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Der Pflaumendieb
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eBook86 Seiten1 Stunde

Der Pflaumendieb

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Über dieses E-Book

Die Dorfstraße herauf kam ein alter Kerl gegangen, dessen Aussehen nicht eben sehr empfehlend genannt werden konnte. - Aus dem Buch Karl Friedrich May (1842-1912) war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen.
SpracheDeutsch
HerausgeberSharp Ink
Erscheinungsdatum22. Feb. 2023
ISBN9788028283100
Der Pflaumendieb
Autor

Karl May

Karl Friedrich May (* 25. Februar 1842 in Ernstthal; † 30. März 1912 in Radebeul; eigentlich Carl Friedrich May)[1] war ein deutscher Schriftsteller. Karl May war einer der produktivsten Autoren von Abenteuerromanen. Er ist einer der meistgelesenen Schriftsteller deutscher Sprache und laut UNESCO einer der am häufigsten übersetzten deutschen Schriftsteller. Die weltweite Auflage seiner Werke wird auf 200 Millionen geschätzt, davon 100 Millionen in Deutschland. (Wikipedia)

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    Buchvorschau

    Der Pflaumendieb - Karl May

    I.

    Der Werber

    Inhaltsverzeichnis

    Die Dorfstraße herauf kam ein alter Kerl gegangen, dessen Aussehen nicht eben sehr empfehlend genannt werden konnte. Er trug ein Paar alte, beschmutzte Drellhosen und eine schwarze Kutte, über deren Kragen ein roth und gelb getüpfeltes Halstuch geschlungen war, dessen zwei Zipfel bis über die breite Brust herabhingen. Die grob gearbeiteten Knöchelschuhe an seinen Füßen hatten sicher schon seit Monaten weder Wichse noch Schmiere gesehen; der Zopf, welcher ihm am hintern Theile des Kopfes hing, war zersaust, vielleicht vom Streichen durch dichten Wald und Busch; der riesige Dreispitz auf seinem Haupte hatte sichtlich schon manchen Krawall miterlebt, und der stark mit Eisen beschlagene Knotenstock in seiner Hand trug nur dazu bei, den martialischen Eindruck der ganzen Persönlichkeit zu erhöhen.

    Bei einem Hause angekommen, über dessen Thür die Inschrift »Erbschenke zum wilden Mann« zu lesen war, bog er auf dasselbe ein und trat in die niedrige, verräucherte Gaststube, wo er außer der Wirthin einen Mann bemerkte, welcher die hinterste Ecke eingenommen hatte.

    »Guten Morgen, Alte,« grüßte er mit tiefer Baßstimme, »gebe Sie mir einem Genêvre!«

    »Scheneber? Den haben wir nicht. Ich denke, ein Kornschnaps wird auch gut genug für Ihn sein,« antwortete sie, einen geringschätzenden Blick auf seine staubbedeckte Gestalt werfend.

    »So? Meint Sie das wirklich? Ja, Sie scheint eine fürchterliche Weisheit zu sein, das sieht man ja gleich an Ihrer allerliebsten Gurkennase, auf der die Warzen sitzen wie die Blattläuse am Sauerampfer! Aber Genêvre hat Sie doch, Sie alte Lügnerin. Her damit!«

    Die Frau ließ ein zorniges Schnaufen durch die soeben beschriebene Nase vernehmen.

    »Was bin ich, und wie nennt Er mich, Er Grobsack und Landstreicher? Eine Lügnerin? Will Er mir das wohl gleich beweisen, he?«

    »Halte Sie Ihr Plapperment, sonst schlage ich Ihr den Grobsack um die Flattusenhaube, daß Ihr der Landstreicher in alle Ewigkeit vor den Augen flimmert! Steht etwa dort auf der Flasche nicht groß und deutlich genug ›Wachholder‹ geschrieben?«

    »Ja, Wachholder, aber doch nicht Scheneber, oder wie Sein albernes Zeug heißen soll!«

    »Da sperre Sie einmal den Mund auf und merke Sie sich das, was ich Ihr sagen werde!«

    Er faßte sie bei beiden Schultern und brüllte ihr mit einer wahren Donnerstimme in die Ohren:

    »Wachholder und Genêvre ist ganz ein und dasselbe! Hat Sie es kapirt, he? Und nun schenke Sie ein, sonst bewachholdere ich Sie, und das gehörig!«

    »Herrjesses, hat der Mensch eine Stimme! Das ist ja grad, als hätte man es mit Löwen und Elephanten zu thun! Will Er denn einen Großen oder einen Kleinen?«

    »Nehme sie den Stamper da oben herunter; aus Ihren Finkennäpfen trinke ich nicht!«

    »Den Stamper dort? Ja, der kostet zwei gute Groschen. Hat Er Geld?«

    Sein Auge blitzte halb zornig und halb belustigt auf.

    »Will Sie mir wohl nun endlich einmal den Schnaps geben, oder soll ich nachhelfen!«

    Diese Worte waren nicht sehr laut aber in einem eigenthümlichen Tone gesprochen, welcher kein weiteres Zögern zuließ. Die Wirthin schenkte das Glas voll und stellte es vor ihn hin.

    »So, da! Er ist ein Grobian erster Sorte. Ich glaube kaum, daß sich der alte Dessauer mit Ihm messen kann, und der hat's doch gewißlich weg!«

    »Ah, hat der's wirklich weg! Hab viel von ihm gehört; möchte ihn nur auch 'mal sehen!«

    »Na, da behüte mich der liebe Gott, dabei zu sein! Da würden die Grobheiten niederprasseln wie ein Hagelwetter. Ihr Zwei paßt gut zusammen.«

    »Meint Sie? Hat Sie ihn denn schon gehört?«

    »Nein. Ich habe ihn blos einmal von Weitem gesehen und bin auch ganz froh, daß er mir noch nicht zu nahe gekommen ist. Wer ist Er denn eigentlich, he?«

    »Das geht Sie den Teufel an. Aber rathe Sie doch einmal! Für wen oder was hält Sie mich?«

    »Hm, Unsereins kennt seine Leute und wenn sie auch einmal in einem andern Rocke stecken. Euer Schnurrbart und der Soldatenzopf, die verrathen Euch. Ihr seid ein Unteroffizier und geht auf den Rekrutenfang.«

    »Alle Wetter, Alte, ist Sie scharfsinnig! Na, wenn ich mich so schlecht verstellen kann, so werde ich verteufelte Geschäfte machen.«

    Der Mann in der Ecke horchte auf. Seine schmale, niedere und zurückgebogene Stirn, welche in eine speckartig glänzende Glatze verlief, die weit auseinander stehenden kleinen, stechenden Augen, die scharf geschnittene Habichtsnase, die dünnen, bartlosen Lippen und das kurze, spitze Kinn, in welches sein Gesicht verlief, gaben demselben etwas entschieden Raubvogelähnliches, was durch den Ausdruck der Salbung, der auf seinen Zügen lag, eher vermehrt als vermindert wurde.

    Als jetzt die Wirthin die Stube verließ, erhob er sich von einem Platze und trat herbei.

    »Ist es erlaubt, bei Euch Platz zu nehmen?«

    »Ich werde Ihn nicht fressen!«

    »Es ist nicht gut, so allein zu sitzen; ich liebe die Langeweile nicht.«

    »So mache Er sie sich kurz!«

    »Ihr seid Werber?«

    »Hm, ja, wenn ich es richtig nehme. Warum?«

    »Weil ich Euch dann noch etwas zu fragen hätte.«

    »So frage Er!«

    »Sieht Er diesen Gulden hier?«

    »Hält Er mich etwa für blind? Er reckt ihn mir ja weit genug unter die Nase her.«

    »Diesen Gulden kann Er sich verdienen.«

    »Ah! Womit?«

    »Mit einer Auskunft, die Er mir giebt.«

    »Worüber?«

    »Ueber einen Mann, den ich suche.«

    »Wer ist's?«

    »Ein Schwindler und Betrüger, der sich für den Grafen Arthur von Hellbach ausgiebt.«

    »Ist mir noch nicht begegnet; kenne überhaupt die Hellbachs gar nicht!«

    »So! Dann hat er sich wohl einen andern Namen beigelegt. Ich bin sehr genau unterrichtet, daß er sich hier unter die Soldaten stecken will.«

    »Ist nicht geschehen; würde ihn sonst kennen,

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