Abschied ist ein einsamer Weg
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Über dieses E-Book
Horst Hans Berger
Horst Berger, aufgewachsen in Achthal, einem kleinen Ort im Rupertiwinkel; heute Landkreis Berchtesgadener Land. Er war lange Zeit als Architekt im öffentlichen Dienst tätig. Seit vielen Jahren schreibt er Kurzgeschichten und Erzählungen, von denen einige in Anthologien erschienen sind. Zum Beispiel als Adaptionen zu den Märchen der Brüder Grimm, den Märchen von Hans Christian Andersen, zu Hauffs Märchen und zu Baba Jaga aus dem russischen Märchenkreis. Zur Zeit lebt er mit seiner Frau in Rosenheim/Oberbayern. Im Jahr 2014 ist im Machandel Verlag, Haselünne sein erster Jugendroman "Bennis Schwur" erschienen. Sein zweiter Roman "Wer braucht jetzt einen Weihnachtsbaum" erschien 2018 bei Amazon. "Für Fred" - Liebe geht ihren eigenen Weg - ist sein dritter Roman für junge und jung gebliebene auch ältere Leute und ist bereits bei Amazon als E-Book erschienen. Dies hier ist das Taschenbuch dazu.
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Buchvorschau
Abschied ist ein einsamer Weg - Horst Hans Berger
Widmung
Auch dieses Buch ist meiner Frau Elisabeth gewidmet, die es immer noch nicht aufgegeben hat, zu warten, bis ich die Fehlersuche und sonstigen Korrekturen erledigt habe.
Danke sag ich, vor allem der einen Person, die mich mit ihrem Wissen enorm unterstützt hat, ihren Namen aber nicht genannt haben wollte.
Inhaltsverzeichnis
Irmi ist nach Köln gefahren
Über die Gleise
Das verdammte Ledertäschchen
Das Fahrzeug aus München ist nicht mehr da.
Bei Helga
Im Gebäude der Mitteralm
Auf dem Weg zur Mitteralm
Wir müssen zurück
Wir hätten den Schlafsack mitnehmen sollen
Ich hatte keine andere Wahl mehr
Irmi kommt an
Kathi holt mich in Rosenheim ab
Mit Kathi allein in der Wohnung
Das Loch im Zaun
Wieder auf dem Weg nach Haus
Was ist los in dieser Kneipe
Zu Hause bei Herrn Stief
Ein Brief aus München kommt an
Brief aus Rosenheim nach München
Der Autobrand bei Vogtareuth
Robert Schwarz lebt nicht mehr
Der Tod greift um sich
Wieder greift der Tod Tod nach jemand
Wieder auf dem Weg nach Solln
Ich schreibe Kathi einen Brief
Was reden die Leute da?
Warum ist Dr. Schätner so nervös
Wo ist Marie Luise hin?
Nun ist Irmi wieder bei mir
Die Zeit vergeht und bald wird Weihnachten da sein
Herr Stief kommt zu uns mit seinen Frauen
Über den Autor
1. Irmi ist nach Köln gefahren
Wir waren wieder einmal unterschiedlicher Meinung gewesen, Irmi und ich. Das ist in letzter Zeit öfter vorgekommen. Gerade dann, wenn ich krankgeschrieben bin oder Urlaub habe und ein paar Tage zu Hause bin. Dann endete es meistens damit, dass meine Frau zu ihrer Mutter reiste. Und zwar mit dem ersten Zug, der vom Bahnhof Rosenheim losfährt. Irmi hielt es dann nicht mehr bei mir aus. Da geht sie lieber mitten in der Nacht zum Bahnhof. Ich war dann wieder eingeschlafen und merkte erst später, dass Irmi nicht mehr da ist.
Da entschloss ich mich eine Tour durch den Wald zu machen. Auf der Straße natürlich, bis hinauf zum Parkplatz, wo die Frühaufsteher ihre Fahrzeuge abstellen. Ich habe an dem Tag nicht damit gerechnet, dass es eine Tour wird, die mir viel abverlangen wird, mich herausfordert und vor Probleme stellt, mit denen ich nicht gerechnet habe. Zum Glück war ich allein unterwegs und konnte mich den Überraschungen stellen, denen ich vermutlich nicht gewachsen war und die ich hätte von vornherein vermeiden sollen.
Wie ich über den Parkplatz hinaus und den schmalen Pfad nach unten zu dieser Behelfsbrücke ging, fiel mir die Schleifspur auf der dünnen Schneeschicht auf, die vor kurzem hier angelegt wurde und auf der offensichtlich zwei Personen, einen Sack dahin schleifen, der wohl ein Kartoffelsack ist. Hinten eine Person, vorne eine Person. Als die zwei Personen an der Behelfsbrücke angekommen waren. Es muss wohl ca. eine Stunde her sein, dass die zwei Personen diesen Weg hinunter zu der Behelfsbrücke gegangen waren. Den Sack scheinen sie über die Brücke getragen zu haben, weil hier keine Schleifspur mehr zu sehen ist. Sonst hätte ich diese zwei Personen die diesen Sack, den ich irgendwann als einen Kartoffelsack einschätzte, nicht mit ihrem Transport neben mir, der vielleicht fast eine Stunde vorher abgelaufen war, so genau beobachtet. Sondern es wäre mir bald gleichgültig gewesen und wenn nicht an diesem Morgen ein B200 Mercedes, schon älteres Fahrzeug mit einer Münchner Nummer oben auf dem Parkplatz gestanden wäre, auf dem, das muss ich zugeben, fast das ganze Jahr über Autos stehen, aber nicht von so weit her oder schon ganz früh am Morgen. Wenn dann wenigstens Irmi über ihr Smartphone ein paar Mal angerufen hätte.
Auch wenn ich verärgert gewesen wäre, hätte ich mich von dieser Schleifspur neben dem steilen Pfad nach unten zum ersten Wassergraben ablenken lassen. Vielleicht würde ich zu diesem Zeitpunkt irgendwann diesen Transport neben oder vor mir, nicht mehr so wichtig genommen haben und hätte am Ende darauf vergessen, diese zwei Personen mit ihrem Transport auf der dünnen Schneespur so intensiv zu beobachten. Wahrscheinlich wäre ich auch nicht, als die Hütte vor uns war, die etwas erhöht neben dem Weg stand und deren Standort ich ja längst kannte, mich dazu verleiten lassen, auf der Rückseite hochzufahren, um diese Seite aufzusuchen.
Von früher her wusste ich ja, dass dort die Eingangstür schon immer gewesen ist. Ich hätte auf jeden Fall stutzig werden müssen, als ich sah, dass die Türe nur angelehnt war und von drinnen her keine Geräusche zu vernehmen waren. Auf jeden Fall hätte ich mit einem Rufversuch die Situation klären müssen. Ja, und in diesem Moment brach meine Neigung zur Neugierde durch und ich ließ mich dazu verleiten, in diesen dunklen Raum einzutreten, aus dem mir, zu allem Überfluss, sogar ein ganz übler Geruch entgegenströmte.
Den heftigen Schlag auf den Kopf mit einem Holzknüppel hätte ich mir ersparen können. Dass ich von diesem Schlag — oder waren es gar zwei Schläge — sofort das Bewusstsein verlor ist verständlich. Was hinterher geschah, dass ich meiner Kleidung entledigt wurde und zusammen mit dieser Frau, die ich nach wie vor bereits für tot gehalten habe, auf einer Pritsche lag und mich erst wieder aufrichtete, um nach einer Weile, den nächsten Schlag zu erhalten, der mir auch dieses Mal die Besinnung raubte und ich nach einiger Zeit den heftigen Schmerz überwand, weil ich in meiner Verwirrung annahm, dass die Person, die unter der Decke lag, meine Frau ist, die neben mir liegt. Und als ich ihr übers Gesicht fuhr, sofort erkannte, dass es gar nicht meine Frau sein kann und der widerliche Geruch von ihr ausgeströmt wurde. Da machte ich eine heftige Bewegung, die sie samt ihrer Abdeckung hochfliegen lässt und sie am Ende splitternackt auf dem Boden liegt und die Decke mit der sie zugedeckt gewesen ist, neben sie auf den Holzboden der Hütte gefallen ist. Ihr schrecklicher Geruch haftete ihr immer noch an. Ich meine, dass dieser infame Geruch von der Decke kam. Ist das der Geruch einer Leiche? Ich weiß es nicht. Ich habe niemals an einer Leiche gerochen.
Und jetzt: Was ist das für ein heller Schein? Ist da vorne ein Fenster; eine Scheibe, die gerade gesplittert ist? Scherben die auf den Boden gefallen sind und eine Flüssigkeit die entlang des Fußbodens nach hinten rinnt? Ist der Fußboden tatsächlich aus Holz? Ja, der ist aus Holz und die Flüssigkeit rinnt auf dem Fußboden nach hinten. Es riecht nach Benzin; es ist Benzin. Ich muss hier raus. Wenn ich nicht hier raus komme, verbrenn ich wie die Frau, die hier auf dem Boden liegt. Ich muss hier raus. Weiter hinten renn ich gegen die Wand. Die Wand kracht und ein Feuerstrahl fährt durch den Riss in der Wand. Wo ist die Decke? Ich brauch‘ die Decke! Da vorn! Ich schlinge sie um mich und renne ganz hinten gegen die Wand. Die Wand kracht erneut und ich falle mitsamt dieser hölzernen Wand aus der Hütte, stürze zu Boden, rapple mich auf und renne los. Da vorn ist der breite Weg, der nicht unter Feuer steht. Auf den renn ich zu und falle durch ein Gestrüpp, das noch nicht Feuer gefangen hat. Ich komm wieder hoch, renne und renne.
Da ist ein Zaun. Muss ich hier hochklettern? Nein, jetzt weiß ich wo ich bin. Ich renne am Zaun entlang, der erst am Waldrand enden wird. Meine Nacktheit spür ich gar nicht. Über die Straße, ich muss über die Straße. Es geht steil hinauf zu den Gleisen.
Ich richte mich auf und schau mich um. Ja ich hatte es so in Erinnerung. Ein Gleis, wenn ein Zug aus Richtung München daherkommt und eins, wenn ein Zug den Bahnhof Rosenheim verlässt.
Ein weiterer Zug aus Rosenheim zweigt vorher schon ab, der in Richtung Mühldorf-Wasserburg fährt.
2. Über die Gleise
Ich richte mich vollständig auf und schau mich um. Ja ich hatte es so in Erinnerung. Ein Gleis, wenn ein Zug aus Richtung München daherkommt und eins, wenn ein Zug den Rosenheimer Bahnhof verlässt. Ein weiterer Zug zweigt vorher schon ab, der in Richtung Wasserburg-Mühldorf fährt, mit meinem Fluchtweg aber nichts zu tun hat.
Jetzt konzentrier ich mich auf die Geräusche, die vom Rosenheimer Bahnhof herüberwehen. Nachdem ich aus der brennenden Hütte entkommen bin, will ich nicht gleich von einem Zug überrollt werden. Ich renne los. Und jetzt erst denke ich daran, dass auf der anderen Seite des Gleisbettes die Facharbeiter der Bundesbahn eine Mauer aus Fertigteilen aufgestellt haben. Wohl als Schallschutz für die Häuser, die unten im Tal stehen und unser Haus, welches dazugehört, das ganz vorne steht und dessen Haustür zugesperrt ist, weil Irmi zu ihrer Mutter gefahren ist und ich in den Wald gegangen bin und an diesem Tag diese schreckliche Tour machen musste, die mir das Leben beinahe hätte kosten können.
An der Haustür hebe ich das Gitter vom Lichtschacht ab, lehne es an die Wand und bevor jemand um die Ecke zur Haustür hin einen Blick wirft, stehe ich im Lichtschacht. Ich bücke mich und bin verschwunden. Da kommt erneut jemand die Straße entlang. Ach was! Im Schacht sind große Steine. Einer genügt mir. Ich schlage damit gegen die Scheibe des Kellerfensters. Schon ist die Verglasung zu Bruch gegangen. Ich greife durch die Öffnung und stelle den Fenstergriff waagrecht. Das Fenster ist offen. Ich schiebe mich nach vorn, rutsche an der Kellerwand nach unten, schon bin ich im Haus und gleichzeitig im Keller. Da fühle ich meine Nacktheit nicht mehr. Ich laufe die Kellertreppe hinauf und jeder Tritt auf den glatten Stufen gibt mir einen Stich in die Füße, weil jedes Mal ein Stachel der Brombeerstauden, die ich ohne Schuhe an den Füßen durchlaufen musste, etwas tiefer eindringt und mich weiterhin quälen wird, bis ich den Stachel herausgezogen habe.
Und jetzt lege ich mich in mein Bett, ziehe die Decke, die angenehm weich ist über mich. Meine Füße spüre ich nicht mehr. Es dauert ziemlich lange, bis ich eingeschlafen bin. Das hatte ich mir schon gedacht, dass das nicht so schnell gehen wird, mit dem Einschlafen. Aber irgendwann habe ich es doch geschafft. Sonst hätte ich die nackten Füße lieber ins kalte Zimmer gestellt. Ich mache erst mal einen Versuch.
Aber das wirkt auf mich noch unangenehmer. Da lass ich solche Versuche sein, ziehe die nackten Füße unter die Decke, damit sie wieder warm werden und bleib lieber so liegen, wie ich vorhin auf dem Sofa gelegen hatte. Ich weiß nicht, was aus dieser Situation werden soll? Ich rechne auch nicht damit, dass sich jemand beschwert, dass hier irgendwo ein nackter Mensch gesichtet wurde, der die Leute erschreckt hat, aber jetzt nicht mehr aufgetaucht ist und in dem friedlichen Ortsteil Augarten keinen Ärger mehr macht. Hoffentlich bleibt es so. Es wäre wohl sehr unangenehm, wenn man die Polizei, die selten in diesem Viertel, mehr