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Die Kulturrevolution der Beatles
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eBook296 Seiten3 Stunden

Die Kulturrevolution der Beatles

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Über dieses E-Book

In den 1960er Jahren machten die Beatles, vier junge Burschen aus Liverpool, eine unglaubliche musikalische Karriere. Ihr phänomenaler Erfolg stellte damals alles bis dahin Dagewesene des Musik- und Showgeschäfts in den Schatten. Sie setzten neue musikalische Maßstäbe und machten aus dem Rock'n Roll eine globale Popkultur. Auch heute, ein halbes Jahrhundert nach Trennung der Band, gelten sie noch immer als größte Rockband aller Zeiten. Die Beatles waren das herausragende kulturelle Ereignis der "Swinging Sixties" und prägten wie niemand zuvor Zeitgeist und Lebensgefühl dieser Epoche.

Das vorliegende Buch zeichnet die phänomenale Entwicklung der Band nach und beleuchtet die Hintergründe ihres einzigartigen Erfolgs. Darüber hinaus beschreibt es, wie die vier Jungs Kultur und Gesellschaft ihrer und späterer Zeit veränderten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Okt. 2019
ISBN9783748164111
Die Kulturrevolution der Beatles
Autor

Wolfgang Brockers

Wolfgang Brockers, geboren 1950, studierte Geschichte, Philosophie und Sport in Neuß und Wuppertal. Von 1980 bis 2014 unterrichtete er an einem Mönchengladbacher Gymnasium. Seit den frühen 1960er Jahren ist er bekennender Beatles-Fan und setzt sich nun im vorgerückten Alter intensiv mit der Historie und kulturellen Bedeutung der Beatles auseinander.

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    Buchvorschau

    Die Kulturrevolution der Beatles - Wolfgang Brockers

    Vorwort

    „In den Sechzigern erlebten wir Jungs eine Revolution, und die betraf nicht nur die kleinen Leute oder bestimmte Klassen, sondern es war eine Revolution des gesamten Denkens. Die Jugend bekam das als erstes mit, danach die nächste Generation. Die Beatles waren ein Teil dieser Revolution, die in Wahrheit eine Evolution ist und bis heute andauert. Wir waren alle an Bord dieses Schiffes – eines Schiffes, das aufgebrochen war, die Neue Welt zu entdecken. Und die Beatles standen am Ausguck."

    (John Lennon)

    Als die Beatles in den frühen 1960er Jahren die Musikszene betraten und eingefahrene Konventionen gewaltig durcheinander wirbelten, hatte dies wahrlich eine revolutionäre Wirkung. Sie waren nicht nur für lange Zeit außerordentlich erfolgreich, sondern setzten eine Vielzahl von Veränderungsprozessen in Gang, so dass man von einer kulturellen und sozialen Revolution sprechen kann, deren Auswirkungen man bis heute spüren kann.

    „Vor 50 Jahren erschien „Love Me Do, die erste Single der Beatles. Dieses Datum veränderte die Welt, es steht am Beginn der populären Kultur,

    so schrieb der Journalist Philipp Holstein am 29. September 2012 in einer Magazin-Beilage der Rheinischen Post. Tatsächlich markiert dieses Ereignis den Beginn einer bis dahin beispiellosen musikalischen Karriere von vier jungen Burschen aus Liverpool, die sich zur größten Rock’n Roll-Attraktion aller Zeiten entwickelten. Wie niemand zuvor prägten sie den Zeitgeist, setzten sie musikalisch neue Maßstäbe, machten aus dem Rock’n Roll eine globale Popkultur. Dazu revolutionierten sie in nicht geringem Umfang die Gesellschaft. Denn sie waren mehr als nur ein unvergleichliches Phänomen der Musik- und Unterhaltungsbranche. Sie waren die Protagonisten der „Swinging Sixties, einem hochbrisanten Jahrzehnt, das die Welt veränderte. Durch ihre Ausnahmestellung in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts fanden sie schließlich sogar Eingang in die Geschichtsbücher. In den ersten Jahren ihres Ruhmes bestand ihre revolutionäre Wirkung primär in der Art, wie sie sich auf der Bühne benahmen und kleideten. In den späteren Jahren ergab sich diese Wirkung mehr aus ihren Texten und öffentlichen Äußerungen. Die Sechziger waren auch eine Zeit großen spirituellen Umbruchs, als in der westlichen Welt der Rationalismus und die traditionelle Religion an Bedeutung verloren. Durch ihren Einfluss öffneten die Beatles die westliche Kultur für die östliche Religion und Spiritualität, wodurch sie selbst für viele den Status von religiösen Führern gewannen. Sie waren in ihrer Zeit wohl die bekanntesten Menschen auf diesem Planeten und beeinflussten entscheidend das Lebensgefühl von Millionen Menschen, besonders der jungen Generation. Sie erschütterten die Grundfesten des vielgerühmten Konservatismus ihrer englischen Heimat und schufen durch ihre kulturüberschreitende Popularität, der „Beatlemania, eine erste Form der Globalisierung.

    Als die Beatles sich 1970, knapp acht Jahre nach ihrem ersten Plattenerfolg, trennten, war die Welt eine andere, als sie vor ihrem legendären Aufstieg war. Ein nicht geringer Anteil der in den Sechzigern ausgelösten gesellschaftlichen Veränderungsprozesse ist auf den Einfluss der Beatles zurückzuführen. Auch heute, fast fünfzig Jahre nach dem Ende der Beatles, haben sie nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Ihre Musik wirkt immer noch so frisch und dynamisch wie damals. Der englische Poet Philip Larkin schrieb einmal, dass es nur noch den Weg nach unten gäbe, wenn einmal die Spitze erreicht sei. Doch die Beatles bildeten für ihn eine Ausnahme, denn über sie schrieb er weiter, „da oben stehen sie, unerreichbar, erstarrt, fabelhaft." In der rückschauenden Betrachtung, mit dem Abstand von einem halben Jahrhundert, ragt die Musik der Beatles wie ein kulturhistorisches Monument hervor. Sie ist vergleichbar mit dem Werk Mozarts, dem David Michelangelos oder dem Eiffelturm von Paris. Und die Geschichte der Beatles scheint – auch so lange nach dem Ende der Gruppe – kein Ende zu finden; noch immer erscheinen neue Bücher, Filme und Tonträger über die vier Jungs, und noch immer verkaufen sich ihre alten Platten bzw. Tonträger ausgezeichnet.

    Es gibt inzwischen Tausende Bücher über die Beatles und unzählige Film- bzw. Videodokumente, so dass man mit einigem Recht bezweifeln kann, ob ein weiteres Buch noch Sinn macht und noch irgendetwas Neues hervorbringen kann. Betrachtet man die vorliegende Beatles-Literatur etwas näher, stellt man unschwer fest, dass der Großteil der Bücher lediglich aus Fotodokumentationen irgendwelcher Fotografen, aus mehr oder weniger ausführlichen Darstellungen ihrer Karriere und ihres phänomenalen Erfolgs oder aus Biografien besteht. Allzu oft vergolden irgendwelche Leute ihre Bekanntschaft mit den Beatles, wenn sie eine Zeit lang als Reporter, Fotograf oder Aufnahmetechniker nahe am inneren Zirkel der Jungs waren, ihre Erinnerungen. Tiefschürfende Betrachtungen sucht man dort vergeblich. Man findet wenig Literatur, die sich eingehender mit dem Phänomen „Beatles befasst, etwa indem sie den sozio-kulturellen Hintergrund ihres Aufstiegs, ihre Bedeutung innerhalb der Musikgeschichte beleuchtet oder gar ihre emanzipatorische und politische Wirkung auf ihre und spätere Generationen untersucht. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt da Steve Turners Buch „Die Beatles – ihre Welt und ihre Botschaft dar. Dieses Buch untersucht Leben und Werk der Beatles. Es beschreibt ihre musikalische sowie geistig-spirituelle Entwicklung und ihre mal mehr, mal weniger verschlüsselten Botschaften für ihre Fans und den Rest der Welt.

    Steve Turners Werk gab mir den Anstoß, die gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Beatles umfassender in ihrer Vielfalt und im kulturhistorischen Kontext zu betrachten. Das ließ mich sehr schnell die Einsicht gewinnen, dass die Beatles eine gesellschaftliche und kulturelle Revolution ausgelöst hatten. Es ist nun das Anliegen meines Buches, das vielschichtige Phänomen „Beatles" genauer zu ergründen. Dabei soll ihr nahezu unfassbarer Erfolg und Ruhm, der sie über alles bisher Dagewesene heraushob, sowie ihre revolutionäre Wirkung auf Gesellschaft und Kultur ihrer und späterer Zeit verständlich gemacht werden. Meine Arbeit erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit und auch nicht, bisher unbekannte Sachverhalte zu präsentieren. Vielmehr verfolgt dieses Buch sein Anliegen, indem es bisher Bekanntes in einem anderen Licht und in größeren Zusammenhängen präsentiert. Bei dieser Betrachtungsweise drängte sich mir der Eindruck eines durch die Beatles ausgelösten enormen kulturellen Veränderungsprozesses auf, der Züge einer Kulturrevolution trägt. Eingefleischten Beatles-Fans wird die Lektüre gewiss zu einer noch tieferen Bewunderung ihrer vier Helden Anlass geben. Lesern, die sich bisher nur beiläufig mit dieser Epoche der Musikgeschichte befasst haben, wird dieses Buch hoffentlich ein besseres Verständnis für die zeitüberdauernde Wirkung dieser vier Jungs aus Liverpool vermitteln.

    Inhalt

    Die Beatles - ein beispielloses Phänomen

    Liverpooler Jungs und der Rock’n Roll

    Mühsamer Anlauf zur großen Karriere

    Beatlemania und der Aufstieg zu nationalen Helden

    Die USA und die ganze Welt - globale Beatles-Hysterie

    Kreative Studiomusiker - die Beatles erfinden sich neu

    Das Ende der Beatles – Streit um „Apple" und letzte Hits

    Die Solokarrieren der Ex-Beatles

    Bilanz nach 50 Jahren – Fixsterne am Pophimmel

    Anatomie einer Weltsensation

    Optimales Timing – die Beatles kamen zur richtigen Zeit

    Vier Individuen in einer homogenen Gruppe

    Zwei geniale Songschreiber – das Herz der Beatles

    Eine neue Ära in der Geschichte der Musik

    Die kulturelle Revolution

    Zeitgeist und Jugendemanzipation

    Die Beatles und ihre Rolle im politischen Spiel

    Kritik an Christentum und Kirche

    Die spirituelle Reise der Beatles

    Lebensphilosophie und Songbotschaften

    Liverpool und das Erbe der Beatles

    ANHANG

    Personen des engeren Kreises um die Beatles

    Singles und Alben der Beatles

    Nachwort

    Quellen- und Literaturverzeichnis

    Zum Verfasser

    I. Die Beatles - ein

    beispielloses Phänomen

    1. Liverpooler Jungs und der Rock’n Roll

    Liverpool, die Heimatstadt der Beatles, war im 18. Jahrhundert durch den Nordamerikahandel zu einer der bedeutendsten, umschlagsstärksten Hafenstädte Europas geworden. Die aus den USA eingeführte Baumwolle wurde dazu von der Liverpooler Textilindustrie verarbeitet, so dass sich die Stadt im 19. Jahrhundert zu einer blühenden Metropole entwickelte. Bis heute zeugen eindrucksvolle Gebäude und Skulpturen von Größe und Wohlstand Liverpools in viktorianischer Zeit. Jedoch mit Beginn des 20. Jahrhunderts begann ein kontinuierlicher wirtschaftlicher Niedergang, wozu u.a. der U-Boot-Krieg des ersten Weltkriegs, der beginnende Flugverkehr, der die langwierige Seereise nach und von Nordamerika allmählich ersetzte, beitrug. Dieser Prozess wurde durch die Zerstörungen infolge deutscher Bombardements im 2. Weltkrieg noch verstärkt. Selbst in den 50er und frühen 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es noch keine Anzeichen für eine wesentliche Verbesserung der für viele Einwohner tristen Lebensverhältnisse. Sehr viele Familien waren von Arbeitslosigkeit betroffen. Ganze Stadtviertel und Straßenzüge boten einen abgewirtschafteten, trostlosen Anblick und zeugten von Niedergang und Armut. Lediglich der Hafen zeigte noch Betriebsamkeit und bot Arbeitsplätze, wenn auch auf einem niedrigen Niveau. Die meisten Arbeiterfamilien waren arm und hatten kein leichtes Leben. Aber gerade deshalb hatte man in Liverpool Sinn für Humor und Musik, und außerdem boten die beiden bekannten Liverpooler Fußballclubs, der FC Liverpool und der FC Everton, zeitweilig die Möglichkeit zur Zerstreuung. Als deren Anhänger konnte man Gemeinschaft erleben und Teil ihrer Erfolge werden. Das war das soziale Umfeld, in dem unsere vier Helden, John, Paul, George und Ringo, als Kinder aufwuchsen.

    Durch den Hafen war und blieb Liverpool weltoffener und weniger spießig als die weiter landeinwärts gelegenen ‚Midlands‘. Der Hafen war die wichtigste Verbindung zum gegenüberliegenden Irland. So gab es einen starken irischkatholischen Einschlag in Liverpool, während der Rest Großbritanniens eher anglikanisch oder protestantisch geprägt war. Matrosen aus der ganzen Welt sorgten dafür, dass Liverpool einen kosmopolitischen Charakter hatte. Nach Hause heimkehrende Matrosen brachten aus den USA häufig die neuesten Schallplatten mit Blues- oder Country-&Western-Musik nach Liverpool, wodurch die dortige Musikszene mehr auf der Höhe der Zeit war als im Rest Großbritanniens. In den 1950ern dominierten amerikanische Musiker und Filme die englische Unterhaltungsbranche. Nennenswerte englische Stars oder erfolgreiche Schallplatten gab es eigentlich nicht und so hörte man aktuelle moderne Musik in erster Linie im Radio. Als ca. 1955 die ersten Rock‘n Roll-Aufnahmen in England zu hören waren, bevorzugten Intellektuelle den Jazz. Bei der Jugend war jedoch gerade Skifflemusik angesagt, eine Musik, die einfach, auch mit improvisierten Instrumenten, zu spielen war. 1956 sorgte Bill Haley auf seiner Englandtournee mit seinen Songs wie „Rock Around The Clock" für Furore, insbesondere bei der englischen Jugend. Spätesten als die Teenager Elvis in Zeitschriften oder durch seine Platten kennenlernten, war es schlagartig mit Skiffle vorbei. Mit dem Rock’n Roll hatte die englische Jugend ihren Musikstil, ihre Idole und damit auch den Ausdruck ihres Lebensgefühls gefunden. Wenn Matrosen aus den USA nach Liverpool zurückkamen und Rock’n Roll-Platten mitbrachten, waren diese von den jungen Leuten heiß begehrt. Besonders junge Musiker wollten diese Platten haben, um sie – auf den Spuren ihre Idole – nachspielen zu können. So ging es auch jenen vier Jungs, die später als Beatles die Welt ‚rocken‘ sollten.

    John Lennon

    John Winston Lennon wurde am 9. Oktober 1940 geboren, als gerade deutsche Bomben auf Liverpool fielen. Seine frühen Kindheitsjahre verliefen für damalige Verhältnisse zunächst normal, bis sein Vater – Steward auf einem Schiff - abheuerte und verschwand. Wahrscheinlich wollte er dem Kriegsdienst und auch seiner kriselnden Ehe zu entfliehen. 1943 ließen sich die Eltern scheiden; Johns lebenshungrige Mutter fand einen neuen Mann und John wuchs bei seiner Tante Mary Smith, die er Tante Mimi nannte, auf. Als Johns Vater zwei Jahre später wieder auftauchte, sollte der Fünfjährige entscheiden, ob er bei Mutter oder Vater leben sollte – John fühlte, dass beide Eltern ihn nicht haben wollten und er sie nur stören würde. Das war eine traumatische Erfahrung für ihn. Darauf nahmen Tante Mimi und ihr Mann George den kleinen John zu sich, behandelten ihn wie ihr eigenes Kind und Onkel George wurde für ihn ein guter Ersatzvater. In der Grundschule erwies sich John als intelligent aber unaufmerksam. Er engagierte sich nur, wenn ihm etwas Spaß machte. Routinesachen langweilten ihn und er war daher zu kontinuierlicher Arbeit kaum fähig, ein Problem, das ihm ein Leben lang erhalten blieb. Allerdings wurde schon in der Grundschule sein Gesangstalent entdeckt und schon früh zeigte er Geschick, Zeichnungen, Karikaturen oder Collagen herzustellen. Während sich John zuhause bei Tante Mimi wie ein artiger, sensibler Junge benahm, verhielt er sich außerhalb wie ein Rüpel und war ständig in Prügeleien verwickelt, so dass kaum jemand in seiner Nachbarschaft ungeschoren blieb. Auch als John 1952 auf die Quarry Bank High School kam, blieb er weiterhin ein aggressiver Rüpel, der oft wegen Schulstreiche oder obszöner Zeichnungen vor dem Direktor erscheinen musste. 1953 starb unerwartet Onkel George, wodurch er zum zweiten Mal die Vaterfigur, eine für ihn wichtige Bezugsperson, verlor. Kurz darauf erschien auch wieder seine Mutter Julia und verhielt sich John gegenüber eher wie eine ältere Schwester. Bei Problemen spielte John beide Frauen gegeneinander aus, was deren Verhältnis sehr belastete.

    Ab 1955 interessierte sich John zunehmend für Popmusik. Als dann Bill Haley mit „Rock Around The Clock und Elvis Presley mit „Heartbreak Hotel groß heraus kamen, begann der Rock’n Roll seinen triumphalen Siegeszug in Großbritannien. In Liverpool entstanden in kürzester Zeit viele Rockgruppen und Tanzlokale. Sehr bald waren nicht mehr prügelnde Gang-Anführer die Könige, sondern solche Leute, die gut mit der Gitarre umgehen konnten. Für John wurde der Rock’n Roll zum Wendepunkt seines Lebens und Elvis Presley sein Idol.

    „Nachdem ich ihn gehört hatte und auf den Geschmack gekommen war, war das das Leben, es gab nichts anderes. Ich dachte an nichts anderes als an Rock’n Roll – abgesehen von Sex, Essen und Geld, aber das ist im Grunde dasselbe, wirklich (John Lennon in: Anthology, 2000, S. →)."

    Seine Mutter Julia kaufte ihm seine erste Gitarre und brachte ihm die ersten Akkorde bei, bis er schließlich einen ersten Rock-Song spielen konnte. Im März 1957 gründete John mit Schulfreunden eine Skiffle-Band, die „Quarrymen". Sie waren aber blutige Amateure, beherrschten kaum ihre Instrumente und hatten nur einige kleine Auftritte bei Schülerpartys oder Geburtstagsfeiern. In der Gruppe gab es ständig Krach, da John immer meinte, seine Rolle als Boss verteidigen zu müssen. Daher verließen in kurzer Zeit immer wieder Mitglieder die Gruppe, so dass John sich ständig nach neuen Leuten umsehen musste. Auf dem Woolton-Gemeindefest am 6.7.1957 hatten die Quarrymen einen kleinen Auftritt und danach wurde John der junge Paul McCartney vorgestellt, was sich als eine schicksalhafte, zukunftsweisende Begegnung erweisen sollte. Da Paul besser Gitarre spielen konnte, nahm John ihn in seine Band auf. Aber in der Schule gab es wegen Johns unzulänglicher Leistungen zunehmend Probleme, so dass der Schuldirektor, der Johns musisch-künstlerisches Talent immerhin richtig einschätzte, Tante Mimi empfahl, ihn auf die Kunstakademie zu schicken. So kam John auf die Kunstschule, wo sich seine Leistungen aber nur vorübergehend besserten. Bald besuchte John die Schule nur noch, um seine Tante nicht zu enttäuschen. Auf der Kunstschule lernte er den begabten jungen Maler Stuart Sutcliffe kennen, zu dem er eine enge freundschaftliche Bindung einging. Im Juli 1958 traf John ein schwerer Schlag. Seine Mutter Julia, zu der er gerade wieder eine innigere Bindung gefunden hatte, wurde von einem betrunkenen Polizisten mit dem Auto überfahren; sie war sofort tot. Der Tod seiner Mutter, zu der er eine Seelenverwandtschaft empfand, traf ihn so sehr, dass er jahrelang nicht darüber reden konnte. Viele Jahre später hat er in mehreren Songs (Julia, Mother) versucht, diesen traumatischen Verlust zu verarbeiten. Der Polizist wurde übrigens niemals für seine Todesfahrt unter Alkohol zur Rechenschaft gezogen, was in gewissem Maß Johns feindselige und aggressive Haltung gegenüber Polizisten und offiziellen Autoritäten erklärt. Da viele Mädchen den extrovertierten John attraktiv fanden, hatte er viele Affären. Nach einer Weile war er dann aber mit Cynthia Powell fest liiert. Sie war das Gegenteil von John; sie stammte von der besseren Seite des Mersey, war streng erzogen und schüchtern, aber beide fühlten sich stark zueinander hingezogen. John gab danach seinen Teddy-Boy-Look auf und kleidete sich konventioneller, während Cynthia versuchte, mit Frisur und Kleidung Brigitte Bardot zu imitieren, weil John diese toll fand. Als Cynthia dann schwanger wurde, heiraten John und Cynthia am 23.8.1962.

    Paul McCartney

    Am 18. Juni 1942 wurde Paul McCartney in einem Liverpooler Krankenhaus geboren. Wieder einmal fielen deutsche Bomben auf die Stadt, und Pauls Vater war gerade im Löscheinsatz. Der Vater war Baumwollverkäufer und seine Mutter Krankenschwester, wodurch sie sich eine Wohnung in einer besseren Wohngegend leisten konnten. In der Schule erwies sich Paul als sehr guter Schüler. Vater Jim McCartney war vielseitig musikalisch begabt, spielte mehrere Instrumente und leitete eine semiprofessionelle Jazzband. Da auch zuhause viel musiziert wurde, flog Paul auch eine große Musikbegabung zu. Als sein Vater ihm das Klavierspielen beibringen wollte, zeigte Paul allerdings kein Interesse an einem systematischen, fremdgesteuerten Unterricht. Dagegen entwickelte er schon als Junge ein Talent, gehörte Melodien ohne Noten und Lehrer nachspielen zu können. Als erstes Instrument erhielt er von seinem Vater eine Trompete, die er jedoch bald wieder gegen eine Gitarre eintauschte, als auch ihn das Rock’n Roll-Fieber packte. Doch beim Üben damit stieß er zunächst auf unerwartete Schwierigkeiten bis er merkte, dass diese sich daraus ergaben, dass er Linkshänder war und die Gitarren für Rechtshänder ausgelegt waren. Nachdem er begriffen hatte, dass er das Instrument ganz anders als normal spielen musste, übte er wie ein Wahnsinniger – bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sogar zuhause auf der Toilette. So erwarb er sich autodidaktisch eine gewisse Fertigkeit, um erste Rock’n Roll Nummern spielen zu können. Als Paul 14 Jahre alt war, starb seine Mutter an Brustkrebs. Dieser Verlust ließ ihn enger mit Vater und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder zusammenrücken und Paul übernahm auch Aufgaben im Haushalt. Das hielt ihn jedoch nicht vom Gitarre spielen und seiner zweiten Leidenschaft, Mädchen, ab. Seine Leistungen in der Schule ließen aber nach und sein Vater fürchtete, er könnte ein ‚Halbstarker‘, ein Teddy Boy, werden, zumal Paul nun auch in engen Hosen, Lederklamotten und mit einer Elvislocke herumlief. Als er an jenem denkwürdigen 6. Juli 1957 beim Woolton Gemeindefest John Lennon kennenlernte, gefiel Paul zwar Johns cooler Auftritt, aber er bemerkte , dass John auf der Gitarre nicht viel konnte. Während ihres Gesprächs zeigte Paul ihm verschiedene Gitarrenakkorde und spielte schließlich „Twenty Flight Rock" von Eddy Cochran, was John mächtig beeindruckte, besonders dass Paul auch den Text vollständig auswendig konnte. Darauf holte John ihn in seine Gruppe, obwohl er – anerkennend, dass Paul besser war als er – sich damit einen möglichen Rivalen in seine Band holte, der seine Rolle als Boss in Frage stellen konnte. Wenige Tage später trat Paul dann schon gemeinsam mit den Quarrymen auf. Er gab John bald darauf Gitarrenunterricht und spielte ihm auch Songs vor, die er selbst geschrieben hatte. Dies weckte Johns Ehrgeiz, es ihm gleich zu tun. Daraus entstand eine freundschaftliche Rivalität, woraus sich das wohl erfolgreichste Songschreiber-Duo der Popgeschichte entwickeln sollte. Sie traten in vielen Clubs und bei kleineren Veranstaltungen auf, weshalb sie häufig spät nach Hause kamen. Dabei verdienten sie allerdings kaum mehr als ein Taschengeld. Es wurde anstrengend und die meisten Bandmitglieder stiegen bald entmutigt aus, weil zunächst nichts auf eine bevorstehende große Karriere hindeutete. John und Paul blieben zusammen und suchten nach einer Verstärkung, die ebenso musikverrückt war wie sie. Aber es bot sich nur einer an, jemand, den Paul beim Busfahren näher kennengelernt hatte.

    George Harrison

    George wurde am 25.2.1943 als jüngstes von vier Kindern der Familie Harrison in Liverpool geboren und wuchs als einziger Beatle unbeschwert auf. Sein Vater Harold arbeitete als Busfahrer und, da er nicht viel verdiente, verdiente seine Mutter etwas mit Näharbeiten hinzu. In der Schule hatte er jedoch keinen Ehrgeiz. George war ein Sportfan, spielte gut Fußball, konnte gut schwimmen und machte gern Leichtathletik. Als ihn dann aber die Musik packte, gab er den Sport auf. Seine Mutter kaufte ihm eine Gitarre und ein Freund seines Vaters brachte ihm die ersten Akkorde bei. George übte und übte, zuweilen bis in die Nacht und bis seine Fingerkuppen blutig waren. Seine Mutter liebte Musik und Tanz; sie ermutigte George immer wieder durchzuhalten. Mit seinen älteren Brüdern, die auch Gitarre spielten, bildete George 1955 dann eine erste Band, die „Rebels, doch er hatte ganz eigene Ideen über das Gitarrenspiel und war nie mit sich zufrieden. Auch später, als die Beatles schon weltberühmt waren, erklärte er, es sei sein Ziel, konzertreif spielen zu können. Im Vergleich zu John oder Paul spielte er aber schon damals großartig. Hin und wieder spielte er auch mit anderen Gruppen und lernte so auch die Quarrymen kennen. Paul hatte er schon öfters beim Busfahren getroffen und, als die Quarrymen 1958 Verstärkung suchten, stellte Paul ihn bei einer nächtlichen Busfahrt John vor. George spielte ihnen den damals populären, anspruchsvollen Instrumentalhit „Raunchy fehlerlos vor. John war mächtig beeindruckt und nahm ihn ebenfalls in die Gruppe auf, obwohl George ihm eigentlich zu jung war. Bald machte George die nächsten Bandauftritte der Quarrymen mit. 1959 verließ George die Schule ohne Abschluss und begann eine Elektrikerlehre,

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