Ascension Saga: 6: Interstellare Bräute Programm
Von Grace Goodwin
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Grace Goodwin
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Buchvorschau
Ascension Saga - Grace Goodwin
1
Thordis Jax, Berghütte der Familie Jax
Er blutete. Allerdings nicht, weil ich ihn gefoltert oder misshandelt hatte, sondern weil er sich unentwegt aus den Metallhandschellen, die ihn an den Stuhl ketteten, befreien wollte. Er war seit einem Tag hier und er hatte mir nichts gesagt.
Das würde sich gleich ändern.
Wo ist die Königin?
sprach ich.
Ich weiß nicht, wovon du redest,
rotzte er hervor. Lass mich gehen. Dafür wirst du im Kerker der Optimus-Einheit verrotten. Lass mich gehen. Das ist ein Befehl.
Aber klar doch.
Und doch bist du derjenige, der hier gefesselt ist. Das hier ist kein Kerker.
Mein Blick streifte durch das Personalzimmer im Obergeschoss der Berghütte. Wir verbrachten hier sonst nur wenige Wochen im Jahr und die restliche Zeit verblieben nur zwei Bedienstete auf dem Anwesen. Sie wohnten abseits auf dem Grundstück in einem Häuschen. Dieses Zimmer stand leer. Ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl. Und an dem Stuhl war der Mistkerl jetzt festgebunden. An der Wand hinter mir war eine Kamera mitsamt Bildschirm angebracht und alles, was im Zimmer vor sich ging, wurde aufgezeichnet. Er blickte oft nach oben, sah sich selbst auf dem Bildschirm.
Eines verspreche ich dir, wenn du nicht bald redest, dann werde ich keine Gnade kennen.
Er war vornehm. Reich. Der verwöhnte Sohn einer wohlhabenden Familie. Und ein entfernter Cousin meiner Partnerin. Einen Moment lang dachte ich an den königlichen Stammbaum. Königin Celenes Mutter hatte eine Tante namens Zetta. Diese hatte einen Sohn, Coburt, besser bekannt als Lord Wyse. Lord Wyse und seine Partnerin hatten eine Tochter, Radella. Nachdem Königin Celene vor Jahrzehnten verschwunden war, hatte Radella mit ihrem Partner Danoth den Palast bewohnt. Ein paar Jahre später hatten sie einen Sohn. Pawl. Der kleine Scheißer, der jetzt vor mir saß.
Der faule Apfel schien nicht weit vom Stamm zu fallen, denn inzwischen hasste ich Lord Wyse, den Inspektor der Optimus-Einheit. Ich hatte den Verdacht, dass er meine Partnerin nicht nur verhaften und verhören wollte, sondern dass er sie kaltblütig ermorden wollte. Meine Mutter hatte ihn mit ihrem letzten Atemzug verraten.
Er war mein Feind. Ein Feind Aleras, und dennoch war er einer der mächtigsten Männer des Planeten.
Er würde Faith—und ihre Schwestern—umbringen, sollte er die Gelegenheit haben. Er hatte mehrere Chancen und zum Glück hatte er keinen Erfolg gehabt.
Im Augenblick, als meine Mutter ihre Sünden gebeichtet hatte und dann in meinen Armen gestorben war, hatte sich mein Leben von Grund auf verändert. Ich wollte nur noch dafür sorgen, dass Faith in Sicherheit war. Meine Mutter hatte versucht meine Partnerin zu vergiften, jene Frau, die ich über alles liebte und als mein Vater anstelle von Faith tot auf dem Boden lag, hatte sie ihr Verbrechen gestanden.
Innerhalb von wenigen Momenten hatte ich alles verloren. Meine Familie. Meine Ehre. Die Familie Jax würde ihren Reichtum, ihren Status verlieren. Selbst wenn ich nicht den Rest meines Lebens in einer Gefängniszelle verrotten sollte, wäre ich eine Schande für den gesamten Planeten. Als einzig überlebender Jax würde ich die Last der Sünden meiner Mutter auf den Schultern tragen. Ganz Alera würde mich meiner Abstammung wegen verurteilen, wenn nicht sogar meiner Taten wegen.
Und Faith. Verdammt, mein Herz verzehrte sich nach meiner Partnerin. Mein Schwanz wollte in ihrer Wärme versinken, sie mit meinem Samen füllen und sie kommen lassen. Sie verdiente Besseres als nur einen geschickten Liebhaber; einen Mann, dessen Seele nicht mit einem solch schrecklichem Erbe befleckt war. Kinder, die unbekümmert aufwachsen konnten. Sie war eine verdammte Prinzessin. Sie war zwar nicht die direkte Thronfolgerin—Trinity würde nach ihrer Mutter Königin werden—, aber sie war durch und durch royal.
Ich war ihrer nicht würdig. Aber ich konnte sie beschützen. Und das würde ich—koste es, was es wolle. Wenn das bedeutete, dass ich den verlogenen Mistkerl vor mir—ihren beschissenen Cousin—foltern oder töten müsste, dann würde ich meine Scheu begraben und tun, was immer notwendig war. Ich war kein Killer, sondern ein Adeliger und Geschäftsmann, der sich an Gesetze hielt.
Für Faith aber würde ich eine Ausnahme machen. Mir war scheißegal, wenn die Garde der Königin von Pawls Mord Wind bekommen sollte. Mein Leben war ohne sie vorbei. Solange sie sicher war, war es die Sache wert.
Wo ist Königin Celene?
Ich saß dem jungen Idioten gegenüber und musterte ihn, als er mich mit den Augen eines Lügners und Betrügers anblickte. Ich lehnte mich zufrieden in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er kniff die Augen zusammen. Soweit er sehen konnte, war alles bestens, innerlich aber brodelte ich vor Verlangen, ihm den Kopf von den Schultern reißen und meinen Schmerz an meinen Feinden auszulassen.
Als meine Mutter sich als einer dieser Feinde herausstellte, hatte das allerdings nicht so gut geklappt.
Scheiße. Pawl mochte zwar der Enkel eines Verräters sein, ich aber war der Sohn einer Verräterin.
Ich hab’s dir gesagt, ich weiß es nicht,
wiederholte er. Keine Ahnung, wovon du redest.
Lügen. Lügen. Lügen. Ich seufzte und zog eine Kommunikationssphäre aus meiner Tasche. Ich hielt sie hoch und aktivierte die holografischen Aufnahmen, die ich für diesen Zweck gespeichert hatte und ging dabei sicher, dass die Kamera an der Wand die Sphäre im Blickfeld hatte.
Ich hatte Nix kontaktiert, damit er sich um Faith kümmerte. Sobald der Killer auf unserem Anwesen eingetroffen war, hatte meine Mission begonnen. Ich wollte die Wahrheit, wollte an ihren Boss heran. Meine Mutter war zwar schuldig, aber sie war nur eine Marionette gewesen. Genau wie Zel. Ich wusste, wo ich suchen musste. Ich hatte einigen einfachen Mitgliedern der Optimus-Einheit, die sich herzlich wenig um Lord Wyses Führungsmethoden scherten, ein paar lukrative Schmiergelder gezahlt und schließlich hatte ich bekommen, was ich brauchte—Lord Wyses Befehle an Pawl, jene Anweisungen, die er nur wenige Wochen zuvor erhalten hatte. Pawl sollte den Planeten verlassen. Mit welchem Ziel?
Erde.
Ein Zufall? Nein.
Ich spielte die Aufzeichnung ab und beobachtete, wie Pawl die Augen aufriss und verstand, was genau ich herausgefunden hatte. Der Mitschnitt bewies nicht nur seine Schuld, nein, sein Vater Danoth war auch bei ihm gewesen, als er von Lord Wyse den Auftrag erhalten hatte. Das Böse schien bei ihm in der Familie zu liegen.
In den Gesprächen war die Königin allerdings nicht namentlich erwähnt worden, es gab keine direkten Anweisungen, nichts Konkretes. Keine eindeutigen Beweise, die ich Prinzessin Trinity oder der Optimus-Einheit vorlegen könnte, um ihren Anführer zu stürzen.
Aber ich wusste es. Ich wusste es, und um sie zu schützen, würde ich Gesetze brechen. Faith. Für sie würde ich tausend Männer wie diesen hier töten.
Pawl, ich denke, du verstehst mich nicht richtig.
Ich lehnte mich vor und ließ das Gerät mit dem Hologramm zurück in die Tasche meines Sakkos gleiten. Ich sah aus, als wäre ich direkt aus dem Palast gekommen. Gut angezogen. Mächtig. Mit vielen Kontakten. Das alles war Teil meines Plans, auch wenn ich kein Auge zugemacht hatte, seitdem ich die Jax-Villa und Faith verlassen