Freunde und andere Menschen: Skizzen, Porträts, Besprechungen
Von Matthias Dohmen
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Über dieses E-Book
Matthias Dohmen
Dr. Matthias Dohmen, Historiker, Journalist, Schriftsteller, geb. 1947. Mit Mitte 60 promoviert, veröffentlicht er seitdem jedes Jahr mindestens ein Buch. "Geraubte Träume, verlorene Illusionen" beschäftigt sich mit dem Kampf der Historiker Ost und Historiker West. "Die 1966er von Münstereifel" ist - so ein Rezensent - eine "Zeitreise an den Beginn der Studentenbewegung". "Männer" und "Frauen im Tal" je 27 Porträts hauptsächlich lebender Wuppertaler. "Der Mann, der keinen Bahnhof kaufen wollte" ein eigentümliches Porträt eines Bergmannes.
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Buchvorschau
Freunde und andere Menschen - Matthias Dohmen
Inhalt
Vorwort
Wuppertalerinnen und andere Frauen
Bärbel Goebel
Gabriele Holte
Claudia Meins
Regine Radermacher
Elisabeth Sommer
Julie Anne Stanzak
Wuppertaler und andere Männer
Hans-Joachim Camphausen
Heinrich Ebert
Ralf Geisendörfer
ChateauGothsch
Georg Iggers
Jürgen Kuczynski
Jürgen Lennartz
Jürgen Reulecke
Finnland-Freunde
Anton Stein
Josef van der Wyst
Männer aus der Eifel
Fünf Lehrer: Guddorf, Küpper, Kuklok,
Lethert, Teichmann
Heinz Küpper
Joachim Vobbe
Herausgeber, Autorinnen und Autoren
Reinhard Giebel
Klaus Goebel
Marie Jalowicz Simon
Franz Jung
Ursula Langkau-Alex
Renate Mahlberg
Walter Moers
Karl Otto Mühl
Christian Oelemann
Regina Scheer
Helga Schultz
Horst A. Wessel
Günter Wirth
Meik Woyke
Personenregister
Der Autor
Vorwort
Die Eifel, Bonn, Düsseldorf, das Tal der Wupper: Wo man zur Schule geht, studiert, arbeitet, lebt, lernt man Menschen kennen, viele flüchtig, manche etwas näher, und einige werden zu Freunden. Man sitzt an Büchern über gute und weniger Bekannte. Die Schwarten gehen irgendwann in den Druck, jemand soll noch in die Sammlung hinein, aber es klappt nicht. So schiebt sich was zusammen.
„Freunde" hat man in den Zeiten der sozialen Medien viele, wenn nicht inflationär viele, so dass das Wort seine Bedeutung stark gewandelt hat. Das wäre gesondert zu untersuchen. Der Autor darf feststellen, dass die Frauen und Männer, die hier beschrieben sind, seinen Respekt verdienen. Mit manchen hat er ein Bier und einen Schnaps getrunken, mit einigen auch mehrere geistige und konzentrierte Getränke, mit anderen nur einen Kaffee.
Beispielsweise mit Maria Donatilla, einer Ordensschwester, die lange Zeit im Erzbischöflichen Konvikt zu Münstereifel gearbeitet hat und Generationen von Schülern im Gedächtnis geblieben ist. Ursprünglich wollte ich ihr Porträt in eine Neuauflage meiner „Frauen im Tal" hineinnehmen, war sie doch auch, zu Besuchszwecken, mehrfach in Wuppertal-Ronsdorf, hat hier eine Schwester, eine Nichte und weitere Verwandte.
Der Name im Personalausweis und für die Wahlbenachrichtigung lautet Elisabeth Sommer. Insoweit steht sie auch zwei Mal im Personenregister. Wer mit ihr telefoniert, einer Seniorin, die Mitte 90 ist, hört die gleiche Stimme wie vor fünfzig Jahren.
Ungewöhnlich sind alle Frauen, die das erste Kapitel bevölkern, stammen aus verschiedenen Regionen Deutschlands, sie sind oder waren Lehrerin, Tänzerin, Leiterin der Pflegeabteilung eines Seniorenheims, Angestellte bei Aldi. Gerade sie hat einiges zu erzählen, ist eine Gegnerin von Quoten aller Art. Darf ich sagen, dass ich von ihr viel gelernt habe?
Den „Wuppertalerinnen und anderen Frauen" stehen paritätisch Männer gegenüber, die aus dem Tal der Wupper stammen oder hier Wurzeln geschlagen haben. Oder weiter her wohnen. Einen dieser sieben Mannen habe ich nur aus Erzählungen eines Sohnes und umfangreichen Quellenstudien kennengelernt: Heinrich Ebert. Ralf Geisendörfer bin ich im Rat der Stadt Wuppertal begegnet. Jürgen Lennartz ist uns in einem Urlaub erstmalig begegnet: Seine Geschichte ist dramatisch, auch wenn er den schweren Unfall auf der Autobahn überlebt hat.
Den Historiker Georg G. Iggers, der als Jude in Deutschland zur Welt kam, mit seinen Eltern in die USA emigrieren konnte, sich früh der schwarzen Emanzipationsbewegung anschloss und in der Geschichtsschreibung vielfältige Rollen spielte, habe ich auf einer Tagung in Bochum kennen- und schätzen gelernt. In der ZfG, zu deren Herausgeberkreis er zählte, habe ich ihm zu seinem 90. gratulieren dürfen. Ebenfalls seinen 90. feierte Anton Stein, dem ich in der „Deutsch-Finnischen Rundschau" ein kleines Denkmal gesetzt habe, ebenso wie Josef van der Wyst, mit dem ich zehn Jahre erfolgreich zusammengearbeitet habe.
Kämen also die „Männer aus der Eifel, namentlich ein Direktor des St.-Michael-Gymnasiums und vier seiner Lehrer, von denen der Oberstudienrat Heinz Küpper, ein wortmächtiger Mann, viele seiner Schüler mit den Prozessen gegen NS-Verbrecher und seinerzeit noch anstößigen Autoren wie Bert Brecht bekannt machte. Zur Abiturklasse, der bekanntlich mit den „1966ern von Münstereifel
ein eigenes Buch gewidmet ist, gehörte einer der profiliertesten altkatholischen Theologen der letzten Jahrzehnte, Joachim Vobbe.
Fehlen noch die „Bücher über Frauen und Männer, die mich nachdrücklich beeinflusst haben: eine Edition des Briefwechsels von Willy Brandt und Helmut Schmidt, ein Buch über eine Jüdin, die unter abenteuerlichen Bedingungen den Faschismus überlebte, der Roman „Machandel
von Regina Scheer, ein ganz großer Wurf über Glanz und Elend der DDR, und eine Veröffentlichung von Franz Jung. Mehrere Werke führen zurück in die Eifel und ins Tal der Wupper. Ihre Autoren heißen Reinhard Giebel, den ich als meinen Freund bezeichnen darf, und Klaus Goebel, dessen Ehefrau im ersten Kapitel beschrieben steht, Karl Otto Mühl und Christian Oelemann, denen ich zu Dank verpflichtet bin, sowie Renate Mahlberg, die ihre Heimatstadt in einer Kriminalgeschichte verewigt hat und die noch „Papa Heuß kennengelernt hat. Blieben noch von den Autoren, bevor dem Vorwortschreiber die Puste ausgeht, der Ledermauserfinder Walter Moers und Ursula Langkau-Alex, Autorin der ultimativen Arbeit über die Deutsche Volksfront 1932 bis 1939, Helga Schultz und Günter Wirth, die für eine „bessere DDR
standen, und der Doktorandenversteher Horst A. Wessel.
Und wenn wir schon bei Namen sind: Dieses Buch verdankt seine Entstehung entscheidend Klaus Waller, der mich in die Feinheiten einer Veröffentlichung bei books on demand einführte und mir beim Layout hilfreich zur Seite stand, und Brigitte Dohmen, die einmal mehr gegenlas und korrigierte.
Bärbel Goebel
Johannes Rau war ihr Trauzeuge
Pädagogen. Der Mann Pädagoge, die Mutter war Lehrerin, sie selbst hat den Beruf studiert und ausgeübt.
Geboren wurde Bärbel Goebel als Tochter eines Buchhalters am 15. Mai 1939 in Berlin-Wilmersdorf. Der Vater fiel 1941 in Afrika. Es folgte die Evakuierung zuerst nach Ostpreußen, dann, mit dem Rückzug der deutschen Armee, Thüringen. In Groß-Warnow (Westprignitz) wuchs sie auf einem Bauernhof auf, ging im nahe gelegenen Wittenberge zur Oberschule, wo sie 1957 Abitur machte. Das Pädagogikstudium (Fächer: Deutsch und Russisch) fand nach zweieinhalb Jahren ein jähes Ende, als sie nach einem politischen Witz, den jemand der Staatssicherheit hinterbracht hatte, exmatrikuliert und zu einem Jahr Bewährung in der sozialistischen Produktion verurteilt wurde.
Zwölf Monate im Nähmaschinenwerk Veritas (vormals Singer), und Bärbel Behrendt zurück an das Pädagogische Institut. Allerdings war ihr der Spaß vergangen, und Mutter und Tochter bereiteten systematisch die Übersiedlung in den Westen vor. Ein halbes Jahr vor dem Bau der Mauer gelang die Flucht nach Westberlin, wo eine Großmutter lebte, bei der die beiden Frauen vorübergehend unterkamen. Nächste Station war ein Durchgangswohnheim in Wesel, schließlich die zwölf Quadratmeter kleine Ein-Zimmer-Wohnung am Klingenholl. Bärbel bekommt Stempelgeld, hat sie doch in der DDR gearbeitet, die Mutter, die mit 35 vom Arbeiter-und-Bauern-Staat im Schnellverfahren zur Lehrerin ausgebildet worden war, was aber im Westen nicht anerkannt wurde, nimmt an der Wuppertaler PH erneut das Studium auf. Ein Jahr vorher hatte sich die Tochter immatrikuliert, so dass beide für ein Jahr zur selben Zeit eingeschrieben sind.
Nach der (zugewiesenen) Stelle in Rheinhausen wird Bärbel Behrendt an der Volksschule Kleestraße tätig. Eine schicksalhafte Versetzung, ist doch ihr späterer Mann hier nicht nur zur Schule gegangen und in dem Viertel aufgewachsen, sondern dortselbst als Lehrer im Dienst. Bei einer Adventsfeier zwei Jahre später, 1964, hat es gefunkt zwischen Bärbel und Klaus. Sie kann sich noch gut an den ersten gemeinsamen Opernbesuch erinnern, an dem „Don Giovanni auf dem Spielplan stand: Es war mächtig kalt, und auf dem glatten Fußweg zurück zum „DKW SP 1000
hieß es von Seiten des späteren Ehemannes: „Ich kann Ihnen leider nicht helfen, ich rutsche selber. 1965 erfolgt die Verlobung, ein Jahr später die Hochzeit. Johannes Rau war einer der Trauzeugen. Die Freundschaft von Rau und Goebel überstand alle politischen Gegensätze: 1962 kandidierten sie, der eine für die SPD und der andere für die CDU, gegeneinander, vier Jahre danach trat Rau erneut – und wieder höchst erfolgreich – an, während Klaus Goebel die Pressearbeit der Union verantwortete. Den 40. Hochzeitstag erlebte der Barmer Ex-Bundespräsident nicht mehr. Er starb wenige Monate zuvor. Bärbel Goebel sind „vor allem die Späße, die Johannes mit unseren Kindern getrieben hat und von denen ich viele auf Fotos festgehalten habe
, im Gedächtnis geblieben. Sie selbst ist nur mit Widerständen vor die Linse zu bekommen. Am liebsten lichtet sie Menschen ab, die sie kennt, spielt mit Licht und Gegenlicht.
Aus der Ehe gingen vier Söhne und bislang drei Enkelkinder hervor: Der erstgeborene Christoph ist Immobilienmakler in Bonn, Daniel arbeitet als Diplomökonom in seiner Heimatstadt Wuppertal, Tobias als Oberstudienrat an einer Hagener Gesamtschule und Andreas als Englischredakteur beim Cornelsen-Verlag in Berlin. Tobias und Andreas sind verheiratet, deren Kinder wiederum Joshua beziehungsweise Helena und Jan heißen.
Die Interessengebiete der Ehepartner überschneiden sich vielfältig. Während er sich aktuell schwerpunktmäßig zugunsten des „Vereins Denkmal Reformierte Kirche Ronsdorf" engagiert, hat sie in Bild und Text dem Gemeindekalender ihren Stempel aufgedrückt. Sieben Jahre hat sie