Die disruptive Transformation: Gedanken zur Wirkmächtigkeit der memetischen Evolution
Von Hermann R. Bolz
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Über dieses E-Book
Nach einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Begriff Nachhaltigkeit geht der Autor auf die Wirkungen der memetischen Evolution ein. Diese beschleunigt die Entwicklung menschlicher Gesellschaften insbesondere durch die bio- und informationstechnologische Revolution. Daneben wird auf weitere Megatrends unserer Tage wie Urbanisierung, Energiebereitstellung, Herrschaftssysteme, Raumfahrt und Bildung eingegangen.
Nach einer Behandlung der Übergangsphänomene Klimawandel, Biodoversität, Bevölkerungsentwicklung und Mobilität wird der Blick auf eine mögliche transmemetische Zukunft gerichtet. Welche Rolle spielt der Mensch in einem Zeitalter denkbarer künstlicher Intelligenz und künstlichen Bewusstseins?
Ein Büchlein, das nachdenklich machen will.
Hermann R. Bolz
Hermann Roland Bolz, born 1952 in Kaiserslautern, experienced a happy childhood and youth there. Inspired by his father, who was an aviation enthusiast, he took up model flying at an early age and, building on this, gliding at the age of 14, which he still practices today as a flight-instructor. After graduating from high school, he enlisted in the German Air Force for two years. His military service was overshadowed by the dramatic and tragic events surrounding the Israeli Olympic team, which he experienced directly as a deputy guard commander at the Fürstenfeldbruck Airbase in 1972, and which had a lasting effect on his attitude to life. He then studied forestry in Freiburg/Breisgau. His subsequent professional career included numerous stations within and outside the forestry administration of Rhineland-Palatinate. After the fall of the Iron Curtain, he worked as an official assistant in Thuringia, as an administrative modernizer in the Rhineland-Palatinate State Chancellery and, last but not least, as a development aid worker in Jordan. Until his retirement in 2019, he was director of the Central Office of the Forestry Administration in Neustadt an der Weinstraße. Hermann Roland Bolz is married and father of seven children. He is influenced by his forestry profession, which is oriented toward broad time horizons and complex natural and socioeconomic systems, and is continually inspired by the unique world perspective of a glider pilot. Central to his actions is the desire to fulfill his responsibility to future generations. For this reason, he is now intensively involved with the current challenges facing society. The focus is on the question of sustainable development of mankind.
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Buchvorschau
Die disruptive Transformation - Hermann R. Bolz
Der Autor
Hermann Roland Bolz, 1952 in Kaiserslautern geboren, erlebte dort eine glückliche Kindheit und Jugend. Angeregt durch seinen flugbegeisterten Vater widmete er sich schon früh dem Modell-, und hierauf aufbauend bereits mit 14 Jahren dem Segelflug, welchen er auch heute noch als Vereinsfluglehrer betreibt.
Nach dem Abitur verpflichtete er sich für zwei Jahre bei der Bundesluftwaffe. Sein Wehrdienst war überschattet von den dramatisch-tragischen Ereignissen um die israelische Olympiamannschaft, welche er als stellvertretender Wachhabender im Jahre 1972 auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck unmittelbar erlebte, und die ihn in seiner Lebenseinstellung nachhaltig prägten.
Anschließend studierte er Forstwissenschaften in Freiburg im Breisgau. Sein hieran anknüpfender beruflicher Lebensweg umfasst zahlreiche Stationen inner- und außerhalb der Forstverwaltung von Rheinland-Pfalz. So war er nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als Amtshelfer in Thüringen, als Verwaltungsmodernisierer in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und nicht zuletzt als Entwicklungshelfer in Jordanien tätig. Bis zu seiner Ruhestandsversetzung im Jahre 2019 war er Direktor der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße.
Hermann Roland Bolz ist verheiratet und Vater von sieben Kindern.
Er ist geprägt durch seinen an weiten Zeithorizonten und komplexen natürlichen und sozioökonomischen Systemen orientierten forstlichen Beruf und inspiriert sich immer wieder durch die einzigartige Weltperspektive des Segelfliegers. Im Mittelpunkt seines Handelns steht der Wunsch, seiner Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht zu werden. Daher beschäftigt er sich heute intensiv mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei die Frage der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit.
Für Swolke,
die nie stirbt, weil sie nicht geboren wurde.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die disruptive Transformation
Im Reigen der Evolutionen
Der Treiber der disruptiven Transformation: Die memetische Evolution
Die memetische Nische
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit – eine anthropogene und anthropozentrische Leitidee
Dimensionen der Nachhaltigkeitsidee
Die Nachhaltigkeitsidee absolut
Die Nachhaltigkeitsidee normativ
Die Nachhaltigkeitsidee strategisch
Die Nachhaltigkeitsidee operativ
Megatrends
Urbanisierung
Re-embedded
Dis-embedded
Energie
Re-embedded
Dis-embedded
Informationstechnologie
Re-embedded
Dis-embedded
Biotechnologie
Re-embedded
Dis-embedded
Herrschaftssysteme
Re-embedded
Dis-embedded
Raumfahrt
Re-embedded
Dis-embedded
Bildung
Re-embedded
Dis-embedded
Zwischenfazit
Übergangsphänomene
Klimawandel
Biodiversität
Bevölkerungsentwicklung
Mobilität
Transmemetische Zukunft
Der Hybridmensch
Die Emanzipation der elektronischen Datenverarbeitung
Der Mensch und das Netz
Gesamtschau
Dank
Glossar
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Vorwort
Wir durchleben eine Zeit intensiven Wandels. Viele sprechen von einer Zeit der großen Transformation.¹ Andere bezeichnen unser Zeitalter als Anthropozän², welches das seit 11.700 Jahren anhaltende Holozän ablöst. Gerade Letzteres ist ein Beleg dafür, wie die Überprägung der Erde durch den Menschen an Wirkmächtigkeit gewonnen hat. Beide Ansätze treffen jedoch nur bedingt den Kern dessen, was derzeit geschieht. Es bahnt sich ein grundsätzlicher, weitgehend pfadunabhängiger Wandel an, der als solcher wiederum selbst die Menschheitsentwicklung, und damit das Anthropozän, überformen kann. Deshalb wird hier von der disruptiven Transformation gesprochen.³
Treiber dieser Transformation ist derzeit die memetische Evolution.⁴ Diese generiert und erfordert gleichzeitig Trends, die die Entwicklung der Menschheit bereits in der Vergangenheit geprägt haben und dies in den nächsten Jahrzehnten verstärkt tun werden. Die Bedeutung der hier erörterten Entwicklungen ergibt sich aus ihrer Relevanz für die Nachhaltige Entwicklung der Menschheit. Insofern ist Ausgangs- und Bezugspunkt dieser Überlegungen die Frage der Nachhaltigen Entwicklung der Menschheit. Diese muss, wie die folgenden Überlegungen zeigen werden, aus einer memetischen und nicht einer ökologisch-genetischen Perspektive betrachtet werden.
Hier wird davon ausgegangen, dass als Folge der rasanten Fortschritte der Bio- und Informationstechnologie Entwicklungen auftreten, die zu signifikanten Brüchen, Disruptionen, mit den bisherigen führen können, und so schließlich eine weitere Evolution emergieren kann. Dies wäre auf der Erde nichts grundsätzlich Neues, sondern vergleichbar mit dem Auftreten der genetischen Evolution, als Moleküle erschienen, die sich im Gegensatz zu allen anderen verdoppeln konnten. Ein weiteres Ereignis dieser Art fand statt, als sich aus der Mitte der genetischen Evolution das Bewusstsein auf den Weg machte, und dadurch die memetische Evolution gestartet wurde. Zu beiden Zeitpunkten setzten, weitgehend pfadfrei, signifikant neue Entwicklungen ein.
Eine solche, nach der memetischen auftretende, transmemetische Evolution hätte einschneidende Folgen für die Menschheit, die gegen Ende dieses Buches thematisiert werden.
Wenn in diesem Buch nun von Menschen oder der Menschheit die Rede ist, dann sind in erster Linie die Menschen der Industrienationen der nördlichen Hemisphäre gemeint. Unabhängig hiervon wird jedoch davon ausgegangen, dass schließlich alle Menschen der Erde dem memetischen Pfad⁵ folgen werden, wenn auch zunächst mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Wenn hier implizit von Unterschieden zwischen verschiedenen Menschen die Rede ist, dann bezieht sich dies nicht in einem rassistischen Sinn auf ihre genetische Disposition. Längst ist bewiesen, dass sich Menschen in dieser Hinsicht nicht unterscheiden. Es bezieht sich vielmehr auf Unterschiede in den kulturellen, memetischen Hintergründen, die von Anthropologen, Soziologen und Historikern anerkannt sind.⁶
Den geneigten Leserinnen und Lesern dieses Buches empfehle ich an dieser Stelle, mit dem Kapitel „Gesamtschau" zu beginnen. Dieses vermittelt in sehr dichter Form den Duktus der hier vorgetragenen Überlegungen. Danach ist es leicht möglich, Kapitel für Kapitel den hinterliegenden Gedankengängen zu folgen.
¹ Schon früh POLANYI; K., 2017, WBGU, 2011, SCHNEIDEWIND, U., 2018.
² CRUTZEN, P.J., 1999, S. 23.
³ Vgl. hierzu auch LOVELOCK, J, 2020.
⁴ Vgl. hierzu die Ausführungen im Abschnitt „Im Reigen der Evolutionen".
⁵ Vgl. hierzu BOLZ, H. R., 2014.
⁶ Vgl. auch HARARI, Y. N., 2019, S. 202 ff.
Die disruptive Transformation
Der Terminus „große Transformation ist noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Er wird sehr eindringlich verwendet im Hauptgutachten „Welt im Wandel – Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation
des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen.⁷ Indem sich das Hauptgutachten auf die Transformationsfelder
Energie
Urbanisierung
Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft)
beschränkt, deckt es jedoch nur einen Teil der relevanten Entwicklungen unserer Zeit ab. Dabei steht zusätzlich einengend die Frage der Klimastabilisierung durch Dekarbonisierung der Energieumwandlung im Vordergrund.
Hier wird die heute zu beobachtende Entwicklung weitergehend interpretiert. Das Adjektiv „groß ist zu ungenau, um das abzubilden, was derzeit geschieht, nämlich ein Bruch in der bisherigen Entwicklung, die Überlagerung der genetischen durch die memetische Evolution, und das mögliche Auftreten einer weiteren, der transmemetischen. Es wird daher von einer „disruptiven Transformation
gesprochen, also einer Transformation, die in wesentlichen Teilen pfadunabhängig, grundsätzlich neue Entwicklungen anstoßend, ansetzt. Sie ist daher auch