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Von Ende bis Anfang: Lehrjahre sind keine Herrenjahre
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Von Ende bis Anfang: Lehrjahre sind keine Herrenjahre
eBook122 Seiten1 Stunde

Von Ende bis Anfang: Lehrjahre sind keine Herrenjahre

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Über dieses E-Book

Nach Regen und Traufe gelangte die Autorin während ihrer Ausbildungszeit wieder auf trockeneren Boden.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum19. Dez. 2021
ISBN9783755788263
Von Ende bis Anfang: Lehrjahre sind keine Herrenjahre
Autor

Catarina Köppchen

Die Autorin wurde 1968 in Aachen geboren, ist in München aufgewachsen und lebt seit 1993 mit ihrem Mann in Düsseldorf.

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    Buchvorschau

    Von Ende bis Anfang - Catarina Köppchen

    ANFANG

    Heute ist der 28.Februar 2009. Heute vor 28 Jahren lag ich bewusstlos im Schwabinger Krankenhaus. Ein eigenartiger Gedanke. Die Zeit ist glücklicherweise an sich gut weiter gegangen. Der Satz „Die Zeit heilt alle Wunden" hat teilweise etwas Wahres an sich.

    Teilweise deshalb, weil sich die inneren, seelischen Wunden oft durch Erinnerungen wieder öffnen und einen nicht ruhen lassen. Im Nachhinein sieht man oft das Gute in schlechten Erfahrungen, weil es sich damit leichter weiterleben lässt. So gesehen sollte ich meine

    traurigen Erinnerungen abhaken, kann ich aber nicht. Sie sind ein Teil von mir. Sie machen mich aus. Denn auch mit ihnen und durch sie bin ich so geworden wie ich jetzt bin. Also haben auch schlechte Erinnerungen ihr Gutes. Man arbeitet mit ihnen, man wächst mit und an ihnen. Wie eine Haut, die man abstreift, um zu wachsen. Die Haut scheint verloren zu gehen, tatsächlich ist sie aber immer noch da. Man kann eben nicht raus aus seiner Haut!

    Oft sind Erinnerungen ja auch etwas Schönes, eben dadurch, dass man sich an etwas erinnern kann. Was mich vermeintlich „früher schon bewegt, erfreut oder berührt hat, das tut es dann wieder, sobald ich mich daran erinnere. Das trägt mich zurück in eine andere Zeit, in eine andere Welt. Manchmal meint man dann in eine bessere Welt, eine so genannte „gute alte Zeit. Ich glaube, dass es den Ausspruch „gute alte Zeit auch deshalb gibt, weil man sich an die Zeit, in der man sich jung und stark fühlte, besonders klammert und sie deshalb als besonders, also als gut, darstellt. Es ist aber nur eine andere Zeit. Heute, da verfügt man über einen ganz anderen Erfahrungsschatz, damit scheint das, was „damals war, ganz einfach zu bewältigen. Scheint so. Doch der Schein trügt. Es gibt eben gerade diese Konstellation nicht: Erfahrungsreichtum und Jugend. Also kann es auch keine gute alte Zeit (gut und alt ist wahr, aber in Verbindung mit der Zeit…?) geben, sondern einfach bloß eine gute andere Zeit.

    Die Zeit nämlich geht weiter, ob wir wollen oder nicht. Erbarmungslos. Und da braucht man eben ab und zu seine ganz persönliche eigene Flucht in eine scheinbar bessere Zeit, in die alte.

    Jetzt möchte ich aber da anknüpfen, wo mein letzter Bericht geendet hat.

    Ich war also nach der missglückten Zeit im „Hotel auf dem Zauberberg" wieder daheim. Dort wollte und musste ich mich um eine andere Lehrstelle kümmern. Und so bewarb ich mich bei verschiedenen Hotels. Doch da es ja mitten im Jahr war, es war bereits März, sah es nicht gut aus. In Häusern wie dem Hilton bot man mir eine Lehrstelle für 1990 an. Eine letzte Chance hatte ich noch bei den H. Gaststättenbetrieben.

    Dort hatte ich dann im April ein Vorstellungsgespräch. Und zwar in der Hauptverwaltung, im „Haus der Kunst". Dass es dort außer dem Museum auch noch Büroräume gab, fand ich recht ungewöhnlich. Ich musste über den großen Parkplatz unterhalb der Ausstellungsräume, wo ich auch die grüne Eingangstüre fand. Eine Sekretärin begrüßte mich freundlich und bat mich, im rechts gelegenen Raum Platz zu nehmen. Der Prokurist komme gleich. So schaute ich mich erstmal in dem eher kleinen Zimmer um. Dort stand ein großer Schreibtisch am Fenster, mit Schreibtischstuhl versteht sich. Ebenfalls befanden sich zwei Stühle in der anderen Ecke des Raumes. Ein bequem aussehender Stuhl, sowie ein einfacher Holzstuhl. Zwar verlockte mich der mit Stoff bezogene, dennoch entschied ich mich intuitiv für den harten Holzstuhl. Als dann nach einiger Zeit Herr v.S. eintrat, bemerkte ich sein kurzes Nicken, als ich mich von meinem Platz erhob. Im Nachhinein bin ich fest davon überzeugt, dass die Stuhlwahl schon die erste Prüfung war.

    Denn wer sich als kleines Licht schon auf den besseren Platz setzt, der scheint etwas übermütig und von sich selbst zu überzeugt. Herr v.S. fragte mich im Laufe des Bewerbungsgespräches auch, warum ich meine Eltern nicht mitgebracht hätte. Andere Bewerber wären mit ihren Eltern gekommen. Darauf antwortete ich nur: „Ich möchte doch die Lehrstelle haben, nicht meine Eltern. Als ich gegen Ende des Gesprächs die Zusage für meine Lehrstelle zum Hotelkaufmann erhielt, war ich überglücklich! Ich sollte am 2.Mai 1988 meinen ersten Arbeitstag haben. Herr v.S. teilte mir mit, dass ich in der Abteilung „Service anfangen werde. Im österreichisch-ungarischen Restaurant „Piroschka, das sich ebenfalls im unteren Teil des „Haus der Kunst befand. Das tat ich dann auch.

    An meinem ersten Arbeitstag trat ich sehr schüchtern meinen Dienst an. Ich sollte am Anfang in der Spülküche Gläser polieren. Die noch schmutzigen Gläser vom Vorabend wurden in der Spülmaschine ruck zuck gespült und mussten danach von uns Lehrlingen abgetrocknet, also poliert und so auf Hochglanz gebracht werden. Nach ein paar Wochen bzw. Monaten war das schon Routine und ich muss grad dran denken, wie der Roland zu mir sagte, er habe sich an meinem ersten Arbeitstag echt gewundert wie schüchtern und kleinlaut ich da gewesen sei. Das war natürlich kein Wunder nach den Erlebnissen vom Hotel auf dem Zauberberg.

    Er nannte mich schon bald Cati, was er „Tsatti aussprach, weil mein Vorname ja mit „C geschrieben wird. In unseren Briefen nach der Lehrzeit einigten wir uns darauf, dass unter dem C wie im Französischen ein Häkchen stehen muss; das „C mit Cedille" also. Seinem Beispiel folgend nannte ich ihn ab und zu Roli.

    An meinem ersten Tag im Service sollte ich dann nach dem Gläserpolieren Servietten falten. Auf die Frage, ob ich das schon mal gemacht hätte und welche Arten des Faltens ich schon kenne, bekam ich es schon wieder mit der Angst zu tun. Schließlich hatte ich bisher keine einzige brauchbare Serviettenfalttechnik kennen gelernt. Herr K., der Restaurantleiter und auch Herr Sch., sein Vertreter, waren aber sehr freundlich und geduldig mit mir und zeigten mir, was ich zu tun hatte.

    So lernte ich neben dem Serviettenfalten auch all die anderen wichtigen Handgriffe, wie zum Beispiel das richtige Tragen gefüllter Kaffeetassen: Dabei darf man nämlich nicht die Tassen samt Inhalt im Blick halten, sondern muss einfach geradeaus schauen, dann läuft nichts über. Oder eben andere Kellner-Tricks. Da fallen mir einige kleine lustige Begebenheiten ein, über die ich nachher schreiben möchte. Vorher muss ich noch über meine erste „Gegenüber-stellung mit den Köchen berichten. Gegenüberstellung deshalb, weil mir die Kollegen aus der Küche tatsächlich gegenüber standen und mir von den Kellnern als die natürlichen Feinde des Service vorgestellt wurden. Das wunderte mich sehr, denn meiner Meinung nach mussten doch Köche und Kellner Hand in Hand arbeiten. Das ist natürlich auch so, aber es herrschte eben eine Art Rivalität zwischen den beiden Lagern. Das sollte ich während meiner Zeit in der „Piroschka auch noch hautnah erleben.

    Los ging es aber erstmal mit dem „neues Lehrmädchen-Verschaukeln. Der eine Koch, er hieß Gregor V., war ein grobschlächtiger Typ. Der meinte, neue Lehrlinge müssten erstmal getauft werden. Da er an meinen ersten Arbeitstagen aber nicht da war, sagte ich, dass ich das bereits hinter mir hätte, was aber gar nicht stimmte. „Taufe hieß, dass man in eines der großen, mit Wasser gefüllten Waschbecken gehoben wurde. Er erzählte mir auch, dass jeder Metzgerlehrling als erstes ein Glas warmes Rinderblut trinken müsse. Als Bewährungsprobe sozusagen. Da schüttelt`s mich heute noch. Der französische Koch, den ich noch vor mir seh, er hieß glaube ich Philippe und kam aus Colmar, hatte mich auch schon im Visier. Er hielt mir z.B. tote Fische in jeder möglichen fiesen Art vors Gesicht. Umso erstaunter und erfreuter war ich über einen anderen, der wie ich der Ansicht war, dass alle an einem Strang ziehen müssten, den Stefan R.. Er war Kochlehrling im 2. Lehrjahr. Mit ihm freundete ich mich im Laufe der Zeit auch an, was wiederum den Roland ärgerte. Mit dem arbeitete ich ja im Service zusammen. Als ich ihn eines Tages am Getränkebuffet, also der Getränkeausgabe für den Service ablöste, brauchte ich ab und zu Hilfe, um Getränkekisten oder Bierfässer aus der Kühlung zu holen. Ich erinnere mich noch lebhaft an das Gerangel der beiden, wer von ihnen mir denn helfen dürfte. So nahm ich sie halt alle beide mit und amüsierte mich über ihr gockelhaftes Gehabe, als sie mir die Fässer auf den Wagen trugen oder darum stritten, wer von ihnen denn jetzt den Wagen schieben würde. Das war eine lustige Zeit an die wir uns später alle drei lachend erinnerten. Insgesamt war ich acht Monate in der „Piroschka, die ihren Namen von dem gleichnamigen Film mit Liselotte Pulver hatte. Dort hatte ich meine besonders schöne Zeit der Lehre, im Nachhinein gesehen. Denn nicht immer war es angenehm. Erstmal wegen der Arbeitszeiten. Wir mussten um 16 oder 16 Uhr 30 beginnen, und durften erst gehen, wenn der letzte Gast weg und das Nötigste aufgeräumt war. Das konnte gegen Mitternacht sein oder auch erst gegen 2 oder 3 Uhr in der Früh. Das war auch häufig der Fall, denn oft kamen erst gegen eins oder halb zwei noch irgendwelche späten Gäste daher. Die kamen dann in Massen. Also zu zehnt oder noch mehr. Trinkfreudig wie sie waren, blieben sie auch gern länger. Ein regelmäßiger Gast war der so genannte „Mörder-Joschi. Der Herr K. erklärte mir den Namen damit, dass er schon mal jemanden getötet haben soll. Oh wei!! Gemein will ich zwar nicht sein, aber da gab es auch nächtliches Gschwerl und DAS ging mir auf die Nerven! Wie auch die ständig gespielte Musik, die dem österreichisch ungarischen Charakter

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