Immer & Überall: Reimlichkeiten zum Schmunzeln und Runzeln
Von Gerhard Dill
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Über dieses E-Book
So ist mein Büchlein betitelt. Dieser Titel ist Programm, ein Fingerzeig auf eine gezielte Vielseitigkeit der Gedichteinhalte. Da darf die Leserin, da darf der Leser einiges erwarten.
Natürlich Liebesgedichte, aber auch gereimte Märchen, weiter gespannte Verserzählungen, pointierte Vierzeiler, Lebenseinsichten, aber auch Lebenstiefstände, Lebensszenen Jung und Alt.
Vieles dabei hat autobiographischen Hintergrund.
Dazu dient es der Sache, einen Blick auf den Autor zu werfen.
Wir lernen ihn kennen als vielseitige Persönlichkeit: ein, Sports- und Sangesfreund, jugendbewegt, stark familienorientiert, bei seinen Kollegen als Philologe (durchaus Alt- und Neu-) als sprachenbewusst und humorgesteuert anerkannt.
Dichten ist für ihn ein spannendes Erlebnis.
Bleibt zu hoffen, dass diese Bekenntnisse den Leserinnen und Lesern helfen können bei Verständnis und Sensibilisierung der Gedichte, bei der Freude an ihnen.
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Buchvorschau
Immer & Überall - Gerhard Dill
Begegnungen
Liebesgut
Der Liebe wunderbares Gut
schenkst du mir reich im Leben.
Dazu hat Glückes Übermut
mein Lieb’ zu dir gegeben.
Eine großartige Frau
Der Liebsten Ehren zu vermehren,
steh ich hier und weiß nicht, wie.
Ihr solcher Liebe Dank zu lehren,
vierzeilig gar, das schaff‘ ich nie.
Umarmung
Abbracciati
Siamo angeli con una sola ala.
Possiamo volare soltanto abbraciati.
Luciano Crescenzo
Glaub mir’s.
Verliebte in der Engelschar
haben nur einen Flügel.
Vereint nur und zu zweit als Paar,
gedoppelt kann man fliegen.
Umarmung nur lässt sie fürwahr
in Liebeswolken liegen.
Den Menschen sind zwei Hände gar
in Armen zu logieren.
Doch der Arm, der freie, birgt Gefahr
die Welt zu bombardieren.
Rettende Lösung
Zum Weihnachtsfest gilt’s zu bedenken
sich mit Geschenken einzuschränken.
Bei Ehepartnern, gar Senioren
ist schon die Nulldiät geboren.
Ein jeder von den beiden spricht’s:
Zum Heilig Abend gibt es nichts.
Wir sind modern, wir leben heut!
Einig künden wir’s zu zweit.
Doch ein Dilemma trifft mich dann,
wenn ich, der liebt, nichts schenken kann.
Wie schmerzt die Lex: „Schenk ja nichts heut!"
Wo ich mich freu‘, wenn sie sich freut.
Zudem mit Schläue glaub ich noch,
auf was Geschenktes hofft sie doch.
Und dann zum Baum ganz präsentierlich,
schwant mir ihr Satz: „Mein Schatz, für dich."
Auch dringenden Bedarf ich sehe,
ich stütze die brisante Ehe.
Wie schön, wenn dann zur Lösung kommt:
Ich schenk etwas, was beiden frommt.
So fühlt sie Freud, ich freu mich drauf,
wenn Principessa packt bald auf.
Liebe und Ehe
Die Liebe, diese Großwildmacht,
die Ehe sich hat angelacht.
Voramts leuchtet Herzens Glut:
Doch sie ist Institut. Sei auf der Hut!
So soll’n Menschen zum Glücke kommen.
Hat sie sich da nicht übernommen?
Ist Lieb’, wenn du dich drin ergießt
und trotzdem eine Ehe schließt?
Ist Ehe, wenn sie ungetrübt,
verklärt, dass man sich trotzdem liebt?
Recht hast du, wenn es dir hier bangt.
Reibt sich das nicht, zu viel verlangt?
Ehe ohne Liebe kränke die Moral,
Liebe ohne Ehe sei allenfalls Quartal.
Wo ist, sag mir, der Berg, wo ist das Tal?
Bedenkt den Sold, da jung die Wahl:
Liebe wohl im Alter dann ist maximal.
Liebe unfassbar
Ich wollte hier die Liebe fassen,
Amor, Eros, ich musst‘s lassen.
Wurde der Vielfalt weit unweit
nicht Herr der Grenzenlosigkeit.
So reichte es beileibe nicht
zu einem schlüssigen Gedicht.
Nur eine Auswahl tiefen Ahnens
richtet das Faktur des Planens.
Es gilt Unendliches zu kunden.
Die Kraft in ihr, auch ihre Wunden.
Zielgerichtet
Ein Mensch, der was erreichen will
kommt Jahr für Jahr ans bessre Ziel.
Wie auch Fortuna sich ihm paare,
ganz sicher steigt die Zahl der Jahre,
und dann so, wie die Zeit vergeht,
die Zielrichtung sich plötzlich dreht.
Das Ziel wird nun ein fruchtlos Walten
sich die Jugend zu erhalten.
Selten ein Parhyme herzwärts schwimmt,
immer die Parship-Kasse stimmt.
Ins Poesiealbum
meiner Schülerin Sabine geschrieben
Des Büchleins Seiten schlag‘ ich um
und finde Sprüche – gar nicht dumm.
Was soll ich dir denn da noch dichten,
wozu soll ich dich noch verpflichten?
Es kommt auch so dann und wann
aufs richtige Verständnis an.
Du wirst, solange währt dein Leben,
von klugen Sprüchen stets umgeben.
Ich rat dir für des Lebens Lauf:
Mach dir dein eignen Vers darauf!
Fragst du trotz deiner Fantasie
jetzt neubegierlich nach dem Wie.
Bleib ich bei jeden Spruch von oben:
Die eignen Schritte sind zu loben.
Bei Gegenwind
Bist du, was es recht häufig gibt,
nicht ganz so wünschenswert verliebt.
Dann denke locker unbetrübt,
der Wege es auch andre gibt.
Wie? Parship, dieses kennst du nicht?
Traumbild, gestylte Fertigsicht?
Die Liebe? Sie schwenkt zum Formalen.
Parship lässt sie sich bezahlen.
Hauptprobleme
(Prä)glatzialer Gesang zu historischen
Prob lemzonen
Das Nämliche weiß jeder Tropf:
des Menschen Zierde ist sein Kopf!
Nicht nur seines Inhalts wegen.
Zu wenig kommt hier ungelegen.
Auch drob, weil er so unversteckt
sich ins soziale Blickfeld reckt.
Wenn’s Auge trieft, die Nase knollt,
auch Schlappohrn wird kein Lob gezollt.
Doch des Jungmanns größte Qual
ist es, wenn sein Haupt wird kahl.
Starpauker - männlich - schwer verdaut,
wird deutlich sichtbar zu viel Haut:
Am Haupt, dem edlen, just beim jungen
Schulmeister hört, hier sei’s besungen!
Dies jenes ist genüsslich wahr,
es gab hier vor Jahren eine Schar.
Heute nimmt man es auch witzig,
es war anno dreiundsiebzig.
Gemeinsam Los macht nötens reger,
den Geist schon mäß’ger Haaresträger:
Wie könnt’ man dieser Blöß entgehen?
Ein Zirkel sollt dem widerstehen!
Man trifft sich – heimlich -, drum diskret,
wie’s Eitelkeit denn zugesteht:
Soziale Glatzenprävention
war’s Ziel und wallend Haar davon!
Geistiger Saat folgt froh die Tat:
EIN ANTIGLATZENAPPARAT!
Zwecks Diskretion - und die war hoch-
der Standort tief, ein Kellerloch!
Da wollten jene Lichtgestalten
sich Samsons stolze Pracht erhalten.
Der hochpotente Apparat
bald alles für die Eitlen tat:
Der kneift und bürstet, ölt, massiert,
er krabbelt, schwabbelt, ventiliert:
Die Kopfhaut jauchzt, Haarwurzel lacht!
Ja, Freunde, so wird das gemacht!
Doch ach! Schon zagt und desertiert
der Günther arg, zu karg frisiert.
Verliert den Mut, solch knausrig Zagen,
wird doch nicht andre auch benagen?
Sollt’ Mann denn dennoch Haare lassen,
wo’s galt, in dichten Schopf zu fassen?
Denn schon beginnt manch Haar zu säumen,
das - laut Plan - doch sollte keimen!
Und auch erhoffte Kinderschaft,
der Strähn’ blieb aus, gerafft!
Die Wissensflut innert gestaut
hat auswärts drängend sie verdaut!
Haar, Haar, Haar, um Haar fiel aus
bei Walter, Reiner, Rolf und Klaus.
Auch Wilhelms Zinnen streuten lichter,
denn nur das Lichte wurde dichter!
Dafür verschönt das Komitee
modische Kapp’, verschämt Toupet!
Denn groß der Zag, das Jahr macht’s klar,
dass Haupthaar bloß ein Wunschtraum war!
Ich selbst, vom Schicksal angemiest,