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Ein Fürst-Marschall als Bäcker: Erzählung aus "Der alte Dessauer", Band 42 der Gesammelten Werke
Ein Fürst-Marschall als Bäcker: Erzählung aus "Der alte Dessauer", Band 42 der Gesammelten Werke
Ein Fürst-Marschall als Bäcker: Erzählung aus "Der alte Dessauer", Band 42 der Gesammelten Werke
eBook141 Seiten1 Stunde

Ein Fürst-Marschall als Bäcker: Erzählung aus "Der alte Dessauer", Band 42 der Gesammelten Werke

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Über dieses E-Book

Leopold I. sucht als Bäcker verkleidet das Gespräch mit einer Zofe, die Geliebte seines Feldwebels Goldschmidt. Als Bäckergeselle wird er im Chaos des Nachtlagers verhaftet. Kann Goldschmidt seinen Herrn befreien?
"Ein Fürst-Marschall als Bäcker" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Der alte Dessauer" (Band 42 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarl-May-Verlag
Erscheinungsdatum26. Okt. 2020
ISBN9783780213235
Ein Fürst-Marschall als Bäcker: Erzählung aus "Der alte Dessauer", Band 42 der Gesammelten Werke
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Ein Fürst-Marschall als Bäcker - Karl May

    KARL MAY

    EIN FÜRST-MARSCHALL ALS BÄCKER

    HUMORESKE

    Aus

    KARL MAYS

    GESAMMELTE WERKE

    BAND 42

    „DER ALTE DESSAUER"

    © Karl-May-Verlag

    eISBN 978-3-7802-1323-5

    Die Erzählung spielt im Jahre 1726.

    KARL-MAY-VERLAG

    BAMBERG • RADEBEUL

    Inhalt

    EIN FÜRST-MARSCHALL ALS BÄCKER

    Beim Alten

    Eine Auseinandersetzung

    Inkognitos

    Hefe und Sauerteig

    Ein guter Fang

    EIN FÜRST-MARSCHALL ALS BÄCKER

    (1726)

    Beim Alten

    Es war in Dessau, im Jahre 1726, und zwar am sechzehnten Trinitatiossonntag früh halb acht. Der Feldmarschall Fürst Leopold von Anhalt-Dessau saß in seinem Arbeitszimmer und frühstückte, um sich zum Kirchgang zu stärken.

    Er war gewohnt, in der Kirche seinen gewaltigen Bass wie eine Posaune ertönen zu lassen. Leider hatte nun aber sein musikalisches Talent nur für eine einzige Melodie zugereicht, nämlich für die des ‚Dessauer Marsches‘. Und so sang er alle Kirchenlieder rundweg nach dieser tapferen Weise. Dabei kam er stets in Widerstreit mit der Orgel und mit dem Gesang der Gemeinde. Und wenn der Organist alle Register zog, um seine Stimme zu übertäuben, und wenn die versammelten Andächtigen noch so laut sangen, um sein „So leben wir, so leben wir!" zum Schweigen zu bringen, es gelang doch niemals. Denn dann erhob er seinen Bass zu dreifacher Stärke; seine Gestalt richtete sich siegreich empor, seine Augen blitzten kampfesmutig und seine unwiderstehlichen Töne schmetterten wie die Posaunen von Jericho jeden Widerstand nieder.

    War es da ein Wunder, dass er vor jedem Kirchenbesuch ein ganz besonders kräftiges Frühstück zu sich nahm?

    Auch heute lagen vor ihm ein festes hausbackenes Brot, ein angeschnittener Schinken, eine riesige geräucherte Schlackwurst, ein Käse von sechs Zoll Höhe und zwei Spannen im Durchmesser, dabei einige frische Zwiebeln, mehrere saure Gurken und allerhand Kleinzeug.

    Nach dem leisen, vergnügten Brummen zu urteilen, das er beim Kauen hören ließ, schien es ihm vorzüglich zu munden. Er hatte eine arge Verwüstung unter den Vorräten angerichtet, als er endlich die Reste von sich schob und sich erhob, um zur Förderung der Verdauung das Zimmer einige Male mit langen Schritten zu durchmessen.

    Dann klatschte er laut in die Hände. Der Diener erschien. Der Fürst zeigte nach einem auf dem Tisch liegenden Zettel.

    „Durchlaucht gestatten, dass ich zunächst die Verabschiedung des Herrn Leutnant von Kosewitz vorlege. Da ist wohl ein Fehler drin?"

    „Was? Ein Fehler? Von mir?"

    Der Diener reichte ihm die Urkunde und wies auf eine Stelle.

    „Hier steht, der Herr Leutnant ist ein ‚feiger‘ Offizier!"

    „Feiger Offizier? Der Kosewitz? Wo soll das stehen? Hier? Buchstabier Er mir das mal vor!"

    Der Lakai entzifferte: „F-e-i-g-e-r."

    „So, so, sehr richtig. Und wie soll das heißen? Feiger? Buchstabieren kann Er, aber nicht lesen. Das heißt doch ganz deutlich: Fä-i-ger. Der Kosewitz ist ein fähiger Offizier. Das weiß ein jedes Kind, Donnerwetter noch einmal! Komm Er mir mit Seiner Tollpatschigkeit nicht noch mal zu nahe, sonst jag ich Ihn zum Teufel! – Nun kümmere Er sich um den Zettel und lass die Leute eintreten!"

    Der Diener trat in den Vorraum, blickte im Kreis umher und trat zu einem Herren, dessen Tracht einen Geistlichen in ihm vermuten ließ.

    „Herr Feldprediger, bitte!"

    Der Lakai verschwand und Leopold wandte sich an den Prediger:

    „Ich habe Ihn aus Halle hergerufen, dass Er mir heute einmal eine rechte Extrapredigt halten soll. Versteht Er mich?"

    „Haben Exzellenz die Gewogenheit, mich von Dero Absichten gnädigst zu unterrichten!"

    „Von ihm weiß ich, dass er ein guter Redner ist, und daher will ich mir heute einmal einen Spaß antun. Nämlich die Herren Väter von der Stadt scheinen den Gehorsam verlernt zu haben. Es soll ihnen einmal recht tüchtig der Kopf gewaschen werden. Sag Er den Kerls Seine Meinung nur so recht von der Leber herunter!"

    „Dann wäre es mir lieb, einige Punkte zu erfahren, in denen die besagten Väter der Stadt sich das Missfallen Euer Durchlaucht zugezogen haben."

    „Das ist nicht notwendig. Glaubt Er, dass ich wegen einer Kanzelrede Ihm erlaube, Seine Nase in meine Töpfe zu stecken? Er braucht weiter nichts zu wissen, als dass sie schwerhörig und hartmäulig sind. Will ich hüh, so wollen sie hott; sag ich ja, so sagen sie nein; fluch’ ich, so beten sie; will ich ein Graupelwetter, so wollen sie Sonnenschein. Das ist geradezu zum Aus-der-Haut-Fahren. Was gibt es denn heute für eine Epistel oder für ein Evangelium?"

    „Wir haben den sechzehnten Trinitatissonntag. Da wird gepredigt entweder über Epheser 3, Vers 13-21, oder über Lukas 7, Vers 11-17."

    „Was steht denn in diesem Lukas?"

    „Die Auferstehung des Jünglings zu Nain."

    „Und in diesem Epheser?"

    „Dass Christum lieb haben besser ist als alles Wissen."

    „Das ist ganz richtig. Aber Sein Evangelium passt ebenso wenig für meinen Zweck wie Seine heutige Epistel. Eine Strafpredigt muss kräftig sein und dazu ist auch ein kerniger Text notwendig. Kennt Er die Geschichte von dem Teufel, der unter die Säue gefahren ist, dass sie ins Wasser liefen und alle ersaufen mussten? Predige Er über diese Stelle!"

    „Exzellenz erlauben mir gnädigst die Bemerkung, dass diese biblische Erzählung denn doch nicht wohl als Predigttext zu behandeln ist."

    „Nicht?, fragte der Fürst, die Stirn runzelnd. „Warum nicht? Hat Er etwa kein Geschick dazu?

    „Sie dürfte wohl etwas zu kräftig sein."

    „Mohrenelement! Das ist es ja gerade, was ich haben will! Die Säue, das sind die Halunken, die mir nicht gehorchen wollen, und der Teufel, das bin ich. Ich werde unter sie fahren, dass es eine Art hat."

    „Und wer soll da der Besessene sein, Durchlaucht?"

    „Der Besessene, aus dem der Teufel eigentlich ausgetrieben wird? Hm, das ist natürlich die Stadt Dessau, das Ratskollegium, der Bürgermeister. Sinn Er sich das weiter aus! Gehe Er jetzt hinaus! Draußen steht mein Page, der Lindow, der Ihn zur Kirche bringen soll. Später darf er bei mir zu Mittag essen. Macht Er Seine Sache gut, so wird es Ihm schmecken; macht Er sie aber nicht gut, so stehe ich für nichts! Er kennt mich. Ich bin die Liebe selbst; man kann mich um den Finger wickeln. Aber versuche Er ja nicht, mich von der anderen Seite kennenzulernen. Denn dann könnte es sehr leicht geschehen, dass ich Ihn als gemeinen Soldaten unter die Grenadiere stecke. Für jetzt sind wir fertig!"

    Eben als sich der Prediger, dem nicht ganz wohl zu Mute war, entfernen wollte, trat der Diener wieder ein.

    „Was gibt’s?, fragte Leopold. „Kannst du wieder nicht lesen?

    „Ich wollte mir nur die Frage gestatten, ob die auf dem Zettel bezeichnete Reihenfolge beizuhalten ist, da eben jetzt ein Offizier angekommen ist."

    „Wer?"

    „Der hannöversche Oberleutnant von Hartegg."

    „Schick ihn herein und jag die anderen fort. Sie mögen morgen wiederkommen. Ich glaube nicht, dass mir heute viel Zeit für sie übrig bleibt!"

    Der Lakai entfernte sich und gleich trat der Angemeldete ein.

    Er war ein junger Mann von vielleicht sechsundzwanzig Jahren, hoch und breit gewachsen, mit blondem Haar und treuen, blauen Augen. Er trat drei Schritte vor, schlug die Fersen zusammen, dass die Sporen klirrten, und stand dann kerzengerade und unbeweglich, als sei er aus Stein gehauen.

    Die drohend emporgezogenen Brauen des Fürsten senkten sich langsam nieder. Er schien Wohlgefallen an dem Hannoveraner zu finden und musterte ihn mit Kennerblick vom Kopf bis zu den Sohlen. Der Offizier hielt diese Musterung ruhig aus. Keine Wimper zuckte an ihm; kein Fingerglied wich um die Breite eines Haares aus seiner Lage. Seine Uniform saß wie angegossen. Nicht das leiseste Fältchen war daran zu bemerken, und das Metallzeug glänzte, als ob sich der Sonnenstrahl drin spiegelte.

    Aber das erste Wort des Fürsten war dennoch ein Tadel.

    „Er ist nicht gepudert!"

    „Wär’ ich Offizier in dem berühmtesten Regiment Euer Durchlaucht, so würde ich pudern", klang die ruhige Antwort.

    „Was will Er?"

    „Euer Exzellenz Erlaubnis, mich verheiraten zu dürfen."

    Leopold trat einen Schritt zurück.

    „Meine Erlaubnis? Meine? Sich verhei – – – Donnerwetter! Wie kommt Er mir vor? Was habe denn ich dabei zu tun, wenn Er, ein Hannoveraner, Seinem Mädchen den Kopf verdreht hat?"

    „Sehr viel Durchlaucht! Das Mädchen ist eine Liebau und hier im Land ansässig."

    „Ah! Das ist etwas anderes!"

    „Der Vater hat nichts gegen unsere Verbindung. Aber er will seine Einwilligung nicht eher geben, als bis er überzeugt ist, die Genehmigung Euer Durchlaucht zu besitzen."

    „Warum kommt er nicht selbst?"

    „Er ist unwohl."

    „Unwohl? Ja, dieses Unwohlsein kenne ich! Angst hat er vor mir; das Herz ist ihm in die Hosen gefallen, weiter nichts! Ich wollte sein Gut haben und er wollte es nicht verkaufen; da zwang ich ihn, es mir für die Taxe zu lassen, und nun mag er nichts mehr mit mir zu tun haben. Der alte Schlucker schmollt wie ein Hamster, dem man die Körner genommen hat. Aber er sollte doch wissen, dass er damit nicht vorwärts kommt. Ich bin sein Herr und frage den Geier danach, was er mir für Gesichter schneidet. Wo hat Er das Mädchen kennengelernt?"

    „In Magdeburg."

    „Ja, ich weiß, sie ist dort gewesen. Sie hat eine Muhme dort, ein altes Felleisen, dem bereits schon einige Riemen und Schnallen abhanden gekommen sind. Ich glaube, das Weibsen muss bereits über sechzig zählen. Habe sie in Dresden kennengelernt. Stammt aus einem gräflichen Haus und trug deshalb die Nase so hoch, dass sie recht gut als Wetterfahne hätte dienen können. Kann solche Leute sehr gut leiden, sehr gut! – Aber was sagen seine Vorgesetzten dazu, dass Er sich so jung verheiraten will?

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