Das Diktat des Durchschnitts
Von Rudi Treiber und Karin Pfolz
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Buchvorschau
Das Diktat des Durchschnitts - Rudi Treiber
Vor dem Buch noch ein Wort
Es wird mir wahrscheinlich nicht viele Freunde schaffen, dieses Buch, und es wird Gräben aufreißen zwischen mir und denjenigen, die mich anders eingeschätzt haben, aber Gräben sind Zeichen des Angriffs aber auch der Verteidigung.
Mein Buch ist keine globale Verurteilung von Berufsgruppen, Religionen, Philosophien oder Ideen, aber sehr wohl ein Versuch einer Entlarvung dieser, die sich unter dem Deckmantel der Humanität, Politik, Wissenschaft oder Kunst verstecken, betrügen, sich bereichern, andere unterdrücken oder zerstören.
Mein Buch sieht sich als einen Appell an die furchtlosen und geradlinigen Menschen, die verantwortungsvollen Trendsetter, die ewigen Optimisten, die kreativen Individualisten, die Künstler und Philosophen, die Wirtschaftsformer und Idealisten.
Ich bin es mir schuldig, es allen erbarmungswürdigen Schleimern, die es allen Recht machen wollen, den rücksichtslosen Unterdrückern und feigen Opportunisten, den rückratlosen Scheinheiligen, krankhaften Wichtigtuern und ekelhaften Manipulanten, den egoistischen Umweltzerstörern und selbst ernannten Heilsbringern zu sagen, wie sehr ich sie verachte.
Ich möchte, auch wenn es mir bewusst ist, wenig zu verändern, nicht tatenlos zusehen, wie gewissenslose Macher unsere innere und äußere Welt zerstören, wie unfähige populistische Politiker, in ihrer wachsenden Dummheit und Arroganz, mit den Schicksalen der Menschen jonglieren, Menschen wie Marionetten bewegen und Illusionen zerstören.
Ich möchte dagegen aufstehen, sei es nur mit Wörtern und Sätzen, denn auch das Dulden macht schuldig. Ich sehe mein Buch als die kleinste Form einer geballten Faust, als emotionelle Explosion meiner neurotischen Leidenschaft die Gerechtigkeit zurückzugewinnen, auch wenn die Chancen gering sind.
Lasst uns nicht alleine. Steht auf und spuckt ihnen in ihre versoffenen, frustrierten Gesichter, die keine Leidenschaften auszudrücken mehr imstande sind. Sie ekeln mich an, mit ihren immer wiederkehrenden Phrasen, Worthülsen, Beteuerungen und Versprechungen, die sie nie einzuhalten gewillt sind.
Sie füllen ihre Bäuche und Bankkonten und auch die ihrer Nachkommen, verteilen ihre Pfründe und Einflussbereiche an Freunde und Erfüllungsgehilfen. Sie sind der menschgewordene Auswuchs einer Krankheit die man Gier, Macht und Egoismus nennt und sind gleichzeitig die leidvolle Erkenntnis, dass der Mensch die traurige Fehlkonstruktion des Universums ist, ein Produkt, das Gott an seinem schlechtesten Tag geschaffen hat.
Mein Buch ist keine Anleitung wie man es besser machen könnte, ich nehme mir das Recht heraus zu irren aber nicht zu verletzen, obwohl ich oft hart an der Grenze dazu bin, aber so bin ich mal. Man kann mich lieben oder hassen, dazwischen gibt’s nichts.
Wie ich zum Journalismus fand
Es ist eine kleine Weile her – damals – als der Journalismus noch Freiheiten hatte und ich jung und tatendurstig auf meine Zukunft blickte. Zumindest auf die Journalistische.
Meine Interessen lagen immer schon im Bereich der Informationsverteilung und Meinungsäußerung, was also sollte mich davor aufhalten, mich als Journalist zu versuchen? Zuvor gab ich vier Jahre ein Monatsmagazin im Burgenland heraus, das zwar finanziell interessant, für mich aber inhaltlich trivial war.
Eine große Tageszeitung suchte freischaffende Schreiberlinge. Flott und kompetent sollten die »Neuen« sein. Für mich doch kein Problem – bis zu dem Zeitpunkt, als ich die Menge an Gleichdenkenden sah, die sich ebenfalls um den Job bewarben. Durchweg Studiert mit Mag. und Doktortiteln.
Der Chef orderte alle »Jungspunde« zum Rapport und erklärte, was Sache ist. Eifrig griffelten die anderen in ihre Notizbücher – schwitzend und aufgeregt bombardierten sie den armen Mann mit ihren schwachsinnigen Fragen. Ich sah ihm an, dass er wenig Hoffnung in die Jugend setzte, denn der geforderte Artikel sollte noch in der Abendausgabe gebracht werden. Bei dem Tempo würde der nicht vor Jahresende fertig.
Ich notierte mir nicht ein Wort, drängelte zum Chefjournalisten und flüsterte ihm zu: »In zwei Stunden bin ich mit dem Artikel zurück«.
Ohne auf eine Antwort zu warten, hüpfte ich aus der Redaktion und ins nächste Taxi. Auf zum Strandbad an der alten Donau. Ein Artikel über die Sommerfrische des Wiener Volkes war gefragt.
Auf den Mund bin ich ja nie gefallen, also schlenderte ich nach meiner Ankunft durch das Areal des Bades und sprach einfach alle an, die ein wenig anders als Normalsterbliche wirkten. Menschen, für die dieser kleine Platz im Grünen und am Wasser wie eine andere Welt war, in der sie abschalten konnten und um den Alltag etwas verdrängen. Sommerresidenz Alte Donau – fast so wie ein Landsitz für die Armen.
Meine Beute an Worten war genial, obwohl es schwer war dort wegzukommen, ohne mindestens fünf bodenständige Grillmenüs und zehn Liter Sommerspritzer intus zu haben.
Knapp eineinhalb Stunden später war ich wieder in der Redaktion und schnappte mir die nächste Schreibmaschine – Computer waren zu der Zeit noch in weiter Ferne des Wunschdenkens schnellen Schreibens - und schrieb das Erlebte nieder. Genau nach den versprochenen zwei Stunden knallte ich dem Chefredakteur den Artikel vor die Nase.
Still las er meine Zeilen, dann klopfte er mir auf die Schulter und schickte mich mit dem Artikel in die Printredaktion.
Im Journalismus geht es nicht ums wichtigmachen oder Betteln um Stories. Da geht es einzig und alleine darum, dass man rasch reagiert und die Wahrheit nicht verdreht - zuhören, speichern, schreiben …
Die Geschichte über das Gänsehäufel, das Strandbad in Wien war für mich ein guter Start, ab dem Zeitpunkt war ich fixer Mitarbeiter dieser großen Tageszeitung und konnte durch meine lebensnahen Berichte so manchen Menschen erheitern oder ein wenig zum Nachdenken über die Welt und die Werte des Lebens bringen.
Wenn ich einmal groß bin, möchte ich ein Lehrer werden ...
Wenn ich einmal groß bin, möchte ich ein Lehrer werden, denn da kann ich in der Klasse mit vielen lieben Kindern sein. Ich kann ihnen zeigen, wie man rechnet und wie man schreiben lernt. Ich kann den Kindern viele Hausaufgaben geben. Diese muss ich dann zu Hause verbessern, aber ich muss gut aufpassen, denn wenn ich einen Fehler mache, regen sich gleich die Eltern auf.
Wenn die Kinder schlimm sind, muss ich mit ihnen viel reden, und wenn mir manche nicht zuhören, dann muss ich schreien, aber das sind sowieso viele von zu Hause gewöhnt.
In den Ferien ist es am schönsten, denn da muss ich nichts tun, und die anderen sind mir das neidig. Da habe ich es gut und lache. Aber wenn die Schule wieder beginnt, da haben wir wieder viel zu tun. Ich muss mir am Abend