Das Findelkind: Dr. Brinkmeier Classic 12 – Arztroman
Von Sissi Merz
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Über dieses E-Book
Max war damals nicht ganz im Frieden von zu Hause geschieden, und jetzt überlagern sich bei ihm verschiedene existentielle Gefühle.
In Afrika hat er eine wirkliche Lebensaufgabe gefunden. In der Heimat wird er dringend benötigt.
Die Ärztin, der seine große Liebe gilt, wirkt mit ihm gemeinsam auf der Missionsstation und ist inzwischen fest verwurzelt auf dem afrikanischen Kontinent.
Dr. Max Brinkmeier muß sich entscheiden – und Sie erwartet die spannendste, gefühlvollste Arztromanserie! Die beliebte Schriftstellerin Sissi Merz erreicht in diesen eindrucksvollen Romanen den Höhepunkt ihres Schaffens.
Über Wildenberg, der kleinen Gemeinde im Berchtesgadener Land, lag an diesem sehr frühen Aprilmorgen noch die Stille der eben vergangenen Nacht. Im Osten schimmerte ein schmales Band von Lila und Gold, das einen Schönwettertag ankündigte. Und es sollte ein besonderer Tag werden, nicht nur für zwei Menschen, die sich von Herzen lieb hatten und sich das Jawort geben wollten. Ganz Wildenberg war zum Hochzeitsfest von Lukas Brinkmeier und Tina Bader eingeladen. Der Erbhofbauer und Bruder des Landarztes von Wildenberg, Dr. Lukas Brinkmeier, hatte ein wenig das Gefühl, noch zu träumen, als er an diesem Morgen erwachte. Nun sollte es also endlich soweit sein. Auf der markanten Miene des jungen Mannes zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. Fast hatte er schon nicht mehr daran geglaubt, daß die hübsche Krankenschwester noch die Seine werden würde. Immerhin war es schon über ein Jahr her, daß sie sich kennengelernt hatten. Lukas hatte sich quasi auf den ersten Blick in Tina verliebt, was sonst eigentlich gar nicht seine Art war. Denn der Bauer schloß sich nur zögernd an andere Menschen an. Mit Tina und ihm war das ganz anders gewesen. Zwischen ihnen hatten sofort Harmonie und Vertrauen geherrscht. Und daran hatte sich nichts mehr geändert, auch wenn Lukas Tina mit seiner Eifersucht einmal fast in die Flucht geschlagen hätte. Der junge Mann besaß kein sehr ausgeprägtes Selbstbewußtsein, er hatte sich lange Zeit seinem älteren Bruder unterlegen gefühlt. Immerhin war Max ein »Studierter«, er hatte zehn Jahre in Afrika gelebt und in der Entwicklungshilfe gearbeitet. Und nun führte er die Landarztpraxis weiter, die der Vater einst gegründet hatte. Lukas war sich da als einfacher Landmann und Bauer eher dumm und minderwertig vorgekommen.
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Rezensionen für Das Findelkind
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Buchvorschau
Das Findelkind - Sissi Merz
Dr. Brinkmeier Classic
– 12 –
Das Findelkind
… doch die Mutterliebe siegt!
Sissi Merz
Über Wildenberg, der kleinen Gemeinde im Berchtesgadener Land, lag an diesem sehr frühen Aprilmorgen noch die Stille der eben vergangenen Nacht. Im Osten schimmerte ein schmales Band von Lila und Gold, das einen Schönwettertag ankündigte. Und es sollte ein besonderer Tag werden, nicht nur für zwei Menschen, die sich von Herzen lieb hatten und sich das Jawort geben wollten. Ganz Wildenberg war zum Hochzeitsfest von Lukas Brinkmeier und Tina Bader eingeladen. Der Erbhofbauer und Bruder des Landarztes von Wildenberg, Dr. Lukas Brinkmeier, hatte ein wenig das Gefühl, noch zu träumen, als er an diesem Morgen erwachte. Nun sollte es also endlich soweit sein. Auf der markanten Miene des jungen Mannes zeigte sich ein zufriedenes Lächeln. Fast hatte er schon nicht mehr daran geglaubt, daß die hübsche Krankenschwester noch die Seine werden würde. Immerhin war es schon über ein Jahr her, daß sie sich kennengelernt hatten. Lukas hatte sich quasi auf den ersten Blick in Tina verliebt, was sonst eigentlich gar nicht seine Art war. Denn der Bauer schloß sich nur zögernd an andere Menschen an.
Mit Tina und ihm war das ganz anders gewesen. Zwischen ihnen hatten sofort Harmonie und Vertrauen geherrscht. Und daran hatte sich nichts mehr geändert, auch wenn Lukas Tina mit seiner Eifersucht einmal fast in die Flucht geschlagen hätte. Der junge Mann besaß kein sehr ausgeprägtes Selbstbewußtsein, er hatte sich lange Zeit seinem älteren Bruder unterlegen gefühlt. Immerhin war Max ein »Studierter«, er hatte zehn Jahre in Afrika gelebt und in der Entwicklungshilfe gearbeitet. Und nun führte er die Landarztpraxis weiter, die der Vater einst gegründet hatte. Lukas war sich da als einfacher Landmann und Bauer eher dumm und minderwertig vorgekommen. Erst durch seine Liebe zu Tina hatte er ein wenig mehr Selbstbewußtsein entwickeln können. Freilich hatte er die geliebte Frau dann auch eifersüchtig gegen jeden vermeintlichen Nebenbuhler verteidigt. Und erst einmal begreifen müssen, daß es gar keine wirkliche Konkurrenz geben konnte – weil Tina eben nur ihn lieb hatte.
Seit Lukas das klar war, hing für die beiden der Himmel wieder voller Geigen. Tina, die in Berchtesgaden wohnte und dort im Spital arbeitete, kam ursprünglich aus einem kleinen Flecken im Umland. Und sie hatte sich immer gewünscht, als Bäuerin auf einem Hof zu wirtschaften. Auch in dem Punkt verstanden die beiden sich. Lukas seufzte leise, als er daran dachte, wie lange er einschichtig und auch ziemlich einsam auf seinem Hof gelebt hatte. Daß es nun bald eine Bäuerin auf dem Brinkmeier-Hof geben würde, konnte er noch gar nicht so recht fassen. Und er freute sich wie ein Schneekönig darüber!
Wenig später war der Bauer aus den Federn gehüpft und ging schon hinüber zum Stall, um seine Arbeit zu erledigen. Denn auch wenn Lukas an diesem milden Apriltag Hochzeit feiern wollte – das Vieh mußte versorgt und der Stall gemistet werden. Denn weder Kuh noch Schwein fragten nach Feiertagen…
Im Doktorhaus von Wildenberg war man ebenfalls schon auf den Beinen. Afra, die Seele des Haushalts, war bereits seit Tagen mit dem Backen von Kuchen und Torten beschäftigt. Nun legte sie letzte Hand an die Hochzeitstorte. Das alte Weibel war eine begnadete Zuckerbäckerin. Und als Dr. Max Brinkmeier nun die Küche betrat, blieb er fast andächtig stehen und bestaunte das dreistöckiche Kunstwerk aus Creme und Sahne, feinstem Biskuit und Marzipan, verziert mit rosa
Röschen und einem zierlichen Hochzeitspaar, das auf der Spitze des Meisterstücks unter einem kleinen Rosenbogen aus Zuckerguß stand. »Mei, Afra, da hast dich aber selbst übertroffen«, lobte er aus vollem Herzen. »Der Lukas wird Augen machen, wenn er dieses Prachtexemplar von einer Torte sieht. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, schon mal so etwas Schönes gesehen zu haben. Mein Kompliment.«
Afra winkte ab, denn mit Komplimenten war sie nicht zu ködern. »Das ist doch nix Besonderes. Und wennst es deinem Bruder gleichgetan hättest, Doktor, dann wüßtest auch, wie so eine Torte ausschaut. Die rechte Frau hast ja schließlich an der Hand gehabt. Stimmt’s oder hab’ ich recht?«
Max konnte ihr nicht widersprechen. Der hochgewachsene Mediziner mit dem sandblonden Haar und den klaren Augen seufzte leise, als er zugab: »Freilich hast du recht, Afra. Und wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich die Julia schon vor zehn Jahren geheiratet. Leider hat sie meinen Antrag nicht angekommen. Und es war nicht der einzige, das kannst glauben.« Sein Blick nahm etwas Melancholisches an und schien in weite Ferne zu schweifen. Max dachte an Dr. Julia Bruckner, die schöne Kollegin, der sein Herz gehörte. Sie hatten sich seinerzeit in München an der Uni kennengelernt, waren dann zusammen nach Afrika gegangen und hatten dort im Busch ein modernes Hospital aufgebaut, in dem schon viele Menschen geheilt worden waren. Ihre Liebe zueinander hatte sich als beständig erwiesen und war in den gemeinsamen Jahren in Ruanda noch gewachsen. Aber als Max die Entscheidung getroffen hatte, nach Deutschland zurückzukehren, um die Praxis des Vaters zu übernehmen, da hatte Julia ihn nicht begleiten wollen.
»Ich begreife euch zwei net«, erklärte die Hauserin nun nachdenklich. »Ihr habt euch lieb, das war ja deutlich zu sehen, als die Julia dich hier besucht hat. Und daß der Abschied euch beiden fast das Herz gebrochen hat, auch. Trotzdem ist sie wieder fortgegangen. Und du hast sie gelassen.«
»Was hätte ich machen sollen? Julia festbinden, sie zwingen, mich zu heiraten?« Er hob in komischer Verzweiflung die Schultern. »So leicht ist es nicht, sein Glück zu bewahren. Manchmal muß man eben loslassen, auch wenn es schwerfällt.«
Davon hielt Afra aber nichts. »So ein Schmarrn«, kam es ein wenig verbissen von ihr, während sie die letzten Marzipanrosen auf den Kuchen setzte. »Wenn man sich lieb hat, dann muß man beisammen sein, das Leben teilen. So lang ist es auch wieder nicht, daß man mal eben ein paar Jahre verschwenden kann. Na, Doktor, du kannst mir nix erzählen. Mit euch beiden, das ist falsch. Und wennst ein rechter Kerl bist, dann holst die Deine hierher, bevor es zu spät ist.« Sie gähnte verhalten. »Fertig!«
»Was soll das heißen, zu spät? Wie meinst das, Afra?«
Die betagte Hauserin lächelte ein wenig, füllte eine Tasse mit Kaffee und reichte sie dem jungen Landarzt. »Denk halt mal darüber nach. Kein Mensch kann ewig auf sein Glück warten…«
Max war wirklich nachdenklich geworden, als er die Küche verließ und nach unten in die Praxis ging. An diesem Sonntag hatte der Landarzt der Nachbargemeinde Schlehbusch die Bereitschaft übernommen, damit man in Wildenberg unbehelligt feiern konnte. Doch Max wollte noch eine Weile ungestört sein, bevor der Festtrubel begann. Und das ging am besten in der Praxis. Als er das Sprechzimmer betrat, wurde ihm aber klar, daß schon jemand vor ihm auf diese Idee gekommen war.
Josef Brinkmeier, der alte Landarzt, saß hinter dem Schreibtisch und lächelte seinem Sohn entgegen. Er war sozusagen die ältere Ausgabe von Max, in seinem Haar überwog nun das Silber und um seine Augen fanden sich unzählige Lachfältchen.
»Die Afra ist so fleißig, daß sie einen jeden in die Flucht schlägt, gelt?« scherzte er und erhob sich. »Oder hast einen Kummer, Bub? Magst vielleicht darüber reden? Wenn ich dich so anschaue, dann mein ich fast, dich quält was. Oder irre ich mich?«
»Eigentlich bin ich ganz zufrieden. Und du? Hast dich an die alten Zeiten erinnert? Oder was führt dich hier her?«
»Sozusagen. Heut wird dein Bruder heiraten, das ist doch ein großer Einschnitt im Leben. Ich hab’ daran denken müssen, wie der Lukas auf die Welt gekommen ist. Im Januar war’s, ein bitterkalter Tag. Und eure Mutter selig, die hat mir noch in der Sprechstunde geholfen, bevor es soweit war.« Josef lächelte versonnen. »Ein rosiges Baby