Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Tirol von Mensch zu Mensch: Zeitzeugen im Gespräch
Tirol von Mensch zu Mensch: Zeitzeugen im Gespräch
Tirol von Mensch zu Mensch: Zeitzeugen im Gespräch
eBook232 Seiten2 Stunden

Tirol von Mensch zu Mensch: Zeitzeugen im Gespräch

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

TIROL UND SEINE MENSCHEN: FÜNF BEMERKENSWERTE PERSÖNLICHKEITEN ERZÄHLEN
Fünf faszinierende Tiroler Persönlichkeiten begegnen uns einmal ganz nahe:

Hansi Hinterseer,vor allem als CHARISMATISCHER SCHLAGERSTAR bekannt, berichtet aus seinem turbulenten Leben und seiner vielfältigen Karriere als Moderator, Schauspieler und Ex-Skirennläufer, aber auch von seinen ganz privaten Erinnerungen aus der idyllischen Kindheit auf der Seidlalm.

Der SÜDTIROLER UNTERNEHMER UND LANGJÄHRIGE LANDESKOMMANDANT des Tiroler Schützenbundes, RICHARD PIOCK, erzählt fesselnde Geschichten aus der Wirtschaft, lässt teilhaben am neuesten Fortschritt industrieller Technologien und bringt uns seinen Photoarchiv-Verein TAP ein wenig näher.

Ein weltweit bekanntes Familienunternehmen: EVELYN HAIM-SWAROVSKI, Urenkelin von Firmengründer Daniel Swarovski, spricht über die wirtschaftliche und soziale Verantwortung als GESELLSCHAFTERIN DES WATTENER UNTERNEHMENS, sowie über ihre Leidenschaft und ihr Engagement als Dressurreiterin.

GERMAN ERD, ABT DES STIFTES STAMS im Tiroler Oberland, blickt auf ein bereicherndes Leben als Priester, Ordensmann, Erzieher, Lehrer, Schuldirektor und MANAGER DES ZISTERZIENSERORDENS zurück und teilt seine Gedanken über Gelassenheit, Optimismus und Glaube in der heutigen Welt.

Die gelernte Restauratorin HERLINDE MOLLING macht eindringliche Einblicke in die Tiroler Geschichte möglich, indem sie von ihren RISKANTEN ERLEBNISSEN als Südtirol-Aktivistin berichtet, bei denen sie in den 1960er Jahren als junge Mutter Waffen und Sprengstoff nach Südtirol transportierte.

Diese fünf Beiträge geben Einblicke in die persönliche Geschichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und lassen dabei ein ganz PERSÖNLICHES BILD DER MENSCHEN AUS TIROL entstehen. Dieser Band versammelt Beiträge zu:

-Hansi Hinterseer
-Richard Piock
-Evelyn Haim-Swarovski
-German Erd
-Herlinde Molling
SpracheDeutsch
HerausgeberHaymon Verlag
Erscheinungsdatum12. Dez. 2019
ISBN9783709939079
Tirol von Mensch zu Mensch: Zeitzeugen im Gespräch

Ähnlich wie Tirol von Mensch zu Mensch

Ähnliche E-Books

Moderne Geschichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Tirol von Mensch zu Mensch

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Tirol von Mensch zu Mensch - Tiroler Tageszeitung

    Holding

    Hansi im Glück – die vielen Karrieren des Herrn Hinterseer

    Von Marco Witting

    Hansi Hinterseer im Zeitzeugengespräch mit Bernhard Aichner

    Es ist so etwas wie der erste richtige Sommertag 2019. Vor dem Café Praxmair stapeln sich kurz vor 10 Uhr vormittags noch die Tische. Hier braucht man an diesem Tag noch ein paar Minuten, bis der Betrieb losgehen kann. Gegenüber werden auf den Terrassen der gleichförmig durchgestylten Lokale unterdessen bereits Sonnenbrillen präsentiert, für die man andernorts einen feinen Kurzurlaub kriegen würde.

    Kitzbühel eben. Doch auch das, was sich im Café Praxmair hinter der Glasschiebetür versteckt, ist Kitzbühel. Vorbei an einer großen und gut gefüllten Kuchenvitrine geht es in einen langgezogenen Raum. Ganz hinten sitzen, angeregt diskutierend, zwei Männer. Es könnten Bauarbeiter sein. Schräg davor sitzen drei Paare. Wohl Touristen. Sie blicken immer wieder zur Tür. Der Grund, warum sie hier und heute da sitzen, der wird an diesem Tag erst später klar.

    Die junge, lächelnde Eigentümerin des Cafés grüßt freundlich. Deutet auf einen großen runden Tisch mit Eckbank und drei Stühlen, der etwas versteckt hinter dem Eingang steht. „Des is sei Platzl. Er kimmt sicher glei", sagt sie.

    „Er kommt wirklich „glei, als die Chefin den Kaffee serviert. Mit blauem, leicht aufgeknöpftem Hemd, in Jeans und sichtlich gut gelaunt. Winkt freundlich in den Raum. Man kennt sich. Dann setzt er sich an den runden Tisch in die Ecke. Lächelt, mit einer Mischung aus Freundlichkeit und Zurückhaltung, und sagt: „Griaß di. Hast guat herg’funden?"

    Hansi Hinterseer.

    Der Mann, der so viele Karrieren auf sich vereint wie kaum ein anderer. Skifahrer. Teenager-Idol. Rebell. Nationalheld. Gesamtweltcupsieger im Profisport. Kommentator. Sänger. Moderator. Schauspieler. Skiträger. Zielscheibe von Fanliebe und auch zuweilen Spott. Die Zahl seiner Karrieren wird eigentlich nur durch die Zahl der Klischees, die man ihm gelegentlich andichtet, übertroffen. Dass alles immer bärig sei. Sein: Griaß eich, Leit’ln. Dass er nur eine heile Welt verkaufe. Die Moonboots. Die Sonnenbrille. Die Haarfrisur. Sein unverkennbares Lächeln.

    Nicht jeder mag Hansi Hinterseer. Doch jeder scheint zumindest eine Meinung zu diesem Menschen zu haben. An diesem Junitag in seinem Kitzbühel zeigt sich der mittlerweile 65-Jährige so, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Unkompliziert. Freundlich. Höflich. Strahlend. Liebenswert. Bei genauerem Blick im Gespräch sogar schüchtern und zurückhaltend. Es braucht ein wenig, bis er beim Plaudern über sein Leben lockerer wird. Keinesfalls wirkt das gespielt. Oder aufgesetzt. Im Gegenteil. Das wird spätestens klar, als ein Kitzbühler (ganz offensichtlich während seiner Dienstzeit) am Tisch vorbeikommt. Kurz den Hansi sieht und dann wissen will, ob hier gleich eine Kartenpartie anstünde. Wenn ja, dann würde er kurz mitspielen. Hier findet sich eine gesellige Runde, wie scheinbar so oft.

    Hansi Hinterseer musste wohl viel über sich lesen und hören. Lob und Kritik. Wahres und Erfundenes. Von der Ferne betrachtet dürfte er sich früh eine dicke Haut zugelegt haben, um damit und mit der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit umzugehen. Auf den nun folgenden Seiten kann er seine Geschichte erzählen. Geschichten, die er an diesem Junitag in Kitzbühel zum Besten gab und ein paar Tage zuvor im Haus der Musik, als erster Gast der Zeitzeugen-Reihe 2019.

    Ein Start von ganz oben

    Ein Start von der Seidlalm? Für die Abfahrer auf der Kitzbühler Streif wäre das wohl eindeutig zu kurz gedacht. Für das Leben von Hansi Hinterseer war der Start dort aber ein traumhafter. Er spricht nicht viel darüber, wie die Situation in jener Zeit war. Doch um diese zu begreifen, muss man sich in das Tirol des Jahres 1954 zurückversetzen. Und Hansi war ein uneheliches Kind. Damals etwas, das im beschaulichen Städtchen nicht gern gesehen war. Seine Mutter, die ihn weggab, erwähnt er nicht. Das Verhältnis zu Vater Ernst, selbst bekanntlich Olympiasieger und Skilegende, war meist schwierig. Doch über die Großeltern, speziell über seinen Opa, spricht Hansi Hinterseer viel und gerne. Und voll Liebe.

    So erzählt er im Zeitzeugen-Gespräch im Innsbrucker Haus der Musik: „In der heutigen Zeit kann man sich das ja gar nicht mehr vorstellen, wie das damals war. Sehr idyllisch natürlich. Es war halt damals so. Mein Vater war zu der Zeit viel unterwegs. Skifahrerisch. Und ich habe das Glück gehabt, dass ich bei meinen Großeltern aufwachsen durfte. Das ist für mich das Schönste gewesen. Wir haben eigentlich nichts gehabt. Und wir haben damit auch alles gehabt. Dann führt Hinterseer seine Fans auf die gedankliche Reise auf die Seidlalm in Kitzbühel. Direkt an der legendären Skirennstrecke auf 1205 Metern gelegen. Oder, um es mit Hansis Worten zu sagen: „ein Paradies. Mit den Großeltern und der Tante wuchs er, am 2. Februar 1954 geboren, dort auf. „Wir hatten 45 Stück Viech, zehn Rösser. Da aufzuwachsen, mit solchen Persönlichkeiten wie meinem Großvater, der mir dann so viel gegeben hat für mein Leben, das war ein Geschenk. Um vier Uhr in der Früh habe ihn der Opa schon geweckt, um die Tiere zu holen. „Das hat mir damals natürlich nicht so gefallen. Ist aber natürlich eine ganz normale Sache in einer Landwirtschaft. Doch das bäuerliche Leben, es gefiel dem kleinen Hansi, der mit zwei Jahren dann schon auf den Skiern, die einmal seine Welt bedeuten sollten, stand. Nicht ganz so gefallen hat ihm dagegen die Schule.

    Doch die Abneigung dagegen begann irgendwie schon im Kindergarten. Den er insgesamt stolze zwei Stunden lang in seinem Leben besuchte. „Der Tatti, also der Großvater, hat zu mir gesagt, dass ich in den Kindergarten soll. Und ich wollte einfach nicht. Er hat mich dann aber doch dazu überredet, dass ich mir das anschauen soll. Ich sehe es heute noch vor mir, wie ich den Klosterfrauen dort begegnet bin. Ich habe mir das dann angeschaut und hatte Angst vor den Geistlichen. Zwei Stunden hab ich’s ausgehalten, dann bin ich abgehauen und zurück auf die Seidlalm. Dort bin ich dann in den Stall hinein und hab zum Tatti gesagt: ‚I mag nie wieder in den Kindergarten‘. Und musste dann auch nicht mehr wieder hingehen. Das war mein einziges Erlebnis dort." Ganz so leicht ging das bei der Schule aber dann nicht mehr. Auch wenn Hansi wenig Freude daran fand, wie er erklärte. Da kam er nicht aus. Einziger Trost zu jener Zeit: Zumindest im Winter konnte er mit den Skiern frühmorgens ins Tal fahren. Und mittags mit der Gondel wieder nach Hause.

    Der Großvater bewirtschaftete zu seiner Zeit auch die Landwirtschaft von Schloss Lebenberg. Auf der dortigen Stiege stellte ihn der Opa einst zum ersten Mal auf die Ski. Und ließ ihn „herunterschießen, wie Hinterseer im Zeitzeugen-Gespräch erklärte. Ein paar Jahre später, im Schulalter, war der Hansi dann schon ein geübter Alleskönner auf den zwei Brettln. „Ich bin vom Haus raus. Zog die Ski an und fuhr ins Tal. Und kaum klingelte die Schulglocke, ging es wieder rauf auf den Hahnenkamm. Da hätten sich einige Fahrten mehr ergeben manchmal. Auch die eine oder andere Verspätung in der Früh fing sich der kleine Blondschopf damals, sehr zum Ärgernis der Lehrer, ein. Es seien schon etliche Fehlstunden zusammengekommen im Unterricht. „Man muss sich das aber schon auch vorstellen. Wenn Neuschnee war oder es geregnet hat, dann musste ich als Sechsjähriger da auch ins Tal. Aber natürlich habe ich so Skifahren gelernt." Und wenn der kleine Hansi einmal wieder überfällig war, dann wurde das Rettungstelefon, sonst nur in Fällen von schweren Verletzungen in Gebrauch, bemüht, um nach dem kleinen Rennfahrer, der eigentlich in der Schule sein sollte, zu suchen.

    „Ich bin mit der Natur aufgewachsen. Habe dort durch meinen Großvater auch viel gelernt. Das kann man eigentlich nur jedem Kind wünschen, dass man so aufwächst. Man lernt gewisse Werte im Leben, die ich ganz gut gebrauchen konnte. Früh war klar, dass für Hinterseer das Skifahren eine zentrale Rolle spielen würde. „Es gab nicht viele Möglichkeiten. Die Landwirtschaft und das Skifahren. Das war dann natürlich etwas, das mich schon gelockt hat. Wir haben ja nix gehabt. Rennfahrer oder Bergbauer, das seien die Ziele im Leben des jungen Hansi Hinterseer gewesen.

    In den Gesprächen kam Hinterseer sehr oft auf die prägende Erziehung zurück. So habe ihm der Opa gelehrt, dass Stress nur etwas Negatives sei. „G’neatig", also mehr oder weniger viel zu tun, habe man gehabt. Das solle er aber positiv wahrnehmen, riet ihm der Tatti.

    Rückblickend sei die Kindheit schon so etwas gewesen wie ein „Heidi-Film. Von der er „keine Sekunde missen möchte und in der die Tante zur kleinen Familie gehörte, die den kleinen Hansi aufzog. „Ich habe für die Erziehung meiner Kinder viel mitgenommen. Mein Opa war so ein großartiger Mensch. Er hat in einem Satz so viel gesagt wie ein Uni-Professor in zehn. Als junger Bua ist man ja dann schon auch stürmisch. Aber er hat mir gezeigt, wie man mit Bedacht Sachen anpackt und angeht. Die Erinnerungen an jene Zeit nennt er „wunderbar. Speziell, weil der Umgang mit der Natur und Heimat ganz besonders gewesen sei. Auf die Frage, wie denn der Großvater war, zögert Hansi Hinterseer zunächst ein wenig, ehe er milde zu lächeln beginnt. „Eine Erscheinung. Liebevoll. Er hat nicht viel gesagt. Aber wenn er etwas gesagt hat, dann hat das gepasst. Die Ruhe. Man muss sich schon auch vorstellen, dass dieser Mensch den Ersten und Zweiten Weltkrieg miterlebt hatte und dort im Einsatz verletzt wurde. Auch seinen beiden Töchtern wollte er vor allem diese Werte mitgeben. Zu grüßen. Bitte. Danke. Das seien jene Dinge gewesen, die er mitgeben wollte. „Was die Kinder daraus machen, müssen sie dann selber wissen. Aber ein Fundament mitgeben, das war mir wichtig.

    In der Stube sammelten sich schon in Jugendjahren die Pokale. (Foto: Privatarchiv Hinterseer)

    Hinterseer im Alter von 15 Jahren. Die Abfahrt von der Seidlalm stand im Winter auch damals täglich am Programm. (Foto: Privatarchiv Hinterseer)

    Ein Jahrhunderttalent

    Mit 14 Jahren haben junge Burschen vieles im Kopf. Träume. Ziele. Hoffnung. Mädchen. Vielleicht eine Idee, was sie einmal machen werden. Doch das sind meist Ideen, die letztlich mit der Realität wenig zu tun haben. Hansi Hinterseer war auch auf diesem Gebiet anders. Er war, das kann man wohl so einfach sagen, im Skifahren ein Jahrhunderttalent. Und mit 14 Jahren eben schon Mitglied im Kader der österreichischen Skinationalmannschaft. Ein Bursche unter Männern.

    Ob er seine Jugend dafür geopfert hat? „Jein, weicht Hinterseer etwas aus. Um dann zu erklären: „Mit 14 in die Mannschaft zu kommen ist nicht normal. Du bist dann plötzlich mit 30-jährigen Männern unterwegs und ich hab sicher auch auf ein paar Sachen in meiner Jugend verzichtet. Andererseits habe ich in der Zeit auch fürs Leben gelernt. Ich möchte nichts missen. Ich habe die ganze Welt gesehen, das ist natürlich auch nicht normal.

    „Ich war sehr talentiert. Aber es sei auch nicht leicht gewesen, der Sohn des Olympiasiegers Ernst Hinterseer zu sein. „Dennoch musste auch ich mir alles erlernen. Der Sport war für mich die beste Lebensschule. Siege. Niederlagen. Mit dem muss man als junger Mensch erstmal umgehen lernen und das hilft mir auch noch immer. So kam es, dass Hansi die Kinder-, Schüler- und Jugendrennen dominierte. Und das jüngste Teammitglied der Nationalmannschaft des ÖSV wurde. In einer Zeit, in der auch noch ein Karl Schranz gefahren ist – und Skisport einen enorm hohen Stellenwert im Land hatte. „Das war für mich eine tolle Sache, diese Stars zu sehen und mit denen zu trainieren, erklärt Hinterseer im Zeitzeugen-Gespräch. „Da ist die Musik schon anders gespielt worden, fügt er an.

    So kam es, dass er in Kranjska Gora (heutiges Slowenien) mit der Startnummer 133 sein erstes Weltcuprennen fuhr – und 33. wurde. Während er kurz davor 1968 noch österreichischer Schülermeister im Slalom wurde. An seinen ersten Auftritt bei den arrivierten Läufern erinnert sich der Kitzbühler noch gut. „Ich habe mir die ersten Läufer noch im Ziel angeschaut. Etwa den Jean-Claude Killy. Ich war voll motiviert und wollte einfach alles zerreißen. Ich bin wohlbehütet aufgewachsen in dem Zirkus und hatte tolle Menschen um mich herum, die sich auch um mein Material gekümmert haben. Das war alles noch eher spielerisch natürlich. Da kam mir mein Talent zugute. In der Zeit, wo man als Bub gerne in die Disco gegangen wäre oder auch ein nettes Dirndl angesprochen hätte, hab ich für den sportlichen Erfolg auch auf einiges verzichten müssen. Weil schon damals war jemand da, der gesagt hat: ‚Entweder Skifahren oder was anderes.‘"

    Damals fuhr Hinterseer mit dem White Star einen Kneissl-Ski aus Tirol. „Mit dem bin ich schlafen gegangen. Als das vielversprechende Skitalent zwölf war, übernahm Vater Ernst das Training. „Er war da sehr zielbewusst. Ein sturer Teufl, was ich vielleicht ja auch bin. Ich habe aber sehr sehr viel gelernt von ihm, erzählt der Zeitzeuge in der Rückschau.

    „Ehrfürchtig spricht Hinterseer etwa von Karl Schranz, den er als „Nummer eins damals bezeichnet. Und erzählt so einige Anekdoten aus der Zeit. Etwa jene aus dem Gasthof Mühle in Kaprun bei einem Trainingslager. Während die Stars der Branche vor dem Hotel saßen und Karten spielten, hätten die jungen Läufer deren Koffer aufs Zimmer tragen müssen. „Das war damals halt so. Aber man habe auch vom Wissen der Stars profitiert. Beim Trainingslauf tags darauf fuhr der junge Hinterseer, so erzählt er es, dann allen um die Ohren. „Ich bin mit 14 Jahren dann Bestzeit gefahren. Worauf der Karl Schranz gesagt hat, dass die Zeitmessung nicht stimmt. Als ich dann beim zweiten Mal wieder gefahren bin, war ich wieder der Schnellste. Es habe eine Hierarchie damals gegeben, er habe aber auch viel gelernt von den damaligen Stars.

    Von Trainingslager zu Rennen und retour. Selbstständigkeit lernt man in dieser Branche sehr schnell. Irgendwo zwischen Einzelkämpfer und Teamplayer. „Man muss am Start alleine die Leistung bringen. Das ist ein schmaler Grat. Wobei man dann auch in der Kameradschaft wieder viel Kraft herausziehen kann." Am 8. März 1973 holte sich Hinterseer in Anchorage/Alaska seinen ersten

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1