Gesichter der Macht: Eine philosophische Studie zu einem ambivalenten Begriff
Von Elenor Jain
()
Über dieses E-Book
Elenor Jain
Elenor Jain hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Philosophie publiziert, insbesondere zur Ethik, Anthropologie und Kulturkritik sowie zur philosophischen Ästhetik, Kunstwissenschaft und Pädagogik.
Mehr von Elenor Jain lesen
Der Mensch - Ein mißlungenes Objekt der Schöpfung?: Anthropologische Reflexionen zum Status des Menschseins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlust der Seele: Eine kulturkritische Studie zum Menschenbild der Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZur Aktualität der stoischen Lebensweise im Zeitalter der Globalisierung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Sinn der Kunst und ihrer anthropologischen Dimension Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeltanschauung und Menschenbild in der Kunst der Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Gesichter der Macht
Ähnliche E-Books
Friede auf Erden - Vom Glauben zum Wissen: Gedanken über den realen Humanismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEnlivenment. Eine Kultur des Lebens: Versuch einer Poetik für das Anthropozän Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen: Vollständig überarbeitete Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dreigliederung des sozialen Organismus: Beiträge zur Gesundung des gesellschaftlichen Lebens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTechnik.Kapital.Medium: Das Universale und die Freiheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Psychologie der Massen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Staub dieses Planeten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer nächste Mensch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychologie der Massen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMacht: Begriff und Wirkung in der politischen Philosophie der Gegenwart Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZur Wesensbestimmung der Philosophie: Die grundsätzliche Bedeutung der Philosophie für die persönliche Orientierung und Lebensführung in der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAdolf Hitlers "Mein Kampf": Zur Poetik des Nationalsozialismus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöpfen und Erschöpfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas pyramidale Prinzip 2.0: Die Welt als Wille zur Macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWozu Kultur?: Zwischen Kultur und Menschen-Vergessenheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMachthaber der Moderne: Zur Repräsentation politischer Herrschaft und Körperlichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProMosaik - Manifesto Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinführung in die Internationale Politik: Zur Genealogie des Nationalstaates Auch eine Streitschrift gegen die Globalisierer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychoanalyse und Revolution: Kritische Psychologie für Befreiungsbewegungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBernd Stegemann - Kritik des Theaters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Politisierung des Bürgers, 4.Teil: Theorie der Gefühle: Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZumutungen: Wissenschaft in Zeiten von Populismus, Moralisierung und Szientokratie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mythos und der Mensch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Unmächtigen: Schriftsteller und Intellektuelle seit 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFRANKREICH UND DIE GEBURT DES ZEITGEISTES: EINE PSYCHOGRAPHIE DER MODERNE Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPolitisches Denken: Athen und Rom Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Politisierung des Bürgers, 2.Teil: Mehrwert und Moral: Beiträge zur Wahrnehmung und Produktion sozialer Strukturen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreiheit: Wo unsere Freiheit beginnt und wer sie bedroht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSklaverei als Lebenssinn: Ende der Kommunikation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Philosophie für Sie
Die praktische Anwendung der 7 hermetischen Prinzipien im Alltag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDemian Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Meister Eckhart: Textauswahl und Kommentar von Gerhard Wehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWittgenstein in 60 Minuten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlternative Realitäten: Überzeugungen erschaffen Realität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDuft der Zeit: Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Palliativgesellschaft: Schmerz heute Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPLATON - Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenI GING: Das Buch der Wandlungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomantische Lieder Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Also sprach Zarathustra Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Simone de Beauvoir. Frau - Denkerin - Revolutionärin: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTractatus Logico-Philosophicus (Chiron Academic Press - The Original Authoritative Edition) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie fröhliche Wissenschaft: la gaya scienza Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst, Recht zu behalten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOrgon - die Lebensenergie Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Tractatus logico-philosophicus (Logisch-philosophische Abhandlung) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAdorno in 60 Minuten Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Kunst des Krieges: Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Mystische Schriften von Meister Eckhart Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Das Kapital: Band 1-3 (Mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDeutsche Syntax: Ein Arbeitsbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welt als Wille und Vorstellung: Band 1&2: Schopenhauers Hauptwerk über die Erkenntnistheorie, die Metaphysik, die Ästhetik und die Ethik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Antichrist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNietzsche in 60 Minuten Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für Gesichter der Macht
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Gesichter der Macht - Elenor Jain
für Gordo
„Gerechtigkeit ist die vollkommene Tugend, aber nicht schlechthin, sondern im Hinblick auf den anderen Menschen"
Aristoteles, Die Nikomachische Ethik
„Große Kunst ist immer da, wo beides restlos ineinander aufgeht, die Harmonie der Erscheinung und der seelische Ausdruck. Dann sieht uns aus dem Endlichen ein Unendliches an"
Herman Nohl, Vom Sinn der Kunst
„Die Würde und magische Höhe, welche Attribut des Ideals ist und ihm seine Macht über die Menschen gibt, verfliegt"
Ortega y Gasset, Der Aufstand der Massen
„Das wahrhafte Wesen der Liebe besteht darin, das Bewußtsein seiner selbst aufzugeben, sich in einem anderen Selbst zu vergessen, doch in diesem Vergehen und Vergessen sich erst selber zu haben und zu besitzen"
G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik
„Die Welt, in der Jeder lebt, hängt zunächst ab von seiner Auffassung derselben…was einer an sich selber hat, ist zu seinem Lebensglücke das Wesentlichste"
Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit
„Die Wahrhaftigkeit aber…wendet sich nach innen, d.h. sie lebt in der Beziehung des Menschen zu sich selbst"
Otto Friedrich Bollnow, Wesen und Wandel der Tugenden
Inhalt
Einleitung
I. Kapitel:
Philosophische Positionen zum Machtbegriff
Hierarchie – Platon – Vernunft – Freiheit – Moral – Nietzsche – Plessner – Marxismus – Gewalt – Würde – Humanität – Kommunikation – Äußerlichkeit – Zweckhaftigkeit – Kultur
II. Kapitel:
Macht und moralischer Fortschritt
Humanität – Verantwortung – Freiheit – Toleranz – Weischedel – Gewalt – Nationalismus – Werte – Gerechtigkeit – Gleichheit – Meinungsfreiheit – Tugendethik
III. Kapitel:
Die Macht der Bilder und Klänge
Gestaltungswille – Tiefe – Erfahrung – Spiritualität – Natur – Wirklichkeit – Geist – Adorno – Verstehen – Subjektivität – Gefühl – Kontemplation – Individuum – Uniformität – Kolonialismus
IV. Kapitel:
Die Macht der Liebe
Seele – Emotion – Ethik – Freundschaft – Humanitas – Wesenswürde – Gleichheit – Renaissance – Dekadenz – Selbstwerdung – Sexualität – Sinn – Egoismus – Glück
V. Kapitel:
Die Macht des Geistes
Erkenntnis – Bewußtsein – Erziehung – Vorbild – Konsumwelt – Selbstbewußtsein – Lebensbezug
Ausblick
Bibliographie
Einleitung
Bei der Betrachtung der Menschheitsgeschichte ist unschwer zu erkennen, daß die meisten historisch bedeutsamen Ereignisse durch eine enge Beziehung zur Macht gekennzeichnet sind. Das bezieht sich sowohl auf die Fortschritte in der zivilen Entwicklung der Menschheit als auch auf die katastrophalen und destruktiven Geschehnisse aller Epochen hinsichtlich der Beziehung der Völker untereinander. Besonders die politischen und wirtschaftlichen Geschehen sind nicht zuletzt mit Streben nach Macht und Einfluß verbunden und getragen von der Absicht, Vorteile zu erringen, ein bemerkenswertes und eklatantes Beispiel für eine spezifische Ausformung der Macht. Und selbst im Mikrokosmos der Menschen untereinander spielt Macht eine bedeutende Rolle, z.B. in der individuellen Lebensgestaltung oder gar der Sexualität.
Das Machtstreben hat die Welt nicht nur ständig verändert, sondern zugleich auch Leid und Tod über die Menschheit gebracht. Gewalt, Eroberungen, Ausbeutung, Vertreibung oder gar Ausrottung ganzer Ethnien bis in die Gegenwart hinein begleiten diese Ereignisse und zeugen von Inhumanität und Menschenverachtung, die dem wahren Menschsein grundsätzlich widersprechen. Viele Staaten unserer Welt nutzen jede Möglichkeit, um ihre Bürger vollständig zu überwachen und in Abhängigkeit zu bringen, um ihre Macht zu sichern, eine Tatsache, die vor allem in Diktaturen zu beobachten ist. Unsere moderne Welt ist also nicht weniger gewalttätig als in früheren Zeiten, doch die Auswirkungen der Gewalt sind noch verheerender als zuvor, denn sie besitzt neuartige Waffen, die nicht nur begrenzt vernichten, sondern global zu einer Katastrophe führen können, und das nicht einmal nur durch Waffengewalt, sondern auch durch die Ausbeutung des Menschen und der Natur.
In der Gegenwart ist Machtausübung auf völlig neuartige und dem technologischen Fortschritt entsprechende Weise zutage getreten, nämlich durch die Möglichkeiten des Einflusses der digitalen Medien bzw. durch die Macht der Algorithmen, d.h. vor allem durch die Künstliche Intelligenz. Es scheint nun offenkundig, daß die Manipulation der Menschen durch die Medien (vor allem in Wirtschaft und Politik) ein bedenkliches Ausmaß annimmt, und – wie Eingeweihte voraussagen – das Bewußtsein der Nutzer fundamental beherrschen wird. Daß diese Entwicklung gefährliche Auswirkungen auf das menschliche Selbstverständnis und die individuelle Entfaltung haben wird, ist bereits heute erkennbar. Dabei ist erstaunlich, daß diese Entwicklung allgemein willfährig und kritiklos akzeptiert wird, weil die angeblichen Vorteile zwar überzeugend klingen, aber keineswegs durchschaut werden.
Indes ist nicht zu übersehen, daß Macht sehr wohl auch als geistige Kraft zu begreifen ist, deren Wirksamkeit das kulturelle Leben, die Entwicklung der Menschen und ihr Zusammenleben trägt und verfeinert. Ohne diese geistige Kraft jedoch, die grundsätzlich immer auch in ethischen Prinzipien gründet, aber aufgrund der Situation der modernen Gesellschaft zunehmend an Einfluß zu verlieren scheint, ist eine „Höherentwicklung" (Nietzsche) der menschlichen Spezies nicht zu erreichen. Doch der Geist ist kein Widersacher des Lebens, sondern vielmehr eine notwendige Qualität des Bewußtseins, durch welche das Leben erst mit Sinn erfüllt wird.
Wir sprechen von der Macht der Natur, des Wortes, des Wissens, der Musik oder Bilder, von der Macht der Liebe oder des Geistes usw. All diese Charakterisierungen heben das Beeindruckende, Tiefgehende, Emotionale des Begriffs hervor, sodaß wir von einem Phänomen reden können, das tief in das Bewußtsein des Menschen eindringt und sein Denken auf besondere Weise beeinflußt. Es kennzeichnet das Besondere und sich von der Alltagswelt in gewisser Weise Abhebende, das demzufolge die bloß materielle Welt hinter sich läßt.
Die Ambivalenz des Machtbegriffs nimmt in der philosophischen Diskussion seit der Antike einen beachtlichen Raum ein, wobei festzustellen ist, daß die Erörterungen zu vielseitigen und durchaus widersprüchlichen Resultaten geführt haben, was maßgeblich auch auf unterschiedliche soziale und kulturelle Verhältnisse der jeweiligen Epoche zurückzuführen ist. Auf einige, für unsere Überlegungen wesentliche Theorien in der Philosophie werden wir im ersten Kapitel etwas genauer eingehen, während das zweite Kapitel der Frage nach Machtausübung und dem moralischen Fortschritt der Menschheit nachgeht und dabei die Bedeutung der Werte in einer auf Konsum und Äußerlichkeit fixierten Welt einbezieht. Das dritte Kapitel nimmt die Macht der Bilder und Töne in den Blick, um zu belegen, welchen Einfluß die Produkte der Kunst grundsätzlich auf den Menschen nehmen können. Schließlich handelt das vierte Kapitel von der Macht der Liebe, welche das Leben der Menschen in besonderem Maße bestimmt. Abschließend wird im fünften Kapitel von der Macht des Geistes die Rede sein, dessen elementare Funktion seit Beginn der Menschheitsgeschichte der menschlichen Spezies erst ihren Sonderstatus zugeteilt hat. Auch dabei spielt im übrigen die Ethik sowohl im Blick auf die Essentia des Menschen als auch hinsichtlich seines Selbst- und Weltverständnisses eine maßgebliche Rolle.
Unsere Studie hat sich zur Aufgabe gestellt, das Phänomen der Macht, ausgehend von einer Analyse des Machtbegriffs im philosophischen Diskurs und einem kritischen Blick auf die Gegenwart, auf seine Bedeutung für Ethik und Moral und seine Vielschichtigkeit hin zu untersuchen, wobei auch seine durch den technologischen Fortschritt veränderte neuartige Wirkweise berücksichtigt wird, die das Leben der Menschen fundamental verändert.
I. Kapitel
Philosophische Positionen zum Machtbegriff
Wie sehr die Macht immer schon in allen Lebensbereichen bestimmend war, muß nicht eigens erläutert werden. Vor allem aber im politischen Bereich beeinflußte sie das Wohl und Wehe aller Völker bis in die Gegenwart hinein. Macht setzt Überlegenheit und andererseits zugleich Gehorsam voraus, sodaß immer auch ein Ungleichgewicht entsteht, welches egalitäre Gesellschaftsformen verhindert.
Werfen wir einmal einen kurzen Blick auf den Machtbegriff, der in