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Das Haus An Der Schleuse: Bilder Des Innenlebens
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Das Haus An Der Schleuse: Bilder Des Innenlebens
eBook153 Seiten2 Stunden

Das Haus An Der Schleuse: Bilder Des Innenlebens

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Über dieses E-Book

Den Blick nach innen richten, das eigene Gewissen hinterfragen und die Geheimnisse hervorlocken, die es verbirgt. Das ist der Schlüssel für das Verständnis unseres Daseins und der gesamten Welt.
SpracheDeutsch
HerausgeberTektime
Erscheinungsdatum14. Apr. 2021
ISBN9788835422631
Das Haus An Der Schleuse: Bilder Des Innenlebens

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    Buchvorschau

    Das Haus An Der Schleuse - Andrea Calo'

    Andrea Calò

    DAS HAUS AN DER SCHLEUSE

    Bilder des Innenlebens

    Übersetzung aus dem Italienischen

    Vera Schladitz del Campo

    Meinem Schwesterchen Elena gewidmet,

    der es durch den absurden Willen des Lebens nicht gestattet war, ein Exemplar dieses Buches

    aus meinen Händen zu empfangen,

    um es lesen zu können,

    die aber so tief in meinem Herzen wohnt,

    dass sie es selbst hätte schreiben können.

    [Elena Calò 1. Mai 1985 - 25. September 2011]

    Ein Buch zu schreiben, ist wie auf eine Reise zu gehen. Koffer werden gepackt, man reist von einem bestimmten Ort ab und möchte einen anderen Ort erreichen, das ersehnte Ziel. Aber wie es nun einmal auf einer Reise geschehen kann, lauern Gefahren, Fehler, Ängste und Unvorhergesehenes, die bereit sind, uns zu überraschen, abzubremsen und manchmal sogar die Freude am Reisen zu verderben. Mit Hilfe der Menschen, die uns nahe stehen, oder denen wir auf unserem Weg begegnet sind, schaffen wir es trotzdem, uns aus der Klemme zu ziehen, manchmal mühelos, andere Male auf qualvolle Art und Weise; aber wir lassen uns nie von einem Fehler aufhalten, damit nicht verloren geht, was wir investiert haben. Auf meiner Reise hatte ich verschiedene Personen an meiner Seite. Alle haben mich angespornt und ermutigt, die Reise fortzusetzen, um meinen heimlichen Wunschtraum zu verwirklichen, den ich schon seit so vielen Jahren träumte. Diese Personen machten es möglich, dass ich mich meinem Traum, meinem Projekt, widmen konnte.

    Meiner Frau Sonia, die schon immer mehr als alle anderen an mich geglaubt hat, danke ich für das geduldige Lesen der Korrekturfahnen, das seit den ersten Vorbereitungsphasen dieses Textes stattfand. Ihr ist es zu verdanken, dass es dieses Buch heute gibt.

    Dank meinem Schwager Enzo dafür, dass er mich mit angenehmen Unterhaltungen zu den im Buch behandelten Themen begleitet hat und dafür, dass er mir einen Teil eines seiner Aufsätze geschenkt hat und der in die vorliegende Abhandlung eingefügt werden konnte: Die Klarheit seines Denkens hat mich oft geleitet und mir dabei geholfen, das komplizierte Geflecht zu entwirren.

    Dank meinen Eltern, die mir das Leben geschenkt, mich aufgezogen, erzogen, und somit ermöglicht haben, dass all dies zur Wirklichkeit wird.

    Zuletzt, aber nicht als letzte, danke ich dir, Elena, dafür, dass du mein Herz geprägt und meinen Verstand auf diesem langen Weg geleitet hast: Hier drinnen lebt wirklich ein großer Teil von dir.

    KAPITEL 1

    Jeder freie Geist birgt Träume und Torheiten in sich.

    Anonym

    Ich habe mich immer gefragt, wie viele Grashalme man auf einem Quadratmeter Land zählen könnte. Eine einfache Frage, aber die Antwort ist gar nicht so alltäglich. Zu viele Variablen sind zu berücksichtigen: Zu welchem Feld das Stückchen Land gehört, welche Grasart dort wächst, die Vielfalt der vorhandenen Arten, die Beschaffenheit der Erde und so weiter. Dies sind nur einige der vielen möglichen Fragen. Deshalb habe ich immer alle Versuche gemieden, das Thema zu vertiefen, indem ich mich davon überzeugte, dass es am Ende nicht so wichtig wäre, das herauszubekommen. Da ich mein Leben auf keine Weise definieren konnte, habe ich das Ganze unter dem Stichwort „Sterile Kenntnisse abgeheftet. Schön wäre das, alles zu wissen! Aber auch gefährlich und was mich betrifft, wäre ich in jeder Situation meines Lebens der Gewalt totaler Ungewissheit ausgeliefert. Wenn mir zu viele Varianten zur Verfügung stünden, fände ich für jede meiner eventuellen Entscheidungen einen plausiblen und messbaren Gegensatz. Mein Entscheidungsprozess würde dadurch verlangsamt und würde mich am Ende ohnehin im Zweifel belassen, ob meine Wahl richtig war. Der Instinkt würde zugunsten des Verstandes verloren gehen, der nicht immer als das geeignetste Mittel zur Bewältigung aller Lebenssituationen anerkannt wird und imstande ist, uns zu den richtigen Entscheidungen zu führen. Die Bedeutung dessen, was richtig ist, ist letztendlich relativ und hängt von den Menschen, ihren Erfahrungen, ihren vergangenen Erlebnissen ab. Es wird leider von den Moden forciert, die unterschiedslos von der Allgemeinheit, der Gesellschaft und den Religionen diktiert werden. Es werden Menschen geformt, die sich an ein „System anpassen, wenn stattdessen das genaue Gegenteil der Fall sein sollte. Ich würde mein Leben als kleiner Mann zubringen, den man in die Mitte eines Gatters stellt und mit vielen Gummibändern an dessen Umzäunung festbindet. Ich könnte mich innerhalb des mir zugewiesenen Raumes bewegen, aber nie darüber hinaus, weil ich ständig zur Mitte hingezogen würde, jedes Mal, wenn ich versuchte, „über" die Grenze hinaus zu schauen oder eine Erfahrung außerhalb derselben erleben zu wollen. Also beschließe ich, meine Neuronen den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu widmen. Welche aber sind die wirklich wichtigen Dinge? Hier haben wir wieder einen absolut relativen Begriff, da er mit den persönlichen Prioritäten, den Stimuli, den Gefühlen eines jeden von uns zusammenhängt. Der Verstand unterliegt leicht vergiftenden Einflüssen. Wenn er an seine Grenzen gestoßen ist, müssen wir innehalten und uns unserm Innern zuwenden, uns neu entdecken und Fragen zu unserer Gegenwart stellen, ohne zu sehr auf die Vergangenheit zu achten, die uns bis hierhin gebracht hat - und dann müssen wir unbeschwert unsere nahe Zukunft planen. Falls notwendig müssen wir den Kurs ändern und einen ordentlichen Großputz veranstalten. Die Gedanken zu weit schweifen zu lassen und Pläne zu schmieden, führt zu nichts, weil es zu viele Ereignisse gibt, die sich unserer Kontrolle entziehen, die uns an der Nase herumführen und in dem Augenblick, wenn man einander ansieht und miteinander redet, nicht im Geringsten vorhersagbar sind. Sie gehören zum Wirkungskreis des Unbekannten. Man muss sich ändern! Ich beziehe mich nicht bloß auf eine oberflächliche Schönheitsoperation, sondern ich spreche in der Tat von einer Maßnahme, die in die Tiefe geht, radikal und unmittelbar ist und imstande, im tiefsten Innern unseres Menschseins zu graben, dort, wo der wahrste Teil unseres Selbst wohnt, wo das Menschliche dem Göttlichen in all seinen Formen und Färbungen begegnet. Alles beseitigen und von Null auf wieder anfangen, das ist die Herausforderung. Aber das ist genauso einfach, wie die genaue Anzahl Grashalme auf einem Quadratmeter Erde eines Feldes zu erraten.

    Die Himmel über Burgund haben ein ganz besonderes Licht und ihre Farbe hüllt uns ein und nimmt uns gefangen, selbst wenn das Wetter schlecht ist. Wenn man innehält, sich auf die Erde legt und den Blick bewundernd in die Höhe richtet, fallen diese Himmel auf einen herab, hüllen ein, lassen schweben. Der Blick schweift grenzenlos, man kann sich völlig in seinen Träumen verlieren, den verschiedensten Gedanken nachgehen. Und gerade dort, wo der Himmel dem Tal etwas Platz zugesteht, entfaltet sich ein Feldermosaik, dessen Farben vom Strohgelb reifen Weizens bis hin zum saftigen Grün der jungen Rebenblätter variieren. Hier und da fügen sich dunkle Flecken hochstämmiger Bäume ein, noch zusätzlich hervorgehoben durch die Schatten, die sie mit ihrem dichten Blätterwerk erzeugen. All das zeichnet sich auf einem weichen und hügeligen Gelände ab, das streckenweise flach und dann wiederum zart auf lieblichen Anhöhen ruht, auf deren Spitze unvermeidlich ein Schloss sichtbar wird. Am Fuß der Erhebungen vollenden die kleinen mittelalterlichen Dörfchen mit ihren Kirchen, dem angrenzenden Friedhof und den Bewässerungskanälen das wundervolle, idyllische Bild. Es ist das Bild einer Zeit, die mittlerweile einer fernen Vergangenheit angehört, die wiederum so weit zurückliegt, dass man sie in den meisten Fällen nicht voll und ganz verstehen kann. Die engen und unbefestigten Straßen, die die Landschaft durchfurchen, stecken Strecken ab, die freihändigen Skizzen ähneln. Sie bilden ein perfektes Gewebe, das jedes Dorf mit den anderen verbindet, wie ein riesiges Spinnennetz. Die Landhäuser, in ihrer typischen Bauart aus Naturstein, sind wie Knoten in diesem Gewebe. Sie stellen Orientierungspunkte für die Wanderer dar, neugierig gemacht durch die Einfachheit einer Lebensrealität, die in diesen stillen Landschaften noch anzutreffen ist. Riesig in ihrer erhabenen Eleganz der typischen Schönheit französischer Bauwerke des zwanzigsten Jahrhunderts, wegen des Steins, aus dem sie gebaut sind, wegen der immer lebendigen Farben, der großen verdunkelnden Klappläden und der Fenster aus Holz und Schmiedeeisen, die regelmäßig mit matten Emaillelacken in pastellenen Farben aufgefrischt werden. Viele dieser Gebäude erlauben üppigen Efeuarten bis zum Giebel der typischen Spitzdächer zu klettern, auf denen majestätische Dachfenster sichtbar werden. Ich stelle mir das Panorama vor, das man von dort oben aus betrachten kann, als letzten Eindruck am Abend vor dem Einschlafen oder als erstes sanftes Erwachen am nächsten Morgen. Die Zweige, die es verstehen, entlang des Mauerrandes zu wachsen und manchmal beinahe die Fenster zu berühren, winden sich in der warmen Jahreszeit eng um die zahlreichen Schornsteine, um sie dann im Winter, wenn die Kamine geheizt werden, wieder zu meiden. Wo der Efeu das Mauerwerk nicht bedeckt, ergänzen frische Flecken kompakten Mooses den natürlichen Anstrich der nach Norden gerichteten Fassaden, als ob es rohe, auf ein altes zerknittertes Kleid genähte Stofffetzen wären. Auf vielen anderen, ein buntes Blütenmeer aus Rosen, Alpenveilchen, Glyzinien und Jasmin, die aus einem Grasbett mit rotem Mohn und dichten Lavendelbüscheln stolz emporragen. Die wilden und doch gepflegten duftenden Kräuter vollenden das Bild einfacher, doch gleichzeitig Ruhe spendender kühler Gärten. Pferde und Rinder laufen frei auf den Wiesen umher, bleiben auf gebührendem Abstand von Schafen und Ziegen, die es ihrerseits vorziehen, sich in Gruppen zu sammeln, die Zeit bewegungslos dastehend zu verbringen und ab und zu ein frisches Büschel Gras zu kauen. Wenn man sie aufmerksam beobachtet, reagieren sie mit trägem, schläfrigem Blick, mit halb geschlossenen Augen, sich kaum bewegend, gelangweilt, völlig desinteressiert an der fremden Gestalt, die keine Anzeichen irgendeiner Gefährdung oder sonstiger drohender Gefahr erkennen lässt. Zweifellos ist ihr Ende kein anderes als das der Tiere, die in Verschlägen und engen Gehegen gehalten werden, aber bestimmt kann die Qualität ihrer Existenz in keiner Weise mit der ihrer eingepferchten Artgenossen verglichen werden. Aus diesem Grund ist ihr Fleisch besser, so meinen viele. Die Zeit scheint langsamer zu verrinnen, wie die Rhythmen des Lebens und der Gefühle. Alles entspannt sich, alles öffnet sich. Das Bewusstsein der eigenen Probleme löst sich auf und man konzentriert sich auf das Leere, beinahe Unwirkliche in einer materiellen Welt. Ich bleibe stehen und betrachte ein Feld. Ich richte meine Augen bis an die Grenze des Sichtbaren und sehe die Horizontlinie. Ich kann mit meinen Sinnen nicht darüber hinaus, weil das Auge es mir nicht erlaubt, aber meine Vorstellungskraft überwindet die Grenze in einem einzigen Augenblick und zeichnet vor mir die Fortsetzung des kaum wahrnehmbaren Bildes dieser Landschaft. Ich fühle mich so klein inmitten so großer Weite, aber über die Maßen empfinde ich ein Gefühl der Sicherheit und innerer Erfüllung, ein Gefühl, das ich selten zuvor in meinem Leben verspürt habe.

    Ich habe Burgund gewählt, um ein paar Ferientage zu verbringen, um mich mit meiner Frau zu entspannen und für eine Weile den Lärm des Stadtlebens vergessen zu können. Es ist alles so anders hier. In der Stadt überkommt mich ab und zu der Wunsch abzuschalten. Die Orte des Alltags machen mich nervös wie ein ungemein lästiger Juckreiz. Die Gesellschaft der Menschen befriedigt mich nicht mehr sonderlich und es überkommt mich der Wunsch, allein zu sein: Fast so, als ob die einzig mögliche Versöhnung nur über die Abwesenheit der Geräusche der Stadt und ihrer Einwohner gehen könnte. In solchen Momenten versuche ich oft, mich auf das kleinste Detail einer Landschaft zu konzentrieren: den Beginn eines aufwärtsführenden Weges in die Berge, das Fenster eines Hauses, das auf eine Wiese hinausgeht, eine Bank, die neben einem Feldbrunnen steht. Ich fühle, dass sich dort der Lärm in Wohlklang verwandelt, sich in das universelle Konzert integriert und mit ihm vereint. Auch eine menschliche Stimme kann wieder einem Gesang ähneln,

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