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Mein Gott, Adam!
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eBook278 Seiten3 Stunden

Mein Gott, Adam!

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Über dieses E-Book

Das Leben war nicht einfach, damals im Paradies.
Und paradiesisch, wie man vielleicht annehmen könnte, war es für alle Beteiligten schon gar nicht.
Die damals noch recht überschaubare Anzahl der Probanden machte das Leben in jener Zeit nicht unbedingt leichter.
So musste nicht nur der Alltag gänzlich neu erfunden und fantasievoll strukturiert werden, sondern auch die Beziehung der beiden ersten Menschen zueinander war wie alles andere auch neu zu erleben.
Und das alles unter den strengen Augen des Erfinders.
Schon sehr bald wurde deutlich, dass alle Wurzeln unserer heutigen Probleme, wie jeder sie aus dem täglichen Zusammenleben kennt, wahrscheinlich schon im Paradies ihren Ursprung hatten.
Und sogar die fundamentalen Fragen unseres Seins stellten sich auch schon in dieser frühen Epoche der Menschheit.
Und wie damals versuchen wir noch heute, so gut es eben geht, Antworten auf alle Fragen zu finden.
So wurde die Geschichte der Menschheit zu einem ewig währenden Kampf um die kleinen nützlichen Dinge des Alltags.
Einem Kampf zwischen richtig und falsch, gut und böse sowie oben und unten.
Ein Kampf auch von Adam mit Eva und von beiden mit IHM …
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum24. Feb. 2022
ISBN9783754186152
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    Buchvorschau

    Mein Gott, Adam! - Klaus Müller

    Kapitel 1

    MEIN GOTT, ADAM!

    Neues aus dem Paradies

    von

    Klaus Muller

    Als das Paradies schon einige Jahre Bestand hatte, die Bäume und Sträucher endgültig angewachsen waren und somit keine Chancen irgendeiner Reklamation mehr bestanden – nebenbei bemerkt, wo denn auch, gab es doch zu dem Zeitpunkt nur ein Gericht, und zwar das himmlische, dessen Vorsitzender auch gleichzeitig der Lieferant etwaiger Streitobjekte war.

    Und wer jemals einen Prozess geführt hat, der weiß, wie bei einer solchen Zusammensetzung des Gerichts die Aussichten auf Erfolg stehen.

    Doch zurück zur Geschichte …

    Also, das Paradies hatte schon einige Jahre Bestand – was natürlich nicht heißt, dass alle auch zufrieden waren. Ein pferdeartiges Tier mit Streifen zum Beispiel. Allgemein wurde es, na ja, so allgemein nun doch nicht, denn es gab ja nur zwei Menschen, aber von diesen beiden wurde es Zebra genannt. Dieses Tier machte sich, auch nach mehreren Jahren seiner Existenz, immer noch Gedanken darüber, ob es denn wirklich notwendig gewesen sei, zusätzlich diverse Mordtiere zu erschaffen, die ihm ständig nach dem Leben trachteten und deren einziger Sinn zu sein schien, seine Gattung zu dezimieren und sich mit seinen Artgenossen den Bauch vollzuschlagen.

    Dieses Problem ist für die betreffende Kreatur sicherlich immens, soll aber nicht Gegenstand dieser Geschichte sein. Vielmehr möchte ich von einem Vorgang berichten, der sich ereignete, als das Paradies, wie gesagt, schon einige Jahre Bestand hatte.

    Adam saß bei schönem Wetter an einem kleinen Waldsee, ließ seine Füße hinein baumeln und dachte über sich und allgemein den Sinn des Lebens nach.

    Mit der Beantwortung dieser Frage kam er allerdings nicht recht weiter und schob es nach einigen Überlegungen auf seine fehlende frühkindliche Entwicklungsphase und die entbehrte Mutterliebe.

    Nein, sein Tag war das heute nicht. Er fühlte sich irgendwie deprimiert, konnte aber beim besten Willen nicht sagen, woran es lag.

    Er zog die Beine aus dem Wasser und wälzte sich auf den Bauch. Hätte es damals schon einen Freitag den 13. gegeben, wäre es dieser Tag gewesen.

    Und zu allem Überfluss tat ihm auch noch seine Narbe weh! Er drehte sich auf den Rücken und betastete dieses längliche, etwas härtere Hautstück kurz unter seinem letzten Rippenbogen.

    »Weiß der Teufel, wo die her ist!«, dachte er bei sich, erschrak aber gleich über seinen Gedanken, weil er doch hoffte, dass der es nun gerade nicht wusste.

    »Oder doch?«, grummelte es in seinem Kopf.

    »Nein«, verwarf er. »Aus dieser etwas vergorenen Ziegenmilch wird doch wohl niemand gleich ein Drama machen. Obwohl, vorgestern hatte ich ganz schön einen zu fassen. Vielleicht bin ich irgendwo runter gefallen im Suff?«

    Er erinnerte sich aber, dass er die Narbe schon so lange hatte, wie er denken konnte. Beruhigt reckte er sich.

    »Aber wie lange kann ich denn schon denken?«, nervte sein Kopf weiter.

    Nein, heute war wirklich nicht sein Tag.

    Er beschloss, schwimmen zu gehen, in der Hoffnung, dass ihn das kühle Wasser ein bisschen ablenken würde.

    Gerade als er von einem Baum aus, der einladend über den See ragte, zu einem imposanten Sprung ins Wasser ansetzen wollte, hörte er eine Stimme.

    »Adam!«

    Er blickte sich um, sah keinen (wen denn auch?) und wusste dann, dass ER es war.

    »Der hat mir heute gerade noch gefehlt«, dachte Adam möglichst leise, da er nicht einmal sicher war, ob ER nicht seine Gedanken lesen konnte.

    »Adam«, hörte er wieder die Stimme sagen, und er wusste, dass es keinen Zweck hatte, so zu tun, als wenn er IHN nicht hörte. Adam kletterte von dem Baum wieder herunter, trat an das Ufer und hob den Blick gen Himmel.

    Warum er hochschaute, konnte er nicht sagen. Er hatte es schon immer getan, und es erschien ihm einfach würdevoller.

    »Schönen guten Tag, Chef. Ich höre dich klar und deutlich!«

    »Natürlich hörst du mich klar und deutlich!«, wurde die Stimme ärgerlich und schickte einen leichten, warnenden Wind. »Und nenn mich nicht immer Chef!«

    »Soll ich nicht?«, fragte Adam, obwohl er es wusste.

    »Nein. Ich bin der HERR, dein Gott!«, kam es feierlich zurück.

    »Selbstverständlich, HERR!«

    Eine kleine Pause entstand, die sein Gesprächspartner immer machte, wenn er mit ihm redete, um seinen Sätzen die nötige Schwere zu verleihen.

    »Geht es dir gut, Adam?«

    »Doch, doch, HERR, ich habe ja alles was ich brauche.«

    Was sollte er IHN mit seinen kleinen Problemen belästigen.

    Schließlich, wenn alles stimmte, was ER ihm erzählt hatte, so hatte ER genug mit der Schöpfung zu tun und konnte sich nicht um Kleinigkeiten kümmern.

    »Höre ich da einen leichten Unterton in deiner Stimme, Adam?«, fragte die Stimme misstrauisch.

    »Aber nein, HERR«, druckste er und senkte seinen Blick. »Es ist nur …«

    »Na?«

    »Ich denke eben manchmal, dass ich um meine Ödipusphase betrogen worden bin!«

    »Adam!«, kam es knapp und vorwurfsvoll.

    »War nicht so gemeint, Chef … äh HERR«, entschuldigte er sich für seinen Mut. »Aber alles, was man so mit der Muttermilch einsaugt …«, sein Blick wanderte wieder nach oben und ohne es zu wollen, ballten sich seine Hände vor den nächsten Worten. »Also, ich konnte überhaupt nichts einsaugen!«

    Fast triumphierend verschränkte er die Arme. Wieder diese lange Pause, die einen gewichtigen Satz erwarten ließ.

    »Adam.«

    Er fühlte sich am Ohr gepackt.

    »Ich habe dir alles gegeben, was du brauchst. Ich habe dich ernährt, beschützt und gewärmt.«

    Es ärgerte Adam, dass jedes Mal, wenn seine Argumente gut waren, ER mit diesen Vorhaltungen kam.

    »Das ist natürlich richtig, HERR, und ich weiß es auch zu würdigen. Ich wäre wirklich der letzte, der nicht wüsste, was du für mich getan hast, HERR. Aber …«

    »Nichts aber!«, drang es ziemlich bestimmt von irgendwo aus den Wolken.

    »Aber diese dauernden oralen Mangelerlebnisse prägen einen Menschen für sein ganzes Leben. Da kannst du fragen, wen du willst!«

    Er wusste natürlich, dass der letzte Teil seines Satzes völliger Unfug war, fand aber, dass es sich gut anhörte, und blieb dabei.

    »Hätte ich dir etwa die Brust geben sollen?«

    Adam zuckte vielsagend mit den Schultern.

    »Wie hätte ich das wohl machen sollen?«, kam es fast rechtfertigend. »Und außerdem hatte ich damals gerade sehr viel zu tun!«

    Adam hatte jetzt Lust, sich zu streiten, und fügte deswegen ein »Wenn du gewollt hättest …« an.

    »Schnickschnack!«, rief die Stimme, und gleichzeitig schlug ein Blitz in eine nahe Fichte ein.

    Eine sehr lange Pause entstand. Adam wusste, dass er etwas zu weit gegangen war. Jetzt würde er mit Sicherheit wieder irgendetwas über sich ergehen lassen müssen.

    »Ich hätte fast vergessen«, kam es von oben, »warum ich mich bei dir heute überhaupt gemeldet habe. Sicherlich nicht, um mir dein Gemecker anzuhören!«, fügte ER noch mit einer Spitze hinzu.

    »Übrigens«, die Pause wurde immer länger, während jedes folgende Wort genüsslich vorbereitet wurde. »Wie – geht – es – Eva?«

    Adam war erstaunt und blinzelte mit schräg gestelltem Kopf in die Sonne. Er hatte erwartet, wieder mal gemaßregelt zu werden, weil er irgendwelche Blumen plattgetreten hatte oder versuchte, lästige Insekten in seiner Hütte auszurotten. Das kannte er schon. Die Frage nach Eva verwirrte ihn und war in diesem Zusammenhang auch neu.

    »Ich glaube doch, gut«, erwiderte er zögerlich.

    »Soso«, murmelte ER vielsagend. »Und warum muss ich dann noch immer auf einen Erfolg warten, Adam?«

    Es behagte Adam ganz und gar nicht, dass er nicht wusste, worauf ER hinauswollte.

    »Warten, HERR?«

    »Ja«, in der Stimme war jetzt eine gewisse Sanftheit, die Adam noch mehr verunsicherte.

    »Warum muss ich immer noch warten?«

    »Warten, worauf, HERR?«

    »Nun tu nicht so.«

    »Aber ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Habe ich etwas vergessen? Hätte ich irgendetwas machen sollen?«

    »Das will ich meinen!«

    Adam wusste nicht, was er vergessen haben könnte. Und dann noch der Zusammenhang mit Eva?

    »Evas Geburtstag?«, spekulierte er, fast erfreut, eine Möglichkeit gefunden zu haben.

    »Blödsinn! Hast du wirklich vergessen, was ich dir vor ein paar Jahren gesagt habe?«

    Es war ihm peinlich, aber er hatte es wohl tatsächlich vergessen.

    »Ich befürchte, ja, HERR«, antwortete er kleinlaut und schaute jetzt auf den Boden. »War es wichtig?«

    Mit betonter Feierlichkeit hob ER seine Stimme:

    »Ich sagte: Gehet hin und mehret euch!«

    Adam war überrascht. Den Satz kannte er noch, hatte ihm nur keine entscheidende Bedeutung beigemessen.

    »Ich erinnere mich, HERR.«

    »Ja und?«

    »Was, ja und, HERR?«

    »Habt ihr euch nun vermehrt oder nicht?«

    Das war es also, worauf ER hinauswollte. Das Thema entwickelte sich brenzliger, als er angenommen hatte.

    »Nicht so direkt«, gab er kleinlaut zu.

    Die Stimme über den Wolken wurde jetzt etwas lauter.

    »Was heißt hier, nicht so direkt? Auf meine Frage gibt es nur ein Ja oder ein Nein. Also?«

    »Also, nein, HERR«, Adam senkte den Kopf.

    »Und dürfte ich mal erfahren, warum man meinen Anweisungen nicht nachkommt?«

    Adam musste scharf nachdenken. Jetzt kam es auf eine gute Argumentation an. Dabei würde zwar Eva auch etwas abkriegen, aber schließlich war ja sein Hals in der Schlinge.

    »Ich würde ja schon …«

    »Und was hindert dich?«

    Jetzt half alles nichts mehr, es musste raus: »Eva wollte nicht!«

    Irgendwo im Himmel war ER, mit gänzlich Unerwartetem, immer noch zu erstaunen.

    »Sie wollte nicht?«

    »Nein«, ein bisschen wie ein Verräter fühlte er sich schon.

    »Warum habe ich wohl immer wieder gesagt, das Weib sei dem Manne untertan? Hört mir denn keiner zu, wenn ich etwas sage?«

    Nun, selbst wenn alle zuhörten, waren es nur zwei. Aber aus dem ebenen Gesagten wurde Adam schlagartig klar: ER kannte Eva nicht!

    »HERR, wenn ich erklären dürfte.«

    »Darum möchte ich aber auch bitten!«

    Adam wurden die Knie etwas weich, da Gespräche mit IHM nie seine Stärke waren. Schon gar nicht dann, wenn es auch noch Gespräche mit IHM über Eva waren.

    Und er nebenbei bemerkt, wusste er auch nicht genau, wo er beginnen sollte.

    »Darf ich mich setzen, HERR?«

    »Meinetwegen. Fang schon an, ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen.«

    »Also« begann Adam. »Es ist ja nicht so, dass wir nicht schon öfter darüber gesprochen hätten. Aber wir sind leider zu keiner Einigung gekommen.«

    »Genauer bitte!«, forderte die Stimme.

    »Also, ich hätte schon zugestimmt, aber Eva meint, sie wäre noch nicht so weit.«

    »Sie wäre noch nicht so weit?«, wiederholte die Stimme krächzend.

    »Nein.«

    »Aber sie hat doch alles, was sie braucht!«, betonte ER fast stolz. »Sie hat zwei herrliche, äh, herrliche, wie soll ich sagen, und sie hat ein wunderbares … Also wirklich. So etwas macht man nicht mal eben schnell an einem Tag! Wie kann sie sagen, sie wäre noch nicht so weit?«

    »Es ist ja wohl auch nicht das Körperliche, was sie meint«, gab Adam zu bedenken.

    »Und das hast du dir gefallen lassen?«

    »Was sollte ich tun?«

    »Wie ich sehe, hast du auch alles, was man braucht. Nimm sie dir!«

    ER kannte Eva wirklich nicht!

    »HERR, ich gebe zu bedenken, dass Gewalt in der Ehe ein großes Problem darstellt.«

    »Ja, ja, war ja auch nur so eine Redensart. Aber es muss doch etwas geschehen!«

    Wie um das Gesagte zu unterstützen, fegte ein kräftiger Wind über das Wasser. Dann noch ein lauter, unerwarteter Knall, und wieder musste eine Fichte dran glauben.

    »Sie sagt«, ergänzte Adam, »sie wolle sich erst einmal selbst verwirklichen und von der Welt etwas sehen, bevor sie durch Kinder zu sehr ans Haus gebunden ist.«

    »Also, wenn das jede sagen würde!«, schimpfte ER, bevor ihm klar wurde, dass es ja jede sagte.

    »Ein großes Problem«, stellten beide übereinstimmend fest.

    »Es liegt mir selbstverständlich fern, irgendwelche Kritik zu äußern, HERR«, begann Adam wieder nach einer Denkpause. »Aber ob deine Idee mit Eva so gut gewesen ist, wage ich, mit Verlaub, HERR, zu bezweifeln.«

    »Na ja, nun gut, sicher, aber wer ist denn schon unfehlbar? Ich hatte es mir eben so schön vorgestellt. Ihr beide, bei Mondschein an einem See – nur deswegen habe ich den Mond doch überhaupt gemacht. Ebbe und Flut hätte ich einfacher haben können! Also, ihr bei Mondschein an einem See, sie beugt sich zu dir rüber, knabbert etwas an deinem Ohrläppchen und sagt: Komm, Adam, lass uns die Menschheit erschaffen! Dann sinkt ihr ins Gras und – na ja, und erschafft eben.«

    Resigniert hob Adam wieder den Kopf: »So ähnlich war es auch.«

    »Ja und, was hat sie gesagt?«, wollte ER wissen.

    »Sie sagte, ich solle erst einmal das Dach der Hütte reparieren und dass sie sich mit einem faulen Muttersöhnchen nicht einlassen wolle.«

    »Muttersöhnchen?«

    »Es ist ein neues Wort, dass sie einmal erfunden hat, als ich ihr erzählte, wie gerne ich eine Mutter gehabt hätte.«

    »Die Lage ist ernster, als ich dachte!«, bemerkte ER.

    »Muttersöhnchen!«, rief Adam empört. "Sie nennt mich Muttersöhnchen! Wo ich doch nicht einmal weiß, was eine Mutter ist!«

    »Ja, ja, das musst du mir ja nun nicht schon wieder aufs Brot schmieren!«, versuchte ER zu besänftigen.

    »Aber ich muss mir laufend solche Sachen anhören«, setzte Adam fort. »Dauernd liegt sie mir in den Ohren, wir würden keine Leute kennen und nie ausgehen! Und wenn ich dann sage, dass wir erst einmal die Leute machen müssen, die wir dann besuchen könnten, sagt sie, ich sei sexbesessen und würde immer nur an das eine denken!«

    ER räusperte sich leicht. Seine Stimme klang jetzt ein wenig zögerlich und weniger zuversichtlich als vorher.

    »Meinst du«, wollte ER wissen, »es würde helfen, wenn ich mal mit ihr rede?«

    Adam zuckte mit den Schultern.

    »Ich weiß nicht so recht.«

    »Wovor hast du Angst?«, wollte die Stimme wissen.

    »Du kennst Eva nicht!«, stellte Adam wiederholt fest. »Ich muss schließlich noch länger mit ihr auskommen.«

    »Ich werde sehr diplomatisch sein«, versprach ER. »Komm, mach dich auf den Rückweg zur Hütte.«

    Adam stand auf und zögerte. Ihm war nicht sehr wohl bei dem Gedanken, Eva ohne Vorwarnung, mit IHM zu überraschen.

    So etwas liebte sie gar nicht, wusste er und ging nur sehr langsam.

    »HERR, wenn es schief geht, wäre es dann möglich, versetzt zu werden, auf eine andere Welt?«

    »Darüber sprechen wir später«, besänftigte die Stimme ihn.

    »Könntest du nicht schon mal vorausschweben, HERR?«, wollte Adam wissen.

    »Feigling! Geh jetzt los!«

    Adam ging weiter, bis sie an die Hütte kamen, die er gebaut hatte. Sie fanden Eva schlafend in einer Kleemulde. Und da das Wetter warm war, lag sie unbekleidet auf dem Rücken. Ihr goldenes Haar schmiegte sich an den Brüsten herab bis zu den Hüften.

    »Schön ist sie mir gelungen«, stellte ER fest.

    »Was nützt es?«, erwiderte Adam.

    »Vielleicht hätte ich dich auch etwas begehrenswerter machen sollen. Unter Umständen bist du nur zu hässlich!«

    Adam stemmte beide Fäuste in die Hüften. »Jetzt fängst du auch noch an!«

    »Schon gut, ich mein ja nur. Aber sie ist mir wirklich gut gelungen!«

    »Ja, ja!«

    Eine lange Gedankenpause entstand, und Adam setzte sich an den Rand der Mulde.

    »Und wenn du jetzt einfach …«, schlug ER zögerlich vor. »Okay, vergiss es!«

    Eva öffnete die Augen.

    »Adam, du?«, sagte sie verschlafen und reckte sich.

    Wer wohl sonst, dachte er. »Ja ich, Liebling.«

    »Wo bist du gewesen?«, wollte sie wissen.

    Ein dezentes Räuspern war über den Wolken zu vernehmen.

    »Ich habe jemanden mitgebracht, Eva.«

    Sie richtete sich erfreut auf: »O ja, wen denn?«

    Mit solchen Fragen überraschte sie Adam immer wieder.

    »ER ist es.«

    Eva stand ruckartig auf und schaute instinktiv nach oben.

    »O HERR, welch eine Freude. Ich bekomme so gerne Gäste!«

    Adam fragte sich, wie sie das wissen wollte, da sie ja noch nie Gäste gehabt hatte.

    »Darf ich dir etwas anbieten, HERR?«, fragte sie und deutete mit der Hand einladend zur Hütte.

    »Vielen Dank, Eva, vielen Dank! Ich möchte nichts. Ich komme aber in einer wichtigen Angelegenheit, die ich unbedingt mit dir besprechen muss.«

    Sie sah misstrauisch über die Schulter zu Adam. Ihr Blick drückte Ärger und Skepsis zugleich aus. Sie war sich nicht sicher, was alles über sie gesprochen worden war.

    »Hat er sich beschwert? «

    Adam machte eine abweisende Handbewegung.

    »Nein, nein, das hat er nicht«, sagte ER.

    »Was ist es denn«, blieb Eva hartnäckig.

    »Nun ja, wir trafen uns so zufällig an dem Waldsee und sprachen über dies und das …«, druckste ER.

    »Zur Sache!«, forderte Eva.

    »Also, wir kamen, ich weiß auch nicht, wie, auf das Thema der Nachkommenschaft. Und Adam meinte, du würdest dich in dieser Angelegenheit, nun ja, sagen wir mal … verweigern.«

    Adam setzte sich, nach dem was er eben gehört hatte, schweigsam in das Gras. Schwierige Wochen würden auf ihn zukommen, das wusste er schon jetzt.

    Evas Blick bestätigte seine Vermutung.

    »Ach, meinte er?«, fragte sie schnippisch, stemmte dabei die Hände in die Hüften und bedachte Adam mit einem strengen Blick.

    »Es war, wie gesagt, keine wirkliche Beschwerde. Aber ich meine auch, du müsstest schon, im Interesse der Menschheit …«

    »Ach, müsste ich?«

    Über den Wolken suchte jemand nach den richtigen Worten, was Adam nicht ohne eine gewisse Genugtuung bemerkte.

    »Also ja, - ich meine schon«, begann ER jetzt etwas offensiver, »das der Sinn der Sch… Sch… Schöpfung darauf hinausläuft, dass …«

    »Dass ich mich mit ihm einlassen muss«, vollendete sie seinen Satz.

    »Was soll das denn heißen?«, erwachte

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