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Der Schwur des Desperado: G.F. Barner 183 – Western
Der Schwur des Desperado: G.F. Barner 183 – Western
Der Schwur des Desperado: G.F. Barner 183 – Western
eBook123 Seiten1 Stunde

Der Schwur des Desperado: G.F. Barner 183 – Western

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Über dieses E-Book

Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails.
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.

Jedesmal, wenn Ross jemanden tötete, nahm er vorher genau Maß – und er tat es jetzt nicht anders. Der Mann unter der Felsklippe bückte sich. Er hatte keine Ahnung, daß der Fox-Karabiner von Jim Ross bereits eine halbe Minute auf ihn zeigte und jeder Bewegung seines Körpers folgte. Ross visierte sorgfältig an. Er mußte die Licht- und Schattenverhältnisse genau berechnen. Das Feuer flackerte ziemlich wild. Der Flammenschein sorgte dafür, daß Ross sein Ziel manchmal etwas verzerrt sah, aber der erste Schuß mußte sitzen, und Ross setzte das Gewehr nun ab. Er hatte genug gesehen. Sein wachsamer Blick schweifte über den Einschnitt des Soza Canyons, indem die beiden Wagen standen, und er sah die schwache Bewegung ganz links. Dort kroch Benito Capilares, der zweitbeste Mann, den Ross hatte, wie eine dicke, fette Spinne durch die Büsche. Rechter Hand kam der Schatten an einigen Organ-Pipe-Kakteen auch heran. Der Mann, der dort kroch, war Howard Vansitter, der eiskalteste und schlimmste Bursche, den Ross jemals gekannt hatte. Es war typisch für Vansitter, daß er ausgerechnet dort hinkroch, wo die junge blonde Frau mit aufgekrempelten Kleiderärmeln an einem Waschzuber stand. Vansitters Beziehungen zu Frauen hatten Ross schon oft Kummer gemacht, und manchmal hatte er Vansitter in die Hölle gewünscht. Der hagere Mann mit dem Gesicht eines Raubvogels stürzte sich wie ein Geier auf jeden Unterrock, den er erwischen konnte. Jim Ross blickte wieder zu dem kleinen Mann unten. Der Mann mochte etwa fünfundfünfzig Jahre sein. Er hatte einen grauen Schnauzbart und paßte in einen Sechsfüßer hinein. So makaber es war – Ross besah sich einen Mann und verpaßte ihm in Gedanken einen Sarg. Früher war Ross einmal Sargmacher gewesen.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum29. Sept. 2020
ISBN9783740971830
Der Schwur des Desperado: G.F. Barner 183 – Western

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    Buchvorschau

    Der Schwur des Desperado - G.F. Barner

    G.F. Barner

    – 183 –

    Der Schwur des Desperado

    Es gab nicht nur Engel in der Armee

    G.F. Barner

    Jedesmal, wenn Ross jemanden tötete, nahm er vorher genau Maß – und er tat es jetzt nicht anders.

    Der Mann unter der Felsklippe bückte sich. Er hatte keine Ahnung, daß der Fox-Karabiner von Jim Ross bereits eine halbe Minute auf ihn zeigte und jeder Bewegung seines Körpers folgte.

    Ross visierte sorgfältig an. Er mußte die Licht- und Schattenverhältnisse genau berechnen. Das Feuer flackerte ziemlich wild. Der Flammenschein sorgte dafür, daß Ross sein Ziel manchmal etwas verzerrt sah, aber der erste Schuß mußte sitzen, und Ross setzte das Gewehr nun ab. Er hatte genug gesehen. Sein wachsamer Blick schweifte über den Einschnitt des Soza Canyons, indem die beiden Wagen standen, und er sah die schwache Bewegung ganz links. Dort kroch Benito Capilares, der zweitbeste Mann, den Ross hatte, wie eine dicke, fette Spinne durch die Büsche. Rechter Hand kam der Schatten an einigen Organ-Pipe-Kakteen auch heran. Der Mann, der dort kroch, war Howard Vansitter, der eiskalteste und schlimmste Bursche, den Ross jemals gekannt hatte.

    Es war typisch für Vansitter, daß er ausgerechnet dort hinkroch, wo die junge blonde Frau mit aufgekrempelten Kleiderärmeln an einem Waschzuber stand. Vansitters Beziehungen zu Frauen hatten Ross schon oft Kummer gemacht, und manchmal hatte er Vansitter in die Hölle gewünscht.

    Der hagere Mann mit dem Gesicht eines Raubvogels stürzte sich wie ein Geier auf jeden Unterrock, den er erwischen konnte.

    Jim Ross blickte wieder zu dem kleinen Mann unten. Der Mann mochte etwa fünfundfünfzig Jahre sein. Er hatte einen grauen Schnauzbart und paßte in einen Sechsfüßer hinein.

    So makaber es war – Ross besah sich einen Mann und verpaßte ihm in Gedanken einen Sarg. Früher war Ross einmal Sargmacher gewesen. Er hatte einige Zeit als Gehilfe eines Leichenbestatters gearbeitet. Seitdem ordnete er seine Opfer nach der jeweiligen Sarggröße ein.

    Der Alte, dachte Ross, ist höchstens fünf Fuß und fünf Zoll groß, ein ziemlich schmaler Mann, der brauchte keine zwei Fuß Sargbreite – na ja, er wird gar keinen Sarg brauchen. Hallo, da kommt ja der andere auch schon!

    Ross hörte das Schnaufen von Lansing hinter sich. Bill Lansing wurde immer fetter. Er war früher ein mageres Kerlchen gewesen, hatte aber vor drei Jahren eine fette Mexikanerin kennengelernt, hinter deren Massigkeit und Fettpolstern sein mickriger Körper verschwunden war. Lansing lebte mit der Frau in Shulavo zusammen, und sie hatte ihn zu einem fetten Schwein hochgemästet. Seitdem konnte Lansing nur noch unter Schnaufen und Geächze kriechen. Jetzt schob er sich auf seinem Kugelbauch neben Ross.

    »Warte!« zischte Ross, als Lansing sein Gewehr auf die Klippe legen wollte. »Sie sind unten noch nicht soweit. Mann, was röchelst du wieder? Wenn du so weitermachst, trennst du dich entweder von Ambrosia, oder du trennst dich von uns. Du platzt demnächst noch, du Fettferkel!«

    »Sie kocht zu gut, Jim, sie kocht mich noch kaputt!«

    »Dann laß sie sausen, du Affe!«

    »Meinen dicken Ackergaul?« flüsterte Lansing. »Die legt dir einen hin, daß du denkst, dir geht das Rückenmark flöten! Und so was soll ich sausen lassen?«

    »Dann friß nicht soviel, du blöder Kerl, du kannst dich ja kaum noch anschleichen. He, stierst du etwa auch zu der Frau?«

    Die junge Frau beugte sich beim Waschen immer wieder vor. Sie hatte ihr Kleid am Hals aufgeknöpft. Der Feuerschein beleuchtete sie von vorn, und da sie kein Mieder trug, bewegten sich ihre Brüste im Takt der Waschbewegungen.

    »Ganz schön Fleisch für den Abend«, stellte Lansing grinsend fest. »Davon könnte ein Mann gut satt werden, was? Das ist wieder was für Vansitter. Daß der sie immer zuerst haben muß – Schweinerei!«

    Ross kniff die Lider zusammen. Er hatte nicht viel für Frauen übrig. Seine Mutter hatte sich nicht um ihn gekümmert und seinen Vater verlassen, um mit einem fremden Kerl nach Kalifornien zu gehen. Ross hatte zwei Freun­dinnen gehabt, aber beide hatten ihn betrogen und belogen. Und nun mochte er das Gerede über Frauen einfach nicht mehr – es ekelte ihn an.

    »Halt’s Maul!«

    Bill Lansing kannte den Ton und schwieg. Wenn Ross wütend wurde, konnte er jemanden mit den bloßen Fäusten totschlagen. Er hatte Leo Vansitter, den Bruder Howards, einmal mit zwei Schlägen so zertrümmert, daß der vier Wochen nicht gehfähig war und ein Vierteljahr eine Rippenwicklung tragen mußte. Nun war Leo Vansitter seit Monaten tot. Ross hatte niemanden mehr, an dem er seine Wut auslassen konnte, denn Howard Vansitter war ein schneller Mann, und er zog, wenn jemand auf ihn losging.

    »Paß auf, du Lustmolch!«

    Ross hatte den vielleicht sechsundzwanzigjährigen Mann unten auch schon eingestuft. Er hätte für ihn einen Achtfüßer gebraucht, denn der Bursche war ziemlich groß, wenn auch schmalbrüstig. Er hatte dunkles Haar, zog neben der jungen Frau sein Hemd über den Kopf und warf es ihr zu. Sie lächelte ihn an, zwickte ihn, als er näherkam, in seine Hüfte und lachte, als er fortsprang.

    Der junge Mann ging nun zum Futterkasten, nahm einen Eimer und füllte ihn.

    In dieser Sekunde erklang der Ruf des Pistolenvogels zweimal. Diese Eulenart flog nachts auf Beutesuche in den Lichtschein jedes Feuers. Das Signal war da – alle Männer lagen auf ihren Plätzen.

    »Fertig?« fragte Ross eiskalt. Er sah das Nicken des fetten Lansing und nahm das Gewehr an die Schulter.

    Der Alte unten saß nun auf einem Stein neben dem Feuer. Ross setzte das Gewehr an, zielte und atmete aus.

    Und dann drückte er ab.

    Die Kugel packte den Alten. Sie schleuderte ihn rücklings vom Stein herunter, und er fiel auf die kleineren Steine.

    Der eine Schuß war das Signal für die anderen Männer gewesen. Ross feuerte immer zuerst. Der Banditenboß, der seit Jahren den mittleren Gila-Trailweg nach Kalifornien unsicher machte, blickte jetzt zum Wagen. Zwischen seinem Schuß und dem Krachen der nächsten beiden Schüsse lagen keine anderthalb Sekunden. Jim Ross betrachtete den jungen Burschen ohne die geringste Regung. Die Kugel warf den Mann mit dem nackten Oberkörper zur Seite. Er kippte gegen die Deichsel des Wagens, fiel über sie und blieb auf ihr liegen.

    Der dritte Schuß ließ eine flache Blechschüssel umkippen und Wasser und Kartoffeln in den Sand kollern. Die alte Frau stürzte von ihrem Hocker, den sie neben das rechte Hinterrad des ersten Wagens gestellt hatte.

    Ross blickte teilnahmslos auf die drei Ermordeten hinab. Er hatte so viele Tote gesehen, daß ihn nichts mehr rühren konnte.

    Und dann schrie die junge Frau. Ross sah noch, daß sie losrannte und nach drei Schritten stehenblieb. Das Entsetzen verschloß ihr jetzt die Lippen, sie stand wie versteinert auf der Höhe des zweiten Wagens. Schon glaubte Ross, daß sie zu Boden sinken würde, als er den Schatten aus dem Kakteengestrüpp hervorschnellen sah.

    Vansitter rannte auf die junge Frau zu. Sie hatte das Brechen der Zweige gehört, vernahm nun das laute Keuchen des Mannes und stieß einen fürchterlichen Schrei aus. Anscheinend glaubte sie, daß nur ein Mann hier war – oder sie war so geschockt, daß sie blindlings davonlief. Die Frau rannte vor Howard Vansitter davon, erreichte die Büsche, schrie immer noch und verschwand dann. Sie war hingefallen. Vansitter tauchte in die Büsche ein, und in diesem Augenblick wünschte sich Ross wieder einmal, taub zu sein.

    Die gellenden Schreie hallten durch die Nacht, bis sie jäh erstickten.

    Eines Tages, dachte Ross, bringe ich Vansitter noch um, aber ich werde ihn von hinten niederschlagen müssen. Und dann breche ich ihm, sobald er wieder bei sich ist, alle Knochen und trete ihm…

    Ross wendete sich ab – er fuhr erst wieder herum, als er das Kind schreien hörte. Benito Capilares schwang sich auf den Bock des zweiten Wagens. Und Ross schauderte zusammen, denn er wußte, was Capilares, der Mann ohne Gewissen, tun würde…

    *

    »Gowan!«

    Sergeant Orson Gowan wurde es schlecht. Er hielt mitten im Gebüsch und neben der Frau. Wenngleich Gowan eine Unzahl niedergemetzelter weißer Frauen und Männer gesehen hatte – dies hier war anders. Es waren keine Indianer gewesen, die über die beiden Wagen hergefallen waren. Der Friede mit den Apachen hielt jetzt bereits drei Monate, und es hatte keine erschlagenen, mißbrauchten und zu Tode gemarterten Auswanderer mehr gegeben – es konnten also keine Indianer gewesen sein.

    »Gowan, zwei Mann zum Wagen – meine Frau soll nicht näher heranfahren, verstanden?«

    Orson Gowan biß sich auf die Lippen, Captain Joe Harricks hielt auf den Klippen und war bleich wie der Tod. Der Captain der A-Kompanie aus Camp Lowell sah sich nach dem leichten Buggy um. Er hatte neben seiner Frau gesessen, als man die Geier gesehen hatte und war dann auf sein Pferd gestiegen. Der gelbschwarz gelackte Buggy, ein Geschenk vom alten Nigel Ozmann an seine Tochter Rosalie, rollte langsam näher. Rosalie Harricks fuhr den Wagen mit sicherer Hand an einigen Steinbrocken vorbei. Es war ein Wunder, daß Harricks ihr

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