So schmecken Wildpflanzen: 144 Rezepte mit 30 Kräutern, Früchten und Pilzen
Von Meinrad Neunkirchner und Katharina Seiser
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Über dieses E-Book
Sie wachsen am Waldrand, auf Wiesen, direkt neben dem Wanderweg: ESSBARE WILDPFLANZEN, DIE VOR GESCHMACK UND HEILKRAFT NUR SO STROTZEN. Und doch lassen wir sie oft unbeachtet, gehen an ihnen vorbei. LASST UNS DEN BLICK FÜR DIESE KLEINEN NATURWUNDER WIEDER SCHÄRFEN! Lasst uns lernen, wie das geht: Wildpflanzen sammeln, essbare Wildkräuter bestimmen. Lasst uns erkunden, wer sie sind, was sie können, wie sie schmecken. Denn: In der Natur geht es rauer zu als im Gewächshaus. Nur die widerstandsfähigsten Wildkräuter können sich durchsetzen. Und das merkt man auch am Geschmack: der ist VIEL INTENSIVER UND WÜRZIGER als der, den wir von ihren gezüchteten Verwandten, den Beetbewohnern, kennen. Und was macht man mit BRENNNESSEL, SPITZWEGERICH UND VOGELMIERE? Genau: Man verwandelt sie in AUSSERGEWÖHNLICHE, UNGLAUBLICH AROMATISCHE GERICHTE.
BACK TO THE ROOTS: NICHT NUR MIT WILDEN WURZELN, SONDERN AUCH MIT KRÄUTERN, FRÜCHTEN UND PILZEN!
Alles beginnt mit einem erholsamen Spaziergang in der Natur. Und der ist nicht nur ent- sondern auch unfassbar spannend: Kaum lernt man die Wildpflanzen kennen, ERBLICKT MAN PLÖTZLICH AN JEDER ECKE ESSBARE KRÄUTER UND CO. Der Löwenzahn für den Salat wächst neben Nachbars Gartenzaun, die Königskerze am Ufer deines Lieblingsbaches. SAISONALITÄT IST DABEI GARANTIERT: Man pflückt und verarbeitet, was man zum jeweiligen Zeitpunkt findet. Alle Infos dazu findest du im Buch: So zeigt der Sammelkalender Wildpflanzen an, die zu den verschiedenen Jahreszeiten ihr intensivstes Aroma entfaltet haben. Mit dabei: Tipps zur nötigen Ausrüstung und zum Umgang mit der Natur. Damit das Sammeln nicht nur dir, sondern AUCH DER UMWELT GUTTUT.
GRÜNE VITAMINBOMBEN FÜR DEINEN KOCHTOPF
Wie also den Pflanzen aus dem Wald ihre unvergleichlichen Aromen entlocken? Das wissen Meinrad Neunkirchner und Katharina Seiser: In 144 Rezepten zeigen sie, WIE VIELFÄLTIG SICH DIE KRÄUTER, FRÜCHTE UND PILZE VERARBEITEN LASSEN. Dabei geht es AUCH ANS EINGEMACHTE - denn die Geschmäcker der Wildkräuter machen sich nicht nur in frischen Gerichten gut, sondern lassen sich auch wunderbar konservieren. Außerdem: In den PFLANZENPORTRAITS verraten die Autoren für jede der 30 Wildpflanzen, wo sie sich am häufigsten aufhalten, wie sie am besten behandelt werden und mit wem sie am liebsten auf dem Teller landen. Was dabei herauskommt? Herrliche Rezepte mit dem Besten aus der Natur. HOCHGENUSS GARANTIERT.
- In 144 REZEPTEN zeigen 30 WILDPFLANZEN, welche besonderen Geschmäcker in ihnen stecken
- WILD FOOD TUT GUT: Pflanzen aus Wald und Wiese sind GESUND! Und der Spaziergang zum Sammeln der wilden Kräutlein sowieso.
- SAISONAL - GENIAL oder: Nur was im Frühling, Sommer oder Herbst wächst, wird dann auch verarbeitet!
- In DETAILLIERTEN PFLANZENPORTRAITS erfährst du, wo du die Pflanzen findest, wie du sie verarbeiten kannst und wie sie am besten schmecken!
- Gläser raus, jetzt wird eingemacht: Nicht nur frisch, sondern auch als ESSIG, SIRUP ODER PASTE schmecken GÄNSEBLÜMCHEN, TAUBNESSEL UND CO.
- Viele der Wildkräuter wachsen unbemerkt und ungeachtet. HIER WERDEN SIE ZUM MITTELPUNKT von wunderbar bunten und vielfältigen Gerichten.
- Wildpflanzen SAMMELN LEICHT GEMACHT: Alles zu Sammelzeitpunkt, Standort und Bestimmung
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Buchvorschau
So schmecken Wildpflanzen - Meinrad Neunkirchner
Inhalt
Einleitung
Wegweiser
Der Meister der Aromen: Meinrad Neunkirchner
Wildpflanzen sammeln
Wildpflanzen verarbeiten
Kleine Kochkunde
Waldmeister
Frühling
BACHKRESSE
Tagliatelle mit Bachkresse und Parmesan
Bachkressesalat mit kleinen Paradeisern
Bachkressepüree
Gefüllte Spitzpaprika mit Bachkressebrioche
BRENNNESSEL
Brennnesselhuchen mit Brennnesselsauce
Rosa Kalbstafelspitz mit Brennnesselspinat
Brennnessel-Borretsch-Suppe
Überbackener Brennnesselrisotto
Brennnesselpaste
Getrocknete Brennnessel
Brennnesselnudeln mit Senf und grünem Pfeffer
GÄNSEBLÜMCHEN
Gemüsesalat mit Gänseblümchen
Gänseblümchensirup
GUNDELREBE
Gundelrebenessenz mit Polentaknöderln
Gundelrebenbrot
Rinderrücken mit Gundelrebenjus und gebratenen Zucchini
Gundelreben-Gewürzsalz
Getrocknete Gundelrebe
Eingelegte Zitronenschalen
Goldbrasse mit grünen Paradeisern und Gundelreben-Gewürzsalz
Kandierte Gundelrebe
Karamellsüppchen mit kandierter Gundelrebe
HOLLERBLÜTE
Hollerblütenessig
Junge Zuckerkarotten mit Hollerblütenvinaigrette
Gebratene Maishendlbrust mit glacierten Hollergurken
Hollerblütensirup
Hollerblütencreme mit gebackenen Mäusen
Gebratener Saturnpfirsich mit Hollerblütenparfait und Himbeeren
LÖWENZAHN
Heurige mit Saiblingskaviar, Sauerrahm und Löwenzahnsirup
Knusprige Schnecken-Erdäpfel-Praline mit Löwenzahn
Löwenzahnsalat mit gebratenem Lauch und knusprigem Speck
Süße Strauchparadeiser mit Löwenzahnsirup und Vanille
Löwenzahnsirup
Löwenzahneis
Löwenzahnsauce für Süßwasserfische
VOGELMIERE
Fenchel-Erbsen-Salat mit Vogelmierenvinaigrette
Geschmorter Zuckermais mit Vogelmiere
Maispoulardenkeule mit Vogelmierencreme und Heurigen
Vogelmiereneis mit Erdbeerragout
Vogelmierensaft
WALDKERBEL
Seesaibling mit Waldkerbelsalz und grünem Spargel
Krebsenschaumsuppe mit Waldkerbelpaste
Waldkerbelpaste
Waldkerbelsalz
Getrockneter Waldkerbel/Getrocknete Zitronenverbene
Eierschwammerlsalat mit Waldkerbel und Pignoli
Marille mit Waldkerbelfülle
WALDMEISTER
Gebratene Rehnüsschen mit Kohl, Waldmeister und eingelegten Kirschen
Waldmeisterparfait mit Beeren und Sauerrahmsauce
Waldmeisterschmarren mit Mirabellenkompott
Waldmeistersorbet
WEINRAUTE
Kokosschaumsuppe mit Weinrautenkrapferln
Sommer
BEIFUSS
Gänsekeulenconfit mit Beifuß und blauen Erdäpfeln
Lauwarmer Sommersalat mit Sprossen und Beifuß
Roastbeef mit Beifußgemüse und kleinen Erdäpfeln
Getrockneter Beifuß
Marinierter Schweinsschopf mit getrocknetem Beifuß und Kräutern
Gebratene Gänsebrust mit Beifuß, Krenbrioche und roten Rüben
DIRNDL
Dirndlpüree
HASELNUSS
Taubenbrüsterl mit Haselnüssen im Haselnussblatt
Eingelegte Haselnussblätter
Haselnusspaste
HIRTENTÄSCHEL
Eier-Jungzwiebel-Salat mit Hirtentäschel
Kaninchenkeule mit geschmortem Gemüse und Hirtentäschel
HOLLERBEERE
Hollerröster mit Minze
Hollergelee mit Lakritzkraut und Williamsbirnen
Lebkuchenknöderl mit Hollerröster
Hollerbeerenessig
Geräucherte Gänsebrust mit Rotkrautsalat
KÖNIGSKERZE
Gebackene Steinpilze mit Königskerzenmayonnaise
Eingelegte Königskerzenknospen
Geschmortes Schulterscherzl mit Königskerzensauce und Briocheknöderln
SPITZWEGERICH
Spitzwegerichbutter
Spitzwegerichsalat mit Haselnussöl
Gurken-Spitzwegerich-Gemüse
Gefüllte Schweinsroulade mit Spitzwegerich und Zellermousse
TAUBNESSEL
Taubnesselsud für Süßwasserfische
Taubnesselsalat mit gebratenen Steinpilzen
WALNUSS
Pikanter Walnussstrudel mit gebratener Entenbrust
Eingelegte weiße Nüsse
Sauerrahmdalken mit eingelegten Nüssen und Stockroseneis
WILDKIRSCHE
Eingelegte Wildkirschen
Gratinierte Wildkirschen mit Pistazien
Mon Chéri von der Wildkirsche
Wildkirschen in Kirsch
Herbst
HAFERWURZEL
Geschmorter Ochsenschwanz mit Haferwurzeln und Steinpilzen
Gebackenes Haferwurzelpüree
Faschierte Laibchen mit Haferwurzelpüree
HAGEBUTTE
Hagebuttenweckerl mit Kräutern
Glacierter Wildschweinschopf mit Hagebuttensauce und Kohlsprossen
Kandierte Hagebutten
Hagebuttenmarmelade
Hagebuttenkrapferl mit Haselnüssen
KLETTENWURZEL
Süß-sauer eingelegte Klettenwurzeln
Kalbslebermousse mit eingelegten Klettenwurzeln
Klettenwurzel-Kürbis-Gemüse mit geräuchertem Hirschschinken
Geschmorte Hendlhaxerl mit gebratenen Klettenwurzeln
Klettenwurzelteig
Gefüllte Klettenwurzelblätter mit Oliven-Steinpilz-Ragout
KRAUSE GLUCKE
Rehragout mit Wurzeln und eingelegter Krauser Glucke
Eingelegte Krause Glucke
ROTKAPPE
Cordon bleu von der Rotkappe mit gegrillter Wassermelone
Gemüsemelange mit Rotkappen auf Paradeiserbutter
SANDDORN
Gewürzbirne mit Sanddorn
Geschnetzelte Flugentenbrust mit Sanddorn und Fisolen
Sanddornessig
Sanddorncoulis
Endiviensalat mit gerösteten Hendlherzen und Sanddorn
SCHLEHE
Geschmorter Hasenlauf mit kleinem Gemüse und Schlehensauce
Schlehencoulis
Gebratene Kalbsleber mit Schlehensauce
Bitterschokoladenkuchen mit Schlehencoulis
Schlehenpalatschinken
Schlehenmarmelade
Schlehenessig
Radicchio-Kohl-Salat mit Schlehenvinaigrette
SEMMELSTOPPELPILZ
Eingelegte Semmelstoppelpilze
Lammfilet mit eingelegten Semmelstoppelpilzen und gebratenen Erdäpfeln
Gebratene Semmelstoppelpilze mit Kürbis
Knusprige Blunzenscheiben mit Semmelstoppelpilzen und Sauerrahmsauce
STACHYS
Gebratene Stachys mit Ananassalbei
VOGELBEERE
Vogelbeercreme mit weißen Mandeln
Vogelbeer-Cremeschnitten
Eingelegte Vogelbeeren
Geröstete Kalbsniere mit Vogelbeeren und gebratenen Viola
Gelbe Linsensuppe mit Vogelbeeren
Vogelbeerkompott
Vogelbeerpaste
Grundrezepte
Anhang
Literatur
Wildpflanzen-Wegbegleiter
Wegweiser
Mut und Ausdauer sind normalerweise keine Charaktereigenschaften, die man für die Lektüre eines Kochbuches und die Umsetzung der darin enthaltenen Rezepte braucht.
Ein wenig Mut erfordert es aber schon, sich mit Korb und Schere aufzumachen und nicht zu wissen, ob es zum Abendessen das ausgewählte Wildpflanzengericht nach dem Rezept von Meinrad Neunkirchner geben wird oder ob die Natur andere Pläne hat.
Das Buch ist in die Jahreszeiten Frühling, Sommer und Herbst unterteilt. In jeder dieser drei Saisonen stellen wir Ihnen zehn Wildpflanzen vor, die durch ihren Geschmack und Geruch und durch ihre Farbe und Form Vielfalt auf den Teller und den Gaumen bringen. Manche davon sind zwar eher aus längst vergessener Kultur bekannt, und manche sind auch Pilze, aber wir wollen weder den Begriff „Wildpflanze" gar zu eng sehen noch neue Dogmen aufstellen. Wichtig war uns, den Pflanzen, die in großer Vielfalt nebenan auf der Wiese oder im Wald wachsen, die Bühne zu geben, die ihnen wegen ihres hohen kulinarischen Wertes zusteht. Uns geht es um den Genuss dieser alles außer gewöhnlichen Aromen.
Weinraute
Wir haben solche Pflanzen ausgewählt, die in Österreich und in den Nachbarländern mit ähnlicher Vegetation relativ weit verbreitet, leicht zu erkennen sind und eher in Massen auftreten. Mehrere Rezepte und zusätzliche Verwendungstipps pro Pflanze überlassen Ihnen die Wahl, wie Sie Ihren Fund am liebsten verarbeiten möchten.
Drei Viertel der Rezepte sind mit ein wenig Kocherfahrung leicht zu bewerkstelligen. Jedes Rezept verlangt nach nur einer Wildpflanze, nicht nach mehreren, weil wir wissen, wie schwierig sich das Finden so manchen Krautes gestalten kann.
neben dem jeweiligen Titel.
Hier kommt Ihre Ausdauer ins Spiel. Schaffen Sie es, die Vogelbeerpaste auch wirklich drei Monate unangetastet zu lassen und den Holleressig wochenlang im Keller zu „vergessen"? Es zahlt sich aus, vertrauen Sie auf die Erfahrung des Meisterkochs. Bei uns werden Sie nämlich keine Chutneys, die zu nichts passen, finden, sondern zu jedem Vorrat Vorschläge, wie sich die Paste, das Salz, der Essig und das Kompott nach der angemessenen Reifezeit von ihrer besten Seite zeigen.
Nehmen Sie sich, noch bevor Sie sich auf den Wildpflanzenweg machen, Zeit, Grundrezepte wie Gemüsefond (→ S. 264) und Kalbsjus (→ S. 266) auf Vorrat zu kochen. Das dauert einen Tag, aber damit sind Sie für die meisten Rezepte bestens gerüstet.
Dem umfangreichen Rezeptteil haben wir ein paar Anmerkungen zum Sammeln und Verarbeiten von Wildpflanzen und zur Wildpflanzenküche Meinrad Neunkirchners vorangestellt. Außerdem klären wir jene Kochbegriffe und Maßeinheiten, die Ihnen in diesem Buch immer wieder unterkommen werden.
Dass die Getränketipps nach Lust und Laune abgeändert werden können und bloß unseren Geschmacksvorlieben entsprechen, versteht sich von selbst. Wir haben bewusst nur österreichische Weine ausgewählt.
Im Anhang finden Sie ausführliche Verzeichnisse nach Art des Gerichtes und Stichwörtern und weiterführende Literatur.
In den zehn Jahren seit dem ersten Erscheinen dieses Buches sind Wildpflanzen von einer Randerscheinung zu einem großen Trend in der Gastronomie geworden. Unser Buch passt hervorragend in die Zeit, weshalb der Löwenzahn Verlag beschlossen hat, es neu aufzulegen. Die Freude darüber können Fotograf Thomas Apolt und ich leider nicht mehr mit Meinrad Neunkirchner teilen. Der Meister der Aromen ist mitten in seiner geliebten Hollerblütensaison 2016 im 55. Lebensjahr verstorben.
Mit diesem Buch lebt sein kulinarisches Vermächtnis in unseren Küchen weiter.
Reiche Wildpflanzenfunde dafür wünscht Ihnen herzlich
Katharina Seiser
Der Meister der Aromen: Meinrad Neunkirchner
Die Bachkresse steht nicht nur am Anfang dieses Buches. Sie war auch die erste Wildpflanze, die Meinrad Neunkirchner vor über 30 Jahren in seiner Ausbildung zum Koch kennengelernt hatte. Mehr als Brunnenkresse und frische mediterrane Kräuter wie Lorbeer, Thymian und Salbei waren damals in der Gastgewerbefachschule in Wien aber kein Thema. Im Hotel Imperial, der ersten Station des jungen Kochs, standen um 1980 immerhin Brennnesselsuppe und Waldmeisterparfait auf der Speisekarte.
Vor verschlossenen Klostertüren
Was Vielfalt und Frische wirklich bedeuten, hatte Meinrad Neunkirchner zuerst bei Eckart Witzigmann im Münchner 3-Sterne-Restaurant Aubergine und danach vor allem in Frankreichs Spitzengastronomie erfahren. Ende der 80er Jahre arbeitete er bei Marc Meneau in Vézelay und bei Troisgros in Roanne, beide ebenfalls 3-Sterne-Betriebe. Bei Troisgros lernte er bis heute berühmte Gerichte wie eine Vinaigrette mit Vogelmiere oder Lachs in wildem Sauerampfer kennen und zubereiten. In Frankreich gehörte es für die Köche in diesen Restaurants dazu, täglich auf den Markt zu gehen und aus einer Vielzahl von Kräutern, Gemüse und Pilzen wählen zu können. Dort hatte Meinrad Neunkirchner von Markthändlern auch den Hinweis auf die Kartäuser bekommen, jenen Orden, der Jahrhunderte für seine ausgefeilten kulinarischen Methoden und Rezepturen berühmt war. Neunkirchner wäre damals gerne für ein paar Wochen in eine der wenigen noch bestehenden Kartausen in Deutschland oder Österreich gegangen, um von den Mönchen zu lernen. Dass der strenge Orden ihm aus Prinzip den Zugang verwehrte, tat zwar weh, der Faszination aber keinen Abbruch. Er deckte sich dann eben in Antiquariaten mit vorwiegend französischer Literatur zum Thema ein und pflegte die Liebe zu den Wildpflanzen mit seiner eigenen Kreativität.
„Manchmal schmeckt ein Kraut weniger, manchmal mehr, es ist immer ein anderes Geschmackserlebnis und jedes Jahr anders."
Spezialist für verzwickte Sachen
Wieder zurück in Wien machte sich Meinrad Neunkirchner schon Anfang der 90er Jahre im damaligen Restaurant Fuchsenloch und später im Vincent und Academie einen Namen als „Meister der Aromen, „Alchemist
und Spezialist für eingelegte rare Pflanzen. Für seine subtilen, stets harmonischen und doch kraftvollen Kreationen bekam er rasch drei Hauben und einen Michelin-Stern. Weil hier im Gegensatz zu Frankreich kleine Lieferanten kaum Verbindungen zur Gastronomie hatten, ging er zu Beginn selbst Vogelbeeren und Wildzwetschken am Wiener Bisamberg suchen und pflücken. „Die zehn Gläser daraus waren ein Highlight", erinnerte sich der Meisterkoch, der längst ein sich ständig änderndes Lager mit unzähligen Sorten selbst eingelegter Früchte, Gemüse und Kräuter sein Eigen nannte. Mittlerweile hatte er sich ein Netzwerk aus Bauern, Gärtnern und Sammlerinnen aufgebaut, das ihm die Konzentration aufs Kochen und Entwickeln neuer Rezepturen ermöglichte. Die Produkte standen dabei immer im Vordergrund, die Wiener Wurzeln und die Liebe zur französischen Küche blieben stets erkennbar, zuletzt für viele Jahre im Gourmet Gasthaus Freyenstein in Wien.
„Jeder kennt sie, keiner macht was damit."
Lieblingspflanzen hatte der Meisterkoch keine, denn: „Jede hat ihren Charakter und ihre Eigenheit. Weil Wildpflanzen so wertvoll sind, behandelt man sie automatisch behutsamer als gewöhnliches Gemüse und Kräuter vom Großmarkt, war Neunkirchner überzeugt. Er schätzte an den Wildpflanzen ihren ganz eigenen Geschmack und ihre besondere Form, die Abwechslung bringen und die man sonst nicht bekommt. Deshalb war klar, dass sein erstes eigenes Kochbuch Wildpflanzen zum Thema haben musste: „Viele Pflanzen in der Umgebung kennt man ohnehin. Das beste Beispiel ist die Brennnessel: Jeder kennt sie, keiner macht was damit. Ich will Anregungen für die kulinarische Verwendung liefern und Zugang zu den Dingen öffnen, die man nicht überall liest.
Erstmals gab er in diesem Buch seine Erfahrung und sein Wissen, was man womit kombinieren kann, preis. Der Meister der Aromen und mittlerweile Herr über eine rund 3.000 Bände umfassende Kochbuchbibliothek mit deutlich französischer Schlagseite wünschte sich auf dieser Grundlage ein freies Spiel mit den Rezepten: „Manchmal schmeckt ein Kraut weniger, manchmal mehr, es ist immer ein anderes Geschmackserlebnis und jedes Jahr anders." Der Umgang mit den ungewöhnlichen Zutaten ist Übungssache, zur Meisterschaft bringt man es wohl nur, wenn man sich täglich damit beschäftigt. Oder die Abkürzung über die Rezepte von Meinrad Neunkirchner nimmt.
Hollerbeere
Wildpflanzen sammeln
Wir können Ihnen das Sammeln der Wildpflanzen, die Sie für jedes der Rezepte in diesem Buch brauchen, nicht abnehmen. Was für ältere Generationen noch selbstverständlich war, nämlich Brenn- von Taubnesseln (die nicht einmal verwandt sind) zu unterscheiden oder den Reifegrad von Hagebutten zwischen Zeigefinger und Daumen zu spüren, müssen wir uns heute wieder mit ein wenig Aufwand und Auslauf erarbeiten. Das macht aber nichts, weil Gehen gesund gegen Stress und Grün gut für die Augen ist. Und für Meinrad Neunkirchners Rezepte lohnt sich der Aufwand ganz gewiss