Robert kennt sich aus
Von Susanne Riha
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Buchvorschau
Robert kennt sich aus - Susanne Riha
Ich heiße Robert
Ich, Hund, fünf Jahre alt, heiße Robert. Ich habe ein weißes Fell mit ein paar schwarzen Flecken drin.
Meine Schnauze ist braun. Genauso wie die beiden Flatterohren oben auf meinem Kopf. Nach unten hin habe ich vier Pfoten. Ganz hinten gibt es noch einen Schwanz. Er ist schwarz, nur das Ende ist weiß. Meistens steht er fröhlich in die Höhe. Mein Herr sagt zu meinem Schwanz „Schlusslicht". Wenn ich den Kopf ganz nach hinten drehe, kann ich es sehen, mein Schlusslicht.
Ich kenne mich also aus mit vorne und hinten, mit unten und oben, mit links und rechts, mit drinnen und draußen. Aber ich weiß noch viel, viel mehr.
Und das hat seinen Grund:
Ich besitze einen Wassernapf, um zu schlabbern, wenn ich durstig bin. Ich besitze einen Futternapf, um zu fressen, wenn es in meinem Bauch unangenehm leer geworden ist. Und ich besitze noch einen Napf. Aber der steht nicht zuhause in der „Küche, sondern den habe ich immer bei mir. Denn er sitzt zwischen den beiden Flatterohren, drinnen in meinem Kopf. Natürlich habe ich ihn noch nie gesehen. Dazu müsste ich die Augen ganz nach innen drehen, und das kann nicht einmal ich. Aber ich weiß, dass er da ist, dieser Napf für Namen oder für „Worte
, wie mein Herr sagen würde. In den Wassernapf und den Futternapf gibt mein Herr Wasser und Futter hinein. Und ich nehme davon. Bei meinem Wortenapf aber ist das anders: Hier lege ich selbst die Worte hinein und suche sie wieder heraus, wenn ich sie brauche. Höre ich Namen wie „Käse, „Wurst
, „Ball oder „Dusche
, muss ich nur ein bisschen darin wühlen. Schon weiß ich, wie „Wurst, „Ball
oder „Dusche aussieht und riecht. Damit der Napf zwischen den Ohren nicht zu voll wird, hebe ich darin aber nur Worte auf, die für mich wichtig sind. Deshalb schimpft mein Herr manchmal „Dummer Hund!
Alles hat eben nicht Platz. Einmal habe ich sogar ausgemistet. Und das kam so:
Als ich noch ganz klein war – so klein, dass ich mich am liebsten die ganze Zeit an meinen Herrn angekuschelt hätte –, da hat mir mein Herr den Namen „Roberti gegeben: „Roberti! Hier!
, „Roberti! Sitz!, „Roberti! Platz!
Klar, ich musste ja begreifen, dass ich der kleine Robert war. Ich hatte es mir bald gemerkt und legte den Namen „Robert" in die Mitte meines Wortenapfes.
Nach einiger Zeit sagte mein Herr plötzlich „Mobsdrillo zu mir. Dieser Name schien ihm jetzt besser zu gefallen. Jetzt hieß es: „Mobsdrillo, komm!
, „Mobsdrillo, hopp!, Mobsdrillo hin, Mobsdrillo her. Ich wollte meinen Herrn nicht kränken und gab das „Mobsdrillo
neben das „Robert" in den Napf.
Nun ist es ja so, dass ich belle. Manchmal, bevor ich so richtig loslege, knurre ich. Oder ich mache so ein bisschen: „Wuff! Wuff!"
Auf einmal – ich traute meinen Flatterohren nicht – nannte mich mein Herr „Wuffil!" Ich war entsetzt.
Trotzdem wanderte auch das „Wuffil" in den Wortenapf.
Von nun an hieß ich abwechselnd „Robert, „Mobsdrillo
oder „Wuffil. Und schließlich auch noch „Bertl
. Das aber war zu viel. Ich beschloss, meinem Herrn die vielen Namen abzugewöhnen. Aber so einfach war das gar nicht.
Einmal hatte mein Herr ein duftendes Stück Wurst in der Pfote. Er sagte ganz leise: „Mobsdrillo! Sitz! Schon saß ich wie von selbst auf meinem Hinterteil. Ein anderes Mal gab es Schokolade. Schokolade gibt es nur ganz selten. Ich konnte mir diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen: „Wuffil! Hier!
, rief mein Herr, und schon war ich bei