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Der Nornen Knoten
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eBook883 Seiten13 Stunden

Der Nornen Knoten

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Über dieses E-Book

Der
Nornen Knoten


Schweden im 10. Jahrhundert. Die Leben der neugeborenen Ylvi und ihres vierzehnjährigen Halbbruders Bjarne, dem Jungen mit Down-Syndrom, der seine Kindheit als Sklave verbrachte, sind in Gefahr. Ihr Vater vertraut sie dem Honigmacher und dessen Frau an, wo sie, zusammen mit deren beiden Söhnen, aufwachsen.
Doch die Ziehbrüder sehen vor allem Ylvis Aufnahme in die Familie unterschiedlich. Während der Jüngere, Tjark, Ylvi abgöttisch liebt und sich eine eigene Zukunft mit ihr erhofft, züngelt im Älteren, Leif, die wachsende Flamme der Eifersucht.
Harte Schicksalsschläge und Intrigen, stellen Ylvi, Tjark und Bjarne vor scheinbar unüberwindliche Herausforderungen, die sie schließlich sogar voneinander trennen.
Werden die Nornen ihre Lebensfäden erneut miteinander verknoten?

Ein historischer Roman, der an faszinierende Orte, in einer Zeit religiöser und politischer Wandlungen entführt und dabei ein so ganz anderes Bild der Gesellschaft der sogenannten Wikinger zeigt, als man allgemein oft annimmt. Lassen Sie sich mitnehmen, auf eine Reise an der Seite real-historischer Persönlichkeiten, umgeben von einer faszinierenden Landschaft, sowie geschichtlich bedeutsamen Ereignissen. Lernen Sie eine erstaunliche Kultur kennen, die in Toleranz und Demokratie Vorreiter war.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum2. Mai 2021
ISBN9783754115275
Der Nornen Knoten
Autor

Sylvia Koppermann

Sylvia Koppermann, geboren 1971, begann das Schreiben mit humorvollen Erlebnissen ihrer Familie. Schon bald bekam sie dazu eine eigene kleine Kolumne, in einem online-Magazin angeboten und wurde, nach einiger Zeit, in eben jenem Magazin auch als Autorin für Sachartikel eingestellt. Diese Anstellung gab sie später auf, um sich ausschließlich der Leidenschaft für das Schreiben eigener Werke, mit Schwerpunkt historische Romane, zu widmen.

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    Buchvorschau

    Der Nornen Knoten - Sylvia Koppermann

    Sylvia Koppermann

    Der Nornen Knoten

    Historischer Roman

    Vita

    Sylvia Koppermann, geboren 1971, begann das Schreiben mit humorvollen Erlebnissen ihrer Familie. Schon bald bekam sie dazu eine eigene kleine Kolumne, in einem online-Magazin angeboten und wurde, nach einiger Zeit, in eben jenem Magazin auch als Autorin für Sachartikel eingestellt. Diese Anstellung gab sie später auf, um sich ausschließlich der Leidenschaft für das Schreiben eigener Werke, mit Schwerpunkt historische Romane, zu widmen.

    Impressum

    Texte:

    © Copyright by Sylvia Koppermann

    Umschlaggestaltung:

    © Copyright by Sylvia Koppermann & Mirco Baron

    Autorin und Verlag:

    Sylvia Koppermann

    Korrektur:

    Rotraud Tomaske

    Impressumservice:

    Sylvia Koppermann

    c/o COCENTER

    Koppoldstr. 1

    86551 Aichach

    Ersterscheinen: Oktober 2019

    Ausgabe Januar 2024

    Druck:

    epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Index

    Vita

    Impressum

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 33

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 36

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 40

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Kapitel 44

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Kapitel 48

    Kapitel 49

    Kapitel 50

    Kapitel 51

    Kapitel 52

    Kapitel 53

    Kapitel 54

    Kapitel 55

    Kapitel 56

    Kapitel 57

    Epilog

    Personen der Handlung und historische Persönlichkeiten

    Zeittafel der Geschichte und historische Daten

    Ein kleiner Einblick in die nordische Mythologie

    Über die Geschichte der damaligen Zeit und Entstehung dieses Romans

    Sylvia Koppermann

    Der Nornen Knoten

    Historischer Roman

    Für

    Yorik-Finnley,

    meinen tapferen, kleinen Wikinger.

    Grafik1

    Kapitel 1

    Herbst 960

    Schatten tanzten an den Wänden, gezeichnet von den Flammen der Feuerstelle und zogen mit verzerrten Masken hämische Grimassen. Fjodor versuchte, den Kopf wegzudrehen, sich zu zwingen, diese wilden Schattentänze nicht mehr anzusehen, doch sein fiebriger Blick hatte nicht die Kraft sich von ihnen loszureißen. Wie in einem Bann starrte er sie an, glaubte ihr Lachen zu hören, untermalt vom kraftlosen Stöhnen der jungen Frau, die dort drüben am Fuße der Feuerstelle lag und versuchte, den Schmerz zu unterdrücken. Es fiel Fjodor schwer, sich nicht immer wieder in den schwarzen Sog ziehen zu lassen, in den ihn das Fieber zu locken drohte. Nein, er musste kämpfen, durfte sich nicht der Gleichgültigkeit hingeben. Für Jarla und das Kind, das sie gerade im Begriff war, auf die Welt zu bringen.

    Unter Aufbietung seines ganzen Willens, schaffte er es endlich, die Augen von den Schatten zu wenden und in die Richtung zu sehen, aus der Jarlas Seufzen zu ihm drang. Der alte Mann konzentrierte sich allein auf Jarla. Er wollte bei ihr sein und sie schützen. Ja, Schutz war das, was sie jetzt so dringend brauchte. Gegen die Boshaftigkeit der beiden Menschen auf der anderen Seite des Langhauses.

    Svea und Notger saßen beieinander, mit verhärteten Gesichtern und tuschelten, sahen abschätzend zu Jarla und schnauften verächtlich. Fjodor hoffte, sein Wort würde Achtung finden, so lange er bei Verstand blieb. Nur so konnte er Jarla und ihr Kind schützen. Vor seinem Weib Svea und dem Sohn Notger.

    Leise begann Fjodor zu beten. Seine Lippen bewegten sich kaum, doch er hoffte, dass sie ihn hören würde. „Frigg, Göttermutter, ich bitte Dich, stehe Jarla und unserem Kind bei. Gib mir die Kraft durchzuhalten bis Bjarne mit Roald und Hjördis zurück ist und schütze Jarla. Verzeih meine Selbstsucht und Schuld, mit der ich die Verantwortung für all das hier trage. Ich bin bereit, mich dem zu übergeben, was Hel mir auferlegt. Nur lass mich so lange auf Erden bleiben, bis ich Jarla und das Kind in sicherer Obhut weiß, weit weg von diesem Ort und dieser Sippe, die so von Hass getrieben ist." Monoton hauchte Fjodor immer wieder diese Worte. Ungehört von den übrigen Menschen in der kleinen Halle, aber hoffentlich verstanden von der Einzigen, die in diesen Stunden die Macht hatte, zu helfen. Nicht für ihn, sondern einzig für Jarla, hoffte er auf die Unterstützung der Göttin. Nur sie konnte nun noch verhindern, dass Fjodors Schuld an Jarla noch größer wurde. Dieses stille Mädchen, das ihm so viel Glück auf seine alten Tage geschenkt hatte. Sie, die eben dieses, sein Glück, so teuer bezahlte. Jarla hatte alles still ertragen, ohne für sich selbst auch nur irgendwann etwas zu fordern. Und wie in einem Traum wanderten seine Gedanken davon, zurück zu den Tagen, die einer scheinbar längst vergangenen Zeit angehörten.

    Die Götter hatten es gut mit Fjodor gemeint. Als einziger Erbe des ansehnlichen Hofs und des dazu gehörigen Landes, war er nie gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Anders als so viele junge Männer, die fortgingen um in der Fremde zu rauben und so das nötige Kapital zusammenzubringen, um ein kleines Stück Land pachten oder gar kaufen zu können, von dem sie mehr schlecht als recht eine Familie ernähren konnten.

    Der Vater war früh verstorben und die Mutter hatte an Stelle des Sohnes den Besitz verwaltet, bis er alt genug war, sein Erbe anzutreten. Fjodor konnte sich nicht erinnern, seine Mutter jemals ausgelassen lachen gesehen zu haben. Meist wirkte sie müde und doch verbissen genug, alles dafür zu tun, ihrem Sohn einen gut bewirtschafteten Hof zu erhalten. Noch vor dem Gesinde war sie aufgestanden und zur Nacht die Letzte, die sich auf ihr Lager legte. Sie war nicht einfach nur Herrin, sondern kannte jeden Handgriff, egal ob Arbeit der Männer oder Frauen. Und ebenso erwartete sie von den Knechten und Mägden, dass sie genauso hart arbeiteten. Streng konnte sie sein, manchmal fast hartherzig wirken, aber Fjodor wusste, dass seine Mutter ihre Kraft einzig auf das warf, was sie für ihren Sohn tun konnte. Auch wenn er sich als Kind oft nach einer Umarmung sehnte, spürte er doch, dass sie ihn in Gedanken in den Armen wiegte, wenn sie nachts, im verglühenden Schein des Feuers, nach ihm sah, bevor sie sich selbst niederlegte. All das, was sie ihm übergeben hatte, als er mit sechzehn Jahren mündig wurde, drückte ihre Liebe aus, denn mit dem Tag war Fjodor zum angesehenen und wohlhabenden Herren eines Stück Landes geworden, von dem sicher vier Sippen ohne Hunger hätten leben können.

    In einem einzigen Punkt wagte der neue Herr, seiner Mutter die Stirn zu bieten. Zumindest eine Zeit lang, denn was sie auch redete, weigerte Fjodor sich zwei Jahre lang, dem Wunsch seiner Mutter nachzukommen und um Svea zu freien. Er wollte diese Frau nicht, die drei Sommer mehr erlebt hatte, als er selbst. Und es gefiel ihm nicht, dass er sie nur zum Weib nehmen sollte, weil ihre Väter einst, bei einem Trinkgelage beschlossen, die Kinder einander zu versprechen. Fjodor wollte sich selbst ein Mädchen aussuchen und als Herrin auf seinen Hof führen. Eine junge Frau, die hart arbeiten konnte wie die Mutter und doch vermochte, Freude zu empfinden, die sie auf die Menschen um sich übertrug. Er lehnte Svea nicht ab, aber er konnte ihrer Art nicht viel abgewinnen. Sie berührte sein Herz nicht. Kräftig war sie wohl, jedoch genoss sie, als Tochter eines Vaters, der zu Wachs in ihren Händen wurde, viele Privilegien, die sie schon früh eine Herrin werden ließen. Alles, was sie lernte, um einst eine gute Hausfrau zu werden, sah sie lediglich als Wissen an, das sie besitzen musste, um dem Gesinde Instruktionen zu erteilen und dessen Arbeiten kontrollieren zu können. Svea war selbstverliebt und schien sich als göttliches Geschenk zu sehen. Nichts in ihren Augen war besser, als sie. Von den Menschen um sie herum erwartete sie natürlich, dass auch diese sie als vollkommen ansahen und ihr ehrfürchtig zu Füßen lagen. Sie wollte Fjodors Weib werden, aber nicht, weil dieser junge Mann sie verzückt hätte, sondern um Herrin eines großen Hofes zu sein.

    Ein lautes Knacken des brennenden Holzes ließ Fjodor zusammenfahren. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen und zu verstehen, wo er war. Langsam klärte sein Bewusstsein ihn auf und ergeben seufzte der alte Mann. Ja, er lag hier, auf seinem Lager, im Fieber und wartete auf den Tod. So wie sein Weib und Notger dort hinten hockten, von wo aus sie auf Jarlas Tod hofften und warteten. Die Zunge klebte an Fjodors Gaumen und seine Kehle fühlte sich an, als sei sie vertrocknet. „Durst", murmelte er schwach und hatte nicht wirklich die Hoffnung, erhört zu werden, doch entgegen seiner Erwartungen erhob Svea sich langsam, ging zum Wassereimer und nahm die volle Schöpfkelle heraus, mit der sie zu ihm trat. Svea half ihrem Mann nicht, sich aufzurichten. Ihre Verachtung dem eigenen Mann gegenüber stand ihr deutlich im grimmigen Gesicht geschrieben, untermalt vom Ekel, den der faulige Geruch, der Fjodors Wunde am Bein entströmte, bei ihr verursachte. Mühsam hob Fjodor den Kopf und bot seine ganze Kraft auf, um sich aufzusetzen. Diesem Weib gegenüber wollte er so wenig Schwäche zeigen, wie ihm möglich war. Lieblos hielt Svea ihm die Kelle an den Mund. Der lange Griff schien symbolisch für den Abstand zu stehen, der in all den Jahren ihrer Ehe immer bestanden hatte. Fast hätte man die Distanz, die immer zwischen ihnen geherrscht hatte, mit Respekt verwechseln können. Doch Respekt empfand Svea nie diesem Mann gegenüber. Er war nur Mittel zum Zweck. Die Last, die sie zu ertragen hatte, als Preis, Herrin des Anwesens zu sein.

    Wasser lief Fjodor seitlich an den Mundwinkeln vorbei und tropfte auf die Tunika aus fein gewebtem Wollstoff. Svea grunzte verächtlich und deutete dann mit dem Kopf zur Feuerstelle. „Wie lange soll das da noch weitergehen? Hier findet niemand Ruhe. Soll sie ins Grubenhaus gehen."

    Zorn stieg in Fjodor auf. „Sie geht nirgends hin und bleibt hier! Das ist mein Weib, wie auch Du es bist und sie gebiert mein Kind, wie auch Du meine Kinder geboren hast, hier an meinem Herdfeuer, in meinem Haus. Es ist schon eine Schande, mit der Du Dich eines Tages vor den Göttern zu verantworten hast, dass Du meiner Zweitfrau nicht einmal gestattest, sich auf ein Lager zu betten und sie am Boden gebären muss. Wage es nicht, sie hinauszubringen, wenn Du es auch schon nicht als Deine Pflicht siehst, dem Kind Deines Mannes auf die Welt zu helfen, Du garstiges Weib.", es fiel ihm schwer, die nötige Kraft in seine Worte zu legen, aber er wusste, dass er Svea gegenüber die Schwäche nicht zeigen durfte. Sie würde sich darauf stürzen und zu ihrem Vorteil verwandeln, um ihn zu übergehen und Jarla hinaus zu werfen.

    Der Mund seines älteren Weibes verzog sich zu einem schmalen Lächeln, in dem nichts Herzliches lag. „Früher oder später geht sie, das weißt Du. Schau Dich an. Was denkst Du, wie lange Du hier noch Herr bist? Ein paar Tage höchstens noch, dann ist mein Sohn Dein Erbe und die Hure geht mitsamt ihrem Balg. Und dass sie dort am Boden wirft zeigt nur, welchen Platz sie bei uns hat. Hebe Du sie doch aufs Lager, sterbender Mann sie lachte hämisch auf „aber das wirst Du ja nicht mehr tun können. Die Nornen haben bereits begonnen, Deinen Lebensfaden zu durchtrennen., mit diesen Worten drehte sie sich um, warf die Schöpfkelle in den Eimer und stampfte zum Platz neben Notger zurück, wobei sie demonstrierend einen großen und unnötigen Schritt über die sich windende Jarla machte.

    Es half nichts, wie viel Kraft es Fjodor auch kostete, er musste an Jarlas Seite und durchhalten, bis die Anderen da waren. Zittrig und geschwächt richtete er sich weiter auf, schob die Beine langsam vom Lager und griff nach einem der senkrecht stehenden Trägerbalken, um sich festzuhalten und daran hoch zu ziehen. Für einen Moment lehnte er den Kopf an das Holz, während er es mit beiden Händen umklammerte. Seine Beine wollten nachgeben, doch der Wille, die wenigen Meter zu Jarla zu gelangen, war größer. Schleppend taumelte er vorwärts, die scheinbar genießenden Blicke von Svea und Notger spürend. Doch ihm war egal, wie sie sich daran ergötzten die Zeichen zu sehen, die das Ende des alten Hofherren zeigten.

    Kurz vor Jarla wandte er sich nach rechts, dem Wassereimer zu, nach dem er griff, um ihn schwer über dem Boden zu der jungen Frau zu schleifen. Nicht einmal einen Eimer konnte er mehr heben, dachte er bitter und ließ sich zu Jarlas Kopf fallen. Er hatte kaum die Kraft, unter ihren Kopf zu greifen und die volle Schöpfkelle zu ihrem Mund zu führen. Jarla schaffte es nur mühevoll, zu trinken. Immer wieder wurde sie erfasst von einer Woge des Schmerzes, die sie sich wimmernd zusammenziehen ließ. Tropfen rannen ihr über die Stirn und ihr hübsches Gesicht war umrahmt von Schweiß verklebten Haaren. Nachdem Fjodor die Schöpfkelle zurück in den Eimer gelegt hatte, streichelte er mit der freien Hand eben diese nassen Haare aus dem Gesicht, das er so liebte. Jarla öffnete die Augen und sah ihn angstvoll an. Ihre Stimme war nur ein schwaches Flüstern, als sie ihn ansah. „Wenn sie rechtzeitig kommen, wird das Kind leben, nicht wahr?"

    Fjodor zwang sich, Jarla anzulächeln. „Wir alle werden leben, meine Liebste. Wir alle.", dabei wanderte sein Blick wieder zu Svea, die sich sichtlich zu amüsieren schien, über das, was dort am Boden vor dem Herdfeuer geschah.

    Wie hatte er dieses Weib nur jemals zur Herrin seines Hofes machen können, dachte er zornig, während seine Gedanken in der Zeit wieder zurück wanderten.

    Im zweiten Winter nach Antritt seines Erbes, erkrankte die Mutter und es sah eine Zeit so aus, als hielten die Nornen bereits eine Schere an ihren Lebensfaden. Bereit, seiner Mutter den Frieden zu geben, der in seiner Macht stand und ihr ermöglichte, ohne Kummer gehen zu können, sollte ihre Zeit gekommen sein, machte Fjodor das Versprechen, Svea zur Frau zu nehmen. Vielleicht war es die Aussicht, schon bald einen Enkel in den Armen halten zu dürfen, dem sie die Zeit widmen konnte, die sie Fjodor so gern geschenkt hätte oder Segen der Götter. Einige Wochen nach Fjodors Versprechen, gewann die Mutter wieder etwas Kraft und schien gesund zu werden.

    So bekam der Hof im Jahr darauf eine neue Herrin, die streng verwaltete, selbstbewusst die Knechte scheuchte und die starke Hand der Mutter fortführte. Jedoch machte sie nie einen Hehl daraus, wie wenig Interesse sie daran hatte, ihren Mann zu lieben oder von ihm geliebt zu werden. Diese Ehe war in ihren Augen ein Geschäft. Jeder bezahlte seinen Preis und bekam, was er wollte. Zu verschenken hatte Svea nichts.

    Fjodors Mutter erlebte noch die Geburt des ersten Sohnes und einer Tochter, dann schlossen sich ihre Augen für immer. Sie ging in dem Bewusstsein, ihr Sohn hatte nun eine eigene Sippe und konnte nicht ahnen, dass ihre Enkel, wie noch eine weitere Tochter von Fjodor und Svea, ihr in den kommenden Jahren folgen würden.

    Der erste Sohn starb, kaum zweimal alle Jahreszeiten erlebt, an Fieber. Eine Tochter wachte einfach nicht mehr auf. Sie lag in ihrer Wiege, als schliefe sie nur, aber ihre Seele hatte das Langhaus bereits verlassen, als Svea sie am Morgen zu wecken versuchte, um sie zu stillen. Und die jüngste Tochter ertrank in dem Bach, nahe dem Haus, kaum konnte sie laufen.

    Nie hatte Fjodor sein Weib auch nur eine Träne um die Kinder weinen sehen und doch wusste er, welchen Schmerz sie erlebte. Diese Kinder alle zu verlieren, machte sie noch härter, mürrischer und ließ sie immer ungerechter auch dem Gesinde gegenüber werden, das es fortan gar nicht mehr schaffte, die Herrin mit seiner Arbeit zufrieden zu stellen. Erst mit der Geburt von Notger zeigte sich, wie sehr Svea ihre Kinder geliebt haben musste, denn in der Angst, auch ihn zu verlieren, verwöhnte sie ihn maßlos und schottete ihn von allem ab, was sie als mögliche Gefahr für ihn sah. Der Junge bekam seinen Willen immer, dafür wusste sie zu sorgen. Dieses einzige Kind, das ihr geblieben war, sollte all das erhalten, was seine Geschwister nicht mehr bekommen konnten. So wurde Notgers Wesen von klein auf zu einem Abbild der kaltherzigen Art seiner Mutter. Er zollte dem Vater den nötigen Respekt, aber auch er bemühte sich nicht, zu verbergen, dass Fjodor für ihn nur der war, den er einmal beerben würde.

    Unter der strengen Hand von Svea und der harten Arbeit der Menschen auf dem Hof, mehrte sich der Wohlstand weiter. Mehr Vieh wurde gekauft und schon bald reichte der Platz im hinteren Teil des Langhauses nicht mehr, das Vieh zu beherbergen. Ein Teil der Vorräte lagerte bereits im Grubenhaus, gegenüber dem Wohnhaus, doch auch dieses konnte nicht mehr aufnehmen, was im Langhaus nicht unterzubringen war. Ein zweites Grubenhaus musste gebaut werden. Das Heu, das dem Vieh als Winterfutter diente, bekam eine zusätzliche Scheune. Da das Vieh Svea wichtiger war als ihr Gesinde, verbannte sie Knecht und Mägde in die Scheune und gewann nun so genug Platz im hinteren Teil des Langhauses, um auch das neue Vieh unterzubringen. Ohne Feuerstelle froren der Knecht und die Mägde erbärmlich. Sie mussten in den langen und kalten Winternächten Schutz vor dem Kältetod suchen, indem sie sich, mit Decken aus zusammengenähten Kaninchenfellen, tief ins Heu verkrochen.

    Mit wachsendem Reichtum mehrte sich auch die Arbeit auf dem Hof. Und Svea zeterte so lange, bis Fjodor ihr gestattete, sich nach einer weiteren Magd umzusehen. Ihren Blick, in dem sich diebische Freude wieder spiegelte, als sie ihrem Mann die junge Sklavin vorstellte, die sie für einen Sack Gerste von deren Hunger leidenden Familie abgekauft hatte, würde er nie vergessen. Zu arm, die Tochter verheiraten zu können und nicht in der Lage, einen weiteren Esser mit durchzufüttern, war sie der Preis, durch den ihre Familie eine kurze Zeit leidlich satt werden würde. Und doch schien das Mädchen, das Tuva geheißen wurde, nicht allzu bekümmert, nun Sklavin und Eigentum einer fremden Sippe zu sein. Hier bekam es nicht im Übermaß, aber dennoch regelmäßig zu essen. Es schien, als sei Tuva sogar dankbar, denn sie bemühte sich nach Kräften, ihre Herrschaft zufrieden zu stellen. Bei Svea konnte ihr das zwar nie gelingen, jedoch wuchs in Fjodor die Illusion, dass da ein Mensch war, der sich um ihn sorgte. Nicht, weil dies seine Pflicht war, sondern aus dem Wunsch heraus, ihn einfach nur glücklich zu machen. Mal belohnte er all ihre Bemühungen mit einem Lächeln, mal steckte er ihr heimlich einen runzligen Apfel zu, den er aus dem stets verschlossenen Grubenhaus hatte mitgehen lassen. Es war so einfach, das Mädchen mit bescheidenen Geschenken zum Strahlen zu bringen. Je mehr Tuva merkte, dass Fjodor sie zu mögen schien, je weniger versuchte sie, Svea gegenüber aufzufallen. Still, vorausschauend und fleißig schuftete sie, und es gelang ihr tatsächlich, sich Sveas Aufmerksamkeit weitestgehend zu entziehen. Solange es an Tuvas Arbeit nichts auszusetzen gab, war sie für die Augen ihrer Herrin unsichtbar. Nicht aber für die ihres Herren. Immer öfter berührte sie ihn schließlich wie zufällig, unbemerkt von allen Anderen. Heiß und kalt zugleich durchfuhr es Fjodor, dem es mit jedem Mal schwerer fiel, nicht die Beherrschung zu verlieren und sich nicht ausgehungert nach Zärtlichkeit auf Tuva zu stürzen. Wie hätte er anders reagieren können, wo sein Weib sich ihm stets nur leidenschaftslos hingegeben hatte und seit Notgers Geburt gänzlich verweigerte? So war es wohl nur noch eine Frage der passenden Gelegenheit, bis das Unvermeidliche geschehen würde. Und die bot sich im Frühjahr, das Notgers sechstem Winter folgte.

    Sveas Bruder, dem zukünftigen Erben des väterlichen Hofes, war der ersehnte Stammhalter geboren worden, gerade als die Zeit des Lammens begonnen hatte. Anlässlich des Festes der Geburt ihres Neffen, bestand Svea darauf, unverzüglich aufzubrechen und der väterlichen Sippe bei den Vorbereitungen zu helfen. Fjodor durchschaute sein Weib, ohne dass es dies ahnte. Ihr ging es sicher nicht darum, durch Fleiß ihrer Hände zu glänzen, als vielmehr die Gelegenheit zu ergreifen, sich als wohlhabende Hofherrin zu präsentieren und den, nach ihrer Meinung perfekten, Sohn zur Schau zu stellen. Dankbar schickte Fjodor in diesem Jahr an eben die Göttin ein Gebet, der er noch im letzten und vorletzten Jahr gegrollt hatte. Erdmutter Fjörgyn hatte ihm gleich zwei Schafe beschert, die beim Lammen immer wieder Probleme zeigten und entweder unter Komplikationen tote Lämmer zur Welt brachten oder die eigenen Lämmer nicht annehmen wollten. Angesichts des möglichen Geredes, das beim Fernbleiben ihres Mannes entstehen könnte, setzte Svea Fjodor zunächst noch zu, dem Knecht die Verantwortung für die Schafe und die anstehenden Geburten der Lämmer zu überlassen. Fjodor, fern ab jedem Bedürfnis, auch nur ein Mitglied der Sippe seines Weibes zu sehen, überzeugte seine Frau recht schnell mit dem Argument, dass sie kein Risiko eingehen sollten, wieder Lämmer zu verlieren. Was es den Knecht schere, argumentierte Fjodor, wenn die Lämmer nicht überlebten. Solange er selbst nur genug zu essen habe, konnte es ihm gleichgültig sei, ob seine Herren in den Tieren den Wohlstand hielten. Darin stimmte Svea ihm schließlich zu und schien sogar ein wenig zufrieden, einige Zeit von ihrem Mann fortzukommen.

    Bereits zwei Tage nach ihrer Abreise, begannen die beiden Schafe kurz hintereinander zu lammen. Zwar verloren sie eines der Mutterschafe samt dem Lamm, dafür brachte das Andere gleich zwei muntere und kräftige Lämmer zur Welt, die es auch ohne Weiteres annahm und säugte. Zufrieden und beschwingt lud Fjodor an diesem Abend Knecht und Mägde ein, bei mit Honig versetzen Bier ein wenig zu feiern. Auf die Geburt von Lämmer anzustoßen war nicht üblich, aber Fjodor konnte schlecht zugeben, dass er vielmehr die Tage der Freiheit feierte, die er in Sveas Abwesenheit genoss. Solange er lebte, konnte er sich nicht erinnern, dass in seinem Haus jemals eine so fröhliche Stimmung geherrscht hatte. Als das Gesinde sich in die Scheune zurückziehen wollte, um sich zur Nachtruhe zu begeben, fasste Fjodor nach Tuvas Hand und hielt sie zurück.

    Bjarne. Wo er nur blieb? Wie lange war er nun schon fort? Bereits am Morgen hatte er ihn losgeschickt, Hjördis zu holen und gebeten, auch deren Mann Roald mitzubringen. Selbst bei den jetzt herrschenden Herbststürmen, musste der Junge den Weg zu Fjodors Base in vier bis fünf Stunden schaffen. Noch einmal so lange, bis sie wieder zurück waren. Wo blieben sie nur? Angestrengt dachte Fjodor nach und hoffte mit jeder Minute mehr, dass Bjarne sich nicht verlaufen hatte. Es war ein Risiko, den Jungen zu schicken, aber er war auf diesem Hof der einzige Mensch, dem er neben Jarla vertrauen konnte. Selbst dem Knecht und den Mägden würde er sein Vertrauen nicht schenken. Zu groß war deren Angst vor Svea und dass sie unter dem neuen Herrn Notger, keinen Platz in diesem Haus mehr hätten, wenn Fjodor nicht mehr war. Versonnen lächelte Fjodor bei den Gedanken an Bjarne, dem Sklaven seiner Sippe, der mit seinen vierzehn Jahren, trotz seiner eher geringen Größe, stärker war, als mancher Mann, der in die Schlacht zog. Vor seinem inneren Auge sah Fjodor das Gesicht des Jungen, mit seinen leicht schräg stehenden Augen, der Zunge, die sich so oft vorwitzig aus dem Mund schob, als schaue sie sich neugierig die Welt an und dem kupferroten Haar, das immer so eigensinnig nach oben stand, als wollte es zeigen, in welcher Richtung die Sonne lachte. Bjarne war anders als die meisten Menschen, die Fjodor kannte. Er war etwas Besonderes, auch wenn Svea und Notger ihn nur den Tölpel nannten. Wieder stieg Wut in ihm hoch. Ja, Bjarne war anders, brauchte länger, um etwas zu lernen und er machte nicht viele Worte. Sagte er doch etwas, nuschelte er meist ein wenig, aber alles, was er tat, machte er mit einer beispielhaften Gewissenhaftigkeit und verlangte von sich selbst Perfektion, so dass niemand ihn schelten musste, wenn er versehentlich etwas zerbrach. Er schalt sich selbst dafür, schimpfte dann manchmal über Stunden leise immer wieder vor sich hin, wie ungeschickt er doch gewesen sei und dass er sich beim nächsten Mal noch mehr bemühen müsste. Als habe Jarla Fjodors Gedanken gehört, schaute sie zu ihm auf. „Meinst Du, Bjarne hat es geschafft?", Angst schwang in ihrer Stimme.

    Wieder zwang Fjodor sich zu lächeln. „Aber natürlich hat er es geschafft! Du wirst sehen, sie sind bald hier. Bjarne könnte sich verlaufen und würde doch nicht aufgeben, bis er seinen Auftrag erfüllt hat."

    Jarla lächelte nun auch. „Ja, Du hast Recht, er gibt nicht auf. Das hat er von Dir."

    Noch bevor sie weitersprechen konnte, erfasste eine neue Wehe ihren Körper und zwang sie, konzentriert zu atmen, um sich gegen den Schmerz zu stellen, der ihr den Verstand zu nehmen drohte. Als sie danach erschöpft den Kopf zurück in Fjodors Arm sinken ließ, hallten ihre Worte noch in seinem Kopf nach. „Das hat er von Dir!"

    Ja, es stimmte, und der alte Mann spürte, wie sein Herz vor Stolz schneller schlug. Stolz des Vaters auf seinen Sohn.

    Svea bemerkte nicht, was zwischen Fjodor und Tuva vor sich ging. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, trafen sie sich heimlich, um einen Moment der Zweisamkeit zu genießen. Fjodor liebte Tuva nicht, aber er hatte sie gern. Und er begehrte sie, die ihm das gab, was sein Weib ihm verweigerte. Der Sommer kam und wurde vom Herbst abgelöst, da bemerkte Fjodor, wie Tuva sich veränderte. Lachte sie sonst wenigstens, wenn sie allein waren, so verschloss sie sich immer mehr und zog sich auch nicht mehr aus, wenn sie gemeinsam ins Heu oder auf ein Moosbett im Wald sanken. Sie hob nur noch ihren Rock und zeigte mit der Zeit auch keine Leidenschaft mehr, die ihm doch so sehr das Gefühl gegeben hatte, ein begehrenswerter Mann zu sein. Eines Tages kam er dahinter, was Tuva bedrückte. Oder eher, Svea brachte ihn darauf, als sie sich ungehalten über Tuva ausließ und von ihrem Mann eine Entscheidung forderte. „Da beweist man seinen Großmut und holt das Ding von diesen Hungerleidern zu sich und was tut es? Wirft sich auf den Rücken, wie eine läufige Straßenhündin, die sich von jedem bespringen lässt. keifte sie und wedelte dabei mit einer Weidenrute, mit der sie kurz zuvor aus Tuva heraus geprügelt hatte, was sie bereits ahnte. „Du wirst sie augenblicklich vom Hof werfen, sonst tue ich das. Und ich sage Dir, wenn ich das mache, wird sie nicht auf den Beinen laufen, sondern von dannen kriechen.

    Fjodor fettete gerade das Leder, mit dem der Ochsen vor den Karren und Pflug gespannt wurde, damit es im Winter nicht porös wurde. Abrupt schaute er zu seinem Weib auf.

    „Was hat sie jetzt wieder getan, um in Deine Ungnade zu fallen?", versuchte er betont gelassen zu wirken, doch innerlich erfasste ihn Unruhe.

    „Um in meine Ungnade zu fallen? Sveas Stimme kippte fast, so schrill kreischte sie nun „Hast Du nicht bemerkt, dass sie ein Kind trägt? Einen Bastard, den sie uns ins Haus schleppt. Wer weiß, von wem sie sich den eingefangen hat. Und wir sollen den dann durchfüttern? Nein, soll sie woanders rumhuren um sich und das Balg durchzubringen, aber nicht bei uns!

    Fjodor erstarrte. Mit einem Schlag verstand er, warum Tuva sich so verändert hatte. Sie wollte ihm ihren Zustand so lange es ging verbergen. Völlig durcheinander wusste er nur, dass er jetzt zwei Möglichkeiten hatte: Tuva vom Hof zu jagen, wie Svea es verlangte und seine Beteiligung an dem Kind zu verleugnen oder sich seinem Weib zu stellen und Tuva für die glücklichen Momente, die sie Fjodor beschert hatte zu danken, indem er dafür sorgte, dass sie und ihr Kind bleiben konnten.

    „Sie wird nirgends hingehen, sie bleibt hier." beschloss er mit fester Stimme, während er scheinbar gelangweilt seine Arbeit fortführte. Svea glaubte nicht, richtig gehört zu haben und wollte gerade aufbegehren, als sie die Bedeutung seiner Worte begriff.

    „Willst Du damit sagen, dass Du sie besprungen hast? Du bringst uns einen Bastard ins Haus und verlangst von mir, dass ich großziehe, was der Herr in die Welt setzte, weil er den Bock spielen musste? Vergiss das ganz schnell, jetzt geht die Hure erst Recht., Svea wollte sich umdrehen und davon stürmen, doch Fjodor schoss empor, ungeachtet des frisch gefetteten Leders, das dabei in den Schmutz fiel und packte sein Weib bei der Hand, das so plötzlich zum Stehen kam, dass es strauchelte und beinahe hinfiel. Nie zuvor hatte Fjodor Svea gezeigt, wer der Herr im Haus war. Nie hatte er Gehorsam von ihr verlangt und sie schalten und walten lassen, wie sie wollte, um seine Ruhe zu haben, aber in diesem Punkt würde er ihr unerbittlich die Stirn bieten. Ihre Augen zogen sich wütend zusammen, während sie langsam den Blick auf ihren Arm richtete, der von Fjodors Hand umklammert wurde. Noch nie hatte es jemand gewagt, sie anzufassen und zu belehren. Auch jetzt würde sie es nicht erlauben. Erst recht nicht, wenn ihr Mann verlangte, dass sie seine Hure auf ihrem Hof zu dulden hatte. Sie hob den Arm, in dessen Hand sie die Weidenrute hielt, holte aus und schlug ihrem Mann die Zweige zischend ins Gesicht. Stechend und heiß durchzuckte es seine Wange, doch die Wut ließ ihn den brennenden Schmerz ignorieren. Soweit sollte es noch kommen, dass eine Frau, seine Frau, ihn schlug. Blitzschnell griff er mit der freien Hand nach Sveas Zopf und zog sie nah an sich heran, während er die Hand an ihrem Arm löste und ihr die Weidenrute entriss. In rasendem Zorn schlug er mit der Rute auf sein Weib ein, das kreischte und schrie, sich wand und doch nicht entkommen konnte. Er spie förmlich die Worte „Du wagst es nie wieder, Deine Hand gegen Deinen Mann und Herren zu heben Weib! Hörst Du? Nie wieder!

    Als er mit Svea fertig war, bemerkte er erst die beiden Mägde und den Knecht, der Notger festhielt, um ihn davon abzuhalten, sich zwischen die Eltern zu werfen. Entsetzt starrten sie auf die wimmernde Herrin, die mit Schmerzen und gedemütigt am Boden lag. Fjodor warf die Weidenrute weg, spuckte neben Svea auf den Boden und zischte dann laut genug, damit jeder es hören konnte „Tuva bleibt. Ebenso ihr Kind. Es wird, wenn es alt genug ist, auf dem Hof arbeiten, um sich sein Essen zu verdienen."

    Mit diesen Worten hatte Fjodor über das Schicksal seines illegitimen Kindes entschieden und es zum Sklaven erklärt, wie seine Mutter eine Sklavin war. Doch er wusste auch, das Kind offiziell anzuerkennen, würde eventuell sein Leben bedrohen. Viel zu groß war die Gefahr, würde es ein Junge werden, dass Weib und Sohn das Kind beseitigten, um nichts von Notgers Erbe auch nur zu riskieren.

    Der Winter war nicht lange vorbei, als der Knecht eines nachts ins Langhaus kam und meldete, Tuva habe einen Sohn geboren. Fjodor eilte umgehend in den Stall, wo die Mägde den Jungen ein Stück entfernt von seiner Mutter, auf ein kleines Lager aus Heu, am Boden gelegt hatten. Niemand wagte es, das Kind der Mutter zu geben, damit sie es stillen konnte. Bis der Herr nicht über sein Schicksal verfügt hatte, durfte es keine Nahrung bekommen. Das Gesetz besagte, dass ein Kind nur dann im Wald ausgesetzt oder getötet werden durfte, wenn es seine erste Mahlzeit noch nicht zu sich genommen hatte.

    Langsam, fast vorsichtig, trat Fjodor zu dem kleinen Lager aus Heu und kniete nieder. Lange betrachtete er den kleinen Jungen, der wild mit den Armen ruderte und seinen Unmut in die Welt hinaus schrie. Ein feiner roter Flaum umkränzte den Kopf und funkelte regelrecht im schwachen Licht der Talglampe. Wie klein und zart er doch war. Ein leichter Dampf stieg von der noch feuchten, warmen Haut in die kalte Nachtluft empor. Vorsichtig strich Fjodor mit einem Finger über die rosige Wange und das Kind verstummte sofort, als wüsste es, dass dieser Moment über sein Leben entscheiden würde. Die Augen öffneten sich einen Moment und Fjodor blickte in ein Dunkelblau, das ihm das Gefühl gab, darin zu versinken. Etwas war mit diesem Kind, das ihm befremdlich vorkam, doch er konnte nicht sagen, was. Waren es die leicht schräg liegenden Augen, die ihn irgendwie an die der Monggholkrieger erinnerten, die er einst auf dem Markt in Uppsala gesehen und fast ehrfürchtig bestaunt hatte? Eine Weile betrachtete er den Jungen weiter, streichelte ihn, griff nach der kleinen Faust und als er ihn hochhob, um ihn zu seiner Mutter zu tragen, war ihm längst bewusst, was so anders an seinem Sohn, den er nicht anerkennen durfte, war. Er sah anders aus, ähnelte einem Tölpel, den er einst in Birka gesehen hatte und er wusste, dass dieser, sein Sohn nie ganz so sein würde, wie andere Jungen. Und doch sollte der Junge leben. Wer war er, Fjodor, dass er sich gegen das entscheiden könnte, was die Götter ihm zur Aufgabe machten?

    So übergab er Tuva den Sohn. „Sein Name soll Bjarne sein und Du wirst ihn gut nähren, damit er kräftig wird und gut arbeiten kann."

    Dankbar lächelte Tuva Fjodor an. Auch wenn es ihre gemeinsamen Stunden nie wieder geben würde, wusste sie doch, dass ihr Herr ihr einen großen Beweis seiner Zuneigung geschenkt hatte, indem er ihren Sohn am Leben ließ.

    Jarla bäumte sich auf. Ihr Keuchen wurde zu einem schmerzerfüllten Schrei und mit all ihrer noch verbliebenen Kraft, begann sie zu pressen. Fjodor fühlte sich hilflos, konnte sie nicht wirklich stützen und war so verbannt, dem Geschehen nur zuzusehen. Mehr, als hin und wieder einige aufmunternden Worte an Jarla zu richten, war ihm nicht möglich.

    „Weiter, meine Liebste, dann hast Du es bald geschafft. Nicht mehr lang und all das ist vergessen. Gleich ist unser Kind da." doch Jarla hörte ihn nicht. Sie war gefangen in den Wehen, die sie nun nicht mehr losließen. Kaum kam sie zu Atem und riss die Beine weit auseinander, um ihrem Kind Platz zu machen, auf die Welt kommen zu können.

    Es schien Fjodor, als vergingen Stunden, in denen Jarla immer wieder den Oberkörper nach vorn warf, sich in die Kniekehlen griff und mit einer Kraft das Kind aus sich heraus zu schieben versuchte, die man in ihrem schwachen Körper nicht mehr vermutete. Stumm betete Fjodor zu Frigg, Jarla zu helfen. Inbrünstig bat er die Göttermutter, dass dieses Kind bald auf die Welt kam. Dabei schaute er schuldbewusst auf die junge Frau, die nun noch zarter und zerbrechlicher, noch jünger aussah, als sie es ohnehin war.

    Vor zwei Jahren hatte er sie heimgeführt und Weib und Sohn erklärt, dass dies seine neue, zweite, Frau sei. Mit ihren fünfzehn Jahren war sie doch noch ein Kind, aber Fjodor konnte der Versuchung und Gier, die ihn befallen hatten, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, nicht widerstehen. Jarlas Vater war ein armer Pächter, der ein Stück Land auf Fjodors Grund bewirtschaftete. Zwei Jahre war die Ernte kaum genug gewesen, Vater und Tochter ernähren zu können und im dritten Jahr zerstörte später Frost schließlich die gesamten Triebe der Aussaat. Fjodor hätte beide davon jagen und den wenigen Besitz behalten können. Einen neuen Pächter zu finden, wäre ein Leichtes gewesen. Stattdessen aber forderte er die Tochter und bot dem Vater an, dafür auf dem Land bleiben zu können. Großzügig legte er sogar noch einen Sack Saatgut obendrauf, so wie ein Ferkel, das dem armen Mann im nächsten Winter genug Fleisch gäbe.

    Still und ergeben ging Jarla mit ihm. Sie war so anders, als Svea, so rein und begehrenswert. Er musste sie besitzen, doch er würde nie wieder den gleichen Fehler machen, wie bei Tuva. Er würde nie wieder eine Magd oder Sklavin besteigen. Nein, wenn er sich eine zweite Frau nahm, konnte er ihr Lager aufsuchen, wann immer er wollte, ohne auf Svea achten zu müssen. Und als Weib an seiner Seite würde sie nicht einfach gehen wie Tuva, die eines morgens, als Bjarne gerade einmal sechs Jahre alt und damit alt genug war, um voll auf dem Hof mitzuarbeiten, verschwand.

    Svea hatte getobt und gezetert, aber Fjodor erinnerte sie daran, nicht zu vergessen, wer der Herr im Haus war. Schließlich gab Svea auf, behandelte Jarla aber immer wie eine Magd und ließ sie ihren Hass spüren. Notger schloss sich dem Verhalten seiner Mutter an. Für ihn war dieses junge Ding, das vier Jahre jünger war, als er selbst, nicht wert, beachtet zu werden. Er würde auf der Hut sein und aufpassen, denn unter keinen Umständen wollte er zulassen, dass ein weiterer Sohn ihm am Ende noch den Hof streitig zu machen versuchte. Dem Gesetz nach war er der Erbe und daran würde sich nichts ändern.

    Ein letztes Mal griff Jarla in ihre Kniekehlen und zog die Beine zu sich heran. Mit einem lang gezogenen Schrei, der eher der unbeschreiblichen Kraft, die sie aufbrachte entstammte, als dem Schmerz, schob sie das Kind aus ihrem Schoss heraus. Mit einem schmatzenden Geräusch rutschte es auf den Boden und lag nun da. Durch die Nabelschnur noch mit seiner Mutter verbunden, selbst völlig erschöpft und glänzend von Blut und weißer Schmiere. Fjodor sah, wie die Wärme des Babys dampfend emporstieg und konnte den Blick kaum abwenden. Es bewegte sich nicht und für einen Moment dachte er schon, das Kind sei tot.

    Jarlas Atem ging noch immer heftig, als sie ungelenk nach dem Kind griff und es zu sich heran zog. Noch während sie schwach und umständlich die Nabelschnur mit einem dünnen Lederband abschnürte, das sie von ihrem Gürtel nestelte, sah sie zu Fjodor auf. „Du musst die Schnur durchtrennen... Ein Stück über dem Band... Bitte.... Mir fehlt die Kraft dazu., ihre Stimme ging fast in dem keuchenden Atem unter, doch Fjodor verstand. „Gib mir ein Messer. raunte er unwirsch in Richtung Svea, die ungerührt sitzen blieb. An ihrer Stelle antwortete Notger. „Wozu? Der Bastard sieht aus, als sei er tot. Soll doch Deine Hündin gemeinsam mit ihm verrecken!"

    „Gib mir ein Messer, habe ich gesagt. Sofort! Und wage es nicht, mir noch einmal zu widersprechen, sonst jage ich Dich und Deine Mutter vom Hof und erwirke vorm Thing die Entrechtung von Deinem Erbe, indem ich vortrage, Du bist ein Bastard Deiner Mutter. Beweisen könnt Ihr nicht, dass es anders ist."

    Notger begann zu lachen. „Alter Mann, für einen Sterbenden reißt Du den Mund sehr weit auf. Zu welchem Thing wirst Du wohl noch kommen? Willst Du Dich von Deinem Bastard, dem Tölpel tragen lassen? Nein, Du wirst dieses Haus nicht mehr lebend verlassen, das wissen wir beide. Dieser Hof ist praktisch schon meiner und daran wirst Du nichts mehr ändern., trotz der Worte, die Notger seinem Vater voller Hass entgegen schleuderte, warf er ihm ein Messer zu „Da, nable Deinen Bastard ab. Er wird Dir sowieso bald in Hels Reich folgen. Von allein oder mit meiner Hilfe, denn ich dulde ihn nicht auf meinem Hof.

    Fjodor griff nach dem Messer, hielt es einen Moment in die nahen Flammen des Herdfeuers, bis die Klinge glühte, wartete noch einen Augenblick, um sie abkühlen zu lassen und begann dann mühevoll die Nabelschnur zu durchschneiden. Angst kroch in ihm hoch. Wenn Bjarne mit den Anderen nicht bald zurück war, konnte er Jarla und das Kind sicher nicht lange vor Notger schützen. Er spürte, wie das Leben aus seinem eigenen Körper wich und wusste, hauchte er seinen letzten Atemzug aus, bevor er Jarla und das Kind an Roald und Hjördis übergeben hatte, käme jede Rettung für dieses junge Leben, das doch gerade erst begonnen hatte, zu spät.

    Als die Nabelschnur endlich durchtrennt war, bemerkte er, wie sich die kleinen Beinchen des Kindes bewegten und Tränen der Freude stiegen ihm in die Augen. „Jarla, unser Kind lebt! stieß er hervor und suchte ihren Blick. Sie lag da, die Augen geschlossen, aber ein schwaches Lächeln umspielte ihren Mund in dem unnatürlich bleichen Gesicht. Leise flüsterte sie „Haben wir einen Sohn? und Fjodor schaute nun erst nach dem Geschlecht des Kindes. Leise lachend beugte er sich zu Jarla und küsste sie vorsichtig „Nein, wir haben eine kleine Tochter. Sie ist wunderschön, wie ihre Mutter."

    Wieder lächelte Jarla. Diesmal noch schwächer. Ihre Augen blieben geschlossen. „Bitte sorge... für ihre Sicherheit. … Lass mich ihr... einen Namen geben...", eine eiskalte Hand griff nach Fjodors Herz. Irgendetwas stimmte nicht. Warum verlor Jarla ihre Kraft, jetzt wo das Kind endlich da war?

    „Ja, gib Du ihr einen Namen." hauchte er ihr ins Ohr und streichelte über die Wange, die erschreckend kühl war.

    „Ylvi. war das letzte Wort, das Jarla über die Lippen brachte und während Fjodor noch in ihr Gesicht starrte, weil er nicht begreifen konnte, was gerade geschah, rutschte Jarlas Hand von dem Kind auf ihrer Brust zu Boden. „Jarla! Was ist denn los?... Jarla! rief er verzweifelt und schüttelte ihren Kopf, doch sie regte sich nicht mehr. „Sie ist tot!, schrie er verzweifelt, mehr zu sich selbst, doch nun stand Svea auf, trat heran und keifte nur „Noch besser. Und beschmutzt mir dabei noch mein Haus!

    Jetzt erst sah Fjodor das Blut am Boden, das sich in einer Lache, zwischen Jarlas Beinen gesammelt hatte. Es sickerte noch immer an der Nabelschnur vorbei, die aus seiner geliebten Frau heraus hing und breitete sich vor der Feuerstelle, auf dem festgetretenen Lehmboden aus. Entsetzen machte sich auf Fjodors Gesicht breit. Mit großem Kraftaufwand griff er nach seiner Tochter, um sie an sich zu ziehen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, so lange durchzuhalten, bis seine Base kam. Sie musste einfach rechtzeitig hier sein, bevor Notger seine Drohung wahr machte und das Kind wegbrachte. Fjodor wusste, dass er seinem Sohn körperlich nicht mehr gewachsen war, um die kleine Tochter zu schützen. Verächtlich lachte Notger ihn von der anderen Seite der Feuerstelle an. „Ja, halt das Balg ruhig fest, es wird Euch nichts mehr nützen. Der Bastard wird nicht wieder kommen. Wer weiß, wo er sich verlaufen hat. Bei Tagesanbruch bringe ich Deinen kleinen Balg in den Wald. Sollen die Tiere sich darum kümmern."

    Als hätte das kleine Mädchen Notgers Worte verstanden, schrie es auf und wollte sich kaum beruhigen lassen. Fjodor wiegte es in seinen Armen, bis es aufhörte zu weinen und flüsterte immer wieder „Kleine Ylvi, kleine Wölfin, Du wirst leben, das verspreche ich Dir!"

    Kapitel 2

    Bjarne hatte sich tatsächlich verlaufen. Nicht weit und auch nicht so, dass er die Orientierung völlig verloren hätte, aber dennoch genug, um Zeit zu verlieren. Er schalt sich, weil er von sich selbst erwartete, den Auftrag, den sein Herr Fjodor ihm gegeben hatte, gewissenhaft zu erfüllen. Die Ansprüche, die Bjarne an sich selbst stellte, waren hoch und auch wenn er merkte, dass man ihm oft kleine Fehler verzieh, vergab er sich diese selbst nicht. Besonders jetzt nicht, da er wusste, wie wichtig es war, Hjördis und Roald schnell zu holen. Drei bis vier Stunden Fußmarsch in südöstlicher Richtung, direkt auf der breiten Landzunge, die weit in den Mälarsee hinein reichte, dann wäre er da. „Immer geradeaus.", hatte Fjodor ihm gesagt. Dem Stand der Sonne folgend, war er auch genau so gegangen, wie ihm geheißen wurde und er glaubte, wieder auf den richtigen Weg gelangt zu sein, nachdem er der Verlockung der wilden Brombeeren am Waldrand nicht widerstehen konnte. Sie waren so köstlich und um seinen Hunger zu stillen, musste man schon einige von ihnen essen, was nicht ganz so leicht war, da die dornigen Stiele ihre Kostbarkeiten nicht gern hergeben wollten. So verlor Bjarne Zeit und haderte in sich mit der Schwäche, seinem ständigen Hungergefühl nachgeben zu müssen. Svea waren die Mengen, die Bjarne vertilgen konnte, ein Grund, immer wieder zu schimpfen, der Junge würde sie mehr kosten, als dass er Nutzen bringe und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie Bjarnes Rationen längst halbiert. Aber Fjodor stellte sich stets schützend vor ihn. Ein Junge, der im Wachstum sei und so hart arbeite, wie Bjarne es tat, müsse auch essen, um bei Kräften zu bleiben. Damit wischte er Sveas Gezeter mehr als einmal vom Tisch.

    Irgendwie musste er nach seiner Zwischenmahlzeit einen Bogen geschlagen haben, wie sich herausstellte, als er an einem kleinen Gehöft vorbei kam und nach dem Weg fragte. Etwa eine Stunde gerade nach Osten, hatte die alte Frau gesagt, die auf der Bank neben der Eingangstür gesessen hatte und Pilzscheiben auf dünne Schnüre fädelte, die dann zum Trocknen aufgehängt werden würden.

    Bjarne beeilte sich nun und versuchte, die verlorene Zeit etwas aufzuholen. Dennoch kam er erst an Roalds Hof an, als die Nachmittagssonne bereits am Himmel stand. Er wusste, dass er hier richtig war. Die ausgehöhlten Baumstämme, die fertig an einer Seite eines Stallgebäudes lagen und der Klotz, der scheinbar noch in Bearbeitung war und bereits ein kleineres Loch in der Mitte des Stammes hatte, verrieten ihm, hier wohnte der Honigmacher. Weit und breit war jedoch niemand zu sehen und Bjarne war für einen Moment unsicher, was er tun sollte. So blieb er mitten auf dem Hof stehen und rief laut „He da, ist jemand hier? Ich suche den Herrn dieses Hofes."

    Es dauerte nicht lange, da schossen zwei Jungen um die Ecke des kleinen Grubenhauses. Nicht, weil sie Bjarnes Ruf gefolgt wären. Es sah eher danach aus, als versuchte der Kleinere der Beiden, den Größeren zu fangen, der mit einem hölzernen Pferd in der Hand lachend vorweg lief. Abrupt blieb er erstaunt vor Bjarne stehen und der Jüngere wäre fast in ihn hinein gerannt, hätte er nicht blitzschnell reagiert und leicht nach links gezogen, bis auch er zum stehen kam. Misstrauisch schaute der ältere Junge, der vielleicht acht Jahre alt sein mochte, zu Bjarne auf. „Was willst Du hier?, fragte er kühl und versuchte seine Unsicherheit durch Unfreundlichkeit zu überspielen. Bjarne zuckte zusammen. Autorität schüchterte ihn ein, egal wer sie ihm entgegenbrachte. Verlegen sah er zu Boden und suchte nach Worten. Der ältere Junge schien sich bestärkt zu fühlen und trat drohend einen Schritt auf Bjarne zu. „Willst Du etwa stehlen?, knurrte er und hielt das Holzpferd in den Händen fast wie eine Waffe vor sich. All die Selbstsicherheit, mit der Bjarne seinen Auftrag angetreten war, verflog. Er wusste genau, was er hatte sagen wollen, wenn er auf diesen Hof kommen würde, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass man ihn unfreundlich oder sogar mit dem Verdacht ein Dieb sein zu können, empfangen würde. So brachte er kein einziges Wort über die Lippen, starrte weiter auf den Boden und vielleicht hätte der größere Junge es sogar geschafft, Bjarne soweit einzuschüchtern, dass er davon gelaufen wäre, ohne seine Nachricht zu überbringen, wäre der kleinere Junge, mit den hellblonden Locken, nicht neugierig an ihn heran getreten und hätte Bjarne, ohne das finstere Gesicht seines Bruders zu beachten, am Kittel gezupft und gefragt „Wer bist Du?"

    „Ich bin Bjarne. Mein Herr Fjodor schickt mich. Jarlas Kind will auf die Welt und ich soll Hjördis und Roald holen., stockend fand der junge Mann seine Stimme wieder. Der Kleine grinste zu ihm empor, zeigte stolz auf seine Brust und sagte „Ich bin Tjark. dann zupfte er seinen Bruder am Ärmel „Das ist Leif. Mutter ist nicht da, aber Vater., damit sauste er los, verschwand um die Ecke des Grubenhauses und rief immer wieder laut „Vater!.... Vater!

    Kurze Zeit darauf zerrte Tjark seinen Vater Roald hinter sich her auf Bjarne zu, vor dem Leif noch immer missmutig stand und den Älteren anstarrte. Der Honigmacher hatte eine dicke, fast bodenlange Lederschürze umgebunden und sein Gesicht, wie auch die Arme, waren rußverschmiert. Das hellbraune Haar hatte er zu einem strengen Zopf geflochten und da er so ganz ohne Bart noch recht jung aussah, fiel die Ähnlichkeit zu seinem älteren Sohn besonders auf. Für einen Moment dachte Bjarne, er sei auf dem falschen Hof, doch der Mann kam freudig auf ihn zu, beachtete den finster blickenden Leif gar nicht und legte Bjarne freundlich die Hand auf die Schulter. „Du kommst von Fjodor, dem Vetter meines Weibes? Ich hoffe, Du bringst gute Nachrichten!"

    Angestrengt erklärte Bjarne kurz und knapp, was Fjodor ihm aufgetragen hatte. Er durfte keinen Fehler machen, das wusste er. Jarlas Leben konnte davon abhängen. Noch während Bjarne stockend berichtete, verfinsterte sich Roalds Gesicht. Als der junge Mann geendet hatte, griff Roald nach Leifs Schultern, sah ihm direkt in die Augen und wies ihn an, schnellstens zum Hof des alten Stig zu laufen und Hjördis zu holen. „Du hast gehört, worum es geht. Berichte es Deiner Mutter und kehre schnellstmöglich mit ihr hierher zurück. Dann nimmst Du Deinen Bruder und gehst mit ihm zu Stig, um dort zu bleiben, bis wir zurück sind." Leif wollte aufbegehren, dem Vater sagen, dass er schon groß genug sei, um auf sich und Tjark allein aufzupassen, aber ein strenger Blick von Roald reichte, um jede Diskussion im Keim zu ersticken. So drehte sich Leif nur wortlos um und rannte los, als würde ein Bär ihn jagen.

    Roald wandte sich nun wieder an Bjarne. „Komm ins Haus und stärke Dich. Es wird eine Weile dauern, bis Hjördis und Leif zurück sind. Zu Stigs Hof ist es ein ordentlicher Fußmarsch und mein Weib wird sicher nicht im gleichen Tempo wie Leif rennen. Sie hilft seit gestern bei den alten Leuten, deren Vorräte für den Winter einzulagern. Ich komme gleich nach. Hinten, in der Esse, muss erst die Glut gelöscht werden. Eines meiner Eisen, mit denen ich die Bienenklötze aushöhle, ist an der Kante gebrochen und ich musste es eben noch schmieden, um die Stämme für die neuen Völker im kommenden Jahr vorzubereiten."

    Tjark starrte Bjarne noch immer an, strahlte regelrecht, als bewundere er den jungen Knecht und wich ihm nicht von der Seite. Die Aufforderung seines Vaters, mit ins Haus zu kommen, bekräftigte er, indem er Bjarnes Hand fasste und ihn in Richtung des Langhauses zu ziehen versuchte, während er lächelnd „Komm!" rief.

    Bei Brot, würzigem Käse und einem Becher mit etwas Honig versetzten Bieres, taute Bjarne langsam auf. Genüsslich kaute er, schlürfte das Bier, von dem er glaubte, die Götter müssten es gebraut haben, denn es war wohlschmeckend und nicht mit dem Wasser zu vergleichen, das er sonst zu trinken bekam. Svea braute auch Bier, aber das war nur für die Familie seines Herrn. Fast wie eine große Persönlichkeit fühlte sich Bjarne, so freundlich aufgenommen und bewirtet, dabei von dem kleinen Jungen mit großen Augen bewundert. Tjark hing halb auf dem Tisch und strahlte den jungen Knecht fasziniert an. Auf ihn wirkte Bjarne, trotz seiner Jugend, wie ein Held. So stark und für ihn riesig, mit dem fremdartigen und doch freundlichen Aussehen. Der kleine Junge konnte nicht länger an sich halten, kletterte über den Tisch, auf die Bank, auf der auch Bjarne saß, stellte sich aufrecht hin und begann mit seinen kleinen fleischigen Händen Bjarnes Gesicht zu streicheln. Mit den Fingern fuhr er die Konturen nach. Die rundlichen Wangen, die Lippen, zwischen denen immer wieder vorwitzig die Zungenspitze hervorlugte, wenn Bjarne entspannt guckte und schließlich die dunkelblauen Augen. Leicht schräg standen sie, umrahmt von einer Furche, die Bjarnes Blick tief, unergründlich und freundlich wirken ließ. Dann wanderten die kleinen Hände zu dem kupferroten Haar, dessen eine Strähne unbändig gen Himmel ragte. „Schön! wisperte der Junge immer wieder, „Schön!

    Gebannt hielt Bjarne still. Seit seine Mutter fortgegangen war, hatte ihn niemand mehr berührt, es sei denn, man zählte die Stöße und Schläge hinzu, mit denen Notger ihn immer wieder malträtierte. So zärtlich und wohltuend waren die Berührungen und Bewunderung dieses Kindes, dass Bjarne sich einen Moment wünschte, der Kleine würde niemals aufhören und einem Impuls folgend, griff er das Kind, um es mit einer Umarmung an sich zu reißen. Tjark erschrak und schrie auf. Viel zu schnell, um zu verstehen, dass Bjarne ihn liebevoll halten wollte, kam die Umarmung und der kleine Junge weinte laut auf. Sofort ließ der junge Knecht ihn los und wich verstört und ängstlich zurück. „Verzeih, stammelte er „ich wollte Dir nicht wehtun. doch Tjark schien sich kaum beruhigen zu können.

    Lachend trat Roald, der gerade erst ins Langhaus gekommen war und gesehen hatte, wie Bjarne Tjark umarmte an den Tisch, klopfte Bjarnes Schulter und scheuchte seinen Sohn mit einem freundlichem Klaps von der Bank. „Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen. Tjark hat sich nur erschrocken. Aber er hat auch selbst Schuld, denn er hat Dich zuerst angefasst."

    Traurig sah Bjarne zu Boden. „Es war schön. flüsterte er kaum hörbar, doch Roald verstand. Nicht nur die Worte, auch das, was dahinter steckte. Er kannte Bjarnes Geschichte, wusste um dessen Herkunft und wie wenig dieser Junge bei Svea und Notger willkommen war. Dabei bewunderte er Fjodor, der seinem Bastard das Leben zugesprochen hatte. Viele illegitime Kinder hatten dieses Glück nicht. Erst recht nicht, wenn sie anders waren, als man es von einem Kind erwartete. Aber Roald wusste auch, dass Menschen wie Bjarne, durften sie nach der Geburt am Leben bleiben, nicht immer das Glück hatten, den Schutz einer Sippe zu genießen. Ja, unter Fjodors Dach, war Bjarne nur ein herumgestoßener Sklave, aber er bekam, was er zum Leben brauchte und befand sich in Sicherheit vor Zugriffen Fremder. Als junger Mann hatte Roald beim Opferfest ein Mädchen gesehen, das Bjarne im Aussehen verblüffend glich. Das Mädchen wurde nicht geschützt durch seine Sippe. Es war nur in Begleitung eines alternden Mütterchens, das nicht verhindern konnte, wie seine Tochter einer Gruppe heranwachsender junger Männer ausgeliefert war. Noch immer angewidert, dachte Roald daran, wie die Jungen das Mädchen mit Lügen und schönen Worten umgarnten, um sie dann in ein Waldstück zu locken und nacheinander immer wieder über sie herzufallen und sich mit ihr zu vergnügen. Die Tränen des Mädchens, wurden verlacht und man versicherte ihm, dass nette junge Frauen so den Männern ihre Freundschaft zeigten. Niemand stand hernach für das Mädchen ein, dessen Mutter Gerechtigkeit forderte, denn das Mädchen selbst weigerte sich die Namen der Jungen zu nennen, die sie missbraucht hatten. „Ich war nur nett zu meinen Freunden. wiederholte sie jedem gegenüber, der sie befragte.

    Nein, Bjarne hatte Glück, in der Sippe Fjodors leben zu dürfen, so hart dies auch klingen mochte.

    Die Dunkelheit brach bereits herein, als Leif, gefolgt von Hjördis, zurück kam. Die rundliche, freundliche Frau hielt sich nicht mit Floskeln auf, sondern bestürmte Bjarne sogleich mit Fragen über den Zustand von Jarla, wer sie unterstützte und ob Fjodor ihr beiseite stand. Auch Jarlas Stand war in Roalds Familie bekannt. Man sah sich nicht oft, aber man hörte voneinander, wenn man gemeinsame Nachbarn und Bekannte traf, was gerade bei den Handelsplätzen häufig geschah. Hjördis riet richtig, als sie ihre Vermutung aussprach, dass Svea keinen Finger für Jarla rühren würde. Doch Bjarne war auch nicht imstande, mehr Auskünfte zu geben, als die, die ihm Fjodor genannt hatte, um sie an Roald und Hjördis weiterzuleiten. Überfordert starrte er auf die Tischplatte, wusste nicht, was er auf die vielen Fragen Hjördis antworten sollte und Tränen schossen ihm in die Augen. Roald trat hinter seine aufgeregte Frau, legte seine Arme um sie und redete beruhigend auf sie ein. „Er kann Dir auch nicht mehr sagen. Seit seinem Aufbruch kann so vieles geschehen sein. Woher soll er das wissen? Wir können jetzt nichts weiter tun, als die Nacht abzuwarten und mit dem Sonnenaufgang aufzubrechen. Auch unsere Söhne können in der Dunkelheit nicht zu Stig gehen. Lass uns alles zusammenpacken, was Du benötigen könntest, um Jarla zu helfen und dann legen wir uns zur Nachtruhe. dabei streichelte er seiner Frau über den Rücken. „Aber es könnte bereits zu spät sein! begehrte Hjördis auf „Du weißt, wie Svea ist. Sie würde lächelnd zusehen, wie das Mädchen und sein Kind unter ihren Augen sterben. Und wenn Fjodor selbst verletzt ist, wer hilft dem Mädchen dann?" Hjördis kannte Jarla nur flüchtig, weil sie sich einmal auf dem Markt vorgestellt wurden, aber umso besser kannte sie Svea, dieses kaltherzige, boshafte Weib, das nichts tat, was ihr nicht eigene Vorteile brachte.

    „Wir können diese Nacht nichts tun. „ flüsterte der Honigmacher „Der Weg ist zu weit, um ihn in der Dunkelheit gefahrlos gehen zu können und wenn uns etwas geschieht, wird es erst recht niemanden geben, der helfen kann." Hjördis wusste, dass ihr Mann Recht hatte, aber die Hilflosigkeit, jetzt so gar nichts tun zu können, machte sie fast wahnsinnig. Schließlich sah sie ein, dass Vernunft nun die beste Weisheit war und begann einige getrocknete Kräuter und Tiegel mit selbst hergestellter Salbe zusammenzupacken. Sie wusste nicht, was sie erwartete, wer mehr Hilfe benötigte, Fjodor oder Jarla, aber sie wollte bestmöglich gerüstet sein. Auch ein kleiner Topf mit Honig, dessen Deckel mit Wachs versiegelt war, verschwand in dem Korb mit den Arzneien. Möglicherweise war Fjodors Verletzung doch noch zu heilen und der Honig konnte dabei wertvolle Dienste leisten, wenn er als Umschlag auf die entzündete Stelle aufgebracht wurde.

    Als Hjördis fertig war, schaute sie sich um. Ihr Blick blieb an Bjarne haften, der noch immer zusammengesunken auf der Bank saß, auf den Tisch starrte und sich gelegentlich eine Träne aus dem Gesicht wischte. Sie ließ sich neben dem jungen Knecht auf die Bank fallen, legte ihre Hand auf seinen Rücken und seufzte tief. „Ich hoffe, Du verzeihst mir, dass ich Dich vorhin so bedrängt habe! Ich weiß, dass Du mir die Antworten nicht geben konntest, aber ich war so in Sorge, dass ich daran nicht gedacht habe. müde legte sie die Hände in den Schoß und hoffte, dass Bjarne verstand, was sie ihm sagen wollte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis der junge Mann leise antwortete. „Jarla ist meine Freundin. Sie ist immer gut zu mir und ich will ihr helfen. Aber ich bin zu dumm und kann ihr nicht helfen. Ich war nicht schnell genug hier, um Hilfe zu bringen. Bjarnes Körper begann unter den Tränen zu beben und Hjördis ahnte, wie sehr er litt. Vorsichtig schloss sie die Arme um ihn, wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht und sprach beruhigend auf ihn ein.Das ist nicht wahr! Du bist mutig den langen Weg zu uns gegangen und hast Dich nicht beirren lassen. Selbst wenn Du früher hier gewesen wärst, hätte Leif mich kaum schneller holen können. So oder so, wäre es Nacht geworden, bevor wir hätten aufbrechen können. Du bist Jarla ein guter Freund und ich verspreche Dir, dass ich morgen alles tun werde, um ihr zu helfen und sie zu retten.

    Eine Weile saßen sie da und Bjarne legte den Kopf an Hjördis Schulter. In all der Traurigkeit und den Selbstvorwürfen, saugte er die Geborgenheit und den Trost in Hjördis Nähe in sich auf. Schließlich legten sie sich zur Nachtruhe nieder. Hjördis an Roalds Seite, auf das Lager der Eltern, Bjarne bei den Jungen, auf den Bänken, die nah an die Feuerstelle gerückt waren. Bevor er in einen traumlosen Schlaf fiel, spürte Bjarne einen Moment so etwas wie ein kleines Glück. Er lag inmitten einer Familie, als gehöre er dazu. Doch schon kurz nach diesem Gedanken, schämte er sich bereits, denn er wusste, dass dieses kleine Glück nur existierte, weil Jarla weit weg von hier, um ihr Leben und das ihres Kindes kämpfte.

    Kapitel 3

    Bereits vor Sonnenaufgang herrschte im Langhaus des Honigmachers rege Geschäftigkeit. Immer wieder ermahnte Hjördis ihre beiden Söhne, worauf sie zu achten hatten, welcher Weg zu gehen sei und wann sie aufbrechen sollten. Sobald es hell wäre, sollte Leif Tjark an die Hand nehmen und auf direktem Weg zu Stig gehen, der sie erwartete. Dort würden sie und Roald die Jungen wieder abholen.

    Kaum graute der Morgen leicht, drängte Hjördis zum Aufbruch. Der Weg war kaum zu erkennen, doch erbarmungslos hielt die Frau an ihrem Vorhaben fest, spätestens nach Sonnenaufgang am Hof von Fjodor anzukommen. Bjarne und Roald hatten Mühe, mit ihr Schritt zu halten und der Honigmacher empfand unsagbaren Stolz auf sein Weib, das sich um nichts in der Welt davon abhalten lassen würde, der jüngeren Frau ihres Vetters beizustehen.

    Vor Aufbruch hatten sie ein Frühmahl eingenommen. Gewöhnlich aßen sie erst, wenn die wichtigsten Arbeiten erledigt und das Vieh versorgt waren. Heute musste es reichen, den Tieren das Futter in Eile vorzuwerfen und sich auf die Reise vorzubereiten. Bei flachen Brotfladen und gesalzenem Fisch, hatte Hjördis Bjarne dazu gebracht, mehr über die Zustände auf dem Hof des Vetters zu berichten. Der junge Knecht machte nicht viele Worte, aber Hjördis verstand. „Svea sagt, bald ist Notger Herr auf dem Hof. Nicht gut, gar nicht gut! Dann geht es Jarla schlecht. wieder schluchzte Bjarne kurz auf, versuchte sich aber schnell zusammenzureißen „Dann werden sie sie schlagen und wegjagen. sein Blick verfinsterte sich und ein wütendes Grunzen rang sich aus seiner Kehle. Roald und Hjördis sahen sich an. In den Augen der Honigmacherin blitzte der Zorn. Sie wusste um Sveas Grausamkeit und dass Notger ihr in nichts nachstand. Und sie sah auch die Angst in Bjarnes Augen. Nicht um sich selbst, obwohl sie

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