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Der Glitch: Glitch-Reihe, #1
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eBook337 Seiten4 Stunden

Der Glitch: Glitch-Reihe, #1

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Über dieses E-Book

Wenn das Ende naht, bedeutet Mensch zu sein mehr, als nur zu überleben. In Libs Welt ist es gefährlich von der Norm abzuweichen. Die Standards der künstlichen Intelligenz nicht zu erfüllen, gleicht sogar einem Todesurteil. Lib lernt dies auf die harte Tour. Sie wacht ohne jegliche Erinnerungen in dem kargen Ödland und mit nur einem Gedanken auf:

 

"Es ist alles meine Schuld."

 

Lib ist ein Glitch — ein fehlerhafter, menschlicher Bestandteil der utopischen Welt, die sich Norm nennt. Jetzt, da sie hinausgeworfen wurde, wird Lib dazu gezwungen sich mit einem anderen Glitch, Raj, und dem mysteriösen Schurken, Wolf, sowie seinem Clan zu verbünden, um zu überleben. Wolf denkt nur an das Überleben seiner Gruppe, doch Raj ist der Meinung, dass sie es schaffen könnten die K.I. zu hacken, um die Norm zu verbessern.

 

Jetzt muss sich Lib entscheiden, welchen Weg sie wählen wird — soll sie mit dem eindrucksvollen Einzelgänger Raj mitgehen oder bei Wolf und seiner eingespielten Gruppe bleiben? Ihr Herz zieht sie zu beiden hin, doch sie hat ein tödliches Geheimnis, das sie alle gefährden könnte. Wird sie es schaffen ihre neugewonnene Familie zu retten und die K.I. aufzuhalten, bevor es zu spät ist?

SpracheDeutsch
HerausgeberRelay Publishing
Erscheinungsdatum25. März 2022
ISBN9798201867591
Der Glitch: Glitch-Reihe, #1

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    Buchvorschau

    Der Glitch - Ramona Finn

    Der Glitch

    Dies ist ein fiktives Werk. Namen, Charaktere, Orte und Handlungen sind entweder Produkt der Vorstellungskraft der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen, ob lebend oder tot, Ereignissen und Orten ist rein zufällig.

    Alle Rechte vorbehalten. Veröffentlicht in Großbritannien von Relay Publishing. Dieses Buch oder ein Teil davon darf ohne die ausdrückliche schriftliche Zustimmung des Herausgebers nicht reproduziert oder verwendet werden, außer für die Verwendung von kurzen Zitaten in einer Buchbesprechung.

    Ramona Finn ist ein Pseudonym, welches von Relay Publishing für gemeinsam verfasste Liebesroman-Projekte erstellt wurde. Relay Publishing arbeitet mit hervorragenden Teams von Autoren und Redakteuren zusammen, um die besten Geschichten für unsere Leser zu erstellen.

    RELAY PUBLISHING EDITION, NOVEMBER 2016

    Copyright © 2016 Relay Publishing Ltd.

    Cover-Design von Mayhem Cover Creations.

    www.relaypub.com

    DER GLITCH

    ERSTES BUCH DER GLITCH-REIHE

    RAMONA FINN

    KLAPPENTEXT

    Wenn das Ende naht, bedeutet Mensch zu sein mehr, als nur zu überleben. In Libs Welt ist es gefährlich von der Norm abzuweichen. Die Standards der künstlichen Intelligenz nicht zu erfüllen, gleicht sogar einem Todesurteil. Lib lernt dies auf die harte Tour. Sie wacht ohne jegliche Erinnerungen in dem kargen Ödland und mit nur einem Gedanken auf:

    „Es ist alles meine Schuld."

    Lib ist ein Glitch — ein fehlerhafter, menschlicher Bestandteil der utopischen Welt, die sich Norm nennt. Jetzt, da sie hinausgeworfen wurde, wird Lib dazu gezwungen sich mit einem anderen Glitch, Raj, und dem mysteriösen Schurken, Wolf, sowie seinem Clan zu verbünden, um zu überleben. Wolf denkt nur an das Überleben seiner Gruppe, doch Raj ist der Meinung, dass sie es schaffen könnten die K.I. zu hacken, um die Norm zu verbessern.

    Jetzt muss sich Lib entscheiden, welchen Weg sie wählen wird — soll sie mit dem eindrucksvollen Einzelgänger Raj mitgehen oder bei Wolf und seiner eingespielten Gruppe bleiben? Ihr Herz zieht sie zu beiden hin, doch sie hat ein tödliches Geheimnis, das sie alle gefährden könnte. Wird sie es schaffen ihre neugewonnene Familie zu retten und die K.I. aufzuhalten, bevor es zu spät ist?

    INHALT

    Kapitel Eins

    Kapitel Zwei

    Kapitel Drei

    Kapitel Vier

    Kapitel Fünf

    Kapitel Sechs

    Kapitel Sieben

    Kapitel Acht

    Kapitel Neun

    Kapitel Zehn

    Kapitel Elf

    Kapitel Zwölf

    Kapitel Dreizehn

    Kapitel Vierzehn

    Kapitel Fünfzehn

    Kapitel Sechzehn

    Kapitel Siebzehn

    Kapitel Achtzehn

    Kapitel Neunzehn

    Kapitel Zwanzig

    Kapitel Einundzwanzig

    Kapitel Zweiundzwanzig

    Kaiptel Dreiundzwanzig

    Kapitel Vierundzwanzig

    Kapitel Fünfundzwanzig

    Kapitel Sechsundzwanzig

    Kapitel Siebenundzwanzig

    Kapitel Achtundzwanzig

    Kapitel Neunundzwanzig

    Kapitel Dreißig

    Kapitel Einunddreißig

    Ende von Der Glitch

    Danke!

    KAPITEL EINS

    Ein Schrei zerreißt die Luft und weckt mich auf. Das Geräusch hallt nach und klingt fast wie die Laute in meinem Kopf. Es schreit jemand.

    Als ich mich aufrichte, fängt mein Kopf an sich zu drehen. Ich stelle mich mühsam hin. Mein Magen gibt nach und ich falle fast auf den zerrissenen Boden. Ich möchte lachen — ich habe fast so viele Risse wie der Boden. Ich wanke, dann gehe ich. Schließlich renne ich. Ich weiß nicht, wo ich hingehe, außer, dass ich mich in Richtung des Schreis bewege — zu der anderen Stimme. Die Welt um mich herum scheint falsch zu sein — sie ist hell und braun. Neben mir erstreckt sich eine Mauer in den Himmel. Sie ist unmöglich hoch, trüb und grau. Ich möchte am liebsten mit meinen Fäusten auf sie einschlagen. Das Schreien wird lauter. Ich bin nah dran.

    Das Verlangen dort schnell hinzukommen, schlägt in mir, lässt Blut durch mich hindurchströmen und bringt meine Lunge zum Brennen. Steine sorgen dafür, dass ich stolpere und hüpfe, da sie scharf in meine nackten Füße schneiden und sie zum Brennen bringen. Ich ignoriere das— die Worte fallen mir leicht ein, doch ich wanke, als hätte ich meine Beine schon eine sehr lange Zeit nicht mehr benutzt. Doch manchmal taucht noch etwas anderes auf —es ist alles meine Schuld.

    Ich weiß nicht, warum ich diese Gedanken habe. Doch ich weiß, dass ich das Geräusch von wem auch immer, der in Schwierigkeiten ist, erreicht habe. Vor mir befindet sich ein Gebäude — doch was ist es wirklich? Es ist rund — ein Halbkreis, der ein offenes Ende und ein Geländer hat und so etwas, das wie ein großer Bildschirm aussieht. Das blinkende grüne Licht scheint in dieser trockenen Welt fehl am Platz.

    Genau wie ich.

    Der Gedanke bereitet mir Kopfschmerzen, doch dafür habe ich keine Zeit. Das Gebäude hat eine metallene Plattform. Ein Mädchen ist darauf zusammengesackt. Ihre Schreie sind nun in ein Wimmern übergegangen. Sie sieht jünger aus als ich, klein und zerbrechlich. Eine ihrer Hände liegt auf dem Geländer vor ihr. Die Lichter glühen und Funken sprühen daraus hervor. Sie sind so weiß, dass sie mich blenden. Die Luft stinkt, als sei etwas am Verbrennen. Ich befürchte, dass dieses Etwas die Haut der Hand des Mädchens ist, die an dem Metallgeländer festhängt.

    Ich gehe darauf zu, um meine Hände neben die des Mädchens auf das Geländer zu legen. Ich handle nun nach Instinkt und nicht anhand meiner Gedanken. Ich weiß nicht warum, doch Worte kommen mir in den Sinn, ohne, dass ich darum gebeten habe — Motherboard… elektrische Verbindung… Zugriff auf den Zentralrechner der KI. Mein Magen dreht sich erneut um, was dazu führt, dass mir schlecht wird. Ich zittere am ganzen Körper. Ich weiß, was ich tun muss — und ich weiß nicht, warum ich das weiß.

    Ich lege meine Hand neben die des Mädchens auf das Geländer.

    Verbindung: Sicher.

    Kleine Nadelstiche pieken in meine Handfläche. Dutzende. Verbindungen zünden in mir — ich kann spüren, wie die Energie über meine Haut und in meinen Geist gleitet. Mit einem Blinzeln ist die trockene, braune Welt um mich herum nicht mehr das, was ich sehen kann. Ich stehe nun in einem Raum, der dunkel und blau und auf eine Art beruhigend ist, wie es der andere, trockene, staubige Ort es nicht gewesen ist. Neben mir steht das Mädchen, ihr Abbild flackert — und ich weiß, dass wir hier an diesem anderen Ort und es zugleich nicht wirklich sind.

    Das ist die künstliche Welt — ein Konstrukt, das ich in meinem Geiste sehe. Doch die Frage kommt auf — woher weiß ich das? Eine Gewissheit breitet sich in meiner Brust aus. Ich kenne diesen Ort — von hier komme ich. Doch… das ergibt für mich keinen Sinn. Wie kann ich aus einer künstlichen Welt stammen — einem Computerkonstrukt?

    Mich umsehend, suche ich nach Antworten — und nach einer Möglichkeit, wie ich das Mädchen retten kann.

    Eine runde, schwarze Maschine sitzt auf seinem Rücken. Ihre schwarzen Arme und Beine lassen sie so aussehen, als würde sie eine kleine Person nachahmen. Doch sie hat kein Gesicht. Keine Haut. Firewall. Das Wort kommt mir in den Sinn.

    Ich strecke meine Hand aus und tue so, als würde ich die Platte auf der Brust der Firewall berühren. Strom kitzelt meine Fingerspitzen, doch ich weiß nicht, ob er von mir oder der Firewall ausgeht. Was ich jedoch weiß, ist, dass sie das Mädchen angreift — es handelt sich dabei um eine Sicherheitsmaßnahme und das Mädchen hat sie aktiviert. Mir gefällt es jedoch nicht, dass sie es verletzt.

    Ich finde den Knopf und drücke ihn — etwas klickt und ein Code erscheint, der sich über die schwarze Oberfläche des Körpers der Firewall aufrollt. Tausende kleine Nachrichten in Binärsprache tauchen auf — Einer und Nullen. Es handelt sich um einen schwerfälligen Code. Woher weiß ich das? Besorgnis fährt durch mich hindurch, doch in der anderen Welt — die, die trocken und staubig ist — kann ich noch immer das Wimmern des Mädchens hören. Ich wende mich der Firewall zu und suche die Codezeilen heraus, die das hier beenden werden. Mit einer Berührung werden die Zeilen gelöscht.

    Wir können jetzt gehen, weshalb ich eine Hand auf das Handgelenk des Mädchens lege und diese Worte in ihre Richtung denke.

    Die Welt knickt ein und zerbricht. Einen Moment lang scheint alles schwarz zu sein. Der beruhigende, blaue, kühle Raum verschwindet — doch dann stehe ich wieder auf der metallenen Plattform. Ich halte das Geländer zwar nicht mehr fest, doch das Mädchen ist noch immer bei mir. Sie schreit nicht mehr. Sie sieht mich an, öffnet ihren Mund, um etwas zu sagen, doch dann sackt sie auf der Plattform zusammen.

    Defekt.

    Bewusstlos.

    Diese zwei Worte führen dazu, dass ich meine Stirn runzle — welches davon ist richtig? Ich habe den Code so geändert, dass die Firewall defekt wurde. Hat das wiederrum das Mädchen bewusstlos gemacht — oder defekt?

    Es ist alles meine Schuld.

    Ist es meine Schuld, dass das Mädchen verletzt wurde? Ich weiß es nicht.

    Mit gerunzelter Stirn reibe ich über den Schmerz, der sich tief im Zentrum meiner Brust befindet. Das ist neu. Ich weiß nicht, ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist. Ich weiß zudem nicht, wie ich hier in diese trockene und braune Welt gekommen bin. Ich sehe mich um und habe das Gefühl, dass sogar der Himmel eine blassere Farbe hat — fast blau, doch nicht ganz. Alles ist so anders als der kühle, blaue Raum — der künstliche Ort — dass es mir Angst macht. Ich will zurück, doch wenn ich das tue, werden mich dann die Firewalls angreifen?

    Ich berühre mit kalten Fingern meine Wangen. Sie sind feucht und ich weiß nicht warum, doch die Feuchtigkeit kommt von meinen Augen. Mein Hals scheint jetzt zu eng, zu trocken zu sein. Was ist mit mir passiert, weshalb ich nun an diesem großen, offenen, angsteinflößenden Ort bin?

    Vielleicht wird es das Mädchen wissen.

    Ich knie mich neben sie, berühre ihren Arm und schüttle sie an ihren Schultern. Sie bewegt sich, doch nur dann, wenn ich sie berühre.

    „Warum kann ich mich nicht erinnern?" Die Worte sind rau und meine Stimme klingt, als hätte ich sie schon lange nicht mehr verwendet. Das Mädchen antwortet nicht.

    Ich setze mich neben sie und entscheide, dass sie länger ist als ich. Größer — das ist das richtige Wort. Doch ihr Gesicht ist dunkler als meines. Meine Haut ist weiß und wütend rot, als wäre sie verbrannt worden. Ihre Haut ist nicht so glatt wie meine. Kleine goldene Haare bedecken ihre Arme. Diese Haare passen zu denen, die sie auf dem Kopf hat, doch ihre Haare sind nach hinten und oben gezogen und ich weiß nicht warum. Ich lehne mich näher an sie heran. Kenne ich sie? Ihr Gesicht sieht spitz und kantig aus. Ihre Augen sind geschlossen, doch ihre Wimpern sehen federweich aus. Ich lasse mich zurückfallen und ziehe meine Haare nach vorne, damit ich sie sehen kann.

    Dunkel, dunkelbraun und dick. Sie sind viel kürzer als die des defekten Mädchens.

    Und das liegt daran, dass …?

    Keine Antwort dringt aus meinem Geiste hervor. Ich balle meine Hände zu Fäusten und starre auf sie hinab. Hat jemand meinen Code gelöscht? Aber… nein. Ich bin eine Person, keine Firewall — keine Maschine, die ein künstliches Konstrukt hat. Ich sollte Erinnerungen haben — das weiß ich. Ich schlage mit einer Faust auf das Metall, was dazu führt, dass meine Hand weh tut. Das ist gut — das bedeutet, dass es diese Welt wirklich gibt.

    Es ist alles meine Schuld.

    Mit einem frustrierten Knurren richte ich mich wieder so lange auf, bis ich meinen Rücken an der Metallwand anlehnen kann. Ein Stein drückt sich in mein Gesäß. Ich bin müde. Ich will meine Augen schließen, und sobald ich aufwache, mich an alles erinnern können. Ich will, dass das Mädchen aufwacht, weil sie mir vielleicht etwas sagen kann. Ich hoffe, dass sie das kann.

    „Wer bist du? Die Worte verlassen als ein Murmeln meinen Mund. Ich muss meine Lippen befeuchten und es erneut versuchen. „Wer bin ich?

    Glitch.

    Das Wort taucht in meinem Kopf auf, als hätte es jemand anderes gesagt. Ich sehe mich um. Hier ist niemand, nur das defekte Mädchen und ich. Es scheint, als würde auch ich nicht wirklich funktionieren — was mich ebenfalls defekt macht. Ich lache fast laut los, doch ich weiß nicht, warum dieses Wort so lustig ist.

    Ich hebe meine Hand hoch, öffne und schließe meine Finger. Ich atme aus. Ich weiß, dass ich am Leben bin. Und mich in einer kargen Welt befinde, die, bis auf das Mädchen, mich, diese Plattform — die jetzt nicht mehr glüht und Funken sprüht —, eine Wand und die Sonne, die auf uns herabbrennt, leer zu sein scheint.

    Bin ich ein Glitch? Dieses Wort fühlt sich falsch an — die Firewall hatte einen Defekt, als sie das Mädchen angriff, oder etwa nicht? Firewalls sollten beschützen — sie sollten nicht diejenigen, die hereinkommen, angreifen. Ich weiß das genauso sicher, wie ich wusste, wie man die Firewall ausschaltet und das Mädchen aus ihrem Griff befreit. Und ich weiß nicht, warum ich das tue. Diese Erkenntnis sitzt in meinem Magen, als hätte ich einen Stein verschluckt.

    Ich muss die Glitch finden.

    Der Gedanke ist genau wie die anderen Fragmente, die in meinem Kopf herumliegen — außer Betrieb, im Nebel verloren, und bietet mir keinen Zusammenhang, warum ich dies tun muss. Doch wenigstens ist er etwas.

    Finde die Glitch.

    Ich weiß nicht, was das bedeutet. Ich sehe mich um und wünschte, ich wäre wieder in dem kühlen Raum. Ich berühre das Geländer. Nichts passiert. Es scheint noch defekter geworden zu sein als das Mädchen. Ich atme tief aus. Wenn ich es schaffe auch nur ein Stück von mir zurückzubekommen, dann sollte ich noch auf weitere Dinge Zugriff haben. Im Moment weiß ich weder, wie ich heiße, noch, woher ich etwas über die künstliche Welt weiß, doch über das hier scheine ich gar nichts zu wissen… die Welt draußen.

    Gedächtnis… Fehler.

    Es ist alles meine Schuld.

    „Finde die Glitch", sage ich an die trockene, staubige Luft und das Mädchen gewandt. Vielleicht wissen die Glitch, warum es meine Schuld ist. Und ist das etwas Schlechtes oder Gutes?

    Das Mädchen bewegt sich — ein kurzes Flattern ihrer blassen Wimpern, ein Zucken ihres Fingers, der sich durch den Staub bewegt. Mein Herz scheint schneller zu schlagen. Begeisterung durchflutet mich, zusammen mit dem Frösteln der Angst. Ich lehne mich näher an sie heran und frage: „Weißt du, wer ich bin?"

    KAPITEL ZWEI

    Ich gehe näher an sie heran und knie mich neben sie. Ich will, dass sie sich bewegt und mir sagt, wie diese braune, staubige Welt funktioniert. Sie wird noch staubiger. Ein Wind kommt auf, der den Dreck in die Luft wirbelt. Das Mädchen stöhnt.

    Blasse Wimpern flattern und ihr Mund öffnet sich. Ihre Augen überraschen mich — sie sind so blau, dass sie den Himmel zu reflektieren scheinen. Um sicherzugehen, schaue ich nach oben, doch dann entscheide ich, dass sie nicht ganz den gleichen Farbton haben wie der blaue Himmel.

    Als ich sie wieder ansehe, werden diese blauen Augen größer. Ihre Nasenlöcher flattern und ihre Haut scheint noch blasser zu sein. Sie versucht nach hinten auszuweichen, doch sie kann sich nicht sehr gut bewegen, weshalb sie sich lediglich hinsetzt und mich anstarrt.

    Ich strecke eine Hand aus, berühre sie jedoch nicht. Sie sieht so aus, als würde sie wieder defekt werden, sollte ich das tun.

    Sie schaut meine Hand an und befeuchtet ihre Lippen. Das erinnert mich daran, dass auch ich Durst habe, doch hier ist nichts. Kein Wasser, kein Essen… nur das Mädchen und ich. Ich will hier nicht weggehen. Ich muss wissen, was mir das Mädchen darüber sagen kann, wer ich bin.

    „Du… funktionierst jetzt?", frage ich.

    Sobald die Worte meinen Mund verlassen haben, weicht sie vor mir zurück. Wenn man bedenkt, dass ich so nahe bei ihr bin und sie auf dem Boden sitzt, gestaltet sich das als recht schwierig. Doch sie schafft es, indem sie ihre Beine verwendet, um sich wegzudrücken. Sie gräbt ihre Fersen in den Staub und drückt sich von den Rissen in der Plattform ab.

    Ich starre sie an und frage: „Was tust du?"

    Als ihr Rücken gegen die Metallwand und das Geländer stößt — von dem ich jetzt weiß, dass es eine Art Verbindungsglied ist — erstarrt sie. Sie sieht zuerst zu dem Geländer hoch und dann wieder mich an. „Du!" Ihre Stimme ist fast so hoch wie ein Schrei.

    Hoffnung breitet sich in meiner Brust aus. Jetzt wird sie mir sagen, wer ich bin.

    Ihre nächsten Worte dringen in einem Atemzug aus ihr heraus. „Du bist das verrückte Mädchen, das mich gerettet hat."

    Enttäuschung zieht an meinen Schultern und ich lasse mich zurückfallen. Ich weiß nicht, wie mein Gesichtsausdruck aussieht, doch meine Unterlippe zittert. Ich weiß noch nicht einmal, wie mein Gesicht aussieht. Ich denke nicht, dass es so aussieht wie das Gesicht dieses Mädchens, doch vielleicht liege ich da falsch. Vielleicht sind wir alle Kopien. Vielleicht sehen alle Gesichter so aus wie ihres.

    „Warum bin ich verrückt?", frage ich.

    Sie bewegt sich von dem Geländer weg und zeigt darauf. „Du hättest sterben können. Ich auch. Der Hack ist schiefgegangen und ich habe die Wächter erst bemerkt, als es schon zu spät war. Das Mädchen sieht etwas in meinem Gesichtsausdruck, was ihr zu verstehen gibt, dass ich nicht nachvollziehen kann, was sie sagt. Ihre Lippen neigen sich wieder nach unten — sie hat einen breiten Mund. Sie setzt sich aufrecht hin und legt ihre Ellbogen auf ihre Knie. „Du hast mich doch gerettet? Oder?

    Ich denke über ihre Frage nach, über die Verbindung mit dem künstlichen Konstrukt, den Raum und die Firewall. Es handelte sich dabei um eine virtuelle Falle. Sie war nicht real, doch sie hatte ihren Geist mit dieser Konstruktwelt verbunden — und sie war darauf aus, ihre Verbindung zu unterbrechen, was ihr Herz mit einer elektrischen Überspannung, die durch das Geländer in ihren Körper geleitet worden wäre, zum Stillstand gebracht hätte. Das weiß ich, obwohl ich so fragmentiert bin. Deshalb nicke ich. „Ja, das habe ich."

    Ihr Mund verzieht sich plötzlich in ein Grinsen. Sie springt auf ihre Beine, als sei es das Leichteste auf der Welt. Als sei sie stark und müsse sich nicht von ihrem Defekt erholen. Hat sie das schon einmal gemacht? Sie streckt ihre Hand aus und bietet sie mir, noch immer grinsend, mit der Handfläche nach oben an. „Ich bin Skye."

    Ich starre ihre Hand an und schaue ihr dann wieder in ihre Himmelsaugen.

    Aus irgendeinem Grund verstehe ich, dass die Hand-auf-Hand-Geste eine traditionelle Begrüßung ist, und zwar aus… nun, ich weiß nicht, woher sie stammt. Ich sollte ihre Hand mit meiner umfassen, doch ich will es nicht. Wenn ich das tue, dann muss ich ihr meinen Namen nennen. So ist der Brauch. Ich kann ihr keinen anbieten.

    Sie wackelt mit ihrer Hand hin und her. „Nun?"

    Langsam stehe ich auf und streife den Staub von dem grauen Stoff, der mich bedeckt, ab. Skye hat die bessere Kleidung — sie hat Stiefel und Stoff, der ihre Beine und Arme sowie ihre Brust und ihre Hüfte bedeckt. Ihr Stoff liegt eng an, während meiner lose an mir herabhängt, als sei er noch nicht einmal meiner. Meine Arme zu verschränken führt dazu, dass sie brennen, doch ich lasse sie so und frage: „Nun, was?"

    Sie rollt ihre Augen und eine Sekunde lang frage ich mich, ob sie wieder defekt wird, doch es scheint lediglich eine Geste zu sein. Sie lässt ihre Hand fallen und fragt: „Wirst du mir deinen Namen nennen?"

    Soll ich mir einen ausdenken? Etwas, das passt? Keri für keine Erinnerung? Mein Magen verknotet sich. Ich will nicht lügen — so baut man mit der einzigen Person, die man in der ganzen Welt kennt, keine Verbindung auf.

    Ich lasse meine Hände zur Seite fallen und sage: „Ich kann mich nicht erinnern."

    Sie legt ihren Kopf zur Seite. Ihre langen, zurückgebundenen Haare fallen über eine Schulter nach vorne. „Was ist passiert? Bist du sechzehn Jahre lang so durch die Gegend gelaufen?"

    Ich blinzle ein Mal. „Sechzehn? Ich sehe auf meine Hände hinab. Sind das junge Hände? „Bin ich sechzehn? Ich weiß es nicht.

    Sie geht einen Schritt näher an mich heran. Ihr Mund verzieht sich nach unten und ihre Hände ballen sich zu Fäusten. „Du wurdest rausgeschmissen?" Sie zeigt zur Wand, die sich hinter uns befindet.

    Ich schaue die Wand an. Sie ist so hoch, dass ich die Spitze nicht sehen kann. Ich erkenne nur, dass sie sich wölbt und im Himmel zu verschwinden scheint. Ich drehe mich wieder zu ihr um und schüttle meinen Kopf. Der Wind wird stärker und zieht an meinen Haaren. Ich hebe meine Hand, um sie glattzustreichen, und sofort weiß ich, dass sie länger sein sollten. Wer hat meine Haare abgeschnitten?

    „Ich weiß… Ich kann mich nicht erinnern."

    Sie nickt. „Das passiert manchmal. Sie zeigt noch einmal auf die Wand. „Du wurdest rausgeschmissen. Klingt auch nach einer Löschung. Oder vielleicht bist du draußen, weil du aus Versehen gelöscht wurdest. So ist das passiert.

    „Woher weißt du das alles?"

    Skye zuckt mit den Schultern. „Ich wurde auch rausgeworfen. Und hier draußen lernt man dazu — oder man stirbt."

    „Sterben?"

    „Man wird defekt — für immer."

    Ich zittere. „Das kann passieren? Ich dachte defekt — ich dachte, das sei nur vorübergehend."

    Sie nickt. Ihre Augen scheinen ein noch dunkleres Blau anzunehmen und ich muss es einfach fragen: „Welche Farbe haben meine Augen?" Auf einmal erscheint das so wichtig. Ich will einen Spiegel, damit ich genau sehen kann, wie ich aussehe. Ich werde das wissen, eine kleine Sache über mich, damit ich zumindest etwas mit Gewissheit sagen kann.

    „Ähm. Skye legt eine Pause ein und befeuchtet erneut ihre Lippen. „Nun, sie sind eine Art Grau. Wie dein Overall. Oder wie Rauch.

    Sie streckt ihre Hand aus und berührt den Stoff, den ich trage. Den Overall, wie sie sagt. Sie lächelt mich an, hebt und senkt eine Schulter. Ich könnte sie umarmen. Sie hat mir ein paar kleine Stücke über mich selbst gegeben — ich habe graue Augen, ich bin sechzehn.

    Skye geht näher an mich heran und fügt schnell hinzu: „Es ist eine sehr schöne Farbe. Was ich meine ist, du bist hübsch. Süß."

    Ihre Wangen laufen rot an. Sie runzelt ihre Stirn, kaut wieder auf ihrer Unterlippe und meint: „Du bist ein Glitch. Ich meine damit, dass du es wissen würdest, wenn du ein Schurke wärst, und du bist offensichtlich kein Techi, jetzt nicht mehr zumindest, oder soweit ich das sagen kann. Dass du ein Glitch bist, erklärt die Löschung."

    Alle

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