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Anne LebensLiebe: Eine Collage
Anne LebensLiebe: Eine Collage
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eBook354 Seiten3 Stunden

Anne LebensLiebe: Eine Collage

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Über dieses E-Book

Glück - ein unvollkommen Wort für das, was uns geschah! Alles war es, und alles wird es weiter sein …

Das E-Book Anne LebensLiebe wird angeboten von Engelsdorfer Verlag und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Liebe, Ehe, Glück
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum25. Mai 2021
ISBN9783969405369
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    Buchvorschau

    Anne LebensLiebe - Malte Kerber

    Malte Kerber

    Anne

    LebensLiebe

    Eine Collage

    Engelsdorfer Verlag

    Leipzig 2021

    Foto Umschlagseite

    Anne Kerber

    70. Geburtstag

    Copyright by malte kerber

    Bibliografische Information

    durch die Deutsche Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

    Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar: >>http://dnb.de<<

    Copyright (2021) Engelsdorfer Verlag Leipzig

    Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

    >>www.engelsdorfer-verlag.de<<

    Alle Rechte beim Autor.

    Hinweise Gestaltung, Werkangaben, Vertrieb

    Seite 12 ff., Seite 237 ff., Seite 332

    Anne

    … bis der Tod uns nicht scheidet.

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Impressum

    Das Bild für ein Lebensthema

    Zum Grundmotiv

    Zum Collage-Begriff

    Zur grafisch-typografischen Gestaltung

    Prolog

    Das verborgene Wort

    Postkartengrüße

    Briefe – Liebesleid und Liebesfreud´

    Liebesnotizen

    Schmerzensbuch. Tagebuch Anne

    Letzte Wanderung. Tagebuch Malte

    Die Urkunde

    Die Nachricht

    So kommt zum Traurigbaum!

    Wie wir den Traurigbaum fanden

    Abschied mit einem Lächeln

    Zum Programm

    Lebensdaten Anne Kerber

    Worte zum Abschied

    Lied und Gedicht zur Erinnerung

    Noch einmal ein Weg gemeinsam

    Dank für die Begleitung

    Tröstliche Sätze

    Hans Ostrinski

    Wanda Mönnig

    Wolfgang Pomrehn

    Gisela Weckert

    Franz Sykora

    Klaus Rähm

    Gisela Thorneycroft

    Dr. W. Meier

    Claudia Irrgang

    Karin Lefke

    Gisela Kiekeben

    Rita Berger

    Hannel.Penndorf

    W. u. H-P. Wokittel

    Katrin Mocker

    Luise Krause

    Matthias Mehner

    Jutta u. Uli Benedix

    Eva u. Fritz Alm

    Ros´ Pelzner

    Christel Busse

    Duygu Hidoroglu

    Uschi u. Rolf Vortanz

    B. Fahrendorf

    S. u. H. Gemmer

    Helga u. Peter Kühne

    Dorothea Pilz

    A.,H.,P. Plaumann

    Jessica Voigt

    Ilona Hofmann

    Gerda Otto

    Dr. S. Marten

    Algisa Peschel

    Karola Elßner

    Nach(t)gedanken

    Schlafloses Schlafen

    Sätze mit Widerhaken

    Alles richtig gemacht?

    Wut

    Das Ende herbeiwünschen?

    Lebensentscheidung

    Der letzte Abschied?

    Gehst mir nicht aus den Augen

    Wie eine Geburt

    Zieh mit mir hinaus

    Rucksackgedichte

    Vorweg-Gedanken

    Die Gedichte

    Verlust

    Dein Lächeln

    Demenz

    allein

    Die alten Lieder

    Zerspringt das Herz

    Alles hat seine Zeit

    Letzte Fragen

    noch immer

    zweisamkeit

    friedhofsstille

    Der Schritte Klang

    Zustand

    depression

    Albträume

    einsam

    Einsames Erinnern

    Der Tränenbrunnen

    Immer für die Liebste

    Bitte um Verzeihung

    Was bleibt

    Schmerzverirrungen

    himmeltief

    Lied und Gedicht an verschiedenem Ort

    Minnelied

    Fünf-Minuten-Abschiedsgedicht

    Gedicht für Oma

    Die Urkunde

    Am Ziel

    An der Saale hellem Strande

    Helle Wasser, dunkle Wälder

    Es dunkelt schon in der Heiden

    Liebesbrief eines Alten

    Alles was schön war

    Gipfelglück

    O Danny Boy

    Das Torffeuer

    Der Traum auf der Insel

    Always by the ocean

    Eine irische Nacht

    Vom verborgenen Wort zum Buch

    Epilog

    Hintergründe

    Die Großen Wanderungen

    Erklärungshilfen/Endnoten

    Veröffentlichungen Malte Kerber

    Werkhinweise: Gestaltung, Vertrieb, Nutzung

    Angaben zum Autor

    Das Bild für ein Lebensthema

    Zum Grundmotiv

    Bis der Tod uns nicht scheidet … unsere Liebe wird über den Tod hinaus währen! Wohl niemand kann das am Anfang einer Liebe sicher behaupten. Dauert aber eine Liebe über die Zeiten bis zum letzten gemeinsam gelebten Augenblick, dann kann diese Aussage für die Liebenden zur unumstößlichen Wahrheit geworden sein.

    Anne ist die LebensLiebe des Autors. Mit dem Grundmotiv griff er auf die Verwendung dieses sprachlichen Bilds in der Kirche bzw. im religiösen Bereich zurück. Dort heißt es: Bis der Tod euch scheidet. Das fordert nach alter Auffassung: Durch die Eheschließung sei die Frau gesetzlich und von Gott gefordert bis zum Tode des Mannes an diesen gebunden.

    In der modernen Gesellschaft hat diese Aussage nicht mehr die ehemals fundamentale Bedeutung. Sie wird aber im Sprachgebrauch bzw. im Zusammenhang mit der Eheschließung häufig als ein erstrebenswerter Anspruch an die Liebe zweier Menschen genannt. Der Autor verabsolutiert das Liebesversprechen, indem er formuliert: Bis der Tod uns nicht scheidet. Er meint: Die LebenLiebe wird über den Tod hinaus andauern und ewig währen. Wie auch immer diese Ewigkeit gedeutet wird.

    Es sei erwähnt, dass der Autor durch ein für ihn lange zurückliegendes künstlerisches Erlebnis zur Weiterführung des Gedankens über die anzustrebende Dauer einer Liebe angeregt worden ist. Dann nachfolgend durch eine erlebte

    LebensLiebe, worüber noch zu berichten sein wird. Er sah im Sommer 1980 einen der wirkungsvollsten DDR-Spiel-filme. Der Titel: „Bis dass der Tod euch scheidet". Der Film wurde 1979 im DEFA-Studio für Spielfilme in Babelsberg¹* produziert. Günther Rücker² schrieb gemeinsam mit dem Regisseur Heiner Carow³ das Drehbuch über eine junge Ehe im sozialistischen Deutschland. Ein authentischer Fall lieferte die Vorlage. Die anrührende Geschichte und die Starbesetzung führten zu einem außergewöhnlich großem Publikumserfolg. In der Öffentlichkeit, in der Presse und von offiziellen Stellen aber wurde der Film sehr kontrovers eingeschätzt und diskutiert.

    Zum Collage-Begriff

    Die Collage wird in der bildenden Kunst als eine besondere Gestaltungstechnik genutzt. Sie brachte unter anderem im Surrealismus, Kubismus, Dadaismus, in der Pop Art bedeutende Werke hervor. Auch in der Musik und in der Literatur ist die Collage eine äußerst produktive Möglichkeit des künstlerischen Schaffens.

    Der Autor setzt sich in seinem Buch mit einem Stoff von großer Emotionalität auseinander. Er suchte folglich nach einer Darstellungsform, die dem Spannungsfeld „tiefste persönliche Berührung – große Sachlichkeit" entspricht. Er versucht, den daraus resultierenden Ansprüchen mit der Technik der literarischen Montage/Collage gerecht zu werden: Zusammenfügen unterschiedlicher Textformen, wechselnde Erzählpositionen, verschiedener Prosa- und Lyrikformen, Einführung von Dokumenten/originalen Zeugnissen u. a. m.

    Zur grafisch-typografischen Gestaltung

    Eine LebensLiebe zwischen Leben und Tod, welcher literarische Stoff könnte anspruchsvoller sein! Erzählt wird im vorliegenden Bericht in Collage-Form. Der Autor wagte sich nicht nur als Erzählender und Betroffener an die Sinn-Frage heran, was denn eine Lebensliebe sei, ob und wann diese endet. Zugleich wollte er auch dem aufgeschriebenen und schließlich gedruckten Text ein ihm eigenes Bild geben. Fühlte er sich doch auf das engste mit der zu erzählenden Geschichte verbunden. Dem versuchte er bei der Bearbeitung und Formatierung des Textes gerecht zu werden. Vor allem war es seine Absicht, sich von der äußeren Form her dem Erzählten weitgehend anzunähern und dem Gefühlten zu entsprechen. Dabei sollte der gestalterische Aufwand „im Rahmen bleiben. Auch deshalb verzichtete er auf den Einsatz weiterer Farben im Innenteil des Buches. Ausgenutzt werden sollten vor allen die Möglichkeiten, die das „normale Textverarbeitungsprogramm von Hause aus bietet.

    Die genannten Prämissen betrafen unter anderem: die Auswahl der Brotschrift⁴, die Gliederung des Textes, die Gestaltung des Satzspiegels⁵, des Kolumnentitels⁶ und der Seitenziffern. In diesem Zusammenhang soll auch aufmerksam gemacht werden auf die grafisch-typografische Gestaltung der Rucksackgedichte. Siehe: Rucksackgedichte. Vorweg-Gedanken. Seite: 238.

    Prolog

    Ich habe meine LebensLiebe gefunden!

    Wer das aus tiefstem Herzen feststellen kann, der darf sich glücklich schätzen. Wer am Anfang einer Liebesgeschichte so überzeugt empfindet und zu wissen glaubt, der kann sich aber noch nicht sicher sein, ob die Erwartungen, Wünsche, Hoffnungen sich erfüllen werden, die mit dem Liebesbeginn verbunden sind. Da muss sich die Liebe als gelebte Lebens-Liebe erst noch beweisen. Die Zeiten und der Lauf des Lebens warten mit ihren Prüfungen.

    Ich hatte meine LebensLiebe gefunden!

    Wer das sagen darf, wenn die Liebe über die Jahre hinweg bestanden hat, der darf sich unendlich glücklich schätzen. Unendlich! Sein Urteil hat die Beweiskraft einer gelebten Liebe. Besitzt er doch außerdem zum Zeitpunkt der SPÄTEN LIEBe einen reicheren Urteilsschatz als zum Zeitpunkt seiner JUNGEN LIEBE. Er kann den Anfang und das Ende der gemeinsam erlebten und gelebten Liebe vergleichen. Kann auch sehen und abwägen, wie andere Paare ihre Liebe erleben oder eben nicht.

    Aber irgendwann findet auch die LebensLiebe ein Ende. Oft weil das Leben an einem bestimmten Punkt eben nicht mehr gemeinsam gelebt und geliebt werden kann. Sie findet ihr Ende, was sich meist für die nunmehr Verwaisten als ein Unglück darstellt. Seltener als eine Erleichterung oder Befreiung.

    Eine Liebe kann aber auch ihr Ende finden, wenn denn einer der Liebenden von der Welt gehen muss. Krankheit, Unfall, Unglück, Katastrophe oder auch das Alter können dem Leben und der Liebe ein körperliches Ende setzen. Der geliebte Mensch ist nicht mehr da. Nicht mehr fassbar. Unfassbar!

    Was bleibt uns, die wir die LebensLiebe verloren? Was geschieht, wenn im „Buch der Liebe", welches man gemeinsam schrieb, wenn darin das letzte Lebenskapitel endet? Wenn im ewigen Lauf der Dinge das Herz des geliebten Menschen aufhört zu schlagen? Wenn es an der Zeit war zu gehen, wie allgemeinläufig gesagt wird. Tröstend gemeint, aber schmerzhaft für den, der zurückbleibt.

    Ach, „Ännchen von Tharau"⁷, der Dichter, der dir diese schöne Zeile schrieb, er meinte sich und sprach doch für alle Liebenden, die sich lieben wollten für immer, bis dass der Tod uns scheidet. Für alle Liebenden, die sich lieben wollten ewig! Was bleibt? Wenn das Leben und der Tod anders entschieden? Nur noch die Erinnerung? Was ist sie denn wert, die Erinnerung?

    Ich verlor meine LebensLiebe. Verlor ich sie? Dieses Buch ist ein Versuch, auf diese Frage eine Antwort zu finden.

    Ich fürchte: Das wird mir allgemeingültig nicht gelingen!

    Malte Kerber

    Berlin, 09.04.2020

    Das verborgene Wort

    DAS – VERBORGENE – WORT. In diesen drei Worten schwingt Poesie. Was ist das für ein Wort, das da verborgen bleiben soll und doch leise fordernd ans Licht geholt werden möchte? Worte sind Ausgangspunkte von Geschichten, die erzählt und die aufgeschrieben werden wollen. Sie klopfen darum immer wieder fordernd an die Tür des dichtenden Aufschreibers.

    „Das verborgene Wort" ist der Titel des zweiten Romans der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulla Hahn ⁸. Anne und ich, wir lasen ihn und unterhielten uns über das Schicksal der Hauptfigur Hilla Palm. Meine LebensLiebste hatte Ähnlichkeiten zwischen deren und ihrem Leben entdeckt. Sie ergänzte die genannten Worte mit zwei weiteren, es entstand ein Satz:

    Das verborgene Wort heißt Liebe.

    Was für ein schöner Gedanke! Er drückte sehr intim etwas Allgemeines über die Liebe und etwas Wesentliches über die Persönlichkeit meiner Frau aus. Liebesworte sind tatsäch-lich häufig verborgene Wort. Diese sollten aber aus-gesprochen werden. Nicht zu früh, vor allem nicht zu spät! Und Liebeworte warten auch darauf, aufgeschrieben zu werden. Das ist noch wichtiger, als sie nur auszusprechen! Was auf dem Papier steht, das hat etwas Gültiges. Es steht dort schwarz auf weiß. Oder auch Farbe auf Farbe, je nach Phantasie. Es steht dort, kann wiederholt gelesen werden. Die Liebe zwischen Anne und mir begann etwa 1983. Drei Jahre später heirateten wir. Von Anfang an schrieben wir uns. Holten auch die verborgenen Worte aus unserem Gedanken und machten sie dem anderen lesbar. Das war oft nicht einfach. Kleine Notizen füreinander, Postkarten und die langen Briefe gehörten zu unserem Alltag und zu unseren Festtagen. Beide mussten wir uns aus schwierigsten persönlichen Verhältnissen heraus- und zueinander finden. Dabei half uns das Aufschreiben für den anderen. Dieses Aufeinander-zu-Schreiben hatte auch einen ganz praktischen Grund. Wir lebten in getrennten Wohnungen und hatten über die Woche meist keine Zeit füreinander. Verstärkt wurden unsere Schwierigkeiten auch durch die komplizierter werdenden gesellschaftlichen Verhältnisse Mitte der 80er Jahre in der DDR. Sie berührten fast alle Bürger und Familien ganz direkt.

    Im Zentrum des kleineren deutschen Landes, in Berlin, erlebten wir, Anne und ich, in dieser Zeit die Krise und das Zusammenfallen einer Gesellschaft, die ihren hohen Ansprüchen nicht gerecht wurde und wohl nicht werden konnte. Das hatte auch für uns persönliche, familiäre, berufliche, kulturelle, soziale und manch andere Konsequenzen. Es ging auch bei uns um sehr existentielle Fragen.

    Da unterschieden wir uns nicht von den meisten Menschen in der DDR. Unser Staat hatte sich ausgelebt oder verlebt. Wir wurden ebenfalls hineingeworfen in für uns völlig neue Lebensverhältnisse. Einschneidendes musste sich auch in unserem Denken und Fühlen verändern. Wir halfen uns, wo wir nur konnten, hätten manches allein wohl nicht bewältigt. Da spielte eben auch das Aufschreiben der „verborgenen Worte" des einen für den anderen eine große Rolle. Anne sammelte, unbemerkt vor mir, solche schriftlichen Zeugnisse unseres Gedankenaustauschs. Sie schenkte mir Jahre später einen von ihr schön gestalteten dicken Hefter, darin Postkarten, Briefe und Liebesnotizen aus den Jahren 1984 – 2001. Die Titelseite schmückte sie mit einer kleinen Klebearbeit zum erwähnten Motto.

    Diese sechzehn Wende-Jahre waren für Anne und mich und für unser gemeinsames Leben ganz entscheidende Jahre. Nach 1989 bis zum Anfang des neuen Jahrhunderts hatte sich für uns alles, alles verändert. Und auch wir veränderten uns, ohne uns zu verbiegen. Vieles Wertvolle aus unserer Vergangenheit nahmen wir in die vor uns liegenden Jahre mit. Unsere Liebe aber war uns trotz aller Veränderungen zu einer gelebten LebensLiebe gewachsen. Sie trug uns gemeinsam in eine andere für uns neue Zeit, im weiteren und ganz persönlichem Sinne.

    Postkartengrüße

    In ihrem „Liebes-Sammelsurium", wie Anne den Hefter nannte, hatte sie auch Postkarten aufbewahrt, die ich ihr aus verschiedenem Anlass geschrieben und geschickt hatte. Darunter einen kompletten zusammenhängenden Satz, welcher aus dem Frühjahr 1985 stammt. Wir hatten in diesem Jahr damit zu kämpfen, für uns beide einen neuen Lebensweg zu finden. Genauer: Überhaupt erst einmal einen neuen Startpunkt zu bestimmen.

    Wir wussten zum Beispiel noch nicht, wie und wo wir zusammenleben konnten. Es ging schlicht und einfach und doch so schwerwiegend für uns erst einmal um eine Wohnung, in der wir gemeinsam leben konnten. Dann die große Frage: Wie geht es weiter mit der DDR? Die Entwicklung im Lande bröselte vor sich hin. Ich hatte mich in meiner beruflichen und politischen Tätigkeit mit immer komplizierter werdenden Bedingungen auseinanderzusetzen. Im Frühjahr erhielt ich dann auch noch einen besonderen journalistischen Arbeitsauftrag. Für mich eine sehr reizvolle Aufgabe. Aber er machte alles für uns beide nicht leichter! Ich musste für mehrere Wochen eine Reportagereise antreten.

    Der Anlass: Am 8. Mai 1985 jährte sich der 40. Jahrestag der Kapitulation der faschistischen Wehrmacht, der deutsche Faschismus war im Frühjahr 1945 zerschlagen worden, die Kämpfe in Europa zu Ende. In der DDR und den anderen sozialistischen Staaten feierte man den 8. Mai als „Tag der Befreiung". 1985 – das war ein runder Jahrestag! Aus diesem Anlass fand eine Internationale Autorallye statt. Auf den „Spuren des Sieges", so ihr Motto, führte sie von Moskau durch alle sozialistischen europäischen Länder. Ich sollte die Tour als Journalist begleiten und darüber berichten.

    Anfang April starteten wir in Berlin, um nach Moskau zum scharfen Start zu fahren. Ich saß mit meinem Freund und Journalisten-Kollegen Hartmut Nehring von der „Jungen Welt"⁹ in einem der vier Autos der DDR-Delegation. Das war für uns ein besonderer und interessanter Auftrag. Er führte uns über Tausende von Kilometern durch ganz Ost-europa. Hochinteressant und erlebnisreich die Fahrt! Aber: Ich war auch vier Wochen von meiner Liebsten getrennt. Während einer für unser gemeinsames Leben komplizierten persönlichen Situation. Vieles war für uns noch ungeklärt.

    Die Reportagereise gestaltete sich ausgesprochen anstrengend und zeitintensiv. An das Schreiben von Briefen war gar nicht zu denken. Deshalb schickte ich Anne von jedem Etappenort eine Postkarte. Meine Liebste sammelte diese und bewahrte sie in ihrer Sammelsurium-Mappe auf.

    Postkartengrüße

    --------------------

    Warschau, Polen 13.04.85

    Den ersten Fahrtag geschafft. Wetter trüb! Alles noch normal!

    Bin sehr müde. Morgen geht es bei Brest über die Grenze in die Sowjetunion … Werden uns mit dem Fahren abwechseln.

    2 x Zeitverschiebung. Komme mit dem Schlafen durcheinander.

    Denke an dich! Gruß und Kuss!

    Dein Julius

    Minsk, Weißrussland 15.04.85

    Anne-Maus, Mitternacht ist vorbei. Wir bereiten uns zum Schlafen vor. Heute eine wilde Fahrt von Warschau über Brest nach Minsk … Brest – traurige Erinnerungen an den 20./21. Juni 1941. Ließen das Herz weinen.

    „Lasst das Leben leben!"

    sagte uns die Dolmetscherin zum Abschied …

    Während der folgenden Fahrt konnten wir schon Russlands Weiten erahnen. Belorussland zeigte uns seine Wälder und Sümpfe. Felix Scheffler.¹⁰, Konteradmiral a.D., 70er Jahrgang, Mitglied unserer Truppe, ein sehr bescheidener alter Genosse.

    Hat hier als Aufklärer bei den russischen Partisanen gekämpft.

    Schwer vorstellbar, man kann nur Achtung empfinden.

    Habe meine Fernbrille verbummelt! Hmmm…

    Bin sehr müde. Gute Nacht!

    Malte

    Moskau, Sowjetunion 17.04.85

    Hallo, Anne-Maus, ich sitze schon im Auto. Gleich ist scharfer Start. Die Tour beginnt offiziell. Bin noch gesund! Nach wie vor sehr unausgeschlafen.

    Gestern Abend: „Auf die Freundschaft!" Wodki! Wodki!

    Journalistisch hat die Sache noch nicht viel gebracht.

    Denke an dich!

    Dein Julius

    Kiew, Ukraine 18.04.85

    Zwei sehr erlebnisreiche Tage. Die Menschen, die Kinder, die Frauen! Das Herz geht einem auf! Alle sprechen nur vom Frieden! Ich denke viel an dich! Viele schöne Erlebnisse möchte ich mit dir noch haben!

    Malte

    Moldawien, Sowjetrepublik 20.04.85

    Waren weit im Moldawischem Land.

    Auf der Rückfahrt von einem Friedensmeeting. Herzbewegend! … Wir müssen noch viele schöne Erlebnisse haben! Die Zeit drängt!

    Malte

    Torno, Bulgarien 22.04.85

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