Lassen Sie mich durch - ich bin Klofrau
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Über dieses E-Book
Helga ist 60 als sie diese Stellenausschreibung in einer lokalen Zeitung liest und spontan beschließt ihrem Arbeitsleben nochmals eine Wende zu geben.
Von nun an reinigt sie jedes Wochenende die Toiletten einer Diskothek, trifft auf unterschiedlichste Menschen, erlebt Schönes wie Schockierendes.
Ihr Buch berichtet von den „Highlights“ aus 5 Jahren Diskokarriere und lässt den Leser hinter die Kabinentür blicken.
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Buchvorschau
Lassen Sie mich durch - ich bin Klofrau - Helga B. Auermann
freuen.
Aller Anfang ist schwer
Manch einer wird sich fragen »mit 60 in einer Disco arbeiten? – die Frau muss verrückt sein!«
Ja das ist sie, in der Tat.
Ohne eine ordentliche Portion Humor und ein dickes Fell geht das wirklich nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass mein letzter – privater - Discobesuch schon über 40 Jahre her ist und man seine Getränke noch in D-Mark bezahlte. Clubs und Lounges hießen noch Diskotheken, die Halbe Bier kostete 1,50 DM und man konnte seine Handtasche noch bedenkenlos auf dem Tisch liegen lassen und eine flotte Sohle auf die Tanzfläche legen, ohne Angst haben zu müssen, dass sie der Gast neben dir an der Bar einfach mitnimmt. Ja das waren noch Zeiten.
Ich kann nicht von mir behaupten, je der wilde Disco-Typ gewesen zu sein, der regelmäßig die Nacht zum Tag gemacht hat, umso komischer ist es, dass es mich mit über 60 wieder mitten ins Geschehen verschlagen hat.
Begonnen hat alles mit einer Stellenanzeige:
Da ich diesen Job als Reinigungskraft für Toiletten früher schon ein paar Jahre im alljährlichen Volksfest gemacht hatte, dachte ich mir: Fragen kostet nichts. Gesagt getan. Ich rief bei der angegebenen Nummer an und man lud mich zu einem Vorstellungsgespräch ein.
Die Chefin des Ladens war sehr freundlich, aber auch sichtlich erstaunt darüber, dass gerade ich mich auf die Anzeige beworben hatte und kein junger Hüpfer in den Zwanzigern, der sich etwas nebenbei verdienen wollte. Mein Aufgabenbereich und die Arbeitsbedingungen waren schnell geklärt. Freitag und Samstag, sowie an Sonderöffnungstagen – zum Beispiel vor Feiertagen - sollte ich mich von 22 Uhr bis 6 Uhr um die Sauberkeit in den Toiletten kümmern. Neben meinen bereits gesammelten Erfahrungen tat meine souveräne Hausfrauenausstrahlung ihr Übriges. Ich hatte den Job und super bezahlt war der auch noch. Ich freute mich darauf, von jungen Leuten umgeben zu sein und stellte mich auf eine eher ruhige Tätigkeit ein, die mich nicht vor großartige Herausforderungen stellen würde – wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon gewusst hätte, was da auf mich zukommt, hätte ich es mir vielleicht anders überlegt.
Nach aller Anfangseuphorie stand ich zunächst aber vor einem großen Problem: ich hatte kein Auto. Zwar war der Weg von mir zu Hause zur Disco nicht weit, aber trotzdem zu lang, um die Strecke zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen. Öffentliche Verkehrsmittel fuhren nachts nicht mehr und ein Taxi war mir auf die Dauer schlichtweg zu teuer. Die Lösung des Problems hatte mein Sohn mit einer im wahrsten Sinne des Wortes zündenden Idee: in der Garage stand seit Jahren sein alter Roller. Den hatte er schnell wieder flott gemacht, jetzt musste ich nur noch lernen, auf dem Ding zu fahren. Zunächst stellte ich mich wirklich saublöd an! Doch nach ein paar Startschwierigkeiten hatte ich es dann endlich begriffen:
nicht zu viel Gas geben
nicht abrupt bremsen
keine Angst vor Kurven
Mein erster Abend konnte also beginnen. Nachdem mein Sohn die Befürchtung hatte, mir könnte unterwegs doch etwas passieren, bot er mir an, mich zu begleiten.
Da um 22 Uhr Arbeitsbeginn war, fuhren wir um kurz nach neun los, denn schneller als 20 km/h traute ich mich auf dieser Höllenmaschine nicht fahren. Es waren ja immerhin sieben Kilometer. Ich fuhr mit dem Roller voran, mein Sohn mit dem Auto hinterher - ein Bild für Götter. Zum Glück war es schon dunkel und niemand erkannte uns.
Endlich auf dem Parkplatz angekommen, stellte ich meinen Roller ab und betrat den Laden wie besprochen durch den Hintereingang, da die Haupttür erst zur offiziellen Öffnungszeit von den Türstehern aufgemacht wird. Im Treppenhaus hörte ich bereits Musik und es roch nach Zigaretten, verschüttetem Bier und leeren Schnapsflaschen – dem typischen Discogeruch.
Die Chefin zeigte mir gleich meinen neuen Arbeitsbereich und wo ich Putzmittel, Lappen und Klopapier zum Nachfüllen finden würde. Ich war also bereit zu starten.
Nachdem ich ja eigentlich gedachte hatte, dass mich keine großen Herausforderungen erwarten würden, war es zunächst doch ungewohnt für mich, in der Nacht zu arbeiten. Man stelle sich vor: Die Schicht beginnt dann, wenn andere gerade ins Bett gehen! Auch die laute Musik und den Umgang mit den Jugendlichen hatte ich unterschätzt, denn ihr Benehmen lässt oft zu wünschen übrig.
Wenn die sich zu Hause genauso aufführen … Na dann Prost Mahlzeit!
Zunächst verlief der erste Abend einigermaßen ruhig. Ich füllte regelmäßig Papierhandtücher, Seife und Klopapier nach und schaute auch in den Kabinen nach dem Rechten. Obwohl es erst keine Zwischenfälle gegeben hatte, am Ende des Abends dann der Schock: eine Gruppe Feierwütiger hielt sich noch auf dem Herrenklo auf, obwohl es bereits kurz nach 5 Uhr war. Einer der Jungs übergab sich lautstark und man konnte genau hören, dass nicht alles im Klo landete. Als ich ihn auf die Sauerei ansprach, die er mir hinterlassen hatte, wurde ich nur dumm angepöbelt. Da es aber nun mal zu meinem Job gehörte, die Hinterlassenschaften der Gäste zu beseitigen, überwand ich mich.
Nach acht Stunden Nachtarbeit war ich fix und fertig und freute mich auf mein Bett. Gott sei Dank sprang auch der Roller gleich an und ich fuhr im Morgengrauen langsam nach Hause. Dort angekommen fiel ich todmüde ins Bett, immerhin war es schon 6.30 Uhr morgens. Doch so recht einschlafen konnte ich nicht. Meine Gedanken kreisten um die Ereignisse meines ersten Arbeitstages. War das wirklich der richtige Job für mich? Den Dreck anderer Leute wegzuräumen? Und das jedes Wochenende?
Geld stinkt nicht, dachte ich mir aber dann. Also Augen zu und durch.
Von nun an hieß es jeden Freitag und Samstag: Ab in die Disco. Was ich da noch alles erlebte…
Kummerkastentante
An manchen Wochenenden kam ich mir vor, wie eine Mischung aus Seelsorger und Mutter Theresa. Nicht selten kam es vor, dass ich ein Mädchen heulend im Klo fand, ihr Freund hatte gerade mit ihr Schluss gemacht oder der Schwarm mit einer anderen geknutscht. Für Mädels im Teenie-Alter kommt das ja einem Weltuntergang gleich. Ich trocknete viele Tränen, restaurierte