Das Motorradbuch Dolomiten und Südtirol: 20 Routen um die Drei Zinnen
Von Dietrich Hub
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Über dieses E-Book
Ob Rennstrecken, Kurvenspaß oder Aussichtstour - die Dolomiten erfüllen jedes Bikervergnügen. Es geht durch die Provinzen Belluno, Trentino und Südtirol. Dabei führt Sie Szenenkenner Dietrich Hub nicht nur auf kurviger Strecke durch das "schönste Bauwerk der Welt", die Dolomiten, sondern auch zu den Biker-Hotspots entlang der Strecke: Bikertreffs, Fahrzeugmuseen, Teilemärkte, Werkstätten und mehr.
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Rezensionen für Das Motorradbuch Dolomiten und Südtirol
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Buchvorschau
Das Motorradbuch Dolomiten und Südtirol - Dietrich Hub
DIE TOUREN
Auf der Großen Dolomitenstraße zwischen dem Falzaregopass und Cortina d’Ampezzo
1
VOM TIMMELSJOCH KOMMEND NACH BOZEN
Auffahrt zum Penser Joch
Im Alpenrosenhof an der Passhöhe des Penser Jochs kann man auch übernachten, siehe S. 15.
Die meisten Dolomitenfahrer, die über den Hauptkamm der Alpen nach Südtirol fahren, düsen zielstrebig weiter in Richtung Osten zum Pustertal oder zum Grödnertal. Es wäre aber sehr schade, wenn man die Region westlich der Brenner-Autobahn nur im Vorbeifahren wahrnimmt.
Wer nach langer Zeit mal wieder übers Timmelsjoch fährt, wundert sich, was sich hier oben verändert hat. Die Zeiten, als hier nur eine Mautstation stand, sind schon lange vorbei. Der neue »Top Mountain Crosspoint« an der Mautstation der Timmelsjoch Hochalpenstraße auf ca. 2200 Metern Höhe beherbergt nicht nur ein Restaurant, sondern auch das neue »Top Mountain Motorcycle Museum«. Immerhin 230 klassische Motorräder werden hier präsentiert, dazu noch einige Auto-Oldtimer.
TOUR-TIPP
Andreas-Hofer-Museum
In Andreas Hofers Geburtshaus in St. Leonhard in Passeier ist ein Museum für ihn eingerichtet. Auch ein Dokumentarfilm über Hofer wird hier gezeigt. Anders als man befürchten könnte, wird im Museum keine kritiklose Heldenverehrung betrieben und kein unhistorischer Mythos gepflegt. So gibt es auch den Bereich »Helden & Hofer«, in dem thematisiert wird, wie Helden entstehen und wofür man sie gebrauchen und auch missbrauchen kann. Zum Museum gehört auch ein Freigelände, auf dem diverse traditionelle Häuser der Region zu betrachten sind.
Unsere Route beginnt an diesem österreichischen Grenzpass und führt nach Bozen, aber bewusst nicht auf dem direkten Weg. Natürlich wäre man auf der normalen Strecke über Meran schneller in Bozen als auf der hier beschriebenen Route. Aber zwei eher unbekannte Pässe, nämlich den Jaufenpass und das Penser Joch, wollen wir schon noch mitnehmen, bevor wir in die bekannteren Regionen Südtirols gelangen. Außerdem wollen wir uns unterwegs gleich zwei historisch bedeutsame Bauten anschauen. Dazu kommt, dass der Jaufenpass und das Penser Joch weniger stark befahren sind als die klassischen Dolomitenpässe wie Grödner Joch und Sellajoch. Diese beinahe einsame Route westlich der Brenner-Autobahn ist also insbesondere in der Hochsaison zu empfehlen, wenn es auf der sehr bekannten Dolomitenstraßen ziemlich eng zugeht. Für Spaß auf dieser Route sorgen auch die enormen Höhenunterschiede, die man innerhalb einer relativ kurzen Strecke überwinden muss.
Deutliche Höhenunterschiede gibt es auf jeder der hier beschriebenen Routen.
Das Jaufenhaus: Einfache Zimmer, aber mit Sonnenunter- und aufgängen auf über 2000 Metern Höhe
Das Timmelsjoch ist 2509 Meter hoch und deshalb für Motorräder nur wenige Monate im Jahr befahrbar. Für den Grenzpass wird Maut verlangt, für Motorradfahrer für die einfache Strecke 14 €. Direkt am Pass werden unter dem Namen »Timmelsjoch-Erfahrung« Kunstwerke präsentiert. Die Kunstwerke sind aber recht groß, denn entwickelt wurde ein Erlebniskonzept aus sechs Stationen: Steg, Schmuggler, Passmuseum, Fernrohr, Granat und Museum Timmel Transit. Das Passmuseum ist ein seltsamer Betonkasten, der horizontal in die Gegend ragt. Darin kann man sich darüber informieren, wie die Hochalpenstraße erbaut wurde.
Vom Timmelsjoch ins Passeiertal fährt man 1800 Höhenmeter bis nach Sankt Leonhard hinunter. Auf halber Strecke steht in Moos im Passeiertal ein ehemaliger Bunker, der mit einer Glasfassade aufgepeppt wurde. Er war Teil des Alpenwalls, mit dem Italien sich vor Angriffen aus dem Norden schützen wollte. Konkret befürchtete man, dass der Feind übers Timmelsjoch nach Italien eindringen könnte. Falls das Timmelsjoch nicht zu halten wäre, sollte der Feind danach in tieferer Lage gestoppt werden. Italien hat auch dann noch am Alpenwall weitergebaut, als es schon mit Deutschland-Österreich verbündet war. Offensichtlich zweifelte Italien daran, dass man sich auf Verbündete wirklich verlassen kann. Einstmals war die Anlage bewusst unauffällig in den Fels hineingebaut, um sie vor feindlichen Artillerie- oder Bombenangriffen zu schützen. Heute ist dieses Relikt aus vergangenen Zeiten mehr als auffällig, weil man davor eine imposante Fassade erstellt hat. Aus zerbrechlichem Material, nämlich mit einem Glasvorbau vor die Bunkerfront. Das Bunkermuseum ist keineswegs nur als Kriegsmuseum gebaut. Es informiert auch über Flora und Fauna der Texelgruppe, zeigt archäologische Funde und vermittelt in audiovisuellen Shows etwas vom Gefühl der Soldaten, die im Bunker auf den herannahenden Feind warteten. Angegriffen wurde der Bunker in Moos nie, genauso wenig wie die anderen Festungen des Alpenwalls.
Von Sankt Leonhard in Passeier geht es wieder 1400 Meter nach oben, bis wir den Jaufenpass erreichen. Der Jaufenpass (italienisch Passo di Monte Giovo) ist 2094 Meter hoch. Aufgrund seiner Randlage ist er einer der weniger befahrenen Pässe in Südtirol. Nördlich des Passes ragen die Ötztaler Alpen in die Höhe, südlich die Sarntaler Alpen. Seinen Namen hat der Pass vom Berg Jaufenspitz. Was Südtirol insgesamt angeht, liegt der Pass etwas abseits. Man kommt hier eigentlich nur vorbei, wenn man vom Timmelsjoch kommend nach Sterzing fährt oder aber von Sterzing nach Meran. Diese Lage etwas abseits der üblichen Touristenmagnete macht den Jaufenpass so schön: Hier herrscht kein Massenbetrieb wie z.B. auf dem Sellajoch.
In Sterzing kommt man wieder unten in der Talsohle des Eisacktales an. Interessant ist es, auf dem Weg nach Süden nicht dem »Mainstream« der Brenner-Autobahn oder der alten Brennerstraße nach Bozen zu folgen, sondern wieder nach oben aufs Penser Joch zu fahren. Die Nordrampe des Penser Joches, die 19 Kilometer von Sterzing aus bergauf führt, ist interessanter als die fast 50 Kilometer, die man dann wieder bergab in Richtung Süden bis Bozen fährt.
TOUR-TIPP
Übernachten in Berghütten
Auf mehreren Passhöhen kann man übernachten. Die Häuser auf den Pässen liegen über 2000 Meter hoch und sind praktisch Berghütten, auch wenn sie im Sommer per Auto oder Motorrad erreichbar sind. Berghütten heißt: kein Luxushotel, sondern meistens Zimmer ohne eigene Sanitärzelle, Toilette und Dusche gibt es auf dem Stockwerk. Auch sonst ist keine gediegene Ausstattung zu erwarten. Manche der Hütten haben auch noch Matratzenlager. Der große Vorteil solcher Quartiere ist: Kurven gibt es bis zum Abendessen und gleich nach dem Frühstück. Noch beeindruckender ist es abends, wenn auf der Passstraße Ruhe eingekehrt ist, den Sonnenuntergang auf der Terrasse bei einem Gläschen Wein zu genießen.
DIE TOUR IM ÜBERBLICK
Schwierigkeitsgrad: Leicht
Streckenlänge: 132 km
Reine Fahrtzeit: 3 Std.
Zeitaufwand inkl. Sightseeing: Es wäre äußerst schade, einfach nur »durchzuheizen«. Einmal übernachten sollte man schon, am besten oben auf dem Jaufenpass oder dem Penser Joch.
Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober
Startort: Timmelsjoch
Zielort: Bozen
Mein Hotel-Tipp: Die beiden Berghütten Jaufenhaus oder Alpenrosenhof
Unbedingt anschauen: Die Pässe Timmelsjoch (2509 Meter), Jaufenpass und Penser Joch (2211 Meter), das Andreas-Hofer-Museum und das Bunkermuseum Moos
2
VOM RESCHENSEE ÜBER MERAN BIS BOZEN
Blick ins Vinschgau. Links unten das Schloss Tirol.
Der Reschensee – mit dem wohl weltweit am meisten fotografierten Kirchturm
Die Anfahrt über den Reschenpass kommt vor allem für diejenigen Motorradfahrer infrage, die vom Bodensee kommend durch Vorarlberg nach Tirol und von dort aus nach Südtirol fahren.
Der knapp einen Kilometer hinter dem Reschenpass liegende Reschensee ist vor allem wegen eines Foto-motives berühmt: Der Kirchturm des versunkenen Ortes Graun ist schon von so vielen Menschen fotografiert worden, dass er wohl von Portugal bis Japan bekannt ist. Was heute eindrucksvoll aussieht, wurde 1950 gegen den Willen der Einwohner durchgesetzt: 163 Häuser des Ortes Graun versanken in den Fluten des neu erbauten, sieben Kilometer langen Stausees. Den Reschensee gab es schon vorher, allerdings wurde der Wasserspiegel um 22 Meter erhöht – und dafür ein Dorf geopfert. Das ab 1948 erbaute Großkraftwerk in Schluderns sah man als wichtiger an als die Schicksale der Dorfbewohner, die sich irgendwo eine neue Heimat suchen mussten. Trotz Entschädigungszahlungen verschlechterte sich für die meisten von ihnen ihr weiteres Leben.
TOUR-TIPP
Die Thermenanlage in Meran
In Meran gibt es auch eine große Thermenanlage. Der im Jahr 2005 fertiggestellte Wellnesstempel ist schon von seiner Architektur her beeindruckend. In der lichtdurchfluteten Anlage – ein Komplex aus