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Die Legenden von Karinth (Band 3)
Die Legenden von Karinth (Band 3)
Die Legenden von Karinth (Band 3)
eBook390 Seiten5 Stunden

Die Legenden von Karinth (Band 3)

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Über dieses E-Book

Während Amyéna zusammen mit dem ›roten Tarkar‹ versucht, dem Geheimnis ihrer Vision auf den Grund zu gehen, erfährt Maryo bei den Amazonen etwas, das alles, was er bisher geglaubt hatte zu wissen, infrage stellt. Wird es ihm überhaupt gelingen, seinen Auftrag zu beenden, wenn die Götter ihm immer wieder Steine in den Weg legen? Und wie kann er verhindern, dass die ›Legenden von Karinth‹ sich erfüllen?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Sept. 2018
ISBN9783038960188
Die Legenden von Karinth (Band 3)

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    Buchvorschau

    Die Legenden von Karinth (Band 3) - C. M. Spoerri

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte Karinth

    Landkarte Nordkarinth

    Kapitel 1 - Maryo

    Kapitel 2 - Thesalis

    Kapitel 3 - Maryo

    Kapitel 4 - Maryo

    Kapitel 5 - Edana

    Kapitel 6 - Thesalis

    Kapitel 7 - Maryo

    Kapitel 8 - Edana

    Kapitel 9 - Maryo

    Kapitel 10 - Amyéna

    Kapitel 11 - Amyéna

    Kapitel 12 - Roter Tarkar

    Kapitel 13 - Amyéna

    Kapitel 14 - Maryo

    Kapitel 15 - Thesalis

    Kapitel 16 - Roter Tarkar

    Kapitel 17 - Darien

    Kapitel 18 - Darien

    Kapitel 19 - Darien

    Kapitel 20 - Maryo

    Kapitel 21 - Darien

    Kapitel 22 - Maryo

    Kapitel 23 - Amyéna

    Kapitel 24 - Edana

    Kapitel 25 - Roter Tarkar

    Kapitel 26 - Thesalis

    Kapitel 27 - Roter Tarkar

    Kapitel 28 - Roter Tarkar

    Kapitel 29 - Thesalis

    Kapitel 30 - Darien

    Kapitel 31 - Maryo

    Kapitel 32 - Maryo

    Kapitel 33 - Amyéna

    Kapitel 34 - Maryo

    Kapitel 35 - Maryo

    Kapitel 36 - Maryo

    Kapitel 37 - Roter Tarkar

    Kapitel 38 - Maryo

    Kapitel 39 - Darien

    Kapitel 40 - Amyéna

    Kapitel 41 - Maryo

    Kapitel 42 - Darien

    Kapitel 43 - Roter Tarkar

    Kapitel 44 - Darien

    Kapitel 45 - Maryo

    Epilog

    Schlusswort

    Glossar

    Exklusive Leseprobe - Der rote Tarkar

    Der rote Tarkar - Kapitel 1

    C. M. Spoerri

    Die Legenden von Karinth

    Band 3

    Fantasy

    Die Legenden von Karinth (Band 3)

    Während Amyéna zusammen mit dem ›roten Tarkar‹ versucht, dem Geheimnis ihrer Vision auf den Grund zu gehen, erfährt Maryo bei den Amazonen etwas, das alles, was er bisher geglaubt hatte zu wissen, infrage stellt. Wird es ihm überhaupt gelingen, seinen Auftrag zu beenden, wenn die Götter ihm immer wieder Steine in den Weg legen? Und wie kann er verhindern, dass die ›Legenden von Karinth‹ sich erfüllen?

    Die Autorin

    C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Ursprünglich aus der Klinischen Psychologie kommend, schreibt sie seit Frühling 2014 erfolgreich Fantasy-Jugendromane (Alia-Saga, Greifen-Saga) und hat im Herbst 2015 mit ihrem Mann zusammen den Sternensand-Verlag gegründet. Weitere Fantasy- und New Adult-Projekte sind dabei, Gestalt anzunehmen. Über ihre Homepage www.cmspoerri.ch werdet Ihr über alle Neuigkeiten informiert.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, September 2018

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2018

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski | alexanderkopainski.de

    Landkarten: C. M. Spoerri 2018

    Illustrationen: Shutterstock.com | fotolia.de

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-017-1

    ISBN (epub): 978-3-03896-018-8

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Für meine anonymen Altraholiker.

    Ohne euch gäbe es meine Geschichten nicht.

    Danke für eure Lesertreue.

    Landkarte Karinth

    Landkarte Nordkarinth

    Kapitel 1 - Maryo

    Noch während Maryo versuchte, zu begreifen, was geschah, spürte er, wie er in eine unendliche Dunkelheit gezogen wurde. Seine Augen waren dennoch auf den Quell dieser Schwärze gerichtet: Die Amazonenkönigin – das Mädchen, das ihm soeben seine ganze Kindheit in Erinnerung gerufen hatte.

    Er vergaß, dass er sich in der Amazonenstadt mitten im Hochwald von Nordkarinth befand.

    Vergaß, dass Edana, die Kapitänin mit den unwirklich blauen Augen, irgendwo hinter ihm am Boden kniete.

    Vergaß, dass Thesalis, die alles verloren hatte, was ein Mensch – eine Amazone – verlieren konnte, sich zusammen mit einigen Kriegerinnen ebenfalls im Thronsaal befand.

    Für ihn gab es nur noch den Blick des schwarzhaarigen Mädchens, das ihn weiterhin intensiv musterte und dessen Worte er zu begreifen versuchte.

    ›Willkommen zu Hause. Bruder.‹

    Er wollte den Mund öffnen, der soeben vom Knebel befreit worden war, und sie fragen, was sie damit meinte, doch es kam keine einzige Silbe über seine Lippen. Seine Hände verweilten am Hals, da er befürchtete, keine Luft mehr zu bekommen.

    Wann genau war er in die Knie gegangen? Was rief die Frauenstimme hinter ihm, die so besorgt klang?

    Ehe er es verhindern konnte, siegte die Dunkelheit, die über ihn hinwegrollte wie eine turmhohe Welle, welche in sich zusammenstürzte.

    »Maryo.«

    Das Wort war so sanft gesprochen, dass er augenblicklich von einer tiefen Wärme erfüllt wurde. Er spürte Lippen, die zaghaft seine Wange berührten, Atem, der über seine Haut hinweg strich, sog den Duft nach Meer ein, der sie immer umgab. Nur eine Frau auf dieser Welt schaffte es, ihm das Gefühl der Geborgenheit zu geben.

    »Edana«, murmelte er, ohne die Augen zu öffnen.

    »Wie geht es dir?«

    Nun strichen die Lippen über seinen Mund und er wollte die Hand heben, um ihren Kopf noch näher zu sich zu ziehen und den Kuss zu intensivieren, doch sein Arm ließ sich nicht bewegen, da er eine Tonne zu wiegen schien.

    Die Lippen entfernten sich und Maryo schlug die Augen auf. Wie erwartet, blickte er in die hellblaue Iris von Edana, deren Gesicht über ihm schwebte.

    »Bescheiden«, beantwortete er leise ihre Frage.

    Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln, sie senkte ihren Kopf wieder zu ihm herunter und dieses Mal küsste sie ihn richtig – aber viel zu kurz. Dann legte sie ihre Wange an seine. »Ich hatte Angst um dich«, flüsterte sie nahe an seinem Ohr.

    Maryo lachte, was er augenblicklich bereute, denn seine Brust fühlte sich an, als sei eine Horde Gorkas darüber getrampelt. »So rasch gehe ich nicht kaputt«, brummte er dennoch. »Da braucht es schon mehr als ein kleines Mädchen, das mich mit irgendwelcher Magie zu beeindrucken versucht.«

    Auch wenn er es leichthin sagte, so jagte ihm die Erinnerung an die schwarzen Augen der Amazonenkönigin trotzdem einen Schauer über den Rücken. Doch er hätte sich eher die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.

    »Du hättest dich sehen sollen«, murmelte Edana, die ihm nun eine Hand an die Wange legte und ihn eindringlich musterte. »Dein ganzer Körper hat gezuckt, als hättest du Krämpfe und aus deinem Mund ist Schaum getreten. Ich weiß nicht, was die Königin mit dir gemacht hat – aber sollte sie es noch einmal wagen, dich derart … zuzurichten, werde ich nicht zögern, und ihr einen Feuerball an den Kopf schießen.«

    Sie hatte sich immer mehr in Rage geredet und in ihren Augen begann wieder dieses Feuer zu lodern, das Maryo so sehr anzog.

    Er konnte nicht anders, als ihren Kopf zu sich herunterzuziehen – zum Glück gehorchten ihm nun seine Arme wieder – und sie zu küssen. Er küsste sie mit seiner ganzen Leidenschaft, die von der Angst, die immer noch in seinem Herzen verweilte, genährt wurde.

    »Du bist ein dummes Mädchen«, murmelte er an ihren Lippen.

    »Frau«, korrigierte sie ihn lächelnd.

    »Du bist eine dumme Frau.« Sein Mund verzog sich ebenfalls zu einem Schmunzeln. »Und jetzt sag mir, wo wir hier sind.«

    Edana stützte ihn, als er versuchte, sich aufzusetzen.

    Der Raum, in dem er sich befand, war lichtdurchflutet. Sie waren mit dem ersten Sonnenstrahl in die Amazonenstadt gekommen. Nun aber musste es Mittag, wenn nicht Nachmittag sein.

    Die Einrichtung wirkte zweckmäßig. Ein Bett, auf dem Maryo lag, daneben ein Nachttisch sowie eine Kommode mit einer Waschschüssel und ein Schrank. Jedoch entging dem Elf nicht, dass jedes Möbelstück aufwendige Schnitzereien besaß, die irgendwelche Jagdszenen darstellten. Dem Bett gegenüber befand sich hinter hellen Vorhängen ein Balkon, den Maryo nur erahnen konnte, wenn der feine Stoff sich durch einen Windhauch etwas aufblähte.

    »Die Königin hat uns dieses Zimmer zugewiesen und neue Kleidung gegeben«, erklärte Edana, die sich nun erhob, um zu dem Tisch neben dem Bett zu gehen, wo Maryo ein Becken mit Wasser und saubere Tücher erblickte.

    Während er sie beobachtete, bemerkte der Elf, dass auch die Kapitänin neue Kleidung trug. Leider nicht in Amazonen-Manier, bei welcher die linke Brust freigeblieben wäre, sondern einfach Jagdkleidung, die sich immerhin eng an ihren schlanken Körper schmiegte.

    »Zieh dich aus«, sagte die dunkelhaarige Magierin, ohne sich zu ihm umzuwenden, und tauchte die Tücher ins Wasser.

    »Wie bitte?«, fragte Maryo, der sich auf den Ellbogen abstützte.

    »Ausziehen.« Jetzt wandte sie sich doch zu ihm um. »Dir würde zwar ein Bad besser stehen, aber zur Not tut es auch Katzenwäsche.«

    Der Elf hob eine Augenbraue. »Willst du damit sagen, dass ich stinke?«

    Die Magierin lachte auf und trat wieder zu ihm. »Das würde ich nie wagen zu behaupten. Dennoch … deine Wunden müssen gereinigt werden. Also?« Sie sah ihn auffordernd an.

    Maryo seufzte und setzte sich an den Bettrand. Dann zog er das verschlissene Oberteil über den Kopf, wohl wissend, dass Edana ihn ganz genau beobachtete. Schließlich folgten Stiefel und Hosen.

    »Gib her«, brummte er, als die Magierin sich daran machen wollte, ihm den Schmutz vom Körper zu waschen. »Ich kann mich selbst waschen, ich bin doch kein Kleinkind.«

    »Aye, aber du benimmst dich gerade wie eins«, lächelte Edana, die sich neben ihn setzte und die Beine übereinander schlug. »Auch wenn du ein sehr muskulöses Kleinkind wärst.« Sie grinste ihn an, was dem Elf ein leises Knurren entlockte.

    Als er sich notdürftig gewaschen hatte, reichte ihm Edana neue Kleidung. Bequeme Hosen aus dunkelbraunem Stoff, der an einigen Stellen mit Leder verstärkt worden war, dazu dunkelgrüne weiche Jagdstiefel und ein hellgraues Hemd.

    »Die Farben passen hinten und vorne nicht zusammen«, murrte Maryo, als er mit zusammengeschobenen Augenbrauen an sich herab sah.

    »Du bist auch so eine Augenweide, mein Lieber«, neckte ihn Edana, dann wurde sie wieder ernst. »Die Sachen sind praktisch, sauber und wir mussten nichts dafür bezahlen. Also stelle sie nicht in Frage.« Sie griff zu einem Krug, in welchem rötliche Flüssigkeit zu erkennen war und zwei Kelchen, die jemand neben die Waschschale gestellt hatte. »Hier«, sie reichte ihm einen der Kelche, »trink, das wird dir gut tun.«

    Maryo nahm das Gefäß wortlos entgegen und schnupperte daran. »Was ist das?«, fragte er misstrauisch.

    Edana, die bereits einige Schlucke probiert hatte, zuckte mit den Schultern. »Irgendein Fruchtsaft.« Dann traf ihr Blick den seinen und sie verdrehte die Augen. »Maryo, wenn sie uns töten wollten, dann sicherlich nicht durch Gift. Man mag von Amazonen halten, was man will, aber hinterlistig sind sie nicht.«

    »Es gibt weitaus schlimmeres, als Gift«, murmelte der Elf, trank aber dennoch von der rötlichen Flüssigkeit, die seltsam süß und nach Erdbeeren schmeckte.

    Augenblicklich begann sein Magen zu knurren. Er hatte viel zu lange nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt – abgesehen vom Knebel.

    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte er, während er sich von Edana den Kelch ein weiteres Mal auffüllen ließ.

    Sie zuckte erneut mit den Schultern. »Nun … wir können hier nicht weg. Vor der Tür stehen zwei Wachen und …«

    Maryo sah sie mit schmalen Augen an. »Du weißt aber schon, dass uns zwei dahergelaufene Amazonen nicht aufhalten können? Ich bin ein Elf, du eine Magierin. Wenn es hart auf hart kommt, dann …«

    »Maryo!«

    Diesen Klang ihrer Stimme kannte er von Edanas Schiff – es war derselbe, mit dem sie ihre Matrosen herumkommandierte. Und Maryo mochte ihn nicht, auch wenn er wieder das Feuer in ihren Augen zum Vorschein brachte.

    »Wir sind hier, um in diesen Sternentempel zu gelangen«, stellte er klar, um sie von einer Moralpredigt abzuhalten.

    »Und um nach deiner Prinzessin zu suchen – die ganz offensichtlich nicht hier ist«, ergänzte Edana, während sie sich erhob und zur Balkonöffnung trat. »Aber wenn es stimmt und diese Kriegerin Thesalis und Prinzessin Amyéna eine Verbindung zueinander haben, dann liegt hier vielleicht irgendwo der Schlüssel dazu. Und diesen werden wir nicht finden, wenn wir eine ganze Amazonenstadt gegen uns aufbringen. Zudem«, sie wandte sich um und ihr Blick wurde wieder eindringlicher, »wie stellst du dir das bitte vor, dass wir von hier fliehen? Wir befinden uns viele Schritt über dem Boden. Ein Sturz könnte tödlich sein – oder uns zumindest einige Knochenbrüche einbringen. Weißt du, wie schwer es ist, zu rennen, wenn einem der Fuß schief vom Körper absteht?« Ihre Augenbrauen hüpften in die Höhe, um den Unsinn seiner Gedanken zu unterstreichen.

    Maryo erhob sich ebenfalls. Es fiel ihm im ersten Moment schwer, das Gleichgewicht zu halten und seine Muskeln fühlten sich an, als hätte er wochenlang gelegen, aber dennoch gelang es ihm, aufzustehen. Jetzt überragte er die zierliche Magierin wieder um einiges, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn weiterhin anzufunkeln.

    »Hör zu«, sagte er leise. »Geduld war noch nie meine Stärke und ich werde ganz sicher nicht brav wie ein Schoßhündchen darauf warten, bis dieser ›Königin‹ der Sinn danach steht, mit uns zu plaudern.«

    Edana trat zu ihm und legte ihm beide Hände auf die Schultern, um ihn im nächsten Moment mit erstaunlicher Kraft zurück aufs Bett zu drücken. »Aye. Aber es bringt uns nichts, wenn du jetzt deinem Temperament nachgibst. Zudem«, sie deutete auf seine Hände und dann auf den Oberkörper, »bist du verletzt. Du hast die Wunden zwar gereinigt, aber du solltest nun deine Energie besser nutzen und sie zumindest ein wenig heilen.«

    Maryo blickte auf seine Handgelenke, die von den Fesseln wundgescheuert waren und als Edana mit dem Finger auf seine Brust drückte, durchzuckte ihn ein Schmerz, der ihn leise keuchen ließ. Er hatte die Wunden, die ihm diese Amazonen–Thesalis zugefügt hatte, um den Schein zu wahren, dass er ihr Gefangener sei, zwar mit Magie etwas geheilt und vorhin gereinigt, dennoch musste er Edana recht geben: In einem Kampf wären sie ein lästiges Hindernis.

    Dieses hinterlistige Biest einer Amazone! Sie hatte ihn beinahe umgebracht!

    Edana beobachtete ihn, während er nach der heilenden Magie in sich griff und begann, die Wunden an seinem Oberkörper so gut es ging zu behandeln. Ohne Hilfsmittel wie Salben oder Umschläge war es nur wenig, das er tun konnte, aber dennoch ließ der Schmerz nach und in ein paar Tagen wären kaum noch Narben zu erkennen, die er zudem mit seinen magischen Kräften verschwinden lassen konnte.

    Wenigstens hatte die Heilung dazu geführt, dass er sich etwas beruhigte, was auch Edana zu bemerken schien. Sie ließ sich wieder neben ihm auf dem Bett nieder und sah ihn von der Seite an. »Wenn meine Familie wüsste, dass ich gerade neben einem Elf mitten in einer Amazonenstadt sitze, würden ihnen wohl die Augen aus dem Kopf fallen«, meinte sie mit einem schiefen Lächeln.

    Ihre Bemerkung rief in Maryo wieder die Worte der Amazonenkönigin wach. Ohne auf Edanas Kommentar einzugehen, fuhr er sich mit dem Handrücken über die Stirn, als wollte er die Falten, in die sie sich gelegt hatte, wegstreichen.

    ›Bruder‹ …

    Was hatte sie damit gemeint? Dass er wirklich ihr leiblicher Bruder war? Oder war es angelehnt an die Tatsache, dass die Amazonen sich untereinander als ›Schwestern‹ bezeichneten? Aber bedeutete das dann, dass er ebenfalls Amazonenblut in sich trug?

    Nein … Er schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein … oder?

    »Was ist? Worüber denkst du nach?« Edanas Stimme war wieder sanft wie eine Meeresbrise.

    Maryo warf ihr einen flüchtigen Blick zu und starrte dann auf seine Hände. »Dieses Mädchen … Königin … hat mich ›Bruder‹ genannt«, murmelte er.

    Edana sog leise die Luft ein und stieß sie dann wieder aus.

    Maryo hob den Blick und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. »Was bedeutet das?«, wollte er wissen.

    »Ich hatte gehofft, du hättest es vergessen«, gab Edana zu.

    Nun schnaubte Maryo. »Du hast es also auch gehört? Warum sollte ich es vergessen?«

    »Weil …« Sie legte ihm eine Hand auf seinen Oberarm und Maryo war versucht, sie abzuschütteln, da er jetzt keine Ausreden oder Beruhigungen hören wollte. Dennoch tat er es nicht, sondern sah fest in ihre blauen Augen, die beschwörend auf ihm ruhten. »Weil es im Moment keine Rolle spielt. Wir sind hier in einem Raum gefangen und können nicht fliehen. Du solltest die Zeit nutzen, um dich von den Strapazen zu erholen und …« Sie seufzte, da sie Maryo inzwischen gut genug kannte, um zu wissen, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis er erfuhr, was es mit dem Satz der Amazone auf sich hatte. »Also gut. Ich denke, wenn dich eine Amazone als ihren ›Bruder‹ bezeichnet, dann bedeutet das, dass da noch viel mehr ist, als …« Sie unterbrach sich und schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Amazonen mögen Männer nicht«, begann sie erneut. »Nun … gut, sie mögen sie schon, aber sie verachten im Grunde das männliche Geschlecht, da ihre Göttin allein dem weiblichen die Kräfte schenkt, welche eine Amazone ausmachen. Dennoch brauchen sie Männer, um sich fortpflanzen zu können.«

    »Ich brauche sicherlich keine Unterrichtsstunde in Amazonen-Fortpflanzung«, unterbrach Maryo sie unwirsch. »Sag mir einfach, was es bedeutet, dass diese Königin mich so genannt hat.«

    Edana sah ihn mit einem undurchsichtigen Blick an. »Ich glaube, dass sie dich respektiert. Und dass es einen Grund hat, warum sie das tut – aber wie genau der aussieht, das werden wir wohl erst erfahren, wenn wir wieder mit ihr sprechen können.«

    Jetzt sprang Maryo vom Bett auf und ignorierte dabei seine Muskeln, die schmerzerfüllt protestierten. Er griff sich mit beiden Händen in das lange, dunkelbraune Haar, das auf der einen Seite wegen Thesalis etwas kürzer war, und starrte an die Decke des Raumes, ehe er tief ein und ausatmete. Dann wandte er sich wieder zu Edana um, die weiterhin auf dem Bett saß und ihn beobachtete.

    »Ganz gleichgültig, was du einwenden magst«, sagte er in festem Tonfall. »Ich werde jetzt da raus gehen und diese Königin suchen. Und wenn ich sie gefunden habe, werde ich sie so lange schütteln, bis sie mir erklärt, was diese ganze Farce hier soll! Und vor allem, wie ich in den verdammten Sternentempel gelange!«

    Mit zwei langen Schritten war er bei der Tür und riss sie auf.

    Kapitel 2 - Thesalis

    Die blonde Amazone stand mit einem Kristallkelch am Fenster und schwenkte gedankenverloren den honigfarbenen Wein, dessen Aroma ihr in die Nase stieg. Unter ihren Augen breitete sich die Amazonenhauptstadt aus. Thesalis war nach der Audienz bei der Königin hierher gebracht worden. Wein, etwas zu Essen, ein warmes Bad … es fehlte ihr an nichts und sogar die Unterstützung im Kampf gegen die Elfen war ihr zugesichert worden. Dennoch wollte sich kein Glücksgefühl einstellen und auch von den Strapazen der Reise konnte sie sich nur bedingt erholen.

    Sie hatte es versucht. Hatte sich auf das viel zu weiche Bett – das die Amazonenkönigin anscheinend bei den Menschen abgeschaut hatte – gelegt und die Augen geschlossen. Doch da waren sie wieder. Diese Bilder, die sie während der Reise hierher mit aller Macht verdrängt hatte. Bilder von Tod und Zerstörung. Jetzt, da sie alleine war, schienen sie sich zu befreien und zogen Thesalis regelrecht in einen Strudel des Grauens.

    Das Blut, das den Boden im Amazonendorf rot gefärbt hatte. Die vielen Tiere, die auf dem Tisch in der Versammlungshalle wie Abfall gestapelt geworden waren.

    Csilla …

    Ihr Panther. Ihr Ein und Alles.

    Thesalis strich über die lange Narbe auf ihrem Arm, die von ihrer Vereinigung mit dem Pantherweibchen stammte. Von damals, als sie als junge Amazone auf der Hatz gewesen war und sich schließlich einen heftigen Kampf mit der Raubkatze lieferte, ehe sie das Tier unterwarf und sich mit ihm verband.

    So lange hatten ihre Herzen im selben Takt geschlagen … so lange waren sie vereint gewesen … es fühlte sich immer noch an, als hätte man ihr ein Bein amputiert, ohne welches sie nur noch hinkend durchs Leben kam. Hinkend und blutend …

    Sie versuchte, den Anblick ihrer toten Gefährtin aus dem Kopf zu bekommen, jedoch wurde es nur noch schlimmer. Sie hatte wieder den Eisengeschmack in der Nase, sah das mit Blut verklebte schwarze Fell. Die Pfote.

    Und sie spürte diesen unbändigen Hass in sich. Hass auf diese Elfenbrut, die ihr alles genommen hatte. Ihre Schwestern, ihr Dorf, ihre Heimat. Csilla.

    »Ihr werdet Eure Rache bekommen, Schwester«, erklang eine Mädchenstimme hinter ihr.

    Thesalis zuckte unwillkürlich zusammen und fuhr herum.

    Vor ihr stand die Amazonenkönigin – das Mädchen, das ein ganzes Volk anführte. Ihre unwirklich schwarzen Augen waren auf Thesalis gerichtet, musterten sie. Wie bei ihrer Ankunft, trug die Königin ein einfaches, weißes Gewand, das – entgegen der Kleidung der anderen Amazonen – nicht die linke Brust frei ließ. Sie wirkte dadurch unschuldiger und reiner als jedes Wesen, das Thesalis in ihrem Leben gesehen hatte.

    Die Königin legte den Kopf schief. »Euer Herz weint und euer Verstand ist von Trauer getränkt. Aber das ist gut so. Trauer kann sich in Hass umwandeln. Und Hass bedeutet Kraft und den Willen, nach vorne zu schauen – etwas zu verändern.«

    Thesalis fröstelte, als sie den unwirklichen Unterton in der Mädchenstimme wahrnahm. Sie wusste zwar, dass man über die Königin der Amazonen sagte, dass sie direkt von Göttin Artaami abstammte, aber bisher hatte sie noch nie persönlich mit ihr zu tun gehabt. Und diese … Übernatürlichkeit, die ganz eindeutig an dem Mädchen haftete, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.

    »Ihr werdet viel Kraft brauchen für Eure Mission«, fuhr die Königin fort.

    Die blonde Amazone senkte den Blick und nickte. »Wann darf ich aufbrechen?«

    Als die Königin keine Antwort gab, sah sie wieder auf und bemerkte ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens.

    »Ihr werdet zunächst dem Elf helfen, sein Schicksal zu meistern.«

    Es war kein Befehlston, mit dem die Königin sprach und dennoch fühlte es sich für Thesalis genau danach an. Sie wusste, wen das Mädchen meinte. Diesen überheblichen dunkelhaarigen Dreckskerl, den sie hierher geführt hatte. Sie hatte geglaubt, dass es damit zu Ende sei und sie ihn nie wieder sehen müsste, da die Amazonen ihn augenblicklich hinrichten würden, doch anscheinend war das nicht der Fall.

    Jetzt verlangte ihre Königin allen Ernstes, dass sie ihm half.

    Ihm. Diesem Bastard!

    Hätte sie ihn doch nur getötet, als sie Gelegenheit dazu hatte! Damals am Fluss, als er ihr ausgeliefert gewesen war. Sie hätte ihm die Kehle durchschneiden und ihn elendiglich verbluten lassen sollen!

    Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie musste all ihre Beherrschung aufbringen, damit ihr Tonfall angemessen blieb. »Wie meint Ihr das?«, fragte sie und mahlte mit den Kiefern.

    Sie würde eher vom höchsten Baum des Waldes springen, als diesem arroganten, sturen Elf auch nur einen einzigen Gefallen zu tun.

    »Ihr würdet dabei sterben«, schmunzelte die Königin. Als Thesalis fragend eine Augenbraue hob, wurde ihr Lächeln breiter. »Wenn Ihr vom höchsten Baum springt«, erklärte sie. »Ihr würdet sterben.«

    Erneut zog ein Schauer durch Thesalis’ Körper, als sie merkte, dass die Königin ihre Gedanken gelesen hatte.

    »Ihr mögt den Elf nicht«, fuhr diese unbeirrt fort. »Das ist verständlich bei allem, was Ihr durchmachen musstet. Aber … er ist nicht irgendein Elf. Vielleicht hilft Euch dieses Wissen dabei, ihn zu unterstützen.«

    Thesalis sah das Mädchen entgeistert an. »Wie … meint Ihr das?«, fragte sie schließlich.

    »Kommt mit, ich zeige es Euch.« Die Königin machte mit dem Kopf eine Bewegung zur Tür.

    Die Amazone stellte ihren Weinkelch, den sie – wie sie soeben bemerkte – die ganze Zeit umklammert hatte, auf eine Kommode und folgte dem Mädchen aus dem Zimmer. Ihr blieb keine Wahl, wenn die Königin etwas befahl, musste sie gehorchen. So schrieb es das Gesetz vor. Zudem … war sie insgeheim neugierig darauf, was es mit diesem Maryo auf sich hatte.

    Warum sollte er so wichtig sein?

    Während sie der Königin durch die Gänge des Palastes folgte, sah Thesalis sich unauffällig um. Sie fühlte sich hier alles andere als wohl und wusste, dass sie so schnell nicht wieder in die Amazonenhauptstadt zurückkehren würde, wenn das alles vorbei wäre. Zu viel Prunk, zu wenig Natur … wie konnte sich eine Amazone hier zu Hause fühlen? Ohne den Boden des Waldes unter ihren Füssen? Den Duft des Unterholzes? Das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln?

    Das Mädchen führte sie zu einer Tür, vor der zwei Kriegerinnen standen, die respektvoll die Köpfe neigten, als die Königin vor ihnen anhielt.

    Gerade als sie zur Seite traten und ihrer Herrscherin die Tür öffnen wollten, wurde diese von innen her aufgerissen und im nächsten Moment stand ein dunkelhaariger Elf im Türrahmen, auf seiner Brust die Speerspitzen der beiden Kriegerinnen, die rasend schnell reagiert hatten.

    Thesalis starrte ihn hasserfüllt an, er erwiderte ihren Blick jedoch nur beiläufig und richtete seine goldenen Augen dann auf das Mädchen, das direkt vor ihm stand und zu ihm aufsah.

    »Ich sehe, du bist wieder auf den Beinen«, sprach die Königin in sanftem Tonfall. »Wie erfreulich.«

    Maryo schnaubte und ließ seine Augen schmal werden. »Warum sperrt Ihr uns hier ein? Was soll das Ganze? Ich will zu dem Sternentempel und weder Ihr noch Eure Speerpüppchen werden das verhindern!«

    Die Königin hob beschwichtigend die Hände, legte die Fingerspitzen an die Speere und schob sie beiseite. »Die Kriegerinnen sind zu deinem eigenen Schutz hier postiert«, erklärte sie immer noch in seelenruhigem Tonfall, als hätte sie Maryos Wut gar nicht bemerkt. »Was denkst du, wie viele deinen Kopf auf einem Pfahl sehen wollen, wenn sich herumspricht, dass sich ein Elf im Palast aufhält?« Sie legte ihm eine Hand auf den Unterarm und Maryo ließ es zu, knurrte aber warnend. »Ihr hattet Glück, dass ihr so früh am Morgen hier eingetroffen seid und sich noch nicht viele Amazonen auf den Straßen herumgetrieben haben. Wäre es anders gewesen, hättest du meinen Palast wohl kaum lebend erreicht.« Ihr Blick wurde von einem Schatten überlagert. »Viele meiner Töchter und Töchtertöchter haben diejenigen, die sie liebten, wegen euch Elfen verloren.«

    »Ich bin keiner von ›denen‹!«, zischte der Elf und warf den Kopf zurück, sodass sein dunkles Haar nach hinten flog. »Ich stamme aus …«

    »Aus Altra, ich weiß«, unterbrach ihn die Königin. »Aber dein Geburtsort ist ein anderer.«

    Die Augen des Elfen wurden nun zu dunklen Schlitzen. »Wie meint Ihr das? Warum habt Ihr mir diese … Erinnerungen gezeigt? Und warum habt Ihr mich ›Bruder‹ genannt?« Seine tiefe Stimme wurde zu einem drohenden Grollen, während er sprach.

    »Weil das deine Bezeichnung ist, wenn ich mit dir rede«, antwortete die Königin, ohne sich von Maryos Ärger beeindrucken zu lassen. »Aber folge mir. Ich werde dir alles in Ruhe erklären – oder besser: zeigen.«

    Für einen Moment schien der Elf zu zögern, dann nickte er und wandte den Kopf leicht zur Seite. Ohne dass er etwas sagen musste, erschien nun auch die Magierin in der Tür, die wohl die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte.

    Thesalis musterte die Menschenfrau. Sie sah mitgenommen aus. Das dunkle lange Haar war matt und fiel ihr zerzaust über die Schultern, die Wangen waren eingefallen und dunkle Ringe zogen sich um ihre hellen Augen. Dennoch hatte sie den Kopf in ungebrochenem Stolz erhoben und strahlte eine Stärke aus, für die Thesalis sie beinahe bewunderte. Ja, diese Frau war eine Anführerin – und eine Kämpferin. Auch wenn die Amazone es nicht verstand, gar abartig fand, aber Edana und den Elf verband etwas ganz Besonderes, das konnte man auf den ersten Blick erkennen. Maryo war wild wie die See – Edana der ruhende Fels, der die Brandung bezwang.

    Für einen Moment musste Thesalis die Augen schließen, da ihr mit einem Mal schwindlig wurde.

    Zwei Seelen … in Unendlichkeit verbunden … durch Tod geschieden … durch Hoffnung vereint …

    Die Worte hallten in ihrem Kopf, obwohl niemand gesprochen hatte und sie spürte, wie sich ihr Herz mit einem Mal verkrampfte, als würde ein Strick darum festgezogen.

    Unwillkürlich griff sie sich

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