Eine komprimierte Geschichte Irlands
Von Bruce Gaston
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Über dieses E-Book
Dieses E-Book enthält eine kurze Geschichte Irlands von der Antike bis ins 21. Jahrhundert und richtet sich an alle, die sich einen schnellen Überblick über das Thema verschaffen oder ihre Wissenslücken schließen möchten. Das knapp aber vollständig gehaltene Buch kann innerhalb weniger Sitzungen gelesen werden. Damit eignet es sich für alle, die nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten benötigen und nicht die Zeit oder das Durchhaltevermögen aufbringen möchten, wissenschaftliche Abhandlungen zu wälzen.
Eine komprimierte Geschichte Irlands enthält auch Kurzbiographien von Schlüsselfiguren der irischen Geschichte, eine umfassende Zeitleiste von der keltischen Zeit bis 2020 und Vorschläge für weitergehende Lektüre zur Geschichte Irlands.
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Buchvorschau
Eine komprimierte Geschichte Irlands - Bruce Gaston
Das Irland der Kelten
Irish_high_cross_ClonmacnoisAbbildung 1: Dieses Steinkreuz bei Clonmacnoise, County Offaly, zeigt, wie hoch entwickelt das keltische Handwerk war.
Schon vor 500 v. Chr. kamen die Kelten vom europäischen Festland nach Irland, wo sie sich niederließen und eine hoch entwickelte Gesellschaft begründeten. Dank der Abgeschiedenheit der Insel am westlichen Rand Europas blieb ihre Kultur trotz der Einfälle und sogar der Besiedlung durch die Wikinger bis ins Mittelalter hinein weitestgehend intakt. Das Land war unterteilt in kleine Königreiche, die sich gelegentlich untereinander bekriegten. Eine zentrale Autorität gab es nicht, obwohl einige Könige wie Brian Boru im späten zehnten und frühen 11. Jahrhundert versuchten, den (eher symbolischen) Titel des Hochkönigs von Irland für sich zu beanspruchen. Nachdem sich das Christentum in Irland im 5. Jahrhundert etabliert hatte, zeichneten Mönche große Teile der keltischen Kultur auf: Gesetze, Glaube, Legenden und Dichtkunst waren bis zu diesem Zeitpunkt nur mündlich weitergegeben worden. Aufgrund von Irlands Geographie und weil es kein politisches Zentrum gab, organisierte sich die irische Kirche hauptsächlich in Klöstern statt wie sonst üblich in Bistümern. Die Kirche war dem Volk dadurch näher, sodass sich Christentum, heimische Kultur und Brauchtum miteinander vermischten. Im Mittelalter war die gälische Kirche berühmt für ihre Gelehrsamkeit und Kunst. Als Missionare gründeten irische Mönche in ganz Europa christliche Zentren.
Der Einfall der Normannen in Irland
Der erste englische Anspruch auf Irland erfolgte von religiöser Stelle: Im 11. Jahrhundert beanspruchten die Erzbischöfe von Canterbury die spirituelle Macht über die Gesamtheit der britischen Inseln für sich. Sie wurden von einer Reihe von Päpsten unterstützt, welche die Kirche vereinigen und ihre Lehren und Gepflogenheiten vereinheitlichen wollte. Um diesen Anspruch durchzusetzen, gewährte Papst Adrian IV. (übrigens der einzige Papst, der je aus England stammte) dem englischen König Heinrich II. 1155 die Herrschaft über Irland. Heinrich war dabei weniger von religiösem Eifer erfüllt. Vielmehr bestand die Notwendigkeit, die Kontrolle über einige seiner mächtigeren Untertanen zurückzugewinnen. Diese hatten in Irland Territorien für sich selbst erobert, und ihre wachsende Macht und Unabhängigkeit stellten für Heinrich eine Bedrohung seiner Autorität dar. Zwischen 1169 und 1172 begann die normannische (d.h. anglo-französische) Invasion Irlands mit dem Ergebnis, dass der englische Monarch 1250 ganze 80% der irischen Insel kontrollierte.
Carrickfergus-castle-2Abbildung 2: Carrickfergus Castle, County Antrim: eine der vielen Burgen der Anglo-Normannen in Irland.
Die Eroberung vollzog sich ausschließlich über die herrschenden Schicht: Die Normannen verdrängten die regierenden irischen Könige und Fürsten, während der Rest der gälischen Gesellschaft größtenteils unbeeinflusst vom Wechsel ihrer Herrscher blieb. Eine wirksame Kontrolle durch die englische Krone beschränkte sich allerdings auf ein Gebiet um Dublin herum, das als The Pale bekannt war. Daran änderte sich bis ins 15. Jahrhundert nichts.
Map Description automatically generatedAbbildung 3: Die vier Provinzen von Irland und The Pale.
Reformation und Plantation
Seit der Invasion Irlands hatte kein englischer König das Geld, die Zeit oder die militärische Macht einzusetzen wollen, die nötig gewesen wären, um die englische Herrschaft in ganz Irland durchzusetzen. Die Hiberno-Normannen, also die Normannen, die sich in Irland niedergelassen hatten, waren deshalb auf sich allein gestellt. Dies verlangte ihnen ein hohes Maß an Kompromissen, Entgegenkommen und Anpassung mit den einheimischen Iren ab. Erst in der Zeit der Tudors (ab 1485 mit Heinrich VII.) fingen die englischen Könige an, sich für die Regierung Irlands zu interessieren.
Das radikalste Ereignis dieses Zeitalters war die Reformation. In England bedeutete sie den Bruch Heinrichs VIII. mit Rom und die Gründung der anglikanischen Kirche. Der Papst nahm sich das Recht heraus, säkulare Herrscher zu ernennen und abzusetzen, weshalb er Heinrich exkommunizierte. Dieser rächte sich mithilfe von Gesetzen wie der Suprematsakte (1534), die ihn (und seine Nachfolger) „als die alleinigen irdischen Häupter der englischen Kirche" bestimmte. Bald war Europa in zwei Machtblöcke unterteilt: die katholischen und die protestantischen Gebiete. Englands Feinde begannen, das katholische Irland als Englands Achillesferse zu betrachten. Rivalen, wie zum Beispiel Spanien und Frankreich, versuchten, die geographische Lage der Insel militärisch zu nutzen und ihre Bevölkerung gegen ihre Herrscher aufzuhetzen.
Um die Loyalität der Bevölkerung sicherzustellen und die Wahrscheinlichkeit einer Rebellion in Irland zu verkleinern, verfolgten zuerst Heinrich und dann auch seine Kinder (Eduard VI., Maria I. und Elisabeth II.) eine Politik der Plantation, bei der die einheimischen Iren von ihrem Land vertrieben und durch neue englische Pächter ersetzt wurden. Die ersten Plantations fanden in den Countys Leix und Offaly in Zentralirland statt, welche in King's und Queen's County (Grafschaft des Königs bzw. der Königin) umbenannt wurden. Allerdings waren die Siedler den vertriebenen Einheimischen zahlenmäßig unterlegen und konnten sich deshalb nicht gegen sie wehren. Spätere Plantations waren erfolgreicher, besonders die von Ulster ab 1609.
Bei ihr kamen die Siedler hauptsächlich aus Schottland (jetzt mit England vereint unter der Herrschaft König Jakobs I. von England und VI. von Schottland) und besiedelten die Gegend, die Schottland am nächsten lag: den Norden und Osten Irlands. Im Gegensatz zu den früheren Umsiedlern waren sie keine Anglikaner, sondern Presbyterianer.
Die Krone hatte das Land in Ulster konfisziert, nachdem die Eigner, die aufrührerischen Earls von Tyrone und Tyrconnell, mit ihren Familien und ihrem Gefolge aufs Festland geflohen waren. Die „Flucht der Earls" (1607) stand für viele für den Tod des alten gälischen Systems in Irland, weil ihre Ländereien die einzigen Teile der Insel waren, die sich der englischen Herrschaft und Anglisierung noch widersetzt hatten.
Das 17. Jahrhundert
Die ernannten Gouverneure von Irland waren allgemein der Ansicht, dass die Einwohner nicht vertrauenswürdig seien und beständig scharf kontrolliert werden müssten. Dies erwies sich als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Durch die strikten Maßnahmen verlor die Regierung aber die Unterstützung sowohl der Mehrheit der einheimischen Bevölkerung als auch der Nichtkonformisten.
Einige Iren planten für das Jahr 1641 eine Rebellion, bei der sie sich das Chaos auf der britischen