den Fluss führte. Die meist unerfahrenen konföderierten Soldaten wurden vom Schwung der Unionstruppen dermaßen überwältigt, dass sie den Kampf bereits nach drei Minuten aufgaben und sich hastig, wenn auch überwiegend geordnet, nach Vicksburg zurückzogen.

    Hier stießen die verfolgenden Unionssoldaten jedoch auf gut ausgebaute Stellungen, die aus Schützengräben, Palisaden und Forts bestanden. Wie in jedem Krieg und jedem Kampf, erlitten die Angreifer nun deutlich höhere Verluste, als die Verteidiger. Doch während Grant einigen Nachschub und Verstärkungen erhielt, waren die verfügbaren Kräfte der Südstaatler begrenzt. Der Druck der Unionstruppen wurde schließlich so groß, dass es Grant gelang, die Stadt von allen Seiten einzuschließen und von jeder Versorgung abzuschneiden.

    Die Kanonenboote der Mississippi-Flottille begannen zudem, von der Flussseite mit dem Beschuss der Verteidigungsstellungen und der Stadt. Die wenigen Dampfschiffe der Konföderierten waren rasch ausgeschaltet, zumal die konföderierte Artillerie Munition sparen musste. Immerhin gelang es einer Batterie am 27. Mai, das Kanonenboot U.S.S. Cincinnati zu versenken.

    Während Grant einen eisernen Ring um die Stadt Vicksburg legte, versuchte man im „Hinterland" der Konföderation verzweifelt, der notleidenden Stadt mit Nachschub, Lebensmitteln und frischen Truppen zu Hilfe zu kommen. Der Union lagen Berichte vor, dass man in der kleinen Stadt Dillings, direkt am Ufer des Mississippi gelegen, ein Nachschublager anlegte und eine kleine Dampferflotte zusammenstellen wollte, um die Blockade zu durchstoßen und Vicksburg die dringend erforderliche Hilfe zu bringen.

    Commodore Isaac Lumbers hatte den Befehl, dies zu unterbinden. Er war fest entschlossen, die Mission seines kleinen Verbandes zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Sein Auftrag lautete dahingehend, Dillings zu erreichen und die dortigen Vorräte und Dampfschiffe zu vernichten. Zwei Kanonenboote und ein Regiment Infanterie sollten hierzu mehr als ausreichend sein. Zwar verfügten die Rebellen über einige Truppen in der Nähe, doch wenn Lumbers schnell und entschlossen zuschlug, würden diese den Coup des Unions-Verbandes nicht verhindern können.

    „Ein Plan muss einfach sein, damit er auch gelingen kann, murmelte Lumbers und sog an seiner Pfeife. „Je komplizierter er ist, desto mehr Risiken entstehen, die ihn zum Scheitern bringen können. Daher werden wir schnell und hart zuschlagen, und wieder verschwinden, bevor die Rebellen reagieren können.

    Der Kapitän der Nentucket rauchte ebenfalls Pfeife und für einen Moment schien es, als qualmten beide Seemänner um die Wette mit den beiden Schornsteinen, die hinter ihnen aufragten. Der Flusskapitän warf Lumbers einen skeptischen Blick zu. „Hören Sie, Mister Commodore, das ist ja schön und gut, aber nur so lange, wie die Rebellen dabei mitspielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ein neues Nachschub-Depot ohne wirksamen Schutz lassen."

    „Oh, dafür haben sie gesorgt. Der Commodore grinste verächtlich. „Eine Menge Infanterie und Kavallerie sind in der Nähe. Nichts, was uns gefährlich werden könnte.

    „Hören Sie, Mister Lumbers, solche Truppen werden immer von Artillerie begleitet." Der Kapitän des Dampfers legte sichtlichen Wert darauf, zu betonen, dass er noch immer Zivilist sei. Er mied es tunlichst, den Commodore mit dessen Rang oder mit Sir anzusprechen. Er mochte sich dem Willen des Militärs fügen, doch als Flussschiffer sah er sich eher neutral und keiner Seite verbunden. Seine Treue galt dem mächtigen Strom, seiner Nentucket und deren Besatzung.

    „Feldartillerie, Kapitän. Die haben nichts, was uns ernsthaft zusetzen könnte."

    „Das mag für Ihr gepanzertes Kanonenboot gelten, aber meine hübsche Lady hier, die besteht aus Holz. Da reichen auch schon leichte Feldgeschütze aus, um Späne aus ihr zu machen."

    Lumbers Blick verriet seine Missbilligung. „Und die Geschütze der gepanzerten Mayhew reichen aus, um aus jeder ungeschützten Feldbatterie Späne zu machen."

    „Ich bete zum Allmächtigen, dass Sie Recht behalten, Mister Commodore, knurrte der Kapitän. „Wir sind übrigens nicht mehr weit von Dillings entfernt. Noch zwei Flussbiegungen und wir haben es in Sicht.

    Die kleine Louisville erreichte die Erste der Biegungen. Ihre qualmenden Schornsteine verschwanden allmählich hinter einer vorspringenden und dicht bewaldeten Landzunge.

    Es ging auf den Mittag eines schönen Sommertages zu. Der Commodore nahm sein Fernglas und suchte die Seiten des Flusses ab. In der Nähe der Landzunge gab es eine kleine Sandbank. Lumbers beobachtete zwei Alligatoren, die dort faul in der Sonne lagen. Einer von ihnen schien nun zu gähnen und der Offizier registrierte durch sein gutes deutsches Glas, wie Respekteinflößend das Gebiss der Echse war. Mancher Flussschiffer oder Angler war solchen Zähnen schon zum Opfer gefallen und Passagiere machten sich gelegentlich einen Spaß daraus, ihre Treffsicherheit an den Panzertieren zu üben.

    „Wenigstens ist die kleine Louis schnell und leicht zu manövrieren, meinte der Steuermann. „Das wird ihr helfen, falls sie von den Rebellen unter Beschuss genommen wird.

    Im Gegensatz zu den anderen Raddampfern der Flottille, verfügte die Louisville nicht über ein großes Heckrad, sondern zwei seitliche Antriebsräder. Es gab immer wieder Debatten unter den Flussschiffern, welche Antriebsart wohl besser wäre, denn beide Varianten hatten ihre Vor- und Nachteile. Der Vorteil der seitlichen Räder war, dass sie separat gesteuert werden und sogar entgegengesetzt eingekuppelt werden konnten. Das machte ein Schiff so beweglich, dass es sich fast auf der Stelle drehen konnte. Es benötigte auch nicht unbedingt ein Ruderblatt zum Steuern, welches bei den Heckraddampfern stets ein Schwachpunkt war. Als Nachteil boten die ausladenden seitlichen Räder allerdings eine große Angriffsfläche für das viele Treibholz und die oft unsichtbaren Baumstämme, welche unter Wasser eine tödliche Gefahr bildeten. Das Rad eines Heckraddampfers war dagegen besser geschützt, half allerdings nicht bei der Steuerung. Diese gelang beim Heckantrieb nur mit Hilfe von einem oder (meist) zwei Ruderblättern, die unter dem flachen Rumpf und unmittelbar vor dem Heckrad angebracht waren. Da sie Strömungswiderstand bieten mussten, lagen sie in der Regel ungeschützt unter Wasser und konnten ebenfalls leicht durch Unterwasserhindernisse beschädigt oder sogar zerstört werden. Bei den neuen Kanonenbooten lagen diese Ruderblätter in einer Art Hohlkehle des Unterwasserschiffes. Dort waren sie relativ gut geschützt, ihre Wirksamkeit galt jedoch als reduziert.

    „Signal von der Mayhew", kommentierte der Steuermann.

    Commodore Isaac Lumbers brauchte niemanden, der die Bedeutung der Signale interpretierte. Jeder gute Seemann kannte sie. „Meldung von der Louisville, murmelte er. „Ziel in Sicht. Keine Rebellenaktivitäten. Er lächelte erleichtert. „Wie ich es mir bereits gedacht habe. Wir überraschen die Rebellen."

    „Oder sie halten sich versteckt und lauern darauf, dass wir ihnen vor die Kanonen fahren", erwiderte der Kapitän bissig.

    „Verdammt, Captain, fuhr Lumbers auf, „fehlt es Ihnen an Mut?

    „Ich bin verantwortlich für mein Schiff und meine Besatzung, kam die grimmige Erwiderung. „Und im Übrigen auch für die Passagiere an Bord.

    „Im Augenblick trage ich die Verantwortung, Captain, denn Ihre Nentucket ist nun ein, äh, Hilfsschiff der United States Navy und was Sie als Passagiere bezeichnen, das sind hartgesottene Infanteristen der Union. Bringen Sie uns nach Dillings, Captain, denn das ist Ihre Aufgabe. Für alles Andere bin ich zuständig."

    Es war Krieg und Lumbers hatte Recht: Die U.S.-Navy hatte die Nentucket beschlagnahmt und konnte sie nach Belieben einsetzen. Ihr Besitzer erhielt gute Unions-Dollars für ihre Benutzung und man würde ihm

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